Suche löschen...
Dresdner neueste Nachrichten : 28.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191103284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19110328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19110328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-28
- Monat1911-03
- Jahr1911
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 28.03.1911
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 85. xDL Jahrgan( DrxsdnerNeuefteNachkiElJiEn Dle elnspalttge Kvlonelzeite kostet für Dresden uns-Voraus H M» für austväkts so Pf» site das Ausland 40 Pf. Tabelleaiap UN. Dte pweiipqmquequmezellc für-brechen und Umgebung i Akt-, für auswärts 1,50 111. Sei Wieder holungen und Jahr-samtnen Rabatt nach Tqrtt Epime gcbllhken 20 VI. Jnletate von auswärts werden mir gegen Vorausbezablaug aufgenommen. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Pläven wird nicht gerannt-eh Tele phonllchcAufqabe voaJnferalen unzulässig Unsre Dresdnet gup auswärtigenAnnahmestellem sowie sämtltchcklnnoncew cxpedltiouen Im Jn- und Ausland nehmen Jusekaee zu Originals-reifen nnd irabatten an- unabhängige Taumeitnntx Größte Verbreitung in Sachsen. Redaktion und Hauptgefchästsstelle Fervtnandstraße 4. Fernforechert Reduktion Nr. 8807, Erd-edition Nr. 4571. Verlag Nr. 542 Dkt staunen-eins Jn Dresden nnd Betonen monatltch U Pf-, pro Quattul 1-80 Mk. fMDAmL durch unsre Provinz-Finden monatltch 65 Pi» pro Quaktal UZ Mk. Irrt caus. Mit der Beilage »Ist-Miene Nettestckmsder mit der Beilage »Ist-cum Fliege-Id- Blät te lb Pf. pro Monat mehr. Busche-zum m Dvutichland und den doutfchen Kolcntem Ausg. A mit «Jllustt.N-ueste« monatl. MPL pro Quart. 2.52 Mk · B ohne Illustr. Beilage « 60 « · « 2.00, Ja Oefteneichmugatm sugg. A mit.Jlustr. Neuelte· awnatl.l.6om.. tut-Quart 679 Kr. Ausg.B ohneslluftr. Vorlage . 1.42 . · . 4.25 · Nach dem Auslande ver Kraut-. tm Woche 1 Mk. Einz. Numm. 10 Pf- Diese Nummer umfaßt 16 Seiten. Roman siehe Seite- 18 und 14. Vermischtes Seite 9. Die toniecnatinc Iwane Der scharfe Vorstoß, den die preußischen Kon scrvativen geaen die elsaß-lothrinaische Verfassungs keform und ihren geistig-en Vater- den Reichskanzler, unternommen haben, hat zu verschiedenen Deutunas versuchen Anlaß gegeben- Sie erscheinen uns samt nnd sonder-?- verfehlt Man hat aeineint, die Konser vativen seien deshalb veräraert, weil in diesem Fall wieder einmal ein wichtiges Geieizaehunasaverk nicht nur ohne sie, sondern sogar geaen sie zustande ac bracht werden solle. Andre waren der Ansicht, Herr v. Hendebrand habe von Zeit zu Zeit das Bedürfnis die Regierenden seine Macht fühlen zu lassen, ihnen iu gewissen Zwischenraumen sein Quas ecol ent gegenzudonnerw um sie daran zu erinnern, daß er nicht ohne Grund der ~unaekrönte König Preußen-s« aenannt werde. Uns will scheinen, daß man mit solchen und ähnlichen Auslegunnen dem konservati ven Führer unrecht tut. Weder ist er kleinlich noch eitel genun, um sich bei seinen stets wohlerwoaensen Aktionen von derartigen minderwertiaen Bewegq gründen leiten zu lassen. Nur selten erareift er in den Parlamenten das Wort. Noch seltener eröffnet et selbst eine Debatte. Wenn er cis tut, wie neulich bei der Frage des Antimodernisiseneideiz und iünast in Sachen ElsaßiLoihrinaens, dann darf man sicher sein, daß er damit ganz besondere und nicht gerade niedrig acsteckte Ziele erreichen will. Im ersteren Fall war ia der Zweck aanz klar und leicht erkenn bar. Es kam dem Führer der preußischen Konser vativen daraus an, die auch in den einen-en Wahl-er treisen mehr nnd mehr um sich areifende Auffassung zu widerlegen, daß iich sein-e Partei dem Zentrum mit Haut und Haaren verschrieben habe und nichts mehr zu sagen oder zu tun wage, was den Herren in der Mitte iraensdwie mißfallen könnte. Deshalb ging Herr v. Heudehrand arg-en den vom Papste ver langten Eid vor in einer Weise. die äußerlich nach etwas aussah und dein Zentrum doch nicht zu wehe tat. Nun können sich die konservativen Aaitatoren in den Wählerversamnrlunaen daraus berufen, daß fnh ihre Partei durchaus nicht in ein-ein Hörigkeitss verhältnis zum Zentrum befinde, sondern sich auch ihm gegenüber ihre Selbständigkeit und Freiheit zu wahren wisse. Weit-er hatte jene Hehdebrandsche Rede teinen Zweck, der aber an sich aroß und bedeutsam genug ist, um das persönliche Hervorrretsen des meist im Dinterarunde wirkenden Führers zu erklären und zu rechtfertigen Was ist es unn, was ihn veranlaßt hat, die elsaß lothringifkhc Frage vor das Forum der preußischen Landstubc zu ziehen und zum Mittelpunkt einer von ihm persönlich geleiteten Haupt- und Staaxgakiion zu machen? So merkwürdig und unglaublich es auf den ersten Blick erscheinen mag: es ist derselbeGrund, der ihn vor zwei Jahren zu feinem Sturmle gegen die Bülowiche Finanzreform veranlaßt hatte: te Sorge um die Erhaltung der konservativen-Macht ixellung in Preußen. Nur naive Leute werden beut-e noch glauben, daß sich der Kam-of damals tatsächlich gegen die Nachlaß- oder Erbanfallsteuer richtete Er ging einzig und allein aeqen den Fürsten Bülow und wurde in dem Auqcnblick beschlossen und in die Wege geleitet- als bei der Eröffnuna des preußischen Land tags am 20. Oktober 1008 vom Thron herab feierlich verkündet wurde: »Mit dem Erlaß der Verfassung ist die Nation in die Mitarbeit auch an den Geschäften des Staates eingetreten. Es ist mein Wille, daß die aus ihrer Grundlage erlassenen Vorschriften über d as W al) l recht zum Hause der Abgeordneten eine oraaniiche Fortentwicklung erfahren. welche der wirtschaftlichen Entwicklung. der Ausbreitung der Bilduna und des politischen Verständnisses sowie der Erstarkung staat lichen Berantwortlichkeitsqeiübls entspricht. Ich er blicke darin eine der wichtigsten Ausgaben der Gegen wart.« Wer damals, als der König von Preußen diese Worte mit besonderer Betonung verlas, die Mienen der aufmerksam zuhörenden Herren v. Heydebrand, v. Kroecher, v. Pappenheim und Genossen beobachtet hat, der konnte kaum im Zweifel sein, daß die Ant wort von dieser Seite auf solche feierliche Verheißung die Kriegserklärung an den Mann war, der sie herbei geführt hatte. Nicht seine Haltung während der folgenden Novemberkrise, nicht die Erbschastssteuer hat dem Fürsten Bülow den tödlichen Haß seiner früheren besten Freunde zugezogen, sondern allein sein Ent schluß- eine zeitgemäße Reform des preußischen Wahl rechts durchzusehen und damit die Axt an die·Wurzel der preußischen Machtstellung der Konservativen zu legen. Und was hat das alles mit der elsaß-lothringischen Verfassungsreform zu tun? Zunächst muß man sich erinnern, daß der Nachfolger des Fürsten Bülow das Verbrechen begangen hat, einen ernstlichen Versuch zu unternehmen, dass damalige Versprechen der Thron redc einzulösen. Das war schon an sich bedenklich. Noch bedenklicher war, daß er seine Wahlrechtsvorlage lieber zurückzog, als sie in der Gestalt, die ihr von den Konservativen und dem Zentrum gegeben worden war, dem Könige zur Genehmigung zu unterbreiten. Am bedenklichsten aber war, das; er die conservative Ver kündigung, das königliche Versprechen sei mit diesem ersten mißgliickten Versuche cingelöst und erledigt, nicht ruhig hinnahm, sondern seinerseits einen ach tnaligen Versuch zur Lösung dieser wichtigsten Frage in sichere Aussicht stellen ließ. Man muß sich ferner erinnern, daß zu der elfaß lothringischen Versafsungsreform ein neues Wahlrecht Igehört, dessen den füddeutschcn Wahlsvstcmen an- Igepafztc Bestimmungen weit über die von Konserva tiven unsd Zentrum angesochtenc Bethmannsche Wahl resorm für Preußen hinausgehen. Sofort nach dem Bekanntwerden des für Elsaß-Lothringen bestimmten Wahlrechts wurde von den verschiedensten Seiten be tont, daß Preußen auf die Dauer unmöglich vorent halten bleiben könne, was Elsaß-Lothringen gewährt werden solle. Heberand ist viel zu klug und scharf sinnig, um sich der Richtigkeit dieser Auffassung zu verschließen. Daher der Zorn der Konservativen, ins besondere der preußischen Konservativen, gegen die elsaß-lothringischen Vorlagen, die sie mit allen Mitteln zum Scheuern bringen möchten. Da es hier nicht, wie bei der Kanalvorlage, mit einem Frontalangrifs geht, versucht man auf Umwegen das Ziel zu cr reichen, indem man durch die geplante Reform diel monarchischen Interessen in Elsaß-Lothringen als be droht hinstellt. Das Mittel ist alt, aber bewährt und versagt in Preußen selten. Jn ihrer Wochenfchau verrät die ~(kreuzzeitung« wider Willen, daß dieser Trick mit dem rcpublikanifchen Gespenst eigentlich dem verhaßten ~demokratifcl)cn Wahlrecht-· gilt, das man in Elsafz-Lotl)ringen einführen will. Das leitendc konservativc Blatt schreibt nämlich: »Die Negiekung hat dein »siiddentsskhen Charakter« dieses Volksstannnes so weit Rechnung getragen, das; sie lhni das demokratische Wahlrecht zu verleihen beschloß; aber sie wird doch nicht auch noch die weitere sionzession machen und ihm eine ganz demokratische Verfassung zugestehen wollen. Mit einer solchen Anpassung der Reikhslande an die Nachbarrepublik wäre dem Reiche wahrlich nicht ac dient. Wir hofsen immer noch, dass an der Unver einbarkeit des Reichsinteresses mit den radikalen Be schlüssen der Kommission die ganze Vorlage scheitern wird.« Das conservative Spiel ist in diesem Falle sehr durchsichtig. Tcr Reichskanzler hat es ja auch nn -zweifelhaft erkannt und die Gefahr durchschnitt, dic ihm davon droht. Sonst wäre er am vorigen Don nerstag nicht fast unmittelbar nach seiner Rückkehr von Kiel in das preuszische Abgeordnetenhaus geeilt, nni dort sofort dem konservativen Führer Rede und Ant wort zu stehen nnd ans dessen Angriffen gegen ihn die schlimmsten Gistzähne herauszubrerhcn Um fo verwunderlicher ist es, daß sein Organ, die »Rord deutsche Allgemeine Zeitung«, aus die noch gistigeren Ausfälle der »Konservativen Korrespondenz« nur ganze zehn nichtige Verlegenheitszeilen als Erwide rung gefunden hat. Jst wirklich die Energie in der Wilhelmstraße gegenüber der konservativen Fronde schon so schnell verrancht? Neues vom Achilleion. Man schreibt uns aus Korsa: ! »Der Kaiser wünscht wegen Erholungsbedürftig xkeit der Kaiserin und wegen eigener Erkaltung Ischleunigste Jnstandsetzung des Achilleionsi« Fieber-haft wurde hier gearbeitet und alles ist fertig. Aber von den Schwierigkeiten einer kaiserlichen Hos haltung aus der angeblichen Phäakeninsel macht man sich in der deutschen Heimat sicherlich nicht die rich tige Vorstellung. Sämtlichc zinlturprodukte, Werk zeuge, Maschinen und sk«ontsortartitel müssen ja im portiert werden. Phantastisch hoher Zoll ist aus alles und jedes, was hereinkommt, gelegt, da man auf Korfn keine Steuern, sondern nur Zölle zahlt. Was wir hier an brauchbarem Material haben, ist aus Trieit, Venedig, Brindisi und Athen. Waren wie Menschen. Das korsivdische Arbeitermaterial aber ist unglaublich indolent, faul und ungeschickt. Man möchte sagen, daß nicht nur die griechische Zeitrech nung um dreizehn Tage nachhinkt, sondern auch vieles andre ebenso rückständig ist. Post, Telegrapb, Verwaltung leben in einem südlichen dolee far hienie. Telegramme vertraut man besser dem eng lischen Privatkabel nach Athen als dem griechischen Amte, Geldbriese und Postanweisungen am besten niemandem an. , Siebzig Personen bat das Achillcion zu beherbergen, nämlich den Kaiser, die Kaiserin, Prin zessin Viktoria Quid-, das Kronprinzcnpaar (von Aegnpten kommend), über ein Dutzend Gäste und 50 Köpfe Personal. Kaiserin und Princhfin be- wohnen wieder im oberen Stockwerk die Gemächer, die einst»oon Elisabeth von Oesterreich bewohnt wur den. stur den Kaiser ist im unteren Stockwerk alles nach seiner Bequemlichkeit nnd Gewohnljrit herge richtet. Die Decke Zwischen dem ersten nnd zweiten Stockwerk ift durcl)brochen, um Platz siir eine Treppe zu gewähren, anf der der Kaiser in die Gemächer der Damen gelangen lann, ohne iiber die große »Staat:-tr·eppe« gehen zn niiisien. Dar- htronprinzens paar muss bereits in Naftziunnern des Schlosses nntergebracht werden- litn es offen auszusprechen: Tag Achilleion, das den Dimensionen eines mitt leren Schtveizer Hotels entspricht, ist immer noch für den kaiserlichen Haushalt und Hofstaat zn klein. Immer noch, obwohl durch den Aufbau iiber dem obersten Stockwerl nnd durch das neue tinvalierhans nebenan nene Raume geschaffen sind. Ein wahres- Gllict war es, alö nach fast oer.sktoeiselten Bohrners suchen endlich ein artefischer Brunnen gefunden wurde, der gutes, felfenfrifches Wasser liefert. Vor her mußte alles Wasser oon einem fast eilten Kilo meter entfernten Brunnen herbeigefchafft werden. Die Badehäufer für die kaiserliche Familie sind unten am Strande hergerichtet. Ein vrächtiges Eifentor fchlieth den Parl gegen Eindringlinge auch oon der Seefeite ab. Eine weiße Mole ragt weit in die See hinaus und an ihrem Ende empfängt ein mariuorner Delphin, »der lachende Philosoph dek :Uieerel«s«, wie Kaiserin Elifabeth ihn nannte, die an landenden Gäste. Das Schloß ift mit der Stadt Korfu tanderthalb Stunden Liitigenfahrtf nicht nur telcs ohonisch, sondern neuerdings- auch durch einen Tele graphendraht verbunden. Electrifchc Beleuchtung hatte das Schloß schon zur Zeit der Kaiserin Elisas beth. Aber bei der Besitzübernahme durch das Hof marschallamt des Königs von Preußen fanden fich die krummen in zerstörtem Zustande vor und muß ten dnrch neue ersetzt werden. Ileberhaupt, was mußte nicht ersetzt werden und welche Jliiefensummen hat dieser »hellenische Traum-' nicht schon gekostetl Die erste Einrichtung verschlang LZUUOHUU Drach men (1700i1000 Marl), d. i. weit mehr als die Bau summe für den Berliner Dom. Dabei dürfte es wohl für viele etwas Neues sein, daf; das Achilleion in den Jahren 1889—·91 nicht ~autochthon« entstand, sondern auf den Trümmern eines alten venezias nischen Bauwerk-T der Van Braila, errichtet wurde. 70000 Drachmen jährlich hat die Erhaltung des Achilleionö früher gekostet- Wofür diese Summen ausgegeben wurden, ift nicht klar, ist jedenfalls für einen Bausachoerständigen unverständlich. Denn als es Hohenzollerngut wurde, hatte es jedenfalls zwölf Jahre mangelhaftester Pflege durchgemacht. Eine Million zahlte der Deutsche diaifer dafür. Das war sein höchst königlicher Preis-. Ein Primitmann hätte es wohl um 300 000 Mark bekommen. Alles, ioaö sich jetzt an Einrichtung im Achilleion befindet, ist neu. Aber auch das Gebäude selbst mußte vom Keller bis zum Dache eigentlich noch einmal »durch gebaut« werden, da das ursprüngliche Material sehr viel zn wünschen übrig ließ. Die Ueberwachung der Baulichkeiten obliegt dem Hofbanrat Prof. Ziller, die Oberleitnng nnd Verwaltung dem Geh. Hofrat Rich. B:iro-Verlin, unter dessen baulicher Oberauf ficht sämtliche kaiserlichen Schlösser stehen. Man hat wiederholt die Frage ausgeworfen, ob der kaiserliche Besitz als solcher bei verhältnismäßig so kurzem Aufenthalt die riesigen Kosten rechtfertigt. Diese Frage wird jeder bejahen, der einmal hier sich auf hielt. Denn hier lebt man es ist nicht zuviel ge sagt -—— anf einem der schönsten Fleckchen Erde unsrer Welt. Eis ist äfthetisch genommen schon ein wahrhaft königlicher und kaiserlicher Besitz. AlabemitecsAqutellnnu Im Akademifchen Ausstellunasgebäude auf der Yrüblfchen Terrasse sind zurzeit, wie alljährlich, die Otudienarbciten von Studierenden und Schülern der Kqi. Akademie ausgestellt In fast bcängstigender Mille bedecken Gemälde, Enttvürfe, Zeichnungen, Skizzen die erheblich vermehrten Wände - und der Vorraum des großen Saales, den die Plactikcr inne heben, wirkt auf den ersten Blick wie die Auslagc eines Friedhofkiittftlers. Man geht mit einem eigenen Gefühl durch diese Ausstellnnaen. Eine Uniumme von Hoffnungen und Erwartungen, ein Heer von Versprechunaem ge dämpst noch nnd wie durch einen Schleier klingend, Gelerntes nnd Gewordeiies, Gemachtes nnd Gemach- Jenes «—— so präsentiert sich die Ernte des Jahres-. zvter nnd da begegnet man Bekanntem, das schon Iraendwo den Weg in die Oeffentlirhkeit gefunden hat, hier und da Werdendeim von dem man sikli etwas Verspricht, daneben mehr als einem, der ein nur non dein jeweiligen Lehrer beschriebenes Blatt zu sein scheint Man sieht die Wirkungen der verschiedenen Whrerpersönlikhkeitem sreimachende oder nur »leh wide-« - und erinnert sich schließlich nachdenklich der Tatsache, das; mindestens ebensoviel aednldiaer Lein wand an den andern dtsiinstlehranstalten des Vater lands verarbeitet wird. Um mit den Malern zn beginnen, so trifft man unter den tilnehlskhiilern schon allerhand Bekannte inn» ·M e net- B nehm ald, von dem eine atme- Ujhartskh sehr lebendiae Landschaft ans Zinnivald auf-- lallt, Johannson, mit einem hübschen Portrait DCO Malers ts. Panl Wilhe l ni mit seinen Strand !l-.enen. Viel Feine-z findet sich unter dcn Land- Ikimiten Alexander Gerbia s, der eine starke Ent-« Wittlnna erlebt hat- nnd daneben allerhand Stil-i ljkxillche unternimmt. D neben notiert man Werner Print an n , ein anteii Vortrait von Kurt N esse l, ein Bildnis non Fritz Stole Allerhand zn er !U·m·ten«tit wohl anch von Ernst 9.liiillei«, nnter seinen cmdiein in denen znin Teil modernste Ein n’U«kl·lllnen sichtbar werden, ist manche Verheißung, de leine Wandmalereien siir Altenbnra sind, nie-un stch Noch schwankend zwischen Staffelei- nnd Wand nld, doch respektable Leistungen- Unter den Brachtichülern fällt Carl Lan g e auf mit einem frischen Stilleben nnd einer Anzahl eigener Zeichnungen. Bei Willi Sauerlände r scheint etwas von eigener Konsistenz vorznliegen, bei Max Kirsch spürtlman ein Gefühl für den Rhyth mus des Bildausfchnitts, während Martin K u n tz e einen Sinn für dekorative Wirkungen zu besitzen scheint. Daneben notiert man den frischen »Bade strand« von Adolf Seh r e i ber. « Bei Bantzer tritt wieder stärker das Figürlikhe hervor. Max Lingner zeigt einen großen Kom vvfitionöverinch mit allerhand Voehle-Thoma-Bc staudteilen, Rudolf Otto hat es Carrickre angetan; daneben sieht man viel hessisrhe Bauern. Von Horst .Ehsoldt bleiben ein paar ganz gute Vormitt :radierungen im Gedächtnis-. —— Viel Gutes als Lehrer scheint Guszmann zu wirken: Man hat in dem Raum mit den Arbeiten seiner Schüler ein an genehmes Gefühl von eigener Lebendigkeit Walter Ga seh scheint hier manches zn versprechen, daneben fallen Zeichnungen von Rudolf S eh c f f l e r anf, des nleikhen die Arbeiten von Ernst Tetz l aff, der nach Heitnerproblemen zu greifen scheint. Unter seinen» Studien ist viel Gutes-. Bei Prell endlich empfindet man am meisten historisch; - denkt Gaskh zeigt hier wieder allerhand neue Arbeiten, daneben notiert man Paul Plentke. Bei Gegenbarth iit Willi Ton schon l)ervol«getreten: bei den übrian domi niert imit Recht) der Respekt vor dem Objekt. Unter den Vildhnuern sind von den Dies sihiilern Edmund Bett man n und etwa Wilhelm Bra n d zu nennen; bei Wrba bleiben Arbeiten von Franz S i e l lm a eh e r , Paul B e r g e r , Franz F n eh »I« im isiediikhtnic »Ich bin überzeugt, daß ich vieles Sehen-zudem nicht gesehen, vieles Titennengwerte nicht genannt dabe. Das ist in diesem Falle noch schwerer ver meidlich als bei andern Ansstellungen: werdende Persönlichkeiten unter lauter ebenfalls werdenden oder werden wollendeu sind noch schwerer zu ent decken als schon halbwegs fertige. Ich verspreche aber feierlich, etwa Versäumteö vei der ersten Ge legenheit nach-jubelnd die sich bei wirklich Werden den ja wohl in nicht allzu immer Zeit bieten wird. I’. l«. ParifEFMJel Von unserm vßokrespoudcutM »« . » « · »Paris- Ende März. Der Akademiker Paul Bourget gehört zu den wenigen Pariser Schriftstellern, die etwas zu sagen haben. Die nicht Komödien schreiben, well also ihr Beruf ist, sondern in Form von Drinnen Ge danken aufwerfen. Mögen die Anschauungen Bont gets etwas einseitig und die Beweisführung etwas willkürlich sein, seine Stücke verdienen und sinden stets-Beachtung , Sein ueuestes Werk, ~D e r Tribuu«, hat nun allerdings den weiteren Fehler, zum Teil wenigstens-, ein Schlüssedrama zu sein; so offensichtlich, daß der Darsteller des Titelhelden ursprünglich die Absicht hatte, sich ein Zinüttelbärtchen anzuklebem um auch äußerlich die Aehnlichkeit mit dem gewesenen Mi nisterpräsidenteu Etuile Combes zu markieren; er hat davon im letzten Augenblick Abstand genommen, und das ist besser so, zumal der Fall Combes dem Schrift steller nur die Unterlage geliefert hat. Cornbes war bekanntlich jener erste, streng demokratische Minister präsident, der die Trennung von Staat und Kirche vollzog, wie überhaupt unerbittlich in Antiklerikalis tun-z machte. Ein Parteimaun, von engen Gesicht-Z -pnukten ausgehend, aber ein nnantastbarer Ehren mann. Er ioar hochgeachtet grau geworden. Aber er hat einen Sohn, Edgar, übrigens schon ein ver heirateter Vierziger. Den machte Cotnbes zu seinem» diabiuettscheß und Edgar Combes, der spieltextrank und liebte, ohne daf; sein unschuldiger ther je etwas davon gemerkt hätte, liesz sich auf Unehr ichkeiten ein solch ernster Natur, daß die sVestecher nur meinen konnten, der Vater stecke mit dem Sohne unter einer Decke. Das erwies sich natürlich als irrig. Edgar trat zurück, wurde mit einem fetten Posten versehen nnd - starb bald daraus. Also die Assäre Eombes. » Der Triqu Bourgetö ist Sozialdemokrat, ein ;revolutiouärer Combes, der Chef der Regierung, der seine Theorien sofort in die Praxis umsetzen will. Illiinisteroriisident Portal beantragt im Parlament, Ehe, Erbschaft uud Schulfreihcit abzuschaffen. Denn er miszachtet die Familie und schcxtn nur das Indi viduum, das nach seiner Ansicht urch die Ehe nur beeugt wird. Auch Portal hat seinen Sohn Georgeö zu seinem Kabinettschcs gemacht. Nun hat dieser Georges zur Geliebten die Frau eines Juwelich der durch einen Verlust von 100 000 Franken am Bankrott steht. Der Juwelier trägt sich mit der Ab sicht, mit seiner Frau nach dem Transvaal zu ent fliehen. Georges ist verzweifelt, er will die Geliebte nicht verlieren. Da schickt ilnn angeblich der Dieb die 100 000 Franken zurück. « Inzwischen hatte Portal in·der siainmer einen Usyeldzng gegen aemäsziate Tcpntierte nnd Senatoren begonnen, diie sieh Bestrebunan zuschulden kommen ließen; und er ist dabei, die Beweise in Händen zu bekomme-n Der Bankier, der die Gelder aus«-ablie. hatte darüber ein Scheckbnch, das ihm aber seine Ge liebte entwendet Der läßt eine Haussnchuna hal ten, aber ohne Grsola Gent-ges Portal hatte eine Kenntnis der Sachlage benutzt, um selbst das Scheel buch zu veschlaanahmsen und es geaen 100 000 Fran ken an den Bankier zurückzuverkansen Jene Stint-me, die er dann insgeheim an den Mann sei ner Geliebten geschickt hat, um sie nicht zu verlieren. Was tnt Portal, als er die Missetat seines Soh nes erfährt? Sein erster Gedanke ist, das Gerechtig keit ihren Lauf zu lassen. Aber da s Gent-ges »Papa, soll ich mich töten?« Und in Portal erwacht der Vater-, die Liebe zu seinem Kinde ist stärker als alle Ehrbegrifse, er laßt die Sache nieder-schlagen. aber da er nun selbst nicht mehr frei von Schuld ist, nilsjit kr seine Entlassung- Dcr Fantilicnsinn bat N m . ! Der Konflikt ist nicht neu ersonnen und nicht nut. Der Autor bat sich die Aufgabe unmssendcri weise erleichtert, indem er aus dem Titelbelden einen Revolutionär machte. Es ist aar kein Grund vorhanden, daß ein ähnlicher Konflikt nicht ebenso gut einem qemäßigtcn Ministcrvräsidenten und qar einem Monarchiftsen zustiißtx auch da- vhwe daß man bis dahin die Familie verlermnet bat. ist die Frone dieselbe: liefert der ehrbare Vater den ebrloien Sohn dem Gerichte ans, wenn er die Maibt besitzt den Fall zu vertuschen? Gespicli wird vortrefflich in erster Linie von Lucien Guitru, dein io Wahaften Sei-opfe nou Shanteeler. der hier eine überaus passende Rolle findet unsd eine wuchtiae Persönlichkeit auf die Bühne stellt, so wie die chublik, wiewohl mit qelänierteven An chauungew ein Haupt brauchen könnte Das En emble des Vandeville vewollfiändiåi hie Dar fte ung aufs besic, ein andauetnder rfelq km aber dem .Trilmn« nicht versprochen werdet-.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite