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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189307026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-02
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1893
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Vezng-PrelD Al b«r Haapteppedltloa ad« den kn 8tad> bezirk and den Bororte» errichteten Aus- aabestellen abgeholt, vierteljährlich ^!4.5ch bei zweimaliger täglicher Zustellung int Hau« e 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich e S.—. Direct» tägliche Kreuzbandiendung int Ausland: monatlich e 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr^ die Abeud-AuSgade Wochentag- 5 Uhr. Ledaction und Expedition: Aobanne»»assr 8. Di« Arpedition ist Wochentag- ununterbrochr» geöffaet von früh 8 bi- LbeudS 1 Uhr. Mialtn: ktt» klemm» Lortim. «Alfred HahnX Universitätsstrab« 1« Lsni» Lösche. katharioeustr. IS, part. und -Saig-platz 7. WMgerTllMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Slnzeige«.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Nrciamen unter demRedactioaSstrich (4ge spalten) bO^z, vor den Familirnaachrichtr» (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut nuferem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra «Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Au-gab» , ohne Postbesörderung 60.—, m»t Postbesörderung 70.—. Iinnalfmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Margea-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet- an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig. ^ 333. Sonntag den 2. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ocffenlliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 5. -ult 1893. Abends t»V, Uhr» tm Linuiigösaale a», Najchiuarkte. Tagesordnung: l. Bericht de- Verfassung-- und Finanzausschusses über Be- gründung von zwei neuen Stellen für besoldete Stadträthe. II. Bericht des Stiftung--, Finanz-, Bau- und Lekonomie- au-schusse- über den Neubau einer Armenbrodbäckerei und Verkauf de- jetzt zur Armenbrodbäckerei benutzten Grundstücks. III. Bericht de- Oekonomie- und Bersassungsausschusjcs über die Eingaben der Herren Zirrqiebel und Genossen und des Ber- bandet der HauSbesitzer-Bereine Leipzigs wegen Aenderung ber die Einlegung der Bei- und Fallrohrschleutzen behandelnden Bestimmungen. IV. Bericht des OekonomieausschusseS über: a. ein Abkommen mit den betheiiigten Grundstücksbesitzern wegen Durchsührung und Herstellung der Braustrasie in Leipzig-Euiritzich: b. Ber- kaus von Areal an der Leipziger Straße in Leipzig-Connewitz an Frau verehel Neapel und regulativmähige Entschädigung des von dem Geupel'jchen Grundstücke zur Friedrich-Straße in Leipzig-Connewitz abzutrelenden Areale»; c. fllachver- willigung für Befestigung der User der Pleiße unterhalb der Streitholzbrücke im Connewitzer Forstrevier; >i. Unterduckerung de- Lindenauer Bauerngraben- unter der Fiuthrinne; e ein Abkommen mit Herrn Fabrikant Gerhardt wegen unentgelt licher Arealabtretung zur Straße von seinem Gruadjlucke, Lützener Straße Nr. 91. V. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschusses über: ein Ab kommen mit den Herren Kees und Hersurth wegen Regu- lirung der Pleiße längs des sogen. Dölitzer Holze- im Forst- «vier Connewitz rc. VI. Bericht des Bau- und Finanzausschusses über Anschluß des Rittergutes Lößnig an die Wasserleitung. VII. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über die Vorlage, betr. Ueberlassung einer Arealfläche von der Parcclle Nr. 157, 158» des Flurbuchs für Leipzig-Thonberg an den Berband sür kirchliche Gemeindepflege und Bejchleußung eines Theiles der Reitzenhainer Straße. ^ VHI. Bericht des Bau-, Oekonomie- und BersasjungSausschusses über a. ortsstatutarische Bauvorschriften sür den an der Carl Tauchnitz-, Pestalozzi- und SctttvLgrichenstraße im süd westlichen Bebauungspläne eingeschlvssenen Baudlock, d. orts- statutarische Bauvorschriften für die Bebauung der an der Nordseite der Carl Tauchnitzstraße gelegenen, mit 1—S be- zeichneten Parcellen. H. Bericht des Bau- und OekonomieauSschusses über: Errichtung einer Bedürsnißanstalt in Len vor der Ostjeite der katholischen Kirche befindlichen Anlagen. X. Bericht deS Stisiungsausjchusses über die Rechnungen de» JohanniShospitaies auf die Jahre 1889 und 1890. Bekanntmachung. Das S. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für da- Königreich Sachsen ist bei uns eingegangcn und wird bis zum 18. Juli aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushänaen. Dasselbe enthält: Nr. 40. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum sür Umwandlung de« Eijenbahnhaltevunctes Neun- dors in eine Haltestelle sür Personen- und Wagenladungsverkehr betreffend, vom 27. April 1893. Nr. 41. Bekanntmachung, einen anderweilen Nachtrag zu den Statuten deS Albrechtsordens betr., vom 29. April 1893. 9tr 42. Beiordnung, die Abtretung von Ärund- eigentdum zu Erbauung einer normalspurigcn Eisenbahn vom Bahnhof Reichendach über Oberreichenbach nach Mylau betr., vom lü. Mai 1893. Nr. 43. Verordnung über Abänderung der 88. 6 und 10 der Ver ordnung, die Verschmelzung der amtsthlerärzilichen und bezirkSthier- ärzilicheu Prüfung belrefiend, vom 9. März 1870, vom 20. Mai 1893. Nr. 44. Bekanntmachung, die Genehmigung der neuen Satzungen des erbländischen ritterschastlichen CrcditvereinS im Königreiche Sachsen betreffend, vom 31. Mai >893. Nr. 4b. Be kanntmachung, die Eröffnung deS Betriebes aus der normalspurigen Spreethal-Zweigeisenbahn betreffend, vom 17. Juni l893. Leipzig, den 29. Juni 1893. Der Aath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Regelung der Fuß- weg« vor der Frauenklinik in der Ltebig-Ltrahr hier sind ver- geben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aus ihren bcz. Angeboten entlassen. Leipzig, am 27. Juni 1893. r, Der Aath der Stadt Leipzig. 874. Vr. Georgt. Lichortut. Sauareal-Versteigerung. Das Areal de» früher verndt'schen Grundftü»» an Löhr'S Platz nebst dem entlang der Lührstraße davor gelegenen, der Leipziger Jmmobiliengesellschast gehörige» Streifen mit einer Frontlänge von 43,lO m an Löhr's Platz, von 10 m an der ver brochenen Ecke und von 27,65 ui an der Löhrstrah« und einem Flüchengehalt von znsammen ca. NOI am soll Dienstag, den 4. Jutt d. I» . Vormittags II Uhr im Saale der Alten Waage, Katharincnstrafte Nr. I, II. kder- geschotz, zum Verkauf« öffentlich versteigert werden. Der Versteigerungstermin wird pünetlich zur angegebenen Stund» eröffnet und die Versteigerung geschloffen werden, wenn nach drei maligem Aufruf« kein weiteret Gebot mehr erfolgt. Di« Bersteigerungsbedingungen nebst Beifügen liegen auf dem Rathhause, l. Obergeschoß, zur Einsichtnahme aus Exemplar« davon werden in der Sportelcaffe I, Raschmarkt 4tr. 2, I. Obergeschoß. Zimmer Nr «, gegen Zahlung von 1 »l abgegeben. Leipzig, den 22. Juni I8VS. , Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2781. vr. Georgs. Krumbiegel. Offene Lchutzmannsstelle. Bei der hiesigen Gemeind« ist am l. August 1893 eine mit Pensionsberechtigung verbundene Schutzmannsstell« neu zu besetzen. Gehal, 800 >«. Bekleidung,geld 90 jährlich. Geeignete Bewerber, welche gediente Militalr« sein und als solche mindestens UnterofficierSrang erlangt haben müssen, wollen Gesuch« mit Zeugnissen i« Abschrift .. längst««» «« 8. A»li ». A. hier »tnntchen. Leutzsch, am SO. I»»l 18SS. De« Gemeindevarftaud. r». u»l«g. Bekanntmachung. Tie öffentlich ausgeschriebene Herstellung eines FuhivegeS auS Cementbelon an der Westseite des Augustusplatzes hier ist vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher hierdurch aus ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, den 28. Juni 1893. Der Natv drr Stadt Lripzig. Io. 3308. 1)r. Georgi. CichoriuS. Bekanntmachung. Infolge des Hilferufs ans Lchurtdrmnhl ist unsere LtiftnngS- buchhaltcrri angewiesen, Gaben sür die Lalamitojen in Empjang zu nehmen. Leipzig, am 29. Juni 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi, Oberbürgermeister. Junck. Bekanntmachung. In der Zeit vom 3. Juni bis 1. Juli dieses JahreS gingen an freiwilligen Gaben bei uns ein: 12.55 ^ Antheil deS Herrn B. an der Kegelcasse de- Sonnabendclubs bei S., Weststraße, » —.80 - von Herrn A. H. überwiesenes Finderlohn durch das Polizeiamt, Sühne in Sachen Tr.'/.L. « » » Gr.'/.Br. 3 — 9.— 19 — 2.— 2.50 2.— 10 — durch Herrn Friedensrichter T heb u», Lcipzig-Gohlis, 60.85 ^ Sa., worüber Leipzig, den 1. Juli 1893. > Schl.'/. Hr. > B.'/. Schw. . Gr.'/.W. hierdurch dankend quittirt wird. Da» Armenamt. Hentschel. Schicker. Freiwillige Grundstücksoersteigerung. Erbtheilungshalber sollen die zum Nachlasse der Frau Amalie Friederike verehel EarlS verw. gewesene Deubel geb. Künne in Gautzsch gehörigen Grundstücke, als: 1) ». der Bauplatz Nr. 34 n des Flurbuch- sür Gautzsch, 6 Quadratruihen groß und mit 0,47 Steuereinheiten belegt, d. der Garten Nr. 94 b desselben Flurbuchs, 12 Quadrat« rntheu groß und mir 0,94 Steuereinheiten belegt, eingetragen auf Fol. 50 des Grund, und Hypotheken- buchs sür Gautzich, L) a. das Hausgrundslück mit Hosraum und Garten Nr. 33n des Flurbuchs, 9 Quadratruihen groß, mit 85,96 Steuer- einheiten belegt, b. der Garten Nr. 83 d des Flurbuchs, 5 Quadratruihen groß, mit 0,39 Steuereinheiten belegt, eingetragen auf Fol. bl des Grund- und Hypothekenbuchs für Gautzsch, beide Grundstücke, und zwar zu 1) auf 800 zu 2) auf 4500 ortSgerichtlich tarirt, auf Antrag der Erben den S. Juli 18S:i, Vormittag» 11 Uhr, im Gasthof ,.Z»i golvcnen Aue" in Gautzsch freiwillig meistbietend versteigert werden, was unter Bezugnahme aus den im vor- bezeichneten Gasthof und am hiesigen Gerichtsbrcte aushängeuden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, den 12. Juni 1893. königliche» Amtsgericht, Abth.V, Sect. 1. Kunz«. Tölling. Vach den Stichwahlen. * Noch nie, seit wir einen Reichstag haben, sind nach ReichStagSwahlcn so viel Stichwahlen nöthig gewesen, wie in diesem Jahre. Und da bei Stichwahlen die einander ani nächsten siebenden Parteien einander unterstützen, durch ilnc Führer in persönliche Berührung mit einander kommen und sich der gemeinsamen Ziele bewußt werden, so sollte man meine», daß gerade jetzt die Parteien, die im Kampfe gegen gemein same Gegner Sckulter an Schulter czestanden haben, !» recht leidlichem Verhältniß zu einander standen und in Erwägung zögen, waS sie tbun konnten, um die Arbeiten des Reichstages zu möglichst fruchtbaren zu gestalten. Allerdings haben nicht in allen Wahlkreisen dieselben Parteien einander unterstützt. Sogar in ein- und denselben Bundesstaate haben in den verschiedenen Wahlkreisen verschiedene Parteigruppirungen staltgcfundcn. Aber überall traten die Freunde einer genügenden Verstärkung unserer Wehrkraft den Gegnern der nach dem Antrag Huene abgeänderlen Militairvorlage geschlossen gegenüber und schienen dadurch den Beweis zu liefern, daß sie gewillt seien, daS Vaterland nicht nur vor äußeren Gefahren, sondern auch vor der Gefahr innerer Couflicte gemeinsam zu wahren. Aber dieser Schein bat getrogen; die gemeinsame Bekämpfung der Gegner einer ausreichenden Heeresverstärkung hat die Freunde dieser Ver stärkung einander nicht näher gebracht; kaum sind die Resultate der Stichwahlen zu übersehen, und schon beginnt der Kampf unter ihnen heftiger, als er vor den Wahlen tobte. DaS bat zum Tbeil seine» Grund darin, daß einige dieser Parteien bei den Stichwahlen weniger Mandate davongctragen haben, als sie gehofft und erwartet halten. Nun erinnern sich diese mißmutbigen Parteien nicht mehr der redlichen Unterstützung, die sie in einzelnen Wahlkreisen von den anderen Parteien erfahren haben, sondern nur noch der Bekämpfung, der sie sich in anderen Wahlkreisen von denselben Partcicn auSgesetzt sahen. Cie vergessen dabei, daß sie selbst mcht überall die gleiche Taktik befolgten und je nach Lage der Verhältnisse hier de» Candidate» derselben Partei unter stützten, die sie anderwärts bekämpften. Dieser Eifersüchtelei und dieser Gedächtnißschwäche hätte von vornherein vorgcbeugt werken können, wenn unmittelbar nach der Auslösung des vorigen Reichstag» die Minoritätsparteien ein Abkommen über gegenseitige Wabluntersti'itzunqen getroffen batten. Da das aber nicht gescheben war, so sollte auch jetzt das unnütze und verbitternde Aufstellcn von Berechnungen über die Zahl der Mandate, die man bei gleichmäßiger gegen seitiger Unterstützung hätte erlangen können, schweigen. Diese Gleichmäßigkeit war eben nicht möglich, weil man sich in allen Lagern „sreieHand" vorbehielt. Und wo man selbst „freihändig" vorging, um möglichst viel Mandate zu erobern, da sollte man nicht so thöricht und ungerecht sein, Anderen «iorn Vorwurf daran« zu machen, daß sie nicht auf jeden Versuch eines Erfolges verzichteten, wo eine andere patriotische Partei mit dem Ansprüche aus ein Mandat hervorlrat. Am allerletzten bat die Kreuzzeitungspartei, die am liebsten den Wablfeldzug zu einem Kreuzzuge gegen die National- liberalen gemacht bätte, eine Berechtigung, dieser Partei es zu verargen, daß sic nickt überall, wo Herr v. Hammerstcin und seine Freunde ein Mandat sür sich zu beanspruchen ge ruhten, unter Verzicht auf jede eigene Candidatur für den hochconservativen Bewerber ins Feuer gingen. I» Sacken des Hucne'sche» Coiiipromisics über die Militairvorlage waren die Rationailiberalcn sicherer, als die Herren von der Farbe Haluinersleiiis, und waö die selbstlose Hingabe an daS Vater land betrifft, so kann sich jeder Nalionallibcralc mit den Herren von der KreuzzeitungSpanei messen, die schon oft genug bewiesen hat, daß sie das Wohl des Vaterlandes mit ihrem eigenen verwechselt. Aber der Groll dieser Partei hat noch einen anderen Grund. Nicht nur der unerwartet geringe eigene Erfolg schmerzt kiese Unzufriedenen, sondern auch die Sckwäckung des Cculrum s. Der neue ReickSlag, so wenig er die Möglich keit einer liberale» Majoritälögruppiruug gewährt, gestattet doch auch nur für einzelne Fälle die Bildung einer Mebrbeit, welche die gemäßigt-liberalen Errungenschaften der ersten 10 Jabre nach der Wiedei aufrichtung deS Reiches mit dem Besen auSkchrc» könnte. TaSEcnlrum, so demokratisch cS unter seiner- jetzigen Führung sich zeigt, würde bei rechter Geberlaune der verbündeten Regierungen und besonders der preußischen Regierung nickt nur dem Antrag Huene zustimmcn, sondern auch der äußerste» Rechten zu jeder RückwärlSrcvitiruug der deutschen Gesetzgebung willigst die Hand bieten. Und nun ist dieses Centrum so geschwächt, daß es zu einer conservativ- klerikalcn Majoritäiöbildung nicht zurcichl! Und daö haben die schnöde» Mittelparteien, die Natioualliberalen, die Frei- cvnservativen und sogar hier und da Leute verschuldet, die sich deutschconservativ nennen und trotzdem die Keckheit haben, nicht kreuzzeitungSconservativ zu sein! Natürlich schallt eS auS dem Walde wieder, wie man hineinruft. Gerade da, wo die Mittelparteien einen Man» von der Farbe der „Kreuzzeitung" als das kleinere Uebel betrachtet und unterstützt haben, ist man nickt im Geringsten geneigt, sich einen absprechenden Vergleich mit dem Centrum und die Bezeichnung als größeres Uebel gefallen z» lassen. Eine solche Unterstützung von gemäßigt-liberaler Seite war der größte und schlagendste Beweis wahrhaft liberaler Gesinnungöart, die nicht nach der Schablone, sondern nach den Verhältnissen sich entscheidet, und gerade da denkt man am wenigsten daran, sich einer Anmaßung zu beugen, die auf nichts sich stützen kann, als auf ihre Ueberschäyung. Kommen im Reichstage selbst diese schroffen Partei gegensätze ebenso zum Ausdruck, wie vor seinem Zusammen tritt in einem großen Tbeile der eingesckworenen Parteipresse, so gehen wir den stürmischsten und fruchtloseste» Debatten entgegen. Sie zu mäßigen und einigermaßen fruchtbar z» macken, sind hauptsächlich diejenigen neuen Parlamentarier berufen, die sich nicht von vornherein auf eine bestimmte Part eidoctrin eingeschworen b aben und ihr Mandat einer Parteicoalilion verdanken. Sie haben fast Alle gegen den FractionslerroriSmuS sich erklärt. Sie können diese Erklärung am besten dadurch bewabrheitcn, daß sie gegen die Fractionsverhetzung aus- trelen und sich kräftigst bemühen, die Debatten aus rein sachlichen Boden zurünzuführen. Sie werden, wenn sie An schluß an die Mittelparteien suchen, am sichersten Unter stützung in dieser Bestrebung finden, denn uicbr als je sink im neuen Reichstage die Mittelparteien darauf bingewieseu, die ruhige politische Vernunft gegen daS leidenschaftliche Wollen extremer Richtungen zur Geltung zu bringen. Aber auch das redlichste Bcmübcu der neuen, der FractiouSpartci und Fractionsverhetzung abholden Parlamen tarier wird fruchtlos bleibe», wenn die verbündeten Negierungen und der Reichskanzler es nicht verstehen, den neuen Reichstag zu nehmen, wie er ist, und linderndes Oel zu gießen auf diese sturmbewegte See. Der neue Reichs tag iit schwerer zu regieren als der alte. Herr vo» Ben nigsen bat es vorauSgesagk Er predigte tauben Ohren, weil Graf Caprivi sein Oel auf daS Cenlrum goß. Jetzt hat er es zu verrheilen — hier einen Tropfen, da einen Tropfen. Versteht er daS nicht, so gesellt sieb zu dem Fehler, den er in der Behandlung deS alte» Reichstags gemacht, ein neuer, schwererer, der eur ganz anderes Opfer als den Reichstag fordern wird. Deutsche- Reich. * Leipzig, l. Juli. Es sei un« gestaltet, die Aufmerk samkeit der weiten, dabei interessirten Kreise aus ein soeben (Leipzig. Verlag von Wilkelm Engclmann) erschienenes Schrijicken biiizulcnkcn: Die Steifung der höheren Techniker in der SlaatSeisen babnvcrwaltung von einem Fachmann (Entgegnung aus die Schrift des Geheimen Ober-NcgieruiigSratbS Ulrich). Vom Minister Thielen wurde Ende vorigen JahreS eine Commission niedergeseht, die einen Plan sür eine bessere Ausbildung der höheren Eisen- badiibcamten, sowohl der administrativen, wie der leck nischen, auöarbciten sollte. Einer zweiten Commission wurde die Frage der Neuorganisation der Eisenbabn- verwaltung zur Bearbeitung überwiesen. Die Berathiingen sollen nun zu Ende geführt und die Vorschläge höheren OriS zur Vorlage gebracht sein. Da« Schriftchen behandelt ein vielerörtertes Tbema und vertkeidigt die berechtigten Ansprüche der höheren Techniker aus stärkere Theilnabme an der Slaatscisenbaknverwaltiing gegenüber dem juristischen Element mit beachtcnSwerlhen Gründen. ss. Berlin, l. Juli. In Altbayern, besonder- in Niederbayern, scheint die Bauernbündler-Bewegung in der Agitation sür die LandtagSwahlen noch starker werden zu wollen, als in der ReickStagSwahlcampagne. Die CentrumSführer Frhr. v. Soden, Orterer und Daller sind, wie schon berichtet worden, dieser Tage in einer Versamm lung zu Moosburg von ihren Bauern ausgesucht schlecht be handelt worden. Dem als kenntnißreicher Parlamentarier und hervorragender Landwirth ausgezeichneten Frhrn. v. Soden ist ein Gastwirth, Herrn vr. Orterer ein Bauer als Gegen candidat geaeuüberarstellt worden. Der letztgenannte überaus strebsame Politiker, der sich in richtiger Voraus sicht der kommenden Dinge von der RcichötagSwahl zurück gezogen und eine Candidatur für die Nationalvertretuiig äbgelcbnt batte, hat sich also zu früh wieder hervorgcwagk. Zu verwundern von dem klugen und noch jungen Herrn, der das Abläufen der bauernbündlerischen Wogen ruhig hätte ab- warten können. Dem „Niederbayerischen Bauernbund" ist doch der ephemere Charakter scharf genug ausgeprägt. Sei» Programm zeigt eine Unklarheit und Verworrenheit, die an die besten Zeilen deutscher politischer Unreife erinnern. Die Bachmeyer und die Huber fordern Dinge, die sie zuerst ver fluchen werde», wenn sie in die Welt der Thatsacken treten sollten. Aufgehetzl gegen daS mobile Capital, die „Muncbcner Banken", verlangen sie progressive Steuern, ohne zu wissen, daß die gerade in Niedcrbaycrn noch hausenden Groß bauern von der progressiven Steuer recht empfindlich an- gcsaßt werden würden. Sie fordern — um die Gemeinde von der Schullast zu befreien — die Verstaatlichung der Schule, obne zu bedenke», daß nach Erfüllung diese- Ver langens die vielfach geübte Nachsicht hinsichtlich deS Schul besuchs der Kinder aufhörcn und die von nicdcrbayerischen LandtagSabgeordiicten ost und stürmisch verlangte Auf hebung des sicbcnlen Schuljahres dann noch weniger hcrbeizufilhrcn sein würde, als unter Len gegenwärtigen Umständen. Die Daucrnbüudler geben sich sodann als ausgesprochene Gegner des Reiches — sie haben vr. Cigl in den Reichstag geschickt — und verlangen gleichwohl die Aushebung der bayerischen Gesandtschaften! Es fehlt nur noch die Republik mit dem Pr>nz-Negeitlcii an der Spitze. Mit solchen Wirrlöpfeu wird das Centrum oder eine andere Partei balo fertig werden. Lehrreich ist eS aber, zu sebeu, wie die Bevölkerung dieser ultramontancu Domaine zurück geblieben ist, und spaßhaft, zu beobachten, wie der geflissent lich verdummende UltramontaniömuS jetzt selbst ein klein wenig mehr politisches Vcrsläudniß bei seinen Zöglingen vorsinden möchte. * Berlin, 1. Juli. Zur Frage der gesetzlichen Fest legung der zweijährigen Dienstzeit schreiben niedrere Blätter officiös: „Nur doctriuärer Eigensinn, der sich gewöhnt Kälte, die Regierung als Feindin zu betrachten, könnte an der ehrlichen Absicht zweifeln, daß die zweijährige Dienstzeit aus die Dauer durchgcfübrt werden soll. Es wäre doch eine ganz neue, irrer guten Tradition widersprechende Erscheinung, daß in dem deutschen uud preußischen Heere bedeutende organisatorische Neuerungen eiligesübrt würden mit dem stillen Hintergedanken, sie je eker desto lieber wieder über den Hausen zu werfen. Wenn aber selbst ein Mann wie Doctor Lieber, der „General >.. blauen Husaren" und demokratische Verlhcidigcr der VolkSrechte, an erkennen muß, daß es unbillig wäre, von den vcrbüiu.>.ren Regierungen ein Zugeständniß auf unbeschränkte Dauer gegen Einräumung der Bedingungen dafür ans Zeit zu verlangen, so werden sich wohl auch die Liberalen zufrieden geben können, die in der Hauptsache, der Vermehrung der Friedensstärke, Beschleunigung der Mobilmachung rc. an die Seite der Negierung getreten sind oder treten wollen. Für die unbefristete Festsetzung der zweijährigen Dienstzeit gicbt eS nur einen Weg, denselben, den der Abg. von Bennigsen, vorschlug, nämlich, daß die zweijährige Dienstzeit so lange gesetzlich vcrhürgt werden soll, als die neue Friedens- stärke des Heeres nicht herabgesetzt wird. Gerade in der Andeutung des Reichskanzlers, daß die verbündeten Ne gierungen dicjen Weg. wenn ihm der Neickötag den Vorzug gcbe.^sür gangbar halten würden, liegt ein klarer Beweis, daß die Sorge, in welcher Form die Erleichterung der persönlichen Dienstlajt zu sichern sei, im Grunde gegenstandslos ist. Weiter können die verbündeten Regierungen gar nicht gehen und sie werden es nicht thun. Man lasse also das Handeln um einen besonderen „Preis" ruhen und strebe ohne neuen Streit ui» Nebensragen dem großen. Allen gemeinsamen Preise zu, der Sickerung der Zukunft des Reichs, die in der Verstärkung der nationalen Wehrkraft liegt." sitz. Berlin, t. Juli. (Privat-Tclegramm ) CultuS- minister Bosse war heute zum Vortrag beim Kaiser be fohlen, um über die gegen die Cholera getroffenen Vor kehrungen zu berichten. Hieran schloß sich uni 2 Uhr eine Sitzung des Staatsministeriums. — Berlin, I. Juli. (Telegramm.) Hirsch'S Tele- graphenburcau meldet, es sei zur Zeit noch zweifelhaft, ob der Kaiser in diesem Jahre eine llcordlandsfahrt unter nehmen wird: keineswegs werde ein bestimmter Entschluß gefaßt werden, bis die Entscheidung über die Militair- vorlagc gefallen ist. V. Berlin, 1. Juli. (Telegramm.) Der Landtags- sckluß erfolgt dem Vernehmen nach am 5. Juli Nachmittags 3 Uhr im weißen Saale durch den Kaiser. Berlin, I. Juli. (Telegramm.) Gegenüber der Menge von irrige» Meldungen, welche in der Presse über den Gang und Verlauf der handelspolitischen Ver handlungen zwischen Deutschland und Rußland im Umlauf sind, stellt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgende Thalsachen richtig: Die deutsche Negierung hat auf die russische Anregung einer handelspolitischen Verständigung hin von Anfang an den handelspolitischen Staudpunct ver treten, daß, wie dies auch vom StaatSsecretair deS auswär tigen Amte- im Reichstage wiederholt dargelegt wurde, eine Herabsetzung des russischen Zolltarifs bezüglich der meisten deutschen Exportartikel die nothweodige Voraus setzung sür die Gewährung deS deutschen Conventional- larifS an Rußland bilde. Sie hat dementsprechend der russischen Regierung auf deren Wunsch im März dieses JahreS eine Liste der dicSseit» geforderten Zollcrmäßigungen übermittelt. In der im April diese« JahreS ergangenen russischen Antwort wurden einzelne dieser Forderungen bewilligt, andere abgelehnt und bezüglich einer Reihe von Positionen zwar Herabsetzung de» russischen Zoll tarifs angeboten, jedoch in erheblich geringerem Um fange, als diesseits gefordert worden war. Die Mitte Juni übergeben, deutsche Antwort bat diese Gegenvor schläge als nicht »»«reichend bezeichn«», um ei» Arqui»
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