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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191908178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19190817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-08
- Tag1919-08-17
- Monat1919-08
- Jahr1919
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.08.1919
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WWWAWM 72. Sahrg. Sonntag, den 17. August MS. Nr. 189. «,zet,«»-««>«»»« für »«« «« «I»«»«»« R«»ni« dir »orMNags 0 Uhr ta dm »Lup<a7<chLst> N»ll«n. Sink SnoShr slr die «iihieh«« der ile^m e x «»rgefchrietene» L a«e «v!« an driitxmiier öletie «rS nicht gegÄ^anch nicht slr dir urichlt^eit der dmch^m. 8nr8«>ħ^dNW^? ^wömlÄü d>< Schrit»«l88 deine Derandvorbim. — Unterbr«chm>«m de» a«<ch«tl». deiried^ degrtindm kein« -inspliich«. Vit 3ahi»«n»v«eM, und Äonkur» selten Rabntte als nicht verenchari. Haupt,t,chültk»«N«u In «ne, LStznih, «ichneebe^ »» -L-LrL.TM^t« VSSr «ark d^r, „naUich «Hard 1.14. «>»ei,e»»r«i»> t» «mUdlattbiM,»«,««« »« > j». A«»i«LLWiiLSWL! P»ksch«a-U»ut»> vetpzi, Ur. ir ers. der Amkshmwkmannschaften Schwarzen- * ^HUSMUll berg und Zwickau, sowie der Staals- und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johanngeorgenstadt, Löhnitz, Neustädtet, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Verlag von E. M. Gärtner, Ane, Erzgeb. Fernsprech - Anschlüffe: Au« 81, Löbnitz (Amt Aue) 440, Schneeberg 10, Schwarzenberg IS. Drahtanschnst: Boldssreund Aueerzgebirge. leit. Das ist die erste und wichtigste Forderung, die an das neue Parlament und dessen Männer zu stellen sein wird, eine Forderung im Namen des Bölkes. die Derord- 'eter oder ist die der an Die amtlichen Bekanntmachungen befinden sich im 1. und 2. Beiblatt. Die Sozialisierung in -er Praxis. Wie der ,/k. V.- mitteilte, ist dein Reichstag ein Gesetzentwurf über die Sozialisierung der Jlseder Hütt« zuqegangen. Die erste Es» zialisierung! Jetzt veröffentlicht der „Vorwärts- (1) eine Auschrist, der wir folgendes entnehmen: „Muß sich das Volk nicht fragen, ob durch eine derartig« »übernahm« des Werkes auf Len Reichssackel die Arbeiterschaft nicht schlecht wegkommt und mehr als bisher von dem Unter nehmer ausgebeuttt wird? Gerade die Jlseder Hütte hat, das muA zugegeben werden, zu den Werken gehört, deren Verwaltung so ziales Verständnis zeigte und für das Wohl ihrer Arbeiterschaft viel getan hat. Die Arbeiterschaft Ilsede« hat Leu« auch bereit« protestiert. Dor allem aber muß man die Frage aufwerfen: weshalb greift das Reich gerade nach der Jlseder Hütt«, einem Werk, das Dank seiner günstigen Verhältnisse, aber auf infolge einer wirtschaftlich tüchtigen Leitung gute Erträge geliefert hat und daher beim Kauf «ine gewaltige Entschädigungssumme er fordert?- ? Ist das Angst vor der eigenen Courage oder das leise Wehen einer besseren Einsicht? Kohlenprodukton und die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen zu et- Höhen und so, ein nationales Unglück zu verhüten. Abg. Mumm (Dtschnatl.) spricht seine Befriedigung aus, daß sich angesichts der drohenden Katastrophe eine Front von Hugenberg über Imbusch hl» zu Hue, abgesehen natürlich von den Unabhängigen, zu bilden im Begriffe sei. Der Gesetzentwurf über die Regelung der Kohlenwirtschaft'wird in allen drei Beratungen angenommen, desgleichen eine Entschlie ßung der Rechtsparteien, wonach die Nationalversammlung an die Regierung ^ie dringende Aufforderung richtet, alles aufzubieten, um eine Erhöhung der Förderung im deutschen Kohlenliergbau Und in d«? Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen bis zur äußersten Grenze, sowk bi« Hebung größter Sparsamkeit im Verbrauche der Brenn- stoffe herbsizuführen. Nur so könne das deutsche Volk und Li« brüt' sche Wirtschaft vor de« neuen nationalen Unglück bewahrt bleiben, welches mit dem Versag« Ler »v--. -m kommenden Win ¬ ter unfehlbar über uns herein-««^., „ lautet: Der Reichsminister der Finanzen ist ermächtigt, durch nung alle Maßnahmen zur steuerlichen Erfassung geflächte, versteckter Vermögen zu treffen, insbesondere auch in Abweichung von der Vorschrift des Paragraphen S des Bankgesetzes vom 14. März 1875 den Aufruf und die Einziehung der umlaufenden Bank noten und Darlehnstajsenscheine zum Zwecke des Umtausches anzn- ordnen und Zuwiderhandlungen gegen sein« Anordnung mit Geld strafe bi» zu 1VO00V Mark und mit Gefängnis bi» zu zwei 3<chr«u oder mit riner dieser Strafen sowie mit der, ««rfallrerklärn», de» verheimlichten Vermögen» zugunsten des Reiches zu bedrohen. Der Reichsminister der «inanien ist ferner «rmächtigt, im Eist«»- ' Der neue Ton. ' Man schreibt dem „E. V.- aus Weimar: Im Theatersaal zu Weimar zerbricht jeder Versuch zur ernst- haften Arbeit am Parteihader. Das größte Steuer- mid Finanz- Programm, das jemals auf die Schultern einer Nation gelegt wurde, steht zur Beratung. In den Biedermeierzeiten vor Lem Kriege, als wir noch unter dem alten System seufzten, aber geruhig lebten und Anstand und Sitte und Sorgsamkeit der Arbeit auch in solchen Dingen hielten, hätte eine solche Finanzvorlage wenig- stons ernsthafte Kritik und viele Versuche des Bessermachens ge zeitigt. Heute haben wir Lie große Gebärde von Millionären. Der Reichsfinanzminister hält eine Einsührungsrede, läßt die Milliarden knistern, spricht sentimental von Schuld und Sühne, ist rosig und optimistisch, setzt sich mit dem Schwung des gewandten Volksver- sammlungsredners zungenfertig über den drohenden Staatsbankerott hinweg und vergißt schließlich das Wichtigste, Lie erste Hypothek, die Kriegsentschädigung. Die Presse mahnt, das bis in den Grund aufgewühlte Volk fordert Klarheit und Wahrheit, will nicht den Pinsel mit rosafarbener Tusche, ebensowenig mißduftenden Zank der Parteien -oder grobschlächtigen Ton. Aber am dritten Tage trom melt Herr Erzberger aus allen Kanonenrohren gegen eine Partei, gibt Ablenkungsfeuer gegen die Kritik, knüppelt und wird ebenso bedacht. Di« gefährliche Kritik ist abgclcnkt, wird nicht mit sach lichen, sondern mit kleinlichen Mitteln in zänkischem Ton „ver- rissen-. Der Parlamentarismus wird nicht Arbeit, sondern Schimpffreiheit. Die Dialektik von Sophisten, erzbergerisch-plump, regiert. Und mit solchen Mitteln, mit einem Sturz von Schimpf- worten, durch einen Minister, her von Schimpf- und Lügen frechen spricht, einer Partei buchstäblich sein« breite Kehrseite zuwendet, unter dem Beifall der Politiker, die das rollende Schlagwort dem Schweiß des Denkenmllffens vorziehen, wird das Milliardenpro- gramm verdeckt und im üblen Schutt der Parteigebräuche vergra ben. Rechts und links sitzen die Schuldigen, dazwischen, sich kühl freuend, die Demokraten. Wort- und scheltgewaltiger, gerissener als alle, aber ist Herr Erzberger. Seine Taktik, durch Gassenton und drohende Gebärde sein Programm durchzudrücken, scheint bei diesem Parlament Erfolg zu haben. Wobei Ernst und Anstand unter den Gefrierpunkt sanken. Manchmal ruft selbst der „Vorwärts-, Las Regierungsblatt Bauers, nach mehr Sauberkeit und verlangt, daß die Beweis«, die gegen Erzberger vorliegen, die Tatsachen, die ihn der Unwahrhaftig keit überführten, vor den objektiven Gerichtshof kämen. Aber Herr. Erzberger schilt di« anderen Lügner, diese Regierung von Parteien steht zu, da die Nationalvesammlimg lediglich produktiv in der An wendung von Schimpfworten ist. Der Ton der Gaffe, die persön liche Verleumdung, Las rollend« Schlagwort, regieren. Am dritten Tage der großen Debatte über die ungeheuerliche Belastung des deutschen Volkes schwingen die Redner und der Herr Minister die Schmutzfahne des Kampfes um Personen. Ein jämmerlich Schiel, dem das Volk angeekelt zuschauen muß. Seine Erkorenen prügeln sich, und Li« Arbeit bleibt ungetan, wird bestenfalls flüchtig und liederlich gemacht. Es muß ausgesprochen werden, daß Lieser persönlich« Hader der Abgeordneten und der Minister nickt nur würdelos, sondern ver achtenswert ist. Herr Erzberger, vor dessen Wandlungsfähigkeit ein Chamäleon ohnmächtig würde, muß ebenso wie seine Widersacher sich verantworten vor einem anderen Tribunal als diesem, das sich aus Befangenen zusammensetzt. Der Reichspräsident muß dafür sorgen, Laß endlich diese halben Wahrheiten und halben Unwahrheiten, dieses sophistische Dersteckspiel, aufhort. Er und Ler Ministerprä sident sowie die Parteien haben in diesem Augenblick die Pflicht, di« Würdelosigkeit nicht tiefer einreißen zu lassen. Die Schimpfflut muß eingedämmt werden, sonst stirbt dieses Parlament an der Verachtung des deutschen Volkes und an seiner eigenen Jämmer lichkeit. Aber Liese Schimpffluten, von rechts entfessel!, um Herrn Erz berger zu stürzen, von diesem übertroffen, um sich zu salvieren, haben wohl den Zweck, entweder Lie Finanzlage hinaus- zuschieben, oder — das Streben Erzbergers — sie ohne Kritik, in ihrer ganzen Oberflächlichkeit Wirklichkeit werLen zu lassen. Sollte tatsächlich die Schimpfkanonade nur Ablenkungs- Manöver sein, dann ist bei der ungeheuren Wichtigkeit der Pläne ein erbärmcrischeres Spiel mit Len Interessen Lss deutschen Volkes niemals gespielt worden, solange diese National versammlung tagt. Ist es tatsächlich so, daß die regierenden Par teien bänglich auf den Scherbenhaufen ihrer Versprechungen sitzend, Herrn Erzbergers Treiben billigen, um dieses Demagogentum aus- zunützen, damit dieser Strohhalm der Finanzvorlage ans Ufer ge- bracht wird? Dann wäre dieser krumme Weg ebenso übel wie der, den diese Regierung gehen wollte, um die Nationalversammlung als Reichstag zu erklären» ohne Neuwahlen vornehmen zu müssen. Verfassunasgemäß muß die Nationalversammlung einem Reichstag Platz machen, sie durfte nicht als Reichstag weiter tagen, wie der Reichspräsident und die Reichsregierung es im Gegensatz zu Art. ^78a bis 180 der Verfassung vorschlagen. Der Seniorkonvent der Nationalversammlung hat wenigstens soviel Würde gezeigt, diesen Vorschlag abzulehnen. Aber das er gemacht wurde, trotz aller nach- träalichen Beschwichtigungsversuche, zeigt, mit welchen Mitteln von dieser Regierungsmehrheit gearbeitet wrd. Es war ein Täuschungs versuch in aller Form. Er ist im Wirbel der Ereignisse nicht ge nügend beachtet worden, aber daß er unternommen wurde, ist klar erwiesen. Und dieser Versuch spricht Bände, zeigt, welche Mittel die Reg elung anwendet, um am Ruder zu bleiben und dem Volke das Maß der verfassungsmäßigen Rechte zu entziehen, die dem Volke gebühren. Welches Recht hat denn diese Nationalversamm lung der Echeltdebatten noch, weiter zu tagen? Sie mag die F» nanzpläne annehmen, dann aber ist ihre Arbeit getan. Wir hatten gehofft, als wir zur Wahl dieser Nationalversamm lung schritten, sie würde die Wiedergeburt des deutschen Volkes bringen, ihre Männer würden Parteiintereffen und persönlichen Nützen dem Allgemeinwohl nnterordnen. Das Gegenteil ist einge- treten. Die neue Tonart und die Mittel parlamentarischer Ober flächlichkeit haben ein Uebermaß von Ekel erzeugt. Mit aller Deut- lichkeit muß daher gesagt werden, daß das deutsch« Volk satt ist Liefe» Tone». Es verlangt von seinen Parlamentariern Sachlich keit und Arbeit, aber keine endlosen Reden persönlicher Gehaffig Dank an die Schweiz. Bern, 1s. August. Präsident AL« hat vom Reichspräsidenten Ebert aus Anlaß des Abtransportes der letzten Leutsch«, Kranken und der deutschen Soldaten aus der Schweiz ein Danktslegramm srhglten. Bundespräsident Müller antwortete im Ramen des Bun desrates und Les Bundespräsidenten ALor. * Die Auslieferungsliste. Weimar, 15. August. Englische Blätter hatten gemeldet, daß den Mitetlmächten die Auslieferungsliste, die im ganzen 67 Namen umfasse» soll, von den Verbündeten bereits zugestellt worden sei. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist eine solche Liste an di« amtlichen Stellen bisher noch nicht gelangt.. . Der Friedensschritt des Vatikans und Frankreich. In einem neuen englischen Weißbuch ist ein Brief Ribots ,an den französischen Geschäft--träger in London vom August 1917 ah- gedruckt, aus dem hervorgeht, daß es Frankreich rundweg ablrhnte, aus der Intervention des Papstes einen Friedensschritt werden zu lassen. (Und trotzdem wird die Rede Erzbirgers, die in dieser Frage und in anderen Fragen das Gegenteil behauptet, auf Kasten der Steuerzahler „bis in die kleinste Hütte -verbreitet. E. V.) 1009 Mark Beschaffungsbeihilfe für Reichsbeamte. Weimar, 15. August. Die Reichsregierung hat heute be schlossen, es soll vorbehaltlich Ler Zustimmung der Nationalver sammlung allen Beamten eine einmalige Beschaffungsbeihilfe g«. wahrt werden, und zwar in Höhe von 1000 M. für kinderlos Ver- heiratete und von 000 M. fiiv Ledige. Daneben sollen für jedes zu berücksichtigende Kind 2M M. bezahlt werden. Die Beihilfe ist in zwei gleichen Raten im September und Dezember d. Is. fällig. Die Grundsätze über die Gewährung laufender Teuerungszulagen werden dahin geändert, daß di« Kinderzulage vom 1. September an einheitlich auf 50 M. festgesetzt wird. Die anwesenden preußischen Minister haben sich bereit erklärt, eine gleiche Vorlage für Lie Landesversammlung dem Staatsministerium zur sofortigen Be schlußfassung zu unterbreiten. Gegen einen SlsenScchnerstreik. Eine Versammlung des Lokomotivführeroerbandes in Katto» Witz, an der über 600 Mitglieder, sowie die Vorsitzenden des Reichs- und Landesverbandes der Lokomotivführer teilnahmen, verurteilte auf Las entschiedenste Lie Bestrebungen auf Bildung eines mittel- deutschen Blockes zur Vorbereitung eines Streiks. In Görlitz tagt« eine Versammlung des Reichs- und Landesverbandes der Lokomotiv führer, welche Lie Organisationen ausforderten, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln für die Aufrechterhaltung des Betriebe» einzutreten, um jede Störung des Wirtschaftslebens zu verhinLern. Erntestr^k. Kassel, 14. August. Im Fritzlarer Dezirk ist die Mehrzahl Lee landwirtschaftlichen Arbeiter in einen Srntrstreik eingetreten. Die Verhandlungen in Kassel sind noch nicht abgeschlossen. Di« Strafbestimmungen für Vcrmögensverschitbungen. Der zuständige Ausschuß des Reichstags hat Len Wortlaut der Strafbestimmungen für Dermögcnsverschiebungen festgesetzt, er gramm, ihre Politik und Taktik darauf enzurichten, daß unsere Wirtschaft schnell zerstört wird. Die Negierung ist dankbar für lode Anregung, welch« di« Kohlennot bebebt. Sie nimmt jede Un terstützung an, von welcher Las Gedeihen und die Sicherheit der Deutschen Republik zu erwarten ist. Abg. Hue (Soz.): Wenn es heute einigen wenigen spariakisti- schen Wirrköpfen gelingt, ganze Belegschaften in den Dann ihrer Agitation zu zwingen, so beweist das nur, Laß unsere Arbeiterschaft, auch die Beamtenschaft, durch den furchtbaren Krieg nervenkrank geworden ist. Di« Bergarbeiter sind durch die sahrelang« Unterer- nährmg so herabaekommen, daß Ueberschichten ihnen setzt nicht zn- gemutet werden können. Nur kein Druck, kein Zwang, sondern gutes Zureden und vor allem gutes Essen. Redner erklärt darauf im ein zelnen die Forderungen der Entschließung und mahnt -ringend zur Sozialisierung. Unter Sozialisierung versteh« ich im Bergbau restlos« Beseitigung feder Kapitalsrente. Abg. Imbusch (Ztr.ft Der Rückgang der Kohlenförderung eine international« Erscheinung, die sich in erster Linie auf Kriegsverhältnisse gründet. Ein weiterer Grund st das Sinken Arbeitsfähigkeit und -frendigkeit infolge des Raubbaues, der der Kraft der Arbeiterschaft während des Krieges getrieben wurde, infolge der schlechten Enahrung, nicht zuletzt auch infolge der unge rechten und unwürdigen Behandlung. Um Abhilfe zu schaffen, sind vor allem notwendig ausreichend Hobe Löhne. Auch die Lebens mittelversorgung reicht heute noch nicht aus. Wir ermahnen fer ner zu weitgehend«» KMenersparniflen Lurch Holz, Torf und g«. rechte Verteilung der Kohlen. Abg. Ziealer (Dem.): Die Hauptschuld an der Notlage trägt die svstematische Verhetzung, welche aus politischen Gründen unter den Bergarbeitern getrieben worden ist. Der Fluch des Volkes und der Arbeiterschaft wir- sich noch einmal an den Streikhetzern rachen. Trotz offenkundiger Mißstände dürfen wir das Aufputschen der Bergarbeiter auf Lie Dauer nicht ertragen. Jede Arbeit be deutet heut« Derteidialmq des schwer bedrobten Vaterlandes. Abq. Bögler (D. Dolksp.): Vielleicht empfiehlt es fick, der Ar beiterschaft jeden zweiten Sonnabend vollständig freizugeben, dafür aber wieder 8 Stunden zu arbeiten. Das bedeutet «ine M«hr- fördsrung von S—1V Millionen Tonnen jährlich. Damit könnte der aanze Bedarf SüLdeuiscklands an Steinkohlen gedeckt werden. Auch Urlaub und Tarifverträge ließen stch damit vereinigen, und eben so würden für die Mebrstunden höhere Löhne gezahlt werden. Die Förderung im Ruhrrevier ist im Juni unbedingt gestiegen. Abge sehen von' teckmiscken Aenderungen würde die Rcichswirtsckaft gut tun, sich von der Beeinflussung durch Li« Politik losznmacken und Len Reichswirtschaftsrat du berufen. Angesicht» Les drohenden, in seiner Ausdehnung und Gewalt gar nicht van,ust«ll«ndrn Notstan des ist hier kein , Augenblick zu. verlieren. Wir richten die.-rin- aend« Aufforderung an -le Regi«runa. all«« aukubieten, um Lie 2 Die Kohlenfrage bildet« den Gegenstand ü«r Freitagsttzung Ler Natlonal- versammlung. Abg. Dr. Hugenberg (Deutschnatl.): Es handelt sich um eine Frage von so unmittelbarer LÜensgtsohr für das deutsche Volk, daß alles Trennende zurllckgestellt werden muß. Es ist Pflicht aller beteiligten Volksschichten, alles aufzubieten, um das Aeutzerst« zu verhüte». Das sage ich besonders denjenigen, Lie in Len letzten Monaten das Ihrige dazu getan haben, den Bergbau und die Eisen bahn zum Tummelplatz politischer Agitation zu machen. Eine große Rolle spielt im Ruhrgebiet Lie Ernährungsfrage. Der Regierung kann man jedenfalls nur zurufen: Bringt eure Eisenbahnen wieder in Ordnung! Die Lohnfrage hängt auch ena zusammen mit der Frage Ler Leistungen. Ls ist eine alte Erfahrung, daß Lie Leistungen sinken, so lang« Lohnstreitigkeiten schweben. Die Arbeiter aber sollten nun schon so viel Einsicht haben, daß sie darauf verzichten, das, was für sie noch zu wünschen übrig bleibt, gerade in dieser kritischen Zeit zum Austrag zu bringen. Reichsminister Schmttt: Der Verbrauch von Kohlen ist schon so weit eingeschränkt, daß weitere Einschränkungen nahezu undenkbar sind, wenn nicht Lie schwersten wirtschaftlichen Nachteile eintrete» sollen. Hoffentlich gelingt es bald, die Arbeiterschaft von ihrem Irrweg ahplbringen. Die Arbeiterschaft darf sich vor Ler Tat- fache nickt verschließen, daß sie selbst Lie allerschwersten Opfer bei einer Kohlennot zu tragen haben wird. Sie muß einsehen lernen, daß man in einer solchen Zeit liebgewordene Grundsätze im Interesse des Gemeinwohls zurückstell«n muß. (Lebh. Zustimmung.) Wie ist dem Uebel abzuhelfen? Die Steigerung der Produkttön ist das erste Erfordernis. Die Regierung untersucht gegenwärtig, wie weit es möglich ist, di« Arbeiterschaft in vermehrtem Umfange nach dem Ruhrkohlenbezirk hinzuziehen. Nicht so ungünstig wie im Steinkohlenbergbau steht es mit der Förderleistung im Braunkoh lenbergbau. Hier besteht auch Lie Möglichkeit, durch Einsetzen einer größeren Anzahl ungelernter Arbeiter wenigstens einen Teil des Notstandes zu beseitigen. Ander« Mittel sind leider van der Ar beiterschaft abgelehnt worden. Es ist noch nicht gelungen, die Ar beiterschaft davon zu überzeugen, daß die Notlage «im wirksam sten durch «ine gesteigerte Zvanspruchnahm« ihrer Leistungsfähig- leit in einem beschränkten Zeitraum Lurch Verlängerung der Ar- beltszeit um ein« Stund« bekämpft würde. Vielleicht gelingt die Ueberwtndung des Mißtrauens gegen diesen Dorscklag bei den augen blicklichen Tarifverhandlungen. Die Arbeiterschaft im Kohlengebist möge sich vergegenwärtigen, daß sie die Industriearbeiterschaft ganz Deutschlands für Len kommenden Mnter in die schwerste Gefahr bringt. Deshalb appelliere ich von dieser Stelle aus an Las SolidaritStsgefühl der gesamten Arbeiterschaft. Das größte Uebel ist die Zerrüttung -es Transportwesens. Mit Entsetzen sehe ich dem Zustande entgegen, der eintreten muß, wenn das Wagenma terial für das Vbfahren von Kartoffeln, Rüben usw. in Anspruch genommen werden muß. Dann bleibt kein anderes Mittel, als die Einstellung des Personenverkehr». Eine Partei, die nicht wegen ihrer Stärk«, sondern wegen ihres rücksichtslosen Terrors Einfluß hat, sucht dr« revolutionäre» Arbeiter zu mißbrauchen, um durch Streiks das gesamte Wirtschaftsleben zu erschüttern. Der ober schlesische Streik ist eine der frevelhaften Unternehmungen, welche auf diese Taktik zurückzuführen ist. Leider fehlt -er Arbeiterschaft die nötige Aufklärung, um die gewissenlosen A-ütatoren sich fern zuhalten. Die kommunistische Partei hat nur ein politisches Pro-
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