Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 21.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190201210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19020121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-21
- Monat1902-01
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.01.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugrgeMr: ^ i, dt,»««« DrtTdeir «rd der nächsten Umaebunü. „ dt» Antrag«,, durch e«ar»e Voten -der »ommtnloaär« ettolat. eryaite» tu« Stau an Sochrnt«»«, dt« otckt out »om>. «der SeprNW» tot,«», tu Met »-U«4aad«- «—« und «altellt. Serntvreckanicklntr I «». U und M.»««. r»I»«e«»«-»dre>t«: «achelcht«» »,«»»«>. «e§r«,»tt 185« ILii»Ilboadon-«. * 4ttn»pp«u. » ^it»Uk,e»i't«niiit»«n. I . > . . - I Haupt 0>eschStt»tIeIIe: ^ OM0»I7 I «artrnstr. »8. -snrefgen-csn'f. Die «nnadme von AnNinbiaunam »ssotat In derLanvlaelcha'l'Sklelle,,»d l» u »tedniannalimeflelle» t» Treedc., dw N.iHimittoa» »Uhr. Sonn-und geierUia« nur Marirnttrohe A von II dis'/.I Udr. Die i «valliae «prund .eäe tca. S Silben» ro P>„.. Au Iü»d«,unaen aut der Privatim« Zeile » Pia.i di« rlvaltlae Zeile al, .Singeiandl" oder aut Tertteile da Big. In Nummern nach Sonn- und fteter taaen l> de», rlvaltiae Lrundjeiicn «. « de»« und « Pi,. na» deionderem Larii. itutwürttae «uttröae nur ,e,e» vorausbe»abluna. veteoblLUer werden mit >0 Pta. bciechnel. XrltiUT ^iKarrvnUaniUuux, kUiuIv <I«r ,«VNG»ÄI»V» »vl» «kl«,»" fiirobitr»»» 1, prt. » kieaartaii pi»u«a » Le hg kattittamistr. unci Lsinv»itson>tr!»8« L, prt. »»»>> »on NU« Nie oU>n>' iieicuu. chdaaa«,»»«»^ K«iiiiii!8el»lll- Soklsn «.ädrstrplsttsn I«. Ouwi»l-t-a»uoi. Nok-P»eed» »t» kür ch»»»»i»«»» ,»« N»»»»»«»,e» Lus. fitUmsoderk L 8ökllv : ß Lsu-, Lllvst- m»L »38ok1lleL8vdIosserei. ^ 8 »E' rieurilnetet inav. 'MW ^ l.sgil' llllkkssilisi' llsutreksi' ll. Süglirels klmlitsi' änrvn-. »orsn- ll. kslZtirttloffs Ilvrmauir ?ür 8ellvl, » VLL. ^ in slisn MvilSsNIN ksfbsn linü I'l'ims-IvLlltSt^ III tl!I!!l!8t8N Ppsissn. ^ -4vI.v«vI»tV»h.-.« 1v. Eli» EnalKttegSgerichte. Hoinachsikbten. Nene2lna»stnsbrücke. Landtag.Eeiitraltheater-Matinoe. I Mntbmaßl. Witternna: MA» MV» Spteptt Kampfge»., Stähl. Zcitaller. .Tannhäuicr", Tei.Helrgottichiiitzer".Zur-MübIen-Likderabend. I Stürmisch, zeitw. Niedcilchl. Dienstag, 21. Januar 1S02I Urtheüe englischer Kriegsgerichte. Während von London aus ui-bi et ordi feierlich verkündet wird, daß die englische Armee In Südafrika die humanste der Welt sei, ja sogar »u ihrem eigenen Schaden in Humanität föimlich aufgehe und daß mit ihr verglichen zu werden sür jedes aiidere Heer eine Ehre sonder Gleichen lei. bemüht sich Lord Kltchener, der Oberst- kommandirende dieser io hoch civilisirten und mit Io ungewöhn lichen Eigenschaiten auSgestattetrn Söldnrrschaare». sür die Londoner Versicherungen den praktischen Beweis zu liefern. Er thut daS. indem er schon seit Monaten grausame, blutige, unerbitt liche Arbeit verrichtet und tapfere Männ r, die nach ge sitteter Anschauung Anspruch darauf haben, daß ihnen die Stirn mit dem Lorbeer bekränzt wird, aus Grund von gekctz- und rechts widrigen TodeSurtheilen in den blutigen afrikanischen Sand nieder knallen läßt. Wenn einmal der Tag des Gerichts anbricht und die Io schmählich gemordeten Helden als Zeugen wider die eng lische Kultur auserstehen, dann wird es eine lange furchtbare Reihe sein, ein Todtentanz von eigener schauerlicher Art, vor dein selbst daS hartgesottene britische Krämergcwisseu rin Grausen über fallen muh. Nur einige der Opfer der englischen Kriegsgerichte seien hier aufgrzählt: Da ist zuerst unser unglücklicher deutlcher Landsmann, der Hamburger Cordua. zu nennen, der wegen einer in Wirklichkeit gar nicht vorhandenen, von englischen Lockspitzeln angrzettelten .Verschwörung" verurthrilt und wegen drS besonderen Verbrechens seiner deutschen Nationalität in der verschärften Form vom Leben zum Tode gebracht wurde, das; man ihn aus einen Stuhl setzte und ihn dann von rückwärts meuchlings niederlchoß! Weiter ist zu nennen der frühere Burenstaatsanwalt Broeksmo. der das Raubgesindel des Herrn Jomesvn seiner Zeit in Gemeinschaft mit seinem Kollegen Dr. Kraule hinter Schloß und Riegel brachte und es der verdienten Strafe zu überliefern bestrebt war. Broeksma hat für diese ehrliche Pflichterfüllungen Dienste des Gesetzes und der Interessen seines Landes ein Mar Lotb englisches Blei zu kosten bekommen und Dr. Krause ist nur dadurch, daß er recht zeitig den afrikanischen Boden verließ und in England selbst außerhalb der kriegsgerichtlichen Zuständigkeit abgeurtbeilt wurde, dem gleichen Schicksal entgangen; er muß jetzt zwei Jahre Zwangs arbeit in einem englischen Gefängniß verbüßen und wird diese Strafe nach Allem. waS über seinen Gesundheitszustand verlautet, wohl nicht überleben. Kaum hatte sich über BrorkSma'S blutiger Leiche die Erde geschlossen, da krachte schon auf Beseht Kitchener's eine neue Salve und machte dem Leben des tapferen Buren- kommondanten Lotter ein jähes Ende. Noch ist über seinem Grabe nicht daS Gras gewachsen und schon dringt die Kunde von einem neuen Mord« herüber und läßt aller Orten die Empörung der gesitteten Welt abermals hell auflodern: der heldenhafte Kom mandant SchecperS. der vor Wochen schwer verwundet in engliickid Gefangenschaft gerieth, hat gleichfalls unter englischen Kugeln seines Geist auSgebaucht. Gleichzeitig wird gemeldet, daß der Prozeß gegen den Kommandanten Kritzinger nächste Woche statt finden werde. DaS heißt mit anderen Worte», daß auch Kritzinger'» Geschick besiegelt ist und daß er seinen tapferen Lands leuten im Tode Nachfolgen wird; auch er muß fallen zur Vervoll ständigung der Hekatomben, die von der unersättlichen Rachgier der britischen Soldateska in Südafrika gefordert werden. Wer wird der Letzte sein? Mit solchen Maßregeln per .Humanität" und .Civilisation" wird die KontgSkrönung in London von den unvergleichlichen großbrltanntschen Söldnertruppen und ihren nicht minder herrlichen Befehlshabern vorbereitet I De» zu Unrecht vergossenen Blutes, daS um Rache gen Himmel schreit, ist kein Maß und kein Ende: schon jetzt ist eS mehr als der Tugela, ruhmvollen Angedenkens für die tapferen Buren, in seinem Bette Wasser führt. Angesichts dieser fortgesetzten hartnäckigen Greuel, angesichts dieser unquali- sizirbaren Mißachtung der Regeln deS Völkerrechts durch die Eng länder können die Freunde der Buren in aller Welt nicht umhin, ihrer Verwunderung darüber Ausdruck zu geben, daß noch immer nichts von nachdrücklichen Bergcltungsmaßregeln der Buren ver lautet. Lange genug haben die frommen Helden, die mit jeder nur erdenklichen Drangsal von ihren erbarmuiigSkdsetz Feinden ge hetzt und bedrückt worden sind, die religiösen Bedenken über Alles gestellt und in nahezu übermenschlicher Selbstentiagung gezögert, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Nachdem die Dinge aber einmal ihre jetzige Gestalt angenommen haben, würde mehr als Lammesgeduld dazu gehören, wenn die Buren auch femer noch davon abstehen wollten, mit den ihnen in die Hände fallenden englische» Offizieren kurzen Prozeß zu machen. Wo bleibt Drrvet? Wie steht e» mit der Ausführung der von ihm erlasse- »en BergeltungSproNamation? Al» diese zuerst bekannt geworden »ar. schien sie ihre Wirkung auf die Engländer nicht zu verfehlen: wenigsten» hörte man unmittelbar darauf von verschiedenen un erwarteten .Begnadigungen", die Lord Kitchener vollzogen batte. Inzwischen aber hat offenbar die unausrottbare Großmuth der Buren wieder die Oberhand gewonnen, den gefangenen englischen Offizieren ist kein Haar gekrümmt worden, und die englische Ant wort darauf sind neue Hinrichtungen von Burritführern. Wird jetzt endlich dem edlen Dewet die Galle überlaufen r Darf sich der Schwache keine Notluvehr erlauben, wenn der Starke ihm an'S Leben geht und ihn mit allen Mitteln der Geldlosigkeit be drückt und versolgt? Die humanitäre Selbstzucht, welche die Buren bis jetzt bewahrt haben, steht unter solchen Umständen wohl einzig da. und wenn sic endlich andere Saiten aufzirbcn und jede Hinrichtung eines Ihrer Führer in Gemäßheit von Dewet's Droh ung mit der Erschießung englischer Offiziere beantworten wollen, dann wird kein Mensch ihnen daraus auch nur de» geringsten Vorwurf machen können. Die Bnren haben der Humanität in diesem unseligen Kriege thatsäcklich zu ihrem eigenen Schaden das ausgiebigste Recht gewährt: jetzt aber sind sie in der Lage des gehetzte» Edelwildes, dem in der äußersten Nvth jedes Mittel zur Abwehr dienlich sein muß. WaS bleibt sür die Freunde der Burensache bei alledem zu hoffen? Es ist ei» eigenkbümliches würgendes Gefühl in der Kehle, das den zeitgenössischen Zuschauer dieses langsamen entsetz lichen Vernichtungsvrozcsses befällt, jenes nagende Gefühl einer ohnmächtigen Empörung, das der schwache Einzelmensch empfindet, wenn er mit geballter Faust dem Ungeheuer Schicksal in das kalte, steinerne Antlitz schlagen möchte. Von Mensche» haben die Buren nichts mehr zu hoffen,- das ist gewiß! Sogar die stammverwandte holländische Nation scheint nicht mehr den Ntuth zu finden, durch den Mund ihrer verfassungsmäßigen Vertreter ein kräftiges Wort an die Pharisäer an der Themse zu richten: wie kläglich und schwächlich waren die jüngsten sanften Klagen in der Stände- veriammlung über die völkerrechtswidrige Behandlung der hollän dischen Ambulanzen in Südafrika! So ist denn sür die Buren und ihre Freunde nur noch der eine Trost übrig, daß ein höherer Richter die Vergeltung nach seinem Ermessen herbeiführen werde. Die Mühlen Gottes mahlen langsam, aber sicher: das ist ein altes bewährtes Wort, das atzch im Völkerleben volle Giltigkeit hat. Gerade die Buren glauben an das Wallen einer gütigen und gerechten Vorsehung mit einer io tiefen, innigen und felsen festen Ueberzeugung. daß sie auch hierin, wie in ihrem aufopfern den patriotischen Hcldenmizthe, ein leuchtendes Vorbild sür alle großen christlichen Nationen bilde». Die Frömmigkeit der Bnren ist unerschütterlich trotz aller Schicksalsschläge, die so hart über sie hereingebrochen sind, und wahrhaft ergreifend sind die beglaubigten Schilderungen, mit welcher freudigen Standhaftigkeit nicht bios die Krieger in offener Feldschlacht, sondern auch die dem eng lischen Standrechte Verfallenen dem Tode entgegengeben. So legte beispielsweise der jüngst erschossene Burenkommandant Louw bis zum letzten Augenblicke die Ruhe und Gottergebenbeit eines wahrhaften Helden an den Tag. Seinen Angehörigen, die bis zuletzt bei Ihm weilten, erklärte er u. A.: .Ich wiederhole Euch als Abschiedsgrub den Vers des Psalms: Der Herr ist mit mir. ich fürchte mich nicht: was soll mir ein Mensch anhaben?" Er ging dann zum Tode mit derselben ruhigen Gelassenheit, als^ob er, wie eS in dem Berichte heißt, eine kurzweilige Europareise anträte. Wie auch der ungleiche Waffengang schließlich enden möge, das Eine ist sicher, daß die Engländer mit solchen Männern nicht eher fertig werden, als bis kein Arm mehr vorhanden ist, der noch eine Büchse spannen kann. Im Uebrigen mögen sich die Engländer bei dieser und jeder anderen von ihnen gewaltsam herbeigezerrten Gelegenheit immer auf's Neue gesagt sein lassen, daß es buchstäblich wahr ist. was dieser Tage ein Vertreter ihrer Regierung mit einem gewissen CyniSmus selbst öffentlich zugegeben hat: daß nämlich Groß britannien gegenwärtig in der ganzen Welt verabscheut wird. Diesem Empfinden aller gesitteten Völker immer mehr Nahrung zu geben, das ist sür die internationale Stellung Großbritanniens so gewiß gefährlich, wie es sicher ist, daß keine Nation ohne Er schütterung ihrer Daseinsbedingungen dauernd und hartnäckig sich erlauben darf, die sittlichen Grundlagen der menschlichen Ordnung in der hohen Politik mit Füßen zu treten. Einmal wird dann doch unfehlbar der Punkt erreicht, an dem unaufhaltsam der Sturz in den Abgrund beginnt. Noch ist auch für Südafrika nicht aller Tage Abend, und wenn die rächende Nemesis dort ihres Amtes walten will, so wird sie vielleicht noch dem letzten Burcnkämpser. bevor sein Auge im Tode bricht, die Gewißheit mit auf den Weg geben, daß alle die Spatenstiche, mit denen südafrikanische Erde sür Burengrüber auSgeschauselt worden Ft. zugleich an dem großen Grabe der englischen Weltmacht» mitgehSlfen haben. Neueste Drahtmeldurrge« vom 20 Januar. INarbtS eingehende Depeschen befinden sich Sette 4.1 Berlin. lPtiv.-Tell) Reichstag. Das sehr schwach- besetzte HauS nimmt den Antrag Arendt wegen eines Nachtrags etats behns» Auszahlung derBeibilfen an alleVetera nen. deren Unterslüyungsberechtigung und Bedürftigkeit anertannt ist, debatteloS einstimmig an, und setzt dann die Besprechung der Interpellation, betreffend Maßnahmen gegen die „ ArbeitS» lotigkeit fort. — Geh. Rath Wehrmann stellt dem Abg. Lenzmann gegenüber in Abrede, daß auf der Strecke Altenbeken- Paderborn die Zahl der Wangestellten Arbeiter gegen früher ver ringert worden lei: eine Entlassung beständig beichästiat gewese ner Arbeiter erfolge überhaupt grundsätzlich nicht. — Abg. Hoch (Soz.) legt den vom Staatssekretär Grafen PoiadowSky verlesenen amtlichen Berichten keinen Werth bei: sie rührten meist von Per sonen her. die über die geschäftliche Situation nicht Urthetl genug hätten. In Wirklichkeit lei der Notbstond groß: Hunderltaulende von Arbeitern müßten feiern, und eS sei Pflicht der herrschenden Klassen, dafür zu sorgen, daß den Arbeitern, die selbst in besseren Zeiten keinen Lvargroschen hätten zuriicklearn können, gebossen werde. Die Smidikate seien für unser Wutmchastsleben ein Flucki. sie verschlimmerten die Krise. Aus den Staatsbahnen sei das Personal an Zahl zu klein, und deshalb überlastet, worauf in der Hauptsache die Unfälle zurückmsiihren leien. Weshalb stelle man nicht mehr Personal, ein? Durch die Gesängnißarbeit werbe noch immer den freie» Arbeitern Konkurrenz gemacht und dadurch d!c Zahl der Aibeitslosen vermehrt. Und weshalb baue man »ich! schleunigst Erbolungsheime für Schwindsüchtige? Tic Polizei in Frankfurt a. M. habe sich anläßlich der dortigen Vorgänge io be nommen, daß eS ein Skandal sei. lVicevräsioent Büsing ersucht de» Redner, sich zu mäßigen.j Als endlich Redner mit den Worleu schließt: Ihr Staat ist ein Staat wucherischer Ausbeut »na. risst ihn Vickvräsideiit Büsing zur Ordnung. — Staatssekretär Grai Posado >vskn weist den Vorwurf des Vorredners zurück, als ob die RrickSregierung nicht genug für die Arbeiter thue und nicht rechtzeitig gegen die Arbeitslosigkeit eingeichrilten sei. Tie Regierung sei auch init Fug und Recht bestrebt, die Landwirth- schast zu stärken, damit dieic ihre Arbeiter besser entlohnen könne, wodurch dann auch der industrielle Arbeitsmarkt entlastet würde. Damit mühten doch alle Die einverstanden sei», die ans wirkliche Abhilfe der Arbeitslosigkeit bedacht seien. — Sachs. Bevollmächtigter Graf Hohenthal: Herr Hoch scheint zu glauben, daß es genügt, eine unrichtige Behauptung minier von Neuem zu wiederholen. Auf solche Weise ist aber eine ernste Unterhaltung nicht möglich: ich kann nur nochmals fest stellen, daß eine Entlassung ständiger Arbeiter bei den Sächl. Staatsbabnen nicht stattgesunden hat. Will Herr Hoch das mir nicht glauben, io mag er sich bei den sächsischen Arbeitern er kundigen. — Ministerialdirektor Wehr mann weist den Vorwurf der Lohndrückerei als unberechtigt zurück - seit einem Dezennium hätten sich die Löhne etwa um 22—23 Proz. gehoben. — Abg. Hilbeck <»l.) vertheidigt die Svndikate. in Folge deren Thätig- keit dir Produktion und damit die Arbeitsgelegenheit nicht ab-, sondern zugenommen habe. Auch die Löhne der Bergarbeiter seien gestiegen und in Folge dessen die Selbstkosten der Berg werke, wäbrend sich die Gewinne erheblich verringert hätten. Eine Kohlcnnoth gebe cs heute nicht mehr: sollten die Kohlenpreise noch weiter herabgehen, so müßten die Löhne wieder herabgesetzt werden, um die Selbstkosten zu reduziren. Auch die Eisenindustrie könne sich über die Koblenprciie nicht beklagen, denn noch niemals babe der Export der Eiicnindustrie, und zwar der Fertigsabrikatc, so hoch gestanden, wie im vorigen Jahre. Daß die gegenwärtige Krisis so bald werde überwunden sein, glaube er nicht: und deshalb möchte er doch bitten, doch endlich die wasserwirthschaft- liche Frage «Heiterkeit) energisch in Angriff zu nehmen, uni in Preußen so schleunig wie möglich eine entsprechende Vorlage ein- zubringen. Mit einem io hohen Zolltarife, wie ihn die Rechte wünsche, seien Handelsverträge unmöglich: dieser Ansicht seien, wie er glaube, auch der größte Theil seiner Freunde. Wenn sic so hohe Mauern ausrichtcn. dann wird schließlich nur unsere Handelsflotte noch zu thun haben, ober — sie wird nicht Maaren ervortiren, sondern Menschen. — Abg. Pachnicke (freii. Ber.): Wie man vorigen Jahres den Landwirthen in Ost- und Wcsl- preußen zu Hisse gekommen sei. so müsse man letzt auch de» Arbeiter» zu Hisse kommen: statt dessen wolle man durch de» neuen Zolltarif den Arbeitern die Nahrungsmittel noch mehr vor tkeucrn. Der Staatssekretär wolle Agrarier sein und zugleich Sozialpolitiker, man könne aber nur entweder das Eine oder das Andere sein. Den größten Aufschwung seit Jahrzehnten Härle» wir von 1895 ab gehabt, und ihm hätten wir die Handelsverträge m verdanken. Das Gros der Industriellen fürchtet den neue» Zolltarif. Um das Zustandekomcmii eines solchen Monstrums vo» Zvlllans zu verhindern, bedürfe es gar nicht einer eigentliche» Obstruktion. Redner bittet schließlich die Regierung, sich dem Vorschläge auf Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der Frage der Versicherung gegen Arbeitslosigkeit wohlwollend gegen über zu stellen. — Hierauf erfolgt Vertagung. — Morgen 1 Uhr: Wablvrüiungen. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Abgg. Bassermann (nl.). Tr. Hitze lEentr.) u. Gen. haben beim Reichstage beantragt, die Ver bündete» Regierungen zu ersuchen, baldmöglichst den Geietzciilwurs vorzulcgen. durch welchen die landesgesetzlichen Bestimmungen aus- gehoben werden, die der Theilnahmc von Frauen an sozial politischen Bestrebungen in Vereinen und Versamm lungen enlgegenstehen. Berlin. «Priv.-Tel.) Das Abgeordnetenhaus be auftragte lein Präsidium, dem Kaiser ,» dessen Geburtstage die Glückwünsche des HauseS zu übermitteln. — Hierauf begründete Abg. Knapp «ntl.) leine Interpellation über die irrthümliche Verhaftung deS Kaufmanns Kulcnkamvss in Elberfeld, indem er eine eingehende Schilderung des durch die Zeitungen bekannte» Sachverhalts des Falles gab und gleichzeitig den ähnlich liegenden Fall Krem er berührte. — Justizminister Schönstedt be dauerte, über letzteren Fall nicht genügend informirt zu sei». Kulcnkamvsf sei von richterlicher «-eite rücksichtsvoll behandelt und sofort entlassen worden, nachdem seine Identität sestgestcllt war. Seitens des Ncu-Ruppiner Amtsrichters, aus dessen Veranlassung hin die Verhaftung ftattgefunden, habe anscheinend Uebereiicr vor gelegen. Der Minister iproch sein Bedauern über das Vorkomm niß ans und theille mit, daß Knienkampss die entstandenen Koste» ersetzt werden iollen. Die Bestimmungen über Behandlung von Unteriuchunasgefangenen leien ausreichend, auch würden sic neuerdings den Beamten in der Provinz eingeichärtt. Minister Fchr. v. Hammerstein bedauert die im Eloerselder Gefängniß vor gekommenen Verstöße, die sich nur theilweise durch die Ncberfiill ung des Gefängnisses erklärten. Die schuldigen Beamte» seien bestraft bezw. entlassen worden. Schließlich betonte der Ministe, die Nothwendigkeit einer vollständigen Trennung von Straf- und Untersuchungsgesängniß. Hieran entspann sich eine längere Debatte, an welcher sich die Abga. Marx «Centrss. v. Lrwcll lkonl.). Schmidt-Elberfeld «fteis. Volks».). Newoldl (freikons.). Wolfs sfreii. Ver.), sowie die Minister Schönstedt und v. Hammcr- stein betbeillgten. Darnach wurden noch Gesetzentwürfe, betreffend Jagdordnung für die hvhenzollernschen Lande, ln erster und zweiter Lesung angenommen — Mittwoch: Provinzialdotationsgesetz. Berlin. «Priv.-Tel.) DaS hiesige Generalkonsulat von Paraguay dementirt die Meldung von dem Ausbruche einer Revolution in Paraguay. In hiesigen Börienkreiien war heute daS angeblich aus London stammende Gerückt ver breitet. in England seien die Re krutir ungen und di« Ab-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite