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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030424027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903042402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030424
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903042402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-24
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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden unv Umgebung am Tage vorher bereit» al» VntI TV ^ Vv zugestellt, während eS die Post-Abonncntcii am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte». Fsnreigeil-^iif. klnnabme von Ankündigungen dir nachmittags 3 Mir Lonn und KkikNagL nur Maricnsirabc 3» von >1 bis V,l Ubr Die l ivalliae Grund teile Ica. s Silben» ra P,a. An kündigungen aui der Privatteilc, ,e>Ie Ls Pkg : die rivallige djcile als „liin geiandt' oder aus Tertteile so Big JnNuinmeni nach Sonn- und Neier lagen » bc»- rivallige Grundicile» 30. so bei- bv und 80 Plg «ach be ionderem Tarif Auöwnrlige Aul. träge nur gegen Aorausbczalilnna, Beleablätler werden >mt »o L>g. berechnet- 8er»fvrechanschlu!,E Amt 1 Nr. U und Nr. 2t»»« Nr. 118. Äikikl Neuesle Drahtbcrichte. Hvffiachrichteii, Vierte Wagcuklasse, Zirkus Schumann, Gerichtsverhandlungen. „Der blinde Passagier", Wettsingeu um den Kaiscrvreis, 3,'obeit Bvikmau». Freitag, 24. April 1V0?Z. Neuefte Drahtmeldungen vom 23. April. Berlin. lPriv.-Tcl.I Tic beiden freisinninen Fraktionen haben im Abgeordnetenhause solgendc Interpellation eingebracht: Welcke Maßnahmen gedenkt die Regierung zu ergreife» gegen den Notstand, der infolge der letzten Stürme namentlich unter der Fischereibevölkerung in den Küstcnbczirkcn entstanden ist ? — Tie Geschäftsordnunaskommission des Reichstags schlägt vor, die Genehmigung zur Einleitung einer Privatklagc gegen den Abgeordneten Speck zu versagen. — Das Abgeordneten haus nahm endgültig die Sckundärbahnvorlage in dritter Lesung an und beriet dann in zweiter Lesung die Vorlage wegen Vor- bildung im Verwaltungsdienst. Berlin. Die Verhandlungen wegen einer englischen Be teiligung an der Bagdadbahn sind vorläufig abgebrochen worden, da die englische Finanzgruppe die Zusage der Erfüllung der seitens der deutschen Gruppe ausgestellteu Bedingungen von der englischen Negierung nicht erlangen konnte. Berlin. Tie Bedingungen, deren Erfüllung die englische Finanz gruppe der Bagdad bahn nicht erlangen konnte, waren folgende: 1. Sollte die englische Regierung ihre wohl wollende Unterstützung leihen, daß die Garantie für den Weiter bau der Bagdadbann liber die erste Teilstrecke hinaus durch mäßige Crhöhungdes türkischen Zolltarifs gesunden werde. 2. Sollte die englische Regierung in Aussicht stellen, die indische Post z» den später zu vereinbarenden Bedingungen über die Bagdadbahn zu leiten, falls diese tatsächlich eine bessere Route werden sollte. 2. Sollte die englische Regierung ihre guten Dienste zur Ber- siiguna stellen, damit eine geeignete Endstation der Bagdadbahn am Persischen Meerbusen bei Kuweit angelegt werden könne. ^ Elbiibg. Wie die „Elbinger Ztg." meidet, ist der Tolkemiter Schuner „Wiegner", der nebst einem anderen Schuner noch ver mint wurde, ebenfalls gestrandet. Seine Besatzung von drei Mann ist ertrunken. Von dem noch fehlenden Schuner ist bisher keine Nachricht eingegangen, sodaß man annehmcn mus,, daß er mit der Besatzung von vier Mann untergegangen ist. Paris. In Nantes wuivcn vor dem dortigen Piaemon- strateuser Kloster Kunvgebungen gegen bteMönche vernnttal- tet. Als die Menge Steine gegen das Gebäude wmf. machten die Mönche, mlt Knütteln bewaffnet, eine» Ausfall. Es kam zu einer Namerei. in der ein Man» lebensgefährlich verletzt wurde. Auch in Angers kam es bei Schlief;»,in des doitigen Kupuzmer- klosterS zu Kimdaebungen. die in eine Schlägerei auSaiteteii. bei der mehrere Personen verletzt wurden. Militär stellte die Ruhe wieder her. Neavel. Der König van England ist heute vormittag a» Bord seiner Jacht „Bictoria and Albert" hier eiugetrofscn. Neapel. Der Herzog der Abruzzen, der deutsche Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und der Herzog von Bra- ganza begaben sich zur Begrüßung des Königs von Eng land an Bord seiner Bacht. Hieraus empfing der König Eduard eine militärische Abordnung unter Führung des Generals Pedolli, die den König im Namen König Viktor Emannels tvlllkonimen hieß. Heute abend werden die Stadt und die Geschwader illnmi- ineren. Außerdem findet im Theater eine Galavorstellung statt. London. Wie die „Morningpost" aus Newyork berichtet, hat die Central-Nailwan-Eomp. über eine Mill. Doll, für die Entschädigungsansprüche der bei dem Eiscnbahnunfall Verunglückten zu zahlen gehabt, der sich im Juli v. I. im Tunnel Per Graud-Ecntralstation ereignet hat. Kopenhagen. Die Kaiserin-Witwe vonRußland und die Königin von England sind heute von hier wieder abgereist. Der König und Mitglieder des Königlichen Hauses waren zur Verabschiedung aus dem Bahnhöfe erschienen. Petersburg. Am 19. und 20. Avril fanden in Kischinew Arbeiter-Ausschreitungen gegen die Jude» statt, wobei 2', Menschen getötet, gegen 75 schwer und gegen Ml seicht ver wundet wurde». Ter Minister des Innern erklärte für Stadt und Kreis Kiichinew de» Zustand des verstärkten Schutzes. Konstantinopel. Der italienische Botschafter hat, einem ihm erteilten Aufträge entsprechend, d>e Schritte der Bot- schaster Freiherrn v. Calice und Sinowjew gestern im Mldiz und a»f der Pforte unterstützt. — Bei dem ani Fuße des Bergrückens Zlatorh gelegenen Torfe Zabrecani, süd.ich von Pr>lcp, im Vilajet Monastir, fand ein Zusammenstoß zwischen türkischen Truppen und einer 25 Mann starken bulgarischen Bande statt. Diese rettete sich durch Werfen von Dynamit, unter Zurücklassung von 7 Toten und Verwundete». Die Türken hotten 6 Tote uno 7 Verwundete. — Außer der bereits aeiueldetcn Mobil- machu » g von 24 kleinasiatiichcu Nedifbatailloncn für das Vilajet Uesküb wurdc die Einberufung von 6 event, mehr europäischen Jlaoe-Vatailloncn des 3. Korpsbereichs von Salonichi zur Unter drückung des makedonischen Bandenunwesens angeordnet. Aden. Nach einem bisher unbestätigten Gerücht soll die englische S o m a l i l a n d-Exp cd i t i o n in einem Gefecht bei Nayilodo, 40 Meilen von Silado, 200 Mann verloren haben. 10 englische Offiziere sollen gefallen sein, lieber die Verluste der Somali liepen noch keine Meldungen vor. Johannesburg. Der Präsident der Randfontein Estnte- Compan» meldet, daß Londoner Kapitalisten eine Summe von 150000 Psmid Sterling gezeichnet baben. »m 100000 Ein geborene, die nach dem Rand bestimmt sind, im Innern des Landes a ii z uw er b en. Die Bertieter der Kapitalisten rechnen nus ein Gelinge» ihres Unternehmens und haben London beieits verlassen, um sich nach verschiedenen Teilen Asrikas za begeben. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 23. April. —* Se. Majestät der König und Ihre König!. Hoheit P ri nz e ssi n M u t l> i l d e sind heute im beste» Wohlsein von Gardone abgereist und babeu sich über Padua nach Venedig be geben. wo Se. Mnjestät im Hotel „Brilnnnia" Wohnung nehmen und bis 26. Avril weilen wird. Die Witterung war in de» letzten Tagen in Gardone auch kühler und slü,misch geworden. Se. Majestät unternahm die regelmässigen Spaziergänge und widmete sich sebr viel den jungen Prinzen, die sich ebenfalls des besten Wohlseins erfreuen. —* Se. Majestät der König läßt heute in Anwesenheit Sr. König!. Hoheit des Kronprinzen durch seinen Flügel- adiutanten Maior Freiherr» v. Wclck dem 1. Husaicn-Rcgiment „König Albert Nr. 18" in Großenhain das vom Kunstmaler Ritt meister d R. a D. v. Boddien aemnlte Reitcrbild seines ver ewigten Ehcss überreichen. DaS Bild stellt den König Albert an der Spitze des Reaimeuts in Hiisarcn-Niiisorni in der Zeit dar, als er dem Regiment leinen Namen verlieh. Zur Seite des Königs reiten der Kronprinz und der damalige Kommandeur des Regiments, der fetzige Remonlc-Jnipekteur, Generalleutnant Frei herr v. Hoenniiig-O'Caroll. —? Ihre Majestät die Königin-Witwe ließ heute vor mittag ans dem Sarge Ihres verewigten GemahiS einen Kranz und ein Kreuz von Blume» ans dem Strelilener Karten durch ihren Oberliosmeister »iederleaen »ud Hütte um 10 Uhr in der Gruft eine Messe. Die Königm verbringt den heutigen Tag in größter Stille und Zurückgezogenheit. Ihr Befinden bedarf noch großer Schonung, sic fühlt sich »ach dem Unwohlsein in Juan lcs PinS noch immer anaegrlfseii. —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz begab sich heute früh 6 Uhr 13 Minuten zur Besichtigung des 2. Bittnillvus des lO:Z. Infanterie Regiments nach Bautzen und kelnte mittags nach Dresden zurück. Nachmittags 1 Uhr 50 Minuten fuhr er nach Großenhain. ' —* Am heutigen Geburtstage des verewigten Königs Albert wurden mittags am Sarge in der Köuigl. Familiengrnit durch Abordnungen der Osfizierkorvs des Leib-Gienadier-Regimcnts des Gardereiler-Regiments, des 18. Hnsaren-Regiments »König Albert", sowie des 12. Feldcittrllerie-Regimrnts und ferner von Sachsens Militärvelcinsbnnd und vom Verein deusicher und dem Bezirks verein Dresdner Lokoniottvsübrer kostbare Blnmeirspcnde» nieder- gelegt. —* Das Festhalten an dem Ausschluß der 4. Wagen- klasse an Sonn- und Festtagen wird in der dem Eisen bahnrate zugeaangene» Denkschrift u. a. in folgendem begründet: „Die Frage, ob die 4. Wagcuklasse auch an Sonn- und Festtagen geführt werden solle, ist für den Fall der Durchführung der Tarif- resorm in der Sitzung des Eijenbahnrales vom 5. Februar 1903 von 11 Mitgliedern desselben bejaht, von 10 Mitgliedern verneint worden. Die Staatsregierung hat diese Angelegenheit nochmals eingehend erwogen; wenn sic aber schon Bedenken tragen mußte, in Verbindung mit einer durchgreifenden Neuregelung der Per- sonentarifc die Ausdehnung der — von Hause ans für den werk täglichen Arbeitervcrkehr und für den kleinen Geschästs- und Markt- verkehr bestimmten — 4. Klasse auf Sonn- und Festtage ins Auge zu fassen, so sieht sie sich bei der dermaligen Sachlage, wo unter allgemeiner Aufrcchtcrhaltung des bisherigen Zustan des lediglich eine geringfügige Aenderung des Preises der Rück fahrkarten erfolgen soll, noch weniger im stände, auf die Neuerung zuzukommen, sic befindet sich dabei in Uebercinstimmung mir den Beschlüssen der Stände, welche dahingehende Petitionen haben aus sich beruhen lassen. Hauptsächliches Gewicht mutz dabei au' die Wirkung einer derartigen Maßregel aus die Eiienbahncin- nahmen gelegt werden: denn cs würde ein augensälliger Wider spruch sein, wenn die Staatsregierung in demselben Zeitpunkte, in dem sie sich genötigt sieht, zur Erzielung von Mehreinnahmen im Interesse der Staatssinanzen die Preise der Rückfahrkarten allge mein zu erhöhen, für einen grotzen Teil des Sonniagsverkcbrs eine mit Mindereinnahmen verbundene Tarisherabsetzung be schlichen wollte. Ohne finanzielle Opser lietz sich aber die Ein- stellnna der vierten Klasse an Sonntagen nicht durchführen: durch den Uebergang zahlreicher Reisender aus der dritten in die vierte Klasse und infolgedessen auch aus der zweiten in die dritte Klasse würde aller Voraussicht nach ein erheblicher Ausfall in den Roh- e imahmen cintreten, der durch einen entsprechenden Zuwachs des Verkehrs der vierten Klasse kaum Deckung finden dürste. Dieser Ausfall ist in der 16, Sitzung des Eisenbahnratcs nach »lässiger Schätzung auf eine halbe Million Mark angegeben worden: rech- nerisch würde sich dieser Betrag bei der jetzigen Sachlage aller- dings dadurch etwas abmindern, dah auf zedes von der dritten in die vierte Klasse übergebende Personcnkuomcter die Einbuße nicht mehr 1 Psg„ sondern, bei Vergleichung mit dem halben Rück- fahrkartensatze dritter Klasse, nur noch °« Pfg, betrüge. Es vor- ringerte sich damit der berechnete Ausfall um rund 81 000 Mk., also auf etwa 419 000 Mk,; zum Ausgleiche eines solchen Aus falles an Roheinnahmen müßten 20 850OM Personenkilometer vierter Klasse mehr als jetzt gefahren werden. Dabei kommt indes sehr wesentlich in Betracht, daß der Sonntagsverkehr, well er unregelmäßig austritt, besonders hohe Kosten verursacht, so daß zur Erreichung entsprechender Reineinnahmen noch ein wesentlich stärkerer Vcrrehrsziiwachs nötig wäre. Wenn auf den preutzi- schen Staatseisenbahnen die vierte Klasse auch an Sonntagen geführt wird, so mag dahingestellt bleiben, ob dies für die dortige Verwaltung mit finanziellen Einbußen verknüpft ist oder nicht, Für die sächsische Eisenbahnverwaltung würde nach Ueberzeugung der Staatsregierung die Neuerung mindestens für eine längere Reih« von Jahren in hohem Grade verlustbringend und daher insbesondere in einem Zeiträume ungünstiger finanzieller Ver hältnisse des Staates keineswegs durchführbar fein. Es muß daher vorerst von einer Aenderung des fetzigen Zustandes in be zug auf Führung der vierten Klasse abgeieben werden." —* In dem schönen massiven Zirkusgebäude in Vorstadt Löbtau, dessen Inneres und Acußeres vor kurzem erst eine gründ liche Erneuerung erfahren hat, er öffnete Herr Direktor Albert Schumann gestern abend seine Vorstellungen. DaS Haus war nahezu ausverkauft, der Erfolg ein unbestrittener. Ist doch der Zirkus Schumann, der gegenwärtig über ein nach mehreren Hundert Köpfen zählendes Personal, darunter 16 erstklassige Reiter, 9 Reiterinnen und 3 Primaballerinen, sowie einen voll ständigen Marstall verfügt, einer der größten und bestfundiertestcn, und den Dresdnern hinsichtlich seiner hervorragenden Leistungen schon längst nicht mehr unbekannt. Alles trägt eine wohltuend ausfallende Eleganz, nirgends macht sich ein sonst wohl dem Zirkus anhastender unechter Flitterstaat bemerkbar. Auch in den Ställen, die den Inhabern besserer Plätze während der Pause zur Be sichtigung offenstehen und deren Besuch eigentlich einem Zirkus abend erst den rechten Wert verleiht, wenn es hier auch keine Szenen L In Ludwig Knauß mehr zu scheu gibt, herrscht eine peinliche -Ordnung und Sauberkeit. Bst somit der Zirkus Schumann schon nach der äußeren Seite hin ein Musterinstitut zu nennen, so ist er es seinen Leistungen nach erst recht. Gleich die erste dkummer des gestrigen Programms, Huldigungsgruß und Vorstellung des Personals, machte einen empfehlenden Eindruck. Prächtig war das Entree von 16 reizenden Damen m Kostümen ä In Hlnckaine ssno zröirc-, welche zunächst rechts und links in dcr Mcinöge im Halbkreis aufritten, um nach der Begrüßung ein Manöver auszuführen. Bor ihnen nahmen eine Anzahl Pagen in Rococo und die Stallmeister Platz, während sich vor einer über dem Eingang zum Marstall befindlichen Bühne der sternen- besäete Vorhang teilte, und das gesamte, aus 120 Damen bestehende Eorps de Ballet in anmutiger Gruppierung und prachtvollen Phantasiekostümen zeigte. Elektrisches, in den verschiedenen Farben strahlendes Licht brachte eine geradezu feenhafte Wirkung des Kunst und Wissenschaft. 4* Central-Theater. Der Riesenerfolg, den das jüngste Kind der lustigen Laune des Dioskuieuvaarcs Bliimcukhal und Kadel- brrra. „Ter blinde Paiiagier". bislang überall bei seinem Auftreten erzielt hat. ist gestern, am EiöisnungSabrud der Schau- spicliaison unseres Eentral-Tlieatcrs. nun ancb für Dresden in dcr zu erwartenden glänzenden Weise bestätigt worden, Dns prächtige Haus, gefüllt von einem beiiallSInstigen Publikum, das keine Gelegenheit zum Applaudieren vvrübergehen ließ, befand sich von Anfang au in dcr echten und rechten Lussiviclstininiuna. ging willig auf all' die Witze und Scherze der geschickten Autoren ein und leierte nach Herzenslnst Georg Engels, des theatralische» Berlins besten Komiker, den man von dcr Spree an die Elbe ztticrt hatte, um deni „blinden Passagier" ein sieggewohnter Äprnchsprccher zu werden, lieber daS Stück sind nicht viel Worte z» machen, es spricht für sich leibst. Das Beste an ibm ist seine literm illche Anspruchslosigkeit, mit der es austrltt. und seine liebenswürdige Harmlosigkeit, mit der es Menlchen und Situationen — aus eine Handlung verzichten die Anton»--in huniocistücher oder komischer Beleuchtung aus einer Bergnügungssahrt des DampserS „Viktoria Luise" zu löblichem Tun zriiammeiisillirt. Das Stück will, ohne irgendwie den Anspruch aus künstlerische Originalität zu erheben, ein paar kurze Tbraterstuiidcn angenehm unterhalten, und tut das in seiner Weise so lustig »nd amüsant, daß man sich ohne kritisches Sttrnruiizeln mit dem Erfolge einverstanden erklären kann, zumal uns diesmal das „Hell" nicht von Frankreich kommt, das i»is ja neuerdings überhaupt nur noch den Abfall auS testier dramatilchen Garküche »»kommen läßt. Die Fabel des Stückes verarbeitet Heines graziöse Idee von Amor als „blinden Passagier", nur daß aus der Postkutsche von Anno Daruma! ein mächtiger, prächtiger Ozeandampfer geworden ist. auf dem sich im Schutze des Gottes mlt dem Pfeil allerhand drollige Neiselhven treffen, die sich um die .Reiseklette aus Gentisin", den ehienscsten Eduard Bellermann, in sinniger Weise gruppieren. Dieser Bellermann, der eine Art vo» „Hans Dampf ln alle» Gassen" ist, sich jedem Einzelnen aus derbuntzulanimengewürseltenReisegeseäsch,fti» imineranderrr Weile, aber stets mlt der gleichen dummdreisten Unaeulertheit ausdrüngt. überall, selbst im ewigen Scheine der Mitternachtssonne, tetnen Skat „kloppen" muß und schließlich bei all' seiner vermeintlichen Schlau heit doch zum betrogenen Betrüger wird, ist die einzige Figur, die als, Charakteristik --- nie Blunientbals und Kadelburgs starke Leite! — vorübergehend^die Schablone durchbricht und in den wichtiaste» Szenen des Stückes w etwas wie ttiveubildeiidrs Geilaltiingsvermögcn an den beiden Autoren verminen läßt. Schon diele Tatsache legt es nahe, auch in der Daistellnng sich allcs um den Bellrrmann gruppieren zu lassen, seine Austritte in den Vordergrund des Interesses an dem szenischen Durcheinander zu rücken und im Dnim und Dran des Episodische» ihn nls den ruhenden Pol in dcr Erscheinungen Flucht zu betrachte». Sv foßt Georg Engels die Figur aus, um sie in dcr ungemein leben digen Weise seiner gesunden Komik, die selbst vor leichten Outrie rungen da nicht nilückichrcckt, wo die Autoren die humoristische Schlagkraft ihrer Situationen im Stiche läßt, mit einer Fülle von drastischen Einfällen und verblüffenden Nüaueeu auszustattcii, die den Zuschauer immer tonßmrs sn veckstt« hält und aus dem Lachen kann« berauskommeii läßt, so lange dieser Bellcrmann aus der Szene steht.. Erstaunlich ist und bleibt an Engels, dcr jc> beute auch kein Jüngling mehr ist. und sich dabei noch unerbürte Rciie- slravnzen — Petersburg, Straßburg. Dresden! — zninittet, die fabelhafte Berrdtlamkeit seiner Gestik, die mit ihrem Stich ins Znpv.elige dem stets überflüssige» Bellcrmann, der als »Mensch und Ebarakler" sonst etwas sehr Behagliches und Joviales an sich hat, vvrtrefslich zu Gesicht stand, daß ma» über einzelne nnsdring- lichere Wendungen gern hinwealah, »»mal die v>» comica dcS Künstlers recht wohl einen breiten Strich verträgt. Um Engels als de,, »Statt' des Ensembles gruppierten sich die übrigen Mitglieder des Cenirnl-Tbeaters gestern in hochbesriedigender Weise, ja, wenn man in Rücksicht zieht, daß es sich hier um eine »och nicht mit und untereinander vertraut gewordene, völlig neue Künstlerschar handelt, sogar in vortreffliche, Weise, so daß man der Aufführung im ganzen, wie im einzelnen nur das beste Zeug nis ausstcllcn kann. Besonders angenehm fielen in dcr Reihe der zahlreichen sprechenden Personen aus: Herr Erich Kaiser, der für seine charmante, ebenso elegante, wie liebenswürdige Ver körperung des Brückner unbedingt an erster Stelle zu nennen ist. ferner Herr Eivenack, der als Gelsinacn mit Geschmack den Raisonncur der Komödie gab, Herr Reiter, dessen Friedcl die wienerische Gemütlichkeit in Haltung und Sprache recht gut traf, Herr senius, dessen Hannes schon durch das samose „Hamburgsch" miss beste für sich einnahm, und Herr Martini, der als Frantzius seine Begabung für ein scharfes und eindrinq- lichcs Charakterisieren erkennen ließ. In kleineren Rollen er gaben die Herren Gordon, der etwas eleganter als Kommerziell- ratssohn Hagedorn anftreten könnte, Wolter, dcr als Zahlmeister Hoffmami sich manche nette Wendung im Spiel durch undeut liches Sprechen verdarb, Adalbert, der den Sterneck stark chargier!, aber ohne Ucbcrtrcibiing gab, und Caspar, dessen Fischer Ivetten eine Type in derber .Holzschnitt,nanicr war, ein bciriedigeudes Ensemble. Von den Damen, deren Rollen die Herren Dichter etwas stiefmütterlich bedacht haben, zeichneten sich besonders aus Frl. Biclitz, vielleicht schon etwas zu elegant für die Zahl meistersgattin, Frl. Timling, die die von Jenny Groß in Berlin mit entzückendem Charme kreierte Rolle der Agathe mit einem nicht unsympathischen pikanten Anstrich gab, und Frl. Franzi Huß, die als Bcttß Marbcrg immer lustig »nd guter Tinge war, während in Episodenpartien die Damen -Hedwig Margoi, von der man als komische Alte noch manches erwarten darf,.sowie Aranka Eben und Grckel Piercr, zwei hübsche und gefällige Bühncnerschcinmiaen, die auch dos unvermeidliche Theaterblut in den Adern z» haben scheinen, ihre Verwendbarkeit wohl auch für anspruchsvollere Aufgaben erweise» konnten. — Ein beionderes Lob verdient die Jnjzemerung dcr Komödie durch Herrn Alexander Rotier: der dekorative Rahmen ist geradezu glänzend, das schaukelnde Schiss am Schlüsse des ersten Aktes ein vortrefflich gelungener Dekorationstrik, »nd dcr Prospekt im zweiten Aufzuge mit Odde bei Mitternachtssonne eine Schens- mürdigkeit essekivoller Thcatcrnialerei. Kein Wunder, daß sich am Schluß der Komödie der stürmische Beifall nicht eher legen wollte, als bis auch Herr Direktor Rotier neben Herrn Engels, der schon vorher mit einem vrächtigcn Lorbeer ausgezeichnet worden war, und den übrigen Darstellern lebhaft bcgrützt vor der Gardine erschien, um mit freudigem Lächeln für den Applaus zu danken, der die beste Garantie sür zalsireiclx' Wiederholungen der Novität bedeutet, die als Attraktion von besonderer Art das Ccntral-Theater aus Wochen hinaus aller Rcpcrtoirsorgcn über- heben wird. IV. v* Zinn Wettlingen »in den KaiscrpreiS. Ter sogenannte Sech § wochenchvr. der von jedem der in Frankfurt a. M. nutsinoende,, Vereine vorgetragen werden muß, ist. wie bereits
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