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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-03
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1884
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Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. S4. Donnerstag den 3. April 1884. Nnmla-s LS,L00. Ad«»e»r«1«prei« Viertels. 4V, Klk mrl. vrinaerlodu 5 Mk.. buch die Post bezöge» 6 Mk. Jede »ruzelnr Nummer SO Ps. Belegezempinr 10 Pi. Erbühreu iür Extrabeilagen shnr Postbesürderuug M Mk. »11 Postbesörderuug 48 Ml. Hnsrrntr «aefpaltene Petitzeile 20 P-. Größere Schriften laut unserem Prei«- verzeilhniß- Tabellarischer u. Ztffrruiatz aach HSHcrm Taro Lerltmen unter dem LrdactionsKril! dir Svaltzeile 50 Ps. Inserat« find stet« an die Expedition zu sende». — Rabatt wird nicht gegeven. Zahlung pruovaweruixiu oder durch Post, aachaagme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nedinnlmiihmg. Di« zu der Einengung der Parthe zwischen der Thüringer Eisenbabn-Brücke und der Psassendorfer Brücke erforderlichen Erd«, Maurer- und Zimmerarbeiten sollen an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Tie Bedingungen und Blanket» für diese Arbeiten können von unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, bezogen werden, woselbst auch die Offerten versiegelt und mit der Aufschrift: „Einengung der Partie" versehen bi» zum 15. April a. c. Nachmittags 5 Uhr cin- zureichen sind. Leipzig, am 1. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. ClworiuS. Vekanntruachlmg. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir der von dem Königsplatze nach der Härtelstraße führenden Straße den Namen KramerstraHe beigelegt haben. Leipzig, den 1. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ Ci vr. Georgi. lichoriu«. Bekanntmachung, di« Au«el-»«nz taubstummer, sotvie blinder «inder betreffend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in daS schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privatanstalten unterzu bringen, sofern nickt durch die dazu Lcrpflichleken anderweit für ibre Erziehung hinreichenv gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Elten,, hierdurch auf. alle bi« jetzt noch nicht angemeldeten, im schulpflichtigen Alter stehenden taubstummen sowie blinden Kinder behus» deren Ausnahme in eine Anstalt spätesten» bis zum 8. April d. I. schriftlich bei un« zur Anmeldung zu bringen. Leipzig, am 3l. März 1834. Der EchulauSschuß der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäft« de- LeihhauseS und der Sparkasse für DoauerStag, den S. April ». «. auSgesetzt. Leipzig, den 31. März 1884. DeS RathS Deputatio» für Leihhaus und Sparkasse. EinMrnng eines neuen Handelsgebranchs im WechselgeschSfl. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 35. Februar diese« Jahre« bringen wir hierdurch Folgende« zur öffentlichen Kenntnis. Gegen die vorgeschlagenen Trgünzvngen der Handel-gebrLuche der Börse »m Wechsel-, Geld- und Effectengeschäft, welche so lauten: „1) Für italienische Plätze gelten 10 Tage al« kurz« Frist. Wechsel dieser Art dürfen nicht kürzer alt 7 Tage und nicht länger al» 14 Tage zu lause» haben; bei kürzerer Laufzeit al- 10 Tage findet Zinsvergütung nicht statt. „3) Wechsel aus italienisch: Plätze ini Betrage von mehr al« L. 15.000. oder von weniger al« L. bOO bei kurzer, weniger al« L-1000 bei langer Sicht sind ohne besondere Vereinbarung nicht lieferbar" fiud von keiner Seite Einwendungen erhoben worden. Auf Grund von ß. 14 der Börsenordnung werde» daher die obigen Bestimmungen vom 1. April d. I. ab in Kraft gesetzt, dergestalt, daß gegen denjenigen; welcher bei Abwickelung eine« Börsengeschäfte« denselben die Anerkennung verweigert, Au«schlnß von der Börse verfügt werden kann. Leipzig, den 31. März 1884. Die Handelskammer. vr. Wach»muth» Bors. vr. Geusel. S. Städtische?orlb»diiilgsschnlt skr »Achen. Freitag, den 4. April und Sonnabend, den 5. April, werde» von 10—12 und von 2—5 Uhr in der II. Etage de- Schulgebäude« (Thomaskirchhos LI/22) die Näbarbeite» und die Lcichuuugeu der Schülerinnen ausgestellt sein. Zur Besichtigung dieser Ausstellung ladet ergebenst ei» Leipzig, den 2. April 1884. Dir. L. Reimer. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß. daß wir im Sin- Verständnisse mit dem Gemeinderathe z« Neuschöaeseld die von Herrn German» Lieblaarten in Leidig angelegte, die Luiherstratze in Steudnitz müder Eiscnbahnstraße in Neuschöneseld verbindende Straße mü „vielanchttzoustraße" be»a«»t habe». Reudnitz, den 34. März 1884. Der Gemriuderath. Hetzer Steckbrief. Geste» de» unten beschriebenen Kaufmann Fr. Arthur Echnaiel, angeblich an« Loebichau in Sachsen-Mcilburg gebürtig, zuletzt beim Rittergutsbesitzer Juli»« Klausmaun z» Dominium Han«dor bei Saga« wohnhasi, welcher .flüchtig ist, ist die Untersuchung-Hast Wege» Betrug:« verhängt. T« wird ersucht, denselben zu verhafte» und t» da» nächst« Amt-gerichil-Gesängniß abznliefern. Saga», de» 2S. März 1884. Käntgliche» «»«»Gericht. Fräukrl. Beschreib,»g: Alter: 38 Jahre. Statur: mittel. Haare dunlelbra»». Nase: ««»ähnlich. Augen: grau. Kinn: rnnd. Gesicht», sarb«: gesund. Kleid,»«: «raupeMeiste Hose» dnnkrlblane West», begleichen Rock, branner Win«erüb«rzirher, lchwarzer Hut. Stiefeletten, grauwollen» Strümpfe. Besondere Kennzeichca: eine Narbe a» der Voten Backe nach dem Halse zu. Im Laufe der lctztvrrgangenen srch« Monate sind dle nach- verzeichnet«» Gegenständ« und Gelber bei dem Unterzeichnete» Amte al» gesunde» be». al» herrenlos abgegeben resp. angcmeldet worden: Ein Snabenanzug von baumwollenem Stoffe, ein Kästchen mit Ubrgläsern, ein silberne« Armband, zwei Filzhüie, ein Fußsack, zwei goldene Medaillon«, zwei goldene Armbänder mit Granaten, rin Packet Eigarren und vier Paar Holz pantoffel», ein Shawltuch, vier Pferdedecken, ein Gebetbuch iür Katholiken, eine silberne Uhrkene, ei» Packet Tabak, eine goldene Busennadel, mehrere goldene Ringe, zwei silberne dergleichen, ein Fächer von Elfenbein, ein goldener Klemmer, zwei dergleichen von Neusilber, ein goldene« Krenzche», ein Llück weiße Spitze, ein Briefmarkenalbum, ei» Pelzkragen, «in Haarzopf, drei div. Muffe, eine Doppelkrone, ein Eorallc». kettchen, drei Kopftücher, zwei goldene Manschciteiiknöpsc, eine Schrotleiter, sogen. Hasse zu einem Rollwagen, ein Spitzcn- tuch, zwei Handwagen, mehrere Portemonnaie« bez. Geld- täschchc» mit Gcldiahalt. sowie eine Anzahl Regenschirme. Die unbckaniite» Eigeiithümer der vorgedachte» Gegenstände werden hierdurch ausgesordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Lommissariat zu melden, da andernfalls i» Gemäßheit von 8- 23S de« Bürgerlichen Gesetzbuch« über die Fundsachen verfügt werden wird. Gleichzeitig werden auch Diejenigen, welche im Jahre 1882 Fund- sachcn an un« abgeliefert haben, zu denen die rechimäßigen Eigen- hümer nicht zu ermitieln gewesen sind, veranlaßt, diese Gegenstände etiebaldigst zurückzusordern, indem sonst den Rechten gemäß auch über dieie Gegenstände versüat werden wird. Leipzig, am I. April 1884. Du» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschnerder. Graf. Nichtamtlicher Theil. Der Lruch Mischen Negierung und Lentrum. Nach der Auseinandersetzung, welche am Montag im ireußischen Abgeordnetenhaus«: zwischen der StaatSregicrung und dem Centrum stattgesunden hat. ist da- Bündniß, welche« zwischen beiden im Jahre I87S geschlossen wurde, aufgelöst. Da- Band, welches dasselbe zusaiiunenyiclt, war überhaupt iu der letzten Zeit schon sehr gelockert worden, den Ausschlag für die Trennung hat aber der Windthorst'sche Antrag aus Verweisung des Sccialistenqesetze« an eine Commission ge geben. B>S dahin läßt sich daS Streben der Regierung erkennen, mit dem Centrum Fühlung zu behalten uuv seinen Wünschen bald aus diese, bald ans jene Weise enlgegen- zukoinmen. Die Begnadigung der Bischöfe von Limburg und Münster, die Erthcilung de- Dispense« von den gesetzlichen Vorbedingungen für die Ausübung des Priester«mtes an eine große Anzahl katholischer Geistlicher, die Aushebung der GehaltSsperre für die meisten Diöcesen, zuletzt noch für die Erzdiöcese Köln, waren eben so viele Beweise versöhnlicher Gesinnung der Regierung gegen daS Centrum. Aber diese Partei war nicht zufrieden zu stellen, die Gewährung eine« Wunsche« hatte stet« nur die Steigerung ihrer Ansprüche zur Folge, und die Führer der Partei machten kein Hehl daraus, daß nur die Wiederherstellung des Zustande« vor Erlaß der Maigcsetze dem Streit ein Ende machen werde. Eine be sondere Verschärfung der Spannung trat ein in Folge der Weigerung der Regierung, die Erzbischöfe von Köln und Posen-Gnesen in ihre Bisthümer wieder einzusctzen; Wmdthorst strengte alle Kräfte an, um diese« Ziel zu erreichen, er wandte sogar daS Mittel an, drn CultuSminister de« Eingriffes in die Rechte der Krone zu beschuldigen, weil er erklärt hatte, daß wahr scheinlich alle Minister ihre Entlassung fordern würbe», wenn Melchers und LedochowSki begnadigt würden. Aber auch diese« äußerste Mittel versagte seine Wirkung, weil die beiden abgesctzten Erzbischöfe statt de« angeblichen Eingriffes i» daS Recht der Krone, dessen Herr von Goßler mit Unrecht geziehen wurde, sich thalsächliche Angriffe gegen die Träger der Krone erlaubt hatten. MelcherS durch persönliche Verdächtigung der Könige von Preußen, LedochowSki durch seine Bestrebungen für die Wiederherstellung Polens. Die Herren vom Centrum waren mehrfach darüber belehrt worden, daß die Zurückberufung der beiden abgesetzten Oberhirten unter diesen Umständen unmöglich sei, sie überschätzten aber ihre Macht unv ihren Einfluß und glaubten, daß sie nur recht laut und dreist ihre Forderung zu wiederholen brauchen, um die Erfüllung derselben zu erreichen. Am 31. März wurde eS ibncn end lich klar, daß sie sich geirrt hatten, und darum die WnthauS- brüche. Dieselben Männer, welche stet» ihre Unentbehrlich keit als Stützen der Throne betont hatten, sielen plötzlich auS der Rolle und gaben sich als Gesinnungsgenossen de» ehemaligen Pariser NuntiuS Meglia zu erkennen, dem Ur heber deS geflügelten Worte»: Un» kann nur die Revolution helfen. Denn welche andere Deutung lassen die Worte de» Herrn v. Schorlemer zu? „AuS der Ausrechthaltung der Sperre wird in der polnischen Bevölkerung Grimm und Haß erweckt und die Neigung zu revolutionairen Gedanken und zuletzt Hand lungen. verantwortlich dafür wird allein die Regierung sein." Aber gerade das Uebermaß an Erregung, welche« einen Ab geordneten au» dem Centrum sogarvrranlaßte, gegen den EultuS» minister drohend die Faust zu erheben, muß der Sache, welche Windihorst und Genossen vertreten, schaden unv ihre bis herigen Verbündeten darüber ausklären, wohin jene steuern. Wmdthorst hat eS ganz offen zugestandeu, daß er die Ableh nung der Regierung, die Sperre in den Erzviöcesen Posen und Gnesrn äufiuheben, mit gleicher Münz« im Reichstag be zahlen werde. Die Frage der Verlängerung der Geltungs dauer de« Socialistengesrhe» ist, wie jede politische Frage, für da« Centrum nicht ein Gegenstand ernster Erwägung der Gründe, welche für ihre Bejahung oder Verneinung sprechen, sondern lediglich ein Tauschobject. Erweist sich die Regierung dem Eentrum gegenüber gefügig, dann stimmt eS für die Verlängerung de« SocialistengesetzrS, andernfalls stellt eS sich aus die Seite Derer, welche jede« Ausnahmegesetz verwerfen. Daß die Regierung solcher Bundesgenossen endlich über drüssig wird und die Gelegenheit benutzt, um sie vollständig und für immer lo« zu werden, kann nicht überraschen, und deshalb Verla» der CultuSminister im Namen de« preußischen Gesammtministerium« die trockene Erklärung, daß dieses nicht gesonnen sei, die StaatSleistungen für die Erzdiöcese Posen- Gnesen wieder auszunehmen und daß e» die Miltbcilung der Gründe seiner Weigerung ablehne. Aus liberaler Seite kann man sich zu der Wirkung, welch« di« Ablage der Rrgierung gehabt hat. nur Glück wünsche», e» ist dadurch endlich der Nebel durchbrochen worden, welcher die Beziehungen zwilchen Regierung und Eentrum umgab; da« Eentrum weiß jetzt, daß die Regierung auf seine Unterstützung nicht mehr rechnet und daß sie ihren eigenen Weg unabhängig von dieser Partei gehen wird. Windthorst hat den Ernst der Lage richtig erkannt und deSbald von der Rednertribüne de« preußischen Abgeordneten hauses auS sich unmittelbar an den Papst gewendet: Rom möge sich nicht irre macken lassen, die Vertreter der römischen Kirche im deutschen Parlament werden weiter kämpfen und entweder siegen oder untergehen. E» liegt dem CentrumS- führer also daran, die Solidarität de« EentrumS mit der römischen Curie aufrecht zu erhalten und eS zu Verbindern, daß eine diplomatische Verständigung in Rom zu Stande kommt. Tic Frage kann hier nickt erörtert werden, ob und welche Aussicht auf Erfolg der Appell WindlhorssS an die römische Curie haben wird, für unS genügt eS, daß der Bruch zwischen der Regierung und dem Centrum am 3t. März vollzogen worden ist. Die konservative Partei stanv der Entwickelung des parlamentarischen DramaS sprach los gegenüber, sie schic» sich ebenfalls bewußt zu werden, daß eS »un auch mit der BundeSgenossenschaft zwischen ihr und dem Centruin vorüber sei. Mit Leuten, welche den CultuS- minincr in eine Reihe mit Sergeanten stellen, welche die Faust gegen ihn ballen, können konservative Abgeordnete nicht mehr gute Kaineradschast batten, um so weniger, wenn diese Leute gleichzeilig ihren Entschluß kundgeben, der Umsturzpartei die Hand zu reichen. Nach dem Verlause, welchen die Sitzung de» preußischen Abgeordnetenhauses vom 31. März genommen hat, kann man sich keiner Täuschung mehr darüber hingeben, daß daS Ccn- trum die Verlängerung deS SocialistengesetzeS ablchnen und daß in Folge dessen der Reichstag aufgelöst werden wird. Dann aber werden die Wahlen hoffentlich der traurigen Lage ein Ende bereiten, welche die gciiiäßiglen Liberalen seit fünf Jahren zu einer unfruchtbaren Thätigkeil verurtheilt hat, sie werden dann wieder diejenige Stellung zurückerobern. welche sie zum Heile Deutschland« niemals hätten verlieren sollen. Mag immerhin durch die freisinnige Partei im Bunde mit dem Centrum die Verlängerung des SocialistengesetzeS abgelehnt werden, die Wähler werden dann zu entscheiden haben, auf welcher Seite der liberale Gedanke richtiger verstanden und bethätigt wird, aus der „freisinnigen" oder aus der nationalliberalen. Eine starke und gesicherte Staatsgewalt der Umsturzpartei und einer Nimmersatte« und nie zufriedenzustelleaben kirchlichen Interessen- Vertretung gegenüber ist die erste und unerläßliche B<oingu»g für die allgemeine Wohlfahrt. Nach beiden Richtungen hin hat sich die nationalliberale Partei bisher bewährt und wird e» ferner thun. * Leipzig, 3. April 1884. «JnderSitzimgderUnfallversicherungScommission vom Dienstag stand zunächst ein Antrag Eysoldt und Genossen zur Beralbuiig, in einem tz. 1a die Zulässigkeit der fakul tativen Versicherung der land- und sorstwirthschastlichen Arbeiter auszusprechen, nachdem in der vorigen Sitzung die obligatorische Versicherung der land- und sorstwirthschast lichen Arbeiter mit Stimmengleichheit abqelehnt war. Tic RcgierungSvcrtreter nahmen entschiedene Stellung gegen den Antrag, indem sie hervorhoben, daß die landwirtvschastlichen Arbeiter in das vorliegende Gesetz nicht einbegriffen werden könnten, ohne da« Gesetz selber zu schwer zu belasten. T«gegen habe man die feste Absicht, demnächst die Ber- sicherungSpflicht auch auf andere Betriebsarten, insbesondere auch auf die Land- und Forstwirthscbaft auSdehnen, wobei aber auf dem Wege der Specialgesetzgebung vorzugchen sei. Der Antrag fiel mit Stimmengleichheit — dagegen Centrum und Conscrvative. Bei tz. 3 beantragte Eysoldt und Gen., bei der Entschädigung der Lehrlinge, die Bestimmung, daß der zur Feststellung der Entschädigung für Lehrlinge in Rechnung zu ziehende Arbeitsverdienst den Betrag von 300 -6 nicht Übersteigen dürfe, zu streichen. Weiter sollen nach einem Anträge Eysoldt - Lieber die wegen noch nicht vollendeter Au-bildung-zeit keinen oder nur einen niedrigen Lohn berichenden Arbeiter für die Zeit nach Ablauf der Üblichen Ausbildungszeit nach den Sätzen für auSgebildete Arbeiter ihrer Kategone entschädigt werden. Die Anlräge wurden angenommen. Zu tz. 4. da« Verhältniß der Reicks-, Staats- und Communalveamten betreffend, wurde beantragt, die Bestimmungen diese« Gesetze« in entsprechender Weise auch aus diese auszudehnen. Der Antrag wurde an genommen. Bei tz. 5 wurde die DiScussion aus morgen vertagt. * Die im BundeSrath vor einigen Tagen von der sächsischen Regierung angeregte Besprechung wegen verantwortlicher RerchSministerien war, so wird der „Köln. Zeitg." aus Berlin geschrieben, zuerst wie es schien, vertraulich behandelt worden. Ein Reuter'scheS Telegramm au« Berlin in auswärtigen Blättern hat in zwischen darüber im Allgemeinen berichtet, und man hört nunmehr bestätigen, daß der sächsische Bevollmächtigte die Sache zur Sprache gebracht hat. ES geschah daS mit dem Hinweis aus de» bezüglichen Punct iu dem Programm der .freisinnigen" Partei, als der zahlreichsten de« Reichstag», und mit der Erinnerung an frühere Vorgänge, in deren Veranlassung im BundeSrath hcrvorgehoben war. daß verantwortliche Reichs ministerien dem Wesen de» BundeSrath« al» de» beschließenden Organ» der Regierungen sowie den Grundsätzen der RcichSversassung widersprächen. ES war daS gegen Ende März 18S7 bei Berathung der norddeutschen Verfassung geschehen, sowie auch später gelegentlich de« Twesten'schen Anträge» um Mitte April 18SS. Die Frage war ebenfalls in den siebziger Jahren, al» eS sich um da« Stellvertretungs gesetz handelte, soviel erinnerlich, im BundeSrath zur Sprache gekommen, ohne daß ein förmlicher Beschluß darüber gefaßt wurde. Nachdem Hachsen die Angelegenheit jetzt in der angedeuteten Weise angeregt hatte, soll von anderer Seite bemerkt worden sein, e» scheine angrzeigt, e« nicht bei einer allgemeinen Besprechung bewenden zu lassen, und r« sollten dann auch Weisungen seitens der Regierungen wegen einer etwaigen weitern Stellungnahme zu der Hache cingrholt werden. Die stattgrhabte Besprechung soll inzwischen dem Brauche gemäß in da» Protokoll der Sitzung ausgenommen worden sei». * Der Bericht der 7. (Unfallversicherung«.)Commission de» Reichstag» über die Novell« zum HilsScassen- gesetz, erstattet von dem Aba. Fritzen, ist soeben auSgegeben worden. Mit der zweiten Berathung diese» Gesetzentwuri» wird bekanntlich der Reichstag nach Ostern seiue Arbeiten wieder beginnen. * Die bayerische Kammer der ReichSräthe er ledigte am DienStag mehrere kleinere Etats, bewilligte daö NacbtragSposlulat von 40,000 --k für die Hagelversicherung, genehmigte 20,000 für die Errichtung einer elrclre-tcchiii- schen Versuchsstation und nahm einstimmig den Antrag be züglich einer Abänderung de« ReichSpensionSgesctzcS an, wo nach auch denjenigen Personen, welche den Termin zurAnnieldu»g ihrer Pensionsansprüche versäumt haben, weil ihre Erwerbs unfähigkeit al- Folge de« Kriege« von 1870/7l erst später hervorgetreten, die PensionSansprüchc gewahrt bleiben sollen. Schließlich beschloß die ReichSrathskammer. den Antrag deS Freiherrn von Lerchenfeld, betreffend die Gewerbesteuer für Branntweinbrennereien, der Regierung zur Erwägung zu übergeben. — Die Kammer der Abgeordneten erledigte den Forstetat, begann die Berathung der Forstorganisatien und vertagte sich sodann. * Man braucht gar nicht aus die .ungewöhnliche Kund gebung" deS Aba. Krebs im preußischen Abgeordne ten Hause Hinzuwelsen, um sich von der im Centrum herrschenden Stimmung, trotz Allem was in jüngster Zeit der Partei zulieb geschehen ist, einen Begriff zu mache». Die anerkannten Führer, die Herren von Schorlemer-Atst und Windthorst, haben nur in der äußeren Form sich etwas mebr gemäßigt, sie haben dabei nicht die Faust erhoben, sachlich aber kamen ibre Reden aus dieselbe Drohung hinan«: „Das werden wir Euch gedrnkenl". nämlich der Regierung. Neben bei bemerkt, wenn derartige „ungewöhnliche Kundgebungen" au» der Linken heran« erfolgt wären, wie würden die osficivsen Blätter über Verrohung der parlamentarischen Sitten eisern. Dem Centrum aber läßt man auch das hingehen. * Mit dem gestrigen Tage sind in Preußen die sogenannten diScretionären Vollmachten de« JuligesetzeS von 1880, welche sich auf den DiSpenS vom BischofSeid, die commissarische Vermögensverwaltung und die Wiederaufnahme der StaatSleistungen beziehen, erloschen. Der Bischofspara graph behält auch fernerhin Giltigkeit. * An den Fürsten-ReichSkanzler haben an semem Geburtstage, den 1. April, sämmtliche Deutsche Bürger- Vereine Berlin« folgende gleichlautende Adresse überreicht: Berlin, den 1. April 1884. „Durchlauchtigster Fürst, Hochgebieteuder Herr Reichskanzler! Der heutige Tag, an welchem Ew. Durchlaucht da« Fest Ihrer Geburt begehen, erweckt in Deutschland und in allen Landen, in denen treue Deutsche wohne», die freudigste Theilnahm« und den festlichsten Fabel. Auch wir, der Unterzeichnete LerrinS-Borstand, der e» sich zur Ausgabe gemacht hat, in Gemeinschaft mit den anderen hiesigen Vereinen gleicher Tendenz in der Residenz Sr. Majestät de» Kaisers und Königs alle vaterländisch und monarchisch gesinnten Männer zum Kampfe gegen die Feinde der Monarchie und de« Vaterlandes zusammen zu schaaren, empfinden e« al« eine Pflicht de« Herzens und der Ehre, den Gefühlen innigster Freude heute Ausdruck zu verleihen und Ew. Durchlaucht unsere tiefgefühlten Glückwünsche darzul'ringen. Mü Staunen blicke» wir heute ans die Entwickelung der deutschen Geschichte während de« letzten vierteljahrhundert«, eines Zeitraumes, welcher die glänzendsten Perioden unserer Vergangenheit an Inhalt und B.deiilung zumeist überragt. E« war eine Rettung au« der Gefahr innerer Zersplitterung durch Partcileidenschast »nd die Irrlhümer poli tischen Egoismus, in der unser Volk zu versinken drohte, al«, von Sr. Majestät Vertrauen berufen, Ew. Durchlaucht die Leitung der StaalS- acschäfte übernahmen. Großartige und für alle Zeiten denkwürdige Erfolge, durch welche die preußisch-deutsche Politik unser Vaterland binnen wenigen Jahren von einem Siege zum andern führte, haben uns au- diesem Zustande der Schwäche und der inneren Noth befreit und unserem Staate unter den angesehensten Staaten Europa« eine hoch geachtete und einflußreich« Stellung verliehen. Den Triumphen der Waflen folgten die des friedlichen Schaffens. WaS da« Schwert ge- sichert und erworben, begann die fürsorgliche, da« äußere wie da« innere Wohl der Bürger erstrebende Staatsleitung zu ordnen und zu gestalten. Reue, bisher ungeahnte und nur der wärmsten Liebe zum Volke entspringende Bedanken begannen Institutionen zu schaffen, die die Wohlfahrt und da» Gedeihen aller Elassen der Staats- angehSrigeu gewährleisteten, und während Europa widerhallte vom Schlachtrufe der Kämpfenden und den WuthauSbrüchen unversöhn- licher Zerstörer staatlicher Ordnung, erblühte Deutschland unter dem Schutze seiner friedlichen, machwollen Regierung zu beoridenSwcrthem Glücke. Die« Alle- verdanken wir neben der gSttlichen Vorsehung der hohen Weisheit Sr. Majestät de« Kaiser« und der ausopfcrnden, von der reinsten BaterlandSliebe geleiteten Thätigkeit Ew. Durch laucht, der r« vergännt war. die ganze Fülle Ihrer Kraft und staat-männlschen Begabung sür unser Volk zur Geltung z» bringen. Darum schlagen heute unsere Herzen freudig bewegt, weil Gott der Herr Ew. Durchlaucht bi» zu diesem Tage unserem Vaterlandc erhalten hat, darum falten sich unsere Hände znm Gebet, daß Er auch fernerhin Hochdieselbcn in Gnade» erhallen möge. Möge Er Ew. Durchlaucht mit Seiner Kraft stärken und verjüngen, mit Seinem Geiste erfüllen und nähren, damit unser vielgeliebter Kaiser und Herr Sich noch lange de« Rathe« de« treuesten Diener« seiner Krone erfreuen, unser theure« deutsche» Vaterland aber de» hohen Vorzuges genießen känne, in guten wie in bösen Tagen in Ew. Durchlaucht starker Hand die Leitung der Regierung zu sebent Mit der ehrerbietigsten Versicherung unwandelbarer Treue und hiugebender Beehrung verharren wir als Ew. Durchlaucht gehorsamst ergebene Borstands-Mitglieder" Folgen der Name de« betreffenden „Deutschen Bürger-BereinS" und die Unterschriften der Vorstand«-Müglieder). * * » * Der österreichisch-ungarische RcichSkriegsminister Graf Bylandt-Rheydt soll wieder einmal zu veinissio- niren beabsichtigen. AIS sein Nachfolger wird der jetzige GeneralstabSches Baron Beck genannt; da» läßt die Nach richt indessen nicht glaubwürdiger erscheinen, nachdem die selbe schon unzählige Male gemeldet und wieder »ementirt worden ist. * Au« Petersburg wird gemeldet, Tolstoi werde von dem Ministerium de« Innern zurücktreten, und zwar noch vor (russisch) Ostern. Al« Nackfolger wird Polowzew genannt. Tolstoi soll Curator de« Thronfolger- werden. Wie ferner verlautet, würde der Kaiser, nachdem der Thronfolger mündig der MUndigkeitscrklärung de« Thronfolger» wird der gesammlc Hof zunächst auf etwa acht Tage nach Moskau geben, wo große VolkSsrstlichkeiten für den ersten Jahrestag der Krönung am 15/27. Mai. den d« Hof noch i» Moskau zubringeu wird, vrojertirt sind. * Die Wiener „N Fr. Pr." veröffentlichte eine sensationell klingende Nachricht, der zufolge in Djakowa, dem Haupt, orte de« türkischen Albanien, ein Ausstand auSgebrochen
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