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Dresdner Journal : 28.06.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185906285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-06
- Tag1859-06-28
- Monat1859-06
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 28.06.1859
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Dienstag, -en 28. Jmi. »14S 18S» Atzouimntnlspxrist: ! f- t Ille. tOXgr. iu Im LaManS» >/^i»k>I.: 1 ,. 10 ., ,. „ l teiN ?y«t- uaü Hoo»tliel> iv Vr«»4»a: 15 ->'«>- t St«wp«lLi> Liverlvv Xnmmeni: 1 bc'pr. I »cdlag klnru. »aserateapreise: kllr Seo ki»um einer a"pelt«n«n Lelio: 1 Xgr. ^'»ter„kiiogoeemit ' Sie /.eil«: 2 blxr. Erscheine,: l'itglleb, aüt Xaen^kmo Ser 8»on- onS keierteg», SdeuS, Nir Son soigonSon 1»x. Dres-nerImnwl. Verantwortlicker Nedacteur: I. G. Hartmauu. rnstralraanoahme auswärts: I<«x«tL: I x. it«L»i,,rilrr>» . l.'u>iuoii«!<,ni»r So, Orosäuer ^oiuuel,; oi,enS»,oii>»t: II. Nvxxr.n; LItoo»: H>Lsxx»r«i.i L Vsoiee; Portio: Oeurii,'»< I>« Luodli., linriroiri»'» Itoreou: preioeo II. ^cniorr»:; krooptorl ». U.: ui,n »oll« UuctilionSI.; L»ooorer: dt»ni.,»»:rir» » Lu io»u; Li>lo: ^»»i r ItxvxXL»; Lori,: v. (28, ruv «los dun, ei>t>»u,); kr»g: I x. Ii«Xl.rcu'i ÜuebiieuSInii^. Herausgeber: KiinI^I. 4i»p«Sitivo So, vroiäoor Souroal», I-re-Sou, dt»>iov,tr»«o dir. 7. Amtlicher Thei!. Drssde», 24. Juni. Se. Königlich» Majestät habt» geruht, d»r Adoptivtochter deS Geheimen Rathr« Ma- j,r« a D. und Kammerherrn Anton von DzirmdowSko Johanne Wilhelmine Anna Käpping mit Beilegung de» Kamtli,»namen« von DziembowSka die Erhebung in d,S hiesigen Königreich« Adelsstand zu -ewllligrn. Nichtamtlicher TIM. Ueberstcht. relegraPhische Nachrichten Zeitna-sschau. (Preußische Zeitung.) Lageßaeschtchte. Wien: Graf Karolpi. Zeldzeugmei- ster KhUlat. Widerlegung falscher Gerücht,. Waaren- verkehr der Lombardei mit Tirol verboten. Lord Lof- IU«. — Triest: Französische GeleitSbrlef«. — Ber lin: Fürst v. Hohenzollern. Zur Mobilisirung Steuer zuschläge. Handwerkrrverein. Der Prinz-Regent nach Weimar. — München: Eommandant de« 7. Lun- deSarmrrrorpS ernannt. — Augsburg: Graf Rech- berg und Freiherr v. Schrenk. — Lindau: Die Re gentin von Parma. — Koburg: Vorn Landtage. Sinnahme der Werrabahn. — Luxemburg: Ein berufung der Stände. Herr Augustin. — Pari«. Lagrrbericht. Proces der CoulissierS. Verstärkungen nach Italien. Pistolen für Victor Emanuel Ueber- «achung der ZeitungSpreffe. vermischte Nachrichten. Lern: vermischte«. — Haag: Da« limburgische Sontingent. Vertrag mit Portugal. — Turin: Mi-Helligkeiten zwischen den Alliirten. — London: Der König der Belgier. Completlrung d«S Eabinet«. Prinz von Wale« zurück. — Antivari: Fremde Kriegsschiffe. — New-Jork: Di» Frag« über die Rechte der Neutralen. Ls« Krlea-schaaplatze. Dressur? Nacktzricbteu. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Elster. Meißen. Pirna. Savda.) Wissenschaft, Kunst und Literatur Liuarsaudtes. Statistik uud LolkSivirthschaft. vürsrnuachrichteu. Inserat«. La-eSkaleuder. Telegraphische Uachrichtrn. Uetzer si« Schlacht am Minri o liegen un« heute aatzer dem officiellen österreichischen Berichte — den wir nuten unter „Kriegsschauplatz" mitthrilen — fol gende telegraphisch« Meldungen vor: Pari», Sonntag, SS. Juni, Abend». Ein zum bentigen „Moniteur" erschienene» Extrablatt bringt folgende» Telegramm: Cat»rian«,26. Juni, Mit tag». Die vesterreicher, welche, um un» anzuarei- fen, mit ihrer ganzen Armee den Minrio überschrit te» hatten, wurden^geznmagea, die eingenommenen Stellunaen zu verlassen und sich auf da» linke Rincto-Ufer zurückzuziehen. Sie sprengten die Brücke bei (Seite. Ihr Verlust ist sehr betracht lich, der «nsrige bedeutend geringer. Wir eroberten M Kanone» und 3 Fahnen; 7 V Vv Oesterreicher »»rden zu Gefangenen aemacht. General Riel m»d sein Eorp» haben sich, wie die ganze Armee, mit Ruh« bedeckt, General Auger hat einen Arm verloren. Die piemontefische Armee, welche den äußersten linkeu Alüuel bildete, hat dem Feinde beträchtliche Verluste veigebracht, nachdem sie vor- her mit großer Erbitterung gegen überlegene Kräfte gekämpft. (Bgl. unten den österreichischen Bericht) Torin, Sonntag, SS. Juni. Rach dem hier erschienenen officiellen Bulletin hätte Kaiser Franz Joseph bei der vorgestrigen Schlacht in Person die österreichische Armer befehligt. Die Alliirten haben 30 Kanonen und mehrere Fahnen erbeutet uud 6000 Gefangene gemacht. (Da der „Moniteur" von 7000 Gefangenen spricht, so scheint vorerst nur eine sum marische Schätzung derselben stattgefunden zu baden.) Außerdem liegen heule noch folgende t.-legrapbische Meldungen vor: Frankfurt a. M., Sonnabend, 25. Juni, Abend». In der heute stattg-habten Bundestags sitzung machte Her preußische Bundetgesandte die Mobilmachung betreffende Mittheilungen. Einer andern Meldung zufolge hat äußerm Bernehmen nach Preußen zugleich den Antrag auf Aufstellung eine» Observatiouscorps am Oberrhein eiugrbracht, welche» au» dem siebeuteu und achten BundeSarmeecorp» unter dem Oberbefehle Bayern» bestehen soll. Dieser Antrag soll dem Militär ausschüsse überwiesen worden sein. Au» Darmstadt wird gemeldet, daß die hes fische Regierung mit Rothschild und einem dortigen Bankhause ein mit 5 Procent zu verzinsendes Aulehen im Betrage von 3,200,000 Gulden ab geschlossen habe. Der Emisfionsprei» ist noch un bekannt. Die Julicoupon» sollen von der dor tigen Bank gezahlt werden. Bern, Montag, 27. Juni. Eine Abtheilung Garibaldi'scher Alpenjäger unter Mediri hat den Tonalepaß an der tiroler Grenze besetzt. Fran zösische Mineur» sollen die Militärstraße längs de» Comersee's mehrfach unterminirt haben. (Die Straß, über den 6 Meilen nördlich vom Gardasee lie genden Tonalepaß führt au« dem Thal de« obern Oglio — val-8amonlca — in da« Bal-di-Sole, da« nörd lichst« der Thäler von Wälschtlrol. Die Militärstraße läng« d,S Comersee« läuft nördlich von jener in paral leler Richtung durch da« Belllin über Sondrio und da« Slilfser Joch in« Bintschgau. Man will also durch diese Maßregeln österreichischen Truppenoperationrn im Rücken der alliirten Armee, von Tirol her, Schwierigkei ten in den Weg legen ) Dresden, 27. Juni. Dir gestrige „Preußische Zeitung" enthält an der Spitze ihre« nichtamtlichen TheileS folgenden Artikel: „Vie „Bosfische Zeitung", welche seit dem Beschluß der Mobilmachung eine oppositionelle Stellung gegen di« Re gierung eingenommen hat, um di, wahren Interessen de« Landes der Regierung gegenüber zu schützen, erklärt da« „eu ropäische Gleichgewicht" für »in« „vieldeutig« Redensart, mit welcher man nicht einen Schritt weiter komme. E« sei ein, inhaltlos« Phrase, die, wenn sie einen Sinn haben solle, denselben nur sehr ungenü gend bezeichne." Nachdem die Denkschrift des Ministe rium« de« Auswärtigen vom 4 Mai, die Erklärungen de« Herrn StaatSministerS v. Schleinitz da« europäische Gleichgewicht al« einen leitenden Gedanken der preußischen Politik bezeichnet hatten, nachdem die Thronrede am Schlüsse de« Landtag« diese Erklärungen in feierlicher Form bestätigt und den Entschluß Preußens verkündigt hatte, „daS Gleichgewicht Europa« zu wahren", hatte die „Bossische Zeitung" dir Pflicht, sich eingehender mit dem Begriff de« europäischen Gleichgewicht« zu beschäftigen und ihre Aeußrrungen umsichtiger zu halten, wenn r« ihr angemessen schien, diese« Gegenstand zu behandeln. Ihr« Definition de« Gleichgewicht«, de« „wirklichen Gleich gewicht«", ist jrdenfall« schwer verständlich, nur so viel ist klar, daß dieselbe von jeder Betonung der rechtlichen und sittlichen Factvrrn im Bölkerleben in der Gemein schaft der Staaten abfleht. — Die Unabhängigkeit der Nationen bedarf wie im Innern so auch nach außen gewisser Garantien. Im Innern d,< einzelnen Volke« gewählt sie der Staat und seine Verfassung; nach außen gewährt sie die von allen Staaten zu bethaligende Aner kennung bestimmter Grundsätze in Betreff ihrer Verhält nisse zu einander. Diese anerkannten Grundsätze bilden Bon Lima «ach Valparaiso. (Fortsetzung au« Nr. 144.) Am nächsten Tage, den 14. December, früh 8 Uhr kamen wir bei den Lhincha«.Inseln an, wo rirra eine Stunde an« gehalten wurde. ES sah daselbst ziemlich todt au«, denn »« lagen nur circa IL «iS 2V Schiffe da, während früher immer ILO bi« 200 dort waren. Damals machten viel« Leute durch die Versorgung mit Leben-mitteln für alle diese Schiffe viel Eeschäfie und viel Geld und jetzt konnten fie kaum den Leben«untrrhalt verdienen. Bon da fuhren wir in zwei Stunde» »ach Pisro, wo ungefähr sechs Stunden gehalten wirde. Hier werden allemal «ine -roße Menge Früchte und Nein mitgeuommen, hauptsächlich Apfelsinen, Ananas und Bananen, welche in den südlicher« Häfen, wo gar Richt« wächst, wieder verkauft werden. Auch stiegen hier eine Menge Passagier« ab für die Provinzen Lastete und Ira. Ich muß hier erst noch etwa» über unsre ganz» Equipage und Paffagiergesellschaft im Allgemeinen erwähnen. veil Lima dir Hauptstadt und natürlich der Lentralpunkt de« Lande« und der Regierung ist, so herrscht natürlich immer ein bedeutender Zu- und Abfluß von Menschen, welcher an der Küste beinahe nur durch diese Dampfschiffe befördert wird; deshalb kommen dieselben immer gehäuft voll von Menschen und Thieren in Callao an uud gehen auch eben so wieder ab, wo fie nach den Endpunkten de« Lande« zu sich wieder entleere». Diese peruanischen Passagier» sehen aber merkwürdig au«. Die Reichern, welche in der ersten Kajüte rrisen, komme« gewöhnlich furchtbar angrputzt nach sran. zöstscher Mode, ater immer in den grellsten und auffälligsten, dabei reichsten Stoffen. Dir« steht um so lächerlicher au«, da »I an Vord eine« See-Steamer«, wo di» Kleider zu leicht Sch»»« «nd Beschädigung »»«gesetzt fi»d, am wenigsten am Platz« ist, u»d bald »ach Ankunft a» Bord fallen diese Seüoriea« und Caballero« in ihrem Staate furchtbar ab, »erde» seekrank u»d sehr» dann höchst unglückselig au«. Dir niedere Klaffe fährt gewöhnlich auf dem dritten Platze oder auf Deck, d. h. Tag und Nacht unter freiem Himmel. Die« ist nicht so gefährlich wie e« klingt, da r« hier nicht regnet, und diese Menschen meisten« auch nie in einem ge hörigen Bett schlafen. Im Innern von Peru haben nur die wenigen vornrhmern und reichen Leute ein Bett ; alle ChaloS oder Eingebornen von indianischer Abkunft schlafen auf Matten auf der Erde, welche de« Morgen« ausgenommen und auf die Seite gestellt werden. In demselben Berhältniffe essen auch alle diese Leute mit den Fivgcrn anstatt mit Messer und Gabel, wa« selbst*die bessere Klasse, wenn sie ganz unter sich Ist, oft ebenfalls «Hut. Wenn man vielleicht bei einem reichen VutSbefltzer absteigt und bei Ihm speist, so bringt e» die Sitte mit fich, daß die Sestora oder ihre hübsche Tochter von Irgend einem Braten eine Rippe oder ein andere« Stück abreißt und r« dem Gaste mit den Fingern ohne Gabel ganz graziös überreicht, der e« natürlich ebenfalls mit den Fingern entgegennimmt und e« auf ihre Gesundheit verzehrt; die« ist ein Beweis von besonderer Liebe und Freundschaft. Die niedere Klaffe also kommt auf« Deck; die« ist ge trennt von dem sogenannten Quaterdeck oder Kajütendeck, eine Art flache« Dach in der Mitte de« Schiffe« ; da girbt e« denn rin fürchterliche« Gewühl: oft find 200 bi« AVV Men schen auf diesem kleinen Raume beisammen und bilden einen undurchdringlichen Haufen von Männer», Frauen, Kindern, Affen, Papageien, Hühnern, Gänsen, allen Arten Früchten, Strohhüten, Kisten, Kaffee, Kirben, Säcken, Sattelzeug, — ein merkwürdi-r« Chao«: denn die Leute bringen allerhand Klrinigkeiit» mit, die fie in Lima verkaufen wollen, um dafür andere Sachen wieder mitzunehmen. Da« Unvermeidlichste aber, wa« All« mit fich führen, Ist »In Nachtgeschirr, wa« fie zu allem Möglichen gebrauchen, namentlich bei der Seekrank, hei», wohl auch zum Suppe-Effen. Auf dem Dordertheilr de« Schiffe« ist der allgemeine Arbeitsort; da steht da« Lieh und wird geschlachtet, da rennen di» Bäcker, die Köche und die Mairosen einher. Ein solche« da« Völkerrecht, wir e« flch im Leben der christlich-euro päischer« Nationen geschichtlich entwickelt hat. Seinen Geboten kann sich kein Staat entziehe«, ohne sein Da sein zu gefährden. Da« Völkerrecht indessen bedarf einer kräftiger» Bürgschaft al« den guten Willen der auf seiner Grundlage bestehenden Staaten. Denn die Ge schichte weiß auch von einer böswilligen und auf den Umsturz de« öffentlichen Recht« gerichteten Politik Jene ausreichende Bürgschaft ist da« Gleichgewicht der Mächte. Richt daß durch mechanische Machtvertheilung »in voll kommenes Gegengewicht für jede Störung deS RechtS- zustande« gesichert wäre: der sittliche Wille der Staaten, einander in ihrer Selbstständigkeit anzuerkennen, einander in ihrer Eulluraufgab« gewahren zu lassen und zu rrspec- riren, muß ergänzen, was dem Gleichgewicht an mecha nischer Realität fehlt; «S muß als Princip aufrecht gehalten werden, wenn nicht die steten Schwankungen der realen Machtverhältniss« zu unablässigen Revisionen der Karre von Europa führen sollen, wenn nickt jede augen- blicklick« Chance einzelner Staaten, die Suprematie in Europa zu erlangen, den Frieden d,S WelttheilS in Frage stellen soll. Das Gleichgewicht ist für Europa, waS die Verfassung für den einzelnen Staat ist: die gegenseitige Anerkennung berechtigter Existenzen; die Verfassung seht für den einzelnen Staat daS Recht an die Stelle der Willkür und der Selbsthilfe; daS Gleichgewicht bedeutet für einen Complex von Staaten den Frieden: der Friede ist nicht« Anderes, al« der internationale RechkSbestand, und er kann deshalb seine wohlthäligen Wirkungen nur über dir Völker verbreiten, wenn er auf dem Gefühl der Sicherheit begründet ist, wenn di« Gemeinschaft der Staaten nicht durch die überwiegende Stellung einer ein zige« Macht in ihrer freien Action, ihren Interessen, ihrer Integrität bedroht ist, Bedrohungen, die, wenn sie nicht abg,wendet werden können, endlich die Existenz aller unabhängigen Völker in Frage stellen müßten. Ein sol cher Zustand kennt keinen wahren Frieden; er kennt höchstens di« bangen Pauscn einer kurzen Waffenruhe zwischen den verzweifeltcn Kämpfen gegen die fortschrei tenden Projekte eine« unersättlichen Ehrgeize«. Europa und Deutschland vor Allem haben die ganze Schwere der Zeiten erfahren, in denen da« Gleichgewicht des Welt theilS verrückt und*durch die Diktatur einer Macht er setzt war. Diese Zeiten liegen noch so frisch in dem Gedäcktniß der lebenden Generation, daß man e« nicht für möglich halten sollte, »S könne Jemand in dem euro päischen Gleichgewicht Nichts mehr sehen, al- eine „in haltlose Phrase." - Tagesgeschichte. Wie», 26. Juni. (W. Bl.) Der österreichische Ge sandte Graf Karolpi, welcher vor kurzem von St. Petersburg zurückgekehrt, ist gestern auf seine Güler »ach Ungarn abqereist. — Während aus Mantua be richtet wurde, daß Feldzeugmeister Graf Gnulai an die Spitze seine« Regiment« treten werde, meldet die „Auto graph. Corrrsp." wiederholt, daß Graf Gnulai bereit« in Baden einqetroffen, mit dem Beifügen, daß auch dessen Adjutant Oberst v. MriSrimmel daselbst angrkommen sei. — Zur Widerlegung falscher Gerüchte bringt die „Badische LandeSzeilung" die Mittheilung, daß Feldzeugmrister Heß in Wien au« einer alt-katholi schen Familie geboren und selbst Katholik ist. Man hatte nämlich da« Gerücht auSgesprengt, Frhr. v. Heß habe da« Oberkommando deshalb nicht erhalten, weil er Pro testant sei, während bekanntlich Graf Wimpffen, der gleich Gyulai eine selbstständige Armee commandiit, und viele Obrrgenerale der österreichischen Arme« gut« Pro testanten sind. — Eine authentische Mittheilung au< Madrid, welche der „Wiener Zeitung" zugekommen ist, dementirt voll ständig di« von einem Wiener Blatte gebrachte Notiz, der österreichische Gesandte am Madrider Hofe, Graf Crivelli, habe infolge erhaltener Weisungen dem spani- nischrn Cabinet bedeutet, daß er die Bildung italieni Treiben auf dem Deck ist aber nur in diesen Gewässern mög lich, wo e« nicht regnet und keine Stürme herrschen. tz Am 15. December kamen wir nach dem neuen Hafen Chala, bestehend au« circa einem Dutzend Lehm- und Stroh hütten auf einer gänzlich unfruchtbaren Felsenküste in einer ziemlich großen Sandwüste. E« ist die« aber dcr nächste Küstrnpunkl für die Provinzen Avaencho und CuSco, unge fähr 8V bi« >20 Stunden im Innern. Am IS. December gelangten wir nach JSlay, Hasen von Arequipa, ebenfalls in einer Wüste auf einem Felsen gelegen, wo die Männer an einer Art Strickleiter und die Frauen in einem Fasse oder Korbe in die Höhe gezogen werden. Hier kam unter Anderm auch der Herr Gobernador mit mehrer» Damen an Bord, letztere wie gewöhnlich im größten Staate. Sir hatten sehr ordinäre, häßliche Gesichter, üble Figur und gar keine Tournure; dagegen schwere seidene Kleider, gelb, grün und rolh, blaue chinesische Shawl«, weiße AilaSschäfer- hülr mit Federn, Blonden und Perlen und — weiße Atla«. schuhe, mit Perlen gestickt. Rur die Neugierte, da« Schiff anzusehen, trieb fie zu un«. Am 17. December im Arica, Hafen von Tacna. Hier sah e« besser au«; der Hafen Ist ziemlich bequem mit einem guten Molo, und die Umgegend ist auch viel freundlicher; e« giebt etwa« Begelalion und eine Eisenbahn nach Tacna. Man lebt hier sehr »Heuer. Die Fremden suchen durch Luru« den Einheimischen so viel al« möglich zu imponier» und doch find die Geschäfl-vrrhällnisse schlecht. Jquique, wo wir am 18. December ankamen, ist dcr Hafen, wo oll' der peruanische Salpeter verschifft wird. Ein traurige« Nest, in einer Wüste gelegen, wo e« nicht einmal Trinkwaffer giebt, sondern wo «an nur destillirte« Seewaffrr ha». E« ist aber viel Geldumsatz dort, denn Alle« ist sehr theurr, und di« Leute, kvelche den Salpeter auSqraben, ver- kaufen und tranSponiren, verdienen sämmtlich viel. Der Salpeter wird au« einer krvstallifirten Steinmasse gewonnen, welche fich einige Fuß unter tzer vtzersiäche »orfindet und dir scher Legionen in Spanien oder dir den spanischen Offiziaren ertheilt« Ertaubniß, im piemonlesischrn Heere gegen Oesterreich dienen zu dürfen, al« Neutralitäll- bruch ansehen werde, infolge dessen dic Bildunq solcher Legionen verboten und jene bereit« ertheiltr Erlaudniß zurückgezogen worden sei. Der Gesandte hätte in kei ner Weise zu erwähntem Schritte Grund gehabt, indem r« sich nie um Bildunq italienischer Legionen gehandelt und kein Offizier um die erwähnte Erlaudniß nachgesuchl habe, und die spanische Regierung halte an dem von ihr adoprirten Grundsätze der Neutralität fest. — Infolge der KriegSereignisse auf lombardischem Gebiet hat die k. k. Finanz-LandeSdirection zu Innsbruck bi« auf Weiteres mit Ausnahme von Getreide jeden an dern Waarenverkehr aus der Lombardei über die Grenze de« tirolischen Gebiete« unbedingt verboten und die Uebrrtretung diese« Verbote- al« vollbrachten Schleich Kandel erklärt. — (Ostd. P.) Der englische Gesandte Lord LoftuS ist nach München abgereist, um seine Gemahlin, welche sich nach Baden - Baden degiebt, di« dahin zu begleiten Dessen Reise nach London ist bi« zum Monat» August verschoben. Triest, 24. Juni. (Ostd. P.) Die französische Regie rung hat dreien in Fiume befindlichen und mit Tabak beladenen Schiffen, der für französische Rechnung gr» kauft wurde, Geleilb riefe gesendet, um ihre Fahrt ungedindrrt nach einem französischen Hafen anzutreten- U Berlin, 26. Juni. Se. Hoheit der Fürst zu Hohenzollern wird mit seinen Functionen als Com- mandeur de« 7. ArmeecorpS zugleich die al« Militärgou- verneur dec Provinz Westfalen übernehmen. — Dir jetzt bereit« modilisirten Truppen werden ein Nord- corp« unter dem Generalfeldmarschall v. Wrangrl (au< dem 7. u 8. ArmeecvrpS bestehend) und ein SüdcorpS unter dem jetzigen KriegSminister General v. Bonin (an der Gard« und dem 3. ArmeecorpS) bilden. Ein Re- servecorp- wird auS dem 4. u. 5. ArmeecorpS gebildet wer den. — Ein große« Gewicht wird bei den jetzigen Rü stungen auf die Organisation der Feldtelegraphie gelegt. Die Apparat» sind dazu in der umfassendsten Weise beschafft und die Leitung ist zweien Ingenieur hauptleuten anvertraut worden. Zur Bedienung der Ftldteltgraphen sind von allen Pionnieradtheilungen der Armee je 20 Mann abcommandirt und hierher gesandt worden, wo sie bereits auf der hiesigen k. Centraltelegra- phenstation mit der Handhabung vertraut gemacht «er den. E« sind bei den Uebungen bereit« glänzende Re sultate erzielt worden. — Der Finanzminister hat bereit« die Steuerämtrr und Kassen angewiesen, mit dem 1. Juli dir Erhähnng der Steuern (Einkommen-, Matzl und Schlachtsteuer) rlntreten zu lasse«. Der Zuschlag bringt eine Summe von 3,600,000 Thlr. «in. Für Berlin hat der Finanzminister die Errichtung eine« Frei- lager« von Mehl gestattet. E« durfte nämlich bisher ein gewisse« Quantum Mehl hier steuerfrei »ingeführr werden, wenn die Besitzer die Verpflichtung übernahmen, dir- Mehl auch wieder auSzuführea. Jetzt ist der Ver kauf dieser Lager unter nachträglicher Versteuerung ge staltet worden. ES dürfte sich daran die Errichtung groß artiger Magazine knüpfen. Der Finanzminister Hal bei der Berathung dieser Maßregel die Minister deS Innern und des Handel« hinzugezogen. — Gestern wurde hier unter großem Andrang« der neubeqründetr Handwrr- kerverein eröffnet. Der Verein zählt bereit« über 1000 Mitglieder und unter seinen Lehrern geschätzte wtsserrschaftliche Autoritäten. Berlin, 26. Juni. Se. königl. Hoheit der Prinz- Regent und Er. königl. Hoheit der Prinz Karl be geben sich heule Abend ^7 Uhr nach Weimar, um der feierlichen Bestattung der verschiedrnrn Großfürstin-Groß herzogin von Sachsen-Weimar brizuwohnen. Berlin, 25. Juni. (B Bl.) Heute Morgen hat sich dir Prinzessin Karl wegen de« Ableben« ihrer Mut ter vom Schluffe Glienicke über Magdeburg an den groß herzoglichen Hof nach Weimar begeben und wird dgselbst man hier Caliche nennt. Diese Masse wird durch Kochen aufgelöst, wonach fich der Salpeter zu Boden setzt. ES ge- hören zu einem Erportqeschäfl diese- Artikel- viel Capitalirn, indem man de« Minenbefitzrrn große Geldvorschüffe machen muß, wogegen fie den Salpeter liefern, aber stei« sehr geneigt find, die Kontrakte zu brechen und Geldverluste zu verur sachen. Cobija, der einzige traurige Hafen, den Bolivia hat, ist in einer Einöde gelegen ; wenn ein Europäer diese sogenann ten Ortschaften da« erste Mal fleht, so begreift er nicht die Möglichkeit, wie ein vernünftiger Mensch da leben kann ; nur die Gewohnheit versöhnt mit dem Unerträglichen. Am 2V. December legte» wir in Caldera an, dem ersten Hafen von Chile, mit einer Eisenbahn nach dem Minenplatze Copiapo. Dieser Ort, obgleich in einer Wüste gelegen und ohne Trinkwaffer, steht schon etwa« civilifiner au«, weil ein großer Export von Silber, und Kupfererz und Kohlen gr- macht wird und auch eine Menge Fremde, Amerikaner und Deutsche, hier infolge de« Geschäft» leben. Wir rasteten einen Tag, um Kohlen einzunehmen. Hier kamen auch ein halbe« Dutzend franzöfisch« Jesuiten an Bord, welche in Chile fich sehr wichtig machen und Einfluß haben. Am 22. December kamen wir nach Coquimbo, Hafen von Serena, wa« man nicht weit vom User in einem herrlichen Thal» liegen sah. Dieser Hafen bildet eine schöne Bai, und e« stiegendaselbsteine Menge Blumen» undgrüchtehändlerinnen an Bord, die ihre Sachen sehr graziös und niedlich in kleinen Körbchen und sehr «Heuer zum Berkaus aulboten. Man fragt atzer auf See wenig noch dem Preise, wenn man frische Früchte erlangen kann. E« gab sehr schöne Erdbeere«, Pflrfichen, Birnen, Feigen »c., und so ein Körbchen mit un- gefähr zwei Hände voll kostete IO bi« IS Sgr., — in diesen Ländern fehlt »« noch nicht an Geld. - ' («chlu, folgt.)
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