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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270622014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-22
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.06.1927
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71.Jahrgang. ALA« Vrahtanickrtft, »»«atz«, UeriNorechrr-Sammelmiimnrr, 20 241 Nur für Nackto»k>rück»r 20011 Mittwoch. 22. Juni 1SL7 Gegründet 18S« Bezugs-Gebühr Sckristleünng uud L«wto»lckäst»ß»ll« Marieuttras,» 38,42 Druck ». Verlag von Ut«v1» ck Retckarvt tu Dreede» Poltlckeck-Konto >088 Dresden Nackdru» nur ml, deuttlcker Quellenangabe >.Dre,dn«r Nackr.'> mlSlftg. Unverlana.e Schri,Mücke werden nick, -lulbewabri Ssllsil k ülinmli»! Versnstattungen siebe Inserat. KKIv-klügel ! LLA'LZ LFLURlRLI krager 5trske 12 -P12N08 kernruk ISZ7S Fm Kreuzfeuer zwischen Sft und West. Deutschland ein „imperialistischer Shqlok" hier und ein „Bundesgenosse -er Bolschewisten" dort. Me Schlchlwlschasl des Airchenlages. - Das neue SIrasgeseh vor dem Reichslag. - Seheimarde» »er SeemSchle I« Sens. Russische Augrisse gegen Deutschlan». MoSka», 21. Juni. Während die »Iswesttj a" mit der größten Genugtnung feststellt, daß die Bildung einer Anti- sowsctfront in Gens „diesmal" mißlungen sei, und zwar vor allem wegen des Widerstandes Deutschlands, richtet die »Leningradskaja Prawda" in einem „Die Ver schwörung von Genf" ltberschrtebenen Leitartikel sehr scharfe Angriffe gegen Deutschland. Das Blatt schreibt: Die deutsche Presse besprich« zynisch und osfen die Frage, für welchen Preis die Beteiligung Deutschlands im Kampfe gegen die Sowjetunion erkaust werden könnte. Die deutschen „imperia listischen ShylockS" betrieben mit der Neutralität Deutsch lands einen offenen Handel. Die wahre Ursache der deutschen Neutralität im englisch»russische« Konslikt sei die Tatsache, »aß der französische Wucherer noch nicht genekgt sei, „ans eigene Rechnung Deutschland für England zn kaufen". Trotz der beruhigenden Aeußerungen der „Jswestija" gibt Im übrigen die Sowjetpresse selbst zu. daß ganz Rußland voll von KriegSgcriichten sei. In den Läden, Straßenbahnen, im öffentlichen Leben würde nur von dem bevorstehenden Krieg ge sprochen. Auch in den Reihen der Kommunistischen Partei finde man zahlreiche Kriegspropagandisten. Die „Lenin gradskaja Prawda" bemerkt zu diesen Kricgsgeriichtcn, daß selbstverständlich ein Krieg, und zwar ein sehr ernster Krieg komme, daß jedoch das heilige Werk der Landesverteidigung nicht durch kleinbürgerliche Klatschereien bespritzt werden dürfe. In einer großen Rebe im Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei erklärte Bucha rin. daß, während in bürgerlichen Staaten die Kommunisten einen desaitistischen Standpunkt vertreten müßten, sie in der pro letarischen Republik die Verteidigung des Vaterlandes als erste und wichtigste Ausgabe ,« betrachten hätten. Bucharin wandte sich in seinen weiteren Ausführungen sehr scharf gegen die Partetoppositton. Inzwischen geht die Bekämpfung der Gegenrevolution weiter. Zu den Todesurteilen gegen die zwei polnischen Spione in Charkow meldet die Sowjetpresse. baß die Polen die verantwortlichen Leiter der ukrainischen Sowjetregierung ermorden wollten und mit gefälschten russischen Militär- papieren versehen waren. Das Todesurteil des Oberster Gerichts in Moskau gegen den früheren Kosakenoffiztei Mamajew wegen revolutionärer Betätigung wirb damit be- gründet, baß im gegenwärtigen Augenblick, wo die „dunkle Gegenrevolution Kräfte verstärkter Aktivität entfalte" Mtldefehlam Platze wäre. Französische Zweifel an Deutschlands Neutralität. Hatte Briand Borkenntnis von der Hetzrede PoinearäS? Paris, 21. Juni. Die Rede PoincarSs in Luneville hatte vielfach zu der Vermutung Anlaß gegeben, daß PoincarS die Krankheit des Außenministers Briand benutzen wolle, um seinerseits aktiv in die Führung der außenpolitischen Geschäfte einzngreifen. „Echo de Paris", das besonders nahe Be ziehungen zu PoincarS hat, erklärt diese Annahme heute a l s vollkommen irrig. PoincarL hätte im Verlaus seiner Besuche bei Briand Gelegenheit genommen, um sich mit diesem über sämtliche Fragen zu unterhalte«, die irgendwie mit den Geufer Besprechungen im Zusammenhang stehen. Briand habe sich in der freundschaftlichsten Weise mit Poincarb darüber a«S» einandergesctzt und die von dem Ministerpräsidenten später in Luneville gesprochenen Worte durchaus gebilligt. Es sei außer Zweifel, daß die Erklärungen PoincarSS „von der Gesamtheit des Landes wie vom Parlament" gutgeheißen würden. Beachtenswert ist auch die weitere Mitteilung des „Echo de Paris", daß das Kabinett und insbesondere der Ministerpräsident Püincarü kein Bertranen z« Dentschland bähe könnte, das seit Rapallo sozusagen ei» Bundesgenosse der Bolschewisten geworben sei. kine Botschaft des Kirchentages. Volk und Dalerland. Kirchentag nnd Konkordat. — Die Schlußsitzung in Königsberg. iE igner Drahtbericht der „Dresdner Nachricht« n".j Königsberg. 21. Juni. In der heutigen Schlußsitzung be schloß der Kirchentag zur Stellung der deutschen evangelischen Landeskirchen, zu Volkstum, Nation und Staat nahezu einstim mig eine programmatische Kundgebung. Sie hat folgenden Wortlaut: „Von ostpreußischem Boden, von der abgeschntirten Grenz mark, auf der Not und Gefahr mit schwerem Druck lasten, richtet der Deutsch-evangelische Kirchentag an die evangelischen Gemeinden ein Wort über Volk und Vaterland. Gott ist der Gott aller Völker. Jesus Christus der Heiland der ganzen Welt. Man soll die Sache Gottes nicht gleichsetzen mit der Sache irgendeines Volkes. Es ist eine Gemeinschaft deS Glaubens nnd der Liebe, die über Völker nnd Grenze« und Rastcnunterschiede hinweg alle verbindet, die sich z« Christus bekenne«. Diesen weltweiten Gottessinn wollen wir pslegen. Aber auch die Verschiedenheit der Böller ist von Gott ge ordnet. Jedes Volk hat seine besondere Gabe und Ausgabe im Ganzen der Menschheit. Jedes hat auch ein Recht auf das Evangelium in seiner Muttersprache. Dieses Recht dars auch keiner Minderheit verkümmert werden. Wir sind deutsch und wollen dcntsch sei«. Unser BolkStum ist von Gott gegeben. Es Hochzuhalten ist Pflicht, zwie, fache Pslicht in einer Lage, wie der gegenwärtigen. Ein Weltbürgertum, dem daS eigene Volk gleichgültig ist. lehnen wir ab. Christentum und Deutschtum sind seit mehr als ein Jahr tausend eng miteinander verwachsen. Durch deutsche Art hat unser Christentum sein besonderes Gepräge erhalten. ES ist dadurch auch für andere wertvoll und überdies ein starkes Band auch für die evangelischen Deutschen im AuSlanbe ge worden. Trotzdem will man Christentum und Deutschtum etn- ander entfremden, ja auSeinanderretßen. Das bedeutet eine tödliche Gefahr für unser Volk. Die Kirche kann dazu nicht schweigen. Sie ruft znm Kamps nnd zum Einsatz aller Kräfte für die immer völligere Dnrchdrinauna deS Volkslebens mit wm GM deS Evangeliums. Die Kirche steht über den Parteien, sie dient allen ihren Gliedern, gleichviel, welcher Partei sie angehören, mit gleicher Liebe und gibt allen di« gleichen Rechte in ihrer Mitte. Sie läßt und gibt dem Staate, was deS Staate» ist. ^ An ihre Glieder stellt die Kirche drei Forderungen: Sie will, daß jede, nach bestem Wisse« nnd Gewisseu dem Staatsganze« dient und für das Wohl der Gesamtheit Opfer bringt. Sie will, daß jeder «m des Wortes GotteS willen der staatliche» Ordnung untertan ist. Sie will, daß jeder sich seiner Mitverantwortung bewußt ist und sich für alles einsetzt. was BolknndStaat stärkt, bessert und fördert." Im Anschluß an die Annahme der vaterländischen Kund gebung richtete der Deutsch-evangelische Kirchentag an den Reichspräsidenten ». Hindcnbnrg ein Begrttßungstelegramm. Der Kirchenhistoriker an der Universität Göttingen. Mirbt, berichtete sodann über die Stellungnahme des Ktrchen- auSschusseS zur KonkordatSfrag«. Er wie» hin auf die Volksbewegung gegen den Konkordats- abschluß. Die Gefahren für den evangelischen VolkSteil liegen darin, daß das Konkordat einer ntchtdeutschen Stelle Ein wirkungen auf die deutsche Zukunft ermöglicht und daß dabei Fragen berührt werden, die auch -er evangelischen Kirche nicht gleichgültig sind. Dennoch schlage der Ausschuß keine Resolution in dieser Frage vor. Die Verhältnisse in den einzelnen Ländern lägen, so führte der Redner au», so ver- schieden, daß sich das Gemeinsame nur schwer bestimmen läßt. Außerdem stehe die Veröffentlichung de» ReichSschul- gesetzeS bevor, und vom Ausgang dieser Verhandlungen werde nicht wenig die KonkordatSfrage bestimmt werden. Der Kirchentag könne kein Urteil abgeben, da» vielleicht in wenigen Monaten wieder zu revidieren wäre. Ueber die Lage deS evangelische« Deutschtums in aller Welt machte im Namen des AuSlandSauSschuste» der Vorsitzende de» Gustav-Adolph-BereinS, Gehcimrat Prof. I). Rentorff iLeipzigj Mitteilungen. In Südttrol habe der Ausschuß den aus den deutsch-evangelischen Gemeinden liegenden Druck gelindert. Besonderer Unterstützung bedürfen die deutschen Gemeinden in Athen und Saloniki. In Rußland ist die letzt« deutsch.evangelische Synode verboten rvordey. Ueber die ökumenischen Beziehungen berichtete Reichswart v. Stange lKasscl). In einer Entschließung erklärte sich der Kirchentag mit der kräftigen Fortsetzung des Wirken» der Weltkonserenz für praktische« Christentum einverstanden. Hierauf wurde nach viertägiger Dauer der 2. Deutsch- evangelische Kirchentag geschlossen. Der 11. August als Nalionalseieriag? Die Sozialdemokraten haben in Gemeinschaft mit de» Demokraten im Reichstage den Antrag eingebracht, daß der 11. August, an dem 1919 die Weimarer Verfassung in Kraft trat, zum staatlich anerkannten Feiertage gemacht werden soll, der nach Artikel 139 der Verfassung gesetzlichen Schutz genießt. Die hierauf gerichteten Bestrebungen sind ja nicht erst neuesten Datums. Sie gehen bereits auf das Jahr 1922 zurück und führ- ten damals zu dem gleichen Antrag wie jetzt, nur mit dem Unter- schiede, daß auch der Reichskanzler Dr. Marx namens des Zentrums seine Unterschrift unter das Dokument gesetzt hatte. Die Aktion von 1922 verlief im Sande, vor allem unter dem lähmenden Eindruck der rasch ihrem Höhepunkte »«eilenden Inflation, die bas Interesse an allen anderen Fragen des öffentlichen Lebens in den Hintergrund drängte. Der 11. August ist seitdem ohne gesetzlichen Feiertagscharakter durch besondere Veranstaltungen begangen worden, die von Len Behörden des Reiches und der Länder im Wege freier Ver einbarung in die Wege geleitet wurden,- nur Bayern, Württemberg und Brannschweig schloffen sich davon aus. Für Preußen hatte das Gesamtministerium, also einschließlich der Zentrumsmitgliedcr, 1924 eine Verordnung erlassen, kraft deren am Berfaffungstage auch die Gemeinden verpflichtet wurden, auf allen öffentlichen Gebäuden, soweit sie der kom munalen Verwaltung unterstehen, nicht bloß die Flaggen des Staates und der Stadt, sondern ebenfalls die des Reiches zu setzen. Aus dieser Verordnung erwuchs ein Konflikt, der bei dem jetzigen Antrag insofern eine Rolle spielt, als besten Urheber sich auf den Streit berufen, um ihr Vorgehen im gegenwärtigen Augenblick zu begründen. Es handelt sich um die Weigerung der Stadt Potsdam am vorigen 11. August, der erwähnten preußischen Ministerialverfügung nachzu kommen. Der Potsdamer Magistrat erklärte, daß er sich durch den Erlaß nicht gebunden fühle, da dieser einen un befugten Eingriff in die Freiheit der Selbstverwaltung dar stelle. Darauf wies die staatliche Aufsichtsbehörde den Pots damer Magistrat an, in künftigen Fällen der Verordnung ge mäß zu handeln und sprach gleichzeitig eine Rüge der vom Magistrat eingenommenen Haltung aus. Gegen diesen Ent scheid erhob der Magistrat Klage im Berwaltungsverfahren, wurde aber in der unteren Instanz abgewicscn mit einer ein gehenden Begründung, in der es hieß, daß die Frage vom Standpunkte des Einheitsstaates aus beurteilt werden müsse; jede einzelne Gemeinde sei staatspolitisch nur ein Teil ihres Frei staates, der seinerseits einen untrennbaren Teil des Reiches bilde. Deshalb entspreche der Beschluß des preußischen Staats- ministertums, daß die Gemeinden am Tage der ReichS- versaffnng in den Neichöfarben zu flaggen haben, durchaus der Rechtslage. Nunmehr ging die Sache an das Oberverwal tungsgericht, wo sie sich lange hinzog. Erst kürzlich wurde un widersprochen gemeldet, das Oberverwaltungsgericht habe entschieden, daß die Stadt Potsdam durch die staatliche Auf sichtsbehörde nicht gezwungen werden könne, dem Flaggen- erlaß nachzukommen, solange der 11. August der Eigenschaft eines gesetzlich anerkannten Feiertages ermangle. Dieses Erkenntnis wird von der sozialdemokratischen und demokratischen Presse als Anlaß genommen, um zu erklären, daß nunmehr die Erhebung des 11. August zum Range eines gesetzlichen Feiertages zu einer staatöpolitischcn Notwendigkeit geworden sei, der bas Vorgehen der beiden Linksparteien Rechnung tragen wolle und' müsse. Der kluge ehemalige Mi- nister des Innern in Preußen, Karl Severing, ist sich aber be wußt. baß ein Rechtsstreit zwischen der preußischen Regierung und einer ihre SclbstverwaltungSbefugniffe bedroht glauben- den Gemeinde schließlich doch keine genügende Unterlage für die gesetzliche Einführung eines Nationalfeiertages abgeben kann. Herr Severing hat daher den führenden Organen seiner Partei einen Artikel zugchen lasten, worin er den sozio- listisch-demokratischcn Vorstoß auf ein höheres Postament zu stellen sucht. Er meint sehr richtig, daß sich die lebendige An teilnahme des Volkes, der Schwung und die Begeisterung für einen Feiertag nicht befehlen ließen. Deswegen seien „weder die Geburtstage der früheren Monarchen noch die Gedenk- tage der Schlachtensiege aus erfolgreichen Kriegen eigentliche VolkSfeiertage gewesen", aber „für den BerfastungStag seien Begeisterung. Schwung und Leidenschaft vorhanden". Den Beweis für die Behauptung, daß die ideellen SttmmungS- momente für den Antrag der Linksparteien gegeben seien; bleibt Herr Severing allerdings schuldig.
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