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Dresdner Nachrichten : 26.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187610261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18761026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18761026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-26
- Monat1876-10
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 26.10.1876
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»r. Sv» N«. L'WLi v>»rl«nftrah« I». »ton. n-mknl»»r«t« »t,rtrlt»hr- llch - Marz iOMl« .durch »«-v«ft « Mar« .L ««,«. «tn»kl »un-,k 3000V »r»l. Jllr dl« «ückkod« ,ln,e« Icindtrr Manuskript« macht sich dic Nkdacti»« »tcht »erbindltch. Insrratkn-Ilnnadm« ,u»- »ilr»! -aas«nn»t« »n» >«al«»l» dambura. Ber lin. »Ltrn, li-tprtg, valkl, Brrdlau, Franksurl a. M., -Ru». Mag« in Berit». Lctpjta, WI«n, vamdur-, Frankfurt a. M., Mün chen. — »au», ch in granllurt a. M. — A». v»ia» in Shemnttz.— ll»>»,, l.»Ott», ltuliler « t!o. in Pari». Donnerstag. 26: Oktober. Tagkölatt für Politik, Nnterhaltunq. chcschäftsverkekr. HLörfcnkericht und Kremdenkiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ektpslh ör Ntichnrdt in Dresden. Verantw. Rebacteur: Fr. Goedscht in Dresden. Vnierat« werden Mart««, Tirade t-t bid ild.» Uhr -ugcnommk», Tonutaa» Mitla,» 10 Uhr. In Neustadt: «loste Nlaftrr- Lasi« L bi»Nachm.«Uhr. - Ter Raum einrr «M- Idalugen Petilteile «Istrt tu Ptge. Eingesandt dt» steile St, Psge. Eine Garantie tiir dal nüchsliagigeEtscheinen tri Jnsctate wird nicht ge geben. rlnStetirtige Niinvncen» Antiritge bon uns unbe kannten ?.irmen und Per sonen mscrticn wir nur gegen Prauunierando- ^nilluiia dnuh Bries- inarken oder Posleiitjah- lnng. Acht Lildcn loste« >.', P!ae. Liuerat« für die Montag:-- Nummer «der »ach einem Festtage die Petiljcile üt» Psge. XL. Jahrgang. Mstredacteur: vr. lUmtl Für das Feuilleton: Lv«I«lL Hart»»,»na. Dresden. 1876. Politische». Au» gestern wurde heute, aus heute wird morgen. AuSKriegS- besorgnissen werden Friedenshoffnungen, au» Friedenshoffnungen Kriegsaussichten. So geht es mit Grazie weiter. Der Wohlstand Europas wird bei diesem Chafsez-Croisscz täglich um einige Millio nen erleichtert. Der Schwerpunkt der ganzen Krisis liegt heute in Konstantinopel. Vor Kurzem lag er in Livndia, morgen vielleicht in Wien oder Pest, und der Leute giebt es genug, die da meinen: in Wahrheit läge er in Varzin. Doch, nicht zu verkennen, um den General Jgnatieff, der gestern dem Sultan die russische Sommation überreichen sollte, gruppiren sich augenblicklich alle Hoffnungen, Be sorgnisse und Berechnungen. „Sommation" ist im Rothwelsch der Diplomatie etwas Anderes als „Ultimatum", ist eine mildere Form der letzten Aufforderung vor der Cxecutionsvollstreckung. Noch kennt Niemand die letzten Entschlüsse dcS Sultans. Seltsam folgen sich im Lebenslaufe dieses Padischah die Hellen und die dunklen Loose. Kaum hat er am Ende des Fastenmonats Ramazan nach Verrichtung seines NachtgcbcteS dic Sklavin umarmt, die ihm seine Staatswürdcnträger ausgesucht (diesmal siel die Wahl auf eine mandeläugige Cirkassierin, die volle 60,000 Gulden gekostet hat), so soll er eine Entscheidung treffen, dic über die ganze Zukunst des Osmanenreiches entscheidet. Folgte der Nacht der Kraft der Tag ver Schwäche? Ginge es nach dein Willen der Studenten in Pest, so könnte der Sultan fest auf die militärische Beihilfe Oesterreichs rechnen. Aber das turanische Blut, das in den Adern der Türken und der Magyaren pulst, ist nicht der beste Berather für weittra gende Entscheidungen. Die Kundgebungen der studirenden Jugend sind achtbar, wenn sie reiner und edler Begeisterung entstammen Wollen die Pcster Studenten dem türkischen Eonsul einen Fackel zug bringen, so liegt dieser Demonstration der Gedanke zu Grunde gegen Nußland, als Unterdrücker der allgemeinen Freiheit, zu pro ustircn. Trotz Rector und Polizei wird sich die akademische Jugend aller Länder der Welt das gute Recht, ihre Begeisterung für hohe Ideale kundzugeben, nicht nehmen lasten. Wenn jedoch die Jugend Ungarns thatkräftige Hilfe dein absterbenden Osmanentbum sichern will, so verschwendet sie edle Gedanken an eine schlechte Sache. Für die Erhaltung der Türkei wird Niemand in Europa eine Hand rühren, nur dagegen bäumt sich das Rechtsbewußtsein und der Frei heitsgedanke Europas auf, die bisherigen EivilisationSbcsjrebungen kosakisiren zu lassen. Der Kriegführung an der Mora,va, dem Times und Jvor selbst haben wir bisher wenig Thrilnahme geschenkt. Wir glauben damit den Neigungen der Leser entsprochen zu haben, denen diese Röffelsprung-Kampfcöart um so weniger Interesse gewährt, als die verübten beiderseitigen Gräuelthatcn widerwärtig sind. Nur der wichtigeren Momente gedenken wir. Ein solcher ist die neueste Schlappe (die wie vielte? wissen wir nicht), die sich Se. revolu tionäre Durchlaucht General Tschernajeff wieder geholt hat. Er ivurde von den Türken überrascht, mußte über ein Dutzend Schanzen und Befestigungen im Stich lassen und sich mehrere Meilen weit rückwärts concentriren. In den militärischen Fähigkeiten dieses Generals haben sich Russen wie Serben gleichmäßig gründlich ge täuscht. Stünde der Monsieur unter deutschem Commando, so ivurde er nach so viel Proben von Ungeschick und Leichtfertigkeit längst nach Spandau und Küstrin abgeführt worden sein. Ob der Sieg der Türken nachhaltige Wirkungen ansüben wird, darf man nach dem bisherigen Verlause des Krieges billig bezweifeln. Aus Spanien wird dic abermalige Entdeckung einer Verschwö rung gemeldet. Diesmal sind es Socialisten und Föderalisten, welche der Polizei zu thun geben. Nach der Niederwerfung des carlistischcn Aufstandes ivar die Unterdrückung der Volksfreiheiten in den nord spanischen Provinzen ein grober Fehler, der sich jetzt zu rächen be ginnt. Um eine dem spanischen Volkscharakter ebensowenig wie dem deutschen zusagende, schablonenmäßige Centralisation herbeizuführen, unterdrückte das Regiment des Königs Alfonso auch diejenigen Ge- meindercchlc, die der nothwendigcn, staatlichen Zusammenfassung schlechterdings keinen Abbruch thaten. Diese ganz überflüssige Reaktion ruft natürlich den Gegenschlag hervor. Verfolgung der Protestanten, die bornirte Fortsetzung des Versuchs, eine einheitliche Staatsrcligion herzustellcn, der Skandal in der Ausführung der Königin-Mutter, dem Weibe mit der Tugendrose, die geringen Leistungen der jetzigen Machthaber für wahre Verbesserungen iin Leben des arbeitenden Volkes, ihre Begünstigung der wiederhergc- stelllen Adclstitcl und Sinekuren, dies und so manche sonstige Miß griffe förderten die Unzufriedenheit des Volks. Wohl möglich, daß die Negierung Spaniens stark genug sich crwerst, einen revolutionären Putsch nicderzuschlagen, aber damit schafft man nicht die Ursachen der Unzufriedenheit aus der Welt. Erhebliches Aufsehen dürfte es in der preußischen Beamtenwclt erregen, daß der Oberprüsident der Provinz Schlesien, Graf Arnim, aus Veranlassung der Verurtheilung seines Schwagers, des Grafen Harry von Arnim, seinen Abschied erbeten hat. Eine andere, für die Steuerzahler recht angenehme Aussicht eröffnet die Reklame, die für ei» neues Jnfanteriegewehr gemacht wird. Die bei den diesjährigen Herbst-Uebungen in verstärktem Maße hcrvorgctretene Thatsache, daß das deutsche Infanterie-Gewehr System Mauser, Modell 71, den gehegten Erwartungen nicht entsprochen und neben der Ver bleiung des Laufes auch noch Versager bis zu 40 Procent gezeigt habe, hat nämlich die Aufmerksamkeit wiederholt auf da« neue Treyse'sche sogenannte Notationsgewehr gelenkt, dem nun eine Zukunft bevorzustehen scheint. Schon früher sind Versuche mit die sem Gewehr angestellt worden, welche eine große Urberlegenhrit über das Gewehr Modell 71 bekundeten; allein der Glaube an die Unfehlbarkeit des letzteren und auch der Kostenpunkt für eine Neu beschaffung wirkten ungünstig für das Erste«. Das RotationSge- rrchr wird bis in die grüne Marie gelobt wegen seiner größeren Ein fachheit und Dauerhaftigkeit. Ganz so zwitscherten die Vögel, als die Zündnadel dem Mauser-Gcivehr wich. Wenn daS Letztere wirk lich so grobe Fehler hat, so muß seiner Zeit die Waffen-Commission e« mit der Prüfung doch sehr versehen haben. Solch «ine neue Waffe kostet Millionen! Wenn die Herren Militärs Fehler selbst zu bezahlen hätten, so würden weniger gemacht I Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten? Bern, 25. October, Abends. Ter Bundesrath beschloß in außerordentlicher Sitzung, in Anbetracht der in dem Canton Tessin aus Tiflis vom 24. October, daß der dortige türkische Eonsul und dessen Frau Tags vorher ermordet worden sind. ^ . Ni sch (türkische Festung), 25. October, 5 Uhr. Die serbischen Befestigungen im Dorfe Djunis wurden heute nach zehnstündigem hartnäckigen Kampfe von den siegreichen türkischen Truppen genom men. Die meisten Verschanzungen längs des Djuniöbaches kamen in den Besitz der Türken. In der Front dcS MorawathaleS fand nur Geschützkampf statt. — Zeitweiliger Regen. Locale» und Sächsische». — Dem Geheimen Natbe Job. WIlb. Otto FrcieSleben ist daS Eomshurkreuz erster Clane des Gerdienstordcnö. dem Geb. Finanzsccr. CommisslonSrath Ernst Otto Immanuel Berger das Ritterkreuz 2 El. dcS Verdienstordens, dein Major Freiherr» v. Könne ritz der Kais. Rufs. StaiiiölauS-Orben 2. El. und dem Sceontelicutenant Frciherrn von Oer der päpstliche St. Grcgorto Magno »Orden 1. El. verlieben worden. — Aus Anlaß des Uebergangcs des Polytechnikums aus der Verwaltung des Ministeriums des Innern in die des Unter richtsministeriums hat am Montag eine Deputation der Lehrer der technischen Hochschule, bestehend ans dem Director Geh. Bergrath vr. Zeuner und den Abtheilnngsvorständen: Prof. vr. Königtz- berger, vr. R. Schmitt, Schneider, Banrath Heyn und vr. Stern, dem Minister des Innern v. Nostih-Wallwitz eine reich und ge schmackvoll ausgestaltete Adresse überreicht. Dieselbe dankte, nach dem„Dr.J.",demselben für seine der technisehenHochschule gewidmete segensreiche Thätigkcit. In der Thal kann Herr v.Nostitz-Wallwitz, wenn er jetzt auf einen direkten Einfluß auf das Polytechnikum verzichtet, mit Gcnugthnung auf daS Aufblühen desselben unter seiner Leitung zurückblicken, obwohl er in der ihm eignen bescheidenen Weise jedes Verdienst von sich ablehnte. Gestern wurden dic Docenten des Polytechnikums ihrem neuen Reffortchef vr. v. Gerber vorgestcllt. — In gestriger öffcntl. Sitzung der Stadtverordneten ward in die letzte, jetzt zu besetzende, unbesoldete Stadtrathstclle Herr Goldschläger Stadtv. Schulze mit 36 von 69 Stimmen gewählt. — Während der gesUigcn Sitzung (er LandcSsynobe waren die Tribünen überfüllt. Silles war gespannt aus dle An gelegenheit, betreffend dle „Lehrzucbt" und die damit verbundene Sache dcö schwer angcklagtrn vr. S u l z e. Die Ihm zur Last gelegte Schuld wider taö Bekenntnis, des evangelisch-lutherischen Geistlichen stellten wir bereits in gestriger Nummer dar. tngicichen auch den Wortlaut der vom berichtenden Petstlonoauöschuß zur Annahme einviohlenen Resolution. Schon das zur Eröffnung der Sitzung vom Obrrhospretiger vr. K oh Iscb litter gespro chene Gebet lciiete kaö. inan mag es betrachten >r!e man will, immerhin ncistli cb c Gericht über den „irrenden Bruder" — wie Vr. Snlze später mehrfach bezeichnet ward — feierlich ein. Er rief Gott an um den Geist der Duldung und tic Krack „das Einer den Anderen ertrage!". Auch der Referent, Consistorial - Rath vr. Luthard begann seinen Borkrag mit die Bitte zu Gott, er möge verhüten, bas, über die Lippen geht, was persönlich oder provocircnd wäre. Snlzrö Anschauungen »ndAnosprüche schienen ilnn gleich bedenk lich, wie wenn ein StaatSdicncr republikanische Ideen predigen und aus dic Beseitigung seines Herrscherhauses dringen wollte. Es bandle sich hier nicht darum. zn prüfen und entscheiden, welche Auffassung kirchlicher Lehrsätze etwa die richtigen seien, sondern darum, wie Innerhalb einer bestehende» Klrchcn- gcmelnschast zu reden und zu handeln sei. Diät. Binkan er klärt, kaff die Anklage auch ihn und viele seiner ans gleichem wtssenschaitllchcn Standpunkt stehenden Amtöhrüder treffe; nach Hunderten zählten die Tbcologen. die zu derselben Er kenntnis) bieltcn. Sülze batte vorher, che taöAiiSschnsigutachtcn erlassen worden, gebörr werden müsse», t»-. Sülze selbst spricht in einfach würdiger Weise und schildert in der Darstellung seines Verhaltens und Empfindens gegenüber dem von ihm be schworenen Bekenntnisse, lkaS aufrichtige, heiße Ringe» nach dem Erkenntnisse Gottcö und seiner heiligen Lehre. Die Lehre von „den drei Personen" sei nicht nur bei ibm wankend geworden, ffe sei cö bei viclen Thcologen! Wenn man von ihm gc- agt habe, sein Gott sei ein Gcbankendlng, sei baö ganz falsch. Die Lehre von be» Verdiensten Ehrisii habe ihn lies bewegt und er habe sich bemüht, anö dem Evangelium heraus sich Ehristus zu gestalten in einer „nrächtigrn Person"; den Ausdruck Gott- )e,t Ehrisii habe er allerdings bei Seite gelegt, dock' nur In der Absicht, einen falschen Schein zu meiden. Nach einer kurzen Schilderung seiner Wirksamkeit in Hannover und in Ebem- nttz n. s. w., erklärt er überdies bezüglich der gestern hier mit» geweilten Stellen aus der Zeitschrift „Dic Leuchte", das, er ikute nicht mehr mit derselben Schärfe schreibe» würde, wie da mals vor anderthalb Jabren. Er bcrust sich aut baö Wort: „Ist dies Werk von Menschenhand, wird cö vergeben, ist eS von Gott, wirb eS bestehen." — Wir haben hier nicht Raum, aus alle Reben cinzugchcn, die vielfach Im Tone de» dogmatischen Esters schwer gegen den Verklagten loö- donnerten, wie z. Ex. Snperlntend. Otto, dessen Herz, wie er agt, blutige Tbränen geweint habe über den Amtöbrudcr, unter Anderem auSrief: dem irrenden Bruder wolle er dle Hand rei chen und erheben, niemals aber dcmIrrlebrer! Und vr. Sülze sei ein Jrrlehrer! Er habe sich einer Uebcrhrvung chuldlg gemacht, baß er seine subjektive Anschauung an die Stelle der Lehren des Evangeliums setzen wolle. Doch auch einige Stim men fehlen nicht, die i» dem Sturm der geistlichen Erregung wenn auch nicht entschieden für vr. Sulze'ö Anschauungen, so doch für seine Ehrenhaftigkeit, für be» wahrvaitrn Muth sprachen. mit dem er allezeit nach dem Rechte und der Pflicht des Manne» cingestanden sei sür sein Wert. v>. Fr icke nennt ihn einen „Fanatiker der göttlichen Liebe" und versichert, daß er ganz an der- über ibn habe denken lernen. a!S er weiter in „der Leuchte" gelesen und gesehen, wie tür Sülze doch Ebristnö der Mittelpunkt seiner Religion sei und wie lein Leben und Wirken lim durchaus ehre. Ja, alS er am Sonntag in der Predigt Sulze'ö gcwn'en, da habe ersieh gesagt, co würde eine Sünde an der Kirche sein, wollte ma» die Tbätigkcit eine« solchen Manne« unterbinde n. — ES ward noch Vieles „von" und „in" keiniitbvoller Erkenntnis, gesprochen, auch ange- teutet. das, wohl die vorgeschlagcne Resolution nur ein vorsich tiger Schritt zur Enticrnung Sulze'ö auo dem Amte >ci u. s. w. Der Synodale Günther bekennt, daß ihm die angeführten Stellen auS der Leuchte, nachdem er Sülze habe reden hören, In wesentlich anderem Lichte erschienen seien, obschon er mit ihnen nicht einverstanden sei, daß eS ibm aber scheine, man müsse daran unverbrüchlich seohaltcn. daß cs nicht Sache des Geistlichen sein könne, solche L.ehren zu predigen. Der Protestantismus sei ein Product der freien Forschung und diese wolle er gar nicht bindern, aber da müßte eine Grenze sein, wo durch die Forschung die evangelische Kirche ln ihrer kicksten Tiefe erschüttert werde. Nach dem Schlußworte dcö Rciercntcn. der diese ganze Lache alö eine offene Wunde unserer evangelischen Landeoklrche ansieht, v n der man dringend wünschen müsse, daß sie sich bald und ganz schließt, ward die mehrbcrcgte Resolution gegen 17 Stimmen angenommen und ein vermittelnder Anirag vr. Fricke'S gegen 1!) Stimmen abgclehut. Dem Klrchcnrcgiment bleibt nun alles Weitere überlassen und damit schließt eine Verhandlung, wie solche der sächsischen Laote-» synote noch nie vorlag. — Gewcrbeverein, an, 2 ff. October. In der heu tigen, überaus zahlreich besuchten Versammlung kam zunächst ein Auszug auS der Rechnung der Eewcrbcvercinökasse aus 1k,75 zur Verthcilung. Die Eiunahmcn. erclusive Ausstellung und HauS- und Eonccrtkasse, worüber besondere Rechnung abgelegt wird, bezifferten sich au, 27,520 Mark (8o:r'.> Mark Kaffenbettand. 12,266 Mark Mitgliedsbeiträge re.): die Ausgaben aus l5,U>7 Mark sinci. -1500 Mark Vorschuß zur Gewerbeauöstellung), waS einen Ucberschuß von 12.626 Mark crglebt. Excursioncn und Familicnavende ergaben diesmal keine Ueberschüsse. sondern 270, bezüglich 761 Mark Zuschuß. Herr Director Elan» bringt beste Grüße vom Auffigcr Gcwerbevrrcin, dessen Mitglieder sich noch heute wundern, bei dem Besuche dcS Dresdner Vereine im Sommer keine „Wankenden" gesehen zu haben. Redner war jüngst wieder in Außig und bat von dort einen äußerst praktische» Flaschenverschluß mitgrbracht. Dic Handhabung deS kleinen Ap parats Ist sehr einfach, der Preis 60 Pfennige. Derselbe ist auch In Dresdner Geschäften zu haben. DenHauptpottrag sdcr ziem lich 2' r Stunden währte) hielt Heir Eapitän Bade über seinen Aufenthalt in Grönland, S itten und Gebräuche derEöki »ioö. rmtcr Vorzeigung grönländischer Waffen, Ge rüche. Kleidungsstücke re. Einleitend wiederholt derselbe kurz die Schicksale der Mannschaft deS Schiffes „Hansa" der letzte» deut schen Nordpoleppcbltion und perbrcitct sich sodann über dic Zwecke und Ziele der Nortpol-Erpcdilioncn. Zur Zeit sind die heißesten und kältestenThcile derErtc, Afrika und UePoie, noch unerforscht. Da der Erforschung des Südpols zu große Schwierigkeiten entgegen sichen, hat man zunächst »>it dem nordischen Polarmccre begonnen. Man will dort den Herd der Lutt- und Wassersirömuiig, den Magnetismuo der Wärme und Kälte, die Ursache und das Wesen dcö Nordlichts;e. ergründen. Man will dic Gesetze der Stürme in jenen Gegenden erforschen, wo alljährlich Hunderte von Schiffen. Tausente von Menschen, Millionen an Kapital zu Grunde gehen. Mau hofft die besten Walisisch- und Potwalgründc fcstzustellcn. dem Thierreiche neue Fischgattungcn zu entdecken. In den nenznentdeckeiiden Gegenden hofft ma» große Kohlenlager zu finden, nachdem die Schweden auf Spitzbergen deren so ausgiebige im Betrieb haben. De» Weg gegen Nordosieu, den die österreichische Nordpolerpedition Unge schlagen, bezeichnet Redner alS den am wenigste» Erfolg ver sprechenden. Die Enldeckung des Franz-Iciephland hätten die selben nur einem besonders glücklichen Zufälle zu daickc», auch lange nicht die Strapazen als dic Besatzung der „Hansa" zu er dulden gehabt. Die beste Operationöbasis für Nordpolcppecltio- nen se! die Ostküste Grönlands, wohl» auch die nächste deutsche Nordpolerpedition, trotz des geringen Erfolges der ersten, wieder Ihren Couro nehmen wird. Besondere Förderung dieser Expedi tionen verspricht sich Kapitän Bade von mltzunchmcnden Luft ballons. mit denen man mehrere Tausende Fuß aufsieigen und dann viel weitere Aussicht alö vom Maste eines Schiffcö haben kann. Der eigentliche Hanpwortrag über dic ESkimoS kot dcö Interessanten überaus viel und fand, wie die Vorführung eines Paares in Eskinwtracht, überaus reichen Beifall. Kapitän Bade Ist bereits von vielen sächsischen Vereinen zu Vorträgen engagirt und düritc auch den hiesigen Vereinen bestens zu cmpschien sein. - Eines so schlechten Jahrmarktes wie dcS abgeiauienen GallusmarkteS können siff« tic ältesten PulSnitzcr und Erzgcbirger nicht entsinnen. Viele Marltbcsuchcr Eiben, da die Käufer sich nicht elnstellcn wollten, ver Schluß des Marktes ibrc Plätze ge räumt. Der Zudrang der Landbevölttrung nach Drcr-tcn war geringer denn >e. Zweierlei Umstände erklären diese Tbatsachen. Einmal die schlechten Zeiten, der Mangel an Capital, der sich recht empfindlich sür dir Kaufkraft «zeltend macht, sodann dic ver- altcie Form dcö Jahrmarktes überhaupt. Für eine Anzahl Artikel des Halrobedariö nndKüchengcräthö. behaupten nnsere-vauSsraucn, ist der Jahrmarkt noch rmcntbchrlich. Wir wolle» ihnen bezüglich der Zwiebeln unb des Mcerrcttigü. welche dic Natur nur einmal im Jahre erzeugt, Recht geben, daß diese Producte zum Einkausc für die Wintervorräthe aus einmal zu Martte kommcu. WaS man sonst billiger haben mag. Klammern. Oulrie. eiserne Töpfe, blecherne Stürccn, Nachtgeschirre, Bierflaschen, Gartlnc»sp!«cn, Tövfcrwaarcn, Traakörbc u. dergl., lmt man nur deshalb billiger, weil die diesigen Geschälte sich diese Artikel überhaupt nicht zu- legen können, da sie wissen, daß Ihnen unsere Frauen sie doch nicht aOkcnisen. Fiele der Jahrmarkt weg, so würde man jene Waaren eben so billig hier daS ganze Jahr kaufen. Wao soll mau aber dazu sagen, daß Soplmö. Sekretäre, bronzene Bettstellen zu 12 Tdlr., Pcizc zu 50Thir.u.dcrgI. aus de» Jahrmarkt komme»? Wer 12 Thlr. für eine Bettstelle unb 50 Tblr. kür einen Pelz anlegen kann, der gebt doch richtiger zum Händler, wo er die große Auswahl hat. Unsere ganze tcntsche Industrie latorirt ia ohnehin an einem Hauptübei: der NichtarbcitStheiiung. Der Fabrikant ist bei miS »leist selbst der Händler und Verkäufer. Der solide, ehrliche Zwischenhandel wird hierdurch unmöattch und der Seibstvertrleb eigner Erzeugnisse verschlingt Kosten und Spesen der verschiedensten Art. dir doch aus die Waare kommen. DaS sind die Gründe, die. soviel rö auch sonst für die Jahrmärkte und den Verdienst mancher Leute spricht, die von Ihnen leben, unweigerlich dahin drängen, die veraltete und vertheiicrnte Form dcö Handels von Küchen- und HauSgeiäib in Gestalt von Jahr Märkten abzuthnn.
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