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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188905013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-01
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1889
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/ V. r Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. lir»«1i«> »nd Lrpediti»» g»h«»»»«,asie 8. rPrkch-»ndr>» der Aedartioi»: Bormittag» 10—12 Uhr. Nachmiilag» ö—6 Uhr. »d» »I« »«n^et«»ZNn «t-onikr^,, m»l »ch «»»»tz»» der für 9«, nächfts«l,e,9« «»»»er 9«M»»ten Insrr«tr «n w»ch«8t«>»» «S » Uhr Nachmttt«,». «» G««N» ««9 Keftta»«« früh »>«'/,» Utr. 2» de» Fltialen für Ins.-Annahmr; Mntzer Tageblalt Anzeiger. Abonnementtprei» vierteljährlich 1'/, Lik. lacl. Bringerloyn b Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilagen (in TaqedlatttFormat gesülzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrille» laut uns. PreiSverzeichuib. Tabellarischer mZissernsatz nach hüyenn Tarts. Nrclamrn »ater dem Redaktion «strich die 4gelpalt. Zelle 50PI„ vor den Ja milie »nach richte» die Sgespaltene geile 40 Ps. ktt» Rle»«. UniverslttlUstraßr 1. S«ui» Lösche. K»th«rtne»ftr. 23 p,rt. und »talgsplatz 7, nur bl« ',,S Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Inserate sind stets aa die Zvrpeomon zu sende«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasnuwvriuido oder Lurch Post- aachnahme. 121. Mittwoch den 1. Mai 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vekannlmachunz. Da» Königliche Ministerium dcS Innern hat mit Rücksicht auf di« «folgt« Bereinigung der Gemeinde Reudnitz mit der Slodt Leipzig gemäß tz. 46 Absatz ,1 de« Gesetze» vom 15. August 1855. betreffend di« Berichtigung von Wasserläufen, an Stell« der mitunterzeichneten Königlichen AmtShauptinann- schast den Rath der Stadt Leipzig mit der Aufstchl-sührung über die auf Grund de» voin Königlichen Ministerium de» Innern unterm 16. September 1871 fesigcstelltcn Plan« erfolgte Berichtigung der Rietzscbke in dem ganzen die Fluren von Reudnitz, BolkmarSdors. Nenschöneseld und Neustadt bei Leipzig berührenden Umfange der Anlage mit Auftrag versehen. Leipzig, am 2tz. April 1889. Die Königliche Der Rath AmtStzaüptxeannschaft. der Ltadt Leipzig. Id. 1929. Lr.Platzmann. I)r. Gcorgi. Rüling. JabrikenKlmig. Auf Grund eintr Generalverordnung IV. 390 der König« l chen Kreishauptmannschast Leipzig vom 27. December 1882 ist auch am I. Mai diese- Jahre- eine Fabriken« Zahlung »»rznnehueeu und nach einer Beiordnung de» Königlichen Ministerium» de» Innern vom 6. December 1883 auf diejenigen Gewerbe»»,ternchmer zu erstrecken, welche 1) in ihren Gewcrbeanlagen mindesten» 10 Arbeiter be schäftigen, oder 2) Dampfkessel verwenden, oder 3) mit Wind-, Wasser-, Ga»- oder Heißluftmaschinen betrieb arbeiten, oder 4) nach tz. 16 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonder« Genehmigung unterliegen. Wir haben allen un» bekannlen Gewerbetreibenden dieser Art Fragebogen zusertisen lasten mit der Veranlassung, die selben spätesten» bi» zum 6. Mai diese» Jahre» an unser statistische» Amt zurückgelangen zu lasten. Diejenigen hiesigen Gewerbetreibenden der genannten Art, welche noch igchl in de,, Besitz von Fragebogen gelangten, wollen dieselben bi» zum 1. Mai in unserem statistischen Amte (Stadthau». Obstmarkt 3. III.) abholen lasten. Leipzig, den 26. April 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ho. 574/89 8t. X. I-. vr. Georgi. vr. Haste. Bekanntmachung. Die Anfertigung und Ausstellung von 760 lausende Meter Holzbarrtören längs der von der StaatSbahn-Brrwaltiing bei Lößnig hochgelegten Strecke der alten Bornaischen Straße soll an einen ober mehrere Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liege» in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 14, au- und können da'elbst eingesehcn oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Holjbarrtörea an der Bornaischen Strafte bei verleben ebendaselbst und zwar *b » zum S. Mai diese- Jahre-, Nachmittag» 5 Uhr, einz»reichcli. - Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche An gebote abzulehnen. Leipzig, den 28. April 1889. Id 2030 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Riiling. Bekanntmachung. Die Herstellung verschieben« Fußwegübergänge Schlackengußsteinen soll an einen Unternehmer in Accorl dünge» werbe». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau'Berwalluug. Rathhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au» und könne» daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Anftweg Uebergeknge" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 15. Mai d». I»., Nachmittag» 5 Uhr einzureichc». Der Rath bcbält sich die Auswahl unter den Bietern, die Theilung der Arbeiten, sowie das Recht vor, sämmtliche An gebote abzulehnen. Leipzig, den 16. April 1889 De- Rath- der Stadt Leipzig Straftcnbau-Deputation. Die Leuchtkraft des städtische» Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 22. hi- za« 28. April dsS. I- im Argand- drenner bei 2.5 Millimeter Druck und t50 Litern stünd lichem Consum da» 18,1 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.442. Leipzig, am 30. April 1889. De- Rath- Depatation zu de» Ga»a»ftaltr«. Vtr-inaung. Die »um V«ftha»»nrn»«» „s dem Postgrundstacke»» W»rz»n Sa.) «st Zweite Ktälitiseke kortdildmiKS- sekule kttr Lnaben. vl« ^aaieletnau »eu «tutretsudrr 8«d»l«r stndel blonu^, de» 29. Xpril, di» Oonv«rat»<x, den 2. tl»> d D, Vor- mniax, rau 10—1 Udr und kkocdwitiaz-» von 4—6 vkr »talv, und rvear am 29. und 30. Xprll »olek« au» diesizzeo kledvleu, am I. und 2. lll»i der von »u»«e»rl» komwsodeo Xuch dar »ur selben 2«It di« Adeaelelai»» d«r lu »»der« l-«>p»lr«r 8«dal«n Übertretend«» «der n»ed »»svlrt» v«r- rl«keod«o 8ek>II«r »u erfolgen. vslpohr, den 7. Xpril 1889.Oe. 8t««r1. von ccord vcr- (l 1. vor»«, L^ufer^ orderlichen 431 200 viaueriir»«!, 12 950 r«i»e Ver»lel«d»ie-«l 26850 »r-ßL 1989 KI ««»ronnter st»lL 60 t V»rtlan»-Te»k«t, 100 cdm »efiebttt Md»erft»»t sole» »m Wege de» Iffenkltcheu Anaebot» »tr»drn »erde». Aodtrtlliist». »ob riueführ«»ß»->8eblt>gvn,e» hege, lm >mt»- zimmer Nr 230 de» P«stb«,ratl>» Gchmeddi»», H«^ll»ostarbäude, Emaanq Postßr«fte. Mt <l»sicht »»» d«d N«imt beseibst gegen 50 ^ bezöge» »«de». Die Äagebotr stob »«lktzlosten und Mit ein« de» Inhalt kenv- ^chneabbn „sschrtst vrtsqen »i» ,»« »7»»« 9« 2-.. «ttidg» I» Atz» «d de» «en,»«te, fr<1«s,r» elniiill-llde», l, beste» «MI«, zimmrr zur dezelchoete» Stund« die Eröffnung der eingegaogeneu «NHMvi» «» Oeg^»»tsi det «Mi erschssaene» »kt« st°t,fl«V«» chlrd. «. de, «. V»er^»dirert.r. Witter. 5or1bildnngsschnle M Sahlis. Die Aiiiueldungen zum Besuche der Fortbildungsschule baden rechtzeitig zu gescheht». FortbildungSschüler, welche sich nicht binnen 8 Tagen nach ihrem Eintritte in den Oki»verband bei der Schul- dire tion ongemeldet haben, werden mit einer Strafe b>» zu 10 >4 belegt. — Eben!» werden Dienstherrschaften. Lehrherren und Arbeit geber mit 10, in AiederholuneMlleii n»t 20 bez. 30 >1 bestraft, wenn sie Unterlasten haben, ihre Lehrlinge, Diener und Arbeiter zu rechtzeitiger Amueldung und regelmäßigem Schulbesuche onzuhalten. Solche» wird aus Grund von tz. 19 der Localschulordnung hlerm» bekannt gemacht. Sahli», den 30. Sprll 1889. Der Tch»ld«rftan9. vr. Hasse. Die allgemeinen Wahlen in Frankreich. Der Tag für die allgemeinen Wahlen in Frankreich ist nuuiiiehr auf den 22. September festgesetzt und damit da» Zeichen zum Beginn der Wahlbewegung gegeben. Seit dem Bestehen der Republik de» 4. September 1870 ist die Ent scheidung durch die Wahlen noch nicht von gleicher Bedeutung gewesen, und alle Parteien werden vom 22. September an einen neuen Abschnitt der französischen Enlwickcluiia rechne». Durch die letzte» Wahlen war da» Vertraue» aus die Lebr»-- sähigkeit der republikanischen StaatSsorm schon schwer «r- fchütlert worden; daö starke Anwachsen der Anhänger der Monarchie unter den Abgeordneten enthielt die Warnung für die Republikaner, ihre Streitigkeiten bkizulegen und endlich einmal eine au» ihrer Mitte hervorgegangene Regierung cbrlich und dauernd zu unterstütze», so daß die republikanischen Wähler Vertrauen zu der von ihnen vertretenen SlaatS- sorm gewinnen konnten. Aber diese Warnung war ver, gebijch, sie wurde von den streitenden- Grup rn der N'publikaner in den Wind geschlagen, und r« begann die Periode de» Skandal», welchem endlich der Präsident Grevy weiche» mußte. Nebenher ging die Verfolgung der Prälen- kenlen unter gleichzeitiger Großziebung eine» neuen An wärter» aus die persönliche Gewalt, und nur einmal während dieser ganze» trostlosen Zeit ermannten sich die Republikaner zu einer gemeinsamen Anstrengung mit der Wahl Earnol'o zum Präsidenten der Republik Ilniniltclbar nach diesem fluchtigen Anistickern erlosch die Flamme der Einigkeit wieker, und cs begann der zwecklose Wetlkamps zwischen der Negierung und Boulanger. Nach einem miß lungenen Versuch des Ministeriums Tirard, lebczissäbige Zu stände anszurichken, trat Floquet an die Spitze dcS EabinelS, um nach clfmonatigcr Regierung womöglich noch schlechter abzuschließen als sein Vorgänger, und erst nach diesen Er fahrungen fand sich in Eonstans ei» Mann, welcher de» Math hatte, gegen Boulanger thatkräslib vorzugehen. Daß er hierbei Mißgriffe und Ungeschicklichkeiten beging und sich sogar geiiölhigt sah, das Recht zu beuge», um seinen Zweck zu er reichen, ist eine Thalsache. welche vielen in gleicher Weise be findlichen Männern zur Last fällt, er hielt daran fest, daß sich die Republik einem ehrgeizigen Ränkeschmied gegenüber in der Noihwcbr befinde und in der Wabl der Mittel zu dessen Bekämpfung »nd Unschädlichmachung nicht allzu wählerisch zu fein braucht. Der Erfolg hat seine Anssassung der Sachlage bisher als richtig bejiäligt, die Niederlage Boulanger'» scheint durch »eine Flucht entschieden. Jetzt handelt cs sich darum, die öffentliche Meinung durch die Führung des Beweise- hochverrälberischer Handlungen Boulanger'S zufrieden zu stellen, und daS wird vermuthlich schwer halten, denn die Haussuchungen zur Ermiltelung den Angeklagten übersührenter Schriftstücke werden »och immer fortgesetzt, obwohl die Untersnchnng schon säst drei Woche» währt. Die Hcrbcischasfung des nötbigen Materials zur Berurtheilung ist Sache des Scnalsgerichtsbofcs, die Ent scheidung war bereit» an dem Tag- gefällt, an welchem die gerichtliche Verfolgung Bonlange?- durch die Kammer ge nehmigt wurde, und da» geschah am 4. April. Aber wenn auch cm wirklich überzeugender Beweis mißlingt, so ändert da» die Sachlage nur wenig, worauf es aiikommt, ist, daß Boulanger gesetzlich verhindert war, als Hauptcanvidat bei den Wahlen am 22. Sepleniber aufzulrelen. Ein beS Wahl rechts verlustig gegangener Candikat wird so leicht nicht gewählt, und wenn die Wähler ihm auch noch so gewogen sink, kenn die Wahlhandlung kann niemals die Schranken de» Gesetzes durchbrechen, sonst wird sie zur revolulionairen Handlung und bebt dadurch die ihr zukommende Wirkung selbst auf. An diesem inneren Widerspruch muß die Bon langer betreffende Bewegung notbwendia zu Grunde gehen und e» ist ganz gleichgiltig, welche Zukunft die Anhänger Boulanger'- seiner Sache Vorhersagen. Heute giebt eS für Boulanger nur noch einen Weg, um zur Macht zu gelangen, und da- ist die Gewalt, welche nur einen Richter anerkpint, den Erfolg. Es lieg! ja unzweisel hast auch etwa» Gewaltsame» in dem Vorgehen ter Re gierung gegen Boulanger, die Einsetzuna de» SenatSgerichtS- Hose« läßt sich vom Standpunkt de» Recht» au« nicht »echt fertigen. Die Sach« gehört vor die ordentlichen G richte, die Einsetzung eii e» durch Feinde de» Anaellagten gebildeten Ge richt» ist «>«r ein« umfchteibung der Thalsache, daß Boulanget von Denen, die ihn verderben wollen» bereit» gerichtet ist. Da» Verschwinden Boulanger'» au« dem Reiche der Wahl- candiWten »erleifft den Wahlen vom 22. September ihr Ge präge. es nöthiat die Wähler, welche an dem Grundsatz, vir Retzubltt zu beseitigen, srsthaiten, nach »ine« Ersatz Umschau ru halten, und dieser würde nnr in einem hervorragenden Anhänger BoulaNgsr'» gesunden »erdell können. DdraNs hat die Regierung bereit» Rücksicht genommen, al< sie die Ai klage auf den Grasen Dillon ausdshat«, sie wird «' diese, vejiehung »ielleicht noch weiter gehen NN» „Ni die sämmtlicken Mitglied«» d«» Vonlangrr-Auslchussl Anklage stellen, gleichviel »d ein Tbeil d«tselden Ptoeeß gegen die Leiter der PalrioteNlizd schön herdorgegange, stad, oder vielleicht gerade Seihalb Lonlanger wird b«t de« Wahlen vo« 22. Schicksal der au» Frankreich Verbannten Prätendenten theilen, welche ebenfalls nicht wählbar sino. Dadurch sind sie un schädlich gemacht, sofern sie nicht zur Gewalt greisen. Ans welche Kräfte soll sich aber Boulanger stützen, fall- er de» abenteuerlichen Gedanken eine- Staatsstreiche- hegen sollte? Die Zeit, die etwa sUr einen solchen geeignet gewesen wäre, Hit er unbenutzt verstreichen lasten, zu diesem verzweifelte» Mittel bätte er greisen können, als er noch in Paris war. AuS Brüssel ausgewiesen und als Asyl suchender Flüchtling in London hat er keine Aussicht mehr, aus diesem Wege zur Gewalt zu gelangen, und seine Mittheilungen Uber die Politik, welche er als Staatsoberhaupt Frankreichs befolgen würde, sind bodenlos. Nachdem Boulgnger abgethan ist, muß die französische Regierung naturgemäß alle ihre Anstrengungen daraus richten, durch die Wahlen die republikanische StaalS- form ausS Neue zu befestigen. Al» nicht zn verachtende Handhabe dielen sich zu diesem Zweck die wieder hergestellle» Bezirk-Wahlen dar. aber diese schützen nicht davor, vaß wieeer da» alte Nebel der Cliquenwirthschast an die Stelle ver Be- sorgniß vor einem Machthaber tritt. Bei der Beschafsenbeit der französischen Zustände ist die Gefahr stet» gegenwärtig, daß die Unschädlichmachung eine» Prätendenten oder sonstige» ehrgeizigen Streber» nickt 0er Gesammtheit der Staatsbürger, sondern einer geringen Anzahl von Personen zu Gute kommt, welche die Macht unter sich theilen »nd geyen Jede», der etwa die Kühnheit haben sollte, diesen Zanberring zu dnrchbreche». zusammenzusteben. Darin berubte die Bedeutung Boulanger's. daß er die Befreiung von dem Druck der Oligarchen in Aus sicht stellt. Die Wähler fragten nicht darnach, ob sie viel leicht aus dem Regen in die Traufe kommen würden; e« ge nügte ihnen vorläufig, den Einfluß der Opportunisten zu brechen, da- Uebrige würde sich dann schon finden, so hofften sie. Aber gegenwärtig sind die Opportunisten wieder stark an der Arbeit, ibr früheres Uebergewickt bei Bestimmung der Geschicke Frankreichs wieder herzustcllen, und aller Voraussicht nach werten sie diese Arbeit nicht vergeblich Ihu». Wenn Boulanger aus der Zahl der Wahlcandidaten ausscheidet, dann sind die Opportunisten wieder Herren der Lage, und daß sie diese günstige Stellung nicht unbenutzt tasten werde», dafür bürgt ibre Vergangenheit. „Bon der Ausstellung z» den Wahlen!" so lanlek jetzt ihre Parole, und daS Ergebniß wirb tie Rückkehr z» den allen Zuständen sein, deren Ui: Haltbarkeit seit >8 Jahren erwiesen ist. * Leipzig, 1. Mai. . * Dem Vernehmen nach ist deutscherseit» gleich nach Er vfsnung der Samoaconferenz Ver Antrag auf vorläufige Geheimhaltung der Verhandlungen gestellt und gewiß auch zum Beschluß erhoben worden. Was also über das Thema der Eonserenzverdandlungen in der Tagespreste etwa mit- getheilt werde» sollte, würde auf Aulhenticilät keinen Anspruch erheben können. Bezüglich derEonferenzauSsichte» ver lautet osstciöS, daß dieselben nach dem Eintreffen der fremden Delegirten sich wesentlich günstiger gestaltet haben, als dies noch kurze Zeit vorher, speciell im Hinblick aus Amerika, den Anschein halte — eine Wendung, welche gewiß von allen denjenigen, denen der Fortbestand und die Weiterentwickelnng ver länger als hundertjährigen Freundschask zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volke am Herzen liegt, nach Gebühr gewürdigt werden und höchsten» den Herr» Eugen Richter mit aufrichtigem Beileid erfüllen wird, aus dessen Informationen hin die anläßlich der Samoasrage in einem Tlieile der amerikanischen Presse betriebene Hetze gegen den Reichskanzler inscemrt worden ist. * Der „Deutsche ReichSanzeiger* veröffentlicht folgende bereit- kurz erwähnte Ordre: Se. Majestät der Kaiser haben unter dem 27. d. M. folgende allerhöchste Eabiiiels-Orvre erlasten: Aus Ibren Vortrag bestimme Ich. vaß die StaatS- secrrtaire de« Auswärtige» AmlS, des ReichsamtS des In neren, des RcichS-Iustizamts, des Reichs-Schatzamt-, deS Reichs PostamtS und des Reichs-MarineamtS für b,e Dauer ihre» Amts das Prädicat Epcellcnz führen sollen. Wartburg, den 27 April 1889. Wilhelm l. k. An den Reichskanzler. von BiSmarck. " Die sterbliche Hülle de» Abgeordnete» Ministers a. D. von Bernnth wurde am Sonntag aus dem Mattbäi- Kirchhof zu Berlin beerdigt. Zur Tranerfeier ini Hause des Verewigten hatten sich außer einer stattlichen Anzahl von Parlamentariern der Rechten und Linke» die Ehes» der NeichSämter und die Mitglieder des Staalsininisteriums säst vollzählig, mehrere Buiide-ratbsbevollmächligle, zahlreiche Ossiciere, die ersten Vertreter des Handels- uno Kausinanns- standeS u. s. w. eingesundcn. D'r Prediger, l»r. Müllen- siessen, wie» in seiner vortrefflichen, ergreifenden Trauerrede mit Recht daraus hin, baß eine so glänzende Schaar von Freunden dieser ernsten Feier zugleich auch den Ebarakter eine» erhebende» Todtenscstes verleihe; und er sprach allen Zuhörern an- dem Herzen, als er die schlickte Leulsel gkeil des sorgsamen Familienvorstande- und pstichteisrige» Staats mannes rühmte, der nur in unbewußter Bornedmheit seine» Adel bewährte und durch diese die Zudringlichen abwebrte, während er sonst in menschlicher Nächstenliebe und stets »eiteren LebenSmutbe« mit Hoch und Niedrig gleich oste» und rei verkehrte. Den Sarg de» unvergeßlichen Freundes chmücklrn unzählbare Blumenspenden. Die national- liberalen Fractionsgenosten soivokst, wie das Cciilrcilmadl comitä der Partei hatten prächtige Lorbeerkränze mit Blumen und Widmungs chleisen nieverlcgen lasten. * Der Kaiser Ftanz Joses empfing am Montag de» rumänischen Ge andten VacareSco. welcher ein eigenhändiges Schreiben de» König» von Rumänien überreichte, das die Prorlamirung de» Prinzen Ferdinand von Hoheiizollern zum Thronfolger Von Rumänien »otisicirt. * In Prag wurde am Sonntag, wie bereits kurz er wähnt, einstimmig beschlosten, de» Eom Promißvorschlag de» Fürste» Schwarzenberg abzulchnen. Diese» Er- gedttig stand ln, Gegensatz zn dem noch vorgestern Abend» in einer Vorbesprechung bei Baron Aeyrenlhal gefaßten Be- die angebotenen sünszeb» Mandate unter Vorbehalt »errintritte» der Abgeordneten der deutsche» Ctadt- >emeinden anzunebmen. Die nunmehr beschlossene ist daraus zurückzusübren. daß da» feudale Wilst en« frllb nicht allein den unbedingten Eintritt der ale» Großgrundbesitzer in den Landtag forderte, ch «och die Angabe einer bestimmlen Frist ver- nen wrtcher die liberalen Großgrundbesitzer ihre Erklärung hinsichllich de» unbldingten Eintrilte« in denLandtag abgeben solllen. M>t dieser Fristbestimmung Woille» die Feu dale» sich rechtzeitig die Aetionsfreihcit vor den Wahlen wahren, damit die de» Deutschliberalen aiigebotenen Mandate, fall» dieselbe» schließlich nicht auSgeübt würden, der sendalen Partei nicht verloren geben und im Landtag unbesetzt blieben. Der. wie eS jetzt scheint, niemals ernst gemeinte neueste Aus-, gleichsversuch ist somit wieder gescheitert. * Die Erstürmung der Düppeler Schanzen ist in Dänemark Gegenstand von Gedächtnißseiern gewesen, bei denen einige Reden gebalten wurden, welche zeigen, daß auch in Dänemark die (sbauvinisten »och nicht ansgestorben sind. In Kopeiibagen z. B. schloß aus dem Garnison» »>rcb- lwse, wo der König, die Prinzen uno die Vertrct r von Heer und Flolte aus die Gräber der Gefallenen Kränze niedcr- leglen, Propst Fransen in Gegenwart deS Königs, der Minister, aller bobe» Ojstcierc und sonstige» Wüidenträger seine An- spräche mit de» Worten: „Gebe Gott, daß ein Ostern »ach dem Eharsreitage sltr da« dänische Volk kommen und unsere Hoffnung erfüllt werden möge, daß da- Getrennte sich wieder zusammensüge." * Eine in Athen staltqehabte Volksversammlung sprach sich für die Wahl des Erzbischof- von Korinth zum Metro politen von Athen au- und ernannte eine Eonimissiv». welche bei der Synode und der Regierung die dazu geeigneten Schritte lhiin soll. * Der deutsche Gesandte in Belgrad, Gras Br ah, wird nächste» Donnerstag den Regenten sein neues Beglaubigungs schreiben überreichen. * Die parlamentarische Arbeit wird von der italieni schen Nationalvertretung in wenige» Tagen wieder ausgenommen werden. Einer der eisten Gegenstände, welche zur Verbaiidlung gelangen, wird die afrikanische Frage sein. Mehrere i» verschiedenem Sinne abgesaßte Interpellationen wurden bereit» eingereichl und e» ist vorauszusehen, daß sich eine sebr lebhafte ÄuSeinandersetznng entspinnen und die Frage iiack alle» Richtungen gehörig beleuchtet werben wird, so daß die Regierung in die Lage kommen wird, von den Ansichten und Wünschen ter Bevölkerung in vieler Nichlung ein klare« Bild zn gewinnen. DaS Cabmet wirb dementsprechend seine cndgiltige Entscheidung lresse», da es entschlossen ist. sich in dieser Frage völlig den Wünschen de» Landes unterznordnen. Die Abüimniung der Kammer wird der Regierung zur Richt schnur für ihre in dieser Frage einznnehmende Haltung dienen. I» welchem Sinne kaS Votum der Kammer ausfallcn wird, läßt sich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit Voraussagen, wenn auch angenommen werben darf, daß eine hcdeutcnde Majorität sich für die sofortige Besitzergreifung von Asmara und Koren aussprcchen werde. MrDWMM, Ans Holland. * Die fortschreitende Besserung in dem Befinden dcS Königs der Nie der l an de entzieht den Vorauosetziingen, »iiler welchen seinerzeit der 3zi. April als Versamin- lungSteriiiin für die Generalstaaten bchnss Entgegennahme de» GesctzeiitwilksS wegen Einsetzung e i ne r Regen tsckas t aiiberaunit worden war, einen Theil ihrer Grundlage. Denn damals erschien der Zustand deS leidenden Monarchen all gemein als ein so bedenklicher, daß tie Hoffnung, der Hobe Patient könne sich von dem schwere» Kra»khc>tSa»sall erhole», eigentlich nirgend» Anklang fand, vielmehr alle Welt, inner halb wie außerhalb der niederländischen Grenzen, geneigt war, die in Aussicht genommene Regentschaft der Königin Emma «IS ein nur kurz bemessenes IlebergangSstadiiim i»r Hinblick aus die Thronbesteigung der junge» Kronerbi» zu betrachte». Die Rückkehr der Lcbenskräste bei dein hiiisiechendcn Monarchen kan», wie gesagt, nicht wobl umhin, de» Eha- raktcr der Situation wenigstens theilweise zu beeinflusse» — nur theilweise, weil Niemand zu sagen vermag, einmal, ob die Besserung von Dauer unv zweitens, ob sie intensiv genug sein werde, dem König zur persönlichen 'Wiederaus,,nl»»c aller Pflichten seines hohen AinlcS zu besäbige» Unter diesen Umständen hat denn zwar der StaalSrath von irgend welcher Aenderung de» einmal fest gesetzte» Programms Abstand nehmen zu sollen gemeint. Es wird daher bei dem Zusammentritt der niederländischen Generalstaaten zu dem einmal anberauinten Termine, dcn 30. Apiil, sein Bewenden behalten, ebenso bci kcr Ein bringung deS ReqeiilschaslSgeseyes. Hinsichtlich VrS weiteren Verfahren» indessen bürste nian vo» der Weile, welche ter in Betracht kommende 8 45 der Verfassung dem Slaats- ralhc gewährt, den Umständen angemessene» Gebrauch mache». Dieser Aitikel bestimmt, daß der provisorisch mit Ausübung der souvcraine» Macht betraute Slacitcrnlh inner!', lb wer Wochen »ach geschehener Negier»»gsi»isäI'igtcitSerklä>Ui.g deS Staatsoberhauptes ein RegrntschastSgesetz verlegt. Was in- teß tie parlamentarische Erledigung desselben betrifft, w laßt die Verfassung den Generalstaale» hierin völlige Fr.ibcit, nach Gutdünken zu verfahren. ES wäre also rnrchans u ckl nolhwenkig, den in Rete stehenden Gesetzentwurf unverzüglich i» Angriff zu nehmen. Selbst »ach seiner Parlamentär s b u Gutheißung hätten eS die Gencralstaate» völlig in ihrer Hand, den zeitweiligen stutus g»o durch Vertagung d r Inkraftsetzung de» Negentschastsgeseyes bciziibcl'allc». Und wen» d e telegraphisch signalistrte Besserniyz i» dein Befinden König Wilhelm'» anhielte bezw. noch fernere Forlschritkc mache» sollte, so erscheint eS nicht unmöglich, daß StaalSrath »»d Parlament den von der Verfassung gewährten Spielraum anSiiiiyen n»d bis aus Weiteres vo» formalen »7'Heruiigoii — denn lediglich ui» staatsrechtliche Formalitätcii baadclt eS sich in dem vorliegenden Falle — Abstand nehme». Wie üb igenS Brüsseler Blättern aus Luxemburg gemeldet wird, glaubt man in dortige» insormirten Kreisen nicht a» die günstige Wendung in dem Befinde» de» Königs, namentlich halte man bei dem Zustande de» Patienten die Möglichkeit de» Antrittes einer Badereise für absolut auSgeschlosscit. * Aus Luxemburg, 2l. April, wird dem Wiener Fremdkiiblatl geschrieben: E r b pri»z W i > Hel m v o n N a s lau ist mit Leib und Seele Soldat, er wäre es auch, wie er hier eine», Ossicier gegenüber bemcrkle, gerne geblieben, da aber sei» Vater e» süe angezeigt hielt, daß er sich den Interessen de» Lande» widme, so kennt er jetzt keinen andere» Lebens zweck. at» diesem Wunsche gerecht zu werten Die Luxem burger sollen eben süblen, daß ihre tlinstigen Herrscher schon vo» heute ab da» Großherzoglh»,» als eine neue, wcrtbe Heimat!' bctrachlen. Kaiser Franz Joses hat de., wacker-n Rcitercssicier. der scheu früh in die österreichische Arniee ein- trat, deren Generalstab er früher angehörle, um sodann, d>» »
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