Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070828020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907082802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907082802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-28
- Monat1907-08
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe 8. Bezug«-Preis für wch,«a Mld «oror« durch «f«r« Lrä,« «w kp«dtt«-n tut Hau» grbruchtr ilulob« L (uur «oroeu») virrteljährlich 3 >4, monatlich I M.; Lu»aab« S (moraent und adrod») viertel» jährlich 4.50 M., monatlich 1.50 vi. Durch di« Vvk de»oae»: (2 mal tLglich) innerhalb DrutlchlandD und der deutichen «olonien vieNrltLbrltq 5,25 M., monatlich 1,75 M. audschl. Poft, deftellaew, für Oesterreich 9L Üt> h, Ungarn 8 L vtertrljLhrlich. Abonnement-Annabme: Uuguftu-vlatz bei unseren Lrtaern, Mtalen, Spediteure» und Annahmestellen, sowie PoftLmtrrn uud vrirftrtgern. Di« einzelne Stummer kostet Ist Pfg. Redaktion und LxpeLUiou: Johannilgasic 8. Del-Vhon Str. IE, Str. IE Nr. IE. verltner «edattt»u».lv«««i: Berlin kNV. 7, Prinz Louis Ferdinand» Strafte 1. Telephon 1, Str. 9275. MpMerTagMM Handelszeitung. Rmtsvlatt des Rates und -es Polizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Auzeigen-Prei- für Inserat« au» Leipzig und Umgebung die «gespaltene Petit,eile 25 Pf,, ftnanztelle »neigen 80 Ps,, Reklamen 1 M.; »on autwiirt» 30 Pf,, Reklamen 1.20 M, vom«uiland50Pf., finan,. «neigen75Pf. Reklamen 1.50 M. Inserat, ». v-HSrden im amtlichen Dell40 Ps Beilagegebübr 5 M, p. Lausend e.'kl, Post- gedubr. Aeschastsan,eigen an bevoringler Stelle im Preise »rhSht. Rabatt nach Tarit. Festerteilte Aufträge Unnen nicht zurück- gezogen werben. Für da» Erscheinen an destlmmten Lagen und Plätzen wird keine Barantie übernommen. Anzeigen-Annahme-. Uugustutzpla, 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» In» und AuilandeS. Haupt -Filiale «erltur Earl Lunik-., Herzog!. Bavr. Hofbuch handlung, Lützowstrafte 10. (Telephon VI. Nr. 4M3). Nr. 238 Mittwoch 28. August 1907. 101. Jahrgang. Das wichtigste vom Tage. * Staatssekretär Dernburg setzte am 25. August vom Kara wanenlager Salen i aus seinen Marsch auf Tabora fort. Das Land ist infolge großen Wassermangels vertrocknet; Wasser ist nur wenig und in schlechter Qualität vorhanden. * Bei dem heutigen Jubiläum des Fürsten vonBul- garien übermittelte der deutsche Generalkonsul diesem, wie aus Sofia gemeldet wird, die Glückwünsche des Kaisers und der kaiser lichen Regierung, auch sandte der Kaiser ein unmittelbares Telegramm an den Fürsten. * Die „Tribüne"' meldet aus Tanger: Hier verbreitete Gerüchte besagen, daß der frühere Sultan Abdul Aziz in seinem Palast in Fez ermordet worden sei. Die spanische Kolonie hat Befehl erhalten, Alkazar zu verlassen. lS. Ausl.) * Das englische Schlachtschiff „Commonwealth" hat durch Grundstoß eine schwere Havarie erlitten. (S. Ausl.) Deutscher Katholikentag. Würzburg, 27. August. Um 5 Uhr nachmittags begann in der Festhalte die zweite öffentliche Generalversammlung, zu der der Andrang stark war. Namentlich da Professor Dr. Spahn «Straßburg i. E.) über Katholizismus und Hochschulen und Rektor Brück (Bochum) über Katholizismus und Volks schule sprach. Auch die studentischen Korporationen aus dem Reiche hatten sich zahlreich eingefunden. Dagegen bemerkte man die Würzbur ger Studentenschaft verhältnismäßig wenig. Als erster Redner sprach Pfarrer Barchels (Bielefeld) über die Fürsorgeerziehung. Der Redner verlangt die Mithilfe der katholischen Ver eine bei der Fürsorgeerziehung. Auch die Laien müßten mithelfen, da die Geistlichen allein nicht ausreichen. Er hob die Tätig keit der protestantischen Inneren Mission hervor, die es auch verstanden habe, die Laien zur Tätigkeit heranzuzichen. Er wünscht, daß auch die Studenten herangczogen werden, und vor allem in der Diaspora neue Missionen gegründet werden. Hier greife der Bonifatius-Berein ein. In unserer Zeit sozialer Fragen stehen diese mit Recht im Vordergründe, aber darüber darf man auch die Stärkung des religiösen Lebens nicht vergessen. Hierauf sprach Professor Dr. Spahn (Straßburg i. E.) über: Katholizismus und Hochschulen. Der Redner wurde stürmisch begrüßt. Er führte aus: Wir stehen seit Jahrzehnten unter dem Zeichen der sozialen Probleme. Wenn nicht alles täujcht, werden jetzt die Grundlagen unseres Bildungswcsens und der Schulorgani'ation mehr und mehr der breiten Erörterung unter zogen werden. Zwei Fragen stehen im Vordergrund, ob die deutschen Schulen den anerkannten Einfluß der Religion abschüttcln können und ob die Schulen der Bildung unserer Söhne und Töchter zur abge- schlossencn Weltanschauung zu verhelfen vermögen. Wir haben haupt sächlich Volksschulen. Aber daneben berührt uns das Problem: Was leisten die Schulen für die Weltanschauung der Na tion? Die Weltanschauung aber acht von den Hochschulen aus. Diese sind die Brennpunkte der Weltanschauung der deutschen Nation. Von dieser Tatsache aus müssen wir Katholiken, als Deutsche und als Katho liken uns fragen: Wie ist das Verhalten der Hochschulen zur Religion? Da müssen wir sagen, daß die Hochschulen vielfach ihre Mittel und ihren Einfluß in den Kampf gegen den Katholizismus stellen, daß sie aber anderseits uns die Mittel an die Hand geben, diesen Kampf auszunchmen. Jeder Mensch braucht eine Weltanschauung. Er muß sich seiner reli giösen und sittlichen Verpflichtungen bewußt werden. Leider sind immer weitere Kreise unseres tief angelegten Volkes oberflächlich und gleich gültig geworden und dadurch wird unsere nationale und christliche Zu- kunft gefährdet. Daher müssen die Universitäten der Erziehung der Studenten zu einer christlichen Weltanschauung ihre Aufmerksamkeit zu wenden. Das Spezialistentum hat unter den Lehrern der Hochschulen über hand genommen. Dieser Geist werde leicht eng und beschränkt. Man habe sich von Philosophen wie Häckel, die sich an den aller em st e st enProblemenvorbeiflüchten, einfangen lassen. Erst Leute wie Loofs, Schell usw. hätten dem Monismus Halt geboten. Zu derselben Zeit habe sich auch ein tüchtiger Mann wie Paul- len (Berlin) zugunsten der katholischen Weltanschauung (?) ausge sprochen. Ihm sei dafür Dank zu sagen. Wir müssen alles fördern, was den Geist der Universitas und damit den christlichen deutschen Geist an den Hochschulen stärken kann. Wir müssen alle Angelegenheiten der Wissenschaft wie auch ernste populär wissenschaftliche Bestrebungen fördern und stärken. Wir müssen die Universitäten durch Presse und Literatur fördern, den Volksgeist an regen. Diejenigen, welche im Dienste der vertieften Weltanschauung kämpfen an den Universitäten, sie bilden den Rückhalt der öffentlichen Meinung. Leider bewege sich die liberale Presse überwiegend in umgekehrter Richtung. Aber auch unsere katholische Presse ist überreich an politischen Leitartikeln und sozialen Erörterungen, die Weltanschau- - ungsfrage aber, die Not der Zeit, wird nicht gefördert. Tas muß anders werden. Wir brauchen eine einheitliche befriedigende Weltanschauung auf Grundlage des christlichen, des deutschen Geistes, aus welchem die Lehrer die Kraft schöpfen, ihre Pflicht zu erfüllen. Die Weltanschauung muß von innen heraus kommen. Mit Gewalt läßt sich nichts machen. Was können wir bei den Universitäten tun? Tie Zeit der alten Univcr- sitäten ist unwiderruflich vorbei. Das Korporativnsleben verliert In halt und Reiz. Turnerei und Sinaerei und das Leben in den Kneipen tut cs nicht mehr. Ein Vorbote dafür, wie cs in den studentischen Krei sen aussieht, war die Hochschnlbewcgung gegen die katholischen Korpo rationen. Sie war negativ, sie war sogar antiklerikal, aber sie war bemerkenswert als erste Blüte neuen Geistes, frei lich als eine taube Blüte. Die Universitäten müssen den Stu denten mehr als bisher bieten. Wir müssen vorwärts gehen und Erfolge erringen auf den weiten fruchtbaren Fluren der Arbeit des deutschen Volkes und des christlichen katholischen Geistes, der auch auf den deut schen Hochschulen leuchten und blühen muß. (Stürmischer Beifall.) Als dritter Redner sprach Rektor Brück (Bochum) über: Katholizismus und Volksschule. Die Volksschule scheine mehr und mehr der Kampfplatz zu werden, auf welchem sich entscheiden soll, ob Christus über die mensch liche Gesellschaft herrschen soll oder seine Wider - sack er. Auf dieser Frage beruht im letzten Grunde der ganze Kampf auf dem Sckulgebiete. Es handelt sich dabei nicht um den Gegensatz zum gläubigen Protestantismus, mit dem die Katholiken in bezug auf die Volksschule vielfach Zusammengehen. Die katholische Weltanschauung verlangt, daß die göttlichen ursprünglichen Gebote auf allen Gebieten maßgebend sind, wo sie in Frage kommen, denn sie umfassen alle Zeiten nnd Völker. Kein Wunder, daß diejenigen, welche dem Unglauben Vor schub leisten, die Entfernung des Religionsunterrichts ans den Lehr plänen in den Schulen fordern. Deshalb müssen wir die Schnlsrage auck auf den Katholikentagen behandeln. Katholizismus und Volksschule gehören zusammen wie Fundament und Haus. Derjenige versündigt sich schwer, der die Volksschule auf einer anderen Grundlage ausbauen wollte, als auf der christlichen Weltanschauung. Tie Schule soll das Gemüt veredeln. Die Gegner der christlichen Schule begnügen sich mit den not- wendigen Kenntnissen und Fähigkeiten für das irdische Leben. Wir aber wollen Christen erziehen. Wir sind dazu da, Gott anzuerkenncn nnd zu lieben, zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen. Das ist das Ziel des menschlichen Lebens nach unserer Auffassung und muß auch das Ziel der Erziehung sein. Wir Katholiken erbeben mit aller Entschieden heit Einspruch dagegen, daß man die Volksschule zu einer bloßen Dres suranstalt für weltliche Zwecke macht und unsere Lebrer zu Handlangern des Atheismus erziehen will. Wie kann ferner ein Lehrer über die Reli gion sprechen ohne seine religiöse Uebcrzeugunq oder Feindschaft durch blicken zu lassen? Während die Gegner als Ideal der Erziehung den I vollkommenen Menschen bezwecken, der nicht existiert, wollen wir Katho- ! liken das Ideal der höchsten Vollkommenheit nicht nur auf dem irdischen Gebiet, sondern auch auf dem göttlichen. Katholizismus und Volks schule gehören zusammen. Auch gegen den doamenlosen Religionsunter richt muß man sich wenden. Er ist etwas Widersinniges. Wenn man Morallehre treiben will, führt man nur das Volk irre. Gegen eine solche Fälschung kann nicht laut genug protestiert werden. Der Katholizismus fordert, daß der Religionsunterricht eine Zentralstellung im Unterricht einnimmt. Hieraus ergibt sich die notwendige Folgerung, daß die Volksschule konfessionell sei. Die Führung der Kleinen zu ihrem Heiland wird in der konfessionellen Schule besser ge fördert, wie in der Simultanschule. Deshalb fordern wir für die katho lischen Kinder katholische Schulen, und ferner auch gute katholische Lehrer, denn der Katholizismus gilt für alle Zeiten und Völker. Mag ein Volk noch so große Kuilurfortjchritte machen, sie werden ihnen keinen Segen bringen, wenn es die christliche Weltanschauung vom öffentlichen Leben und von der Jugenderziehung ausschließt. Ein trauriges Beispiel hierfür ist Frankreich. Wir müssen daher auch weiter auf der konfessio nellen Volksschule bestehen und auch die katholischen Lehrer vereine unterstützen. Wir dürfen die treuen Streiter für die katho lische Weltanschauung nicht im Stiche lassen und auch nicht die Volks vertreter, welche in den Parlamenten für die christliche Schulgesetzgebung kämpfen. Alle diese Leute, und besonders die Lehrer, haben zahlreiche Angriffe abzuwchrcn und sich gegen Verdächtigungen zu vereidigen. Es ist die Pflicht des treuen katholischen Volkes, um dessen Kinder es sich handelt, ihnen beizustehcn. Die Feinde des Christentums werden nicht imstande sein, uns die Schule, das treue Kleinod, zu entreißen, das wir von unseren Vätern überliefert erhalten haben und das auch wir unseren Kindern überliefern wollen, wie wir es von unseren Vorfahren empfangen haben. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Während der Sitzung waren folgende Antworttelegramme einge- laufcn; zunächst die Antwort des Papstes: Seine Heiligkeit ist nicht nur erfreut darüber, daß viele und be deutende Männer aus ganz Deutschland in Würzburg zur Beratung über katholische Angelegenheiten zusammengekommen sind, sondern Se. Heiligkeit schätzt auch sehr hoch die Gesinnung de^ Eraebenheit und des Gehorsams, die Sie kundgetan haben. Er jpendet darum allen, die an der 51. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands teilnehmen, aus vollem Herzen seinen apostolischen Segen und fleht zu Gott, dem Inbegriff alles Wissens, daß er mit seinem Licht alle Teil nehmer erfüllen möge und daß die Generalversammlung ihr so glücklich begonnenes Werk mit reicher Frucht zu Ende führen möge zum Wohle der Religion und zum Besten eures Vaterlandes. Das Telegramm, das vom Staatssekretär Merry del Val unter- zeichnet ist, erntete stürmischen Beifall. Vom Prinzregenten Luitpold ist folgendes Antworttelegramm ringe- gangen: Sc. Königliche Hoheit der Prinzregent haben die Huldigungen und die Kundgebungen der treuen Gesinnung der in seinem Geburts ort Würzburg tagenden Generalversammlung der Katholiken Teut'ch- landS mit freudiger Genugtuung entgegengenommen und entbietet der Generalversammlung allerhöchst seinen wärmsten Dank und Gruß. Generalleutnant v. Sielemann. Die Versammlung brachte ein stürmisches Hoch auf Papst und Prinz regenten aus. Es würde dann ein Telegramm des Wiener Bürgermeisters Lueger verlelen. Er bedauert, wegen schwerer Erkrankung an der Versammlung nicht tcilnehmen zu können. — Präsident Febrenbach wünscht, daß jener Mann, der so viel für unser inniggeliebtes Nachbar volk getan habe und dafür gesorgt habe, daß der christliche Gedanke in Oesterreich wieder erweckt werde, bald seine Gesundheit wiedererlangen möge. (Lebhafter Beifall.) Zum Schluß der heutigen Sitzung gelangte das Antworttelegramm des Kaisers aus Hannover zur Verleiung. Der freudige Gruß der dort versammelten deutschen Katholiken hat mich tief gerührt und spreche ich der Generalversammlung für den Ausdruck treuer Ergebenheit meinen besten Tank aus. Wilhelm I. U. Der Verlesung folgte stürmischer anhaltender Jubel und donnernde -Hochrufe. Man erhob sich von den Plätzen und schwenkte die Hüte. Tie Versammlung legte eine große Begeisterung an den Tag. Tann wurde die Versammlung geschlossen. Feuilleton. Dec ist wahrlich mächtig, wer sich selbst besiegt. Orientalische Weisheit. SK Ans -em Lagebuche -es Generals Stössel. Das Moskauer Blatt „Stolitschnoje Utro" hat dieser Tage mit dem Abdruck deS Tagebuches des Generals Stössel begonnen. Die Auszeich nungen nehmen »bien Anfang am 26. Januar 1901, einen Tag vor dem Ausbruch des russisch-japanischen Krieges. Am 27. Januar schreibt Stössel: „Gegen 10 Uhr abends waren wir gestern wie gewöhnlich schlafen gegangen. Plötzlich erwache ich von Schüssen, trete an das Fenster und sehe, daß die Schiffe auf der Reede überall beleuchtet sind. Ich lasse nachforschcn und erhalte die Antwort, daß für das Geschwader eine Nachtübung angesetzt sei. Ich legte mich wieder nieder, stand aber bald wieder auf, da das andauernde Schießen einen recht kriegerischen Eindruck machte. Gleichzeitig kam aus dem Stabe eine Ordonnanz mit der Meldung, daß die Javaner mit ihren Torpedobooten unsere Schisse angegriffen hätten. Ich eilte zum Statthalter. An der Hauptwache ließ ich die Wache herausrufcn und erklärte, daß die Japaner Plötzlich an gegriffen hätten; der Krieg habe also begonnen. Es wurde ein Hoch aus den Zaren ausgebracht. Ick ließ dann alle im Disziplinararrcst befind- iichen Soldaten frei. In den Stab sandte ich den Befehl, Alarm zu schlagen und die Forts und Batterien zu besetzen. Beim Statthalter sand ich den Admiral Withisst, die Beamten des Stabes des Statt halters und die Adjutanten. Alle sprachen flüsternd. Ich wurde sofort zum Statthalter gerufen. Alexejew war offenbar verwirrt, traf aber Anordnungen und fragte nach den meinen. Ich sagte, cs wäre ein großes Glück, daß die Japaner nur mit einer kleinen Anzahl von Tor pedobooten angegriffen hätten. Hätten sie viele geschickt, so hätten sie unser Geschwader vernichten und sofort mit den Transportschiffen nach der Talienwanbucht gehen und in Dalni landen können, da dort nur ein Bataillon des 14. Regiments stand. Von Dalni hätten sie sofort gegen Port Arthur vorrücken können, da bei uns mehr als zwei Drittel der Festung nicht nur nickt fertig, sondern noch nickt einmal im Bau war. Ich bat den Statthalter, sofort alle iu Port Arthur befindlichen Ja- Paner anszuweisen: es waren ihrer noch viele. . . . Der Morgen ver ging mit der Inspizierung der auf ihre Positionen rückenden Truppen. Obgleich die Truppen ihre Positionen kannten, st. waren cs doch nickt die Regimenter meiner 3. Brigade, dir jeden Fußpfad kannten. Wozu hatte man diese nach dem Jalu geschickt? Diese höhere Strategie ist für mich unbegreiflich. Es war wirklich ein starkes Stück, eine Brigade, die sechs Jahre in Port Arthur gestanden halte, vor dem Kriege fortzu- sühren und statt ihrer eine in Rußland aus kleinen Truppenteilen neu formierte zu schicken. ... Um 11 Uhr vormittags^ersolgte der erste Schuß der feindlichen Flotte, die etwa 8/ä bis 9 Seemeilen von de: Festung lag. Ich hatte mich zu unserer zehnzölligcn Batterie bei der „Elektrischen Klippe" begeben, auf die die Javaner ihr Feuer richteten. Zum ersten Male im Leben stand ich unter den Schüssen zwölfzölliger Bomben. Furchtbar ist die Gewalt der Explosion; eine Masse von Steinen und Erde wird in kolossalen Säulen in die Höhe geschleudert; schwarzer, dicker Rauch bedeckt weithin den Explosionsplatz. Man ge- wohnt sich bald, aber der Eindruck ist gewaltig. Tas Bombardement dauerte etwa 1 Stunde. Nach 30 Minuten traf eines unserer Geschosse von der Elektrischen Klippe das zweite Kopfschiks der feindlichen Flotte; man sah, daß das Schiff stark beschädigt war. Der Batteriechef Kapitän Shukowski operierte wie auf dem Exerzierplatz. Bei uns waren zwei Tote und drei Verwundete. Hier habe ich gesehen, was eine Verwun dung durch Lust, eine Kontusion ist. Nach einem Schuß aus einer zwölfzölligen Kanone flog eine Bombe an dem zweiten Geschütz vorüber, und ein Mann stürzte wie hingemäht nieder. Als man ihn auf die Tragbahre gelegt hatte, trat ich heran und sab, daß von seiner rechten Gesichtshälfte Blut floß. Ick hielt ihn für stark verwundet. Nach 20 Minuten stand der Mann wieder in der Front. ES erwies sich, daß die Bombe an seinem Kopf vorübergeflogcn war und die von dem Ge- schoß durchschnittene Luft einen solchen Druck ausgcübt hatte, daß auS der Wangcnhaut des Soldaten das Blut hervorbrach. . . ." Hier noch einiges ans den weiteren Aufzeichnungen des Generals: 4. März. „Heute trifft Ssmirnow ein; ich bin sehr froh, daß meine Mission hier endigt. Großfürst Kyrill Wladimirowitsch ist angekommen. ..." 5. März. „Ssmirnow war bei mir; er ist alt und grau, aber stark von sich eingenommen. Er fragte, wann ich abreiscn wolle. Ich ant wortete, möglichst bald. ..." 15. März. „Gestern erhielt ich ein Telegramm des Statthalters: daß mir Allerhöchst besohlen ist, hier zu bleiben, daß der Festung?» kommandant mir untergeordnet ist, daß mir die Rechte des Komman deurs eines abgctcilten Korps zugesprochcn sind, usw. Ein großer Verdruß. ..." 31. März. „Ein unglücklicher Tag. Vor meinen Augen ist die „Petropawlowsk" untergcgangen und mit ihr Makarow. Der Groß fürst ist gerettet. Beide Großfürsten sind schon aus Port Arthur ab dreist. . . Am Morgen war Makarow mit dem Geschwader nach Süden ausgelaufen. Vom Lager des 10. Regiments sahen wir, wie das Geschwader in Kiclwasscrlolonnc zum Hasen zurückkcbrtc: die Torpedo boote gingen nach dem Hafen, die „Petropawlowsk" folgte. Plötzlich gab cs bei Ljuty Nok eine furchtbare Explosion unter der „Petropaw- lvwsk", sodann eine zweite. Nach dieser zweiten Explosion ging die „Petropawlowsk" wie ein Stock zu Boden. In nicht ganz 2 Minuten war alles zu Ende. . . . Das übrige Geschwader wollte in den Hasen cinlausen. Plötzlich erplodierte unter der „Pobjeda" eine Mine. Tas Schiff legte sich auf die linke Seite, kam aber doch noch in den Hasen. Man nahm an, daß die Explosion das Werk eines Unterseebootes sei und begann von allen Schiffen ins Wasser zu schießen...." Goethe «nS der Sport «zu GoetbeS Geburtstag, 28. August). Goetbe. dessen Geburtstag zu gedenken erfreulicherweise medr und mehr gebräuchlich wir», dnt vom Sport wie wir i!m heute vcrsteden, noch nicht viel gewußt. Es ist aber, als ob dieser große Geist, der Natur und Menschheit als ein Ganzes um- iaßle, auch hierin schon eine Ahnung von der künftigen Entwicklung gehabt Hobe. Ter Unterschied zwischen dem jungen Engländer und dem jungen Deutschen fiel ihm ins Auge: was für tüchtige hübsche Leute mit gesunden Sinnen doch die jungen Engländer wären, die er bei sich in Weimar zu sehen Gelegenheit halte! In bezug hierauf sprach er den Wunsch auS, daß etwa nach einem Jahrhundert es auch die Deutschen soweit gebracht haben möchten, nicht mehr abstrakte Gelehrte und Philosophen, sondern Menschen zu sein. Goethe selbst ist in Sport übungen seiner Zeit vorausgegangen. Man kennt seine Begeisterung für den Eissport; auch war er ein guter Reiter und vor allem »iu leidenichast- kichcr Fußgänger. Wenn er seine Cportübungen nicht weiter ausgedehnt bat. so muß man die Grenzen erwägen,' die noch den damaligen Anschauungen und Lebensgewohnheiten sportlicher Betätigung gezogen waren. Aber sehr wohl erkannte Goethe, daß vernünstige Ausübung deS Sports und ichöuselische Kraft in einem unmittelbaren Zusammenhang standen, und er hob be'onders hervor. Laß Lord Byron, der täglich mehrere Stunden tm Freien lebte, bald zu Pferde am Strande des Meeres reitend, bald im Boote segelnd oder rudernd, dann sich im Meer« badend und seine Körperkrast im Schwimmen übend, einer der produktivsten Menschen sei, die je gelebt bättcn Für ibn war die fleie Luft des Feld»s. wie er Eckermann sagte, der eigentliche Ort, wo wir hingebölcn, und ausdrücklich erkannte er die produktivmackenden Kräsle, die in der körperlichen Bewegung liegen, an. Einer der hübschesten Züge in den Ber- hältnisjeu GoetbeS zum Sport ist daS lebhafte Interesse, das er bezeigte, als Eckermaun ihm von dem Bogeniport in Brabant erzählte. Unser deutsches Kegrlbahnvergnügen erschien ibm dagegen roh und ordinär. Ueber daS Turnen sagte er: „Ich bin den deutschen Turnübungen durchaus nicht abgeneigt. Unsere deutsche Fugend bedarf es, besonder- die studierende, der bei dem vielen grinsten und gelehrten Ticiben alles körperliche Gleichgewicht seblt und somit jede Tw- krast zugleich." Solche AuSiprüct.e berechtigen unS, Goethe- große- Borbtld anzurujen, wenn wir die körperliche Ausbildung zu einem unadlöSkicheu leite der deutschen Jugenderziehung entwickeln wollen. * Wie LensationSromane gemacht werden. Eine bekannte Berlin«: Verlagsbuchhandlung stellt dem „Lit. Echo" da- folgende, au- einer großen süddeutschen Garnisoustadt au sie gelangte Schreiben zur Verfügung, da» wir
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite