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Dresdner neueste Nachrichten : 03.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193708036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-08
- Tag1937-08-03
- Monat1937-08
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 03.08.1937
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4». Jahrgang Dienstag, 3. August 4937 > Grundpreis: dl« Ispaltlge ww-Zeüe Im An» - ,eIgrnIeIl1« Npf., Stellengesuche und privat« Aamttlenanjelgen S Nps., die 24 mm breit« ww-Zelle ImTextteIl 1,10 UM. Nr. 479 * Dresdner Neueste Nachrichten »«.»---«Nr- 2'00 «M mit Landels» und Industrie »Leitung SalbmonaII.i,ooAM.P»stb«rugmonaN.2MAM.rinI'chl.4ZApf.poftg«bühren ,— --o.- »> (hierru raRpf. ZusieNungögeb.) Kreuzdandsend.: Für di« Woche 1,00 AM. Nachlaß nach Malslaffel l oder Mengenstaffe! v. Briefgeblthr für Ziffer» Einzelnummer Ist Rps., außerhalb Sroß.vresdrn« IZ Rpf. Echrtftlettung» Vertag und Hauptgeslhäftöstelle: DreSditk'A^ AerdlnandstraAe 4 an,eigen Z0 Npf. auSschl. Porto. Zur Zeil tll Anzeigenpreislisle Nr. 7 gültig. ooftanschrist: Vresben'A.1. Postfach - Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24SÜ1, Aernvettehr 279S1-2798Z * relegr.: Aeueste vresden * Verllnrr Schrtstleitung: Verlin W.ZS, VlNorlastr.4«; Fernruf: KurfürstSZ61-SZSS Postscheck: vre-ben 20S0 - Mchtverlangl« Einsendungen ohne Rückporto werden weder zurückgesanbl noch aufbewahrt. - 2m Falle htiherer Gewalt ober LetrsebMrung haben unsre Bezieher leinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Typhusbazillen Moskaus neuestes Kampfmittel Oie in Salamanca zum Tode verurteilten Franzosen und ihre Auftraggeber - Oie italienisch-englischen Vermittlungsversuche Ein teuflischer plan Telegramm unsres Korrespondenten n. Paris, 3. August In der Pariser Veffentlichkeit herrscht «in lebhafter Streit um da« Schicksal zweier Fran» zosen namens Bouguenee und Chabras, die im nationalen Spanien vom Kriegsgericht von Pamplona zum Tode verurteilt worden sind. Und zwar mit Fug und Recht. Sie hatten sich nämlich bereit gefunden, gegen hohe Bezahlung im Auftrage sowjetrusfischer Agenten Bazillen kulturen zur Verbreitung von Typhus und Schlafkrankheit nach dem nationalen Spanien einzuschleppen. Beide wurden an der Grenz« verhaftet und di« Bazisienkulturen bei ihnen gefunden. Wie das SavaSbüro aus Salamanca meldet, find sie, entgegen anderslautenden Meldungen, bisher noch nicht erschossen worden. General Franco habe die Durchführung der Berurteilung aufgeschoben, denn er beabsichtig«, die An» gelegenheit den europäischen Großmächten, dem London«« NichteiiuntschungSattSschutz «nd dem Völkerbund zu unterbreiten. Ein Mitarbeiter beS „Journal", Albert Morice, weis, über diese Angelegenheit nähere Mitteilungen zu machen. Er war nämlich selber als erster ausgefordcrt worden, diesen teuflischen Plan durchzusiihren. Der Organisator des Bazillenplans fei der sowjet- . russische Agent Iwan Iwanowitsch, der in Paris mit allen möglichen Propagandastcllcn Moskaus zusammenarbcitet. Iwan Iwanowitsch (sein wirklicher Name ist natürlich unbekannt) habe für seinen Plan einen oder mehrere französische Journa listen gesucht, da er der Meinung gewesen sei, daß ge rade französische Prcffeberichterstatter das Unter nehmen am leichtesten durchführen könnten, weil sie Zugang in das von General Frgnco besetzte spanische Gebiet hätten. Iwan Iwanowitsch bot ihm, berichtet Morice, bOOOV Franken und Stellung eines Kraft wagens. Ausserdem zwei Journalisten als „Mit arbeiter". Morice erzählt nun weiter, wie er sich zum Schein auf die Verhandlung eingelassen habe, um den ganzen Plan anfzudecken. Er nahm an den ersten Unterredungen zwischen Iwan Lwanowitsch und den beiden französischen Journalisten Bouguenee und Chabras teil, die seine Mitarbeiter sein sollten. Er behauptet, Bouguenee gewarnt und ihn gebeten zu haben, nur zum Scheiß auf den Plan einzugehcn. Aber vergeblich. Bougnenec, der früher ein kleiner Repor ter beim „Oeuvre" gewesen war, liess sich leicht durch eine grössere Anzahlung einsangen. - Der Glücköfall, der ihm zum ersten Male seit län gerer Zeit, wahrscheinlich überhaupt zum ersten Male in seinem Leben, eine grössere Geldsumme in die Hand spielte, verdrehte ihm derart den Kopf, dass er sich in ein lustiges Leben stürzte und nur den einen Wunsch zu habe» schien, das viele Geld möglichst bald auSzugcben. Endlich musste er aber doch nach St. Jean de Luz an der spanischen Grenze abrcisen, da Iwan Iwanowitsch ungeduldig wurde. Dort setzte er zunächst das lustige Leben sort und siel dabei rasch in der Oessentlichkcit auf, weil er in der Trunkenheit alles mögliche ansplandcrte. lLeidcr haben die fran zösischen Behörden sich um diese Dinge nicht ge kümmert und ihn unbehelligt gelassen. D. Schristltg.) Inzwischen war auch sein Helfershelfer Chabras, der früher irgendeiumal als freier Mitarbeiter beim „Petit Journal" tätig gewesen sein soll, an der spanischen Grenze angclangt. Nunmehr forderte Iwan Iwanowitsch, dass die beiden gekauften Sklaven auch ihr Werk endgültig durchführten. Die beiden suchten sich noch zu drücke« und halse« sich zunächst mit einer Art „Kriegslist". Sie versteckten sich in einem kleinen französischen Grenzdörschcn in den Pyrenäen und liessen durch einen guten Freund eine Postkarte aus San Sebastian an Iwan Iwanowitsch schicken, um diesen Glauben zu machen, bass sie tatsächlich schon in Spanien eingetros- fcn seien. Iwan Iwanowitsch siel aber als gewiegter GPU.-Agent auf diese kindliche List nicht herein. Er stöberte sic durch seine Mitarbeiter auf und zwang sie schliesslich, wirklich über die spanische Grenze zu gehen. Dort wurde» sic aber gßeich von de« spanischen Grenzwachen mitsamt ihren Bazillenkultnren sest- geuommeu. Dadurch wurde der wahrhaft teuflische Plan enthüllt, der lediglich an der Unzulänglichkeit der von Moskau ausgewählten Mitarbeiter scheiterte. Reinigung der Kunst in Preußen Erlaß des Ministerpräsidenten Göring - Ermächtigung des Reichsministers Rust Mussolinis Antwort Der Brief des Ome an Neville Chamberlain Telegramm unsres Korrespondenten London, 8. August Ter englische Premierminister hat gestern nachmit tag, bevor er seine Urlaubsreife nach Schottland an» trat, noch einmal den italienischen Botschafter zn einer halbstündigen Unterredung empfangen. Gras Grandi überbrachte ein persönliches Schreiben Mussolinis, die Antwort aus Chamberlains Bries von voriger Woche. Die Rückäusscrung des italienischen StaatpchesS bringt nach der Mitteilung der „Times" die gleichen Empfin dungen zum Ausdruck wie das Schreiben des,englischen Premierministers, vor allem daS Bedauern darüber, dass die englisch-italienischen Beziehungen von Miss verständnissen getrübt seien, und die Hoffnung, dass eine baldige Besserung «intreten möge. Der „Daily Telegraph" bestätigt heute, dass Tlnzelheiten gegenwärtig noch nicht zur Erörterung stehen. Das Blatt berichtet weiter, Chamberlain würde eine Gelegenheit zu unmittelbarer Aussprache mit Mussolini begrüben, sehe aber ein, dass daS un- möglich sei. Er habe deshalb den Weg eines persön» lichcu Austausches von Briefen gewählt, der durch die Besprechungen der Botschafter mit de» Aussenministern aus beiden Seiten ergänzt werden solle. Direkte llnterredungcn zwischen deiz Aussenministern, seien einem späteren Stadium vorbehalten. Die „M orntng Po st", deren stetiges Eintreten für eine Besserung der englisch-ttalienisrhen Beziehun gen ebenso bekannt ist wie ihr antibolschewistischer Standpunkt, erklärt die Kombinationen, die an den Bricswcchsel geknüpft werben, für unbegründet. Er habe nichts mit Wcstpaktverhandlungen zu tun, und die »vm „Daily Telegraph" gestern erwähnte Abhaltung einer Londoner Konferenz der Locarnomächtc im Herbst müsse als sehr fraglich angesehen werden. Ohne eine gründliche Aenderung der spanischen Situ ation käme dergleichen nicht in Frage. Auch eine Zu sammenkunft zwischen englischen und italienischen Ministern werde zur Zeit nicht vorbereitet oder er wogen. ES ist daraus hingewiesen worden, dass eine Be gegnung zwischen Eden und den) italienischen Aussen minister Gras Ciano sich aus der Septembcrtagung des Völkerbundes von selbst ergeben würde. Ob diese Er wartung sich verwirklicht, hängt angesichts der be kannten Haltung Italiens wohl von einem Entschluss des Völkerbundes in der abessinischen Frage ab. Der „Daily Express", der sich seit langem für die An erkennung der Italienischen Eroberung durch England einsctzt, bezeichnet aber heute die Gerüchte, Chamber- lans Bries an Mussolini habe bereits eine Zusiche rung in diesem Sinne enthalten, älS falsch. Ter marxistische „Daily Herald" vertritt heute die Auffassung, dass die englische Negierung durch ihre Annäherung an Italien den Zusammenbruch der Nichteinmischungspolitik gleichsam „ausfangen" wolle. Wenn die Nichteinmischungspolitik scheitere, dann solle sie „in Ruhe" zugrunde gehen. England wolle auch einen Zank zwischen rivalisierenden europäischen Bündnisgruppcn „am Sterbebett der Nichteinmischung" vermeiden. Und wie steht sss tntt Moskau? fragt der „Daily Herald". „Chamberlains und Edens Auf lassung ist, dass di« volle Mitarbeit der Sowjetunion sehr wünschenswert ist, dass aber Moskau kein Ein spruchsrecht gegen gute englisch - französische Be ziehungen zu Deutschland eingcränmt werben kann, ebenso wie eS nicht zulässig ist, bass Berlin ein Veto gegen gute englisch - französische Beziehungen zur Sowjetunion etnlegt." ll) Einige Verlegenheit bereiten der englischen Re gierung die hänsigen Anspielungen der ausländischen Presse auf Neville Chamberlatüs Selbständigkeit in aussenpolitischen Fragen. Es^virb deshalb immer wieder betont, dass der Premierminister aufs engste mit Eden und dem Foreign Office -usammenarbeite. ES enispricht übrigens den ungeschriebenen Regeln der englischen Verfassung, dass der Premierminister an der Verantwortung für die Aussenpolitik in höherem Grade mitbeteiligt ist als an der Führung andrer Ressortgeschäste. „WelterziehungSlonferenz" in Tojio X Tokio, 8. August In Tokio wurde «ine „WelterztehungS- konserenz" eröffnet. An der Festsitzung nahmen mehr als 8000 Vertreter vM 2« Staaten tetl. Der NS.-Lehrerbund hat Akt virrköpsig« Abord nung entsandt. Aufgabe sstzr Konferenz soll die Prüfung von Möglichkeiten des Einsatzes der Er ziehung als Mittel zur Förderung der internationalen Verständigung lein. X Berlin, 8. August. (Durch Funkspruch) Ministerpräsident Göring hat an den Reichs- ünb preussischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung folgenden Erlass gerichtet: Nachdem der Führer und Reichskanzler am Tage der deutschen Kunst in München in klarster Weise di« Richtlinien für die «unstaussassung des National sozialismus sestgelegt hat,'beaustrage und bevoll mächtige ich den Reichs- «nd preussische« Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, die Be stände aller im Lande Preussen vorhandenen ösfent« sichen Sunstsammkungen ohne Rücksicht aus Rechtssorm und EtgentuinSverhisttnisse im Sinne der Richtlinien des Führer» und Reichskanzlers zn überprüsrn «nd die erforderlichen Aüordnungrn zu tresse«. Ueber die Verwendung aller ausgemerzten Gegenstände, soweit sie dem Staate sehören, werde ich besonders, sobald mir di« Liste vorliegt» entscheiden. - Ich beaustrag« serner den Reichs, und preussischen Minister sür Wtssenschast, Erziehung und Volks bildung, die Richtlinie« des Führers und Reichskanz lers mit «nuachfichtltcher Stkeuge allen staatliche« Be amten, Angestellte« und Beaustragten gegenüber, so weit sie sich aus dem Gebiet der Kunst betätigen, schnellstens burchznsühre«. Soweit Kunstinftitute meiner unmittelbaren Leitung unterstehen, werd« ich di« Richtlinie« selbst zur Zuwendung bringen." ' Mit diesem Erlass erhält RetchSmintster Rust in seiner Eigenschaft al» preussischer Minister die not wendigen Vollmachten zur endgültigen Säuberung der Kunstsammlungen innerhalb Preußens. Hier hatte der Minister, soweit Bildersammlungen in Frage kommen, die unmittelbare Bcrsügungsgcwält bisher nur übe» die staatlichen Museen. Diese wiesen ledig lich im Kronprinzenpalais eine Abteilung moderner Kunst auf, die RetchSmintster Rust bekanntlich im Herbst 1030 schliessen liess. ' Oie ersten Maßnahmen Als erste Massnahme aus Grund der ihm von Ministerpräsidenten Generaloberst Göring erteilten Vollmachten hatte der Reichs- »nb preussische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Rust, die Letter sssmtltcher össcntlichcr Kunstsammlungen in Preussen, sowie der Kunsthoch- und Fachschulen zu einer Besprechung eingeladen, an der auch die Kunst referenten der andern Länder als Gäste teilnahmeu. RetchSmintster Rust gab die von ihm bereits getroffe nen Massnahmen bekannt und wies den Museums- dtrektoren die Richtlinien sür die künftige Arbeit, wie sie sich aus den vom Führer und Reichskanzler in München verkündeten Grundsätzen ergeben. Besonders hervorzuheben ist die Ankündigung, bass die Museumsleiter in Schulungslehr gängen künftighin eine einheitliche Ausrichtung er halten werden uyd besondere Vorsorge sür die Heranbildung eines sachlich und weltanschaulich klaren Nachwuchses auf -em Gebiete des Museums- wesens getrosten werben soll. Anschliessend besprach der neue Ches des Amtes Volksbildung im Retchserztehungsmlntsterium, Dr. Gras y. Bssndissin, mit den Museumsleitern Einzel sragen der praktischen Arbeit. - Medemstandene GM Von unserm Korrespondenten vr. L. Soli. Moskau, Ende Juli Seit geraumer Zeit erscheinen in der Sowjetpresse immer wieder lange, aus den ersten Blick gehcimnis- volle Listen von Persönlichkeiten, die „sür ihre her vorragenden Verdienste bei der Erfüllung wichtigster Regierungsausgabcn" mit den höchsten Sowjctorden ausgezeichnet werden. Erst bei näherem Zusehen ent deckt man unter den neugebackenen Ordensrittern vom „Roten Stern" oder vom „Leninorden" bekannte Namen, die von Kommissaren der Staatssicherheit, ge fürchteten Untersuchungsrichtern, von Mitgliedern jener geheimen „Kollegien" die in diesen Monaten die Ausgabe haben, die plötzlich verhafteten bisherigen Spitzen des bolschewistischen Staates zn verhören und abzuurteilcn. Unter den so ausgezeichneten Funk tionären des „Jnnenkommissariats" lio lautet die amtliche Bezeichnung jetzt sür die GPU.) zählt man weiter über zweihundert solche, die sich beim Bau des Wolga-Moskwakanals besonders her vorgetan haben — bei dieser typischen „Bravour leistung" des Staltnschen Despotismus, wo ähnlich den Sklaven, die die Pyramiden der ägyptischen Pharaonen errichteten, unter der Aussicht der GPU. eine ganze Armee von — meist politischen! — Straf gefangenen jahrelang ihre Fronarbeit verrichtete. Die kürzlich bekannt gewordene Nachricht von der „Begnadigung" von ki.3 000 Zwangsarvcitern, die sich beim Kanalbau besonders durch „Stossarbeit" ausge zeichnet hätten, bestätigte nur die bisherigen Ver mutungen, dass sür die Zahl der dort fronenden Sträf- linge eine fünfstellige Ziffer bet weitem nicht aus reicht! Natürlich finden sich — wie dies gerade im GPU.-Apparat nicht anders zu erwarten ist — sowohl unter den Fronvögten vom Wolgakanal wie auch unter den Funktionären des Geheim- und Spionagedienstes, die nunmehr zu Rittern aller Sowjctorden wurden, über ein Viertel einwandfrei jüdische Namen. Ten Höhepunkt erreichte der Wiederaufstieg des Prestiges der GPU., daS durch die Jagoda- As s ä r e so plötzlich gesunken war, mit der Verleihung des Leninordcns an den „Jnncnkommissar" Jeshow, den neuen Chef der GPU. Tie kriecherischen Huldi- gungsbezcigungen für die GPU. und ihren Leiter, die aus diesem Anlass in der Sowjetpresse erschienen, über trafen das bisher Dagcwesene noch um ein Vielfaches. Sämtliche Blätter brachten das Bild Jeshows sdaS beispielsweise in der „Pramda" allein ein Viertel einer Seite cinnahm) und machten sich — natürlich auf ent sprechende höhere Weisung — daran, dieses Ereignis in einer Weise zu kommentieren, die für die gegen wärtige in der Sowjetunion herrschende Atmojphäre ein geradezu erschütterndes Zeugnis ablcgt. So kenn- zeichnete die „Prawda" den GPU.-Chef, dem sie das entscheidende Verdienst an den fortdauernden „Säube rungsakttonen" und „Entlarvungen" (lies Vcrhaf- tungen oder Erschiessungen) aller „Feinde der Sowjet- Union" zusprach, als den vorbildlichen Bolschewiken schlechthin, dessen „revolutionäre Wachsamkeit", dessen „scharfes bolschewistisches Auge", dessen „untrüglicher proletarischer Instinkt" als in jeder Hinsicht beispiel haft gepriesen wurde. Unter seiner Leitung seien die „Spione, Verräter und Trotzkisten" von Sinowjew und Kamenew angcsangcn, über Radek und Pjatakow bis zu den „Banditen vom Schlage TuchatschewskiS und Uborewitschs" zerschmettert worden, er habe nach der Ausbootung des „Verräters" Jagoda auch im Apparate der GPU. selbst schonungslos aufgeräumt. Den Gipfel der Infamie aber erreichen die — wie immer acl Koo bestellten — „Resolutionen der Werk tätigen", die den kleinen Mann mit dem bösen Blick, an dessen Händen daS Blut von Tausenden erschossener Opfer klebt, der „innigen Liebe des Sowjetvolkes" zu versichern haben und der Verehrung für seine „grosse Meisterschaft" bet der „Entlarvung" des inneren Feindes! Man würbe jedoch in de» Annahme irren, dass diese Auszeichnungen und Huld^ungen in erster Linie der Persönlichkeit Jeshows gelten, über dessen beschränkte Fähigkeiten und bedingungslose Unterwerfung unter -en Willen seines Meisters sich in Moskau alle klar sind, die darüber unterrichtet setn müssen. Das be- deutet freilich auch, dass ein solcher Mann, ohne ge sunden eigenen politischen Willen, ohne jegliches eigene Verantwortungsgefühl, als Werkzeug eines Despoten von geradezu furchtbarer Gefährlichkeit sein kann. Es handelt sich bei den erwähnten, erschütternden „Stimmen des Volkes", wie gesagt, nicht darum, nun mehr der Persönlichkeit Jeshows Weihrauch zu streuen. Dte Propaganda gilt vielmehr der wiederer st an denen GPU. als dem blindlings dem Willen des Kreml uni eLworfen^n Werkzeug. Der schimpfliche Abgang Jagodas und die darauf einsehenbe Ber- haftUngSaktton im Kreise seiner engsten Mitarbeiter
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