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Wilsdruffer Tageblatt : 30.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192107302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210730
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-30
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.07.1921
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WMmfferÄlgeblaü Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochmblü^ fÜs UNd ^MgMNd Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger «nd Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. 80. Jahrgang. Nr 176 Sonnabend den 30. Juli 1921. Amtlicher Teil RlOslzversteigerW Tharandter Siaatsforstrcvier im Gaddaus zum Amishof in Tharandt, Mittwoch den 1V. August 192! vorm ^10 Uhr: 1189 w. Stämme 10/30 u. m. cm, 2 h. Stämme 21/23 cm, 89 w. Klötz- 8/30 u. m. cm u. 19 h. Klötze 16/30 u. m. cm; Kahsichlag in Abt. 3 und Einzelhölzer in Äbt. 1, 2, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 15, 16, 18, 22 bis 26. 29, 3I, 33. 34. 35 u. 37. so«, Forstrevierverwaltung und Forstrentamt Tharandt. Kleine Zeitung tür eilige Leser. * Die Reichsregierung hat weitere Kreditverträge für Ge- treideankauf in Holland mit 2 Millionen Gulden und in Dänemark mit 20 Millionen Kronen abgeschloffen. * Die Staatsregierung für Groß-Thüringen erklärte infolge Ablehnung des Grundsteuergesetzes ihren Rücktritt. * Der amerikanische Botschafter Harvev soll ersucht werden, von seiner Regierung die Zustimmung für die Abgabe eines Schiedsspruches in der oberschlesischen Frage einzuholen. * Im englischen Oberhause teilte ein Regierungsvertreter mit, die Regierung beabsichtige, eine Volksabstimmung in Ir land vornehmen zu lassen, falls keine andere Regelung möglich erscheine. * Der Fehlbetrag im Haushaltplan Italiens für das Rech nungsjahr 1920/21 beträgt 10 Milliarden 300 Millionen Lire. * Die amtliche polnische Presseagentur meldet, die Gerüchte über russische Kriegsrüstungen gegen Polen und Rumänien ent behrten jeder Grundlage. * Zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Brasilien wurde Dr. Arturo Bernabes, zum Vizepräsidenten Dr. Urbano Santos gewählt. * Der Beginn der Abrüstungskonferenz in Washington soll aus den 1. November d. I. festgesetzt worden sein. Politik und Menschlichkeit. Wenn es in früheren Jahrhunderten manchmal vor kam, daß der Gang der Weltgeschichte von großen Natur ereignissen maßgebend beeinflußt wurde, daß z. B. Feld züge durch den Ausbruch verheerender Krankheiten, durch Hungersnot, ja sogar durch Erdbeben oder große Kälte zum Stillstand gebracht wurden, und damit Mächte, die der Einwirkung des menschlichen Willens entzogen sind, maßgebend in das Rad der menschlichen Geschicke cin- griffen, so scheint heutzutage der Einfluß solcher über menschlichen Gewalten, in denen man gewöhnlich eine Geißel Gottes erblickte, nicht mehr die gleiche Kraft zu be sitzen. So tritt auch angesichts des fürchterlichen Natur ereignisses der großen russischen Mißernte, der zur Seite die schreckliche Landplage der Cholera geht, die Politik keineswegs so weit in den Hintergrund, daß der Gedanke der Menschlichkeit wirklich allein das Feld allein beherr schen könnte. In Rußland selbst und vor allem in den anderen Staaten, die zur Hilfeleistung berufen sind, wer den sehr ernsthafte politische Erörterungen darüber ge führt, ob und wie man den bedrängten Russen zu Hilfe kommen kann. Daß die Not in Rußland außerordentlich groß rst, kann nach den vorliegenden Meldungen keinem Zweifel unterliegen. Nach manatelanger Dürve sind vom Süd westen bis in den Rordosten Rußlands neuerdings starke Regenmengen niedergegangen, aber sie haben der Ernte nur noch mehr geschadet als genützt, denn sie kamen zu spät, und das bereits reife Getreide beginnt nun auf den Halmen zu keimen. Zwar find große Hungersnöte anch ln der Geschichte der jüngsten Zeit keine Seltenheit. Be sonders aus dem so überaus volkreichen China kommen fast alle paar Jahre Mitteilungen über Mißernten, denen viele Tausende von Menschen zum Opfer fallen. Während aber dort infolge der weiten Entfernungen und der pri mitiven Verkehrsverhältnisse europäische Hilfsaktionen kaum einen Sinn haben, liegt uns das europäische Ruß land als nächster Nachbar doch so unmittelbar vor den Toren, daß das ganze übrige Europa zum mindesten den Versuch macht, Hilfe zu bringen. Während im Anfang dieser Hilfsbewegung nur die Vertreter des geistigen Lebens als bemfene Hüter der Humanität das Wort zum Aufruf an die Völker ergriffen, treten jetzt die Politiker stärker in den Vordergrund, und es zeigt sich sogleich, daß sowohl die Frage, ob überhaupt Hilfe geleistet werden kann und soll, als auch die ver schiedenen Wege, auf denen das geschehen könnte, sehr starken Meinungsverschiedenheiten unterliegen. Daran ist in erster Linie der Umstand schuld, daß Rußland eine in der Welt vorläufig noch vereinzelt dastehende Regierungs form besitzt, die dieses Riefenreich in einen schwer zu über windenden Gegensatz zu allen anderen Staaten bringt, besonders weil der in Rußland herrschende Bolschewis mus in seinem Ausdehnungsdrange eine ständige Gefahr für alle anderen Staatswesen bildet. So tauchte sogleich der Gedanke auf, daß man jede Hilfe für Rußland von gewissen Bedingungen abhängig machen müßte, welche die von der Sowjetpropaganda ausgehende Bedrohung der politischen Ruhe der Welt eindämmen könnte. Einer politischen Kritik wird jetzt auch der Aufruf Maxim Gorkis unterworfen, indem die Klage eines feiner russischen Volksgenossen ans Licht gezogen wird, nachdem der Gorki nicht als der einwandfreie Verfechter humaner Ideale erscheint, sondern als ein Politiker, der sehr wohl willen müßte, daß alle Opfer, die möglicherweise von den anderen Völkern für die Russen gebracht würden, ntch: dem notleidenden Volke selbst, sondern den Sowjetgewal- tigcn, den Peinigern dieses armen Volkes, zugute kom men würden. Von anderer Seite wird in ähnlicher Weise der Gedanke vertreten, daß es geradezu ein politischer Fehler wäre, der Sowjetregierung, die in dieser Hungers not zum ersten Male einen Feind finde, dem sie nicht aus eigener Kraft gewachsen sei, durch eine Hilfsaktion wieder auf die Beine zu helfen. Zur Unterstützung dieses Stand punktes wird erklärt, daß es überdies eine Unmöglichkeit wäre, eine solche Hilfsaktion durchzuführen, da die Un sicherheit des Verkehrswesens in Rußland gar nicht ge statte, die nötigen Nahrungsmittel an die Stellen zu bringen, wo sie wirklich gebraucht werden. Besonders die Wolgadeutschen würden unter diesen Umständen viel leicht nie etwas davon erfahren, daß ihre deutschen Stam mesbrüder für sie gesammelt und gespart haben. Vom entgegengesetzten Standpunkte aus, also von denjenigen Kreisen, die der Sowjetregierung freundlich gegenüberstehen, wird das Problem der Hilfsaktion eben falls mehr unter politischem als unter rein menschlichem Gesichtswinkel betrachtet. So wollte die kommunistische Partei Deutschlands eine Sonderaktion der deutschen Ar beiterschaft für die notleidenden Russen einleiten, und sie begründete das damit, daß mit dieser Hilfsaktion zu gleich eine Abwehr gegen etwaige reaktionäre Umsturzver- suü>e in Rußland verbunden sein müsse. Dieser Plan ist am Widerspruch der anderen sozialistischen Parteien ge scheitert, die nur an der allgemeinen staatlich geleiteten Hilfsunternehmung teilnehmen wollen. Ob der Vor schlag, daß jeder Arbeiter einen Tageslohn im Monat oder auch einen Stundenlohn in der Woche für die Russen abliefern solle, zu einem Ziele führt, mutz abgewarter werden. So schwankt der große Gedanke der Hilfe für die unter Krankheit und Hunger leidenden Russen — von der Parteien Gunst und Haß verwirrt — durch die politischen Diskussionen unserer Tage. Die Aufgabe der europäischen Regierungen wird es sein, sich von diesen teilweise extre men Erörterungen nicht verwirren zu lassen und nach Möglichkeit den Gedanken der Menschlichkeit in den Vor dergrund zu stellen. Daß dabei aber auch darauf Bedacht genommen werden muß, gewisse Garantien dafür zu er halten, daß die Hilfsaktion wirklich ihren Zweck erfüllt und nicht von der Sowjetregierung auf andere uner wünschte Gleise abgeleitet wird, ist selbstverständlich, denn das liegt sowohl im Interesse der Notleidenden, wie auch im Sinne der Selbsterhaltung der hilfeleistenden Völker. Am Ln-gariev von Varis. Oberster Rat und T r « p p e a e n l s e n o u n g. Wer sich in diesen entscheidungsschweren Tagen durch die Flut von Nachrichten durchgearbeitet hat, die fast stünd lich aus Paris und London über die diplomatischen Ver handlungen wegen der Zusammenkunft des Obersten Rates zur Beschlußfassung über das Schicksal Oberschlesiens eintrcffen, der muß nach allein heißen Bemühen, einen klaren überblick über die wirkliche Lage zu gewinnen, Wohl bald eingestehen, daß er, wie weiland der Doktor Faust, so klug ist als wie zuvor. Wenn bisher als vorläufiges Ergebnis >r Unter Handlungen angenommen werden konnte, daß der Oberste Rat am 4. August zusammen! en und bis dahin keine neuen Truppen nach Oberschlej.. geschickt werden sollten, um dem Obersten Rat auch über diese Frage die Enrfchei düng vorzubehalten, so erfahr! man jetzt, daß diese Ver einbarungen noch keineswegs als endgültig angesehen werden können. Vielmehr Hai der französische Botschafter in London bei Lord Curzon .inen neuen Schritt unternommen. Er eiklärte, daß die französische Regierung den Zusammentritt des Obersten Rates für unmöglich halte, solange die Verstärkungen nicht abgegangen seien. Diese Erklärung würde die gesamten Eimgungsverhand- lungen natürlich wieder auf ihren Anfangspunkt zurück werfen, wenn man sie gauz ernst nehmen und in ihr nicht vielmehr nur einen Versuch erblicken wollte, wenigstens nach außen hin (und besonders gegenüber der französi schen Öffentlichkeit) den Schein zu wahren, als ob Frank reich unerschütterlich auf dem einmal für richtig erkannten Standpunkte verharre. Dieses ganze Durcheinander beweist, daß von einer Klärung der Situation nicht die Rede sein kann. Ein ganz neuer Gedanke, der die Verwirrung höchstens noch größer macht, liegt wieder in der Meldung, daß Ministerpräsident Briand noch vor dem 4. AugusteineZusammenkunftmit Lloyd George haben werde. Vielleicht soll das ein Pflaster auf dis Wunde sein, die den Franzosen durch die Mitteilung ge schlagen wurde, daß Lloyd George selbst nicht zur großen Konferenz kommt. Znr Beruhigung darüber läßt jetzt Lloyd George erklären, er habe endgültig beschlossen, wäh rend seiner Ferien nicht nach dem Auslande zu gehen. Die irländischen Angelegenheiten zwängen ihn, in England zu bleiben. Aber selbst das steht noch nicht fest! Infolge der neuen Einwände Frankreichs, die in London allgemeine Enttäuschung verursacht haben, wird Lloyd George mög licherweise der Tagung des Obersten Rates doch noch bei wohnen. Er werde sich wahrscheinlich erst im letzten Au genblick endgültig entschließen. Der Bericht der Kommiffare. Die französische Regierung hat einen Auszug aus der gemeinsamen Note der drei alliierten Kommissare von Oppeln veröffentlicht. In diesem französischen Auszug wird gesagt, daß die Erregung so lange fortdauern werde, wie der Zustand der Unsicherheit, in dem sich das Land be finde. Ja, man müsse mit einer Verschlimmerung rechnen. Die Entwaffnung durch die alliierten Behörden habe weder nach der einen noch nach der andern Seite durchgcführt werden können. Jede Partei befürchte An griffe der anderen. Die Kommissare kommen zu folgenden Schlüssen: 1. Die Lage in Oberschlcsien sei ernst und verdiene die sofortige Aufmerksamkeit der alliierten Negierungen 2. Die Lage, werde so lange unsicher bleiben, als nicht eine gerechte, von beiden Parteien verlangte Entscheidung ge troffen sei. 3. Die der Kommission zur Verfügung ge stellten Streitkräfte seien ungenügend, nicht nur, um eine neue Erhebung zu verhindern, sondern auch, um in bis heriger Weise die Ordnung im Abstimmungsgebiet auf recht zu erhalten. Die drei Obcrkvmmissare fügen hinzu, wenn die Mächte ihre Entscheidung aufschöbcn, würde Vie Entsendung von Truppen noch nötiger und dringender werden. Diesem Auszug aus dem Bericht sieht man auf den ersten Blick an, daß er aus französischer Quelle stammt, denn er entnimmt dem Bericht offensichtlich nur alle die jenigen Stellen, die den französischen Wünschen ent sprechen. Britische Beobachter berichten ganz andere Dinge. So wird z. B. von Engländern gemeldet: Ihre Legitimationen seien durch einen polnischen Volizistcn ge nau geprüft worden, während sechs Lastautomobile, be laden mit Munition für die Aufständischen, ungehindert passierten. Der Ausschuß der Sachverständigen, der jetzt in Paris seine Vorberatungen ausnimmt, muß diese vor dem 4. August beenden. Aber es erscheint zwei felhaft, ob dies möglich fein wird, da das Material äußerst umfangreich ist. Nicht weniger als fünf ver - schiebens Vorschläge zur Regelung der Grenzen find der Kommission zur Prüfung unterbreitet worden. Amerikanische Vermittelung? Um einen Ausweg zu finden, soll jetzt eine sehr hohe Persönlichkeit Frankreichs den amerikanischen Botschafter in Paris, Herrick, gefragt haben, ob eine Möglichkeit für eine Vermittlung der Vereinigten Staaten bestehe. Nach einer Beratung der amerikanischen Vertreter in London, Paris und Berlin sei ein Telegramnr an den Präsidenten Harding gesandt worden, in dem gefragt wurde, ob Har vey, der amerikanische Botschafter in London, an der Sitzung des Obersten Rates teilnehmen dürfe, und zwar nicht nur als Beobachter, sondern als Delegierter. Ob es sich bei dieser Meldung um einen ernsthaften diplomati schen Schritt handelt oder nur um ein kleines Beruhi gungspulver für die erregten Gemüter, müssen die nächsten Tage lehren. In Berlin steht man der Entwicklung der Dinge ruhig und beobachtend gegenüber. Selbstverständlich stehen unsere Botschafter in London, Paris und Rom mit den dortigen Regierungen in ständiger Fühlung, vermeiden aber alles, was zur weiteren Verschärfung der Gegensätze beitragen könnte, da ein ernster englisch-französischer Kon flikt keineswegs im deutschen Interesse liegt, denn ein ge rechter Beschluß kann nur in einer Atmosphäre der ruhi gen Überlegung gefaßt werden. Alle Meldungen von neuen Noten, die zwischen Berlin und der Entente gewech selt worden seien, sind unrichtig. Es handelt sich in allen Fällen nur um mündliche Besprechungsn. polnische Truppenansammlungen. »Vorschriftsmäßige" Gemeind e w a che n. Im Kreise Rosenberg werden seit einigen Tagen All seits der Grenze einwandfrei ziemlich starke polnische Truppenansammlungen beobachtet. Die Lage im Kreise Pleß ist außerordentlich unsicher und bedrohlich. Dee neuen Gemeindewachen sind säst überall eingerichtet,'und Zwar durch einen französischen Kapitän. Ehemalige In surgenten gehören in fast allen Orten den Gemeinde- wachen an. In Ornontowitz ist der Führer der Gemeinde wache ein Pole, der als Kompagnieführer an der Jn- surgentenfront gestanden hat. Als der französische Kapi tän darauf aufmerksam gemacht wurde, daß die Vor-
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