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Sächsische Volkszeitung : 10.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190402106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-10
- Monat1904-02
- Jahr1904
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- Sächsische Volkszeitung : 10.02.1904
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Nr. 3». Mitttvoch, den 10. Aelnnar 1004^. 3. Jahrgang. Erscheint täglich nachm, mit rluSnnhme der Sonn- und Festlaae. B«taaöpr«is i Vierieljahrl. 1 Mk. Stt Ps. lohne Beslcllgeld). Bei autzerveutschen Poslanslalt. >t. Ieitungspreisl. Einzelnummer 10 Pf. jledaMoiiS.Spreaislunbe: I I—I Uhr. Unabhängiges Tageblatt kür Ulabrbeit. strebt u. freibeit. Inserate werden die 6§eipnllene Petilzeile oder deren Raum an 1!» Pf. berechnet, bei Wiederhol»»,; bedeniender Rabatt. Blichdrnrkeret, Redaktion and virschästsfrell« - Dresden, Pillnitter Ltrah« II ^erniprecher: Amt I Rr 1366, Wer wird Sieger sein im russisch-japanischen Kriege? Noch ist es nicht gewiß, ob die eisernen Würfel fallen werden oder nicht. Wir haben gestern bereits die Mög lichkeit erörtert, dag Japan mit der Abbrechung der diplo matischen Beziehungen noch keineswegs eine Kriegserklärung verbunden hat. Wir erinnern daran, daß vor zwei Jahren zwischen Italien und der Schweiz aus Anlas; anarchistischer Umtriebe ebenfalls die diplomatischen Beziehungen abge brochen wurden, ohne daß deshalb eine Kriegserklärung erfolgte: durch freundschaftliche Vermittlung wurde das alte Verhältnis wiederhergesteüt. Es liegt also die Möglichkeit nahe, Japan verzichte darauf, sich weiter mit Rußland ans dem Wege des Notenwechsels über seine Wünsche zu unter halten, und ziehe es vor. einfach ans diesem Tatsachen zu schaffen. Nimmt Rußland diese ruhig hin. so können ziem lich erträgliche Verhältnisse bis zum nächsten Konflikt be stehen bleiben; hindert Rußland das Vorgehen Japans z. V. bei der Besetzung einiger Küstenorte ans Korea, so werden die Waffen zwischen den beiden Rivalen entscheiden. Japan hat in der Tat Geduld genug bewiesen. Es hat seit drei Wochen keine Antwort auf seine letzte Note erhalten. Vor 14 Tagen sandte die japanische Regierung eine Urgenz; trotzdem ließ man sich in Petersburg zu keiner Beschleunigung herbei. Inzwischen vrllendete Rußland den Aufmarsch seiner Heeresmacht an den Grenzen. Daß es Japan nicht gleichgültig sein kann, ob cs die Entscheidung über die endgültige Stellung Rußlands zu seinen Vor schlägen rasch erfährt oder erst nach Wochen, liegt auf der Hand. Ein solcher nervöser Zustand der Ungewißheit ist für ein Land auf die Dauer unerträglich. Handel und Gewerbe müssen darunter schwer leiden. Daher hatte Japan ganz recht, daß es die Beschleunigung der Antwort note kategorisch forderte. Trotzdem erfüllte man diesen so selbstverständlichen Wunsch nicht. Da muß man in Tokio zur Ueberzengung gedrängt werden, daß Rußland nur Zeit gewinnen wollte. Mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen hat Japan das getan, was jede andere Macht tun würde, sobald der Charakter der Differenzen eine nationale Lebensfrage in sich birgt: für Japan heißt die Entscheidung „Sein oder Nichtsein". Angesichts dieser Tat sache war der Schritt, den Japan tat, längst voranszusehen. Und wenn Rußland vor den übrigen Mächten Japan als Friedensstörer bezeichnet, so kann letzteres das ebenso gut von Petersburg behaupten. Durch den Gedanken, Unrecht zu tun, läßt sich heute kaum ein Staat mehr abhalten, das Schwert zu ziehen, wenn dadurch seine Politik eine Förderung erthält. Ruhigen Blutes läßt er seine Soldaten auf dem Schlachtfelde Blut und Leben dem Kriegsgotte opfern, wenn es zur Ehre des Gottes Mammon gereicht. Der Stärkere vernichtet den Schwächeren. In Europa ist man im allgemeinen noch unentschieden, welcher Seite man in dem bevorstehenden Kampfe seine Sympathien zuwenden soll. Während im letzten griechisch- türkischen Kriege das ganze christliche Europa sich mit seinen Wünschen auf die Seite der Griechen stellte, bis die Leicht fertigkeit dieses Krieges und die unendliche Schwäche der griechischen Armee ans Tageslicht kam, während im spanisch amerikanischen Kriege die Sympathien der Bevölkerung ans Seite des ritterlichen Spaniers gegen den Vankee standen und im Burenkciege eine enthusiastische Begeisterung für die Kämpfer dieser Banernrepubliken das europäische Fest land viele Monate lang in Atem hielt, ist diesmal die öffentliche Meinung merkbar im Unsicheren, welchem der beiden Gegner sie ihre Sympathien znwenden soll: dem regsamen, aufstrebenden Japaner, der den Mut hat, den Kampf gegen ein Riesenreich wie Rußland anfznnehmen, oder dem Russen, der in der Mandschurei sicherlich keine aufrichtige Politik getrieben hat, aber doch wenigstens die Interessen der europäischen Rasse in Ostasien vertritt. Nur nüchterne Erwägungen werden hierin die Richtung angeben können. So erfreulich die Knltnrersolge in Japan sind, so an sprechend die mutige Unternehmungslust des jungen Ver fassungsstaates Japan, der den europäischen Großmächten plötzlich ebenbürtig an die Seite tritt, für uns sein mag. so darf doch nicht verkannt werden, welche furchtbaren Folgen ein entscheidender Sieg Japans in Ostasien nach sich ziehen könnte. Gelingt es Japan, durch einen sieg reichen Krieg die Hegemonie der gelben Rasse an sich zu bringen und sein Ideal, die Sammlung derselben zu einer einheitlichen Macht, zu verwirklichen, dann kann ans dem riesigen japanisch-chinesischen Völkerbecken eine Flut hcrvor- brechcn, die nicht nur die gesamten Wirtschaftsintcressen Europas in Ostasien vernichtet, sondern dort auch die Saat des Christentums völlig austilgt. Eine Erhebung der gelben Rasse müßte eine nationale und zugleich religiöse sein, und erränge sie einen ausschlaggebenden Erfolg, dann wäre es nur eine Frage der Zeit, wann sie. im Besitze moderner Produktionsmittel, mit ihrem starken Ueberslnß an Volks- kräften die industrielle Niederkonknrrierung Europas be ginnen könnte. Erränge jedoch Rußland im Kriege mit Japan einen Sieg, der cS in die Lage setzen würde. Japan zu zer schmettern, dann hinwiederum ist zu besorgen, das; die Freunde Japans, vor allem England und Nordamerika, für Japan in die Schranken treten würden, eine Ver wicklung. die für Europa selbst die höchsten Kriegsgefahren bringen würde. Aber selbst wenn dies vermieden würde und Rußland sich ruhig der vollen Beherrschung des äußersten Ostens zu freuen vermöchte, hätte man die nicht erfreuliche Wirkung zu besorgen, daß Rußland wieder Ge legenheit fände, sich mehr den europäischen Angelegenheiten zu widmen und vielleicht einer solchen Lösung der Balkan srage zuzndrängen, wie sie lange genug offensichtlich in seinem Programme gelegen war, wie sie jedoch weder von Oesterreich, noch von England oder Italien zugegeben werden kann. Der wünschenswerte Ausgleich dieser Gegensätze wäre bei einer kriegerischen Entscheidung am ehesten zu erwarten, wenn es Rußland gelänge, seine jetzige ostasiatische Politik aufrechtzncrhalten, ohne in Japan einen Gegner, der es zur Achlsamkeit zwingt und cs von kriegerischen Plänen in Europa fernhält, zu verliere». So lange Rußland in Ost asien gebunden bleibt, wird auch seine europäische Politik eine friedliche sein. Die neuesten Nachrichten lauten: Washington, ft. Februar, l Meldung des Reutcrschen Bureaus.) Das Staatsdepartement hat ein Telegramm von der amerikanischen Gesandtschaft in Söul erhalten, wonach dort verlautet, daß japanische Kriegsschiffe auf der Höhe von Masampho angekommen seien: die telegraphische Verbindung sei jedoch unterbrochen und eine Bestätigung des Gerüchts daher unmöglich. Washington. ft. Februar. «Reutermeldung.) Das Staatsdepartement beschloß die baldige Absendung der Konsuln für Mnkden, Antung und Dalny ohne Rücksicht auf den voraussichtlichen Ausbruch des Krieges, was, wie hiesige Beamte erklären, kein Grund sei, daß die Konsuln der befreundeten Nationen nicht ihren Posten antreten sollten. Köln, ft. Februar. Der .Kölnischen Zeitung wird aus Wien vom heutigen Tage gemeldet: Der Kommandant der Kriegsmarine Freiherr von Spann erhielt heute von dein Kommandanten des Wachtdetachements der Pekinger Gesandtschaft eine Depesche, nach welcher Japan seine Garde und zwei Divisionen auf 40 Dampfern eingeschifft haben soll. Die russische Kreuzerdivision sei bei Port Arthur ausgelaufen: der Krieg sei stündlich zu erwarten. Petersburg, ft. Februar 10 Uhr 47> Min. abends. Ans Port Arthur wird vom ft. gemeldet: Die Abreise der Japaner dauert fort. Sonst alles ruhig. Petersburg, ft. Februar. Ter „Nuss. Telegrapheu- agentnr" zufolge haben eingezogene Erkundigungen ergeben, daß die englische Meldung über das russische Kanonenboot „Maudschur", das; im Dock von Nagasaki liege und wahr scheinlich den Hafen vor Ausbruch der Feindseligkeiten nicht werde verlassen können, auf Erfindung beruht. Port Arthur, ft. Februar. Meldung der „Nuss. Te legraphenagentur". Aus der Maudschureibahn ist der Fracht verkehr eingestellt. Die Russisch Chinesische Bank wurde an- gewiesen, ihre Kredite an Private eiuzustellen. Schiffe des Geschwaders gehen oft in See. Maßregeln zur Ueber- wachung des Horizonts und Bewachung der Vorräte, be sonders der Kohlen, sind eiugetroffen. Wegen der mangel haften Zufuhr stiegen die Marktpreise. Gestern wurden die »leisten, den Japanern gehörigen Läden geschlossen. Die Inhaber verließen Port Arthur. Aus Söul wird das Eintreffen der japanischen Pioniere gemeldet. Unter den Einwohnern daselbst herrscht in Erwartung des Eintreffens japanischer Truppen Unruhe. Eine Nachricht über die Landung japanischer TrnPPenabteünugeu liegt vor. Peking, G Februar. Reutermelduug. Durch eine gestern Abend hier eingetroffenc russische Truppenabteilung ist der Manuschastsbestand der hiesigen russischen Gesandt- schaftswache verstärkt worden. Was hi »ton, ft. Februar. Für den Fall eines Krieges zwischen Japan und Rußland werden Major Wood das japanische und wahrscheinlich Brigadegeneral Allen das russische Heer als amerikanische Marineattachös begleiten. Paris, ft. Februar. Infolge einer Unterredung, die Delcassö, Ribot und Cochin heute im Ministerium des Aenßeren hatten, vertagte Cochin seine Frage über die ost- asiatische Angelegenheit, die er morgen in der Kammer an Delcassö richten wollte. Petersburg, 0. Fcbr. «Ausführl. Meid.) Der „Ne- giernngsbote" veröffentlicht folgendes Telegramm des Statt Halters Alerejew an den Zaren: Ungefähr um Mitternacht vom ft. ans den 0. Februar machten japanische Torpedo boote einen Plötzlichen Miuenaugriss auf das auf der äußeren Reede von Port Arthur liegende Geschwader, wobei die Panzerschiffe „Retwisan" und „Cäsarewitsch" und der Kreuzer „Pallada" beschädigt wurden. DerCharakter der Beschädigung wird festgestellt. Einzelheiten folge» für Ew. Majestät. Reichstag. o. Berlin. 20. Sitzung NIN «>. Februar INO-t. Präsident Graf Balle st rem eröffnet die Sitzung um I Uhr 20 Min. Am BnndeSratSlisch: Kriegsminister v. Einem. Das Haus ist sehr schwach besetzt. Die dritte Beratung des Gesetzes betreffend Verlängerung derFriedcnSpräscnzstärke wird ohne Debatte zu Ende geführt und der Entwurf ohne Widerspruch angenommen. Es folgt die Fortsetzung der sozialpolitischen Generaldebatte zum Etat des Reichsamts des Innern. Am Bundesratstisch: Staatssekretär Graf PosadowSk». Idr. Rugenbcrg «Zt.) behandelt die Stellung oon Kranke» kaffe» und Aerzten. Die Aerzte haben die Einführung der Kranken Versicherung lebhaft begrüßt. Das Gesamteinkommen der Aerzte ist wohl gestiegen, aber die Einzelhonoriernng geringer geworden. Plan hat möglichst viele Aerzte angestellr und so die Kaffenmit glieder geschädigt. Ausbeuter und Räuber hat eine gewisse Presse die Aerzte genannt: aber die häufige» Unterschlagungen bei den Krankenkassen zeigen, daß die Ausbeuter irgendwo anders sitzen I Nur katilinarische Eristenzen haben in Köln die ärztlichen Streik brecher gemacht: eine große Anzahl derselben saß im Gefängnis oder Zuchthaus wegen Verbrechen wider die Sittlichkeit usw. (hört!) Die Störenfriede sind jene, welche die Krankenkassen zum Tummel platz ihrcr politischen Anschauungen und persönlichen Bestrebungen machen wollen. «Sehr wahr!) Die neue AcrzteprüfnnqSordnung sollte für die bereits Medizi» Studierenden Uebergangsbestimmungen treffen bezüglich des praktischen Jahres. Or. Mugdan «Fr. Vp.>. Eine einheitliche Organisation des ArbeitervernchcrungSwesenS ist geboten: sie muß sich ansckilicßen an die Invalidenversicherung. Tic Sozialdemokratie hat die freie Aerztewahl zur politischen Sache gestempelt. Nirgends in der Welt würde mehr Ungerechtigkeit herrschen als im ZukuifftSslaat. Tie Sozialdemokratie ist das einzige Hindernis der Wetterführung der Sozialresorm. Oe. David (Sd.). Vollständig unbrauchbare Kassenbeamte gibt cs nicht: sie werden sofort entfernt von der Regierung. Die Aerzte haben den Streit hcrvorgerufe», indem sie höhere Honorare forderten. Die Sozialdemokratie hat weder noch GOß gegen die Wuchergesctze gestimmt. Auch nn Christentum und Protestan tismus herrschen Meinungsverschiedenheiten wie heule in der Sozial demokratie. Dann geht er auf die Ausführungen der Abgeordneten Freiherr von Hegt und Erzberger ein. Die ganze Entwickelung der Menschheit gehe dahin, die Armeen abzuschaffen. Freiherr von Heul (Natl.) erklärt, daß die nationalibcrale Fraktion mit dem gestern angezogenen Artikel in der Osnabrücker Stichwahl nicht einverstanden ist. Die Sozialdemokratie ist nicht die Urheberin der Sozialreform. Korfantn «Pole). Eine großpolnische Agitation in der Rich tung, daß r. berschlesien und Posen mit den Waffen in der Hand von Preußen loSgerissen werden solle, besteht absolut nicht. Der Staatssekretär hat mir mit Phrasen geantwortet. Wir haben ein Recht, unsere Kultur zu pflegen und zu schützen. In 5> Jahren wird noch mancher Kollege ans Schlesien erscheinen, der hier die polnischen Interessen vertritt: da bin ich nicht mehr allein aus Oberschleüen da. Staatssekretär Graf Posadowski: Bundesrat und Reichstag haben das gemeinsame Fnteresse, daß ein solcher Ton nicht einreißt: das schädigt das parlamentarische Ansehen. Wir vom BundeSrat können uns einen solchen rüden Ton auS dem hohen Hause nicht gefallen lassen, wie es der Reichstag mit Entrüstung zurückweiscn würde, wenn vom Bnndesral ein solcher Ton angeschlagen würde. Die großpolnische Bewegung in Oberschleüen im Sinne des Ab geordneten Korfantn können wir nie dulden «Bravo). Ter Abg. Korsanlh lut seinen Interessen keinen Dienst, wenn er solche Reden hält. Auf seine Beschwerden antworte er garnicht, da die Sache in daS preußische Abgeordnetenhaus gehört. (Oebhaflcr Beifall.) Stückle» «Sd.) fordert einheitliches Vereins und Versamm lungsrecht. Der Minister von Borris «Sächsen-Allenburg) am woriet kurz auf die Angriffe des Vorredners die altenburgischc Regierung. Eine Reihe ausgerufener sozialdemokratischer Redner ist nicht anwesend, so daß endlich, nachdem ein Vertagungsantrag abgelchnt worden war, der Abg. Stolle «Sd.) das Wort erhält, um wiederum den Erimmilschauer Streik zu behandeln. Geheimrat Fischer antwortet sehr scharf dem Vorredner, den die Sozialdemokraten ott unterbrechen. Stolle iSd.) bringt Einzclsällc über das Verhalten der Erimmilschauer Fabrikanten vor. ES folge» persönliche Bemerkungen von David, Wurm, Korfanti) und Bebel. Die Generaldebatte wird dann geschlossen. Nächste Sitzung Montag: l Uhr: Fortsetzung der Etats- beralungen. Schluß 7>/„ Uhr. 27. Sitzung des Reichstags vom R Februar 1004. Präsident Gras Balleslrem eröffnet die Sitzung um I Uhr 20 Min. und teilt mit, daß der sozialdemokratische Abg. Rosenow verschieden ist. Dann führt er ans, daß der Reichstag nach dem früheren 'Beschlüsse des Hauses jetzt in lue Beratung der EtatS- resolmionen cintrclcn sollte. Er glaube, daß die Fortsetzung der sozialpolitischen Gesetzgebung die wichtigste Ausgabe im 20. Jahr hundert sei, und daß der erste Reichstag in diesem neue» Jahr hundert das 'Bedürfnis habe, auf diesen! Gebiete seine Wünsche zu äußern. Aber der Reichstag hat auch andere 'Aufgaben, das ist j die rechtzeitige Verabschiedung des Etats. Hierfür sind nur noch :m SitzungStage vorhanden und diese reichen kaum aus, um den Etat zu verabschieden. Er schlage deshalb vor, die Resolutionen er» nach der Etatsverabschiednng zu beraten und jetzt in der Etat beralung fortzufahrcn. 'Nach Ostern erst sollen die Resolutionen beraten werden. IN-. Spahn «Zt. Das Zentrum legt großen Wert auf die sofortige 'Beratung der Resolutionen und glaubt, daß dies auch möglich ist neben der Etatsberaiung. 'Nachdem aber sämtliche anderen Fraktionen sich mit dem Vorschläge des Präsidenten ein verstanden erklärt haben, lasse» nur Misere» Widerspruch fallen. Bebel «Sd.) Die verbündeten Regierungen sollen früher den Reichstag einbernfen, dann hätte man Zeit für die Etalsbcralunge». Das Zentrum hat den Anfang gemacht mit der Einbringung der ElalSresolmionen. Oe. Sattler «NaU.» Dem Vorschläge des Präsidenten stimme er zu: dasselbe erklärt für die Konservativen von 'Normann, für die freisinnige VolkSpartei Müller Sagau. Gröber »Zt.) Bebel hat keinen «Mund, dem Zentrum einen Vorwurf zu machen, die Umwandlung der Initiativanträge in den Etatsrcsolmionen allein hat es ermöglicht, daß erst in dieser Session sämtliche Maicrieen behandelt werde» lönnen, nämlich nach Ostern. Der Grund der 'Verzögerung liegt neben der späten Eiiibcrusnng durch die verbündeten Regierungen in der Diätenlosigleit und in den Dauerrednern. von Kardorff <Rp.) stimmt dem Vorschläge des Präsiden ten z». 'Bebel «Sd.). Er wolle auch abwarten, ob das Zentrum später seine Jnialivanträge in Elatresolniionen umwandel» werde. !>>'. Svahn «Zt.». Das Zentrum war sich klar, daß die anderen Pcoteie» ebenso ihre 'Anträge in Resolutionen umwan- deln werden. DaS Hins stimmt dem 'Vorschläge des Präsidenten zu. Die B.'ralung des Etats wird fortgesetzt. Ej„e Reihe von Kapitel» wird ohne Debatte genehmigt. 'Beim Kapitel „Gesundheitsamt" spricht Scheidemann «Sd.» über die Verunreinigung der Gewässer; ein RcichSgesetz hiergegen sei nötig. Staatssekretär Graf Posadowski ist der Ansicht, daß diese Sache durch das Reich geregelt werden muß. Rettich «kons.» fordert 'Neuregelung der Bestimmungen über Einführung von Pökelfleisch im Fleischbeschaugesetz. Staatssekretär Graf Posadowski: Die Erfahrungen darüber fehlen noch.
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