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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188412181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18841218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18841218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-18
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1884 Donncrstaa, den 18. Dezember. ÄezirksaE^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und -rs Stadtrats )« Frankenberg eu! 52. r den orte- icklich rhält, t be- bittet 420« :den bei ihr zu werden Sonn- . unter hinen, illigsten rttrbar. Knopf- u. s. w. veranlassen; später habe er aber von ihm erfahren, daß es zur Ausführung des Attentats deshalb nicht gekommen, weil damals viel Frauen und Kinder im Bade anwesend gewesen seien; das nicht benutzte Dynamit will er da mals einem Schweizer übergeben haben. Zeuge Palm hat in Elberfeld auch Versammlungen beigewohnt, an welchen Reinsdorf, Holzhauer rc. teilgenommen haben und wobei von Demonstrationen gegen die Sedanfeier gesprochen worden, ohne daß man über die Ausführung einig wurde. Zeuge hat ferner gesehen, daß Reinsdorf ,m Walde bei der Wohnung seines früheren Genossen Weid müller nach Patronen gesucht, dieselben aber nicht gefunden und darnach Weidmüller der Beiseiteschaffung beschuldigt habe; letzteres sei am 2. Septbr. geschehen. Am anderen Tage sei er mit Weidmüller in einer Wirtschaft zu sammengekommen und habe dort Reinsdorf und Bach mann getroffen, welche in der Rocktasche Pakete trugen ; er, Zeuge, habe bei dieser Gelegenheit gesehen, daß Bachmann von Reinsdorf Geld erhalten habe. Endlich habe bei derselben Gelegenheit Reinsdorf auch von seiner Absicht, das Elberfelder Kriegerdenkmal in die Luft zu sprengen, gesprochen. Reinsdorf erklärte hierzu, auf Palms Aussagen lege er gar keinen Wert; wenn Geld von London aus an ihn, Reinsdorf, geschickt worden sei, dann habe es Palm einfach unterschlagen. Wenn übrigens Palm, Bachmann und Weidmüller das Gleiche aus- gesagt hätten, so sei das nicht zu verwundern, da sie nach seiner Verhaftung zur Verständigung genügend Zeit gehabt hätten. Auf Befragen bestätigte Palm, daß Reinsdorf ihm erzählt, er habe in einem Elberfelder Laden Dynamit gekauft. Nicht unwesentlich für die Be urteilung der Verschuldung Reinsdorfs — denn noch immer handelte es sich um die Beweisaufnahme über den ersten Anklagepunkt des Elberfelder Attentates — waren die in der Hauptsache übereinstimmenden Aussagen der Schutzleute Pfeifenschneider und Krischker aus Metz, welche darlegten, daß der von ihnen von Luxemburg nach Elberfeld transportierte Angeklagte Bachmann nach längerem Leugnen offen eingestanden habe, daß er das Attentat und zwar auf Veranlassung Reinsdorfs aus geführt habe, der ihm Geld versprochen, aber keines gegeben. Der Präsident verlas noch einen Brief Bachmanns an seinen Vater, worin Bachmann be kennt, an einer Explosion teilgenommen zu haben, dazu aber durch andere verführt worden zu sein. Recht gravierend für Reinsdorf war die Aussage des Klempnermeisters Stuhlmann aus Elberfeld. Derselbe erkannte in Reinsdorf mit aller Bestimmtheit den Mann wieder, der Ende August v. I. mehrere Blechbüchsen, welche nach ganz bestimmten Vorschriften hatten ange fertigt werden müssen, bestellt habe; dieselben seien je doch nicht von Reinsdorf abgeholt worden. Reinsdorf leugnete auch diesem Zeugen gegenüber und bemühte sich, denselben durch Fragen verdächtig zu machen, allein hier kam Reinsdorf an den unrechten Mann, der mit voller Bestimmtheit an seinen Versicherungen festhielt. Der Präsident konstatierte dann, daß bei Bachmann anarchi stische Zeitschriften, wie die „Freiheit", der „Radikal", sowie eine Broschüre „Die Religionsseuche und die Got tespest" vorgefunden wurden, und der Sachverständige Chemiker vr. Sinlenis - Elberfeld erklärte, daß bei der Explosion in Elberfeld Stückchen grob gehackten Bleies mit umhcrgeworfen wurden. Es folgte die Vernehmung des Angeklagten Rupsch. Auf die Frage des Präsidenten, ob er ein Attentat gegen den Kaiser auf dem Wege von Rüdesheim nach dem Niederwalddenkmal versucht und vorbereitet habe, erwiderte Rupsch: „Nein, im Gegenteil, ich habe es verhindert." Er erklärte dann weiter, er sei von Reinsdorf beauftragt worden, nach Rüdesheim zu reisen und Dynamit so unter die Fahrstraße nach dem Niederwalddenkmal zu bringen, daß die Wagen bei der Einweihung darüber fahren müßten; die Zündschnur sei unter loser Erde seitwärts nach einem Baumstamm zu führen, sodaß sie mit der Zigarre angebrannt werden könne. Die Explosion sei dazu bestimmt, den Kaiser beim Darüberfahren zu töten. Würde er dabei betrof fen und verhaftet, so solle er kein Geständnis machen. Das Dynamit habe er von unbekannter Sette durch die »ei Prag i Wird det. rk! tt, rbetten, tge der S eine ip jeder ttftdern Jnsmrte werd« «u « Pf,, ftir «eldaüene «orP» »eile berechnet. »irnmer Jnferat»- detrag «0 Pf,. «oinplttterteuodA» bcllartsch« Inserats »och besonder«» Larif. Inseraten- Ilnaachne« für die tmeLN «dend-Nummer «U vormittag ro Uhs Post erhalten. Es seien 30 M. zusammengebracht worden zu seiner Reise, dann habe aber der Zeuge Palm noch 40 M. beschafft, infolgedessen RemSdorf Küchler mitgeschickt habe. Das sei ihm, Rupsch, sehr unangenehm gewesen, da dadurch sein Plan, scheinbar auf den Auftrag einzugehen, ihn aber zu vereiteln; durchkreuzt worden sei. Er habe nämlich nach Rü- deshlim fahren, sich die Festlichkeit ansehen und das Dynamit in den Rhein wer en wollen. Dann er- zählte der Angeklagte ausführlich von seiner Reye mit Küchler nach Wiesbaden, wie sie ihren Auftrag b,s zum Anbrennen der Zündschnüre auSgeführt hatten und ^daS letztere ihm übertragen worden sei, während Küchler dazu das Zeichen habe geben wollen. Bei der Auffahrt des Kaisers habe er mit der Zigarre nur den Schwamm an der Schnur geschwärzt und bei der Abfahrt den Schwamm wirklich in Brand gesetzt, danach aber d,e Schnur 2 Meter davon durchschnitten. Als er am Abend unt Küchler, der ganz entrüstet über das Mißlingen des Anschlages gewesen sei, das Dynamit aus der Drainage genommen, habe es sich gezeigt, daß die Zündschnur bis zur durch schnittenen Stelle gebrannt habe. Dann bekannte der Angeklagte, daß er, weil er in Küchlers Hand gewesen, die Explosion an der Festhalle in Rüdesheim bewerkstel ligt habe, nicht aber von der verheerenden Wirkung des Dynamits Kenntnis gehabt habe. Dem Angeklagten wurde darauf aufgegeben, die als eorpus ävlieti vor handene Zündschnur mit einem Taschenmesser zu durch- schneiden, was Rupsch geschickt ausführte. Küchler, der dann vernommen wurde, wollte ebenfalls nach dem Nie derwald gereist sein, um das Attentat auf irgendwelche Weise zu hintertreiben. Wenn es an dem Tage der Einweihung nicht geregnet hätte, würde er der erste gewesen sein, und die Zündschnur aus dem Dynamit behälter herausgezogen haben. War diese Darstellung schon an und für sich geeignet, gelinde Zweifel zu er wecken, so mußte die Meinung wider den Angeklagten die Mitteilung des Präsidenten bestärken, daß Küchler am 15. d. versucht hat, mittels eines sog. Kassibers seine Verwandten darüber zu benachrichtigen, wie es nach seiner Meinung möglich gemacht werden könne, daß er aus dem Gefängnis fliehe. — Einen guten Fang hat in diesen Tagen die Polizei von Leipzig gemacht. ES gelang ihr die Ermittelung und Verhaftung von 2 Verbrechern, welche in Gemeinschaft eines dritten bereits in Zeitz zur Haft gebrachten Komplicen in der Nähe der letzteren Stadt einen Getreidemäkler von dort auf der Straße über fallen, zu Boden geschlagen und ihm seiner Barschaft im Betrage von 1900 M., sowie seiner Taschenuhr beraubt haben. Der eine der in Leipzig Verhafteten ist ein äußerst gefährlicher Mensch und hat bereits 5 Jahre Zuchthausstrafe verbüßt. Von dem geraubten Gelde fehlt noch ein Tausendmarkschein, den di« Räuber ver loren haben wollen, vermutlich aber irgendwo verborgen haben. — Recht hart wird eine rechtschaffene Webers- familie in Hammerbrücke bei Falkenstein vom Un glück verfolgt. Vor kurzer Zeit stürzte die Frau zur Treppe herab, wobei sie sich derart verletzte, daß ihr in Zwickau «in Bein amputiert werden mußte. Auf dem Transport nach dort widerfuhr dem Manne das Unglück, vom Pferde in die Hand gebissen zu werden, sodaß er auf längere Zeit erwerbsunfähig geworden ist. Zu alledem kommt nun noch, daß gegenwärtig alle 5 Kinder an Diphtheritis darniederliegen. Dabei ist die Familie ganz mittellos, denn erst vor 2 Jahren wurde dieselbe von einem Brandunglück heimgesucht. — DaS Dorf Blumenau bei Olbernhau ist abermals der Schauplatz eines traurigen Unfalls ge wesen. Am Sonnabend abend stürzten 2 Wäsche tragende Dienstmädchen beim Passieren einer über den dasigen Mühlgraben führenden Brücke in denselben und gelang es nur, eines derselben zu retten, während das andere, welches sich erst seit 8 Tagen in Blumenau in Dienst befand, den Tod in den Wellen erlitt örtliches und Sächsisches. --i-HZZUZN meiden, daß der Stadtrat in bS"» --"ftimml, h«, dm UVS LSLL"'- b.. b« rÄI, veröffentlichten Jahresliste der Ge- schwornen bez Hüfsgeschwornen des Geschwornengerichts- 2* §dE *«2«^ Geschäftsjahr 1885 finden sich aus dem Amtsbezirke Frankenberg folgende Herren verzeichnet: Fabrikant Aug. Rob. Lißner, Fabrikbesitzer Herm. Uhlemann, Baumstr. Emil Hermann Ko- ntzky, Kaufm Jul. Hermann Barthel hier, Erbrichter Hunger m Dittersbach, Friedensrichter Schippan in Gersdorf, Gutsbesitzer und Gemeindeältester Anke in Oberlichtenau und Mühlenbes. Schreckenbach in Garns- -f Leichtes Schneetreiben, das seit heute mittag herrscht, scheint em willkommener Vorbote für das Weihnachtsfest wollen. — Derweilen wird uns als Zeichen, welche Schaffenskraft die milde Temperatur oer letzten Woche gehabt hat, ein blühendes Himmelschlüsselblümchen übergeben, das in einem hiesigen Garten von Kinderhand gepflückt worden ist. — Vom kgl Landgericht zu Dresden wurde am Montag ein Hochstapler ersten Ranges zu 8 Jahren Zuchthaus, 1650 M. Geldstrafe und 10 Jahren Ehren- rechtsverlust verurteilt. Derselbe, ein geborener Chem nitzer namens Spornberger, halte es bei seinen Schwindeleien besonders auf amerikanische Konsuln ab gesehen, welche er unter falschen hochklingenden Namen um Summen von 40—200 M. zu betrügen verstand, bis ihn endlich in Dresden die Nemesis ereilte. — Es wird vielen noch unbekannt sein, daß der Han del mit Knochen, Hadern, Glasbrocken rc. (überhaupt Trödelhandel) denjenigen untersagt ist, welche bereits Kriminalstrafen erlitten haben. Der tz 35 der Gewerbe ordnung setzt völlige Unbescholtenheit voraus, indem die Konzession entschieden verweigert oder zurückgezogen wird, so bald sich der Vermerk eines Eigentumsvcrgehens vorfindet. Einen solchen Fall, der allgemeines Interesse haben dürfte, verhandelte unlängst das Dresdner Gewerbeamt gegen einen Händler und dessen Ehefrau; ersterer hat wegen Unredlichkeit Gefängnis- und Zuchthausstrafen verbüßt und konnte der Stadttat nach Darlegung der ganzen Sachlage nicht anders, als den erwähnten §35 bei dem Händler anzuwenden. Da die Uebertragung des Ge schäftes auf die Frau ebenfalls unstatthaft erschien, so ist das Ehepaar durch die Unredlichkeit des Mannes in eine üble Lage geraten, da sich dasselbe erst durch Hilfe frem der Gelder einen Kleinhandel errichtet hatte. — Die gestrigen Verhandlungen im Reichsgerichts prozeß gegen die Anarchisten Reinsdorf rc. begannen mit der Vernehmung des Zeugen Palm aus Elberfeld, eines der früheren Genossen des Angeklagten. Palm erklärte, mit Reinsdorf infolge des gleichen Schicksals der Aus- Weisung aus Berlin im Mai v. I. zusammengekommen zu sein. Er habe von demselben erfahren, daß er Anarchist sei und andere für seine Sache zu gewinnen suche. Ihm sei Reinsdorf vorgekommen, als ob er ent weder einer der enragiertesten Anarchisten oder ein Poli- zeispion sei. Reinsdorf habe auch davon gesprochen, daß man von Dynamit nicht bloß schreiben, sondern ihn auch anwenden müsse; ferner daß er von London aus geschickt sei und daß derjenige, der ihn verrate, von London oder Amerika aus getötet werden würde. Von London aus sei auch Geld für Reinsdorf, jedoch unter seiner, Palms, Adresse eingeg -ngen und zwar, wie er erfahren, von einem gewissen Nauert; auch von Amerika habe Reins dorf Geld erwartet. Im August v. A- je» RemSdorf -von Elberfeld abgereist und habe dabet die Absicht zu erkennen gegeben, in Wiesbaden eine Explosion zu Erscheint tiigN^ »it iluinahme der Sonn-und Festtage, chend» für den fol genden Tag. Prei« vierteljährlich l M. «o Pfg., «nonotlich so Pfg., Einzel-Nrn. »Pfg. Bestellungen «irhmen alle Post anstalten, Postboten «nt die «urgabe- stellen de» Lage- hlatte» an.
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