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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.02.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270223023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927022302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270223
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927022302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-02
- Tag1927-02-23
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71. gahrgaug. V 81 LWUNV^rMSAvve Mittwoch, rs. Februar ISS? Gegründet ES Drsk'nnIchlMk tt.ckttckl»« Deeote«. Firnior-.v«r->aomm»>»umm»r 2cr L.1 Nur U, «tachiqvprach« 20 011 -,m ,» >» 2» Februar ist? «»> .agttch m><>m-»s». ^uiieuu»» — ^ lk « Marx okn Pc, izUilelluuasrediii», ->«>» >" >» 2« iK-mar v»> «I k)LAUgS»fDLvUl)k p»fto«<ua«»re>» u, 1»»>,a^«druo> Lu Ma»o»n «r»«n ixw> «ow»«r» ^ Anz-lg-n-Pr.«.- l»,,.»»«»« I. V »>,i« -erechn». »i» »« »ullil -v m» or«,l» oaor ittrnanz»«"»« und Sollen,» lich. o» M mn, »r«tt» ReManuznI! ISV a>S- A»»« Au'lriio» »>rn Dor"U»d»,an Schri'llr'Iuun und «avpIftklchaütslrUr: atml»».,-» , S» Truck u. V-Nai von «tte»,«d » A«tch«r»i m Tresd,,,. PvNIckrck-Äonto 10SS Vr«,»e». Nockdnm >», -"- >,ch», aueUrndn ad . «>»« n»r /ln»r ^ ulins! Unvrr an «e «<vn>UIück n>»'»^n -,,-N „ deroadrl. Ter Lebenskampf des Mittelstandes. Gegen die gewerbliche Konkurrenz durch Industrie und öjsenlliche Sand.-Keine Amerikanisierung! England sucht eine weihe Einheilssronl in China. - Die Besprechung -es Aeichswehrelals im SaushaUausschuh. Ae grohe Millelslau-sLun-gebung in Berlin. Berlin. 28. Februar. Die Kundgebung von Mittelstands ruppe« die heule vormittag in der bicsigen Handwcrkcr- 'anuncr ihren Anfang nahm gciiattele sich lehr eindrucksvoll. Der Präsident de, Handwerkcrkammcr Berlin. Lnbart. er öffnet« die Tagung mi« einer Ansprache, in der er darauf lsinwteS daß «S in dieser Form wohl daS erstemal sei, daß n Deutschland der Mittelhand Zusammentritt sich gemeinsam >«r Oessentlich-kett vorstellt. um seine Interessen gemeinsam zu verfechten. Gegenüber den bisherigen verschiedene» Gründungen mittclständlicher Art sei cs zur Pflicht ge worden. einmal in noch viel intensiverer Weise als bisher zu versuchen, eine gemeinsame Linie zu sindcn. die von allen Mittclstäudlern zu vertreten sei. Lei doch der Mittelstand ein wesentlicher TrägSr der Wirtschaft. MS vvr ganz kurzer Zeit habe daS Handwerk sämtlichen sachlichen Nachwuchs für oi« Industrie hcrangcbildct. Der Mittelstand sei i» schlimmer .Heit der rulzende Pvl In der Erscheinung«» Flucht und die Ans-letchssorm für die liart ancinanderslostcndcn mirtschast- lichen Extreme. Dann sprach für daK Handwerk der Vorsitzende dcS ReichSverliaildes dcS Dculichcn HandivcrkS, Dcrlieu <Han- iwocrs. der aus dir schwere Bedrohung de» Handwerks durch die ganz« neuzeitlich« Eiitwicklirng htmvteS: SizialistcrnngS» beftredvngen. »ngcrcchte Behandlung von Handwerk und GeMerb« in den Inflationszeiten. nngchcncrliche Behandlung des Grundbestftes, Bernichtnng dcr BrrmSien und der Spar groschen. Preisabbau nnd Bildung dcr Konzern«, Trusts und Kartell« und Entwicklung der Monopole. Was die letztere» »«bestraft tun dursten, werde den Gewerbetreibende» als Vergehen angcrcchnei. Man mache dem Handwerk den Bor- ivurk. daß «S di« Preise nicht genügend »ewte. obgleich draußen tm Land« die Handwerkerschaft sich längst in schlimmster Unterbietung zerfleische »nd besonders die behördlichen Aus- träge für ein Almosen aussühre. Trost Rormalisternng nnd Nationalisierung werden di« Preise von den Sundikaien, Kartelle» und Trusts ständig heraufgcsestt. In den Werken werden Verkaufsstellen eingerichtet und die Ware« zu Selbstkostenpreise» abgegeben. Die Grostindustric richtet in ibren Beilieben weicnösremdc Handwcrtöstättcn ein und entzieht ko ebcnkallö den Handwerkern und Gewerbe treibenden Leben», und Bcrdienstmöglichkcilen. Auch die monopolistischen Betriebe der Kreise und Kommunen 8t, deute» Bnc schwere Konkurrenz sür den gewerblichen Mittel, stand. Ter Mcka» der Beamtenschaft habe eS mit fick gebracht, daß viele aus Wartegeld gesetzte Personen tm riistigen Alter sich ins Erwerbsleben stürzen und mit Hilfe der ihnen znfllestendcn Sudsidicn den legitimen Gewerbe treibenden unlautere Konkurrenz machen. Der Ncbncr sordcr« dast stch die Betätigung dcr öfscut, licheu Hand i« Erwerbsleben ans die Gebiete bckch'änkt, ose mau drr privatwlrtickwstlichen Tätigtest aus Gründeu dev Gemeinnützigkeit tatsächlich nicht überlassen könne. Die Errichtung von Regiebetriebe« gewerblicher Ar« innerhalb dcr eigentlichen kabrikationabctricbe dcr Grost- iaduftric sei cbcnsallö zu vcrwrrlcn. Ter Redner forderte ferner eine andere Handhabung der Verdingungsordnung für Baulcistung. Mitwirkung der handwerklichen Vertretungen bei der Ermittlung eines an gemessenen Preises, Aushebung deS WarrnhandelS In bchörd- lichcn Dienststellen. Anrechnung d«S NcbcncinkommenS ab- gebauter und peiisivntcrlcr Beamte^, wenigstens zu einem Teil aus Wartcgcld und Pension. ES müsse dafür gesorgt werden dast die Konkurrenz durch die Gesängnisbktricbc nicht noch durch die Ausstattung mit modernen Arbcitsmaschiiie» erhöht werde. Für den Kleinhandel nnd daS Gewerbe sprach der Borsitzrn-e des Rkichsschntzverbandes sür Handel nnd Gewerbe. Licbald lBraunschweigi. der die hohe Volkswirt- 'chaftliche Vedciitung des k a u s in ä n n t s ch e » Mittel standes hrrvorhob dessen Kleist, Sparsamkeit und Liebe zum Balcrlaiide auch auf die übrigen BolkSanaehörtge» als Vorbild wirke. Staat und Gemeinde betätigen sich am zweck mäßigsten durch eine Gewerbepoliiik im Sinne der Erhaltung nnd Förderung des selbständigen Mittelstandes. Eine »izmlttelbare Fürsorge und ein Etngreisen i» das Tällgkcits- arbitt. des Handels, und GewcrbcstandcS wird jedoch ab gelehnt. Eine durchaus gerechte S t c » c r p o l i t t k. die den selbständigen Mittelstand vor Uebcrlastung schützt, must ge fordert werden. In der Ausübung der Selbsthilfe must der rausmänntiche gewerbliche Mittelstand das oberste Gebot seiner Tätigkeit sehen. LlandeSehre nnd Liaiibesstolz darf er nt« anster acht lassen. Kür die gewerblichen Genossenschaften sprach der Aatwält des Deutschen GenolleiiichaflSverbandes, Prof. Dr. Dt ein der darlrgte. wi- aus der Genossenschaft nlö -er ««ordneten korm des wirtschakllichen KusammenschlusseS non Mensche» der Mittelschicht durch die Verbindung mit anderen sozialen und bcriisständigen Verbänden dieser Mittelschicht lvcchsclfettige Befruchtung und Bereicherung ent steh». Kür den HauS» »nd Grundbesitz sprach dcr Vor- sthrnoe de» Zcnlralvcrhande». Deutscher Hg»«» und Grund, besitzerveretn«. Sladtrak H«««r sMünchcns. dcr darauf hin. wicö. dast der deutsche HauSbesitz zu 80 Prozent -cm Mittel stand angehöre. DaS zäh« Kesthalten am Ererbten oder durch Kleist und Lparjamkcit mühevoll erworbenen Grund und Bodens mgche ihn zu einer der wertvollsten Stützen von Volk. Llacu und Wirtschaft. Die Vernichtung des Privat- hausbestkoo würde t» ganzer Schwere de» gesamten Mittel stand «ressen, reine Erhaltung »nd Wtedergesnndung sei daher Pslicht und Ausgabe, nicht nur des Hansbcsitzes selbst, sondern aller «ittelständlichcn Schichten. Der Hausbesitz will keine Londcrvcrkeilung. sondern nur sein gutes Recht, das ihm durch die AwairgSgesetze tm Wohnungswesen vorcntl,alten wird. Er ist bereit, mit allen Kreisen des Mittelstandes zu- sammcirzuwirken. um zu einem alle Teile befriedigenden Ausgleich zu kommen. Weiter sprach für den geistig schossenden Mittel stand der Vorsitzende des LchntzkartcUS deutscher Geistes arbeiter. Dr. v. Eocrling. — Danach gab der Präsident dcS Reichslandbundes. Gras Kalckreuth. eine zusammenhängende Erklärung sür die Landwirtschaft ab. — In seinem Schlußwort sagte Blirgermclftcr a. D. Dr. Eberle, Dresden: Die Bedeutung der Tagung liegt ^n der Erkenntnis, das, die . _ ^ .. >a Eigeuverwalter »o« Grnud »nd Bode« i» Land und Stadt Geusa an die Seite des gewerbliche« Mittelstandes treten, wle insbesondere die Mittelschicht der geistig Schassenden in allen Berufe«. Unser Volk stehe vor dcr großen Aufgabe: Ist der deutsche Mensch ein-G k bd M crt o r oder ein L c c l e n m o t o r? Das must ausgesprochen werden in einer Zeit, in der Amerikanismus unter den Schlagworten: Massenproduktion. Tnpisierllng, Absatzfinanzierung, einen Angriff ans unser Wirtschaftsleben macht, wie die Jazz-Musik ans die Musik von Bach und Beethoven. Wir können unt sollen den Amerika nern daS nicht nachmachen. denn wir sind geldarm und wir würden aus die lange verlassene primitivere Kuliurstnse des Massengutes zurücksinke». Und endlich wollten wir cS auch nicht, da wir menschlich so reich wie Amerika geld- l ich reich sei. Unsere Anlage und tausendjährige Erziehung bleiben uns als Quellen einer innerlichen, wertvollen Krende »nd Befriedigung schassenden Wert- »nd Ketnarbcit. Wir müsse» mit unserer Stäatsfithrnng einig darüber sein, das, der gesuchte A » s st i e g nur mit der seclis ch e n K rast des Volkes erreicht werden kan». Die Wirtschaft must des halb auch daS Ziel haben, die Mensche» sich entfalten zu lallen, anstatt aus Geld, wohl gar fremdes Geld, zu hoffen. Darum heistt unsere Parole: Mehr freie Menschen, mehr Menschen, die in Unabhänaigkcit von den Gcldmächten auch in dcr Wirt, schalt einander dienen. Berbrciternng dcr Schickt des Baucru- volkes, das der Erde sein Btot ebenso verdank, wie die nn» geschwächte Erhaltung seiner Kras«. Selbstäudiakcit in Handel nnd Geivcrde nnd Borraug aller selbstäodieen Arbeit vor dcr Ardeit dcr toten Hand, einerlcl od sic ükkentliches oder vrioares Kapital verwaltet. Schwächung dxr Mittelschicht im Erwerbs leben macht auch die geistigen Berufe unfrei, Schwächung dcr Mittelschicht macht Proletarier. Stärkung dcr Mittelschicht ist die Losung der sozialen kragt. Sämtliche Anlvracbcu würden mit lebhaftem B isall aus genommen. Eine Aussprache fand nicht statt. Auch wurden keine Entschließungen gcsaht. . Beschlüsse des ÄeUeslenrals. Berlins 28. krbr. Der Atlsestcnrat dcS Reichstages beschloß, dse im September d. I. ln Riv de Janeiro statt- findende ihttrvationaleHandelSkonscrenz durch den ReichSjag beichicketi zu lassen. In bezug aus die Geschäfts- diSposittopen sästjr er ferner den Beschluß, von dem bestehen de» BtohnungSausschust ethkn besonderen landwirtschastlicheu Sic-lungbaaSschust abzuzwcigcn. In dkr nächsten Zeit wird die Etatberatung Im Plenum fortgeführt werden, und zwar tn folgender Reihenfolge der EmzelctatS: Arbeiismini- stcrium. Wirtschastsckinisterium, ErnährungSministerium, Aus wärtiges Ministerium. Die Etatbcralung soll aus leben Kall zum verfassungsmäßigen Termin am 1. Avril abgeschlossen werden. Sobald der HauShaltauSschuh mit den Vorbereitmi- gen dcr Etatveraiungen für daS Plenum fertig sein wirb, be absichtigt der Präsident, erforderlichenfalls die Sitzungen in der Weise äuSzudchnen, dast vormittags Ist bi» 1 ilhr und nach, mittags von 8 bis 8 oder 7 Uhr getagt wird. Aiiherdem be- schästigte sich der Aeltestcnra, heute mit Acnderungcn zu dem Diätenaesetz für die ReichstagSabgeorbneten. Die bis- fterigen Bestimmungen sollen z» einem neuen einheitlichen Diätengesch zusamckengefastt werben. Der Aamps um die Arbettfz'lf. BerU«. 28. Kcbr. DaS A r b«i tSze i t n o lgcsetz. daö beute dem RcichSrat zugelcitet wird, steht augenblicklich tm Mittelpunkt des innerpolitischen Interesses. Der Kamps um be« I 11 Abs. 8, nach dem jede Mehrarbeit über acht Stunden hinaus «ntcr Strase gestellt wird, ist «och nicht beendet, auch wevi di« Regierung de« Paffu» zugeftimm« haben sollte. Eine Ucbertragung der Erlaubniserteilung zur Neberarbeii an die Länder würbe anderseits die größten Sänvierigkeitcn ver ursachen. wenn man «n Betracht zieht, dast eine Reihe von Industriebetrieben durch die Landcsgrenzcn durchschnitten wird. Die Vesttmmuna würde weiterhin auch das Zeitungö. ewerbe gefährden, da- ohne Uebcrarbcit in bestimmlen Llleu nicht auSkommcn könnte. sT. UI Genfer Sossnung aus Brasilien. sKon unserem (Scnser Berichterstatter.) Gens. 2t». Kebrnar. Die Augen Genfs sind augenblicklich stark nach B r a -- stlten gerichtet: sie sehen dort eine Maste von völkcrbundS- srciiiidUlhcn Lnmplomen, die in grvstem Widerspruch Mk Haltung Brasiliens anläßlich der Märzsession des ver gangenen Jahres und nachher bis zur Rücktrittserklärung stehen und deshalb geeignet wären, die bestehenden ziemlich ausgeprägten Hofsnungen Genfs ans eine Rückkehr Brasiliens zu erweitern. Schon im Augenblick, als Präsident BernardeS seinem Nachfolger Washington L-niz Platz macht«, war rip Teil der Genfer Prelle in dcr Lage, von einer ganz be stimmten Bcd.ulung zu sprechen, die dieser Wechsel für daS Verhältnis Brasiliens zum Völkerbund haben würbe. Heute erinnert das „Journal de Gendve" an seine damaligen An deutungen. indem cs zugleich eine» sehr bemerkenswerten Uvberblick über die ganze Entwicklung der Angelegenheit gibt, dcr aus verschiebe»«:» Gründen sehr interessant und in vielem ausschlustreich ist. Auch hat das völkevbundlich-ofsi- ziöse Blatt eine Reihe von neuesten brasilianischen Völker» bundSäusterungen zulammeugestellt. mit denen es die These verficht, die ganze antivülbcrbuichliche Bewegung in Brasilien seit März wäre eine künstliche, mit Hilf« der Ptestezensur »nh des Ausnahmezustaizdss aufgcibauschtc Mache gewesen, während jetzt die osfentlichc Mcinuna durchaus wieder Völker- bundfreundlich sei. begeistert unterstützt von der Presse und diese offenbar von der Regierung. In Bello-Horizonte halte Mello Franco, der Vertreter Brasiliens im Bölker-- bundsrat. aus eine seine Genfer Tätigkeit rühmende An sprache des Staatspräsidenten von MinaS Gcraes, Antonio Earlvs, geantwortet, dast „die Schassung von drei neuen nicht- permanenten Litzen im ViUkcrbundsrate die allmähliche An erkennung der Legitimität des brasilianischen Anspruches be deute". »nd „dast Brasiliens -Haltung von keinem gerechten und a-bnmgcnden Staatsmann als ein Grund zum definitiven Fernbleiben Brasiliens ausgesastt werden könne". Mello Franco hatte in derselben Rede auch an die hingeLungsvolle Lonaliiüt dcr brasilianischen Mitarbeit tn Genf erinnert, «gerade diesen Aeusterungcn hat man tn Gens snmptomatische Bedeutung bctgemcsscn, um so mehr, als sie bei hochofstzieüom Anlast fielen, tn Gegenwart von Ministern sowie des Vize präsidenten der Republik und iedensalls auch — wie .^Journal de Gcitdve" meint — von Bcrnardcs. UobrtgenS soll der Präsident von Mtvas Geraes, Anlonio Carlos, geradezu als dcr PöllerbundS-Trouhadour tn Brasilien gelten. Rodrigv Qcta-vio. Delegierter an der ersten Bölkerbundsversämm- lang, ries ans: ..Den Völkerbund im Sticke lallen, sich von ihm trennen, sich an seiner Aktivität desinteressieren — dies wäre etn Verzicht aus die eigenen Interessen!" Endlich ist noch der brasilianische Gesandte in Montevideo, ein persön- lich.r Freund des Präsidenten un!> Interpret besten Ge danken^. erwähnt, der tn der „Naeion" von Buenos-Aires schrieb: ..lieber dem Völkerbund wicht ein Schutzcirzel. Der Völkerbund wird seine Wichtigkeit und.Wirksamkeit steiS steigern. Weil Larein-Amerika dieses große Werk noch wcht recht erfaßt hat. wird es vielleicht einige Schwierigkeiten, die im Völkerbund bestehen, verschärfen. Abcr die Differenzen werden alle geregelt werden und Austritte sind bloß tem porärer Natur." So hat man also eine Serie solcher Acußerungen zu- lam menge stellt, um sich ganz der sicheren Hoffnung auf eine baldige Wiederkehr Brasiliens hinzngchen, die gewiß in manchen Punkten eine gewisse Vererb' hat. Ucbrtgcnö — und auch dies zu erwähnen bat man in Genf nicht vergessen — weigerte sich das brasilianische Parlament, die bis lb'28 noch zu zahlenden V ö l k e r b u n d S b e i t r ä ge in einem außerordentlichen Budget nntcrzubrlngen: sie wurden im Gegenteil demonstrationSarttg inS ordentliche Budget eingestellt. DaS deutet man in Gens so. dast sogar das Parlament etn Mittel gesunden hätte., »m der dort be stehenden Hoffnung ans baldigen Wic^cretntrilt Ausdruck zu geben. Es müßte also demnach — so ist wenigstens die Genfer Darstellung — ganz 'Brasilien geradezu aus dem Wunichc bestehe», „seine kompromittierte internationale Stellung durch schnellste» Rückzug des Austrittes wieder zu reparieren". Man würde demnach vor der merkwürdigen Tatsache stehen, daß ein Land aus dem Völkerbund ausirat. dessen Volk und öffentliche Meinung und offiziellen .greise gar nicht die Ab sicht hatten oder jetzt haben, ansziitrctcn. Und da nach der Genfer Auffassung jedes demokratische Volk ganz natür licherweise völkerbundsfrciliidlich fein must, so gilt cs jetzt, derartige Vorkommnisse wie das braslliani'chc — wo einzig die verfehlte Politik zweier Männer die ganze Eiitmickluug vcrschu-l-dct haben soll — ein sür allemal z» erschweren. Das offiziöse „Genfer Journal" schlägt deshalb eine A b- ändcrung der Pattbestimmnngcn über de» Austritt vor. Ms jetzt lautet die Satzung so, daß nach der RücktrittScrklärung der definitive Austritt automatisch erfolgt unk» nur durch neue Erklärungen verhindert werden kann. In Zukunst aber s-olltc. zwei Jahre nach der Aull« trtttserklärung, diese von dein betreffenden Staat nochmals In aller Form bestätigt werden und — '»fern die Bestätigung nicht erfolgt — ohne weiteres dahinsallen. so dast also das Mitglied so behandelt würde, wie wenn es nie eine Aus- tritiSerk-lSrnng gegeben hätte. Es bestehen gewisse Möa'iB-
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