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Dresdner Journal : 07.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186107078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-07
- Monat1861-07
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- Dresdner Journal : 07.07.1861
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Majestät drr König haben geruht, dem Eommandanten de» Artillerie-CorpS, Gene ralleutnant von Rouvroy, die eibelene Entlassung au» Allerhöchstthren Kriegsdiensten, mlt der gesetzlichen Pension und der Eilaubniß die Uniform drr Generalität sort zu tragen, in Gnaden zu bewilligen, dabei auch demselben in Anerkennung der langen und ganz vorzüglichen Dienst leistung da» Comthurkreuz 1. Elaste de» Verdienste,den» huldreichst verliehen. Demnächst haben Ge. Königl. Ma jestät geruht, ben Eommandanten de» Fuß-Artillerie-Rr- gtment«, Oberste« Türmer, unter Besörderung zum Generalmajor, zum Eommandanten de» Artillerie-CorpS, sowie den Brigadr-Commandantrn im Fuß-Artillerie-Rr- gtmrnt«, Major von Grünenwald, zum Oberstleut nant allgnädigst zu ernennen. Dresden, 5. Juli. Se. Königl. Majestät haben aller- gnädigst geruht, den Oberleutnant Berlohren l. vom 1. Infanterie-Bataillone zum Hauptmann und die Leut nant» Walde vom 3., und von Kotsch vom 2. Jäger bataillone zu Oberleutnant» zu befördern, sowie dem Oberleutnant Berlohren III. vom 12. Infanterie-Ba taillone die wegen erlangter Anstellung im CivilstaatS- dienstr erbeten« Entlassung au» der Armee zu bewilligen. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. (Patrie. — Nordische Biene. — Ruff. Invalide. — Time».) Taaes-eschickte. Wien: Kammerverhandlungen. — Agram: Vom Landtage. — Arad: Steuerrückstände gezahlt. — Berlin: Königl. Patent in der Huldi- gung»frage. — Hannover: Antwort de» König» auf die Glückwunschadreste. — Pforzheim: Eisen bahn nach Karlsruhe eröffnet. — Altenburg: Turn fest. — Pari»: Die Suezcanalangclcgenhcit. Gari baldi und der Papst. Der Kaiser nach Vichy. — Turin: Das Gesetz bezüglich de» BesttzthumS der re ligiösen Körperschaften grnehmiqt. — Neapel: Zur Situation. — Rom: Eine Erklärung bezüglich des Tode» de» Grafen Cavour. — Madrid: Die Auf ständischen bedrängt. Maßregeln gegen Marokko- — London: Parlament-Verhandlungen. Vermischte». — Warschau: Demonstration. Der Armerstab nach Wilna verlegt. T ie BergnügungSorte. — Konstan tinopel: Der Thronwechsel. Die Kinder Abdul Medschid'S. Fermane nach Aegypten und Tunis. Er nennungen. — Athen: Abreise de» König» verscho ben. Verhaftungen. — New -Bork: Eine Procla- mation de» General» Beauregard. Meinungsverschie denheiten im Cabinet. Von der Flotte. Englische Schiffe ausgebracht. Landta-sverhaudlunaen. Erueunuuaeu und Äersetzun-en rc. Dresdner Nachrichten. Provivzialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Freiberg. Zittau. Kolditz.) Telegraphische Nachrichten. Pesth, Freitag, 5. Juli. Abendfitzunq des Unterhansrs. Hunkar beantragt: „Indem daS Han» auS dem königlichen Reskripte mit Befrem den wahrgenommen, daß der Form der Adresse eine der Absicht deS HauseS zuwiderlaufende Er klärung gegeben wurde, und weil daS HaaS sich nicht dem Borwarse avSsetzrn will, als habe eS die Verwirklichung der in dem königlichen Re scripte enthaltenen Zusagen verhindern wollen, so werde die Adresse in ihrer ursprünglichen Fassung und in der Form von 17W vorgelegt." Der An trag wurde ohne Widerrede angenommen. Die Sitzung wurde wegen sofortiger Abfassung des Protokolls suSprndirt. Feuilleton. K. Hoftheater. Freitag den 5. Juli gastirte Fräu lein Größer al» Jane Eyre in Frau Birch-Pfeiffer'» Schauspiel „Die Waise auS Lowood", und fand in der sehr dankbaren Rolle allerding» Gelegenheit, ihr Talent im Allgemeinen und einen wa»men Ausdruck von Empfindung und erregten Gefühl» zu bewähren. Sie vermochte indessen nicht, dem Charakter der Waise be stimmtere Umrisse zu geben, und die im eigentlichen Stücke mehr passive Person der Jane Eyre durch scharf sinnige Attribute und eigenthümliche Schattirungen geistig hervorzuheben und zu indtvtdualisiren. Die Aeuherung ihrer Affekte wird monoton, und die Sprache kämpfender oder frei erhobener Seelenstimmungen und trotzig edeln Stolze» wurde cfsectuirend heftig und barsch, statt noch weiblich schön und liebenSwerth zu bleiben. An man chen Stellen deutete da» auf mangelnde» Veiständniß der Situation, so z. B. bei dem rauhen „gute Nacht" am Schluffe de» vorletzten Acte». Fräulein Größer ist noch zu sehr mit drr Beherrschung der Sprache im Rück stände; diese ist überhastet und dadurch ost undeutlich, der Endtonsall der Phrase zu häufig sich hebend, die Accente find weder immer richtig noch fein und be sonnen genug, um un» «ine außergewöhnliche Persönlich kett vorzustellrn. Die bedeutende Anziehungskraft der Ausführung deS abgespielten Stücke» lag in Herrn Emil Devrient'» außerordentlich beliebter und vor züglicher Darstellung de» Lord» Rochester; anerkennendste Erwähnung sei auch Fräulein Berg al» Mistreß Read ausgesprochen. C. B. s Dresden. Die Kunstausstellung auf der Brühl'jchen Terrasse erhielt in der letzten Zeit einen be deutenden Zuwach», und in den nächsten Tagen schon Stuttgart, Freitag, 5. Juli, Abend«. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer be antragte der Abg. Reyscher, gegen die Beschlüsse de« Bundestage» bezüglich Kurheffens Verwahrung einzulegen und da« Bedauern auSrusprrchev, daß der württemberaische BuudeStagSgesandte bei jenen Beschlüssen sich bethrilirt habe. Die Kammer möge die Regierung ersuchen, für Wiederherstellung der Verfassung vom Jahre 1881 und für Einbe rufung drr Stände nach dem Wahlgesetze vom Jahre 184V zu wirken. Pari», Freitag, S. Juli. (Tel. d. Jnd«p.) Drr Kaiser ist in Vichy eingrtrossen, woselbst ihm rin warmer Empfang zu Theil geworden ist. AuS Turin, vom 4. Juli, wird gemeldet, daß die Kammer den Gesetzentwurf bezüglich der nea politanischen Eisenbahnen mit LIS gegen IS Stim men genehmigt hat. Dresden, 6. Juli. Die „Patrie" vom 4. Juli bringt einen bemer- kenSwerthen Artikel über die Rede Ricasoli'S, in welchem sie sagt, eS wäre bester gewesen, wenn Ricasoli, nicht über Venedig gesprochen hätte. Wenn auch die Erfüllung des Wunsche- Italien» sich erfreuen würde, sieht sie denncch in der gegenwärtigen Lage Europas kein Anzeichen von einem Ereignisse, da- die baldige Erfül lung jene» Wunsches ahnen ließe. Ricasoli habe er klärt, der König werde nichts vom Territorium Italiens abtrrtrn. Die „Patrie" glaubt, daß Ricasoli von einer vollendeten Thatfache habe sprechen wollen, dennoch wolle sie aber zur Wahrheit des PrincipS die Bemerkung machen, daß eine Nation rin Gebiet freiwillig abtreten könne, ohne ihre Unabhängigkeit zu gefährden. Die Erklärung Ricasoli'S, welche in dem öffentlichen Rechte keine Gel tung erlangen dürfe, würde ein unbesiegbare» Hinderniß bet TranSactionen sein, welche bei der politischen Ord nung zweier Länder freiwillig erfüllt werden konnten und noch erfüllt werden können. Die neuesten russischen Blätter sind nicht ohne In teresse in ihren politischen Betrachtungen. Die „Nord. Biene" hat sich von Anfang an mit Vorliebe über die italienischen Angelegenheiten ausgesprochen, und beschäftigt sich auch jetzt wieder mit dem Nachfolger de» Grafen Cavour, dem Baron Ricasolt wie mit dessen etzren- wrrthen College», welchem sie zwar alle- Gute nachrühmt, ohne doch überzeugt zu sein, daß er die übernommene Erbschaft werde zu Ende führen können. Sie meint viel mehr, daß binnen Kurzem Ratazzt seine Stelle einneh- men, der, ihrer Meinung nach, der schwierigen Aufgabe bester gewachsen sein werde, als Ricasoli, der nur des halb von dem verstorbenen Grafen Cavour vorgeschlagen worden war, weil der Uebergang eines Ministeriums Ricasoli minder gr.ll hervortreten würde, als drr ein«- Ministeriums Ratazzi. Was die Anerkennung Italien» durch Frankreich anbetrifft, so stimmen alle Organe der russischen Presse darin so ziemlich überein, daß dieselbe einen mehr formellen als wesentlichen Charakter trage, und daß Frankreich mit gewohnter Geschicklichkeit wieder den Moment benutzt habe, sich die Hand, welche dem Grafen Cavour geboten, nach besten Tode aber wieder frei geworden war, auch frei zu halten. Den Freunden der italienischen EntwickelungSpolitik wird folgende Cha rakteristik deS Grasen Cavour willkommen sein, welche die „Nord. Biene", die, wie eben bemerkt, eine beson dere Vorliebe für die Talente des Verstorbenen und für deren Erfolge an den Taz gelegt, von ihm entworfen hat: „Den Egoismus bis aufs Aeußerste treibend, konnte Graf Cavour keine Widersacher dulden, und erblickte in Jedem einem Feind, der ihm zu widersprechen sich her- auSnahm. So hart daS Urtherl klingt, man wird eS bestätigt finden durch Alles, was über den Verstorbenen, nicht nur von seinen Gegnern, sondern auch von seinen Freunden selbst gesagt und geschrieben worden ist. Wäre Cavour in andern Verhältnissen groß geworden, hätte soll ein Nachtrag zum Katalog erscheinen. Unter den neu ausgestellten Kunstwerken befindet sich Vieles, was aus Beachtung deS Publicuws Anspruch machen darf, wie sich denn überhaupt die Ausstellung günstiger ge staltet, als eS anfänglich den Anschein hatte. In aus führlicherer Besprechung kommen wir in einer der näch sten Nummern diese» Blatte» aus dir hervorragendsten Werke der Ausstellung zurück. Skizzen auS Stambul. Von N. Konisch.*) Der Sultan. (Fortsetzung au« Ar. Ibü.) Die geistigen Kräfte de» Sultans sind übrigen» gleich falls geschwächt; mit schönen Frauen zu spielen, Edel steine, neue Kleider, neue Paläste sich zeigen zu lassen, da» ist seine Hauptbeschäftigung. Und doch, welche fieberhafte Unruhe in diesem Zeitvertreib! Täglich müssen verschiedene neue Kleider für ihn gemacht, fortwährend neue Geschmeide müssen auS Paris gesandt werden, — Abdul Medschid betrachtet sie flüchtig, trägt sie oft gar nicht, höchsten» einmal. Er läßt Paläste bauen, — noch ehe sie fertig sind, hat er die Lust daran verloren und denkt an andere. Vor zwei Jahren hatte Mahmud Bey, der nach Reschid Pascha'» Tode Minister de» Auswär tigen wurde, einen prächtigen Palast bei Ekutari für sich bauen lassen. Dem Acußern entsprechend war die innere Ausschmückung; die Phantasie abendländischer Künstler, von keiner Geldfrage beschränkt, hatte ein Wunderwerk geschaffen. Abdul Medschid sah den Palast — und begehrte ihn zu haben. Da er aber gut wie *> Au«tug«weise mitgethnlt au« dessen „Bukarest und 8tom- bul. Skizzen au« Ungarn, Rumänien und der Türkei". Berlin, Aicolai'sche Buchhandlung. da» Schicksal ihn zum Erben eine» asiatischen Fürsten gemacht, er winde sicher einer der ärgsten Despoten ge worden sein, die die Welt je gesehen hat. In einer Hütte geboren, anstatt in dem Schlosse einer hocharisto kratischen Familie, würde Cavour den unruhigsten und ausrührerischsten Proletarier abgegeben haben. Der vri» storbene Ministerpräsident sprach niemals — er befahl. Forint, der ihm gefährlich schien, mußte nach Neapel gehen, wo er sicher war, keine Lorbeeren zu finden. Die Popularität Liborio Romano'» untergrub Cavour durch die Waffen der Presse, die er sich dienstbar gemacht hatte. Seine Ministrrcollegen waren ihm nur die Geschäfts führer der verschiedenen Dienstzweige, sie mußten thun, wa» er befahl, oder aufhörcn, Minister zu heißen- Au bewundern ist nur, wie Graf Cavour dem Kaiser Na poleon gegenüber sich hat unterordnen können. Doch die Nothwendtgkeit, Frankreich» Hilfe zu gewinnen, vermochte wohl Alle», selbst den Ehrgeiz der Klugheit zu opfern." — Im „Russischen Invaliden" finden wir da» Be dauern ausgesprochen, daß weder in Ungarn noch in Oesterreich die Sachen vom Fleck wollen. Die Stände in Pesth führen fort, Reden zu halten, während eine Unterwerfung viel nützlicher wäre, und vielleicht noch einige Zugeständnisse von Seiten de» Herrn v. Schmer ling veranlassen würde. „So wie es jetzt ist, ist r» nicht Fisch, nicht Fleisch, weder Unterwerfung noch Widerstand — nur Phrasen und Meinungen ohne Anfang und Ende." Der „Invalide" verspricht sich von Alsidem nicht» Gute» für die Zukunft Ungarn». Die englische UnterhauSconversation über Polen — nachdem so oft über Verschleppung drr nothwendigsten Geschäfte geklagt wird — ist ein zu guter Stoff für Satyre, al» daß die „Times" sich ihn entgehen lassen sollte. „Wir haben alle Hände voll zu thun", sagt sie, „um die Session zu Ende zu bringen, da plötzlich holen wir unsre Taschentücher hervor und schluchzen über die Geschicke Polens. Können wir denn nicht mehr thun? Wir sind ein große» Volk, eine Macht ersten Range-, geben jährlich 15 Mill. Pfd. Et. für unser Landesbrer und ebensoviel für die Flotte aus, da ziemt e» sich doch wahrlich, daß wir für Polen etwa» mehr thun, als blos weinen. Warum nicht frischweg einen Kreuzzug gegen di« drei Mächte unternehmen, die sich in Polen gethrilt haben? Laßt un», dem Rathe eine» verstorbenen Staats weisen folgend, ein Flotte nach Warschau schicken, oder wenn diese» nicht» fruchten sollte, St. Petersburg, Wien und Berlin gleichzeitig blokiren. Polen liegt ja für Flotteuoperationrn so außerordentlich bequem! Nur Heuch- 1« deal«« au geographische Schwierigkeiten. Wer will, der kann, und wenn e» dem britischen Parlament, ernst ist, die Unbill Polens zu rächen, braucht e» nur 500 Mill. Pfd. St- zu borgen, und unter der Führung von Mr. Pope Hennessy, dem modernen Walter von Habe nichts, zur Befreiung Warschau» vorzurücken. Lord John Ruffell scheint freilich von einem derartigen Kreuzzuge wenig zu erwarten, aber er war von jeher ein feiger Politiker, wollte nie etwa» anrühren, was nicht speciell England betraf." Tagesgeschichte. — Wien, 5. Juli. In der gestrigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses fand nach Vorlesung des Pro tokoll», bei der der Schriftführer die Stelle, welche den Beschluß de» HauseS bezüglich deS kaiserlichen Rescripts in der ungarischen Adreßangelegcnheit betrifft, besonder» betonte, eine interessante Debatte statt. Auf die Frage de» Präsidenten, ob Jemand gegen das Protokoll etwas einzuwenden habe, erhebt sich zuvörderst Graf Potocki (Galizien), um die Bemerkung bcizufügen, daß nach seiner und seiner Partei Ansicht da» bei diesem Vorgänge vom Präsidenten beliebte Verfahren, welches in dieser wich tigen Sache jede Discussion abgcschnittcn hätte, nicht ord nungsgemäß sei, sondern ein besonderer Antrag hätte gestellt werden sollen. Ueberhaupt sei daS Hau- zu die sem Beschlüsse gar nicht befugt gewesen, denn es han delte sich um eine Sache, wo der Monarch al» Souverän ein Kind ist, nahm er ihn dem Besitzer nicht weg, son dern kaufte ihn für 20 Mill. Piaster (800,000 Thlr.), übrigen» ein mäßiger Preis, wie Solche versichern, die das Innere deS Palastes gesehen hatten. Nachdem die Einrichtung und Ausschmückung demolirt worden war (da der AuStheiler aller Kronen doch nicht in Zimmern wohnen konnte, die zum Aufenthalte eine» seiner Sclavcn gedient hatten), wurde er noch glänzender eingerichtet, als zuvor. Ob er in seinem neuen Schmucke den Ge schmack des Sultan» befriedigt, weiß man nicht; der er habene Gebieter hat ihn noch nicht betreten; unter den vielen Sorgen der Herrschaft soll er die Eristenz diese» Palaste» gänzlich vergessen haben. Vielleicht hält ihn auch irgend ein Bedenken ab, denn Abdul Medschid ist, wie alle Türken, nicht völlig frei vom Aberglauben. Kürzlich besuchte er einen neu erbauten Palast zum ersten Male; al» er über die Thürschwrlle schreitet, schreit auf dem Dache ein Vogel, dessen Ruf im Oriente als böscS Omen gilt. Der Sultan zog seinen Fuß zurück, bestieg seinen Kaik und ließ den Palast verschließen. AehnlichrS trug sich vor zwei Jahren mit einem Schiffe zu, welches der Vicrkönig von Aegypten ihm geschenkt hatte. Da» Geschenk war kostbar, würdig de» GeberS und deS Em pfänger». Die Stufen drr Treppe waren von gediegenem Silber, die Geländer derselben von vrnetiantschem Krystall. Der Sultan besichtigt e» und verliert auf der Treppe einen-Pantoffel — „ein böse» Omen!" murmeln die Derwische, welche ihn begleiten, und er entfernt sich so fort und ve, schenkt das Schiff, da» jetzt, seiner Kostbar ketten entkleidet, dem Publicum dient. Er schenkte eS dem Gemahlr seiner LieblingStochter, der schönen Fatme, dem Sohne des vor dreiviertel Jahren so plötzlich ver storbenen Reschid Pascha. Fatmen» Gemahl, Aali Ghalib Pascha, ist nun ebenfalls tobt, durch einen unglücklichen und seltsamen Zufall: sein Kaik ist, so geschickt auch gehandelt hat, in der der ReichSrath demzufolge nicht be rechtigt sei, zu billigen oder zu mißbilligen, und in wel cher doch nur die Hand de» Monarchen zart genug sei, offene Wunden zu berühren und daS erwünschte Ein vernehmen zu erzielen. (Bravo! Bravo! recht».) Er müsse protestiren gegen diese Art, einen politischen An trag in da» Gewand der Loyalität zu kleiden. Abg. Wieser (Linz) und 20 tschechische Abgeordnete überreichen eine Erklärung im gleichen Sinne; dieselbe rügt das wider dir Geschäftsordnung verstoßende Verfahren de» Präsidenten bei der Behandlung diese» Gegenstandes und schließt ,,im Interesse de» HauseS und der freien Mei nungsäußerung, s»wie zur Vermeidung ähnlicher Ueber rilung" mit dem Ausdrucke der Verwahrung gegen den Voraang in der letzten Sitzung. Clam-Martinitz erklärt, «in Theil de» HauseS habe wohl Bedenken gehabt, aber nur gegen die Opportunität, nicht gegen den Inhalt der Resolution, nachdem aber ein Theil de» HauseS über diese Bedenken rücksichtslos hinweggegangen war, blieb de« Andern nicht» übrig, al» entweder trotz ihrer Be denken mitzustimmen oder zu allerlei Deutungen Anlaß zu geben. GiSkra und seine Freunde glauben ihre Schul digkeit gethan zu haben, sie haben keine Uebercilung zu beklagen, sie sehen in Dem, was sie gethan, keinen Vor gang, der die Würde de» Hauses und da» Ansehen der Volksvertretung schwäche. Sie glauben in der Erklärung de» Staatsministers die Politik der Regierung insoweit unterstützen zu müssen, al» die Adresse de» ungarischen Landtages zurückgewiesen wurde. E» sei die Zett gekom men, wo da» Hau» beweisen müsse, Oesterreich sei ein Ganze», und man dürfe nicht einseitig pochen auf Zu geständnisse, die einem schwachen, guten Monarchen in einer bedrängnißvollen Stunde abgerungen wurden und nicht mehr binden können. (Oho! rechts, Bravo! links.) Brinz: Die Frage sei eine Existenzfrage für da» Reich, und der ReichSrath berufen, sich um Existenzfragen Oestereichs zu kümmern. Präsident: Ein Vorgang wie der in Rede stehende sei oft genehmigt worden, wo «S sich um Kund gebung der Loyalität handelte. ES sei da» schönste Recht ei ne» jeden Staatsbürger», die Ehre und das Recht de» Thro nes zu vertheidigen; dazu bedürfe eS keiner besonder« Com- prtenz. Bei solchen Kundgebungen bedürfe e» keiner Geschäfts ordnung, da könne man nicht immer die zweite und dritte Lesung abwarten. DaS seien Kundgebungen, dke im Mo mente auftauchcn. Er rechne es sich zur Ehre und preise sich glücklich, daß eine solche Majorität deS HauseS ihm zugestimmt. (Beifall.) Man geht hierauf zur Tagesord nung über. Der weitere Verlauf der Sitzung war ohne allgemeinere» Interesse. L-ram, 4. Juli. (W. Bl.) In der heutigen Land» tagSsitzung gab ein von mehrern Personen au» dem Bezirke Rtbnik unterschriebenes Mißtrauensvotum für den dortigen Abg. Kwaternik wegen seiner Haltung in der ungarischen UnionSfrage, wegen seiner, offenbar magya rische Jntrigucn verrathenden Fassung zu einer lebhaften Debatte und dem Beschlüsse Anlaß, diesfalls durch 8. 5 den Ban die strengste Untersuchung einleiten zu lassen. In der Union-debatte spricht Peter Horvat für den Agramer Antrag und wird wegen einer an die Grenzdeputirten gerichteten Apostrophe, worin er sie vor falschen Freunden warnt, vom Ban zur Ordnung gerufen. Für den An trag deS CentralauSschusses sind ferner Archimandrit Pe trowitsch, Solaricek und Perkowatsch ; für Realunion aus Grundlage des Agramer Antrag» ist Vrbanitsch; für Re vision der ungarischen 48ger Gesetze durch den Agramer Landtag ist Pinterowitsch ; für Vereinbarung der Anträge des CentralauSschusses und der Agramer Deputirten, und aus dieser Basis für Union ist Kuczewttsch Dimit. Baron Prandau hat für Gründung der südslawischen Akademie 10,000 Fl. erlegt. Arad, 4. Juli. (W. Z.) Sämmtliche EpirituSfa- briken haben ihre Steuerrückstände theilS im Baaren, IheilS in Wechseln entrichtet; die ErecutionSmannschaft ist bereit» zurückgezogen. — Die Nachricht von den Vor gängen im ReichSrathe, besonder» die Antwort Er. Maj. de» Kaiser» an die Deputation deS Herrenhauses, hat hier große Sensation hervorgebracht. sonst die türkischen Ruderer sind, von einem Dampfer in Grund gebohrt worden. Im Hinblicke auf Mancherlei, wa» unter Abdul Medschid'S Regierung vorkam, werden Manche den Aus spruch „gut wie ein Kind" etwa» bedenklich finden, aber mit Unrecht. Man muß nur Orientalen nicht nach abend ländischen Gesetzen richten wollen. Zertritt nicht das Kind ohne Gewissensbisse manchen Wurm und manchen Maikäfer? — Und was ist rin Sclave gegenüber dem „Schatten Gotte»"? Ich hatte ihn also gesehen, al» er die Moschee be suchte, wie an jedem Freitage während de» RhamassanS. Obgleich noch in der Blüthe seiner Jahre, bemerkt man doch mit dem ersten Blicke, daß er keineswegs in der Blüthe seiner Kraft stehe. Er sah sehr matt, sehr gelang weilt au», fast schläfrig. E» soll in der Thal schwer sein, Zerstreuungen sür ihn zu erfinden; am meisten liebt er noch das Theater, läßt auch jetzt ein eigne» für sich und seinen Harem bauen. AlS Knabe hatte Abdul Medschid zu schönen Hoff nungen berechtigt; er zeigte sich talentvoll und nicht ohne Spuren einer gewissen Entschiedenheit, hatte ein Weiche» Gemüth und zeigte Interesse an Vielem. Seine Seele war von fast weiblicher Zartheit und tiefen Gefühlen zugänglich. Damit er sich nicht in andere Dinge mische, führte man ihm — er war damals etwa sechzehn Jahr alt — ein schöne» Weib zu, eine junge Cirkassierin. Sie sollte seine Sinne beschäftigen, aber sie erfüllte bald sein Herz. Nach einem Jahre gebar sie einen Sohn, der nach dem Gesetz dem Tode geweiht war, denn der Erbe de» Thrones darf, so lange der Regierende lebt, keinen männlichen Nachkommen haben. Aber die schöne Cir- kassterin warf sich weinend zu den Füßen des Prinzen nieder, und Abdul schwur, mit feinem Säbel da» Leben de» Knaben zu vertheidigen. Man gab ihm scheinbar
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