Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1925
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19250907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1925090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250907
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1925090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-07
- Monat1925-09
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
99. Jahrgang. 429 Adend-Ausgabe Montag» 7. September 1925 »radlanIckrM > «.»»tchl«, S-rnt»r««d»r»S»mm»>nmnm»r! S» S-.1. eüir ldr eiachte-tprOch»! SS V11. »»« t. »>» l». Sepldr. I«o u» >««U tw«>maUs», Aml-Uung ,r« t»au» t.oo«Uar». <)ö^UZs' vVLVUyI Potw»^,a«>r»i- UI Mono «oplemdo» ' war», »in»«»»»»«» >« Vlonnl,. Di, U«i»>o« ««rdm nach Dalvanir» o«r«chn»N di» «nio-Ula« Ni nun or,»» Anz«Ig-n^>r««-:LL.VL.^L'E S:' us»rb»td VN»r>»nochIll>r >V Pta 4lu»w «ultnto» ^»o»n Dorou»0»,o5l. LachdNick nur n»l »»uNick-r LNi»ll»nano«i" »Pr^dnrr »Inchr.' mUiMn Unv-rlan-i- schr> tttü-t» -ver^»" n>ch >> ewadrt. SchrMlrüung und Ka»»>g»IchLft»I>«ll»: Martonltra», 3S.O Druck n. Dorta- »oa tttaplch ck «otchartt in Drradrn« Postscheck«Konto 1OSS »roodan. Ser Lustuniontag in Dresden. Die Marokkaner kommen -urch einen Vorstoß -er spanisch-französischen Offensive zuvor. Die vierte DMerbimdsverjammlung durch Painlevö eröfjnel. — Der Kamps -er Reichsregierung gegen -ie Teuerung. Sven Äe-iu über -ie Enkwicklung -es Flugwesens. Bemerkenswerte Wort« über Deutschlands Zukunft. Am heutigen Montag findet in der sächsische» Landes- Hauptstadt die erste Generalversammlung der Europa- Union statt, bi« 16 große europäische Luftver kehrsgesellschaften zu einer Betriebsgcmeinschast verbindet. Daß gerade Dresden für diese für den ganzen Kontinent außerordentlich bedeutsame Tagung auSgcwählt wurde, ist ein Anerkenntnis der hervorragenden Stellung, die sich unsere Stadt in den letzten Monaten tu, internationalen Lustverkehr geschaffen hat. Um bi« Presse über WortundWesender Europa. Union aufzuklärcn, hatte die Leitung der Junkerswerke in Dessau die Vertreter der hiesigen und der auswärtigen Zeitun- gen am Vormittag zu einer Besprechung gebeten. Der Presse- chef der JunkerSwerk«, Dr. v. Fischer, wies zunächst auf di« Wichtigkeit der heutigen Tagung hin und skizzierte bann das Flugnetz. Bon den gesamten 80000 Kilometer langen Luftstrecken werden heute schon 15 000 Kilometer, also die Hälfte, von der Europa-Unton betrieben, einer Gesellschaft. Li« sich vor wenigen Monaten durch Zusammenschluß der TranS-Europa-Unton und der Nord-Europa-Unton gebildet hat. Diesem Unternehmen gehören außer der Sächsischen Luft- verkrhrSgcsellschaft, A.-G., LuftverkehrSunternehmcn zahl reicher europäischer Staaten an. DaS Flugnetz der Europa- Union reicht west-ostwärtS von London bis Gleiwitz, norb- südwärtS non HelsingforS, Kopenhagen und Malmö bis Genf, Klagenfurb Budapest und Gleiwtz. Sämtliche Linien der Europa-Unio» werden mit den bekannten JunkerS-Flugzeugen betrieben, die täglich 30 000 Kilometer zurückzulegcn haben. Sine besondere Auszeichnung erfährt die heutige Tagung Lurch die Anwesenhett von Sven Hedi«. , Der bekannte Geograph, Forscher und Deutschenfreund er schien selbst in dieser Pressesitzung. Nus seinem gebräunten und energischen Gesicht mit den lebhaften Augen leuchtet ein warmer Strahl, wenn er von Deutschland spricht. Sven Hebin erzählt in fließendem Deutsch, baß er vorgestern von Malmö mit Admiral v. Levetzow im Flugzeug nach Dessau gefahren ist, und schildert die herzliche Freude, die ihm der Besuch der dortigen JunkerS-Werke bereitet hat. Er be wundert die riesige, fein und gründlich ausgedachte Industrie. Bor zwei Jahren war er in Detroit bei Ford, der ihn per- sönlich durch seine Werke geführt hat. Aber all' das, was er dort gesehen, hat ihn nicht in dem Maße gefesselt, wie die Anlagen von Junkers. Hedtn ist der felsenfesten Ueber- »eugung. baß bi« Zukunft den Flugzeugen gehört. In seinem Wohnsitz Stockholm benutzt man das Flugzeug schon zu Nahverbindungen. So bringen Hydroplane die Be wohner der schwedischen Hauptstadt in einer halben Stunde, nach ihren Landsitzen auf den Schären. Mit dem Flugzeug wird man den gesamten Erdball umspannen, und wie lange Wird es noch dauern, so fährt man in der Luft in wenigen Stunden nach Amerika. Bor allem wird daS Flugzeug für die Erforschung unbekannten Landes ein unentbehrliches Hilfs mittel sein. So kann man setzt endlich die Nebenflüße des Amazonas, an die man wegen der undurchdringlichen Wälder bisher nicht herangelangtr, studieren. Auch die »och nicht erforschten Gebiete der Arktis — das arktische Kanada, da» Land zwischen Nordpol und Alaska, Grönland — wird man jetzt kennen lernen. Besonders interessiert Sven Hebln die Verwendung der Aeroplane zur Erforschung von Jnnerasicn, dem er schon seit 40 Jahren Irin« ganze Liebe zugewendet hat. Jedenfalls prophezeit der Forscher dem Flugwesen kür die geographische und ethnographische Wissenschaft eine ganz gewaltige Zukunft, und er sicht darum den Ergebnissen der heutigen Tagung mit lebhafter Spannung entgegen. Sven Hebt« hofft, baß gerade dieser Tag d«r Anlaß sein wird, in unserer heutigen politisch so empfindlichen Zeit eine hochwichtige internationale Verbindung herzustellen, wenn Staaten, die sich ehedem befehdet haben, sich nunmehr die Hand reichen zu friedlicher Betätigung. Die Zukunft gehSrl Deulschland. dieses Wort müsse er auch heute angesichts des Aufblühens seines Luftverkehrs wieder« sagen. ES sei ein Glück für Deutschland, in dieser schweren Zeit einen Mann wie Hinden- burg, den er verehre und mit dem er tu ständigem Gedanken austausch stehe, an der Spitze zu haben. Nicht lange werde es dauern, bann schreite daS Deutsche Reich wieder in der Welt voran, da» zeige seine jetzige politisch« und sozial« Lage. ES wäre ein Glück für die Menschheit, wenn Deutschland ihr weiter ein Beispiel des Friedens und der Arbeit geben würde. * ' Heute nachmittag erfolgt auf dem Flugplätze Köditz die Taufe eines dreimotortgen JunkerS-Großverkehrsflugzeuges auf den Namen der Stadt Dresden. Ein tschechisches Flugzeuggeschwader in Berlin. Berlin, 7. Sept. Für heute oder morgen wird daS Ein- treffen eines tschechischen Militärflugzeug- geschwadersin Berlin erwartet. Es handelt sich um einen von Prag nach Dänemark führenden NebungSflug tschccho-slowakischer Militärflieger, die in Berlin ein« Zwischenlandung vornehmen wollen. Die tschechische Regie- rung hat schon vor einiger Zeit die Erlaubnis zum lieber- fliegen -eutschen Gebiete» und zu einer solchen Zwischen landung erbeten und die Genehmigung ist, wie wir hören, »aus wohlerwogenen, im deutschen Interesse liegenden Grün- den" auch erteilt worden. Di« Landung wird aus dem Tempel- Hofer Flughafen erfolgen. Mit Erstaune» wird die deutsche Oeffentlichkeit Ließ Mel- düng wahrnehmen und di« Frage stellen: Würde umgekehrt auch di« Prager Regierung einem deutschen Geschwader dt« gleich« Erlaubnis erteilen ^>u» wohlerwogenen, im tschechische» Interesse liegenden Gründen"- Die Eröffnung der BölkerbundSversammlung. PalnlevLs Degrützungsansvrache. Genf, 7. Sept. Die vierte BölkerbundSversammlung wurde haute vormittag 11 Uhr von dem französischen Ministerprä sidenten Patnlev 6 in seiner Eigenschaft als derzeitiger Bor- sitzender des VülkerbunbSrateS mit einer feierlichen Be- grüßungSansprache eröffnet. Der NeformattonSsaal, in dem jährlich die Völkerbundsversammlung zufamm-»tritt, war auf allen Tribünen überfüllt. Die Eröffnungsansprache gab dem französischen Ministerpräsidenten zuerst Anlaß, den Delegationen der Völkerbundsverfammlung seine Grüße zu entbieten, und vor allem dafür zu danken, daß Frankreich mit der heutigen Eröffnung der BölkerbundSversammlung be traut worden sei. Er wandte sich dann gegen den Pessi mismus in der Welt, dessen blindes Mißtrauen noch schlimmer sei, als blindes Vertrauen, wobei er an das Wort de» schweizerischen Bundespräsidenten Motto gelegentlich der erste» BölkerbundSversammlung erinnerte, daß nämlich die Haßgefühle einen Fluch für die Welt barstellten. Die Miß trauischen, so führte Patnlevs aus, betrachten ihre Kurzsichtig, kett al« außerordentliche Weitsicht, und verhindern dadurch die Uedersicht über den bereits durchlaufenen Weg und über den Weg, der noch zurückzulegen ist. sW. T. B.) Der Berich! -er juristischen Sachveritim-igen Konferenz mit Pole« und der Tschechei. kTttzner Lrovidrr'chi » » » »L - » » » « » i »I-»eicht» »".» Loudvu, 7. Sept. Die »Times" teilt mit, baß der Be richt der juristischen Sachverständigen, auf den dies« sich geeinigt haben, an die in Betracht kommenden Re- gerungen wettergegeben worden sei. Es seien darin folgende Pünktc enthalte«: 1. Der Entwurf eine» Sicherheitspaktes, wt« er beim Be- such BrianbS in London vorbereitet mar; 2. die textliche Abfassung der SchiedSgerichtSverträge »wischen Frankreich und Deutschland sowie zwischen Deutschland und Belgien. — Die Diskussion über die GHtssßtzlsjchtSvertr»««, -l« sich auf di« deutsche« Ost» grenzenbezteht.tst auf eine» spätere« Zeitpunkt zurück- gestellt worben. Der diplomatische Korrespondent de» «Daily Telegraph" schreibt, der allgemeine Eindruck in diplomatischen Kreisen sei der, baß die juristischen Sachverständigen eine «wertvoll« Arbeit" geleistet hätten, um alle Punkte und Auffassungen zu klären. Nach der gleichen Zeitung wird weiter bei der kommenden Zusammenkunft von StaatSmännen versucht werden, den vorläufig vereinbarten Text für den Nheinland- pakt endgültig festzusetzen. Die Unterzeichnung soll tedoch erst auf einer grobe« Konferenz stattfinden, zu der auch Pole« und die Tschechei etngeladen würben. Französische „Dölkerveriölmunq". Paris, 7. Sept. Wie der «Matin" berichtet, hat gestern nachmittag eine deutsche Aborduuug. ohne daß es jemand d««erkte» eine« Krau, auf dem Grade des unbekannte« Loldate» «iedergelegt. Der Kranz war mit zwei Bändern in den Karben schwär,-rot-gold ge schmückt. Da» eine trug in französischer Sprache die Auf schrift „Dem unbekannten Soldaten. Die FriedenSsolbaten"! Auf dem andern stand in deutscher Sprache: «Deutsche Liga für Menschenrechte!" Auf Befehl d«S Polizeipräsident«« hat a« Abend der zuständige Polizeikommissar, um Kundgebungen zu ver hüten, die Bänder adnehme« laffeu. Dazu wirb noch berichtet: Am Nachmittag begab sich eine Abordnung der ehemaligen Frontkämpfer zu dem zuständigen Kommissar und erhob energischen Protest gegen das Bor- handensein eine» deutschen Kranzes. Auf der Polizei wurde der Abordnung versichert, baß die Kranzniederlegung ohne Kenntnis der Polizei geschehen sei. Es sei bereits Bericht er- stattet und vom Poltzetpräsekten entschieden worden, -aß der Kranz verschwinden werde. Bet Beginn der Nacht entfernte dann die Polizei die Bänder, und heut« vormittag war auch der Kran- verschwunden. lWTV.j Unsere Pazifisten werden aber trotzallvdem nicht klug. Sie bleiben bet t,r «eiusetti-e» vessßßnu»«". Das Anschlutzverbol — eine nokwen-ige Ergänzung -es SelbilbejNmmungsrechles! Der Trinmph egoistisch-scheinheiliger Rabulistik. ' tBon unserem Vertreter in Gens.) Genf, im September. Im Augenblick, da zu Genf der Völkerbundsrat, bestehend aus den meistgenanntesten Ministern Europas, zusammentrttt und auch Oesterreichs Zukunft wieder auf dem Pro gramm steht, öffnen sich die Schleusen der Propaganda gegen den Anschluß mit aller Wucht, nicht nur aus Frankreich her, sondern auch aus der Tschecho-Slowaket. Die «Prager Presse", das deutsch geschriebene tschechische Regierungsorgan, ist plötz lich in allen größeren Restaurants aufgetaucht und plötzlich an allen Kiosken zu haben, ohne baß anzunehmen wäre, Genf hätte das deutschfeindliche Blatt auf einmal so reichhaltig be stellt. Aber es mag -als nützlich angesehen worden sein, in der großen Diskussion über den Garantiepakt, über die öster reichischen Fragen usw. die sogenannte öffentliche Genfer Meinung auch in tschechischem Sinn zu beeinflus sen. In diesem Bestreben ist ein für das zwanzigste Jahr hundert geradezu bestimmender Fund gemacht worden, der natürlich auch in Genf entsprechend bekanntgegeben werden mußte. Er besteht in der «Erkenntnis" und dem «schlagenden Nachweis seiner Nichtigkeit", daß das österreichir-be Anschlutz- verbot keinesfalls in Widerspruch stehe zu den Prinzipien des SelbstbcstimmungSrechteS der Völker, sondern geradezu eln wichtiger Bestandteil dieser These» sei, ja sogar eine not wendige Ergänzung, ohne welche die großen Grundsätze nicht so groß wären und kein unantastbares Gut der heutigen Menschheit darstellten. s!I) Bis jetzt hat man sich selbst in Genf damit begnügt, bas österreichische Anschlußvcrbot als im Prinzip mit den neuen Grundsätzen unvereinbar zu erklären und es deshalb lediglich als eine unabänderliche Tatsache an zusehen, bei welcher die realpolitischcn Faktoren stärker wirken, als die ideellen; cs blieb de« Prager« Vorbehalten, ans der Not eine Tugend, aus der Ungerechtigkeit einen Aus fluß höherer Gerechtigkeit, ans dem Verbrechen eine Wohltat z« machen. Um der neuen Argumentierung eine gewisse Grundlage zu geben, die besser war, als wenn die Sache schlechthin aus Prag lanciert worden wäre, hatte man den Artikel zuerst in einer ersten Schweizer Zeitschrift, dem inter national eingestellten .LSissen und Leben" Gastrecht ver schafft, so daß heute der Name dieser Zeitschrift gewissermaßen als Oualitätsmarkenzeichen für eine Entdeckung erscheint, daß durch daS Anschlutzverbot das Sclbstbestimmungsrecht der Völker erst recht seine Weihe erhalte. Es ist nötig, dieses merkwürdige Gebühren einmal zu charakterisieren. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist ln der Blüte des neunzehnten Jahrhunderts, so entnehmen wir den neuen Folgerungen, auch auf den Staatsverband ausgedehnt worden, in dem ein Volk lebt. Jedem Volk wurde das Recht zugesprochen, sich jedem ihm beliebenden Staats verband zuzuwenden und selbstverständlich auch einen eigene« Staat zu bilden. Man nannte dieses Selbstbestimmungsrecht der Völker Nationalitätenprtnzip, sein Hauptver treter und Verfechter war Napoleon HI. Aber schon die Auf- klärnngsphilosophen des 18. Jahrhunderts haben dem Frei- hcitsrecht des Einzelnen gewisse Grenzen gewiesen. Das Freihcitsrecht des Einzelnen hört: auf, wo seine Ausübung mit der Freiheit und Wohlfahrt eines anderen Menschen un verträglich ist: Ganz genau dieselbe Schranke besteht auch für das außenpolitische Selbstbcstimmnugsrecht der Völker. Das SelbstbestlmmungSrecht eines Volkes hört dort auf, wo seine Ausübung mit der Freiheit und Wohlfahrt eines anderen Volkes unverträglich ist, denn eS entständen FretheitSkämpfe mit dem Triumph des Rechtes des Stärkeren, was natürlich die Militaristen nur wünschen könnten. Wie man jetzt schon sicht, ist der Inspirator dieser tsche chischen Propaganda in Gens ein recht findiger Kopf sei heißt Heinrich Kanners. Denn er vergleicht den Sclbstbcstimmungs- rvunsch eines Volkes ohne weitere Beschwerlichkeit mit der Tat eines Menschern, der über die Schnur haut und seinen Nächsten schädigt, — er sagt ohne Bedenken, daß die stärkeren Staaten schwächeren Völkern daS Eigenleben ohne weiteres verbieten dürften, damit bas Prinzip des „Rechtes des Stär keren" nicht aufkomme. Um aber auch noch jeder etwaigen doch verbleibenden Gefahr die Spitze abzubrechen, wird an di« Adresse Oesterreichs das Wort Napoleons III. gerichtet: «Die Völker dürfen nicht Egoisten sein, der Egoismus der Völker ist nicht minder antisozial, als der der Individuen." Dieser Satz gilt für diejenigen nicht, die gerade an der Macht sind und einem anderen seine Selbstbestimmung verbieten können, damit bas moralische Gesetz nicht übertreten werde, schließlich Kämpfe entstünden und dann das — Recht des Stärkeren zum Gesetz erhoben würde . . . Herr Kanner fährt dann fort: „Diese Mahnung wird aber von den Wortführern des öster reichischen Anschlusses, denen die wahre Freiheit noch nie und nirgends gepaßt hat (I), völlig übersehen. DaS deutsche Volk darf in seinem Egoismus jene Grenzen nicht überschreiten, jenseits welcher sein Egoismus antisozial wirkt. ES darf die Ausübung seines SelbstbcstimmungSrechteS nicht btS zu jenem Punkte treiben, an dem dieses die Freiheit, die Unabhängigkeit und Sicherheit eines anderen Staates gefährdet." DaS dürfen also offenbar nur Frankreich und die Tschechen. Frankreich behauptet, daß durch den Anschluß Dentschland 70 Millionen Einwohner hätte, gegen 40 Millionen Franzosen, die sich noch vermindern: darum sei eS moralisches Gesetz, daß eben Deutsche land auch nicht wachsen dürfe.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite