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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051019026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905101902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-19
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Abend-Ausgabe BezugS-PrelS Z 88. Jahrgang. Nr. 534 Donnerstag 19. Oktober 1905. L> <ru 3* 3 K D Feuilleton. v » v > r- § V 8> «> Line blsffs fsgck: llorsn ein Zecher, In äerLaust cien üderfNUten Lecher l kllehencke Locken will cker Suhls soffen, Die eutflatternck nicht sich Höschen loffen, Lustgestachelt rost er hinter jenen, Lio verhülltes Jülich en folgt in LrSnen. vurch clle öranckung mit verstürmten haaren 5ah Ich einen kühnen Schiffer fahren. Linen jungen Krieger seh ich toben, helmbeckeckt, cios Uchte Schwert erhoben. Liner stürrt sich ouf Ule kecinerdühne, llleites klolksgetü» beherrscht ckie Sühne. Lin Eeckrüng, ein Kümpfen, Singen, Streben! Krme strecken sich unci KrSnre schweben — KrRnre, wenn cku lebtest, cllr deschiellen, Ule erreicht«! Knode, schlaf in Lriecien! Lenees keeslnen- lNevee. s bl der HlmvtexpebMo» »der bereu Ausgabe» stellen adgehoit: olertellährttch ^» bet täglich Meimallger fjuflelloug ws HouS vtetteliährltch S-—» Lorch unser» aus ¬ wärtigen Ausgabe stellen and dorch die Post bezogen für Dentjchlaud and Oesterreich vierteljährlich 1.SO, für Vie übrig« Länder laut HettungSpreisltste. Medaktion mrd Erpedtrio«, Joyauulsgasse 8, Telephon «r. 1ÜÜ. «r. WL Nr. U7» Verl tue» «edakttoaS-vurea», Berlin UW I, Dorotheen stratz» SS» Lei. I. Nr. »27 S. vre-dner SkedakttonS-vureaur D«sde»A„«Sm>erttzstr.S^ Let.LNr.SSSL S apMcr T aMatt Handelszeitung. Amtsblatt des Königs. Land- «nd des König!. Ämtsgenchtes Leipzig, -es Nates «nd des Volizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Deutscher Keich. Leipzig, IS. Oktober. * Baden und die Eiscnbabnfrage. Wir waren gestern in der Lage, aus durchaus zuverlässiger Quelle an geben zu können, daß die von badischen Zeitungen aus gegangene Meldung, in der iLisenbabnbetriebsmittelfrage sei keine Einigung erstell worden, unzutreffend sei, vielmehr basten sich alle Regierungen einmütig bereit erklärt, auf Grund der bayrischen Borschläge weiter zu verbandeln. Heute bestätigt die „Südd. Reichskorrrsp." unser« Mitteilung, Baden bade zwar die Fortsetzung der Ver handlungen auf der bisherigen Grundlage gewünscht, aber dann einen Antrag in dieser Richtung nicht mehr gestellt, west er keine Aussicht aus Annahme hatte. Die oiststös« Korrespondenz gibt dann zugleich an, weshalb Baden diese Konzession macken konnte, ohne seine weiteren Pläne aufzu geben und weiche Gedanken schließlich überhaupt die maß gebenden waren sür dir vorläufige Beantwortung aus die bayerischen Vorschläge: Obgleich die Schwierigkeiten, die auch einer Verständigung über di« gemeinsame Güterwagenbenützunq entgegenstebrn, nickt zu unter- schätzen sind, Lars doch gedofst werden, Laß sie überwunden werden können und daß, wenn später einmal di« Borteil« einer solchen beschränkten Gemeinschaft klar zu Tage liegen werden, auch die Ausdehnung dieser Gemeinschaft auf di« übrigen Betriebsmittel wieder ins Auge gefaßt und auf den vorläufig verlassenen Gedanken zurückgegrifsen werden wird. Denn daß rS sich bei einer völligen Betriebs- mittelgemeinsckaft um einen großen, idealen und nationalen Grundgedanken im Sinne von Artikel 42 der Reichsverfassung handelt, ist auch von bayerischer Seite ausdrücklich anerkannt worden. Der Borschlag, die bis herige BrrhandlungSarundlage zu verlassen, wurde ledig, lich mit den Schwierigkeiten des finanziellen Aus gleichs begründet. Die Gijenbahnhohrit der Ginzelstaatrn die Sympathien seines Souveräns nur bedingt genießt, und daß e-, der Hotkamarilla nicht allzu schwer allen werde, den lutorrtät seines diplo- ssaben. In Eitles Zeit komische Lsgesrchs«. Leipzig, IS. Oktober. Die Stimmung im Ruhrkohlengebiet. Im Ruhrkohtengebret ist di« Situation nach dem Jnkrast- treten der VrrggeictznooeUe wieder knuicher geworden Die Fachviäiter berichten. eine Anzahl Zechenverwaltungen machten von dem neuen Recht, statt des Nullens der Hunte er«« Geldstrafe zu verhangen, ausgiebigen Gebrauch. Auf einigen Zechen tm Genenttrchener, Recklinghauiener und Dortmunder Revier sind in den letzten Wochen 200 bis über 500 Arbeiter, reder mit 50 Pfg. dis 1 Mark Strafe belegt wor den wegen Forderung unrein oder ungenügend geiülller Hunte. Dieses Slrafiystem ist vielfach härter als das irühere Stullen, indem es jedem einzelnen Mitglied der Ortsbeleg- ichajt dieselbe Geldstrafe auierlegt, deren Betrag durch das Nullen sich auf die ganze Ortsbelegschasl verteilte. D»e wach sende Erbitterung über das neue der Berggesetznoveüe an gepatzte Slranyftem kommt in den zahlreich abgehaltenen Belegjchaftsversammlungcn zum Ausdruck Noch bedenklicher klingen die Mitteilungen über ein logenanntes ,Sperr- fystem", dessen Anwendung durch alle Zechen eine Aushebung des freien Arbeits-Vertrages und der Freizügigkeit der Berg leute bedeuten würde. Uni den starken Belegschaitswcchfel zu verhindern, sollen sich gen isse Zechenverwaltungen dahin ver ständigt haben, nur solche Arbeiter gegenseitig anzuleaen, die mit einem lUeberwelsungejchem" versehen sind. Kehrt der Arbeiter freiwillig oder gezwungen ab, so soll er anderweitig nur dann Arbeit als Bergmann erhalten, wenn sein letzter Arbeitgeber dies durch Ausgabe eines „UeberweisungS- scheines" förmlich gestattet. In den BelegschaftSoersamm- lungen ist gelteick gemacht worden, diese „Sverre" über antworte die Regelung des Arbeitsoerrrages überhaupt und die Gestaltung der Arbeitsbedingungen im einzelnen voll ständig den Zechenverwaltungen. Wolle ein Arbeiter daS an gebotene Gedinge nickt annehmen, kündige er in der Hots- nung, aut einer anderen Grub- günstigere Wohnbedingungen P erhalten, so könne er aus Neuanlcaung nur rechnen nut Genehmigung de« früheren Arbeitgebers. Es wurden Fälle mitgeteilt, wo der obgekehrte Arbeiter genötigt war, auf seine alte Zeche zurückzukehren, da ihm diese den Ueber- weitungSschein verweigerte. Wenn dieses Sverroersahren Praxis werden sollte, würde xin Eingreifen der Gesetzgebung zum Schutz der Arbeiterfreizügiakeit nötig werden. D>e eng- maschige Organisation der Grubenbesitzer ermöglicht ohne Schwierigkeit die gedachte Vereinbarung der Verwal tungen über Re Arbeittrannahme und Entlastung. Der Bergbauliche Verein macht in Entgegnung aus die Resolution der letzten Bergarbeiterverfammlungen bekannt, ihm sei von einer Verabredung der Vereinsmitglieder zwecks Sperre der wechselnden Arbeiter nicht- bekannt. ES könne sich nur um eine private Verabredung einiger Zechenverwaltungen han deln. An der Tatsache einer solchen Verabredung ist jedoch nach den Angaben der von der Sverre betroffenen Berg- leute nicht zu zweifeln. Die Haltung der Bergarbeiter läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, daß sie nicht gewillt sind, war bei der vorgeschlagenea BrtriebSmittelgemeinschast durck- auS gewahrt; für die gegenteilige Behauptung, die in einzelnen Blättern aufgeiiellt wird, fehlt jede Begründung, ebenso dafür, daß die Gemeinschaft Lte Interessen der badischen Industrie nicht genügend gewahrt hätte; Leon die badische Negie rung ist bei ihrer Stellungnahme zu dieser Frage durchaus im Einvernehmen mit Len hauptsächlich in Betracht kommenden badischen Firmen vorgegangen. Endlich aber gibt die „Süddeutsche ReickSkorresponden," auch an, wie es mit der Personentarifresorm stehe. Hier sei von Preußen aus niemals ein Druck erfolgt au: Annabme der Reformvorschläge und fpestrll der IV. Wagen- klaffe durch die süddeutschen Bahnen. Nur das Interesse für da« Zustandekommen der BetriebSmittelgemeinsckast bade Baden veranlaßt, die Einführung der IV. Klasse in Aussicht zu nehmen. Dieser enge Zusammenhang von Personentarifresorm und BelriebSmittelgemeinschast hab« Baden aber auch veranlaßt die Zustimmung zu ter Tarifreform von dem Zustanvrkommen der Betriebsmittel- gemnnschaft abhängig zu machen. Nachdem diese Vorau«, setzung nicht in Erfüllung geht, wird »unmehr nach Benehmen mit dem Eisenbahnrat und den Landständen zu entscheiden sein, inwieweit da- Reformprogramm für Baden durchgejührt oder abgeäudert werdrn soll. * Die Rrtch-crHschaftSfteurr dürste nach den im Bundes rat gepflogenen Verhandlungen nun dock umfangreicher auS- fallen, als der preußisch« Finanzmiuister dem Reichsschatz- meister ursprünglich zugestehen wollte. Wie unwidersprocken verlautet», hatte Freiherr v. Rheinbaben sich mit aller Ent schiedenheit gegen die Besteuerung der De-cendenten ausge sprochen. Freiherr v. Stengel glaubte gegenüber dem energischen Widerstand von preußischer Seite diesen Teil seines SteuerplaueS fallen lassen zu müssen. Im Bundesrat aber haben sich die Vertreter anderer Staaten so nachdrücklich für ein» wirklich ertragreiche Erbschaftssteuer verwandt, daß der Widerstand de- preußischen Finanzminister- schließlich besiegt worden und di« Besteuerung der De-eendentrn nunmehr, allerdings mit ganz mäßigen Sätzen, al- sicher zu betrachten ist. Man rechnet auf «ine Einnahme von etwa 12L Millionen au« der Erbschaftssteuer, wovon Sö Million«» zur Abfindung derjenigen Staaten benutzt werdrn sollen, d« bisher eine eigene Erbschaftssteuer hatten. — Wir g«b«n dies« Nachricht de- „Deutschen Boten* mit dem Vorbehalt wieder, der allen Nachrichten über die Finauzresorm gelten muß ,r- verlautet, aber sicher ist e» nicht*. * Sur Larubewenu«, »er Weder tu de« sächfisch-thii. ringischen InSustriepezirk wird un« au« Sera irnierm 18. Oktober geschrieben: Der Verband der sächsisch-thüringi schen Webereien hat in seiner heute nachmittag in Greiz av- gehaltenen Versammlung mit 143 von sämtlichen zum Ver bände angehörenden 148 Firmen mit eigenem Betriebe die Schließung aller Verband-Webereien für den 28. Oktober abenLS beschlossen. Nur S Firmen, die sür ihre Fabriken, weil sehr abgelegen, eine Ausnahmestellung wünschten, stimmten dagegen. In Frage kommen 18—18 000 Ttublarbeiter und Siuhlarbeiterinnrn, die von den Verband-Webereien beschäf tigt werden. Mit diesem Beschluß, der den Fabrikanten tat sächlich nicht leicht geworden ist, haben diese die Antwort aus die Kündigung gegeben, dir 900 Weber in 4 Geraer Betrieben ausgesprochen haben. Dre Kündigung in diesen Betrieben geschah, weil in diesen die meisten orgarnfiertea Arbeiter beschäftigt sind. Eine andere, als die heute nachmittag beschlossene Antwort konnten die Arbeitgeber gar nicht erteilen, nachdem die Geraer Arbeiter noch gestern abend in drei großen Versammlungen ausdrücklich erklärt hatten, auf weitere Verhandlungen nicht emgrhen und unter allen Umständen in den Kampf eintreten zu wollen, da sie nur auf diesem Wege ihr Ziel zu erreichen glauben «nd weil sie behaupten, von den Fabrikanten in den Kampf getrieben worden zu fein. Diese letztere Behauptung Var Mckligrte vom rage. * Der Kronprinz und die Kronprinzessin trafen von ihrer Reise nach Bayern heute vormittag wieder io PotSvam eia. * Der Generaldirektor der Associated Preß, ^tone, erklärte gelegentlich eines Banketts, daß, als alle Friedens aussichten inPortsmouth geschwunden waren, der deutsche Kaiser angerufen worden fei, der rann erfolgreich ein gegriffen habe, während Großbritannien keine Hand für den Frieden rührte. * Der König von Dänemark hat dem Prinzen Karl die Erlaubnis zur Annabme der norwegischen Königs- trvae gegeben, wrua sie ihm angetragen wird. (S. Ausland.) ein begreifliches Mißbehagen hervoraerufen. Begreiflich, weil man in dem deutschen Großgrundbesitz mit Recht einen wefentlichen Stützpunkt nationaler Kultur gegenüber dem Vordringen des Sarmatentums zu sehen gewohnt ist, und weil mit diesem die noch viel größere Gefahr der Parzellierung und Ansiedelung polnischer Kleinbürger gefürchtet wird. Um derartige Fälle zu vermeiden, wurden in letzter Zett mannig fache Vorschläge gemacht. Neuerdings tritt die, „Deutsche Zeitung" mit einem Vorschläge hervor, welcher jedoch, wie die „Deutsche Tageszeitung" meint, in seiner Wirkung so un- geheuerlich erscheint, daß man ibn von vornherein als un diskutierbar zurückweisen muß. Es wird nämlich nicht mehr und nicht weniger als das Vorkaufsrecht des Staates bei jedem Besitzwechsel in den Regierungsbezirken: Koniasberg, Gumbinnen, AÜenstein, Marienwerder, Danzig,, Köslin, Stettin, Pofen u. a. gefordert, und zwar -um landschaftlichen Taxwert. Dieser aber bleibe gerade in lenen Gegenden er heblich hinter dem Verkaufkwrrte zurück. Das geschieht i- B. durch Beschränkung der Taxe auf den Grund und Boden mit Ausschließung der aus ihm errichteten Gebäude. ES würde also ein auf dieser Grundlage errichtetes Vorkaufsrecht nichts weiter als eine grundsätzliche Schädigung des Ver käufers bedeuten. Schließlich finden die Ausführungen der ,D). T, " zu dem Artikel der „D. Z." ihren Gipfel m dem Schlußpassus, daß die Folge einer solchen Maßregel eine allgemeine Äertverminderuna des Grundbesitzes in der Ost mark sein würde, der gegenüber die von der „D. Z." in Vor schlag gebrachte persönliche Genugtuung «n Gestalt landes herrlicher Gnaden etwa« teuer erkaufte Palliativmittel waren. — Trotzdem dürften die Vorschläge der „D. Z " einer ernst lichen Beachtung wert sein, denn der Uebelstand im Osten, daß an Stelle eines Wachstums des deutschen Besitztums em Wachstum des polnischen Grundbesitzes stattfindet, droht nach gerade unerträglich zu werden, und soll der Staat hierbei eingreisen, so müssen auch seine Rechte bei den Gutsver- käusen irgendwie erweitert werden. sein; Musik, Malerei, Plastik und Dichtkunst müssen den Kultus bilden, in welchem das ganze Leben religiös begriffen und zur Anschauung gebracht werde." Die Romantiker eröffneten auch das Zeitalter einer Renaissance der Farbe. Eine Zeichnung mag noch so edel sein, die Farbe bringt erst die Lebenswärme, sagte Tieck, und Hoff- mann setzte die Töne mit Duft und Farve gleich und be hauptete, beim Duft der Nelke in einen träumerischen Zu- stand zu geraten, wo er die onschwellenden und wieder ver fließenden Töne des Bassetrkornes vernehm«. Nach Wacken roder ist die Farbe die freundliche Zugabe zu den Formen in der Natur und die Töne sind wieder Begleitung der spielen- den Farbe. Die Tonleiter in der Musik entspräche der Ab stufung der Farben in Weiß und Schwarz, behauptet« der Maler PH. Otto Runge, und Wackenroder führte dies in feiner Weife au«: „Jeder einzelne Ton eines besonderen In strumentes ist wie die Nuance einer Farbe, und so wie jede Farbe eine Hauplfarbe hat, jo hat auch jedes Instrument einen einzigen, ganz eigentümlichen Ton, den es am meisten und am besten ausdrückt . . . Der Ton ist die Farbe, die Melodie und der Gang des komponierten Stücks der Zeichnung und Zusammensetzung zu vergleichen. Die Musik tone gleichen ost einem feinen, flüssigen Elemente, einem klaren, spiegelhellen Bache, wo da» Auge sogar oft in den schimmernden Tönen wahrzunehmen glaubt, wie sich reizend«, atherische und erhabene Gestalten eben zusammensüaen wollen, wie sie sich von unten aus emporarbriten und klarer und immer klarer in den fließenden Tönen werden." Wie die Romantiker die Entdecker de« Unbewußten, Dämonischen in der menschlichen Seele waren, so steht Fr. Schlegel al« der eigentliche BegrisfSbildner innerhalb d«S Kresse« romantischer Schule da. In ihm vereinigte sich fast die Besonnenheit deS Apollo mit der göttlichen Trunken heit eines DionnsoS. Und seine prophetischen Worte schienen den großen künstlerischen Kämpfen des Fortschritte« in der Mitt« de« 1g. IabrbundertS zu gelten, den gewaltigen Er scheinungen eine« Wagner, LiSzt und Berlioz: „Die neue Zeit kündigt sich an al« eine schnellfüßige, sohlendeslüaelte, d« Mvrgenröte hat Siebenmeilenstiesetn angezogen. Lange hat esaewetterleucktet am Horizonte der Kunst, in «ine mäch tig« Wolke war alle Gewitterkraft de« Himmel« zusammen- gedrängt, fetzt donnerte sie mächtig, jetzt schien sie sich zu ver ziehen nnd blitzte nur aus der Ferne, um bald desto schreck licher wiederzukrhren: bald aber wird nicht mehr von einem einzelnen Gewitter die Rede fein, sondern e« wird der ganze Himmel in einer Flamme brennen, und dann werden auch alle eure kleinen Blitzableiter nicht» mehr helfen." Lnersa So^ta. sich außerhalb des gemeinen Rechtes stellen zu lassen. In Konsequenz des Vorgehen« der Zechenverwaltungen sprechen sich die Bergarbeiterorgane für die Schaffung einer Tarif gemeinschaft im Bergbau aus, die auf Grund der syndikatS- festig nxierten Kobienprerse einen Mindestlohn je nach Arbeiterklasse festzuleaen hätte. Wenn solche Mindestlöhne allgemein unter Mitwirkung der Arbeiterorganisation fixiert wären, würde der starke Arbeiterwechsel von selbst aufhören. Da nach dem Verhalten der Zechenverwaltungen an die Einführung kollektiver Arbeitsverträge im Bergbau auf absehbare Zeit nicht zu denken ist. wird es wohl die Auf gabe der Gesetzgebung sein, vorbeugend einzugreisen. Wird Gras Witte Ministerpräsident? Nach einer der „Preußischen Korrespondenz" auS Peters burg zuaegangenen Mitteilung hat Witte wenig AuS- sicht, die Leitung des Ministeriums zu erhalten. Trotz der Auszeichnungen, mit denen Nikolaus II. di« Verdienste de« „einzigen Siegers während des russisch-japanischen Krieges" anerkannt hat, sei es ein offenes Geheimnis, daß Gras Witte die Sympathien seines Souverän» nur bed nat genießt, und daß eld der Hvikamarilla nicht allzu schwer allen werde, Len Einfluß de» vorläufig, noch durch die Autorität seines diplo matischen Erfolges gestützten Ministers zu untergraben. In der Tat muß es leider ausgesprochen werden, daß Wittes Zeit noch nicht gekommen sein dürste. So wenig wie vor Jahresfrist die Berufung Swiatopolk-MirSkiS der Situation vor dem 22. Januar angepaßt war, so eilt jetzt ein Regime Witte der politischen Entw'cklung de« Zarenreiches voraus. Trotz aller optimistischen Aeußerungen liberaler russischer Blätter tut man deshalb aut. sich mit einer angeblich bevorstehenden Aera Witte nicht allzu vertraut zu machen. Ebe nicht die Atmo sphäre in Peterhos von jenen Elementen gereiniat ist, auf deren Sckuldkoisto die Ströme Blutes zu setzen sind, die wäh rend der letzten zwei Jahre innerhalb wie außerhalb Ruß lands aefloffen sind, dürsten die Tage der neuen Aera Witte, von der das junge Rußland die Wiedergeburt seines Landes erwartet, noch weit im Felde liegen. Daß Wittes Anschauunaen mit denen deS seitherigen Re- gims wenig harmonieren, geht aus einer Rede hervor, in der er sich mit Entschiedenheit gegen das bislang aeübte System der autokratischen Bevormundung und Willkür wendet. Er saqte u. a. in Bezug auf die Presse, er sei für Preßfrei - h e i t. Tie Zeitungen dürsten nur für Verstöße gegen di« Gesetze bestraft werben. Dann fuhr Witte fort: „Auch in anderen Richtungen muß mitder Will- kür gebrochen werüen, die unser Hauptunglück ist. Jede Regierung muß offene Politik treiben. Un>er Verderben ist, daß die Regierung nie offen austritt und mit einer Hand zurücknimmt, was mit der andern gewährt wird. Daher, glaubt der Regierung niemand. Ockne Hülse der öffentlichen Meinung kann aber keine Regierung der Re volution Herr werden. Noch vor dem Zulammentritt der Duma müssen entscheidende Entschlüsse gefaßt werden. Ge- wiß ist die zukünftige Duma ein Rätsel, aber da die Mehr zahl der Bevölkerung der Negierung nicht glaubt, so wird die Duma zweifellos krondierend sein. Die Ne- gierung muß daher auch insbesondere alles tun, nm die An klage zu vermeiden, sic habe die Wahlen gefälscht und be einflußt. In der ganzen zivilisierten Weit ist theoretisch und praktisch anerkannt, daß Wahlen ohne Beeinflussung stattfindcn müssen. Die Freiheit der Wahlen ohne Preß- und Versammlungsfreiheit ist aber ein Nndin g. Wenn die Negierung dies nicht zu gesteht. wird die Duma ohne Ansehen sein, denn man wird sagen, die Bevölkerung habe gar nicht wählen können." Nach den Eindrücken, die man von den Vorbereiturwen zur Einberufung der Reichsduma empfängt, erscheint es aller- dings zweifelhaft, ob sich der Zar mit derartigen Grundsätzen, wie Witte sie zum Ausdruck gebracht hat, befreunden kann. DaS BorkansSrecht des Staates in der Ostmark. Die letzten Verkäufe von Großgrundbesitz auS deutscher Hand an polnische Erwerber haben in denjenigen nationalen Kreisen, welche das schwere Ringen des Deutschtums in unse- ren östlichen Provinzen mit wachsender Besorgnis verfolgen, * Sin Vries MttterwurzerS über Sa« Leipziger Theater. Der frühere Direktor de- Burgtbeater-, Max Burckhard, ver- üsfentttcht in der „Neuen Freien Preise" nach unbekannten Briefen Mittrrwurzer» einen Abritz feine- Leben-. Dem jetzt gedruckten vierten Teil des Aufsätze- fei die folgend« Stelle entnommen: „Ueber einige Rollen, die Mitterwurzer unter Laub« in Leipzig gespielt bat, berichtet un- dieser selbst in feiner knappen Art; außer Len, Posa über den Marcel in ..Wildfrner" (S. 165^ über den Graien von Oldenburg in Kruse-Traurrsviel „Die Gräfin" (S. 197), über den Beaumarckai- in Brachvogel« Schauwiel „Die Haiienickule (S. LOll über den Loriolan jS. 261). Als Laube von Leipzig schied, blieb Mitterwurzer unter der Direktion Haase im Engagement Aber die künstlerische Führung und di«Ordnung beiden Proben verschwand, und Haase gehörte zu den Direkioren, di« die guten Rollen gern selbst spielen. Ta- war nicht- für Mitterwurzer. Tie damaligen Verhältnisse in Leipzig illustriert ein Brief vom 12. März 1871 an die Eltern, denen er anläßlich eine- Gastspiele- in Halle ickrcibt: „Ich war überrascht von der vortrefflich geleiteten Probe und Ler Ordnung, denn in Leipzig eia klassisch,« Stück in Szene sexen, isi wie ein volnifcher Re ch-tag, solcher Lärm und Skandal!' Und von dem Direktor Haa e in Leipzig sogt er: „Sein Hamlet war eine moderne franzöifche Salonfigur ohne jede Tragik und Größe", und dem Einwurf, daß vielleicht Neid au- ihm spreche, begegnet er mit den Worten: „Ich kann nur neidisch sein auf etwa» Bessere«, Haai» aber al« Thakespeare-Jnterprrt fleht tief unter mir. Da- Bewußtsein ist rin stolze« — aber ein wahr,«." * In ha- Berliner Luftspielhan- zog vorgestern ein Per- tretrr englischer Literatur, I. lvt. Barrie, mit der Uraufführung einer vierakttgrn Komödie „Der tzerr Haushofmeister" »in. Da- Stück ist feiner Ide« nach nicht« weniger al« originell, aber r« bringt in humorvoller Weis« »ine neu, Variation de« alten Robinsoumoilv«, iodatz man stellenweise mit viel Freude dem trefflichen Dialog folgt «nd mit einiger Spannung die einzelnen Wendungen der simplen Handlung mvartet. Am besten ist der dritte Akt gelungen, besonder- in etlichen Einzeldeiirn. Der vierte Akt fällt dann völlig ab. Kein Wunder; er ist absolut Lber- flü'sig, »nd da- Stück wurde viel vornehmer wirken, wenn es »in kluger Regisseur von seinem Epilog befreite. Psychologilch sind die Szenen, die in jedem Worte die Nationalität ihres Autor« ver raten, »nhalibar. Ein Mann, der einmal zu befehlen gelernt bat und der mit Recht da- Zeug zu einem Feld herrn in sich fühlt, wird nie mehr zu seiner früheren sklavt'chrn Natur zurückkehren können. Ein Plus, da« wir in bewußter Tatrnsteude gewonnen haben, können üußer» sozial» Zu stände nie wieder an« unserer G»«l« lilgen. Da« frnndländisw» Stück berühr»« die Zuschauer Anfang- seit am, doch erwärmt« sich da- Publikn» bei de» f»l>«nb«a Akten uad heaeltet» der Dichtung «nd Anzeiflen-Prei- di« S gespaltene PeMzeüe AS Ps. Familien-, Wohnung-- aud Stelle» Anzeigen it) Pf. Finanzielle Anzeigen, Geschästsauzeigrn unter Text oder au besonderer Stell« nach Tarts. Für da- Erscheinen au bestimmten Tagen u. Plätze» wird keta« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Au-ustu-pla- 8, Eck« Johauolsgasse. Di« Expedition ist wochentags uuuatrrorochen geöffnet von srüh S bis abend« 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, Liltzowstr. 10 - - Dresden, Marienstr.34. Druck «ab Verlag von E. Pvlz tu Leipzig (Inh. Or. V, R. L W. tlkltakhardt). Herausgeber: vr. Viktor Klinkhardt. Musik die isckste aller >e, weil sie . ^te galt al« daS StimmunggeLende weshalb die Musik auch zugleich die dunkelste unter allen Künsten genannt wurde. So behaup teten Hoffmann und Clari's. die Musik bezeichne den „unauS- enen Zustand" des Menschen, die unbewußte Natur- von der wir jetzt nickt einmal eine Ahnung haben .... Wäre es nicht erlaubt, in Tönen zu denken und in Worten und Ge danken zu musizieren? O. wie schlecht wäre es dann um uns Künstler bestelltI Wie arme Sprache, wie ärmere Musik! Denkt ihr nicht so manche Gedanken, so fein und geistig, daß sich diese in Musik hineinretten, um nur endlich Ruhe zu finden? Ach, ihr lieben Leute. daS Meiste grenzt weit mehr aneinander, als ihr meint." Wackenroder pflichtete ihm hierin bei. Denn es sei gleichgültig, ob man in Jnstrumententönen oder in sogenannten Gedanken denke. Man könne in beiden nur „hantieren und spielen", und die Musik als dunklere und feinere Sprache würde gewiß mehr als jene genügen. Auch Fr. Schlegel unterstützte diese Meinungen. Oft pflege e«, sagt er einmal, manchem seltsam und lächerlich auszufallen, wenn die Musiker von den Gedanken in ihren Kompositionen redeten. sUnd oft, sügt er hinzu, mag es auch so geschehen, daß man wahrnimmt, sie haben ost mehr Gedanken in der Musik als über dieselbe.! Wer aber Sinn für die wunder- baren Affinitäten aller Künste und Wissenschaften bat, wird die Sache wenigstens Nicht auS dem glatten Gesichtspunkte der sogenannten Natürlichkeit betrachten, nach welcher Musik nur die Sprache der Empfindungen se,n soll, und eine ge wisse Tendenz aller reinen Instrumentalmusik Kur Philo sophie an sich nicht unmöglich finden. Muß die reine Instru mentalmusik sich nicht einen Text verschaffen? Und wird daS Thema in ihr nicht so entwickelt, variiert und kontrastiert, wie der Gegenstand der Meditation in einer philosophischen Jdeenreibe? Ebenso wies Wilh. Schlegel nachdrücklich auf die Beziehungen der Künste untereinander hin und bereitete den Begriff de» Wagnerschen Gesamt- ki'nstwerkeS vor. Er zeigte, daß in den Werken der größten Männer nicht selten der Geist einer anderen Kunst atmete. «Malt nickt Michelangelo in gewissem Sinne wt« ein Bildhauer. Raffael wie em Architekt und Correggio wir «in Muflker?" Und er gibt den Rot, man sollte die Künste wieder einander nähern und Uebergänge au« der einen in die andere suchen. „Bild säulen beleben sich vielleicht zu Gemälden, Gemälde werden -u Gedichten, Gedichte zu Musik, und wer weiß? vielleicht stiege auch eine herrlich« Kirchenmusik einmal al« e>n Tempel in die Luft." Eichendorfs nangle alle einzelnen Künste Ara- de»ken an dem einen Tom«. Am weitesten arng wohl Job. Jak. Waaner, der in einer gottverehrenden Gemeinde nichl« weiter jeyen wollte al» eine Gesamtheit, worin affe Einzel wesen ihren Gegensatz aufgebrn u/ Kultu« ist niwt« andere« al» dsi möglich sei« wird, Sachen darzu/t Empfind«»,«, «m»,»drucken, auf «ine Art, I des Götti Die romantische Welt. Nach der Ansicht aller Romantiker war die Musik höchste Kunst, ja, Hoffmann nennt sie die romantis^ Künste, die eigentlich einzig wahrhaft romantische das Unendliche zum Vorwurf habe. Da« Unbewuß daS ktimmunygebende weshalb die Musik auch z> und Clarus. die Musik bezeichne den „ur gesprochenen Zustand" des Menschen, die unbewußte Nc.... seele, und in Justsnu« Kerner« Schriften ist häufig von dem „Grundton der Natur" die Rede. Die Vertreter der roman tischen Blütezeit hingegen hoben die Ausgabe der Musik al» darstellender Kunst bervor. Sie bahnten die heutige Pro-....... arammufik an. „Vlaudt ihr nicht", fragt Tieck, „daß eS in I Kulm« ist nicht« andere« al» di« Gesamtheit aller Künste in künftigen Zeiten möglich sei« wird, Sachen darzustellen, nnd I ihrer höchsten Bedeutung, ein« all'eitiae Svmbolisieruag Geschichten «ad Empfi«d»r»,«, a«S,«drück««, auf «ine Art, I des Göttlichen durch di« Künste. Predigt sollt« auSgeschlossn;
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