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Dresdner Journal : 10.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-10
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1882
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N.-Nüocd»n: Duä lUesse,' LsrUa: /nralictenttanl',' Lrsmen: D. ücälotte, vrssisa: F .^tanAen's Larea« sFmtt ^abcttä-,' kranlrtart » U : L Haeger'seke Itnetilianlllung; VSrUt»: <r. ll/Mer,- Sannovsr: 6. öc/»ü«sier, k»rt, Ssrlln - ^rsalltart » A - Stuttgart: Daube F (,'<>., Uawdarg: Fd. Lt«»er. Ilvransgederr Lüoigl. Lipedition do, Ilresclner lournals, Dresden, Avingerstrasss t^o. SO. Ämtlichcr Llitil. Dresden, 9. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten, im Ressort des Ministeriums der auswärtigen Angelegen heiten angestellten Beamten die Erlaubniß zur An nahme und zum Tragen der ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen Orden zu er- theilen und zwar: deS St. StaniSlauSordenS II. Classe mit dem Stern: dem Geheimen Rath von Watzdorf, deS St. StaniSlauSordenS II. Classe: dem LegationS- rath Freiherrn von Friesen und deS St.Annenorden» III. Classe: dem LegationSsecre- tär Grafen von Hohenthal. Dresden, 7. September. Se. Königliche Majestät haben dem in den Ruhestand getretenen Einnehmer bei dem Untersteueramte Sayda Christian Carl Winkler da» AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil, uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zritungsschau. (Baltischer Föderalist. Kölnische Zeitung. Grashdanm.) Lagesgrschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Wien. Prag. Cetinje. Paris. Rom. St. Petersburg. Bukarest.) Zur ägyptischen Frage. Dresdner Rachriedtru. Beilage. Prouiazialnachrichten. (Werdau. Schneeberg.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Eingesandtes. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Sonnabend, 9. September, Mit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser fuhr heute Vormittag 10 Uhr, von jubeln den Menschenmassen mit stürmischen Zurufen be grüßt, zum Stadtbahnhof, um sich zur Parade zu begeben. Der Kaiser hatte vorher die gestern nicht angenommene Studentendeputation in Audienz empfangen. Reichenberg, Freitag. 8. September, Abend». (Tel. d. Boh.) 800 deutsche Turner hielten heute vom Bahnhofe ihren Einzug in die mit deutschen Fahnen geschmückte Stadt, überall jubelnd be grüßt und mit Blumen überschüttet. Am Kaiser Josef»-Monument fand die Niederlegung zahl reicher Kränze Statt. Rrdacteur Strache erklärte vamen» de» nordböhmischrn Gauverbande» unter demonstrativer Zustimmung, die Turner werden wieterkommen, wenn der Ruf ergeht und die So- kolrn wiederum in deutschen Städten Demonstra tionen beabsichtigen. Von den Sokolen ist Nie- maud erschienen. Alexandrien, Sonnabend, 9. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Vorschlag der Ernen nung, einer internationalen Commission behuf» Entschädigung der durch die Juniereignisse Ge schädigten ist den Generalconsuln zugestellt worden. Die Commission soll au» 4 Mitgliedern der StaatS- schuldeakaffe, 2 ägyptischen Deleqirten und je 1 Delegirten der 6 Großmächte bestehen. J-mailia, Sonnabend, 9. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern früh wurden 4 größere Feuilleton. Redigirt von Otto Bauck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 8. September: „DaS Leden ein Traum*, Schauspiel in 5 Acten von Don Pedro Calderon della Barca, übersetzt von GrieS, bearbeitet von ZahlhaaS. Dieses Drama gehört zu jenen Werken des spa nischen Dichter», welche am wenigsten einer Veraltung unterworfen waren. ES huldigt nicht den ungefunden Anschauungen der altspamschen Epoche; die Austragung krankhafter, die Menschenwürde und die göttliche Ge rechtigkeit verletzender Ehrbegriffe sind nicht zum Gegen stände de» Inhalte» gewählt. Dieser ist em durchaus ideal-philosophischer, der im Gewände der dramatisirten Fabel symbolisch wirkt und al» letzte» Resultat hohe sittliche und allgemein menschliche Wahrheiten zur Gel tung bringt. Diesen schönen, die irdischen Leidenschaften mäßigenden, die Parteien versöhnenden Sieg führt die poetische Muse mit einer Ueberfülle von Phantasie durch, deren schöpferische Frische in der Geschichte der Dichtkunst fast ohne Beispiel ist. Da nun diese» luftig gewobene, allegorische Mär- chengebilde mehr mit den Beziehungen auf die Wirk lichkeit spielt, al» ihr realistisch angehört, so verlangt auch feine Bühnendarstcllung eine allgemeine, sym bolische Haltung. Die einzelnen Schauspieler haben e» nicht mit persönlichen, individuell ausgeprägten Charak teren, sondern mit typischen Gestalten zu thun. E» ist ein bei allem Ernst der Situationen doch leichter, jch möchte sagen romantisch traumhafter Ton anzu- RecognoScirungen in südwestlicher Richtung unter nommen. Eine Abtheilung, zusammengesetzt au» indischer Infanterie, Cavallerie, beritten gemachter Infanterie und 4 Geschützen, zwang den Feind nach lebhaftem Gewehrfeuer zum Rückzug. Die Recogno»cirung»trupprn batten keine Verluste. New-Dork, Sonnabend, 9. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern fand in Panama ein Erdbeben Statt: namentlich die Kathedrale und mehrere größere Gebäude find stark beschädigt; mehrere Personen find getödtet, die Verluste sehr beträchtlich. Dresden, 9. September. Die deutsche Presse verfolgt mit Aufmerksamkeit die Vorgänge in den baltischen Provinzen, wenn gleich diese Theilnohme eine völlig interesselose ist. Leutschland bringt den dortigen StammeSgenossen eine rein ideale Sympathie entgegen, und der Einfluß, den eS zu deren Gunsten zu üben vermag, geht über die moralische Theilnahme kaum viel hinaus. ES ist nicht abzusehen, ob wir jemals in den Fall kommen werden, dazu beitragen zu können, die Lage der Be wohner der baltischen Provinzen zu verbessern. Für weitere Kreise bieten die Vorgänge daselbst aber auch insosern besonderes Interesse, als sie unsere Kenntniß deS großen, merkwürdigen ProcesseS bereichern, den Rußland gegenwärtig durchläuft. Eigenthümlich ist es nun, daß der, gleich Banko's Gerst in Rußland spukende Dämon deS Nihilismus, welcher bisher den Ostsee provinzen fern zu bleiben schien, auch dort sein Haupt zu erheben beginnt. Diese Erscheinung hat etwa» RäthselhafteS, denn bisher war die Loyalität der Ost seeprovinzen außer allem Zweifel, und eS würde nur darin eine Erklärung für den Vorgang zu finden sein, wenn wir, war wir nicht gern zugestehen möchten, den Nihilismus als die Folgekrankheit der in der russischen Staatsverwaltung eingerissenen Mißbräuche ansehen. Auch mögen die seit Jahren in der russischen Presse gegen die oberen deutschen Klassen betriebenen Hetze reien das Ihrige dazu beitragen, um da und dort Bewohner diese- Landes in das Lager jener ra biaten Feinde der bestehenden Ordnung zu führen. Eine kleine Gemeinde von Balten setzt neueidings die Hebel an, um die Ostseeprovinzen für die revolutionäre Bewegung zu gawinnen. Der Wohnsitz dieser Ge meinde ist Genf, und ihr Organ „Der baltische Föderalist*. Einen Erfolg oder Mißerfolg ihrer Bemühungen voraussagen zu wollen, wäre eitles Be mühen. Denn wie viele Hunderte oder Tausende unter den Balten von den Ideen der Revolution angekrän kelt sind, wenn sie sich auch von thatsächlicher Theil nahme fernhalten, kann heute auch Derjenige nicht wissen, der den Verhältnissen näher steht, als wir, und von der Zahl der ähnlich Denkenden wird eS abhän gen, ob sich um diese Führer ein genügender Anhang sammelt. Der „baltische Föderalist* scheint das Wort Nihilismus geflissentlich zu vermeiden. Seinem Wesen nach aber ist dieses Blatt, trotz aller nicht zu verken nenden Mäßigung der Sprache, als ein nihilistisches Organ anzusehen. Der „baltische Föderalist* ver öffentlicht ein Programm, welches den nihilistischen Kundgebungen auf ein Haar gleicht; er billigt die An wendung von Pulver und Dynamit und beabsichtigt eine vollständige Umwälzung. Wie ist eS nun möglich, daß unter Angehörigen der baltischen Provinzen eine derartige Bewegung Bo den gew.nnen kann? Nach einer St. Petersburger Correspondenz der „Kölnischen Zeitung* fand man bei einigen Esthen in Dorpat Briefe und Papiere, welche ergeben, daß nihilistische Propaganda getrieben wir>, daß von Genf her Geld und Schriften zu diesem Zwecke herüberkommen, daß die Verbindung mit den schlagen. Die Kennzerchung des Gattungsbegriffes und nicht das AuSmalen einer Subjektivität, die der Dichter kaum gestreift hat, wird Aufgabe de» Darsteller». Schon bei der neuen Einstudirung im Mai vorigen Jahre» und in der Wintersaifon derselben fand sich unsere Bühne günstig in jenen Ton hinein. Man kann sagen, daß wir eS jetzt im Ganzen mit einer Mustervorstellung de» herrlichen Drama» zu thun haben, mit einer Leistung, die schwer erreichbar für andere Theater sein würde. Der Vertreter des Sigismund, von dem ja der Haupterfolg abhängt, hat bei seiner großen Jugendlich keit einen überraschenden Grad von Vervollkommnung erreicht. Nicht» hat bei mir so laut und nachdrücklich für die exceptionelle Begabung und die wirklich id-a- listische Kunstbegeisterung deS Hrn. Matkowsky ge sprochen, als die Darstellung der SigiSmund. Auch Frl. Ulrich'» Rosaura ist eine illusions frische, durchaus poetische Leistung. Hr. Bauer spielte den Grazioso Clarin mit gesundem Humor und feiner Mäßigung, und Hr. Jaff« giebt den Basil trefflich. Musik und fogar eine an sich gute Musik ist zwar oft die Verhüllerin und eine poetische Schwächung so mancher claisischen Dramen geworden. Für die Dich tung „Da»Leben ein Traum* würde e» aber ein Ge winn und eine Förderung der Illusion werden, wenn sich ein geistreicher Componist für die schöne Aufgabe erwärmen wollte, zu diefem Schauspiele eine einfache, nirgends überladene Musik zu schaffen, die einleitend und in den Zwischenakten durch geniale Melodien die Stimmung und die Einbildungskraft der Zuschauer für da» romantische Gemälde beflügelte. Otto Banck. Nihilisten in St. Petersburg besteht. Und unter den durch diese Schriften compromittirten Personen befin den sich 2 Beamte des gegenwärtig dir Ostseeprovin zen revldirenden Senator» Makassein. Die russischen StaatSräthe Rose und Weizenberg, esthnischer Herkunft; Glieder der senatorifchen Revisionskommission, sind Ni hilisten. „War soll man zu solchen Dingen sagen?* bemerkt das rheinische Blatt. „In den einzigen Pro vinzen, wo bisher nie die Ordnung gestört wurde, nie der Nihilismus Fuß faßte, wo Wohlstand und Zu friedenheit in allen Klassen herrschte, da wird jede Autorität seit Jahren durch Aufwiegler, jetzt durch das Verfahren deS revidirenden Senators zerstört. Man hat seit Jahren den Bauer gelehrt, an sein Recht auf Verjagung der deutschen Herren zu glauben, und ver nichtet nun die traditionell noch erhaltene Autorität aller provinziellen Gewalten in einem Lande, da-, Dank der bisherigen Ordnung und dem Einvernehmen unter den Bevölkerung-klassen, keinerlei landpolizeiliche Gewalt hat. E» giebt wohl Polizeibehörden, aber weder Landgendarmen, noch sonstige Werkzeuge der exekutiven Gewalt dort: die traditionelle Autorität der Behörden ganz allein sicherte die Ordnung. Und wäh rend man in Moskau und St. Petersburg mit allen Kräften gegen den Nihilismus kämpft, erzieht man sich in den Ostseeprovinzen mit Mühe und Kosten neue Herde deS Nihilismus. E» ist erstaunlich!* Die „Köln. Ztg.* belegt diese ihre Meinung durch zahlreiche Beispiele, welche die Willkürherrschaft deS revidirenden Senators Makasiein darthun und zu einem Ergebniß führen, welche» sich von demjenigen nicht viel unterscheidet, da» die Lektüre de» „baltischen Födera listen* ergiebt. ES ist die arge Mißverwaltung deS russischen StaateS, welche Erscheinungen, wie diejenigen, welche gegenwärtig in den baltischen Provinzen auf tauchen, großzieht, wenn wir auch gern einräumen, daß e» schwer sein mag, das richtige Heilmittel hierfür zu finden. Jedenfalls dürfte das auf Einführung aller derjenigen Institute, deren sich die westeuropäischen Länder erfreuen, abzielende Programm der Liberalen nur neue Schwierigkeiten herdeiführen, wenn, wie diese wollen, eine solche Maßregel auf das gesammte russi sche Staatsgebiet ausgedehnt werden sollte. Nur all mählich, mit H'lfe westeuropäischer Cultur und einer ehrlichen Verwaltung kann Rußland der Segnungen der Institutionen, deren sich Westeuropa erfreut, theil- haftig werden. Wir schließen mit einer russischen Stimme über die baltischen Zustände. Der „Grashdanin* theilt folgenden Passus aus dem „Tagebuche* de» Fürsten MeschtscherSki mit: „Ich habe einen Freund gesehen, der aus Esthland kam, wo er bei einem dortigen Guts besitzer Gastfreundschaft genossen hat. Derselbe wußte mir von einer interessanten Erscheinung in der dor tigen Bauernbevölkerung zu berichten. Es giebt dort zwei Parteien: die der Altesthen und die der Jungesthen. Sie sind sehr leicht zu unterscheiden. Der Altesthe ist höflich, liebenswürdig, zuvorkommend und dienstwillig. Der Jungesthe ist grob, unhöflich, bisweilen frech. In Allem zeigt dieser Ihnen Verachtung und Haß, sobald Sie nur das Kleid privilegirter Stände tragen. Da» ist sehr interessant. Von Nihilismus russischen Stem pels giebtS dort keine Spur. Aber etwa- Schlimme res giebt- dafür: einen politischen SocialiSmus, der an den irländischen gemahnt. Noch wett interessanter aber ist eS, daß wir selbst diese neue Bauernpartei künstlich unterstützt und gefördert haben, d. h. die gutmüthigen russischen liberalen Zeitungen L la „GoloS" einerseits und andererseits auch, wie eS heißt, in jüngstver flossener Zeit die Regierung selbst und zwar im Interesse der russischen Politik! Wenn das wahr ist, so kann man eine solche russische Politik nur als die „Politik de» indischen Hahns* bezeichnen und nicht anders. Denn man braucht nicht klüger, als ein Kol- Der Oheim. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Sie hatte nie einen Brief von ihrem Gatten in Händen gehabt, seine Schreibweise aber kannte sie den noch gut genug, um sich sagen zu können, daß diese Züge nur von ihm herrührten, und dann bestätigte ihr die» auch die Unterschrift: „E. Hardeck* stand unter den Zeilen. Und dann irrte ihr brennende» Auge über diese Zeilen selbst. Sir waren nur kurz, aber sie lauteten: „D«e Verzweiflung treibt mich zu Ihnen. Ich weiß, daß mein guter Name in Ihrer Hand ist. Sie können e» beweisen, daß mir fremde» Gut nicht zu heilig gewesen ist, um e» — in welchem Sinn und zu welchem Zweck auch immer — zu dem meinen zu machen. Genügt Ihnen die» Zugeständniß noch nicht, so lassen Sie sich geradezu um Erbarmen anflehen! Geben Sie die Papiere zurück, die meine Ehre ver nichten müssen. Mit einem Makel kann und darf ich nicht in der Welt fein!* Beigegeben war dem Briefe außer jener Unter schrift nur noch der Name von Edmund'» früherem Wohnort und da» Datum de» Tage», an welchem er geschrieben war und da» kaum ein halbe» Jahr hinter demjenigen lag, an dem sie den Letzter» selbst zum ersten Male gesehen hatte. Am Boden liegend fand Dora sich wieder. Sie wußte et nicht, hatte die Verzweiflung sie hingestreckt, hatte e» die Betäubung gethan, welche einige Augen blicke lang wohlthätig ihre Sinne umhüllte? — Ach, kultischer Hahn zu sein, um nicht zu begreifen, daß jene» Pack (cnoAonr,), daS dort in der Gestalt frecher und principienloser Jungesthen unter dem Einfluß von Spitzführern herangebildet wird, unfere dumme Gut- müthigkett aufs Unverschämteste exploitirt, indem sie sich anstellen, al» wären sie Rußland vollständig er geben und unter diesem Deckmantel sich feiten der russischen liberalen Blätter Unterstützung erschmeicheln für ihr freches Gebahren gegenüber dem Adel und für ihre socialistifchen Ränke. Der Jungesthe und Jung- lette haßt uns stärker, al» der Altesthe, das ist ein Axiom: und doch giebts Narren, die die Agitatoren L Is. „Sakala* davon überzeugen können, daß sie Ruß land andeten und nur die Barone hassen. . . . Und ihnen zu Gefallen muß Rußland für sein Geld und mit feinen Leuten in den Ostseeprovinzen eine irlän dische Frage entfachen. . . . Wie gefällt Ihnen diese Politik?* Lagesgeschichte. Dresden, 9. September. Se. Majestät der König wohnten heute dem zwischen Mügeln und Döbeln statt gefundenen Manöver der 2. Infanteriedivision Nr. 2d bei. * Berlin, 8. September. Der „Reichs- und StaatSanz * veröffentlicht folgenden Erlaß: S?. Majestät der Kaiser und König haben au» Anlaß der Sedanseier, sowie im Lause deS Sommer», zahlreiche Tele gramme empsangen, in denen patriotische Vereine und Ver sammlungen, wie Krieger- und Schützenvereine, Wahlversamm lungen, u. A auch der conservattve Provinzialverrin in Stettin, ihre Huldigung dargebracht und da» Gelübde ihrer Anhäng lichkeit und Treue erneuert haben. Se. Majestät zollen den Ve strebungen der gedachten Vereine Anerkennung und sind durch die erwähnten Huldigungen aus oa» Angenehmste berührt worden. Die „N. Pr. Ztg.* bemerkt: Nach telegraphischen Meldungen aus BreSlau, die heute im Laufe de» Vor mittags bei Hofe eingetroffen waren, hatte Se. Maje stät der Kaiser gestern nicht über Unwohlsein zu klagen, sondern fühlte sich nur ermüdet und gab den Wünschen der Leibärzte, zeitweilig zu ruhen, bereit willig Folge. Erne leichte Disposition zu Erkältuna»- fieber verlor sich in der vergangenen Nacht. Se. Majestät der Kaiser kehrte heute im besten Wohlsein von einer 1 stündigen Ausfahrt in den Scheitniger Park zurück. Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kron prinz empfing heute Vormittag in BreSlau im Namen deS Kaiser» eine Deputation der Breslauer Studenten. Ihre kaiserl. und königl. Hoheit die Kronprinzessin machte heute eine 3 stündige Rundfahrt durch die Stadt zum Besuch von WohlthätigkeilSanstalten. Im Kloster der barmherzigen Brüder geleitete der Fürstbischof von Bre-'au dieselbe durch die Säle. Bei der ganzen Fahrt wurde die Frau Kronprinzessin von dem Publi cum lebhaft begrüßt. Die heutige Festvorstellung im Stadttheater war von einer äußerst glänzenden Ver sammlung besucht. Gegen 8 Uhr Abends begann die von herrlichem Wetter begünstigte allgemeine Illumi nation der Stadt, bei welcher selbst dir entlegensten Straßen von GaS- nnd Kerzenlicht strahlten. — Dem BundeSrath sind folgende, von der „Nordd. Allg. Ztg.* mitgetheilte Anträge Preußen», betreffend die Vornahme einer Viehzählung, sowie die Er hebung einer Anbaustatistik im deutschen Reich, zur Beschlußnahme vorgelegt worden: „I. Es erscheint dringend wünschenswerth, daß im Jahre 1883 eine allgemeine Viehzählung für das deutsche Reich vor genommen werde Nachdem im Januar des Jahre- 1873 die letzte Zählung stattgesunden hat, würde eine Wiederholung im Jahre 1883 die Veränderungen innerhalb eines 10jährigen Zeitraumes ausweisen, somit sür die statistischen Vergleichungen sehr zweckmäßig liegen. Mit der Anbaustatistik, deren Aus führung im Jahre >883 einem besonderen Anträge Vorbehalten bleibt, kann die Viehzählung nicht süglich verbunden werden, da erstere zweckmäßiger Werse nur im Sommer erfolgen kann, während letztere im Winter stattfinden muß, schon um die Vergleichbarkeit der neuen Angaben mit den früheren zu ermöglichen. AIS geeigneter Termin sür die Viehzählung aber nur zu schnell waren diese Augenblicke vorüber gegangen, und nun hatte sie ihr volle», klare», entsetz liche» Bewußtsein wieder! — Der Mann also, den sie zur Höhe eine» Ideal» erhoben, den sie so unendlich geliebt hatte, ein Gebrandmarkter — freilich nicht vor den Augen der Welt, aber doch vor dem eigenen Ge wissen, so wie er e» ja in dem Sinne Dessen gewesen war, der nur wenige Schritte von hier und seit we nigen Stunden erst auf der Bahre lag! — Wie eS möglich geworden war, daß der Onkel sie, die er doch stet» mit einer gewissen Zärtlichkeit sein Kind genannt, diesem nämlichen Manne hatte geben können — darüber grübelte sie nur wenig, wie sie überhaupt nicht viel Weitere» dachte, al» da» Erne und immer wieder das Eine: Edmund unehrenhaft, Edmund mit einem gemeinen Verbrechen befleckt! — Selbst da» Bewußtsein, ihn vor der Entdeckung seiner Schuld bewahrt zu haben, regte sich nur mit matter Freude in ihrem Herzen; die Thatsache selbst wuchtete zu schwer auf demselben, al» daß sie nach dem guten oder bösen Schein jetzt viel gefragt hätte. ES dauerte eine lange Weile, ehe sie sich darauf besann, daß sie hier nicht bleiben durfte; dann aber schloß sie wieder da» geheime Fach, die Schränke und zuletzt auch da» Zimmer; da» Papier nahm sie mit sich. Ein Mal versuchte sie e» in dieser Nacht, ihr Lager zu benutzen, aber e» war doch nicht möglich; bei der Marter in ih^em Innern konnten die Glieder nicht ruhen! So erhob sie sich wieder und entzündete auch die Lampe, die sie eine kurze Zeit verlöscht hatte, auf» Neue; e» mischten sich nun doch wenigsten» keine au» der Dunkelheit geborenen Spukgestalten in ihre trost losen Gedanken! —
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