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Sächsische Volkszeitung : 11.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190301113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-11
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.01.1903
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Sächsische Volkszeituilg Erscheint tätlich nachm, mit Ausnahme der Sonn- ».Festtage. Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. 50 Pf. lohne BeWllgcld). Post-Bestellnnnnner 6K5^. Bei ciußerdcutschen Postanstaltcn laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. Sucküruckerei. beaakiisn unä Lerckättsstelle: Dresden, Pillnihcr Straße 4li. Inserate werden die 6gespaltene Pclitzcilc oder deren Nanm mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Nabatt. RedaklionS-Sprectistnnde: It—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1566. Rr. X onnlaq, den 11. Januar 1903. 2. Jahrgang- Jesuiten uni sächsischen Hofe. „,War es denn wirklich Mr. «Kiron und nur er allein, der Eure Kgl. Hoheit zur Flucht veranlagte? Nur die stiebe zu ihn: und sonst nichts?' Tic Kronprinzessin gibt die Antwort mit einem Blick ans ihren — Beschützer, mit einem Blick, der alles sagt." «„Zeit."» Also nur Mr. Giro»? Fa. warum denn dann die Kennten? Warum der „übertriebene" Katholizismus? Warum „diese" Dberhofnieisterin? Was alles noch ist an dem entsetzlichen Schritt schuld? Fnmie'r und immer wieder singt man doch in (Heus das Wed von der „unbesiegbaren" Webe, der zu folgen alleiniges (besetz der Natur ist, die auch allein der Grund der Eheirrnng sein soll. Hat der Interviewer der „Zeit" wirklich recht gehört von „Fesniten"? Wo, du liebes, leichtgläubiges Dresdener und sächsisches Volk, sind die bösen Ehezerstörer? Wo hast du in Dresden auch nur einen Fesniten gesehen? Die süns Hofgeistlichen sind in der ganzen Hofgesellschaft bekannt und auch vielen protestantischen Predigern nicht fremd. Anarchisten werden mit geringerer Sorgfalt dem stände 'erngehalten als die Fesniten der sächsiscüen staudesgrenze. An Eidesstatt versichert jeder katholische Geistliche beim Ein tritt in den sächsischen Klerus, keine jesuitische Vorbildung genossen zu haben. Nichts, nichts darf nach Zehnten riechen im stände — und dabei sind sie am Hofe so ungestört beim Zerstören? Man zeige den Jesuiten, man nenne seinen Namen, die Kronprinzessin selbst nenne ihn, wenn sie kann, jenen Unhold, der fünf Kindern ihre Mutter raubte! Wo in er? Wo sind seine Briefe? Die Hosgeistlichen zelebrieren morgens ihre hl. Messe und kommen sonst den ganzen Tag den Personen des Kgl. Hauses nicht zu nahe. Als fein gebildete Herren mischen sie sich nicht in Tinge, die sie nichts angehen. Als zumeist ältere Herren, die ihre Dienste schon dem bochseligen König gewidniet, sind sie weit entfernt, ihre Hände bei galanten Abenteuern im Spiele zu haben. Ihr Einfluß ist mit einem Worte null! Wir wissen wohl, wohin der Hase läuft. Der ganze Klatsch in nationalliberalen Blättern reinsten und unreinsten Wassers hat viel andere Zwecke. Dieser Zweck ist so heilig wie die Mittel. „Wäre der Hof nicht katholisch, so wäre die ganze Auffassung der Sache eine leichtere. Dann würde der geschiedene Kronprinz bald eine neue standesmntter baben, dann würde vielleicht die ganze Eheirrnng nicht ein getreten »ein. Der katholische Religionsunterricht im .Königlichen Hanse ist am Unglück schuld. Andere Religionslehre und das stand Härte diesen Skandal nicht erlebt. Ergo! Fetzt fort mit der harten Kon fession, fort mit den römischen Finsterlingen, raus mit den „Fesniten"! Fetzt ist es Zeit, die Religion zu wählen, die in Ehedingen und Ehenndingen leichter denkt! Fort mit dem theater . knnst- und mnsikfeindlichen Katholizismus! Fetzt ist mir ein Answeg. um das beleidigte sächsische Volk zu beruhigen, nur ein Mittel, den zerrissenen Gednldsfaden der protestantischen Geistlichkeit »nieder zu knüpfen: der Hof wechsle die Konfession, er trete über zur Landeskirche, und um den envachsenen Mitgliedern des Hauses diesen großen Schritt zu sparen, fange man an mit den armen, zurück gebliebenen Kindern des kronprinzlichen Hauses. Das wird das Morgenrot der besseren Zeit werden und eine sichere Bürgschaft dafür, daß Skandal nicht mehr einlritl. Dann „ruhen alle Wälder". Das wird das geziemende Sühnopfer sein für die Schmach, welche der Katholizismus dem stände angetan. Stimmts? Nicht wahr, wir sagen es heraus, was Fhr murmelt, und wir nennen offen den Grund der Hetze, den Fhr verschleiert andentet. Aber wie, wenn mm die unglückliche Entwichene und ihr «Kalte und der ganze Hof bereits protestantisch gewesen wären? Hätte dann die stiebe nicht auch das alleinige Kommando in Kops und Herz eines protestantischen Weibes gehabt? Dann wären wohl protestantische Hofgeiffliche der Keil im Ehefrieden gewesen? Wäre auch dann das Geschrei gewesen wie jetzt? Vom Anfang der Affaire an bis heule hat sich ein Teil der Presse vom Schlage dev-Wiener Fndenblätter in blödsinnigen Kombinationen gefallen und die Entstellungen, ob bewußt, d. h. böswillig, oder unbewußt, d. h. dummer weise, in Tonnen, nicht in Eimer» amgetischt, so sehr, daß die anständigen nichtt'atholischen Zeitungen sogar »etzt die Hände über dem .Kopf znsannnenschlagen. Fetzt, heule, nachdem sie die Meinung des Volkes verdorben, vergiftet, will ihnen ihr selbübereitetes Futter nicht mehr nngesährlich erscheinen. Die Geister, die sie gerufen, gehen nicht mehr fort. Entsetzt fragen sie jetzt erst die Gegenpartei, ob denn wirklich die Bigotterie, der Fesniteneinflnß und die klerikale Gewalt so schlimm seien, wie sie bisher von Genf her be richteten. Nun, nicht vor Drucklegung der verderblichen Artikel befragt die „Zeit" uns durch einen ihrer hiesigen Vertreter mit Pilatus: „Was ist Wahrheit?" Fedoch das Gegen mittel wird wohl z» spät kommen! Wir Katholiken schlucken diese bitteren Pillen mit anderen und zu anderen hinab und hoffen, daß der «Katt der Wahrheit die Wahrheit doch noch siegen läßt. Ter Engel von Bethlehem könnte nochmals sichtbar erscheinen und feierlich erklären: Was da die Zeitungen sagen von jestlitischen Umtrieben und klerikalen Einflüssen, ist stüge. Zwei Drittel aller, selbst aller Gebildeten, würde sagen: Nein, der Engel lügt; denn in der „Rnndschan" steht'S, die „Arbeiterzeitung" hat es gesagt, und die „Zeit" hat es selb» gehört. Was in «Kens der Prinzessin von schreibseligen, mit 1<><> Dhren und Doppelfedern bewaffneten Reportern ab- gelockt, abgernngen iff, gäbe Bücher, und oft würde Seite st«'> schon widerlegen, was Seite -G behauptet. Für den Teil des Pnbliknms, der von Ehr und Pflicht keine Ahnung hat und haben will, für klatschbefliffene Weiber in Stadt und stand ist alles Geschriebene ja noch gar nicht skandalös genug. Sie verschlingen die „Revolver- Plätter" mit Haut und Haaren und prügeln sich um die neuesten Skandalgeschichten und Postkarten und Bilder ans «Kens. An den Mauern des alten Wettinschloffes hinaus zu den Zimmern des jchwerkranken Königs dringt ihr nichts nutziges Gewäsch, nnbekümmert darum, daß. wenn ihm anch nur ein kleinster Mül all' des Gemeinen zu Ehren käme, neuer «Kram das schwergeprüffe Fürstenherz dnrch- snrchen würde. Einerlei, dem „bigotten" Hof schadet das nichts, und einen Fürsten durch Schmähungen töten, iff kein Fürffemnord! Hallet ein. haltet ein, es ist genug! Die stüge und Verlenmdnng häuft sich wie Sumpf um Dich. Du leicht gläubiges Volk, im Sumpf der Unwahrheit will man Dich ersticken! Prinzessin stnije. die ihr Volk so zu lieben behauptet, sieht sie nicht, wie sie, nur sie allein durch leichthin gesagte Bemerkungen Vblk. Krone und stand verrät? Wenn „die Gesetze der Webe" in «Kens ihre.Kraft erst verloren haben, was dann? Vergessen »vir nicht, ihre baldige Umkehr und Einsicht im Sonntagsgebete vom Himmel zu erbitten! Ein guter Geist bewahre sie vor dem Ende, in das ein Abweg führen kann, den der Dichter andentet: Des paffer-:- Balm iff Aafmigs zwar Ei» breiter ptzeg bnccii Aue». Allein sein Forigang bring» Gefahr. Lei» Ende Aarlik und «Kranen. Sind die Aathslikeri Sachsens gleich berechtigt? > Z. Warum haben die Katholiken nicht schon längst ihr Recht verlangt? Ein Grund, war»»»» die Katholiken nicht schon längst und von allem Anfang an die Abänderung der sie io schwer beschwerenden gesetzlichen Bestimmungen angeslrebt haben, ist wohl darin zu suchen, daß in früherer Zeit der kath. Grnndbesitz verhältnismäßig nur gering war. da bis znm Fahre IG >7 Katholiken überhaupt Grundbesitz nicht halten erwerben können. Erst nach und nach und namentlich in neuerer Zeit iff der Grundbesitz in talh. Hand gewachst'», und dadurch und durch die den kath. Grundbesitzern ein- geränmte Abrechnnngsbefngnis sind die Verluste mr die .Katholiken immer fühlbarer geworden. .Hierzu kommt, daß in den Städten Dresden und Leipzig, in denen früher hanptsächlich kath. Grundbesitz vorhanden war, die ev. lnth. Kirchen und Schnlstenern zugleich mit den Gemeindeanlagen in nngelrennter Summe erhoben wnrden. Hierzu mußten zwar anch sämtliche .Katholiken «nicht mir die Grundbesitzer» beitragen, dock» war st Siche die Anikcl in Ar. '> und n der ..Sachs. Volkszig." „Freue! Inr Gsl-fieber. Ein Noman ans dein Kapland. Von Erich Friesen. l7. HorM-innig.) »Aachdnak vcrl'o!c:>.) Und NIM taucht anch ein grauer Schlapphnt anf — rin blonder Vollbart folgt und ein Paar breite Schultern und — „Paul!" ene! jubelt es fast gleichzeitig von zwei frischen stippen- paaren. „Wie schön Du anssiehst, mein Web — die reine Ver törpernng des Frühlings!" „Pst! Mich nicht eitel machen!" Und neckisch preßt sie die kleine Hand anf die bärtigen stippen des Geliebte», der schnell, ehe sie dieselbe wegziehen tann, einen Knß anf die schlanken Finger drückt. Und Nero steht daneben und blickt verwnndert von einem znm andern. Seine Herrin erscheint ihm heute ganz besonders glücklich. Und er hat recht. Die Unterredung »nt dem Vormund hat Frenes Herz erleichtert. stord Roberts tritt nicht ossenknndig ihrer Ver bindung mit dem Bnr entgegen — das ist ihr vorläufig genug. Wenn er Paul erst kennen und schätzen gelernt hat — dann wird er freudig seine Einwillignng geben. Fa gewiß, es kann ja nicht anders sein! Zwar warnt sie eine innere Stimme vor der Liebens würdigkeit des Vormundes; zwar ist ihr. als grinsen manch mal hinter seinen glatten Worten kleine Tenfelchen. Aber das bildet sie sich gewiß nur ein. Sie hat eben »och nie mit einem Manne von Wird Roberts' Klugheit und Welt- gewandtheit verkehrt — das ist alles . . . „Weißt Dll anch, daß gestern abend Wird Roberts angckonimen ist?" beginnt sie, Pauls Arm nehmend. „Das freut mich. Hast Du ihm schon von unserer Verlobung Mitteilung gemacht, mein Web?" „Fa.' Paul!" „Nun — und?" „Er ist nicht dagegen." „Wirklich nicht?" „Gewiß nicht. Er will Dick» simr erst kennen lernen. Und wenn er Dich kennt — mm, dann iff er gewiß erst recht nicht dagegen." Freue bleibt flehen, preßt den Arm des Geliebten an sich und blickt ihm voll unendlicher Webe in die Angen. Paul van Gülpe» ist durchaus nicht hübsch zu nennen — o nein. Dazu ist seine Nase zu stark, sein Kinn zu massiv, seine Stirn zu breit. Aber seine kräftigen Züge drücken so viel Energie und Festigkeit ans, seine blauen Angen blicken so treu »nd offen man vergißt ganz, daß das Profil nicht klassisch, die Gesichtsfarbe entschiede» zu dunkel ist. Und Paul erwidert feurig den zärtlichen Blick seiner Braut. Für ihn ist das liebreizende Mädchen der Fn begriff alles Guten, Schönen und Edlen anf der Welt. „Wenn Dein Vormund aber dock» anderer Ansick,t werden sollte? Wenn er nicht eimvilligt?" — beginnt er fast zaghaft. „So warte ich bis ich mündig bin — wenn Du mich dann noch haben willst, Paul?" „Meine Freue!" flüstert er mit nnterdrückter Wide» schaft. „Fch würde zehn Fahre anf Dich warten und »nick, unverdient glücklick» schätzen, wenn ick, Dick» nach dieser Zeit erringen könnte. Aber — ich sann Dir nicht viel biete», »nein Web. Die Einnahmen eines Rechtsanwalts sind in den ersten Fahren nicht groß — »vir werden »ms ein schränken müssen —" „Nun. so schränken wir »ins ein!" lachte Freue heiter, „wenn wir uns mir recht von Herzen lieben. Auch sagte mir mein Vormund, ich hätte etwas Vermögen." „So —?" „Wieviel weiß ich nicht. Fch habe mich nie um Geld gekümmert. Mein Vater gab mir stets, was ich branckite. Und auch in der Pension »nd bei stadn Elisabell» haue ick, immer ein kleines Taschengeld. Ach. wie Iiübsck» wird es sein, wenn »vir gemeinsam arbeiten und gemeinsam sparen und gemeinsam emporklimmen! Weißt Du. ich denke es mir schrecklich langweilig, wenn man den Gipse! erreicht hat — und alles besitzt — und fick» nichts mehr wüm'ckil! Pnh. muß das gräßlich sein!" Sonniges Wichel» verklärt die Züge des Mannes. Fa, ja, Du Haff recht, mein Kind! . . . Und mm erzähl' mir von Deinem Vornmnd! Er ist ein sehr berühmter Mann. Fch verehre seinen Namen hock» und folge stets mit größtem Fnlereff'e den Zeitungsberichten übcr seine Forschungsreisen." Und Freue erzählt, wie vornehm und elegant stord Roberts ist; wie schön er Zither und Klavier svieU; wie durchdringend seine Angen sind und daß sie sick, ein bischen vor ihnen ängstigt; wie er gesagt hat, er freue sffh. Paul van Gülpen sehr bald kennen zu lernen, und daß es wohl lnt, einem jungen Paar zu begegnen, das gewillt ist. Schulter an Schulter gemeinsam den harten stebenskampf zu dnrchsechten. Zwar lächelt Pani im stillen ein wenig über die pathetischen Aenßernngen des Herrn Vormnndes. Aber er will Freue nicht durch kleinliche Einwände betrüben. So schweigt er denn und drückt nur wiederholt zärtlich die kleine Hand, die sich innig in die seine schmiegt. Die Zeit fliegt dem jungen Paare gar sckmell bei ihrem nnschnldigen Webesgetändel. Sie lachen und ickierzen und plaudern und bauen Wislichlösser und blicken einander tiei in die Angen und treiben all jene süßen Larbeiten, welche dem Unbeteiligten oft gar lächerlich erscheinen, für sie jedoch von höchster Wichtigkeit sind. «Fortsetzung folgt.»
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