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Dresdner Nachrichten : 09.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192309098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-09
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- Monat1923-09
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 09.09.1923
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Neue öeulsch-sranzösische Berstiindigungsgeriichle. Vor Dekannkgabe der Pariser Auosichlea über -euksch-sranzSsische industrieNe Kombinationen. — Wichtige KabineNsberatungen znr Währungsreform. — Italien plant Austritt aus dem Völkerbund und Einverleibung Fiumes. — Fünf Forderungen der Lotschaflerkvnferenz an Griechenland. — Preisrevotution auf dem Berliner Lebensmittelmarkt. Eine Noke Frankreichs an Deutschland. lSigner Dratztbericht dir „Dresdner Nachrichten".) Paris, 8. September. Der diplomatische Korrespondent brr «Daily Mail" glaubt mittcilcn zu könne», das, in der Note »u Deutschland, die vielleicht heute oder morgen abgcheu wird, die Frage der Zukunft der Ruhr nud der franMisch-dcntschcn Kombinationen in Jndustricangelcgenheiteu besonders behan delt wird. An »lasrgcbendcr Stelle will er crsahrcn haben, daß es nur noch eine Sache der Rerhandluug ist, um die deutsch-französische Zusammenarbeit zu ver wirklichen. Die Deutsche» hätten ihre Dienste angeboten und die Franzosen seien der Ansicht, daß eine solche wirtschastlichc Zusammenarbeit nicht zu umgehen sei. Bevorstehende Ruhr, und ReparaNonvverhandlungen. London, 8. Scpt. Die Markbesserung an den Auslands börsen, der allerdings an der heutigen Berliner Börse gröberer Einfluß versagt blieb, wird hier mit den immer hartnäckiger werbenden Gerüchten von bevorstehenden Nnh r- und Reparativ nsvcrhandlungcn begründet. In Londoner Finanzkrcisen erwartet man in den allernächsten Tagen, vielleicht schon am morgigen Sonntag, eine Rede Po.tucarss, in der er ans Streseniannö Stuttgarter Nede eingehend antworten wird. Tie „Daily NewS" behauptet heute» in Paris erwarte man in den allernächsten Tagen eine direkte deutsche Note an die Pariser und Brüsseler Negierung, worin die Erörterung der Ruhrverbandlungen vorgeschlagen werde. Mau bereite in Paris alles für eine demnächst aktuell werdende Erörterung der deutsch-französische« Zusammenarbeit vor. Unter Hinweis auf diese angebliche Borbereitung der industriellen Zu sammenarbeit bringt der „Daily Expreß" eine Meldung, wo nach in einer belgischen Stadt, nahe der deutschen Grenze, «iue gemeinsame Aussprache deutscher, französischer, belgischer «ud englischer Industrieller und Finanzmänner bereits be, gönnen hätte, die ans der Grundlage der Stuttgarter Rede Stresemanns den Weg für die kommenden Verhandlungen sreimachen solle. Deutscher Prvkesl gegen -ie Aumshungen -er Aheinlan-Ksmmission. Berlin, 8. September. Die Deutsche Botschaft in Paris, die Botschaft in London und die Gesandtschaft in Brüssel sind angewiesen worden, den dortigen Negierungen folgende Note zu überreichen: „Die Interalliierte Rheinlandkommission hat in den letz te« Tagen eine Verordnung erlaßen, durch die sie sich selbst das Aa-rneNsberasungen über die neue Währung. Berliu. 8. Sept. Am Freitag trat das Rcichskabinett zu einer Sitzung zusammen, um sich sowohl mit der Einfüh rung der neuen Währung wie mit der Frage der Devisenerfassung zu beschäftigen. In der Debatte, die sich bei der Beratung der Währungssrage entspann, verschloß man sich nicht den mannigsältigen Schwierigkeiten, die sich der Einführung der Goldnote cntgegenstellen. Obwohl endgültige Beschlüsse uoch nicht gefaßt wurden, war mau der Ansicht, daß di« Ausgabe von Goldnoten am zweckmäßigsten sei. Die Frage, ob zu diesem Zweck eine G o I d n v t e n b a n k ge gründet werden soll, ist noch offen. Das Ncichsftnanz- mtnisterium werde sofort an die Ausarbeitung eines Ent wurfs geben, in dem der Plan einer Ausgabe von Goldnoten im einzelnen dargelegt werden soll. Außer mit der Währungs frage beschäftigte sich das Kabinett mit der Dcviscnerfassung. Hierbei wurde die noch gestern abend ausgegcbene Verord nung der Reichspräsidenten in ihrem endgültigen Wortlaut festgelegt. Gegen abend begann im Ncichsflnnnzministcrium eine Sachverständtgenbesprcchung über das Währungs- Problem, die bis in die Nachtstunden dauerte. Wirtschaftliche Frr-erungen -es Allgemeinen Gemerkschaflslmnöes. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schrtftleltung.) Berlin, 8. Dept. Der BundcsauSschuß dcS sozialdemo kratisch eingestellten Allgemeinen Dcntschen GewerkschastS- bunbeS hat zur Frage der Goldwährung und zur Frage der Arbeitsbeschaffung in einer Entschließung folgende dringliche Forderungen erhoben: L. Sofortige Einführung einer neuen festen Währung in solcher Form und unter solchen Voraussetzun gen, daß das neue Zahlungsmittel auch Vertrauen und damit Wertb« st ändigkeit genießt. 2. Sofortige Inangriffnahme der Erfassung der Sachwert« buch da» Reich. Recht verleiht, Ernennungen von Beamten vorzn- nehmen, wenn infolge Abberufung, Ausweisung oder abge- lehnter Genehmigung der Ernennung eines Beamten ein Posten in einer deutschen Verwaltung frei wird, unter der Voraussetzung, daß ihrer Ansicht nach das Wetterbestchen der Vakanz der Sicherheit, den Bedürfnissen und dem Unter halt der Armee cntgcgensteht und daß es nicht möglich ist, die Vakanz dadurch auszufüllen, daß sie bereits in der be treffenden Verwaltung beschäftigte Beamte bcrnft. Diese Verordnung bedeutet einen neuen schweren Ver stoß gegen das N he i n l a u d a b k o m m c «, das im Artikel S ausdrücklich bestimmt daß die Zivilvcrwaltung der Provinzen, Regierungsbezirke, Stadt- und Landkreise und Ge meinden in der Hand der deutschen Behörden verbleibt nud weiter nach der deutschen Gesetzgebung und unter Leitung der dcntschen Zentralregicrnng geführt wird. Wenn zur Zeit die Zahl der im besetzen Gebiet vorhan denen deutschen Reichs-, Staats- und Gcmeindebcamtcn weit unter den in den Haushaltplünen vorgesehenen Bestand hcrab- gesnukc« ist. so ist dies ausschließlich znrttckzuführen aus die von der Interalliierten Nheinlandkommission und den son stigen Besatzvngsstcllen ohne Rücksicht auf die vertragsmäßigen Vereinbarungen und das Völkerrecht vvrgenommcnen M a s se n a u S iv e i s u n g c n und M a s s c u v e r h a f t u n- gen. Dank der aufopfcrungsfreudigen Arbeit und den über menschlichen Anstrengungen des noch verbliebenen Restes der deutschen Beamtenschaft ist es aber noch immer gelungen, die Verwaltung in einem zur Erfüllung der ihr obliegenden Auf gaben erforderlichen Umfange anfrcchtzuerhaltcn. Ucbcrdies sind alle Verwaltungen, obgleich sie die Rechtmässigkeit der Ausweisungen und der Verhaftungen nicht anzuerkenncn ver mochten, bemüht gewesen, die entstandenen Lücken durch kom missarische Einberufungen und Neu ernenn nngen auszufüllcn. Allerdings sind sie hierbei teilweise auf einen systematischen Widerstand der Besatzungs- st eilen gestoßen, die offenbar grundsätzlich das nach einer Verordnung der Rhcinlandkommission vorgesehene Vetorecht tn jedem Falle auSgcübt haben. Der jetzt von der Rheinland kommission bcschrittcnc Weg, die stark gelichteten Reihen der deutschen Beamtenschaft im Rbeinlandc wieder aufzufüNcn, ist nicht geeignet, eine geordnete Verwaltung im Rheinland«: auf rechtzuerhalten. Ernennungen von Beamten, die die Rhcin- landkommisfl»« unter Mißachtung vertraglicher Rechte vor nimmt, sind rechtswidrig und alle Handlungen solcher Beamten würden ebenfalls eine rechtsgültige Anordnung -er dcntschen Staatsgewalt nicht bedeuten. Die Deutsche Regierung legt gegen diesen Nechtsbruch der Interalliierten Nheinlandkommission Verwahrung ein und erwartet die sofortige Aushebung der Verordnung." 3. Sofortige Inangriffnahme großzügiger Notstands arbeiten und weitestgehende Arbeitsbeschaffung durch das Reich, Umgruppierung der Arbeitslosen, Arbeitsbeschaffung durch Preisbruck und Förderung der Ausfuhr. Die von dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftöbunb ausgestellten Forderungen werde» in weiteren Beratungen sehr eingehend behandelt »nd dann der Negierung unterbreitet werden. Es haben bereits gewisse Vorbesprechungen zwischen dem Reichskanzler und dem RcichStagsabgeorbncten Wels über einzelne dieser Fragen stattgefundcn, doch will der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund eine breitere Ver handlung aller Probleme, nicht nur im Kabinett, sondern auch im Parlament anstreben. Die Stellungnahme der Spitzenorganikationen z«r Arbeitslosensrage ist von besonderer Bedeutung. S-»" - For derungen nach Umgruppierung der Arbeitslos«-», daraus hinaus, einen verstärkten Druck auf die Eriverbükosen selbst ansznüben. Bisher ist eS kaum möglich gewesen, die in einem Industriezweig beschäftigungslos gewordenen Arbeiter von der Notwendigkeit zu überzeugen, auf länacre oder kür zere Zeit auch andere Arbeit anzunchmen. Besonders die Ucbernahine von Landarbeit konnte bisher fast niemals er reicht werden. Die Gewerkschaften stehen jedoch jetzt ans dem Standpunkt, daß eS bei der augenblicklichen Wirtschaftslage nicht möglich ist, Erwerbslose dnrch Zwangsmaßnahmen in Betriebe ihres Berufs hincinznprcssen, wo sie nnvrodnktiv wirke» »nüssen. Es soll ein moralischer Druck anSaeübt wer den. daß die hier oder dort überschüssig gewordenen Kräfte sich auf ein anderes Nrbeitsaebtct verpflanzen lassen. Die Arbeitsbeschaffung durch Prcisdruck ist dahin anf- zufaffen, daß dir Negierung durch geeignete Maßnahmen eine Herabsetzung der Preise für die wichtigsten Roh produkte, wie Kohlen, Eisen und Kalt, ermöglichen soll, um de» Absatz zu beben, um dadurch den verarbeitenden In dustrien neue Beschäftigiinasmüglichkeit zu „eben. Die Be ratungen über alle diese Fragen werden heute und in der folgenden Woche weiter fortgesetzt. Dollar (^rslvsrtcslir): 46000000 Dem Sächsischen Kandwerkerlage zum Grutz! Ter Dritte Sächsische Handwetkertag, den unser schönes Elbathen gastlich zu beherbergen die Ehre genießt, steht im Zeichen der schwersten Nöte und Bedrängnisse unseres Volkes. Tie Wirtschaft geht ans allen Gebieten zurück, die Mark steht auf dem Aussterbeetat, Preise und Löhne fliegen in die Wol ke»». die Löhne allerdings in etivas langsamerem Tempo, Absatzstockungen, Betricbseinschränknngen, Kurzarbeit, Be schäftigung mit unproduktiven Arbeiten zur Vermeidung der völligen Stillegung von Betrieben, und trotz aller Bemühungen, umfangreichere Arbeiterentlassungen zu vermeiden, die un verkennbaren Anzeichen einer zunehmenden Arbeitslosigkeit. Das ist die Signatur der Gegenwart, und dazu gesellt sich als besonders markanter Ausdruck der verworrenen Ver hältnisse die Einsetzung einer Finanzdiktatur zum Zwecke der Devisenersassung, eine Maßregel, die ivegen ihres tief in die verfassungsmäßige bürgerliche Freiheit einschneidenden Charakters am beredtesten für die verzweifelte Lage spricht, in der sich unser deutsches Vaterland augenblicklich befindet. In dieser Zeit des allgemeinen Niederganges ist es erfreu lich und erhebend für alle deutschen Volksgenossen, die mit Inbrunst an die nationale Wiedergeburt glauben, daß sie Zeugen einer Veranstaltung sein können, die nichts von Schutt und Modergeruch an sich hat, sondern die hervor- gcgangcn ist aus dem Geiste der freudigsten und energischsten Bejahung des Willens zum Leben. Das gilt in vollem Maße von dem jetzigen Sächsischen Handiverkcrtage, der eine im posante Heerschau über alle im Handwerk unserer engeren Heimat noch regsamen und rührigen Trieb- und Ausstiegs kräfte barstellt. Ein Blick auf das reichhaltige Arbcitspro- gramm der Tagung beweist, baß die Männer von echtem, altem Schrot und Korn, die hier in Dresden über das Wohl und Wehe ihres durch vielhundertjährigc Tradition ge festeten Bcrufsstandcs beraten, nicht zur Lustbarkeit znsam- mengekommen sind, sondern datz sie das Bewußtsein des Ernstes der Zeit tief im Herzen tragen und voll bereit sind, alle notwendigen Lasten znm Aufbau unseres Vaterlandes auf ihre Schultern zu nehmen, obwohl diese unter den dnrch die Zeitvcrhältnisse begründeten Erschwerungen dcS Daseins für daS selbständige Handwerk schon jetzt auf das äußerste be laden sind. Verfall der Währung, KontroUausschüsse, Er haltung der StandcSprcsse. Bedeutung des Handwerks für unser Volks- und Wirtschaftsleben, Steuerpolitik: diese Vlütenlcse ans dem umfassenden Bcratungsprogramm läßt erkennen, wie eng der geistige Zusammenhang des sächsischen Handwerks mit allen großen Problemen des Tages ist. Dieses lebendige Interesse an den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen der Gegenwart, dieses Drängen nach neuen Existenzmöglichkeitcn auf der Grundlage der geschichtlich ge wordenen Eigenart, zeugt von dem starken Willen, sich vom Sturin und Drang der jetzigen Umwertung aller Werte „nicht untcrkriegcn zu lassen", sondern allen feindlich.'» Ge walten zum Trotz sich zu erhalten und dem deutschen Lande und Volke auch fernerhin von dem Guten zu spenden, das im deutschen Handwerkerstand« lebt und webt »nd dnrch keinen Wechsel der Zeit verdorben werden kann, solange der alte Geist der gkcichc bleibt. Wenn selbst einsichtige Sozialisten, wie z. V. der ehe malige sächsische Ministerpräsident Buck, ehrlich genug sind, einzngestehen, daß wir aus dem alten Deutschland große ge waltigc Werte hcrübcrgenommen haben in die Zukunft, Werte ethischer, kultureller und auch materieller Natur, so werden diese Elemente nicht umhin können, ebenfalls einzuräumcii, daß gerade der Handwerkerstand in seinen tüchtigsten Ver trctcrn derartige Werte in besonderen» Maße verkörpert. Die alte solide Lebensführung und Wcltauffassung, die sparsame Wirtschaft, die unbedingte Ehrlichkeit in Handel und Wandel, die tadellose Qualität der gelieferten Arbeit: das alles sind Vorzüge des Handwerkerstandes, deren Bedeutung keines wegs bloß in der Vergangenheit liegt, sondern deren B-' tätigung auch für die Gegenwart und die Znkuiist um so notwendiger ist, je mehr der in» sonstigen privaten »nd ge schäftlichen Leben der neuen Zeit sich geltend machende Mangel an solchen Tugenden ihre Unentbehrlichkeit nach allen Seiten hin zum Bewußtsein bringt. Auch das Festhalten an der Tradition, das den Handwerkerstand aus zeichnet, ist in der Gegenwart nicht hoch genug etnznschätzeii, da cs einen Damm bildet gegen das krampfhafte Bestreben des Sozialis mus, alles zu nivellieren und jede heraiiögehobeiie, den Massendurchschnitt überragende Eigenart zu unterdrücken. Eine der Hauptschwächen ledcr Umwälzung besteht bekannter maßen darin, daß die ans Ruder gekommenen neuen Männer nicht genügend Verständnis für die staatscrhaltende Bedeu tung des geschichtlich Gewordenen und in organischer Ent- Ae Vorarbeiten für die Einführung einer neuen Währung.
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