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Dresdner Journal : 16.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185910163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-16
- Monat1859-10
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1859
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Ab,n»e«r«tqwr«st: ^»drlicli: 5 'I'lilr. 1V Nxr. lo L » Im LmUmä« '/»jickel.: 1 »,.,10 „ » .. stritt ?o»» iut» ll^imllicb i^.Vr«<i,»: Id KU». I l8t»i»P»t,«- k^mrotn« diUmmeru: 1 >'xr. - «vki»^ yimu. »nsrratrnxntst: kUr «i«o kk„«m ein«>r ev»s>Kllenen iteil«: 1 ?i^r. (»ter „liu>x>' äi« X»il«: 2 Xxr. Drrs-nerMnrml. Lrschetaei,- 1'Lj-Ii>:l>, mit Xil»o-»I»in« 6«r 8„iui- ouä k*<>i«rt»^«, Xbeml» für <ieu ful^«»<ivu x«j-, Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. Z»stlatriu»»»ah«« auswärts: t'u. linLuosrarr»», 6»mmi»io>»Ur Ue» I>r«»cku«r ^oaraatu; ed«uä»»-Iü,t: 11. iUtoaa: L Vool-ri»; L«rim: 0»>>i-ic'»'»<-l>e vuetck., I!uro»u; 8rvm«o! L. 8cul-orr«; ^r»»Ufart ». N.: .tLU«^»'»ri>e UucUtudmUunx; Ldlo: ^vol.» Uiiv»a»H; Vari»: v. (28, ru« «le» don» eukav»); Vr»^: 1'u. Lum-ivu» Luet>>i»uäluux. Herausgeber: Xüukgl. L»vs«ittiuo <ie» Lresäusr ckouraal», I)r<d»aeu, >Ii»ri«u»tr»»« Xr. 7. Amtlicher Thril. Dresden, 1. Mai. Seine Majestät dcr König haben Allerhöchst-Jhrrm außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an den Königlich-Preußischen und Königlich-Hannöverschen Höfen, wirklichen Geheimen Rath« Grafen von Hohenthal daS Großkreuz deS Verdienst-Ordens zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theii. Neberficb t. Telegraphische Nachrichte«. Zeitungtscha». (Rückblicke auf da» deutsche Kaiser tum. II. — Triester Zeitung. — Times.) Tagesgeschichte. Wien: Entlassung der Kriegsreserven. — Berlin: Landtagsvorlagen. Lein Ministerialrrs- sort für Kunstsachen. Vom Hofe. General». Hirsch feld -j-. Neuer österreichischer Gesandter in Aussicht. Begnadigung. Der -riegsminister zurück. Die Reise deS Kaisers Alexander. — Kassel: Zusammeutrit' dcr Kammern erwartet. Hauptmann Breithaupt in österreichische Dienst«. — Ko bürg: Bom Hofe. Ba- saltaussuhr. — Gera: Die Hauptstaatskassenrechnung pro 1858. Actienbierbrauerei projectirt. — Paris: Monatsbericht der Bank. Arbeiten zum Schutze von Lyon. — Turin: Tagesbefehl an dir Nationalgarde. Einzelnheiten über die Ermordung Anviti'S. — Ne apel: Steuer Polizeipräfect. Truppen nach der Grenze. — Madrid: Die Expedition gegen Marokko. — London: Dir San Juanangelegenbeit. Der Streit Spaniens mit Marokko. Bermittelung in deu Pla- tastaaten. Prinz Napoleon erwartet. Exurnnungtn, Lersetzuilgeu rc. iw Sffcntt. Dienste Dresdner Nachrichten. Provinztalnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Freiberg. Meißen. Meerane. Bischofswerda. Werdau. Penig. Falkenstein. Neusalza.) Wissenschaft, Kunst »ad Literatur. Vermischtes. Statistik und Lolkstvirthschaft. Börsennachrichten. Inserate. TagetkatMrder. Telegraphische Uaüsrichtea. Breslav, Sonnabend, 15. October. Ma» versichert, der Prinz Regent werde nächste Mitt» wocd Abends, der Kaiser Alexander und der Grotz- fürst-Thronfolger von Rußland am Donnerstag hier eintreffen. An letzter« Tage findet große Parade statt. Turin, Donnerstag, 13. October. Einem Te legramm der Brüsseler Blätter zufolge ist der Mi nister deS Auswärtigen, General Dabormida, ge stern nach Paris abgerrist. Parma, Donnerstag, 13. October, Abends. Rach telegraphischen Nachrichten der „Jnd- belge" von vorstehendem Datum sind die in Piacenza gele genen piemvntefischrn vesatzungstruppen in Parma ringerückt. Neue Verhaftungen haben stattgefun- den. Der Generalprocurator und der Untersuchungs richter find abgesetzt worden. Die Waffenablieferung bat begonnen. In der Stadt herrscht vollständige Ruhe. Die Rationalgarde und alle Klassen der Bevölkerung zeichnen Dank- und Beglückwünschungs adressen an den Diktator Fariai Die Aushebung in der Provinz Piacenza ist beendigt. Das Resul tat derselben ist ein vollständiges. Mau hat in der ganzen Provinz nur zwei Widerspenstige ge funden. Aus Genna, vom 12. d. M., wird gemeldet, der französische General Rouffelot, der im Dienste des GroßhrrzogS von Toscana gestanden, sei auf der Straße nach Lucca verhaftet und in Florenz ins Gefüngniß geworfen, jedoch alsbald wieder in Freiheit gesetzt worden und nach Paris abgereist. Man trifft außerordentliche Vorbereitungen zum Empfange des Königs. Aus italienischen und fran- zöfischeu Flaggen ist eine Art neue von 10 Kilo- Meter Länge hergestellt worden. Garibaldi ist in Modena angekommen. London, Freitag, 14. October. Der Dampfer „Borussia" ist eingetroffen und bringt Nachrichten aus New Dock bis zum 1. d. M. Dieselben be stätigen die Niederlage der Liberalen in Veracruz durch den General Drgvllado. General Alvarez bereitet eine Expedition gegen die Hauptstadt vor. Konstantinopel. Aus der neuesten Post wird der „Jndöp." über Triest telegraphisch gemeldet, daß der „Levant Herald" und die „Presse d'Orieut" suspendirt worden sind. In Jaffa verlangt eine amerikanische Fregatte die Auslieferung der Ur heber eines vor drei Jahren vorgefallenen Mordes. Dresden, 15. October. Wir folgten gestern an dieser Stelle dem xeschicht- lichen Gange des deutschen Kaisertums bi» zum Schlüsse deö Mittelalter». Fahren wir heute in der historischen Betrachtung der weitern Entwickelung desselben fort: Die äußere Gefährdung des deutschen Reiches stieg mit den cintretendrn Religionswirren. Die Hetzereien de» Auslandes —auf der einen Seite der römischen Hierarchie, andererseits Frankreichs, welche», obgleich selbst eine ka tholische Macht, schlau in den deutschen Wirren die pro testantischen Stände in ihrem Auftreten gegen den Kaiser unterstützte, um da» deutsche Reich seinem Zerfalle ent gegenzuführen — verhinderten, daß so manche wohlmeinende Anstrengung in Deutschland, die Wirren im nationalen Geist« zu schlichten, gelingen konnte. Der schmalkaldisch« Bund kam zu Stande und gab Frankreich später Gelegen heit, seine Politik einwirken zu lassen. Die reformato rische Partei recusirte das Kammergericht, erkannte keine RetchStagsbrschlüsse mehr an, kümmerte sich nicht um die Reichsacht und verwarf die Concile. Sie zeigte durch den Einfall in Württemberg und Braunschweig, daß sie kühne Schritte nicht scheue, um ihre fürstliche Mitglieder zahl zu verstärke». Der Religionskrieg brach ans. Karl V. und das spanische Wesen suchten in der Politik die Ober hand in Deutschland zu gewinnen; man dachte an große Pläne für die hispanische Linie des HauscS Oesterreich. Mehrere Mitglieder der deutsche» Fürsten-Aristokratie sahen die Tendenzen Karl's V. mit Mißtrauen an, und der kühne und staatskluge Moritz von Sachsen, gefesselt durch sein Wort für Philipp von Hessen, ergriff da» Schwert, löste so sein Versprechen und rettete mit dem Protestantismus zugleich die deutsche Selbstständigkeit. Man hatte, um gegen spanische Macht stark zu sein, Frankreichs Einflüsterungen nachgegeben. Heinrich ll. von Frankreich trug als Preis den Vicarialsbesitz der Städte Metz, Toul und Verdun davon, woraus dann ohne Weiteres eine souveräne Herrschaft Frankreichs über diese ReichStheile ward. Friede und Versöhnung aber erwuchsen für Deutschland aus dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 nicht. Der kleine Krieg um die Reformation katholischer Bis- thümer, dir Ausdehnung und Zurückdrängung des Pro testantismuS dauerte fort; hüben und drüben suchte man den Gegnern etwas abzugewinnen und die Reichs tage waren ungefüllt mit Beschwerden und Gegenbe schwerden, deren Abstellung unmöglich erschien bei der Erbitterung der Parteien. Die „protestantische Union" von 1608 zeigte die protestantische Seite bereits wieder krirgSserlig. Die Katholischen antworteten mit der Liga von 1609. Der dreißigjährige Krieg folgte bald. Wie sehr das Ausland diesen unheilvollen Krieg, der min destens eben so viele politische als religiöse Motive hatte und mindestens in gleichem Grade ein Krieg Deutsch lands mit dem Auslande wie ein Krieg deutscher Fürsten gegen den Kaiser war, zu benutzen verstand, beweist der die Ohnmacht des deutschen Reiches besiegelnde Friedens schluß, in welchem die Niederlande vom Reiche getrennt, die Schweiz förmlich aus dem Rcichsverbande entlassen, die ganze Wcstgrrnze Deutschlands von Frankreich be schädigt wurde und den Schweden Pommern, Bremen und Verden überlassen werden mußt«. Diesen äußern Beschädigungen des Reichs durch den Frieden entsprachen die inner» Schäden durch denselben, denn von setzt an hatte da- Ausland, welches den Friedensvertrag sanctio- uirte, fortwährende« Vorwand z»r Einmischung, und was die innere Rrichsgewalt betraf, so bewirkten die be treffenden Bestimmungen des Friedens im Wesen eine Auflösung des Reichs. Kurfürsten, Fürsten und Städte erhielten die freie Ausübung ihres Territorialrechts so wohl in geistlichen als weltlichen Angelegenheiten zuge sichert. Sie bekamen bei den Berathungen über Reichs angelegenheiten, anstatt des frühern deliberativen Votums, nunmehr entscheidendes Stimmenrecht, und sie erhielten das Recht zu Bündnissen mit dem Ausland«, — ein Recht, welches späterhin Deutschland zum fortwährenden Schaden gereichte, da es nicht immer getreu der an sich sehr zweideutigen Elausel ausgeführt wurde, wonach solche Bündnisse nicht gegen Kaiser und Reich geschlossen wer den sollten. Die deutsche Reichsversammlung bestand um diese Zeit aus 8 Kurfürsten, 71 geistlichen Fürsten, 100 weltlichen und 61 Reichsständcn. Mit den reichsunmittelbarcn Prälaten und Grafen betrug die Zahl aller nur contri- buirendrn Reichsstände ohne die Ritterschaft 370. Dem Wahlkaiser blieben nur wenige, ohnehin später fortwäh rend geschmälerte Reservatrechte, während die allgemeinen Majestätsrechte vom Kaiser mit den Reichsständen, die alle selbst Regenten waren, auSgeübt wurden. Die all gemeinen politischen Schwächen Deutschlands, der gänz liche Mangel an deutschem Gemeinsinn zeigten sich in den beginnenden und nicht zu unterdrückenden Kriegen der Stärkern gegen die Schwächer« innerhalb Deutsch lands, in der Unterdrückung der Städte und kleinen Fürsten durch die Mächtigern. Noch trauriger, ja grauen voller aber wurde der Verfall des deutschen Reiches durch die Raubzüge bewiesen, welche Frankreich unter Lud wig XIV. gegen Deutschland unternahm, und durch die Einverleibung von deutschem Gebiete, welche Frankreich mitHilfcder „Reunionskammern" auSführte. Dasdeutsche Reich war zu schwach geworden, um sich dagegen mit Erfolg zu erheben, und es bedurfte erst der Bundcsge- nossenschaft Englands, Spaniens und der Niederlande, damit im RvSwicker Frieden 1697 an Deutschland nur einigermaßen das Geraubte wieder zurückgestellt werden konnte. Der deutsche Reichskrieg, welcher zu Anfang des 18. Jahrhunderts gegen Frankreich geführt wurde und worin die Kurfürsten von Bayern und Köln die französische Partei ergriffen, endete gleichfalls unrühmlich für Deutsch land, welches außer den abgerissenen elsässischen Terri torien auch noch Landau an Frankreich verlor. Nicht minder der Krieg mit Frankreich von 1734—1738, wo durch Neapel, Sicilien und Lothringen dem Reiche ver loren ginge», für welch letzteres es als Entschädigung Toscana erhielt. Der König Friedrich II. von Preußen siel nach Schlesien ein und begann den Krieg gegen die Kaiserin. Frank reich schürte und bald war wieder ein allgemeiner deut scher Krieg fertig. Im Nymphenburgrr Vertrage ver banden sich Frankreich, Spanien, Preußen, Bayern, Sach sen, Köln und die Pfalz gegen die Kaiserin Maria The- rrsi«. Bayern und Franzosen vereinigt fielen nach Oester reich ein. Anfang« glücklich, erlagen sie später den öster reichischen Waffen. Jndeß verhinderte Preußen den Weiter verfolg de» österreichischen KriegSglück». Durch den von Friedrich II. glücklich geführten siebenjährigen Krieg und den deutschen Fürstenbund, welchen derselbe angeblich gegen Joseph » II- Arrondirung»lust zu Stande brachte, wurde der ReichSverband noch mehr gelockert. An dem Kriege gegen die französische Revolution war daS deutsche Reich anfänglich nicht betheiligt. Oesterreich und Preußen hatten sich alliirt. Erst nachdem der Krieg einen ungünstigen Verlauf nahm und von den Franzo sen auf deutsches Gebiet verlegt wurde, konnte sich das deutsche Reich nicht länger dem Kriege entziehen. Die erste Coalition gegen Frankreich focht wieder unglücklich im Süden wie im Norden, und Holland wurde an Frank reich verloren. Die deutschen Rcichsstände wollten nun um jeden Preis Frieden. Vergebens beschwor sie der Kaiser» „eher alle Kräfte aufzubietcn, als die Schande Deutschlands Und den Umsturz der deutschen Reichsver- fafsung in einem Friedensschlüsse zu unterzeichnen." Preußen schloß den Baseler Separatfrieden, wobei eS sich zur Belohnung dafür, daß cs sich von der Sache des Reichs trennte, künftige Entschädigung mittelst Säkulari sation vorbehielt, und bewog auch andere Rcichsstände zum Abfall vom Kaiser, der in diesem Frieden — nach den Worten seiner Proklamation — den Untergang deS deutschen Reiches herbeigeführt sah. Frankreich verlegte den Krieg nach Italien. Oesterreich, dort überall ge schlagen, mußte im Frieden von Eampo-Formio die Nie derlande abtreten und den Abtritt des linken Nhcinufcrs zugcstehcn. Auf dem Friedenskongresse in Rastatt, wel eher den letztern Punkt mit dem deutschen Reiche regeln sollte, mußte man Alles gewähren, was Frankreich for derte. Jndeß noch vor Beendigung desselben brach dcr Krieg dcr zweiten Coalition gegen Frankreich los. Wieder unglücklich im Kampfe Almßte das deutsche Reich im Lüne- viller Frieden die Abtretung des linken Rheinusers be siegeln. Frankreich und Rußland entwarfen den „Ent- schädigungSplan", welchem man deutscherseits bcistimmen mußte und wonach die Entschädigungsmassc aus den geist lichen Gütern nnd Reichsständcn genommen wurde. Der betreffende Reichsdcpntationshauptschluß vom 25. Februar 1803 gestaltete das ganze deutsche Reich um. Die folgenden Zeiten des Rheinbundes waren nur die moralisch notwendige Folge eines Verfahrens, bei wel chem deutscher Gcmeinsinn und Rechlssinn so gänzlich unterdrückt wurde, wie in jenem Acte. Franz II. erkannte bereits 1804, daß das deutsche Reich tatsächlich nicht mehr eristire und nahm den Titel eines „Kaisers von Oesterreich" an. Der Abschluß des rheinischen Bundes, die Souveränetätscrklärungen der Einzelstaaten zogen nur noch die formelle Auflösung des Reichs herbei. Als endlich nun Deutschland im Verein mit fast ganz Europa die Herrschaft Napoleons gestürzt, als nun die deutschen Fürsten im Wiener Congresse vereinigt waren, um über die Neugestaltung Deutschlands zu bcrathrn: da drängte sich fast Allen der Gedanke auf, daß da» deutsche Kaisertum schon seit Jahrhunderten durch das Anwach sen und die Konsolidation der Einzelstaaten und durch Stammcssonderungen und Religionsvcrschiedenheiten un tergraben war. Da fühlte man fast allgemein, daß eine Wiederherstellung der alten Reichsvcrfassuug nur eine Wiederholung des traurigen Schauspiels von Zerfall und Ohnmacht Deutschlands sein würde. Nur einige wenige kleine Mediatisirie mochten deshalb den Vorschlag machen, die alte ReichSvcrfassung wieder hcrzustcllen, und selbst die von einer größer» Anzahl Fürsten und Städte unter zeichnete Aufforderung an den Kaiser von Oesterreich, wenigstens die Kaiserwürde für Deutschland wieder zu übernehmen, wies dieser in Erkenntniß dcr Unmöglich keit, dieselbe zum Wohle des Ganzen kräftig zu gestalten und zu behaupten, zurück. Mehrere Versuche, welche gemacht wurden, um eine mehr centralisirte Verfassung mit Einthcilung Deutschlands in 7 — 8 durch die mäch tigsten Fürsten geleitete Kreise und mit einem erweiter ten Bundestage zu schaffen, scheiterten. Man sah endlich allerseits ein, daß ein Bund Gleichberechtigter das ein zige Mittel sein werde, den innern Frieden Deutschlands zu verbürgen und für die Entwickelung der deutschen Nationalmacht, unbeirrt von rivalisircnden und feind seligen Tendenzen, Grund und Boden zu legen. So entstand aus der Berathung aller am Bunde Thcilnchmenden die Bundesacte. Wohl ist dieselbe in manchen Dingen unvollkommen, wohl giebt sie sich in mancher Beziehung nur als Keim oder Anregung, und überläßt der Entwickelung der Zeiten das Meiste im in nern Leben der Nation. Aber Das, was sie in erster Linie sollte, hat sie bewirkt. Aus Deutschlands Gauen verschwand mit ihr Krieg und Fehde; Deutschlands Staaten gewöhnten sich daran, friedlich neben und mit einander zu gehen ; die deutschen Regierungen und Stämme wurden befreundet; der Nationalsinn wuchs gewaltig; kein Bündniß mit dem Auslande konnte fürder mehr ent stehen ; das deutsche Bundesgebiet wurde um keinen Zoll breit Boden mehr geschmälert; fremde Nationen ver suchten nicht mehr, unser Reich zu schädigen, denn seine gesummten Kräfte flößten nach Außen Achtung ein; im Besitze dcr großen, seit Jahrhunderten entbehrten Güter des innern Friedens und der äußern Sicherheit konnte Deutschlands materielle Entwickelung, die Entfaltung seiner geistigen Kräfte zu einer eminenten Höhe gelangen; die politische Freiheit fand in den einzelnen souveränen Staaten ihre Entwickelung zu konstitutionellen Zuständen und die diesem Systeme damals sehr abgeneigten deutschen Großmächte vermochten nicht, jene Entwickelung in den souveränen Einzelstaaten zu hemmen; die innere und äußere Jnteressen-Vereinigung Deutschlands konnte trotz der Einzelsouveränetätcn große Fortschritte machen. Und wenn nun auch Manches, ja Vieles zu wün schen und zu erstreben übrig bleibt; wenn auch mit Recht darauf hingewiesen werden kann, daß mancher in der Bundesverfassung enthaltene Keim zu engerer Jnteressen- Vereinigung noch nicht entwickelt wurde; wenn man auch nicht ohne Grund bedauern mag, daß mancher wohl gemeinte Versuch, die Bundesverfassung zu vervollkomm nen und ihren Bestimmungen die gehörige und wohlthä- tige Nutzanwendung zu geben, scheiterte: so würde eS doch angesichts der deutschen Geschichte ein maßlos thö- richteS Beginnen sein, Deutschland zu schnellerer Ent wickelung durch Zurückführung desselben zu, den alten ReichSzuständrn ähnlichen BerfafsungSformcn verhelfen zu wollen. Mt ihnen würden wir nur den innern Un frieden, die Sondcrbündnisse, daS Bestreben die Reichs gewalt zu schwächen, und das Hereinziehen des Auslan des nach Deutschland wieder erhalten, und alle diese Grundschäden, an denen das deutsche Reich in jahrhun- dertlangrr Ohnmacht krankte, würden jetzt um so sicherer wiedbrkehren, als nunmehr schon während mehr als vier Jahrzehnten die souveränen Zustände der Einzelstaaten bestehen und — wenigstens in allen größern deutschen Staaten — bei Regierungen und Völkern geschätzt und eingcwöhnt sind. UebcrdieS fehlt »her auch heutzutage jenes, wenn auch oft gelockerte Band, das doch immer noch ein Band war: das Lchnwesen. Denn mochte auch der Vasall sehr oft dem kaiserlichen Lehnsherrn über den Kops wachsen, so ganz zu trauen war bei der Felonie doch nickt, und deshalb war eben die Elausel im westphäli- schen Frieden so gefährlich. Es war doch immer noch ein Rest alter staatsrechtlicher Scheu übrig, welcher natür lich heutzutage ganz in Wegfall gekommen ist. Las letzte Decennium hat wiederholt den Beweis geliefert, daß jede Tendenz zur Unterdrückung der Einen durch die An der» Deutschland zum Schauplatz alter reichsständischer Zustände des innern Unfriedens nnd der Gcsammtschwäche zu mache» drohen. Es sind nicht nur die Regierungen, welche sich dem entgcgenstellen, sondern viel mehr noch der Stammessinn und die Antipathie der Völker, welche durch jede Ueberhcbung und jeden einseitigen Anspruch des deutsche» Nachbarvolkes nur hartnäckiger gemacht werden. Wer dies sehen will, kann es hundertfältig in der Ge schichte der letzten zehn Jahre bis auf die jüngsten Tage hin bezeugt finden, der braucht nur eine flüchtige Reise auf dcr Eisenbahn von Nord nach Süd, oder von We sten nach Osten in Deutschland zu machen und auf die Gespräche zu hören, welche um ihn geführt werden. Was Deutschland unter diesen Verhältnissen, welche aus einer 1000jährigen Geschichte erwachsen sind, frommt, ist: die Gefühle der Völker zu schonen, unter den Re gierungen einen gegenseitigen vertrauensvollen Sinn zu pflegen, der von dem Mißtrauen befreit ist, daß der Eine den selbstischen Gedanken des Andern dienen solle, den wahrhaft nationalen Gcmeingeist zu verbreiten, der in der Macht des Einen nicht die Schwäche der Andern sieht, der Deutschlands Gesammtinteresse an der türki schen Grenze oder am Belt und Rhein gleichermaßen be theiligt sieht. Die bekannten Parteibestrebungen der Neu zeit stärken die einzig mögliche Grundlage der politischen Entwickelung Gesammtdeutschlands sicher nicht. Sie miß achten und verwerfen dieselbe. Um sich rin gefälliges Ansehen zu. geben, werden viele Mittel der Verstellung und Brthörnng angewandt. Kommt man dabei aber auch auf daS geschichtliche Feld, dann geht cs dieser Partei, wie schon Swift von den radikalen Parteimännern sagt: wenn sie von „historischem.Recht" reden, so knacken sie regelmäßig eine taube Nuß auf. Dies Kunststück ist denn auch dem „Frankfurter Journal" in dem vorstehend von uns besprochenen Artikel wohl gelungen. Die „Triester Zeitung" bespricht die Angelegenheit wegen Wiederherstellung der Solvenz der österreichi schen Nationalbank und sagt dabei: „Der bevor» stehende Friede von Zürich wird auch die finanzielle An gelegenheit, die für Oesterreich und Piemont aus der Abtretung der Lombardei hervorgegangen ist, zu einem Ende führen. Nach übereinstimmenden Berichten von verschiedenen Seiten wird die Zahlung Piemonts nur 270 (nach Andern sogar nur 200) Millionen Lire oder 108 loder 80) Mill. Fl. betragen. Piemont übernimmt näm lich, wie cs heißt, die gesammten Lasten des IU«mto lom b»r<Io vonelo (oder nur '/b derselben) und etwa den 5. Theil des Nationalanlehcns von 1854. Bekanntlich soll diese Summe die Bestimmung erhalten, der National bank zugeführt zu werden, und sie würde dann, wenn dies der Fall ist, etwas mehr als zwei Drittel (oder die Hälfte) der Schuld decken, die der Staat zum Zwecke des Krieges seit dem 29. April bei der Bank contrahirt hat. Diese Schuld beläuft sich auf 153 Mill. Fl., wovon 20 Mill, in Silber sind. Nach Eedirung der erwähnten 108 oder 80 Mill., die wahrscheinlich nur ratenweise an Oesterreich abgelicfert und deshalb von der Bank nur als Deckung betrachtet werden können, bliebe der Staat aus jüngster Zeit noch für einen so großen Posten Schuld ner der Bank, daß es sich diese unmöglich könnte bei kommen lassen, die Baarzahlungcn wieder aufzunehmen. Auch wenn sie auf die ältere Schuld von 200 Mill, gar keine Rücksicht nähme, würden ihr dies 45 (oder 73) Mill. Fl. ungedeckter Schuld vollständig verbieten. Die Wiederherstellung der Banksolvcnz ist aber des gänz lich gestörten Handels und des Daniedcrlicgens der In dustrie wegen so dringend, daß sie nur dann aufgeschobcn werden könnte, wenn alle Mittel, sie zu bewirken, be reits erschöpft wären. Zudem nöthigt uns der Münz vertrag, den auf die Ausgabe von uneinlösbarem Papier geld bezüglichen Paragraphen wieder zur Wahrheit zu machen. Für die Bank und, bei ihrer Stellung zum Lande, auch für dies letztere ist cs unumgänglich, daß sie wenigstens die neue Schuld des Staates vollständig zurückerhalte, und es wird kaum ein anderes Mittel übrig bleiben, als ein Anlehen, das trotz aller Erfah rungen der letzten Zeit doch wahrscheinlich leichter im Ausland, das Silber hat, als im Jnlande, das Silber bedarf, abzuschließcn wäre." Unter den Acußrrungen der Presse über den Mord des Grafen Anviti in Parma heben wir hier noch einen, schon telegraphisch erwähnten Artikel der „Times" hervor, welcher lediglich den Zweck verfolgt, die Mörder zu entschuldigen und für diese scheußliche That die man gelhafte moralische Erziehung des Volkes unter der Ein wirkung des frühern „Despotismus" verantwortlich zu machen. Dies Blatt sagt buchstäblich: „Man wird sich auch ins Gedächtniß rufen, daß solche Gräuel das elende Vermächtniß sind, daS die Tyrannei jenen Gesellschaften hinterläßt, deren Sittlichkeit sie untergraben und deren Gefühle sie abgestumpft hat. Und man wird auch nicht
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