GroßenHay Unterhaltungs- und Herausgegeben 5te« Jahrgangs n er Jntelligenzblatt. fürs Jahr 1817. i2tes Stück. Die väterliche Lehre. Ein fechzigjährigtr Greis harre einen verschwen derischen Sohn, der es seinem Mater sehr deut lich verrieth, wie degrerig er die Erbschaft er wartete. Der Alte war sehr bekümmert über diese Entdeckung. Wie, sagte er zu sich selbst, wem Leben ist demjenigen zur Last, der mir sein Leben verdankt? Habe ich nicht alle Sorge auf ihn gewendet? Habe ich ihm je unbillig etwas verweigert? Er hat sein mütterliches Erbe, er hat die Mitgab« seiner Frau verzehrt, und ich habe geschwiegen; meine Erbschaft, die er jetzt begehrt, wird «ine Beute feiner Gläubiger wer- den. Seine einzige Tochter wird im Unglück verschmachte«, wenn ich nicht für sie sorge. Wohlan, mein Tod soll für den entarteten Sohn keine Vortheile mehr haben, mein Leben, dessen Ende er wünscht, soll ihm so theuer werden, daß er vor dem Gedanken an meine« Tod zit tert. Ich will, womöglich, dieses Herz «och bessern. Um diesen Gedanken auszuführen, verkaufte der Vater sogleich ein Landguth, seine einzige Besitzung, die ihm jährlich etwa zooo Thaler eintrug. Die Bedingungen des Kaufs waren, daß ihm baar 20,000 Tbaler ausgezahlt wür den , und daß er de« Genuß deS Guts biS zu seinem Tode hätte. Als der Handel geschlossen war, schrieb der Vater an seines Sohn r Du bist zwar nicht mehr mein Erbe, aber ich bin noch immer Lein Vater. Ich habe 20,000 Tha ler niedergelegt, welche die Aussteuer deiner Tochter seyn sollen. So lange ich lebe, erhältst du «in Jahrgeld von 800 Thalern, um deine Bedürfnisse zu bestreiten. Mein TobeStag wird für dich ein wahrer Trauertag seyn, weil ich die Rente, welche durch deine Verschwendung nothwendig geworden ist, mit in mein Grab nehmen werde; du wirst über den Tod deines DaterS klagen, wenn auch nicht Kindesliebe, sondern nur der Eigennutz dir Thränen aus pressen wird. Wenn du so glücklich bist, m dem K erzen deiner Tochter die Liebe zu finden, (12)