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Sächsische Volkszeitung : 03.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190411039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-03
- Monat1904-11
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.11.1904
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Nr. »50. DsunerStag, den 3. November 1004. 3. Jahrgang. SWfthe Uolkmiluilg Erscheint täalich nachm, mit «uLmidmk der Seim und Festtage u»»d»i»-i»er rsaedlatt für lvadrdeil. ftecdt u. Treidelt. «edakiionH Sprechstunde: II—IL Uhr. !>! " " Inserate werden die 'igeipnlleue Pelilreile oder deren Raum mit li» Pf. derechini, t>e> ^iedeiltolnng l'edeii'eiider Rabatt Bnchdrntkcrei. .ttcdatlion und titeschaftoslelle: ^rr^de», PiUniher Strahe >t — Ferttiprecher Rn» I Rr i:^«« Die neuen Handelsverträge. Auffallenderweise sind die Verhandlungen niit Schweiz ins Stocken geraten, die geben nichts mehr vom Flecke, da die Schtveiz in erster Linie Ermäßigung der Zölle auf Käse, Obst und Seide fordert, aber sämtliche Artikel ge rade auch in Deutschland eines Zollschutzes bedürftig sind. Deutschland hat hierbei noch das Unglück erlitten, daß einer seiner tüchtigsten Unterhändler erkrankt ist-, es ist Direktor von Schneider, für den nun eine neue Kraft eingestellt wird, die aber bei allem Eifer das sich nicht anzueignen vermag, lvas der erkrankte württembergische Bundesratsbevollmäch- ligte durch jahrelange Tätigkeit auf dem Gebiete des Zoll wesens bereits besitzt. In den allernächsten Tagen fällt die Enlsclseidung darüber, ob die Verhandlungen weiter geführt norden oder ob eine Kündigung des bestehenden Handels vertrages eintritt. Es ist allerdings nicht außer acht zu lassen, daß bei dem Abschluß des letzten Handelsvertrages mit der Schweiz auch viele Schwierigkeiten im Wege standen, die heute noch vermehrt sind, daß aber schließlich doch eine Einigung zu stände gekommen ist. Die Schweiz ist aller dings heutzutage viel resoluter-, den österreichischen Handels vertrag hat sie bereits gekündigt-, dieser läuft am 19. Sep tember 1905 ab. Nach den Informationen unseres Berliner Gewährs manns wird Deutschland den Weg der Kündigung im jetzi gen Stadium noch nicht beschreiten, sondern eine gütliche Einigung weiter versuchen. Die deutschen Interessen, die auf dem Spiele stehen, sind aber sehr gewichtige-, wir haben mit der Schweiz sehr günstige Handelsbeziehungen-, die deutsche Einfuhr dorthin ist in den letzten Jahren stets um über 100 Millionen höher gewesen als die schweizerische Ausfuhr nach Deutschland. Es kann deshalb auch nicht gesagt werden, ob die Schweiz nicht uns kündigt, wenn die Verhandlungen nicht rascher vorangehen. Selbstverständlich ist es, daß der bisherige Handelsvertrag mit der Schweiz nicht weiterlau fen kann, nachdem mit den anderen Staaten die neu abge schlossenen in Kraft getreten sind; denn sonst hätte man um sonst gearbeitet, da auf diese Weise auch in den neuen Ver trägen das Prinzip der Meistbegünstigung, die niedrigen ^llsätze, die die Schweiz genießt, für alle Staaten eintreten würde. Mit Oesterreich geht es auch sehr langsam voran. Dort liegen sich die beiden Reichshälften in den Haaren und wer den nicht einig unter sich. Ungarn zeigt sich sehr störrisch und will die höchsten Anforderungen an Deutschland stellen, aber hier sind wir in einer günstigeren Stellung als gegen über der Schweiz. Oesterreich-Ungarn gab uns 1903 über 220 Millionen inehr an Ware, als wir dorthin ausführten, und alle jene Artikel, die uns Oesterreich-Ungarn liefert, können wir schließlich auch aus anderen Ländern beziehen, namentlich aus Rußland. Angesichts dieser Verhältnisse ist es ganz ausgeschlossen, daß dem Reichstag bei seinem Zusammentritt am 29. No veinbcr bereits die neuen Vertrüge vorliegen werden. Wir neigen der Ansicht zu, daß dies überhaupt im lausenden Jahre nicht mehr möglich ist; bis zum 31. Dezember dieses Jahres kann Deutschland auch ruhig sich mit friedlichen Ver- > Handlungen begnügen, da es bis dorthin nichts versäumt. Wenn es offiziös auch nicht mitgeteilt ist, so steht doch fest, daß die neuen Verträge am 1. Januar 1900 in Kraft treten sollen. Mit diesem Termine muß aber auch die Gültigkeit aller bestehenden Verträge eine Ende haben-, da nun die Kündigungsfrist von einem Jahre vorgesehen ist, so ist der späteste Termin zur Kündigung der 31. Dezember 190-1. Dann allerdings haben wir vom 1. Januar 1900 mit den betreffenden Staaten den Zollkrieg. Nnn könnte man wohl sagen: man kündige doch jetzt schon jenen Staaten, bei denen es nicht vorangeht in den Verhandlungen; dann lausen die alten Verträge schon im Oktober oder November 1905 ab und wir kommen durch den Zollkrieg rascher zu neuen, für uns günstigeren Verträgen. Aber das letztere mnß eben bezweifelt werden, daß man durch eine frühere Kündigung rascher zu neuen Verträgen kommt. Tie Geschichte aller Zollkriege zeigt sehr deutlich, daß gerade in den ersten Monaten desselben niemand an ein Nachgcben denkt; da werden vielmehr Zuschlagszölle auf Zuschlagszölle erhoben. Die Wirkung des wirtschaftlichen Krieges zeigt sich in keinem der beiden Länder sofort, diese tritt in der Regel erst nach Jahresfrist ein. Da ziehen beide Staaten ihre Bilanzen und können sich gegenseitig ihre Ver- lüfte und Kriegsopfer zeigen. Dir sind auch der Meinung, daß die Kündigung der Verträge und der damit proklamierte Zollkrieg eben nur das letzte Mittel sein dürfen; wie inan im politischen Leben erst den Krieg erklärt, wenn alle Versuche des friedlichen Ausgleiches vergebens waren, so muß es in erhöhtem Maße auch im wirtschaftlichen Leben sein. Nun kommt in erster Linie die Presse des Bundes der Landwirte und sagt.- Ja, aber die Kündigung ist ein vor zügliches Pressionsmittel damit die Verhandlungen rascher gehen. Mag sein, aber auch ein sehr gefährliches Mittel, es ip ein Spielen mit dem Feuer, das ganze Jndustrie- gegenden schädigen kann und der Landwirtschaft auch keine Vorteile bringt. ES würde völlig verkehrt sein, die Sache so darzustellen, als habe von einer Kündigung der Handels- vertrage die Landwirtschaft nur Vorteile. Soweit die Kün digung die Industrie schwäckft, hier Stockungen eintreten läHt, muß nicht nur diese die Zeche bezahlen, sondern auch die Jandwirtscliasl. Verkürzung des Arbeitslohnes, größere Arbeitslosigkeit, geringere Konsumtionsfähigkeit der In- dustriearbeiter, bedeuten für die deutsche Landwirtschaft der ! mindestens denselben Schaden wie ein Hagelsclüag oder ein vernichtender Frost oder große Dürre. Was nützen gefüllte ! Keller und Scheunen, wenn der innere Markt nicht auf- § nahmefähig genug ist und der Jnlandskonsum sich ver ringert. Aus den Erport aber wird unsere deutsche Land- wirtsclzast niemand anweisen wollen. Es ist ein Leichtes und mag auch den Beifall der Massen erregen, wenn man in unverantwortlicher Stellung den Ruf erhebt,: Kündigung der Handelsverträge! Weiter aber ist zu beachten, daß mit dem Abschluß der neuen Handelsverträge noch lange nicht alles erreicht ist; die Landwirtschaft und die Industrie können noch nicht befrie digt sein, so lange unser für sie schlechtes handelspolitisches i Verhältnis zu England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika weiter besteht. Wir haben mit beiden eine Art von allgemeiner Meistbegünstigung abgeschlossen, die aber namentlich von den Vereinigten Staaten nicht einge halten wird. Das heutige handelspolitische Verhältnis zu den letzten ist für Deutschland nicht nur entwürdigend, es ist auch sehr teuer für uns. Mit allem Nachdruck muß gefordert ^ werden, daß dasselbe einer gründlichen Revision unterzogen - werden muß. es bat an die Stelle der allgemeinen Meistbe günstigung ein geordneter Handelsvertrag zu treten! Die Vereinigten Staaten mögen sich sträuben, aber sie müssen schließlich nachgeben, denn Deutschland ist ein guter Käufer und kann - von Baumwolle abgesehen — alle anderen Ar tikel. die es heute aus Amerika bezieht, ebensoleicht in Ruß land und Österreich haben, das gilt nicht nur für die aus Amerika eingesührten landwirtschaftlichen Produkte, sondern auch für Petroleum usw. Wer aber diese Frage näher be trachtet, wird von den nicht geringe» Schwierigkeiten über zeugt sein, und es auch verstehen, wenn die Verhandlungen nicht so rasch gehen, wie wir es selber wünschen. Politische Nnndscha». Deutschland. — Von der protestantische» Frirdhvsc-tolernnz. Der Famecker Fall ist in der liberalen Presse ungeheuer anfge- bauscht worden; er konnte ja mit geringer Mühe als Stinni- bock gegen einen katholischen Bischof benutzt werde». Um die Rechtslage hatte man sich nicht zu kümmern, man durfte nur an das „protestantische Gefühl" erinnern, und die „Ent rüstung" war da. Aber diese Agitation hat sich bereits bitter gerächt: jetzt werden Vorkommnisse auf der protestantischen Seite bekannt, die Fameck weit übertreffen, statt einem Fameck kommen gleich ein halbes Dutzend derselben. Die Sache ist bereits so weit gekommen, daß die „Nnt.-Ztg." recht bitter Klage erhebt gegen die Behandnng der Sekten ! in Preußen durch die Landeskirche. Man hat nämlich die ! Erfahrung gemacht, daß die Settenprediger bei Begrab § nissen von Angehörigen ihrer Gemeinschaft gern die Ge- ! legenheit wahrnehmen, vor dem Tranergefolge, das größ- ! tenteils der Landeskirche angehört, die vermeintlichen Vor- § züge der eigenen Sekte in ein Helles Licht zu setzen, derart, daß die Grabreden mitunter zu Agitationsrede» werden. Dazu bemerkt das liberale Blatt: „Ter.Friedhof gehört, das ist die Regel, der landeskirchlichen Gemeinde; wenn den Sekte» hier Gastfreundschaft gewährt wird, so Heiden sie selbstverständlich auch die Pflichten des Elastes zu respettie' reu, und es dient einer Sette nicht zur Empfehlung, wenn sich ihre Prediger von dieser Anstandspflicht dispensiere». Der gelegentliche Mißbrauch des von landeskirchlichen Geist lichen den Settenpredigern gegebenen Dimissoriales hat imn aber das Kirchenregiment zu einem Verhalten vera» laßt, das nicht nur unklug ist. sondern auch vom Standpunkt christlicher Duldsamkeit aus unbedingten Tadel verdient. Die >!irchenbebörden habe» es gntgebeißen. daß die Plärrer der preußischen Landeskirche den Settcnpredigern die übliche Erlaubnis zur Erfüllung ihrer geistlichen Pflichten verwei gerte» »nd daß sie den Friedhofsbeamten nahelegten, etwa trotzdem am Grabe beabsichtigte Kultussimtlionen zu ver bindern. So sind denn eine ganze Anzahl von Fällen vor gekommen, sogar in Berlin selbst, wo baptistiiche Prediger gewaltsam verhindert wurden, mit dem Trauergefolge den Friedhof zu betrete». Daß hierdurch das Gegenteil dessen, >nas man beabsichtigt, erreicht wird, liegt am Tage. Denn, wenn dann etwa vor den Friedhofsmauern, wie es ge schehen ist, der Geistliche seine Trostworte an die Leidtragen den richten muß. oder wen» ilmi gar jedes Wort der Tröstung untersagt wird, so hat der Scktenprediger sicherlich nicht mehr nötig, für feine kleine Gemeinschaft Propaganda zu machen, das bat die Landeskirche dann selbst besorgt." Das Blatt wünscht eine Entscheidung der obersten Kirchen bebörde im Sinne der „christlichen Duldsamkeit" und deutet an. daß die Sache auch im Landtage zur Sprache kommen i werde. Wir können bis dahin die Sache abwarten. — Ebbe in drr Rcichskassr. Das Reichsportemonnaie siebt recht leer aus; cs hat ein großes Loch erhalten. Ter Abschluß der Einnahmen von April bis Oktober 190-1 liegt bereits vor und zeigt gegenüber dem Etatsvoranschlag einen Fehlbetrag von 30,2 Millionen Mark. Es sind in erster Linie die Zölle, die hieran schuld seien. Ob dieser Mangel im zweiten Halbjahr cingeholt werden kann, ist doch sehr fraglich. Aber damit ist noch nicht viel gewonnen, denn dann würden erst die erhofften Einnahmen erzielt sein, cs ist aber eine alte Erfahrung, daß die Ausgaben auch größer werden, als man sie in den Etat einsctzte. Seit der Reichs- tag besteht, hat er geklagt über die vielen EtatSüberschrei. tnngen. Auch hier zeigt sich wieder, daß größte Sparsanckeit am Platze in und uns nur dies allein vor neuen Steuern retten kann. Unzufrieden mit der protestantischen Kirchenzucht ist die „Kreuzztg."; sie teilt einen Fall mit, in welchem der landeskirchliche Pfarrer Fischer-Berlin sich dahin geäußert bat: „Schars abzulelmen ist die Ehristus-Anbetung, die offen oder verhüllt vielfach an die Stelle der Gottesanbetnng ge treten ist. Jems kann nicht Gegenstand der Religion, nicht Gegenstand der Anbetung sein. Gottes und Ebristus-Lebre ist nicht mehr ineinander zu mischen. Letztere gehört aus die menschliche Seite des religiösen Verhältnisses, in die Lebre vom Menschen. Hier hat auch das Bild des geschichtlichen Jesus seine Stelle." Das konservative Blatt fordert, „daß eine Kirche, die etwas aus sich hält, allen Anlaß bat. hier ein- znschreiten". Aber es hofft selbst nicht viel, da man sich in geistlichen Kreisen erzähle, daß die oberste Behörde der preu ßischen Landeskirche von Lehrprozessen gegen Geistliche Ab stand zu nehme» gedenke. Dadurch erkläre sich die eigen artige Erscheinung, daß man neuerdings versucht, in Fällen, in denen ein Einspruch gegen die Lehre eines Geistlichen durchaus begründet war, einen Einspruch gegen Gaben und Wandel zu konstruieren. Man dürfe hierbei auch nicht ver gessen. daß zu der Verwässerung der Anschauungen über den protestantischen Glauben, wie sie bei dieser Haltung unseres Kirchenregiments zum Ausdruck tommt, der Evangeli sche Bn nd nicht wenig beigetragen bat. Denn die Sache der Reformation, das heißt der reinen Lehre des Wortes Gottes, könne unmöglich gefördert werden, wenn man auch den kirchlichen Radikalismus, nur weil er sich evangelisch nennt, zur BundeSgeuossenschast im Kampfe für das Evan gelium aufruft. Leider gebe es aber noch zahlreiche positive Geistliche, die sich durch ihr treues Festhalten an dem pro testantischen Glauben nicht hindern lassen, jene Bundesge- nossenschast willig aiizunehiuen. — Eine erfreuliche Anerkennung drr Schwnrgerichte. Gegenüder den mannigsachen absprechenden Urteilen mebre- rer Juristen über die Schwurgerichte verdient eS bervorge- hoben zu werden, wie der Vorsitzende des Koblenzer Schwurgerichts, Landgerichtsrat Bruckschmidt, sich von den Geschworenen verabschiedete. Er erklärte, daß er nach den Erörterungen über die Schwurgerichte in der Presse in letz- ter Zeit mit gemischten Gefühlen das Amt eines Vorsitzen den übernommen habe. Er müsse aber ganz und voll aner kennen, daß es ihm eine Freude gewesen sei, mit solchen un ermüdliche», pflichttreuen und einsichtigen Männern zu ar- heiten. Es seien in dieser Tagung die schwierigsten Fälle zur Verhandlung gekommen, aher der Pflichteifer der Ge schworenen habe auch ihn nicht zur Ermüdung kommen lassen. In fast allen Fälle» sei die Ansicht der Geschwore nen und die des Richterkollegiums die gleiche gewesen, und dies »volle viel sagen, da es sich nm 10 Angeklagte handelte. Er erkläre hiermit ausdrücklich, daß er sich durchaus nicht der abfälligen Kritik anschließen tonne, die in letzterZeit über die Geschworenengerichte ausgesprochen worden sei. Wir halte» unentinegt an dem Gedanken fest, daß der Laie noch weit mehr zum Richteramt zuzuziehen ist; es mag dies einige Mißstände im Gefolge Hoden, das leugnen wir gar nicht, aber es ist uns, wenn nur die Wadi haben, immer »och lieber, daß im Zweiselssalle ein Schuldiger Geige- sprachen als ei» Unschuldiger verurteilt wird. Die enge Verbindung des gelehrten Richters mit dem Laienrichter hat aber auch für den ersleren Vorteil, sie schützt ihn vor Ver knöcherung und Einseitigkeit. Deshalb müssen nur auch so »der», daß das Laienamt i» ,'jivilsachen beigezoge» werde, sowohl in der ersten Instanz bei den Amtsgerichten wie bei den Landgerichten und wir sind überzeugt, daß unsere Justiz zu dieser guten, alten deutschen Sitte zurückkehren in nß! Der „Vorwärts" als Säbelrasslcr. Vor dein deut schen Dampfer „Sonntag" wird bekanntlich gemeldet, daß er auch unangenehme Erfahrungen mit der russischen Ost- seeflotte gemacht hat; weil nun bis Sonntag früh keine authentische Meldung vorlag, erhob sich der „Vorwärts" zu folgenden diplomatischen Vorschläge» für den Reichskanzler: „Die Regierung hätte die verdammte Pflicht gehabt, sich be reits vorgestern durch Benutzung des Telegraphen in den Besitz authentischer Berichte zu setzen. Tie Vereidigung deS Kapitäns und der Schisssmannschasten hätte spätestens gestern früh erfolgt sein können. Eine Stunde später wäre dann die deutsche Regierung im Besitze dieses vereidigten Berichtes gewesen. Die weitere Pflicht der Regierung wäre gewesen, sofort die deutsche Oeffcntlichkeit von dem Inhalte des ibr vorliegenden Berichts in Kenntnis zu fetzen. Zu gleicher Zeit hätte eine Note an die russische Regierung ab gehen müssen." Diese resolute Anweisung stammt zweifels ohne aus der Feder des Diplomaten für den ZukunstSslaat, des Abgeordneten Ledebour. Nur bat derselbe die Fort setzung vergessen. Als England so weit gegangen war, wie es der „Vorwärts" von Deutschland fordert, da hat es auch seine Flotte mobil gemacht. Die deutschen Sozialdemokraten aber haben ja gegen allen Schutz des deutschen Vaterlandes gestimmt: sie riefen: „Diesem Shstem keinen Mann und keinen Groschen!" WaS wollte also der Zukunstsstaatsdiplo- mat macix'ii, wenn Rußland nicht entsprechend geantwortet hätte? Dann müßte er die Armee und Flotte, welche die bürgerlichen Kreise bewilligte», benützen; mit der sozial demokratischen Miliz zu Land und zu Wasser käme er nicht weit! Wer also gewaltig mit dem Säbel rasselt, wie der „Vorwärts", der darf auf der anderen Seite nicht dem Daterlande Soldaten und Schisse verweigern, sonst macht er sich nur lächerlich. Dieses Benehmen de» „Vorwärts" Ivnm^
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