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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-24
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Vezug-Prei» hl du Hauptrlvebitlou oder dev im Gtabt» tmtri ,»d den Vororlen errichte»«» A,S» «abrftelle» abgeholt: vieeteliLdritch^ls^Oz »ei jwrimeliaer täglicher ZusieNun, in» Hon» » 5.50 Durch die Post bezogen iitr Deulichlaud u»d Oesterreich: vienel>äbrltch ^4 S.—. Direct» tägliche Kreuzbandiendun, «>G »u»l,,d: «»»-„ich 7.50. DteMorgni-Aurgabe erscheint täglich '/,?Uh^ dt« Adend-Auvgab» Wochentag» 5 Uhr. Ne>«rti«« uni» Lr-editio»: L»tzanne«,afir 8. Die Ervebitton ist Wochentag» an unterbrach«» getlsaet vo» frich 8 dt» Abend» 7 Uhr. vtt» Me»«'» Kortt». «llfrrtz Universiliieftrnd« 1, Louis Lisch«. Machart» enstr. I», pan und Känla-vlatz D Morgen-Ausgabe. 'ciWM.T>lgebl«M A«zeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NnzeigenePreiD die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclamen unter dem Redeeiionsstrich (4»»' spallenl 50-4 > vor den FamlUrnaachrtchk» (6 gespalten) 40^. VrSber« Schrift», laut unserem Preis» verzelchniß. Tabellarischer »nd Ztsserujatz »ach höherem Larit. Ertr«-Vrtiaaen (gefalzt). nur mit der Morgea-Au-aab«, ohne Postdelörderung ^4 so.—. mlt Postdesürderun, 70—. Ännahmeschlui fir F«zei§e»: Ab,nL.«u»gab«: vormtttog» 40 Uhr. Morgen. Autgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annadmestele» je «in» halb« Gtund» srüher. >»»»etir» sind stet» a» di, GUwtztchou ,» richte». Druck »nd vertan »on G Hel» t» Letvßig 5tl. Mittwoch den 24. Oktober 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Dir öffentlich auSgtichriebene Herstellung einer Schleust« 3. lklaffe im Thomasgätzchen hier ist vergebe» worden. Die unberüchlchiigt gebliebenen Bewerber werben d«»halb au» ihren bezügl. Angeboten hierdurch entlasse». Leipzig, am 16. Oktober 1894. Io. 4912. Der Nattz der Stadt Letplig. 223?. llr. Georgi. Loiditz. Feld- und Uliescuverpachluug. Fotgeud« der Stadlgemeinde gebSrtge Grundstücke tn der Alur Lechzt, 1) Abthl. 2 der sog. Lviiiiewiher Bouerwiesen von 2 Acker 263 (IR. - 1 b» 59,16 a. 2) Abthl. 21 der sog. Ranstädler Viehweide, recht» vom Leutzscher Wege, von S Acker 221 LHR. — 2 b» 6,80 », in der Flur Leutzsch von den sog. Frauenwiesen 3) Abthl. 1 von 9 Acker 56 L> R. — 5 b» 8,46 ». 4) . 2.7 - 156 LR. — 4 . 16.17 . Klächengehalt sollen LtenStag. den SO d. Mts. Vormittag» 11 Uhr im alten Palizeiamtogebände, Netchsstratze Nr. S, I. Ober geschoß. Zimmer Nr. 22, und zwar dasjenige unter 3, zur Feld- wtrlhjchait und Lirjeniaen unter 1, 2 und 4, zur GraS-, Heu- und Gruininetnutzung, mit Ausschluß jeder anderen Benutzung-weise vom küastigeo Jahre an die Wiese unter I, aus 6 Jahre bi» mit 1900, die Grundstücke unter 2—4, aus 9 Jahr« bi» mit 1903 an die Meistbietenden verpachtet werden. Tie Versteigerung», und Vclpachtungebedingungen. sowie die betressenden SitualionSpiäne liegen in der Gejchäitsslelle unserer Lekonomie.Jnsvection, Johannieplatz Nr. 10, zur Einsichtnahme au». Leipzig, am 19. Oktober 1894. Der Math der Stadt Lechzt,. ld. 388. 3659 vr. Georgi. Krumbiegel. Erledigt hat sich unser» Bekanntmachung vom 1. Juni ». e. betreffend den SelterSwasseriabrikonien Wilhelm Richard Nrtnhard. Leipzig, den 16. Oktober 1894. Der Nattz der Stadt Lechz«,. Armr»-A«t, Adttz. 11. ^.L.VI,1I44x. " Hentschel. Mehrr. Erledigt bat sich »nsere Bekanntmachung vom 29. vorigen Monat-, den Handarbeiter Oscar Theodor Dietrich and dessen Ehefrau Ktorentinr Emilie geb. Arnitz betreffend. Leipzig. den 19. Oktober 1894. Der Rath »er Stadt Lechz«,. Armeu-Ämt, Ädth. LV». 1694. Hentschel. Hr. Jeraelilische Neligionsgemeinde. Anmeldungen zum tkonfirmaudcn-Unterricht nimmt der Unterzeichnete im Lause diese- Monates entgegen. Die Besprechung mit den tianfirmaiidlnnrn wegen Festsetzung der Unierrichl-stunden findet Donnerstag, den 25. Oktober, im kleinen Sitzungtsaale de» SynagogengebaudeS statt. — Leu Forlditdungö-ReligionSunterrichl für reifere Knaben, die mindesten» da» dreizehnte Lebensjahr zvrückgelea: haben, rrtheil» der Unterzeichnete regelmäßig Sanntag» Van >9 vi» 11 Uhr Borm. in der Ersten köderen Burgerschute. Aiimrldungrn neuer Schüler w»rdea jederzeit enigcgengenomiiien. Lechzig. Oktober 1894. Rabbiner vr. kargen. Ädolf Lette und der Lentralverein für das Wohl der arbeitenden Massen. 8. 0. Wenn der älteste deulsche Verein für Arbeiterwohl- fabrt, der „Eentralverein siir daS Wodl der arbeitenden klaffen", am 25. Oktober sei» 5ojäbrigeS Besteben feiert, so hat er an diesem Tage in Dankbarkeit vor Allem zweier seiner Führer zu gedenken, de» ehemaligen Präsidenten deS preußischen RevlsionscollcgiumS sür LandeSculiursachen vr. Wilhelm Adolf Lette und de- gegenwärtigen Vor sitzenden, Wirkl. Ged- JustizrathS Professor- vr. von Gneist. Der opferwilligen TbLtigkeik de» Letztgenannten um die Ent wickelung de» Eentralverein» während der ganzen zweiten Halste seine» Bestehen» ist deren» gedacht worden. Heute möchten wir an die Verdienste Lette » um den Eentralverein erinnern. Von 1849 an, d. b. eia Jabr nach Beginn der BereinSibäligkeit, unter von Viebahn'» Leitung (der Verein hatte bi» 1848 auf dir Bestätigung seine» StalutS warte» müssen), bi» zu seinem Tode, l868, also fast volle 20 Jabre, befand sich da» Steuerruder de» Verein» in Lette » Händen. Am lü. Mai 1799 zu Kienitz in der Neumark als Sobn eine» Lantmanne» geboren, befand sich Lette, al« er an die Spitze de« Verein» trat, gerade im kräftigsten ManneSalier. In Folge se,ne» offenen Wesen», seiner lauteren Gesinnung, seine» energischen, muibvollen, aber auch mem'chrnsreundlichen und liebenswürdigen Ebarakter» in weiten Kreisen beliebt und bochgeebrt, sowohl als Mensch, wie als Beamter und Politiker, konnte es nicht sedlen, daß Lette einen großen Kreis Freunde und Anhänger sür eine von >bm al» Bcdürsniß euipfundeur planmäßige Förderung de» Bolkswodl» zu gewinne» wußte. Den Ausgangs- und Sammelpunct sür eine solche Wirksam keit fand Lette zunächst im Eentralverein. Mit einer Arbeitskraft ohne Gleichen auSgestattel, die ergänzt wurde durch ein bewunderungswürdiges Organisations talent, leitete er die VereinSsitzungen, schrieb Denkschriften und arbeitete an Plänen, nicht nur die Hand- und Fabrik arbeiter, sondern auch die Handwerker, die Frauen, die Kinder zu erziehen, zu beratden, zu stützen. So gründete Lette, nachdem er im Eenlraiverein-organ eine Denkschrift »lieber Pie Organisation der gewerbtreibenden Eiaffcn" (Mittb. l8lS, Heft 2, S. l8—32) veröffentlicht, den Berliner Haodwerkerverein, der unter seiner Führerschaft mit der Elite de» Handwerkerstände« die anzesebensten Gelebrten, Politiker und Schriftsteller zu gemeinsamem Wirken zu ver einigen wußte. Eine 1865 dem Eentralverein überreichte Denkschrift »lieber die Eröffnung neuer und die Ver besserung der bisberigen Erwerbsquellen für das weibliche Geschlecht", in welcher Leite auch der wirthschastlichen Ausbiltung der Mädchen und Frauen der arbeitenden Elasten bereits warm das Wort redet, führte zur Bildung des „Verein- sür die ErwerbSlkäiigkeit de» weib lichen Geschlecht-". Beide Vereine wirken noch jetzt segens reich, letzterer als „Lelteverein" von der Tochler de» Begründers, Frau Schepeler-Lette, musterhaft geleitet. Noch eine ganze Reihe von humanen und gemeinnützigen Einrichtungen und eine Anzahl in dieser Richtung that gcr Vereine verdanken hauptsächlich in Folge der Lelle'schen Ein wirkung dem Eentralverein entweder il,re Enistehung oder dock eine lbalkrästige Förderung. Wir füllen bier nur auf: die „Pestalozzistiftung", den „Fraliciwerein für Fröbel'schr Kindergärten", den „Eentral-Darlehnscassenvercin", Len „UniviiSverein", die „Gemeinnützige Baugenossenschaft" u.s. w. Au» sür den „Volkswirtkschasllichcn Eougrcß" fanden dir Borerdrterungen und wichtige Anregungen mi Eentralverein st.ttl (Schulze - Delitzsch'» Aussatz „Ein deutscher Eongreß sür die Arbeiterfrage" siebt i» der „Zeitschrift" des Eentral- vereinS 1858 , S. ll — >6). An der Spitze der Uuler- schristen de- Auf.ufeö zur Gründung desselben siebt Leite « Name Seine Referate und Reken sur den volkswirtbschaft- lichen Cougreß und andere Evngresse veröffentlichte Lette in dem Organ de» Eenlralvereins, so z. B. „Bericht über den Zuslanv der Armen- und Arbeitcrbevölkeruiig i>» preußischen Staate" für den internationalen WoklldäiigkcilScongreß (1857, S. 3lt—380), Rede über die Ausgaben des votks- wirlbschasrlichen EongresseS (1863, S. lOt), Rede im volks- wirlbschasttichen Eongreß über die Richtung des teutschcn Geistes auf bürgerliche Freiheit und politische Einbeil (1863) re. Andere vo» ibm an gleicher Slclle veröffentlichte Arbeiten zeigen die Vielseitigkeit seiner gemeinnützigen Wirksamkeit. W,r finden kort noch längere Abhandlungen über innere Evlcnisation (l8l»), AllerSversicheruirg der Arbeiter (1849 u. 63), Armenwtien (1857. 63 u. 84). Löbne der Arbeiter (1564), HilsScaffenwese» (l853 u. V<>), Freizügigkeit (1863 u. 67), Freiheit der Arbeit (1859). Genossenschaslswesen (l8«3, 64 u. 68i, Wohnung-srage (t864 u. 67), Schiedsgerichte (l868), Sparc.iffenwesen (1852, 53 u. 63), Grundbefitzverhällnisfe (l859) rc. Wa« Adolf Lette dem Eentralverein während eines halben Mcnschciialtcrs gewesen ist, dürste obige Skizze erkennen lassen. Er war in dciiiselbcn nicht nur einfacher Vorsitzender, er biug mit besonderer Liebe an ibm. Halte er doch von ibm, als seinem ersten gemeinnützigen Arbeitsgebiete, viele moralische Unterstützung und andcrweile Mithilfe für seine weitverzweigten Unternehmungen erkalten. Allerdings weiß sein treuer Mitarbeiter, der Redacieur des VereiuS- organS, Karl Brämer, in seinem treffliche» Nekivlog über Lette (Arbeiierfreund 1868, 257—36l) zu melden, daß letzterer „sich oftmals doch über den langsame», ja tholweise rückläufigen Gang beklagte, welchen die Hebung der nichtbcsitzenten Be völkerung »abm, über die schwere Zugänglichkeit der Masse des VollS sür sittliche Einflüsse, über die Hemmungen, welche Unverstand und Mißverständnis »och mehr als böser Wille a» die besten Absichten hängen". Trotzte,» ließ Lette bis >n fei» hobeS Alter den so oft bewährten Mull, nicht sinken. Noch wenige Tage vor seinem Tote, welcher am 3. December 1868 erfolgte, schreibt Max Ring in der „Gartenlaube" (l868, S. 792) über „unfern Präsitenlen", wie Lette in ganz Berlin von All und Jung genannt wurde: „Wenn man in Berlin der Sitzung irgend eines wohllbätigen Vereins sür das Gedeihen und die Fortbildung keS Volle» beiwobnt, so wird man gewöhnlich auf dem Ebrensitzc de» Präsidenten einen ältere», kleinen, elastisch beweglichen Herrn erblicken, dessen faltenreiche- intelligentes Gesicht einen hoben Grad von liebenswürdiger Gulmlllbigkeit und herzgewinnender Humaniläl bekundet." Ring'S Biographie wurde zum Nekrolog; als sie au- der Druckerei kam, Halle der bis an sei» Lebens ende unermüdlich sür da« Volkswobl wirkende Lette schon seine Augen für immer geschlossen. Ein Vierteljahrhuntert ist seit Lette» Tod vergangen Hoffen wir, daß noch viele gleiche Zeitspanne» sein Andenken und sein Wirken sestdalten werden. Denn die „wechselnden Ericheiiiungcn sind nur Schatten. In allen wechselnden Ge statten der Tinge sorgt ein böhercr Geist dafür, daß von Allem, war erarbeitet ist, nicht» untergcbe und verschwinde. Es ist eine ewige große Kelle, welche Geschlechter und ihre Gedanken mit einander vcrblntet und jeden wahren und großen Gedanken fruchtbar macht im Geiste der Mitmenschen und Mildrüter". Diese eigenen Worte Lette's, zum Stiftungs feste seine« HandwerkervereinS l865 gesprochen, paffen au Niemanden besser, al- auf ihn selbst, sein uneigeunützigeS, bingebendeS, liebevolles, gemeinnütziges Wirken. Ehre u»b Dank seinem Andenken! Jabre die Steinsetzer, welche jetzt übrigen- noch weiter streiken, die Arbeit »iederlegten, erklärlcn sich die Lehrlinge solidarisch mit den Gesellen und schloffen sich, unmittelbar nackitem sie zn Gesellen gesprochen waren, den streikenden „Brüdern" a». „Ei» Bravo den Braven", schrieb die gelammte socialdemokratifche Presse, und die siebzehnjährigen Burschen in Stettin sollen aus tieieS „Bravo" nicht wenig stolz gewesen sein. Aber das Stettiner Beispiel ist ziemlich vereinzelt geblieben. Nur in Oesterreich baden die Genossen die Lehrlinge zu Versammlungen einberufen und die „Well hat da« erhebende Schauspiel scben könne», daß die Gründung eines Vereins junger Hilssardeiter beschlossen wurde." Hutter de» Wiener» mögen natürlich die Berliner nicht Zurückbleiben; wenn ibre Leuchten au» Franksurt a. M. zurückgekchrt sind, ann wird man auch i» Berlin mit der „epochemachenden Gründung" eines Vereins jugendlicher Hülssardeitcr ver geben. Vielleicht erlaube» sich jedoch die Meister und die Ellern auch ein Wort mitznsprechen; denn daß die Lehrlinge, welch- einem solchen Vereine angeboren und hier focialdemo- kralische Propaganda treiben, weniger Lust zur Arbeit und mehr Neigung zur Unbolmäßigkeil zeigen werden, ist selbst verständlich. * Berlin, 23. October. Bekanntlich haben auch diesmal wieder gewisse Blätter nicht eifrig genug sür die Ab schaffung der Sedanseier eintrctrn können, »nd als gleirbzeilg in den sranzöstsche» Zeitungen da« Gerücht auf- tauchte, Kaiser 'Wilhelm habe diese Abschaffung vom nächsten Jabre ab beschlösse», verstärkte das den Eifer der angeblich Deutschen »och um ei» Bedeutendes. Da jenen Herren gerade da- Gefühl zu fehlen scheint, das nach einem (fran zösischen!) Sprichwort« jedem Wohlgeartete» angeboren ist, die Liebe zum Vaterlande, so sei zu ibrem Frommen an- den „Alld. Blatt." die Ansicht einer in französilcher Sprache erscheinenden Zeitung, des „Journal de Genuve" (politisch conservat v und strenggläubig), über die deutscheSedanfeier hier nutgetbe lt: „Da» Gerücht, daß der Kaiser Wilbeliu deschlossen bade, vom nächsten Jahre ab die Feier de« SedantageS abzufchassen, ist kaum wahrscheinlich. Der angeführte Bew-ggrnnv bestände in dem Wunsche, die nationale Empfindlichkeit der Franzose» durch die Unterdrückung einer Frier zu schonen, weiche peinliche Erinnerungen in ihn«» wachruft. Da» hieße internationale Rücksichten ans die Spitze treiben. Wir scheu in der Thal nicht, daß irgend ei» Volk eS unterläßt, au- Rücksicht für die Grsüble de- Nachbar« seine Jahrestage zn feiern, und e« ist sür Franzosen nicht beleidigender, Deutschland da- Andenken von Sedan feiern zu sehe», als eS für Deutsche ist, Frankreich da» Andenken an Eouliiiter« oder EbLteaudun feiern zu eben. Darin liegt weder eine Beleidigung, noch eine Herau«- o>deru»g: Jeder bat da« Recht, seines Ruhme« zu gedenken und seine Tobten zu beweinen." * Berlin, 23. October. Wie die Deutschen im An»- ande über dir Nolhivendigkeit der Verstärkung unserer Flotte durch den Bau schneller Kreuzer denken, dafür licsert wieree einen Bewei« rin Brief au» Honolulu, den ein kort ansäifigcr, au- Wernigerode gebürtiger Herr an die „Wernigeroder Zeitung" gerichtet bat. In diesem Briese heißt eS: „Wir Deutschen haben hier «ine große Freude gehabt: am 5. September kamen zwei deutsche Kriegsschiffe, die „Arcona" und die „Alexantrinr", hier an und am 7. September noch dir „Marie", nur, um in aller Eile Kohlen und Proviant einzunebme» und dann die Reise über Japan nach Korea sortzuseyen, um dort die deutschen Interessen zu vertreten. Hier war seit zehn Jabren kein deutsches Kriegsschiff gewesen, und Sie lönnen sich unsere Freude ausmalen, als die Schiffe hier so überraschend rintrasen. Es ist wirklich ein Jammer, daß unsere Flotte, d. b. wa« Kreuzer «„belangt, aus einem so wenig zeitgemäßen Standpunkt steht, um deutsche 'nterefsrn genügend vertreten zu können, und eS Deutsches Reich. L Letpzti, 23. October. Auf dem soeialdemo kratif'chcn Parteitage bat, wie wir nachträglich au» der .Franks. Z>g" ersehen. „Genosse" Weniger au» Harburg eine Lanze für die „beneideten" Redacteur gebrochen, indem er bat, mau möge doch auch an ihre „Grsängnißleiden" denken. „Genosse" Weniger bal offenbar vergessen, daß — um von anderen gar nicht za sprechen — die beiten döchstdesoldeten socialdemo- tratischen Retacteure, Herr Liebknecht in Berlin und Herr Schönlank in Leipzig, al« Redacteure gar nicht in die Lage kommen könne», »Gcfängniß leiden" zu erdulden. Diese beiden Kornphäen batten sich bekanntlich Sitzredacteurr, die sür deveulend weniger Silberlinge, al« die unverantwortlichen Hintermänner unter dem Zwange der „Lebensbetingungen der bürgerlichen Ge sellschaft" widerwillig annehmen, verpflichtet sind, „Gesang nißleibea" über sich ergeben zu lassen. 6.1«. verlta, 23. October. E« bat dir Agitatoren immer ge schmerzt, daß, wenn ein Streik ausbrach, die Lehrling rudig weiter arbeiteten. Mit Hilfe der Lebrlinge der älteren Jabraälige konnten wenigsten» die nolkwendigsten Arbeiten ausgesübrt werden, und hierdurch wurde die Position wesent lich zu Ungunsten der Streikenden verschoben. Ta« soll nun nach dem Willen der Hetzer ander« werten. Ein Anfang wurde bereit» in Stettin gemacht; al» dort vor einem halben würde sür den deutschen Handel und sür das Ansehen der Deutschen im Au«la»de ein großer Borlheil sein, wenn die» baldmöglichst — ehe eS zu spät ist — geändert würbe. In der letzten ReickSlagssession sind die Regierungsvorlagen zum Bau neuer Kreuzer — diese Elaste von Schiffen find nur im überseeischen Auslände zu verwenden — gestrichelt, und irgend Jemand, der Nationalgesübl besitzt und sich sagt, daß der Vortbeil der Deutseben i»i Auslande auch dem Vater land« zu Gute kommt, sollte jemals einem Mann seine Stimme geben, der gegen die obigen Regierungsvorlagen ge stimmt bat? Der deutsche Hantel nn AuSlande kann nur blüben, wenn den Leuten, die idn betreiben, der dazu »ötbige Schutz gewährt wird, und die« kann nicht wodl durch ein Eonsnlat geschehen, vielmebr nur da durch, daß ab und zu rin Kriegsschiff sich in den ver schiedenen Ländern zeigt. Man glaubt gar nicht, wa« dies für einen moralische» Eindruck ausübi. Diese drei Kriegs schiffe, die hier waren, kamen von Ebile. Ui» nach Korea zu segeln, brauchen sie etwa ackn Wochen und legen während dieser Zeit 5t00 englische Meilen, also etwa ein Biertel vom ganzen Erdumsana, zurück. Wa« kan» den Deutschen in Korea bi« zur Ankunft der Kriegssckiffe sür Schaden zugesügl werden, ganz abgesehen davon, daß die Deutschen in Süd amerika, wo eS immerfort unruhig ist, von allem Schutze entblößt sind!" 1'. Berlin, 23. October. (Telegramm.) Der Kaiser körte beule früh von 8 Ubr ab den Borlrag de« Ebes» de« Militair-CabinetS v. Habnkc, arbeitete sodann längere Zeit mit dem Ebel des Gebeuiien Ewil EabineiS, l)r. v. LucanuS. nabm hieraus die Marine Vorlräge entgegen und empfing dann noch den StaaiSsecretair de- Innern, l>r. v. Bötticher, zum Borlrag. Zur Früdsiücksiasel, welche am l Ubr slatlsand, war der General der Infanterie, Generaladjulant v Misckile mit einer Einladung beehrt worden Nachmittags gedachte sich der Kaiser gegen 3 Ubr nach Berlin zu begeben, hier da» Atelier de» Bildhauer» Huntriesrr zu besuchen und sodann nach dem königlichen Schlosse zu jabren, woselbst eine Küiistler-Eonserenz staltfinden wird. Gegen 6 Uhr Abend» erfolgt die Abreise de« Kaiser- nach Liebenberg, der Be sitzung de» Teutschen Boljchaster» in Wien, wo der Kaiser einige Tage zur Jagd verweile» wird. — Tie Kaiserin wird beute Abend um «0 Uhr 30 Minuten die Reise nach GiuckSburg bezw. Schleswig antretcn. Der Prin und die Prinzessin Heinrich begeben sich heule Abend mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge von der Wildpark station »ach Darmstadt zurück. — Der Großherzog von Baden har sieb gestern Abend von den kaiserlichen Majestäten im Neuen Palais verabschiedet und ist mit dem fahrplan mäßigen Schnellzuge nach Karlsruhe zurückgerrist. Prinz Heinrich geleitete ihn bi» zur Wildparkftatiou. äs Berlin, 2.3. October. (Telegramm.) Di« von der Nordostsee-Zeitung" und der „Kreuzzeitung" gebrachte Nackrickt, daß der Kaiser die Bereitbaltung brr Hackt „Hob» nzoUcrn" besohlen bade, entbehrt nach eingezogener Erkundigung jeder Begründung. Dasselbe gilt auch von der Nachrickit, daß Sr. M. S. „Wörth" zur Begleitung der „Hobcnzollcrn" vorbereitet werde. ^ Berlin, 23. October. (Telegramm.) Der Kaiser ist beute Nachmitlag gegen 3 Uhr beim Reichskanzler vorgrfahren und abgestiegen. U. Boiltn, 23. Oclcbcr. (Privattelegramm.) Nack einer telegraphische» Meldung anS Köln berichtet dir „Köln. Ztg", aus An reguna de» Reichskanzler» Grasen tz'aprivt würden vora»ssick>tlich die stimmsübreaden Mit glieder der deutseben Staaten bebus» Besprechung von Maßregeln zur schärfere» Bekämpfung der Um stu r z p a r t e i e n zusammenlreten. I« Berlin, 23. October. (Privattelegramm) Wie die „Post" erfährt, hat der Großberzog von Baden dein Kiinig vo» Serbien das Großkreuz vom Orden der Treue verliehen. Der serbische Gesandte Boghitschewitsch erhielt den Kronenorde» erster Elassr. U Berlin,23. October. (Privattelegramm.) Die„Post" bestätigt, daß in maßgebenden Kreisen die allgemeine Llimmunz sür die Berufung gegen da» Urtbeil der. Di-ciplinarkainmcr gegen de» Kanzler Lrift ist; ein fester Beschluß werde intcß erst nach Ausfertigung de« Erkenntnisse» gefaßt werten. v. Berlin, 23. October. (Privattelegramm.) Der Flügclatjutaiit de» Kaisers, Oberstlieutenant Graf ». Hisrlcr, ist als Naclisolger de« Obersten v Deine- zum Militair- attachb de« der Leutichen Botschaft in Wien ernannt wordcn. Ter Graf siedelt am l. November nach Wien über. P Verttn, 23. October. (Telegramm.) v. Hobe, bisher n lüikisiie» Dunste», wurde mittels Allerhöchster Ordre unter Versetzung zu de» Ossicicren von der Arm« mit dem Range eines Brigare-EoiiimaiireurS zum 5. Armcecorp- nach Posen commandirl. (Wiederholt ) — An dem Diner beim Reichskanzler, welche» er Sonn- obcnd zu Eliren der Danzlger Deputation gab, nahmen 20 Personen Theil Oberbürgermeister b"r. Baumbach saß rechts, Etodtoerordnelcn Vorsteher Stessen- link» vom Kanzler, den, Minister vo» Boctucher genenüder laß. Recht» von bleiern saß Eiadirath Kosmack, links Ged Eominerzienrald Damme. Außer dem waren Rcichsschotziecretair Graf Posadowsky und der Staat-- ccretair de- Marine - Amte». Vice-Admiral Hollinann , sowie andere hochgestellte Persönlichkeiten und verschiedene Herren au» Hamburg, weiche wegen einer andere» Angelegenheit beim Reichs kanzler gewesen waren, anwesend. Die Adresse lag aus eine,» Seitenrisch und sand allgemeinen Beifall. Auch Gras llaprtvi außen» wiederholt sein« Freude und Aucrkranung über de« kunst vollen Ehrcndürgerbricf. — Der Etat der Zölle, Verbrauchssteuern und Aversen veranschlagt, wie die „Franks. Ztg." nieldet, die Einnahmen sür 1895 96 ans zusammen 616 >69 550 .<k, La- ist weniger gegen de» vorfäbrigc» Etat 5 766010 -E Diese» Minus entsteht dadurch, daß der Ertrag der Zölle ui» 9 064 000 geringer veranschlagt ist, al» im Vorjahre, nämlich aus 340 612 000 Dabei ist der Handelsvertrag mit Rußland und die Aushebung dcS Identitätsnachweises maßgebend. Außerdem ist die BerdrauckSabgabe sür Brannt wein infolge der neue» Eonliiigcnlit uiig um l l36 000 .4? geringer veranschlagt, als in> Vorjahr, nämlich auf 98 957 000.4? Die übrige» Eiiiiiahiiien an Zöllen uud Verbrauchssteuern ergeben ein Plus und sind folgendermaßen veranschlagt: Tabaksteuer ll 38l 000 d. b. 2t9 000 mehr; Zuckersteuer 77 097 000 .6, d. b. 1 691 000 mckr; Salzsteuer 43 657 000 .4*. d. b 915 000 mehr; Maischbottich , Brauut- wcin- and Materialsteuer >8 820 000 .4!, d. i. 832 000 .4! mcbr; Brausteucr und UebergangSabgabc 25 603 000 .4^ d. i. 747 000 -4? mehr; Aversen für Zölle uud Verbrauchssteuern 62 550 .4? * varziu, 22. October. Wie mehrfach gemeldet wird, läßt da« Befinden der Fürstin Bismarck wieder viel zu wünschen übrig. * Rostock, 29. October. Major v. Wissmann, der früher hier in Garnison stand, schreibt an den „Rostocker Anzeiger": Ich beiratbe am 20. November und gebe daun gleich nach dem Süden. Wegen meiner Absichten tbeile ich mit, daß ich Beamter bin und bleibe und daher nur Befehle oder Aufträge auszuführen habe. " Dorlmnitd, 22. October. Gegen die von dem könialichen Lberbergamte in Dortmund neuerdings erlassenen bergpolizeiliche» Anordnungen gegen Schlagwetter- und Kohleiistaub- ezplosionen sür die einzelnen Schlagwettergruben war seiten» verschiedener Zechen Recur« eingelegt worden. In ach« Fallen ist bereit» dir ködere Entscheidung erfolgt, und zwar sind dir Recurse obgewlesen worden. * Ltegnttz, 22. October. Nacktem der hiesige liberale Wahlverein mit 3l gegen 17 Stimmen dcu Anschluß an die freisinnige Bolk-partei beschlossen bat, dürste eine Spaltung im Verein einlrelen. Ter bekannte Pastor Ziegler trat bereits aus. * Wriinar, 22 October. Dir Nachrichten über den Ver laus der Reise de» Erda roß her zog» lauten sehr günstig. Das erbgroßberzoglichc Paar ist nach den gestern Abend ein- gezangcnen Nachrichten am Sonntag glücklich in Lugano angelangt. Dort dürste ein oder zwei Tage Aufenthalt ge macht werden, nack welchem dann die Reise nach Peali sorl- geietzt wird, woselbst der Großberzog mit dem Erbgrvß- herzoa und der Frau Erbgroßbcrzogm zusammenzutreffen gedenkt. Ter Erbgroßherzog hat die Rrisr bisher gut üdrr- standen. Weimar. 22. Oktober. Unser wrimarische« 8a«d- tagSwablrecbl kann gar nicht besser beleuchtet werden, al» durch die in den letzten vier Wochen in unserer Residenzstadt
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