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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191908100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19190810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-08
- Tag1919-08-10
- Monat1919-08
- Jahr1919
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.08.1919
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WWWIMfM Nr. 183. Sonntag, den 10. August 1919 72. Jahrg der Amkshaupkmannschasten Schwarzen- * -ttmisomn berg und Zwickau, sowie der Staats, und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Larlenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädlet, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Verlag von L. M. Gürtner, Aue, Erzgeb. Fernsprech - Anschlüsse: Aue 81. Lbßnih (Amt Aue) 440. Schneeberg 10, Schwarzenberg lS. Drahtanschnst: Dolkssreund Aueerzgebirg«. L» ^r,,«»Irisch« »»a»tr«m,»» EU» »,»4 «u Nimiahm« dir lag« »ach Sonn- «Id Kel»«,«,. «onaM» wird I.« »und dl. Astrd-n W >u «m»: »»rch dl, P°N dv,« »«tUILdrllch Mar» d er, ««aUlch Mar» >.74. !«nzcq«n»r»>»i t» «ElaNb.,lr» d« N«a, d« > k. So:. .Mizell« M Pli,.. au«>4rls 40 Pfg., >, cmilllch«, TM dl« daIb«g«Il,lL0Md.> l«Re»Iam,>u!d>«LUl»lL0W». P»ftkch«r.a»«»i LUpzli Nr. >rrea «nz<l,«r-4lr>»a-m, für dt. a» «-»«Ulg, «IchMm». Numm» dl, vorml»a,s S Uhr tn de, flellen. »tn« »««ähr für dl, Aufnahme der «n^l«. am »oraefchriUm,« T-ae -wl, <m d-nlimmler Stell, «le» nlchl g«L«beu, auch al»! für dl, «Wlgliell der durch Ye», «prmder aus,«»««, Auzet,««. - SerRüt,H»»«rI«^ »tngefandler Schrlftslüche lldenilimut dl, Schrlftleil«, »eine Leraulwortm«. - U,ierbr«d«n,» d«, «efchtlft». belrlebe- degründen lieln« «nf»rüche. Del Iahllln^aer,,, »nd Nondur, aellen Radolt« el, ulchl «rmubart. Haupt,el»»»»»««» l» A«. v»b»>d. Sch,«»«, M» Schwarzenberg. ' mrchgesetzt. Die Demonstranten drangen dann weiter in eine An< i durchgesetzt. Die Demonstranten drangen dann weiter in eine -.zahl öffentlicher Lokale ein und warfen auf der Lange Straße , Weinrestaurant ,Lur Traube. Fensterscheiben ein. Lin Maschi im ..... _ Maschinen- gewehr ist der Unteroffizier-Bereitschaftsabteilung von der Menge gewaltsam entrissen worden, wobei sich ein Matrose besonders her vorgetan hat. In später Abendstunde hatte sich ein Teil meist jun ger Leute amHauptbahnhof eingefunden, die alle ankommenden Sol daten entwaffneten. Eine Anzahl dieser Leute wurde verhaftet. Weiter« Einzelheiten, insbesondere über vorgekommene Der- i Der Darstellung des Garnisonkommandos lvas aus dem Negicrungsbeauftragten Fritsch (Mitglied der Mehr- iheitssozialdemokratie) und dem Garnisonäitesten v. Scheel besteht, entnehmen wir über die Vorgänge bis zum Donnerstag folgendes: ! Seit Montag vormittag haben sich täglich Demonstrationen vor den beiden Nathäusern abgespielt, die hauptsächlich von den Haus- flauen wegen verschiedener Wünsche in Lebensmittelfragen veran- laßt worden sind. Die Demonstrationen wiederholten sich am Diens- tag, wo sich eine Kommission bildete, welche bei dem Buttcrgeschäft Hug die Lagerbestände prüfte. Am Mittwoch dehnte diese Kom- Mission, die immer von einer größeren Schar Demonstranten beglei tet wurde, ihre Tätigkeit auch aus andere Lebensmittelgeschäfte und Speditionsfirmen aus. Am gleichen Tage erging au« den Massen die Aufforderung zu einer weiteren Demonstrationsversammlung, die am Donnerstag, nachmittags 3 Uhr auf dem Königsplatz stattfinden sollt«. Don einer solchen Versammlung waren Weiterungen zu befürchten, weshalb oas Garnisonkommando auf Grund des noch bestehenden Belager ungszustandes die Versammlung durch öffentlichen Anschlag verbot. Dabei wurde ausdrücklich festaelcgt, daß die Abhaltung von Bespre chungen und der Berichterstattung tn geschloffenen Räumen nichts In den Weg gelegt werd«. Am Donnerstag morgen in der S.Stnnde sammelten sich wieder? «ine größere Anzahl Demonstranten vor dem alten Rathaus« an, Mich« die an de» letzt«» Tagen tätig« Kontrollkommission zum Ar Ledauerlich falsch« Taktik. . . . Es muß in diesem Zusammenhang« festgestellt werden, daß von Seiten der Mehrheitsdemokrati« versucht worden ist, der Vernunft zu ihrem Rechte zu verhelfen. „Bei den Verhandlungen (mit dem Mr die Nahrungsmitteiverteilung mitverantwortlichen Polizew»- rektor Schwamkrug) stellte es sich heraus, so schreibt die „Dolks- stimme", daß die Leute recht wenig Uebersicht und Kenntnis von der Lebensmittelverteilung haben und auf Grund falscher Unter lagen zu unrichtigen Schlüssen kamen. Genossen Melzer und ^Schulze griffen deshalb wiederholt in die Verhandlungen ein, wie gen darauf hin, da ßim Beirat des Kriegswirtschaftsamts allwö chentlich in den Sitzungen insbesondere die Interessen der minderbe- !mittelten Verbraucher vertreten worden sind und unterstrichen stark, daß die Stadtverwaltung nicht planlos wirtschaften könne. An treffenden Beispielen beleuchteten sie die Folgen von Preisstürzen gerade in der letzten Feit. Im Anschluß hieran wie» der Poli- zeidircktor auf eine gesund« Vorratswirtschaft hin und bemerkte, daß die Stadt sich gegenwärtig nicht aller Vorräte entblößen könne; es sei für die nächste Feit eine Warenknappheit und damit verbunden eine Preissteigerung zu erwarten. Da müßten die städtischen Vor räte regulierend wirken. Holländisch« Kartoffeln würden in nächster Feit in großen Mengen hereinkommen und das Obst werde billiger , werden.. Die Menge war aber solchen Selbstverständlichkeiten, dl« sich !auf die Formel bringen lassen: Ein Lump gibt mehr als er hat, nicht zugänglich. „Durch unverantwortliche Leute wurde die Erregung noch verstärkt., so ist weiter zu lesen! Auch hieraus ist zu ent nehmen, daß die Lcbensmittelfrage nur das Mittel zum Zweck ab- aab. Der eigentliche Grund zu den Demonstrationen ist auf politi schem Gebiete zu suchen. Amtliche Bekanntmachungen befinde« sich im Beiblatt. Ehemnitz. letzungen durch Handgranaten, durch die auch Militärpersonen ver- letzt worden sind, müssen noch näher aufgeklärt werden. Bas Gar nisonkommando wird nach Feststellung der Umstände sofort die ge samte Oesfentlichkeit objektiv darüber unterrichten. Wem die Schuld an diesen bedauerlichen Vorgängen zuzuschreiben ist, wird di« ein- geleitete Untersuchung ergeben. Die Hauptindustriestadt des Erzgebirges, bas gewerbe- fleißige, weltbekannte Chemnitz, hatte sich bisher im Gegensatz zu anderen Industriezentren, »gehalten., obwohl es auch dort seit Mo naten an Versuchen, den Putschismus zur Negierungsform zu er heben, nicht gefehlt hat. Man wird wohl nicht sehlgehen, wenn man Viesen Umstand der Wirkung der Tradition zuschreibt. In Chemnitz wirkte bis zum November 1918 Noske als Hauptschrift leiter der „Dolksstimme., bis er zum Gouverneur von Kiel und Kann zum Reichswehrminister berufen wurde. Die „Dolksstimme. Dar damals ein gemäßigtes Organ, bei dem der Einfluß seines Chefredakteurs, der sich immer als praktisch denkender und aufrich tiger Mann gezeigt hat, unverkennbar war. > Mit der Zeit ebbte der gute Einfluß Noske« ab. Die „Dolksstim- Me", die sich zunächst auf das verunglückte Sozialisierungsprogramm Kranold-Neurath-Schumann festlegte und in der Folgezeit eine Tak tik des Schwankens zwischen Mchrheitssozialismus und Kommunis mus einschlug, verlor infolgedessen an Ansehen, während der radi kale „Kämpfer., das Organ der Kommunisten, seinen Vorteil da von hatte. Der ließ es nicht daran fehlen, in demagogischer Weise Lie Situation für seine Zwecke auszuschlachten. So kam es, daß Chemnitz seit längerer Zeit zu einer Art Pulverfaß wurde, in Lessen bedrohlicher Nähe Zündstoff in Fülle aufgehäuft war. i Seit dem Sonnabend der vorigen Woche glimmten die Funken; Nm Donnerstag floß, wie der „E. D.. berichtest, das erste Blut, tim Anschluß daran wurde der verschärfte Belagerungszustand ver- hängt, und am gestrigen Freitag kam es zu blutigen Straßenkamp- fen. Man hatte das Stichwort: Lebensmitteldemonstration ausge- neben, ausgerechnet in einer Zeit, in der die Lebensmittelversorgung ungleich besser ist, als lange.Jahre vorher. Schon daraus petzt man, daß der wahre Grund und Zweck der Demonstrationen auf Pinem anderen Gebiete liegt. , Wenn Lie „Volksstimme" schreibt: „Wer die unverantwortlichen Treiber sind, konnte restlos noch nicht festgestellt werden; aber baß die Massen — diesmal zu ihrem Großteil Frauen, die so leicht- sinnig unverständig waren, ihre Kinder an /den gefährlichen Boden ovn Demonstrationen mitzubringen — daß diese Massen als Werkzeug Lür dunkle Machenschaften benutzt worden waren, erscheint nicht Liehr zweifelhaft., ;» wird man ihr Recht geben können. Merdmgs kann man ihr nicht restlos folgen, wenn st- fortfahrt^ vorteil, die brennende Sucht nach dem ungebundenen Handel verbau- bet sich mit der schlauen Absicht, die Aufmerksamkeit von den Nutznießern der Lebensmittelpreise auf die Juden im allgemeinen vbruwälzen. Und unser Volk, Arbeiter und Kleinbürger, gibt sich Kleider bttnd und taub zur gefügigen Herbe der Dunkelmänner her. Genau nach dem Rezept der „schwarzen Hundert ,n Rußland: Lebensmittelkrawalle, Pogromsi.mmung, Reul non! So ,st der Wer degang des Bösen!" Denn mit „Reaktion, hat die gar^« Lache nichts zu tun. Die „unverantwortlichen Tre ber, sind an anderer Stelle zu suchen, wie jeder Kenner der Verhältnisse weiß. Daß man das Kind beim richtigen Namen zu nennen vermeidet, ist eme beiterrate entsandte, um von diesem «inen Generalausweis über die Berechtigung zur Vornahme von Haussuchungen zu erhalten. Mit dem Vorstande des Arbeiterrates wurde eine Vereinbarung dahin erzielt, daß von der genannten Kommission je 4 Männer und 4 Frauen in Gemeinschaft mit dem Kontroll- und Ueberwachungsaus- schuß der Arbeiter- und Angestellten-Ausschüsse, mit der Militar- und Kriminalpolizei, das Recht erhalten sollten, Lebensmittelge- schäfte auf ihre Bestände hin zu kontrollieren. Ferner wurde mit der Kommission vereinbart, die Bericht erstattung in einem geschloffenen Raums erfolgen zu lassen. Nack; der darauf stattfindenden Verhandlung mit dem Polizsidlrektor Schwamkrug fand dann auch eine Versammlung im Kaufmännischen Vereinshause statt, in der die Kommission Bericht erstattete. Eigent liche Difserenzpunkte «egen der Lebensmittelfrage bestanden dann nicht mehr. Das Garnison-Kommando glaubte infolgedessen, daß sich dadurch die Versammlung auf dem Königsplatz von selbst erle digt haben würde. Auf dem KLnigsplatz wurde von einem Redner zu weiteren Demonstrationen aufgefordert uud besonders gegen den Arbeiterrai Stellung genommen. Damit erhielt diese Demonstration einen poli tische» Charakter. Ein anderer Redner, der zum Nachhausegehen ermahnte, weil Lie Demonstration zwecklos sei, wurde niederge- kchrien und von den Stufen heruntergezerrt. In der 4. Stunde traf sie Arbeiterschaft der Firma „Germania" in geschloffenem Zuge auf dem Königsplatze ein, dem später ein Teil der Arbeiterschaft der „Wanderer-Werke" folgte. Die Demonstranten blieben dann zum Teil bis gegen 5FÜ Uhr nachmittags auf dem Königsplatz und mar schierten durch die Königstraße nach dem Nathausplatz. Hier erfolg ten mehrere Ansprachen, meist politischen Charakters. Nachdem bil deten sich verschiedene größere Trupp«, von denen einer in das Rat hauskaffee eindrang und die Gäste hcrausdrängte. Nun erst wurden vom Garnison-Kommando auf ergangenen Hilferuf Mannschaften der Unteroffizier-Bereitschafts-Abteilung und des Sicherheitsbataillous beauftragt, die Sicherung des Rathaus- Kaffees vorzunehmen. Die mit Lastautos eingetroffenen Unteroffi ziere wurden sofort von der Menge umringt, zum Teil mißhandelt und entwaffnet, sodaß sich der Führer genötigt sah, seine Truppen zurückzunehmen. Inzwischen hatte ein anderer Haufen die Freilas sung einiger Gefangener, darunter der bekannte Kommunistenfllhrer Steinert, in der staatlichen Gefangenanstalt aus der Hohe Straße " Ueber blutige Ereignisse am FreUaq ergeht ein amtlicher Bericht, in dem es u. a. heißt: Am 8. August, 8 Uhr vormittags, übernahm der stellvertretende Kcmmandeur der 2. Grenzjäger-(Reichswehr)°Brig rds Nr. 19 den Befehl als Oberbefehlshaber in Chemnitz. Von dem Wunsche ge leitet, jedweden blutigen Zusammenstöße zwischen Truppe und Be völkerung nach Möglichkeit zu vermeiden, hatte er beschlossen, die Truppe auf einem äußeren Bahnhof ausladen zu lassen und einst weilen in den neuen Kasernen von Ehemnitz in Bereitschaft zu Hal- ten. Gegen die ausdrücklichen Anordnungen des Oberbefehlshabers wurden die Truppen indessen nicht, wie vereinbart, in Hilbersdorf entladen, sondern, da hier die Ausladeramp« sich im Umbau befand, ohne Benachrichtigung des Oberbefehlshabers nach dem Hauptbahn- hos Chemnitz geleitet, um auf der an der Dresdner Straß« gelege nen Rampe entladen zu werden. Unglücklicherweise fiel das Eintreffen des ersten Truppentrans. Portes mit einer von den dreisozialistischenParteien auf demKönigs- vlatz einberufenen Massenversammlung zeitlich zusammen. Hier durch kam es zunächst zu Reibungen Ler Truppe mit Personen, die sich in größerer Menge an -er Ausladerampe versammelten. Leider entwickelte sich im weiteren Verlauf am Hauptbahnhofe eine Schie ßerei, indem die Truppe aus der Menge und von den nahegelegenen Häusern aus zunächst mt einzelnen Schüssen angegriffen wurden. Die Truppe antwortete anfangs durch Schreckschüsse in die Luft, iah sich aber bald genötigt, auf die Menge zn schießen, da sie von in der Nähe des Bahnhofes gelegenen Gebäuden aus mit Maschinen gewehren beschaffe» wurde und die Menge immer mehr gegen d>« Truppe vordrängte. Beim Hören der Schüsse bemächtigte sich der Nelen Tausende, die zunächst in Ruhe auf dem Königsplatz versam melt waren eine wilde Aufregung und Lie Massen gingen, begün stigt durch die vielen schwer zu verteidigenden Zugänge des Bahn hofes, zum Angriff gegen di« Trupp« mit Waffen aller Art vor. Es enlwlck-iten sich überall Nahkämpse, die auf beiden Seiten Tote und Verwundet« kosteten und d>« den örtlichen Befehlshaber veranlaß, ten, seiner Truppe den Befehl zumNäumen des Bahnhofes zu geben da dieser, von allen Seiten umstellt, beschossen wurde. In diesem Augen!« cke kam «in, «in weißes Tuch schwenkender Abgesandter der Menge und erklärte, daß auf Gnmd vonDerhandlungen Lie Truppe mit samt ihren Waffen und Fahrzeugen ungehindert unter beider- ien.ger Einstellung des Feuer» abrücken solle. Die Truppe stellte daro- kgm Las Feuer ein, worauf die Meuge sich auf di« Trupp« stürzt«, sie teils entwaffnete und die Fahrzeuge plündert«. Kurz nachdem Lie Meldung hiervon beim Oberbefehlshaber eingegangen war, ers-ben eine Abordnung der drei sozialistischen Parteien, be stehend aus dem Mehrheitssozialisten Schonrock, dem unabhängigen Krops und dem Kommunisten Wüstner, die ein Schreiben de» Rates Ler Stedt überbrachte, in dem folgende Fordenmgen mltgeteilt wa- ren: Sofortige Aufhebung des Belagerungszustände»; Ausgangs verbot für Neichswehrtruppen; Zurückziehung der auswärtigen Truppen. Bei Nichterfüllung der Forderungen würden die Arbeiter aller Betri'b» morgen fr-rn Darauf wurde eine Vereinbarung erzielt, nach der di« von der Truppe in der Stadt besetzten öffentlichen Gebäude «nd Wachen in der -and d«- Truppr» dleibrN, die übrig«» in C^mnitz befind dss Genera! Deimling und Erzberger. General der Infanterie v. Deimling hat an Erzberger folge»« Schreib«» gerichtet: Dadeu-Badeu, den 4. August. Hochverehrter Herr Reichsministerl lichen und neu eintreffenden Truppen in die Neuen Kasernen rücke« und daselbst konsigniert bleiben, sofern Ruhe und Ordnung auf recht erhalten bleiben. Die 3 Vertreter der Parteien verpflichte« sich ihrerseits nach besten Kräften, die Menge zu beruhigen, um weitere blutige Zusammenstoß« zu vermeiden. Wie «ns berichtet ist, ist Ler durch Li« Kämpfe «»gerichtete Schaden, besonders am Gebäude des Hauptbahnhofes, erheblich. Ge naue Angaben über die Verluste sim» nicht zu erhalten, es steht jedoch fest, Laß sie mindestens 27 Tote betragen. Dazu kommt ein« große Reihe Schwcrverwundeter, von denen einige bereits gestor ben sind. Am heutigen Sonnabend u m1O Uhr vormittag finden weitere Verhandlungen statt, von deren Ergebnis es abhängt, ob die Ruhe eine dauernoe oder nur eine vorübergehende sein wird. Ueber die Kämpfe selbst wird noch berichtet: Freitag mittag trafen Reichswehrtruppen von auswärts ein. Am Bahnhof entspann sich ein Feurrgefecht der Neichswehrtrumren gegen die Demonstranten, wobei es auf beiden Seiten Tote und Ver wundete gab. Zur Stunde, nachmittags drei Uhr, befindet sich der Hauptbahnhof in den Händen der Meng«. Die Regierunastruppen haben sich vorläufig auf die Geleise zurückgezogen. Im Lause de» heutigen Freitags wurde das Lebensmitteldepot von de« Meng« ge stürmt. Die Arbeiterschaft fast aller industriellen Betriebe hat di« Arbeit niederlegt. Zu den Vorfällen vom Donnerstag ist noch zu berichten, daß durch eine Handgranate ein vierjähriger Knabe ge tötet wurde; drei junge Männer wurden schwer verletzt in» Kraa» kenhaus geschafft. Da die Zahl -er Rcgierungotruppen, etwa 799 Mann, zu schwach ist, um der Bewegung Herr zu werden, sind weitere Verstär kungen von auswärts angefördert worden. Die Demonstranten be hielten auch in den Abendstunden noch den Bahnhof besetzt. Können Sie sich meiner noch entsinnen? Als ich 1998 mit dm» Hottentotten den Verst«»di«ungsfrie-e» geschloffen hatte, wurde ich im Reichstag und in der Presse von den Alldeutschen und Kriegs- intereffenten angegriffen. „Was Sie gemacht, Herr General/ schrieb man mir u. a., „ist nicht preußisch. Preußisch ist, daß man Len Feind vernichtet, nicht, daß man sich mit ihm verständigt/ — Damals waren Eie, Herr Reichsminister, der einzige, der im Reichstag für mich eintrat und darauf hinwies, daß ich dem deut schen Volke durch Schlußmachen mittelst Verständigung Blut und viele Millionen an Gut erspare. Dieses Sekundieren habe ich Ihnen nicht vergessen. Mit warmem, dankbarem Interesse bin ich im Weltkriege Ihren Bestrebungen zur Erringung eines Derständi» gungsfriedens gefolgt. Daß Lie Verständigungspolitik gescheitert ist an der heillosen Verblendung der Oberste« Heeresleitung, aber auch an der Schwachheit des Reichstag«» und an der Charakterlosig keit d«r Reichskanzler; haben einsichtige Truppenführer an der Front, denen klar war, daß man gegen die ganze Welt unmöglich auf die Dauer siegen könne, .schon während des Krieges bitter be klagt und verflucht. Man atmet heute ordentlich auf, daß endlich die Wahrheit ans Licht kommen soll. Auch das ist Ihr Verdienst Wir müssen Wahrheit haben, aber nicht die halbe, sondern die- ganze. Rücksichtslos muß mit dem Scheinwerfer in die verborgen sten Winkel hineingeleuchtet werden. Das deutsche Volk braucht Wahrheit, und wenn es über Leichen ginge. Es braucht die Wahr heit zur Selbstkenntnis, zur Läuterung, zur Wiedergewinnung de» Vertrauens der Welt und zur eigenen inneren Ruhe. Mögen Sie, Herr Reichsminister, aus dem jetzigen Trommelfeuer als Sieger hervorgehen, möge Ihnen die aufrichtige Zustimmung eines alte» Soldaten eine kleine Freude in dem schweren Kampfe bereiten. * An und für sich stehen ja die Generäle bei Len Mehrheits- varteien nicht sehr hoch in Kurs, auch bei Erzberger nicht. Trotz dem wird wohl in dem Lager eitel Freude herrschen über einen Gerechten unter so vielen Sündern, der da Deimling heißt. Deim ling hat schon seit Jahren den Ruf eines unbequemen Unter«, «ebenen" gehabt und an der Front war es ein offenes Geheimnis, I daß er mit der Obersten Heeresleitung keinen Faden spinne. Auf! welcher Seite die Schuld lag, kann man nicht beurteilen. Eine Rede, Lie er s. Zt. für den Echmachfrieden hielt, ist noch in aller Erinnerung, Deimling war damals scheidemännifcher al»! Scheidemann. Im allgemeinen geht aus der Abfassung des Briefe« hervor, daß er das Produkt einer gewiHm Verärgerung ist. Auch ge-' scheite Leute können unter solchen Umständen ihre klare Einsicht! einbüßen. ' Man muß Erzberger den Sekundanten gönnen, der ihm just in dem Moment zur Se.te tritt, in dem er so ziemlich einsam auf weiter Flur stand, verlassen selbst von guten Freunden. Dabei wird ihm nichts verschlagen, daß z. Zt. der Kolonialdebatten Deim ling im Reichstage seine gegenteilige Meinung gegen Erzberger sehr temperamentvoll zum Ausdruck bracht«. Don Interesse ist übrigens die Erinnerung daran, baß Erz berger schon früher einmal das Verständigungsregister gezogen hat«! Es gab oann eine Zeit, in der er blutrünstig nicht genüg Leichen' haben konnte, das war damals, al» er den Vernichtungskrieg durch' Luftbomben, Gas und Flammenwerfern predigte. Und heute ist er wieder einmal Verstänoigungsmann. Nur der Wechsel ist be ständig! -l. Die Reichsabgabenvrdnung. Weimar, 8. August. Der Entwurf der Reichsabgabenordnung ist der Nationalversammlung zugegangen. Sie faßt zusammen, was die Reichssteuergcsetze an gemeinsamen Vorschriften enthalten. Darüber hinaus soll sie vor allem die Grundiage schaffen, auf dev die Reichssteuergesetze, insbesondre auch die neu vorgesehene», durchgeführt werben. Anderseits ' Nen und müssen die Rechte der Pflichtigen gesichert sein. Um das zu erreichen, müffen die Beran« lagungs- und Rechtsmittelbehörden, denen di« Untersuchung im Steuerstrafvcrfahrcn obliegt, überall in gleicher Weise eingerichtet! sein, und es bedarf Ler einheitliche» Zusammenfassung dir gesamt«» Smzerbehörvt» in einer reich-eigenen Verwaltung. Der u«M
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