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Dresdner Nachrichten : 08.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187102088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-08
- Monat1871-02
- Jahr1871
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- Dresdner Nachrichten : 08.02.1871
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Erscheint: «gttch früh , Uhr. Inserat« werdea angenommra: VIS AbendS 6. Sonntags r bl» Mittags 12 Uhr Marienftratze LL; tu Neustadt: Buchdruckerei »« J»h. Plißler, »r. Sttosttrgasse ». Nozeigeu in dies. Blatt« Aab«n eine erfolgreich« Verbreitung- «»slager Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Dntck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch öc Ntichardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Ntichardt Abonnement: vierteljährlich 20 Ngr. bei uneutgeldlicherLi»- serung tu'« Hau« Durch die König! Post Vierteljahr!. 22> üNgr Einzelne Nummer» 1 Ngr Inseratenpreise: Für den Raum et«» gespaltenen Aeü«: 1 Ngr. Unter „Cingesaobl? die Zeile 2 Ngr. Nr. SS. Techszehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Drovisch Mittwoch, 8. Februar 1871. Dresden. 8. Februar. — Nächsten Donnerstag wird in dem Zwiiigcrpavillon Herr Professor Semmig einen Vortrag balten, ans welken wir die Aufmerksamkeit unserer Leser richten möchten. Der Vortragende nahm bis vor Ausbruch des Kriegs in Orleans eine Stellung aiö Levrcr der deutschen Litcratnr und Spraclw ein, welche ivn zur Erkenntniß französiscl'en Wesens, französischer Sitten und Zustände auonebmend bciäbigtc. Dlachdcm er in dieser Stel lung 2l> Jahre verwirrt, ivurde er zu Beginn des Kriegs cr- barmungoloo von Haus und Herd getrieben, Er befindet sich jetzt in ziemlich mittellosem Zustande in Leipzig und bat sich cutt'chlossen, einen Vortrag Uber französische Zustände zu balten. Man wird hierbei mancherlei interessante Schilderungen zu vören bekommen und wer seine Vorlesung besucht, ivird nicht nur ein gutes Ätcrk gegen einen schwerdcdrängtcn Landsmann thun, sondern von ihm inanchc geistige Anregung erhalten. — Vor Kurzem fanden in dem diesigen pädagogischen Lese zirkel, dem Verein für Lcbrerinncn und Freunden der Erziehung, mehrere interessante, von Damen gcbaltene Vorträge statt, deren Reihe Fräulein E. Reinhardt über daS 2-bcina: „Die Erziehung und Ausbildung des Geistes darf die dcö Körpers nicht beein trächtigen, beide sind gleichberechtigt," cröffncte und darin in cingebcnder Weise, namentlich die Krankbcit der RückgratSvcr- krümmungen bcleuctstctc. Hieran schloß sich die bekannte Jngcnd- schriftstcllerin Fräulein Julie Rubkopi mit der Betrachtung über eine wünschenswert»? Annäherung der Mütter und Er zieherinnen, die entstehen müsic bei noch so grosier Vcttchiedcn- bcit der Ehtiraktere durch taö bohe, heilige Ziel, das beide einigen, beider Bestrebungen verschmelzen soll; denn die Mut tcr. die ihr theucrstcs Gut der Erziehen» übcrgiebt, müsse auch dieser das vollste Vertrauen cutgcgcnbnngen, Letztere aber solle mit der auiopicrndste» Liebe die Kleinen mi ihr Herz irch- mcn und ihnen die Quelle ihres Wissens erschlichen. — Mit einem E.rtrazuge sind gestern Nachmittag 2 Uhr 1» Offiziere und >22.', Man» Sachsen nach dem Kriegsschau platz gegangen, dem beute anderweit >«> sächsische Offiziere mit 1225 Mann nachiolgcn werden. Von Breslau aus sind zwei Ertrazügc mit 7 Ofstzicrcn und 22«>:i Mann nach dem Kriegs schauplatz angcsagt, die jedoch infolge der noch immer andauern den Äalmstockung bis jetzt nicht eingetragen sind. Ebenso sind <; FuhrparkSeolonnenzj'^c von Posen und Sagan ans angcsagt, deren Eintreffen man cntgcgeiisicht. Unter den gestern Mittag hier cingctroffcnen Ersatzmannschaitcn befand sich ein an Rücken markcntzündung crkrauttcr Prcusjc, der von einer Blödsinnigkeit befallen war. Zn der Vcrbandstation sind :i DNann chirurgisch behandelt worden, von denen 2 die Arme amputirt waren. — Die Franzosen in dem Barackenlager zu Ucbigau ver treiben sich bekanntlich die Langeweile, unter der sic leiden, mit theatralische» Vorstellungen. Ein von dem Theater keo 4. Earrö's uns vorliegenden Theaterzettel gcwäbrt cuien nicht uninteressanten Einblick in ihre künstlerischen Leistungen. Sic haben sich irämlicv Musikinstrumente in unsrer Stakt anaekautt und aus diese Weise ein förmliches Orchester ziisammengebracht. Dieses spielt an den, dem Theater gewidmeten Abenden Ouver türen, Märsche und Tänze aller Art, auch „Schottisch". Bei der einen Vorstellung kcS 4. Earr-s meldete d-er Theaterzettel, dah mehrere „ArtiRos ciu :«. «äirn ' ibre gütige Uut citützung zugesagt hatten. Der größte Thcil deo Programme, dcstaiik in dem Vortrag von Ehansonctten unk stiomanze»: Der Onniidno. Eonkukteur. Der Gesang eines Blinden. Die Pariser gwch zeit. Der kleine Maierboi. Daö Ncujahrögcscheiik. Die beiden 'Waffcngciäbrtcn. Mein Liebchen! Hoch lebe Maro! Der König von Böhmen u. s. w. Das Hauptnüek >oar ein einak tigcs Vaudeville, überschricbcn : Laroi macht den Lurcau dnmm. Das müssen die Namen zweier Gefangenen sein, denn die Nolle des Laroi wurde von Herrn Laroi ünt die des Lnreau von diesem gespielt. Außerdem kommt eine dritte Figur vor, in welcher ein Gefangener bald als Knecht Eric als Magd au'tritt. und damit wchwschciiiUch den Lurcau foppt. Der Preis der Plätze ist ein sein billiger: 1. Platz I Groschen. 2. Plan 4 Pfenniges. Die erste Auüühning des von dem Sergeant Fourier Blentger gedichteten Lustspiels: ., gu wem will er Venn ?" stand am dem Repertoir für die nächste Zeit angckündigt. — Wie das „Dr. Z." soeben criäbrt, hat dasZ. und k. Handelsministerium die ,ür gestern in Bokcnbach anberaumkc Eomerenz auf den 14. d. Nt. ausgeshobe». — Frau Otto-Alpsleben gastirt zur Zeit am Stakttbcatcr zu Lüdett und trat am st. d. M. daselbst als Ladv Darrict in Martha" auf. Die dortige Pr-essc ist des Lobes voll über das Organ der trefflichen Künstlerin, das wegen seines herrlichen KlangeS schon allein entzücken müsste,, wenn nicht ihre Stimme auch noch durch die Kunst zu glockenreiner Intonation und vollendet »ertlgcr Eoloratur veredelt wäre. Das LübcekerPnvii- kum soll athcmlos gelauscht und oit minutenlang seine Bei-alls- bezcugungcn gezollt haben. Dieben ibr sigurirte die eigene. tele graphisch vom Hamburger Stadtthcatcr herbeigeruiene Frau Schmidtgcn-Kastrup als „NaneU". Am vergangenen Montag sang Frau Otto-Alvslcbcn die Susanne in „Figaros Hochzeit?' — Zu einer in diesiger Neustadt wohnenden Frau kam dieser Tage, während momentaner Abwesenheit ihres Mannes, ein Dicnstmann und verlangte von der Frau, unter Abgabe eincö scheinbar von ibrcm Manne geschriebenen Zettels mehrere gute Kleidungsstücke, welche er ihrem Manne sofort nach Alt stadt bringen sollte. Die Frau schöpfte keine» Argwohn und übergab dem Dienstmannc die verlangten Sachen, welcher die selben auch richtig an seinen Austraggeber ablicierte. Erst bei Rückkunft ihres Mannes erfuhr die Frau, das! sie das Opier eines Betrügers geworden war, den» wie später ermittelt wurde, patte ein irühcrcr Arbeitscollege, ihres Mannes cic Kcmilniß von den Familienvcrbältnisscn desselben bcnmst, den betreffen den Dienstmann mit Abbolnng kerKleikungSstücken beauftragt und sich mit denseldcn aus dein Staube gemacht. — Herr Robert Schwalm in Dcnben bei Dresden hat einen Maisch- und Küht-Apparat mit Eontregang verbessert, der für die Oeconoincn und Brcnnereibesitzer von praktischem Interesse schon insofern sein dürfte, weil er den Uebclstand des Drevcnö und Fortschlebenö tcr Maische während der Kühlung, der sich bisher in allen Apparaten kundgab, durch die Eonstruction dcö Eontrcgangcö beseitigt und dennoch eine schnelle und gleich mäßige Abkühlung erzielt. Größere Vollkommenheit hat der neue, patcntirte Apparat noch dadurch erhalten, daß taö Wasser in seiner Eirculation durch schlangcnälmlichc Windungen den Abflußöffnungen zuslicßt. — Zn das Eis der Weißer, h ivird seit gestern ein Eanal gehauen, um den über dem Este such ansammclnden Wasscr- masscn, die bereits die Koblenbalm überschwemmten, Abzug zu verschaffen. Ebenso werden als Vorkcbrnng gegen den zu er wartenden Eisgang die Hauptpscilcr der Maricnbrücke bis un getähr:!<> Ellen auswärts vom «nie befreit. — Eine Dame aui dcr Stiitstraße vermisste vorgestern Abend auS einem in ihrer Wohnung gestandenen Kästchen z>vci Zclm- tlmicrschcine. Ihr Verdacht, daß das Geld entwendet und zwar nur von dem Dienstmädchen ihres Logisvermietvers gestohlen worden sein könne, fand alsbald, nachdem obrigkeitliche Hilfe rcguirirt worden war, Bestätigung. Leider soll die Diebin dag gestohlene Mid bereits zum größeren Tbeiic verausgabt und zwar znm Einkauf von Nasst-creien und wertvloicn Kleinigkeiten verwendet haben. — Mit dem Kräftigen des deutschen Reichs ist cs auch in der Ordnung, wenn seine einzelnen Glieder sich kräftigen; denn die Uneinigkeit unter den Brudcrstämmcn hatten wir längst im Magen und weil letzterer soviel ertragen muß, ist ihm die Firma Richard Schindler am Sec Nr.<> mit einem „Dculschen-Kaiicr- Magenbittcrn" zu Hilfe gekommen, der unter einer reich mit dem BÜdniß des Kaisers Wilhelm und dcnRcichsinsignicn per- zierten Etikette eine magcnstärkcnde Krait bringt, die selbst gegen die Koblennoth ein Schutzmittel sein soll. — Zn Wolkciistcin ereignete sich in diesen Tagen der merk würdige Fall, daß ein Mann vom Gerichtsamte vorgcladcn war, de» Todtcnschcsti seines bei Sedan gefallenen Sohnes in Empfang zu nelmien, obgleich der Vater wenige Stunden vor her die Nachricht erhalten, daß der angeblich Gestorbene im Lazaretve zu Großenhain seiner Genesung cntgcgcnsicht. — Ocnentliche Sitzung der Stadtverordneten am Mittwoch, den 8. Februar 1^71, Abends 7"-.-Uvr. TagcS- Ordnung: M Vortrag der Rcgistranden-Eingängc. — U. Vor trag der Walstdepulatio» über: I» die zu den Lchulprüiungcn abzuordncndcn Mitglieder des EoilcgiumS. — Vorträge der Vcriassungsdcputation über: 2, die stadträtviichc Verfügung ans den diesseitigen Antrag schleuniger Räumung der im Be reiche der zu erwartenden Hochfluto gelegenen Gruben: st> die Bildung von Favrikkistrietciiizugleich mit rer Finanzdcputation). — I». Vorträge der Finanzkeplilation über: 4, die dem Ver golder Stoinwald kür Abtretung von Areal zur großen Odcr- seerganc zu gewährende Entschädigung; .'» die deantragtcn Vcr- tchrserlcichtcrnngen an der Maricnhrücke. — U. Vortrag der PetttionöDepittation. — ,sum Schluß: geheime Sitzung. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Donnerstag, den 9. Fevr., finden folgende Eiiiipruchshcrhaud- Imigstermiiic statt: Vormittags 9 Uhr wider Johann Ernst Kliemann hier, wegen Diebstahls. — 9D, Uhr wider Amalie Marie Aniia «harten hier, wegen Eoneurrenz mit thätlichcr Be leidigung. — ll> ^ Ul'r wider Juliane Wilhelmiiic bcriv. Rcin- berg hier, wegen Unicrschlagung. — 12 Ul'r wider Richard Piund l'ier, wegen Fälschung einer Privatnrkundc. Vorsitzen der: Gcrichlsrath I>r. DNüilcr. ^ Dresden, 7. Februar. Soll nicht aus dem Bruche beider Reaierungsabtheilungen unbedingt die Fortsetzung des Krieges hervorgeiien, soll die zu wählende Nationaloertrelung nicht von vorn herein den Zuschnitt auf den Krieg erhalten, so erscheint cs säst unumgänglich, das; der Waffenslillsrand vcm langen oder zunächst doch die Wahlen um einige Tage hinaus geschoben rverden. Dilles dies in der Ermattung, daß der Rück schlag der hoffnungslosen Stimmung von Paris auf die Provinz allmälig doch sich geilend mache. Am Sonntag hat Paris ge wählt. morgen hören wir vielleicht schon von dem Ergebnis;, morgen sollen auch die Provinzen wählen. Wenn nicht eine gräuliche Eonsusion dabei obwalten soll und spater entweder Gambetta die unter dem Favreschen Gesetze geschehenen Wahlen ungiltig erklären oder Bismarck wieder die Wahlen ä In Gam- betta nicht gellen laßen will, so muß eine Vertagung des Wahltermins erfolgen. Erfolgt sie nicht, so darf man von dein Ausspruche der Volksvertretung Frankreichs nur sehr wenig Ersprießliches erwarten. Erfolgt aber der Aufschub, so wird zwar Gambctta in neuen Aufhetzungen des Südens ebenso er finderisch sein wie früher, aber wir wollen doch nicht schlcchlcr- dings an der Eindringlichkeit der Sprache der Noth aus Frank reich verziveifeln. Man kann weder behaupten, daß die «Kam betta'sche Partei in den letzten Tagen in der Stimmung des Volks erhebliche Fortschritte gemacht habe, noch laßt sich dies von der Friedcnspartci sagen. Von beiden Seiten regt es sich. Mehrere Präfekten haben Gambctta ihre Demission angezeigt, andere haben sich einfach geweigert, die Befehle Gambetta's an zuschlagen. Andere wieder werfen sich mit allem Elser auf seine Partei. Der Süden hängt ihm mehr zu, als der Norden; aber welches ist die stärkere Partei? Auf der in Paris ange schlagenen Pariser Eandidatenliste sind l 1 Regienmgsmitglieder vorgeschlagcn, darunter Fules Favre und Gambctta, eine An zahl Generale und Admirale jedoch weder Trocku noch Tuerot, 7 Vertreter der Wissenschaft, darunter Thiers, 2 Baimuicrs, darunter Rothschild, und eine Anzahl Journalisten, mehrere MaireS, endlich auch Victor Hugo und Louis Blanc. Nehmen wir als sehr wahrscheinlich an, daß diese Liste, welche offenbar ein Eomprommiß zwischen der Knegs- und der Friedenspartei dar stellt, durchgeht, so ist die Provinz nach den Pariser Wahlen ebcnsoklug wie zuvor. Der bisher maßgebende Einstuß der Hauptstadt auf das Land begönne damit immer mehr zu schwin den und Gambctta hätte Recht, wenn er sagt: Paris, seit 4 Monaten ohne Kenntnis; der Stimmung des Landes, darf nicht mehr beanspruchen, das Land zu beherrschen. Aber Gambetta geht weiter. Er seht ja förmlich die Pariser Regierung ab! Zwar umhüllt er vorsichtig noch diese Maßregel durch Absen dung einer Vertrauensperson von Bordeaux nach Paris, aber wer diesen C'isenmann kennt, darf nicht hoffen, daß er seinem Unterhändler eine andere Jnftniction mitgegebcn habe, als ent weder das förmliche Abdanken der „kriegsgefangenen" Regie rung in Paris oder doch deren stillschweigende Unterordnung unter seine Diktate von Bordeaux aus zu fordern. Vertrauen wir jedoch dein Umstande, das; auch Gambetta ebensowenig über die Stimmung von Paris unterrichtet ist. als er cs von seinen College» über das Land annimmt. Der Gabetta'sche Ver trauensmann wird Paris als ein großes Grab, seine Bewohner als physisch und moralisch zusammengebrschen finden. Alles ist sich in Paris selbst zum Ekel, das Leben schaal, alle Hoff nungen geknickt. Sollte diese Stimmung, wie sie durch Gam- bctta's Unterhändler zu des Diktators Kcnntniß kommt, ganz ohne Einfluß sein? Diese Aussicht ist zivar nur ein schwacher Hoffnungsstrahl, aber cs ist jetzt die Zeit, wo man selbst diesen Umständen eine freundliche Seite abgewinnen soll. — Ein wer terer Bericht besagt, daß die napoleonischen Kandidaten wenig Chancen haben, die Republik liege den Parisern auch nicht mehr sonderlich am Herzen, zumal sie nicht siegreich gewesen, hingegen neige sich eine starke Partei dem Herzog von Aumale zu. — Noch ist aus Paris zu bemerken, daß Nochefort die erste Nummer seines neuen Blattes herausgegeben hat. Seine Verwundung kann also doch nicht eine so bedeutende gewesen sein, daß er nicht noch geistige Spannkraft genug sich zutraute, in so schwierigen Zeiten ein Journal zu redigiren. Ducrot hat sich auch nicht durch Vergiftung das Leben genommen, er soll sich vielmehr gleich Trochu in das Familienleben zurück gezogen haben. Der Letztere hält im Kreise seiner Freunde längere Reden über sein Unglück und die Art, wie es zu ver meiden gewesen wäre. — Von dem Kriegsschauplatz im Süd osten ist zu berichten, daß ein Theit der früheren Bourbakischen Armee sich auch nach der Festung Besancon zurückgezogen hat. Letztere ivird deutscherseits cernirt. Belfort wird jetzt, nachdem die deutschen Laufgräben ihm näher auf den Leib gerückt sind, in Trümmern geschossen. Der Eommandant ist ein energischer Republikaner, der jeven Gedanken an Ucbcrgabe zurückweist. Er hat, wie es sich jetzt bestätigt, am 27. einen Sturm der Deutschen unter großen Verlusten für sic zurückgeschlagen. Jetzt hat Favre einen Unterhändler an ihn abgesandt, um zu er fahren, wie seine Lage sei und ihm dm freien Abzug, den Bis marck gegen Uebergabe der Festung gewähren will, vorzuschlagen. — Bourbali aber, der todtgesagtc, soll noch leben. Er legte verzweifelnd Hand an sich, als er erkannte, daß die unselige Srrategie Gambeita's ihn in die furchtbare Nothivendigkeit, übertreten oder capuuliren zu müssen, gebracht habe. Bourbaki hatte nämlich nach dem Scheitern seines Angriffs auf Belfort das einzig Richtige ergriffen: den Rückzug nach Süden, um die Armee zu retten. In diesem Augenblick zwang ihn ein Be fehl Gambetta's, diese Bewegung einzustellcn. Er erkannte seine venweifelte Lage und um nicht das Schicksal Aurelles zu erleben, dafür, daß er Gambetta's Befehle getreulich ausführe, von ihm Verräther gescholten zu werden, richtete er den Lauf einer Pistole aus sich, die ihm jedoch nur die Kinnlade zer schmetterte. Bordeaux, 6. Februar, 'lieber London. Gambctta er ließ ein Circular an die Präsecten, worin er erklärt, das; er, zufolge Decretcü der Pariser Regierung, welches sein Wahldecret annullire, seine Demission gebe. Wien, Dienstag, den 7. Februar. Die amtliche „Wiener Zeitung melket, kaß Sc. Maiestät kcr Kaiser kic Demission keö Ministerpräsikcntcn GrDen Potozki, sowie kcr Minister Grat Taaffc, v. Stremavr unk Ritter v. Tstpabuscimigg ange nommen unk ken Gram» v. Hohenwart zum Minister des Innern ernannt, sowie mit kcr Ncubilkung keö Eabinctö be auftragt bar. Am kessen Vorschlag sink ernannt worben Ha- bietneck ;um Minister kcr Justiz, Frvr. v. Holzgetvan zuin Finanzminister, SMicfflc zum Hanbclsminister, Zircek zum Eul- tuoiiiinister unk Sevoll zum Minister für Lanbeovertheikigung. Das kaiserliche Hankscvrcibcn an den Grälen Potozki und an die übrüpcn Minister vci deren Entvehung von ihren Miniftcr- poslen spl'icl't kemelben kic volle Anerkennung der geleisteten Dienste aus. Das kaiserliche Handschreiben an den Grafen Hohenwart oeuüstü'h ker Neubildung des Eabinctö sagt: „Auf dem Bokc» kcr gegebene» Verfassung stehend, kann Mich die Erfolglosigkeit ker t isocrigen Bcmübuiigm, alle Meine treuen Völker dieser Reichshälftc zu gemeinsamerVenassliugstbätigkeit ui vereinigen, nicht wankend inaevcn in kcr ttcbcrzcugung, baß es einem über den Parteien stehende» Ministerium gelingen ivird. im Wege sorgfältiger Beobachtung der verschiedenen In teressen diese Aufgabe zur festen Begründung der Macht und Wohl'ahn kcö Reiches der ersehnten Lösung zuzuführen." (Dr. I > Paris, 5. Februar. Ein ofstciellcö Dccrct, vom gestrigen Tage datirt, ist erschienen, welches daS Wahldecret Gambetta's von« 91. Januar annullirt. — Bordeaux, 6. Februar. Eugen Pcllctan, Gariiicr-Pagös, Emanuel Arago und Lionville, der Sceretair Jules Snnon's, sind deute Morgen hier angekom-
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