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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1938
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1938-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19380308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1938030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1938030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1938
- Monat1938-03
- Tag1938-03-08
- Monat1938-03
- Jahr1938
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1938
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gamUIenanzcigkn u. El.Ilrns.iuch« RUUmrter. jklle 6 «p>. Zigkrged. »0 Npl. — Nachdruck mrr mU LueNenangab« Dresdner Nachrichten. UnaeriLngle Lchrittliiicke werden nickt auibcwadrt NM. d.ro einschi. .»,«« Np,. Postged. lohn« P»it»ulleltung«geb.> bei siebenmal wbchenilich. »erland. «in»el-Nr. I» Nps., »ei «lelckjeliig. verland d. Abend- u. Moraen-Auegabe IS Nvi- Druck ».Verlag, LIepsch » Reichardt, Dresden s, l, Marien- straße ZS/12. Fernruf 2!2§l. Postscheckkonto ISS8 Dresden Dle» Blatt enthält di« amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Dresden und de» Schiedsamt«» beim Gberverstcherungsamt Dresden SsHkeM m// ?/o5^e/r- ^-e«<5l7«FFS-s Bucharin als störrischer Angeklagter Schwierige Belallungsverluche im Moskauer Prozeß Moskau. 7. März. In der Morgensihung des Moskauer Theater Prozeßes wurde am Montag der „hauplangeklagle' Bucharin weiter vernommen, der zwar die „illegale Vorbereitung des Sturze» des Sowjelregimes" und „konspirative Tätigkeit" bereitwillig auf sein Schuldkonto nimmt, jedoch jegliche persönliche Ver bindung zu ausländischen Nachrichtendiensten energisch bestreitet. Dabet verteidigt sich Bucharin so erbittert gegen die .Anschnldignngen" des Staatsanwalts Wyschinski, das, dessen Taktik, die einzelnen Feststellungen des „Angeklagten" mit ironischen Bemerkungen abzutnn, diesmal ohne Erfolg bleibt. Bucharin bestreitet weiter, ein „Abkommen" mit ausländi schen Mächten über die Abtretung Weißrußlands, der Ukraine oder der mittelasiatischen Sowjetrepubliken erstrebt oder ab geschlossen zu lmben. Die Frage des Staatsanwalts. ob ihm die „Lpionagetätigkctt" des bereits erschossenen früheren Lowsetbotschastcrs K arach a n bekannt gewesen sei, verneint Bnämrin gleichfalls. Wyschinski bedrängt daraus Bucharin immer heftiger, der sich als „direkter Spion" bekennen soll, wobei die „Angeklagten" Bykow, Ehodschascw und Lcharango- wiisch gegen Bucharin ausgrspiclt werden. Während Nykow sich zurückhaltend änsiert, bestätigt Lcharangowitsch alles, was das Gericht hören will. Bucharin bemerkt daraus: „Scha ron go witsch mag sagen, was er will, aber ich bestreite!" und schließt seine Erklärungen mit der be stimmten Feststellung, er habe mit keinem ausländischen Nach richtendienst je etwas zu tun gehabt. Nachdem Wyschinski den Angeklagten nun in der Frage Narachan immer mehr bedrängt, hält es Bucharin siir richtig, einige nebelhafte Angaben über den schon vor Mo naten Hingerichteten Karachan zu machen. Er berichtete von London. 7. März. Der britische Ministerpräsident Ehamberlatn eröffnete am Montag im Unterhaus die Aussprache über Wehrs ragen mit einer großen programmatischen Bede, an deren Spitze er die Grundlagen der britischen V e r t e i d i g u n g s- volittk stellte: 1. Sicherheit Großbritanniens: 2. Sicherung -er Handelsrontcn: st. Verteidigung der britischen Besitzungen in Uebersec,' 4. Zusammenarbeit zur Verteidigung von Ge bieten irgendeines Verbündeten, den man vielleicht im Kriegsfälle haben werde. Ehamberlatn behandelte sodann die krage der »kosten, die durch das Ausritstungs- Programm entstehen. Als man mit der Ausrüstung begonnen habe, habe mau angenommen, das, die «osten siir die Ausrüstung sich in süss fahren ans nicht weniger als 1 Milliarde livü Millionen Psund s18 Milliarden Reichsmark) stellen würde». SS sei zu srüh, setzt bereits über ein« etwaige wei tere Vermehrung der Ausgaben zu spreche«, da dies »o« den künftige» Umstände» abhängen werd«. Sines könne man jedoch mit Sicherheit sagen, daß die Milliarde, di« «a» vor kurzer Zeit ins Ang« «esatzt habe, nnumehr ««zu» reichend sein würde. Sr besürchte, das Ha«S müsse sich aus eine beträchtliche U«berschreit«ng dieser Lumm« gesatzt machen. Man fragt sich im Unterhaus i« diesem Zusammenhang, was unter der wesentlichen Erhöhung z« verstehe« sei, die Ehamberlal« ««gekündigt habe. Di« allgemeine Ansicht geht dahin, daß sich die L«mm« aus wenigstens r Milliarde« Psund srund LS Milliarde« Reichsmark) stellen werde. Ehamberlain erklärte hierauf, „obwohl wir mit unseren Anstrengungen nicht aufhörcn werben, um eine Besserung der Lage zu erreiche», sollte man doch wissen, daß unser Wunsch nach Frieden nicht die Bereitschaft bedeute, den Frieden für heute aus «osten des Friedens von morgen zu erlaufen. Es ist ivedcr mein Wunsch, noch meine Absicht, mich aus geschaftelhuberische Einmischung in Angelegenheiten anderer Völker einzulassen. Wir werden jedoch von Zeit zu Zett, wenn bas unsere Pflicht ist, unsere Stimme zugunsten einer friedlichen Erörterung nnd zugunsten friedlicher Ver handlungen an Stelle der Anwendung von Gemalt oder Drohung mit Gewalt erheben." In.den Angrtssen gegen die Opposition zeigte der Ministerpräsident noch weit mehr Format als Ihm selbst seine Freunde noch vor wenigen Wochen zngetrant hätten. Wen» in dem letzten Tagen ein führender konservativer Politiker erklärt hatte, daß Chamberlain seit der Trennung von Eben immer mehr itber sich htnausgcwachsrn sei, so war diese Rede ein weiterer Beweis dastir. Es war ein neuer Ehamberlain, der am Montag klar, scharf nnd zielbewusst im llnterhans sprach und mit seiner Rede Beisallsstttrme erntete, wie sie einer Znsammenknnsl mit Karachan, bei der „das Ergebnis der Geheimverhandlnngen mit den Deutschen" mitgeteilt worben sei. Ter Inhalt dieser Verhandlungen hat im Rah men der Prozcßregie nichts anderes zu bedeuten, als dem französischen Bundesgenossen zu beweisen, wie dringend not wendig die „Liquidierung" der Verschwörer in dieser Form im Interesse der B ü n d n i s b e z i c h u n g e n mit Frankreich ist. Bucharin hat nämlich bekanistzugeben, daß man in den Geheimverhandlungcn beschlossen habe, die Oppo sition mit Hilfe des Auslands an die Macht gelangen zu lassen und das Bündnis Paris- Moskau zu kündigen. Jakowlewa, eine militante und bekannte Bolsche wistin aus der Revolutionszeit, die ebensalls verhaftet ist, muß dann den Beweis dafür antreten, daß Bucharin aus den Brester Friedrnoverhandlungen des Jahres M8 ein Attentat gegen Lenin und Stalin vorbereitet habe, was die Zeugin auch mit zitternder Stimme ein gesteht. Bucharin läßt sich davon aber nicht erschüttern und erklärt, daß sein ossener Gegensatz zu Lenin aus oer damali gen Zeit ja bekannt sei. Er habe gegenüber Gesinnungs genossen geäußert, man solle Lenin „für 24 Stunden ein sperren", nm die Friedensverhandlungen zn sprengen. Er bestreitet jedoch energisch, die Ermordung Lenins beabsichtigt zn haben. selbst dem sehr viel volkstümlicheren Baldwin nur selten zu teil geworden waren. Ueberlegen wies Ehamberlain die Opposition zurück, die zu dem Weißbuch über die Ausrüstung, das die Grundlage der heutigen Aussprache bildete, einen Zusatzantrag eingebracht hatte. Mit diesem Antrag wollte die Opposition die Auf rüstung und die kollektive Sicherheit der Genfer Liga ver- kuppeln. Diesen demagogischen Antrag zerpflückte der Ministerpräsident unter den Beifallsrufen der Regierungs bänke mit einer eisernen Lektion, die auf der linken Seite des Hauses betretenes Schweigen aualüstc, während er zugleich der Opposition den Boden der G e n f e r E n t e n t e unter de» Füßen fortzog. Er erklärte nämlich, baß die Genfer Liga heute nur noch ein Scheindasein führe. Ehamberlain fuhr dann wörtlich fort: „Weil ich nicht die Ansichten der Oppo sition teile, die wünscht, bah wir in Spanien die Partei der jenigen ergreifen, bi« sie begünstigt, wirst sie mir vor, baß ich eine Vorliebe für die .Diktatoren habe. Ich hab« mit einer Welt zu tun, in der .Diktatoren' vorhanden -sind. Ich habe aber kein Interesse an anderen ReaterungSsystemen, es sei denn, baß dies« auf andere Länder zurttckwirken sollten." Das Urteil im ossletzkh-Vre-eß verli«, 7. März. In dem Prozeß gegen den 51jährigen Dr. Kurt Wan no w, der den Schriftsteller K. v. Ossietzky um den größten Teil seines Nobelpreises gebracht hatte, verkündete das Berliner Schöffengericht nach mehrtägiger Verhandln»« folgendes Urteil: Der Angeklagte Wannow ist der fort gesetzten Erschleichung einer Devisengenehmigung, der sort- gesetzten Untreue in Tateinheit mit Unterschlagung sowie der sortgesetzten Untreue in einem weiteren Fall« schuldig und wird zu einer Gesamtstrafe von zwei Fahren Zucht haus, drei Fahren Ehrverlust und Geldstrafen von IstM, 2kMi und östüst RM verurteilt, an deren Stelle im Ntcht- beitreibungsfalle Gefängnisstrafen von 10, 20 und 50 Tagen treten. Die erlittene Schutzhaft wird voll auf die Freiheits- strafen angerechnet. Der Führer beglückwünscht General Heitz. Der Führer übermittelte dem Präsidenten des ReichükrtegsgertchteS, General der Artillerie Heitz, anläßlich des Währtgen Gedenk tages seines Dtensteintrittes telegraphisch seine Glückwünsche. Der dentfch« «nb der italienisch« Botschafter bei de» spa« «ische« A»ße«mi«tfter. Der Außenminister des nationalen Spaniens, General Fordana, empfing die Botschafter des Deutschen Reiches und Italiens zu einer längeren Be sprechung. Am gleichen Tage fand ein Empfang des Ver- «reters Polens statt. Lon-on-Rom Noch zu Beginn dieses FahreS hatte es den Anschein, als ob die englisch italienische Entspannung nach wie vor im weiten Felde liege. Tie Voraussetzungen, ans bene» jeder wirkliche Ausgleich zwischen den beiden Staaten beruhen muß, waren nach italienischer Aufsassung nicht gegeben. Dor Jahrestag des Gentlcmen's Agreement bot der italienischen Presse Anlaß zu bitteren Betrachtungen über die halsstarrige Politik des Forcign Office. Heute, wenige Wochen später, stehen wir am Begin» eines neuen und umfassenden e n g l i s ch - i t a l i e n i s ch c n A u s g l e i ch s. Edens Abgang hat die Lage völlig verändert. Erst jetzt ist der neue Premier, der seit einem drciviertel Jahr die Geschicke des englischen Weltreichs lenkt, zu vollem Einfluß gelangt. Der neue Geist, der mit Ehamberlain» Einzug in das kleine Haus Downing Street Nr. Ist die britische Politik zn erfüllen be gann, hat nun auch das gegenüberliegende Riesengebäude er griffen. Tie schmale Straße, an der sich bas Hans des Pre miers nnd das Forcign Office gegcnliberlicgen, trennt heute nicht mehr grundsätzlich entgcgengerichtete Anschauungen, son dern ist zum vielbegangenen Weg hinüber und herüber ge, worden. Diese Wandlung in Englands außenpolitischer Füh rung ist entscheidend für die Beurteilung der Verhanblungrtt London—Rom. Tie Abreise des Lord Perth auf seinen Botschafterposten in Rom ist der Markstein für einen neuen Abschnitt britischer Außenpolitik. Tic in der Person und den Anschau ungen Edens verkörperte Politik der Halbheiten, verpaßten Gelegenheiten, schulmeisterlichen Ermahnungen und der ganz nnenglischen Sentimentc ist vorüber. Immer stärker hat sich die Erkenntnis dnrchgesetzt, daß die Krise, in der das Empire heute ohne Frage steht, mit den Edenschen Rezepten nicht ge löst werden kann. Ter Abcssinienkrieg und die damit zusam menhängende neue Kräfteverteilung im Mtttelmeer, die bau ernden Unruhen in Palästina, der Krieg im Fernen Osten und die Lage tu Indien haben das Gefüge des Empire zum ersten Male wirklich erschüttert. Auf dieser zwar unan genehmen. aber nicht wegzuleugnenden Tatsache beruht Cham berlains neuer außenpolitischer Start. Er hat seinen Stand punkt im Unterhaus im einzelnen dargestellt und konnte bet der Abstimmung einen eindeutigen Erfolg verbuchen. Die Berufung von Lord Halisa? aus de» Posten Edens hat wei tere Klarheit gcschaffen. Wenn Lord Perth zu deu römischen Verhandlungen nicht allein, sondern in Begleitung des Chefs der Südcurvpa-Abtetlnng im Forcign Office sttbrtgenS eines persönlichen Freundes des italienischen AußenmtntsterSj ab gereist ist und vor seiner Abfahrt von König Georg in länge rer Audienz empfangen wurde, so weiß damit jeder Eng länder, daß jetzt ein anderer Wind iibcr den Kanal weht. Ein FrühltngSstnrm scheint die eisige Kühle zu ver. drängen, die unter Eden allen Gegnern kollektiver und demo kratischer Phrasen von England her entgegenschlng. ES ist nicht ausgeschlossen, daß dieser Wtndivcchsel der verfahrenen europäischen Politik ein neues Gesicht gibt und jenen Völker frühling ankttndigt, nach dem mir bisher vergebens aus geschaut haben. Der Optimismus, der den jetzt beginnenden Be sprechungen in Rom einen verheißungsvollen Auftakt gibt, soll nicht überschätzt werden, er darf aber auch nicht unberück sichtigt bleiben, wenn man sich ein richtiges Bild von den eng- lisch-italientschen Verhandlungen machen will. Bielen Eng ländern bedeutet EhamberlainS neuer Weg so etwas wie di« Befreiung von einem Alpdruck. Die Dinge sind endlich wieder in Fluß geraten, die Voraussetzungen zu einer end gültigen Regelung sind gegeben, und die Gefahr eines Schei terns wird in ihrer ganzen Bedeutung so klar erkannt, daß die Atmosphäre gereinigt erscheint. Tas Wort, das Sir Samuel Hoare, der Vorgänger EdcnS, in diesen Tagen ge sprochen hat, kennzeichne« die folgenschwere Mission des Lord Perth: „ES ist unsere Pflicht, einen Versuch zn machen, ehe es zu spät ist." Ein letzter, aber hoffnungsvoller Ver such — -aS Ist das Leitwort, unter dem die römischen Ver handlungen stehen. Die von beiden Seiten gezeigte Bereit willigkeit läßt erhoffe», daß es selbst über schwierige Fragen zn einer Regelung kommt. Wer über bas Thema der Be sprechungen Näheres erfahren will, sollte nicht auf die Kom binationen und Orakel der englischen und französischen Presse bauen, sondern sich lediglich die Tatsachen ins Gedächtnis zu- rttckrufen, die seit Ausbruch des abefsiuischeu Feldzuges bas englisch-italienische Verhältnis bestimmt haben. Als in den ersten Oktobertagen des FahreS 1VS5 immer neue ttalientsche Trnppendampfer durch den Suezkanal fuhren, da hatte «in neuer Abschnitt in der politischen Geschichte des Mittelmeeres begonnen. Der « b e ss i n t e n k r t e g ist längst beendet, die über dem Mlttclmcer lastende Spannung aber hat sich nicht gemindert, sondern eher noch verstärkt. Ter Krieg in Spa- nien und die in erster Linie gegen England gerichtete pan- arabische Bewegung brachten neue schwere Konflikt- M r; MilliaUm NM Mlmimn? Ministerpräsident Ehamberlatn vor -em englischen Unterhaus Llgaoar vrakitdortobt cker „vr»»6a«r dlaedriobtan"
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