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Sächsische Volkszeitung : 29.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190305299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030529
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-29
- Monat1903-05
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.05.1903
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h-sjemt täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. Bezugspreis r Merteljährl. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 88SH. Sei miszerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-PreiSliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. 8ucd<In»clttttl. waalrtlon una kercdättrrttller Dresden, Pillniher Straße 43. Inserate werden die 6gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: I I—I Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. IS «6. Np. 121» Katholiken: MaximinuS. Freitag, dtN 29. MlN 1903. Protestanten: Maximinus. JahvgMIft. Die Rerchstagsrvahlen (§!!>'» in de» Monat Juni. Ls ist daher ein Bedürfnis, den Auf- „icirs.b der Parteien znm Wahlkampfe nnd den Verlauf der lvahl- schlackt genau verfolgen zn können. Die „Silchlischc Vo»ls?eitu»g" biciel in jeder Nummer eine knapp gehaltene Uebcrsicht über alle peliincbcn Lreignisse, bespricht insbesondere mit großem Freimut die tondcsaiigelcaenheitcn, tritt für den Frieden in konfessioneller Hinsicht aus Grundlage voller Parität und für die energische Fortführung einer cän sozialen Reform im Landtag und Reichstag ein. Der „Michs. volksztg." liegt wöchentlich die reich illustrierte 5o»utaasbcilage „Sterne nnd Mlumen" als Untcrhaltungsblatt bei. (Zn den nächsten Nummern beginnen wir mit dem höchst spannende» Roman „Nach geschiebener? Ehe." Lin Sittenbild aus dem heutigen Frankreich, von Komtesse de Reaurcpaire. Deutsch von Helene Rrembs. lllbouncinentpreis pro Juni beträgt (ohne Nestellgeld) nur 5V Pf. Probcnnininern znm Zwecke der Agitation stehen ans Wunsch in beliebiger Anzahl kostenlos zur Verfügung. wir bitten unsere Freunde, für die Verbreitung der einzigen katholischen Tageszeitung Sachsen» tatkräftig einzutretcn. Redaktion und Geschäftsstelle der „SäMschen Polliszeitung". Tie Bekämpfung der Unsittlichkeit. Tie Protestantischen Berliner Kreissynodcn haben außer mit einem Protest gegen Zulassung der Jesuiten, die sie gar nichts angehen, auch mit einigen Dingen, die sie sehr viel näher angehen, sich befaßt, darunter auch mit der Unznchtspest, der ttnsittlichkeit in Berlin, lind dazu hatten sie gewiß alle Veranlassung. Es ist schlimm genug, daß trotz der unendlich traurigen Zu stände, die hier wie auch in anderen Großstädten inbezng ani die öffentliche Sittlichkeit herrschen, selbst diese kirchlichen Synoden zn keiner einmütigen energischen Stellungnahme sich anfziiraffen vermochten. Während die eine Schnöde «Berlin II) einen Antrag annahm, der verschiedene Maß- regeln gegen die öffentliche Unsittlichkeit nnd Verführung empfiehlt, gelangte die andere (Berlin Köln-Stadt) zn keinem materiellen Beschluß; die Angelegenheit wurde den einzelnen Gemeinden überwiesen, was einem Begräbnis gleichkommt, und in der Diskussion wurden die haltlosesten Einwendungen gegen alle schärferen Maßnahmen znm Schutze der Sittlich keit erhaben. Weil die Behörden frühere Vorschläge dieser Art „ignoriert" haben, meinte der Referent Prediger Brnckenhaus, dies beweise, daß die Behörden „sich bewußt" wären, schon genug in dieser Beziehung zn tun! Ein Stand- winkt, der stark an den Satz vom beschränkten Untertanen- vernmid erinnert. Man solle nicht nach der Polizei rufen, meinte ein Zweiter; es sei Sache der Kirche, hier zn arbeiten. Welchen Einfluß hat wohl die Kirche ans die Besitzer der Tingel tangel, die Händler mit schlüpfrigen Büchern, „Witz"- Blättern und Bildern, die Dirnen nnd ihre Zuhälter?! Vergebens wies Hofprediger a. D. Stöcker darauf hin, daß die Polizei die Pflicht nnd die Aufgabe habe, öffent liche Zustände so zn untersuchen, daß eine religiöse Ein wirkung wenigstens möglich sei, und Propst v. d. Goltz bemerkte: „Gegen Reblaus und Viehseuchen braucht man die stärksten Mittel, gegen die persönliche Frei heit, und hier, wo es sich um die Bewahrung unserer Söhne und Töchter handelt, hier sollte man nicht fragen dürfen: was kann der Staat ans diesem Gebiete tun? Was kann er tun, znm Beispiel, um Bilder fernznhalten, die die Phantasie der Jugend vergiften? Was kann er tun gegen gewisse Schaustellungen?" Alles vergeblich! Nicht einmal einen Antrag, zn verbieten, daß Dirnen in mit Kindern gesegneten Familien Aufnahme finden, vermochte die liberalisierende Mehrheit zn gewinnen. Der Prediger Angar leistete sich hierbei sogar die ge schmacklose Bemerkung, die Sittlichkeitskommission wolle Jagd ans Menschen machen, in der Meinung, die Mädchen damit mürbe zn machen nnd zn bessern! Dabei handelt es sich hier mn etwas, das doch ganz selbstverständlich sein sollte, um eine Forderung, die z. B. auch von den Aerzlen, welche die Bekämpfung der geschlechtlichen Krankheiten neuer dings mit vermehrtem Eifer, und zwar ohne Unterschied des Glaubens und ohne jede „frommen" Rebeiiabsichten betreiben, mit Nachdruck geltend gemacht wird. Es steht fest, daß nicht mir die sittliche Verwahrlosung, sondern auch die Verbreitung jener ekelhaften Krankheiten gerade durch die Freizügigkeit der Prostitnirten nnd deren Wohnen in kinderreichen Häusern stark gefördert wird. Und dann wagt es ein Prediger über Menschenjagd zn witzeln, wo es sich tatsächlich tim Menschen schütz handelt! Solche Prediger verdienen cs, daß ein so erbärmliches Blatt, wie das „Berliner Tageblatt", ihnen seinen Segen spendet und weise bemerkt, dem nachteiligen Einfluß des Dirneiiwesens ans die Kinder ihrer Wirte polizeilich abzu- helfen, gehe nicht an! Freiheit der Unzucht, der Ver führung, der Verderbnis von Leib und Seele, das ist die Losung dieser Heinzebündler. Natürlich fallen sie daher auch über die andere Spnode, die von Berlin il, her, die der schlechten Literatur und Kimstschmiererei den Krieg erklärt wisse» will, nnd erinnern siegesgewiß an die „Volksempörmig" gegen die 7wx Heinze. Nun, man weiß ja, was für ein „Volk" sich damals empört hat! Leider ließen damals hochmögende Herren sich einschüchtern, aber wir geben die Hoffnung nicht ans, daß auch hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Im nächsten Reichstag wird der Kampf gegen die Sittenzerstörnng aufs Nene ausgenommen werden, und dann rücksichtslos! Die Gesundheit des deutschen Volkes, seine ganze Zukunft steht vier ans dem Spiel. Katholikcnversammlttng zu Zwickau am 24. Mai. Ein herrliches Zeugnis ihrer Zusammengehörigkeit lieferten am vergangenen Sonntag die Katholiken Zwickaus und der weiteren Umgebung. Gegen 1200 Männer »nd Frauen hatten sich im großen Saale des „Deutschen Hauses" zusammengesnnden, um offen ihre Anhänglichkeit an Kirche nnd Staat, an Altar und Thron zn bekenne». Unter anderem waren zugegen: Se. Erlaucht Graf Schönbnrg- Glanchan, Hofrat Roß und einige Geistliche der Umgebung. Das Präsidium der Tagung übernimmt Graf Schönburg- Glauchan, ihm gesellen sich als l. und 2. Vizepräsident Geheimrat Roß und Vaiimeister Haimemann zn. Eröffnet wurde die imposante Versammlung durch eine Rede des Herrn Kaplan Hottenrott, der eine solche des .verrn Grafen Schöiiburg.Glauchau folgte. <Ausführliches später.» Nach dieser Eröffnungsrede, die ungefähr Stunde »nährte, wurden die eingegaiigeiien Schreiben von Herrn Prälaten Maaz, Pfarrer Manfroni, Kaufmann Nake «Mainz» n. s. w. verlesen. Besondere Beifallsänßermigen rief das des Herrn Kaufmann Rake hervor, der von der letzten Zwickauer Katho.ikeiwersammlimg noch im guten Andenken steht. Telegramme wurden abgeschickt an König Georg, Bischof Wahl, Prälat Maaz. Kaufmann Rake und au Kardinal Rampolla. Ebenso wurde ein Aiitworttelegramm an den gleichzeitig tagenden Volksverein zn Leipzig abge- sandt. Darauf bestieg Herr Kreisschnlinspeklor Pfarrer Schweriner ans Halle das Rednerpult. Er brachte in so anschaulicher und kerniger Weise der Versammlung einige Grmidwahrheiten unserer hl. Kirche dar, daß oft minuten langer Beifall seine Ausführungen unterbrach. Es ist schwer, darüber einen Bericht zn schreiben, ohne die eigenen Worte des ausgezeichneten Redners zn bringen. Daß die Seele unsterblich ist. daß es ein Leben nach dem Tode gibt, daß man Sonntags in die Kirche gehen »mß n. s. w., das hat wohl ein jeder von den Versammelten schon einmal gehört, aver in solch überzeugenden Worten wohl kaum. Tosender Beifall bezeugte ihm, daß seine Worte den Weg znm Herzen gefunden hatten. Später winden folgende Resolutionen eingebracht und unter großem Beifall angenommen: Wir Katholiken von Zwickau und der weiteren Um gebung. die wir heute hierzu,» offenen, freudigen Bekennt nisse unseres hl. Glaubens, unserer Liebe zur hl. Kirche nnd unserer Treue gegen unser geliebtes Königshaus versammelt sind, erklären hiermit folgendes: l. Wir halten unverbrüchlich bis zn unserem Tode fest an der hl. katholischen und apostolischen Kirche, als der Säule nnd Grimdfeste der Wahrheit und an dem von Jesus Christus unserer Kirche gegebenen Oberhanpte, als den Felsen, den die Pforten der Hölle nicht überwinden werden. Wir weisen ans das Entschiedenste zurück und ver abscheuen es aufs Tiefste, daß man mit allen Mitteln unsere hl. Kirche in ihren Lehren, Institutionen und Organen ans das Schimpflichste zn entstellen und zn verdächtigen Der australische Lrbe. Neun», von Edgar Pickering. Deutsch von Franz Paul, «ne gortsrtzin»;.» iSiachdrnck vervntcna An der einen Wand erhob sich der mächtige Kamin, vor dein ein zerfetzter Teppich lag. und in der Mitte stand ein moderner Tisch, von den: Gebrauche schon so abgenützt, daß er mir mühsam sein Gleichgewicht erhielt. Einige Stühle, denen man es ansah, daß sie ans gut Glück bei irgend einer Auktion erworben worden waren, standen an den anderen beiden Wänden, während die vierte und letzte znin großen Teil von einer großen Bettstatt eingenommen »vnrde, die ihrem Stile nach auch zweifellos ans jener Zeit stammte, in der noch hübsche Damen und elegante Herren mit ihren fröhlichen Stimmen nnd manierlichem Geplauder diese Räume beherrscht hatten. Die Vergoldungen der Prächtigen Schnitzereien waren aber verblaßt lind verwaschen, die Ecken waren abgestoßen, und wie es so an der Wand des häßlichen Zimmers stand, erschien es wie ein Wahr zeichen vergangener Lust und verflossener Schönheit. So mar der Aufenthalt beschaffen, den Madame für Madge i„,d ihre treue Begleiterin Teresa erwählt hatte. Vei der Ankunft hatte sie mit spöttischer Miene ans ein gwiz kleines Ziminerchen gewiesen, das an den großen Annm aiislicß, nnd bestimmt, daß Teresa dort wohnen werde. „Wenn Du Dich mir schon anfgedrängt hast", sagte Madame, „dann mußt Du auch mit der Wohnung zu frieden sein, die ich Dir bitten kann. Miß Selb»» und ich werden mir einige Tage in Paris bleiben, nnd dann reisen wir wahrscheinlich nach England. So lange »vir hier sind, kannst Du Dich an uns halten, dann magst Tu Dir die Wohnung suchen, wo immer Du magst »nd kannst." „Warum kann ich nicht das Zimmer im oberen Stock werk mit Miß Selby teilen?" fragte Teresa, durch die Türe mit einem gewissen Schaudern in das ihr angcbotene Kämmerchen blickend. Die Aussicht, dort zn wohnen, hatte auch tatsächlich nichts Verlockendes. Tie Kammer halte ei» scheußliches Anssehen, enthielt nur ein kleines, enges Bett, das knapp an dem hochgelegenen Fenster stand, unter dem das Dach des Schuppens sich ansdehnte. Einstens hatten die Gesellen des Konditors in diesem Raume geschlafen. „Du möchtest Dir wobl Deine Gemächer selbst wählen?" erwiderte Madame, sich heimlich über Teresas Entsetzen erfreuend, „Du hast Dich mir anvertrant, dies ist das einzige Zimmer, das Du haben kannst." Vergeblich mischte sich Madge ein. „Gibt es denn nicht ein anderes Zimmer in diesem großen leeren Hanse?" fragte sie. „Närrisches Kind," rief Madame, wieder in ihr schauderhaftes Englich verfallend, „wissen Sie denn, ob mehr als zwei Zimmer für uns zur Verfügung stehen oder ob wir allein in dem Hanse sind? Uulen wohnt eine Frau, die sich zn Tode fürchtet vor den Geistern, die in der Nacht durch das Hans spazieren gehen. Fla im! Ich kenne sie nur zn gut, diese ruhelosen Geister. Ich habe schon einmal hier gewohnt — vor drei Jahren — und sie gesehen. Es kommt wie Rauschen von Seidenröcken her unter über die Treppe, wenn alles dmikel und still ist, „und dann ist ein Klingen nnd Klirren wie von Degen und Schwertern nnd znm Schluß ein schriller Schrei. Flau Dion!" Und sie steckte die Finger in die Ohren, als ob sie den Schrei schon jetzt vernehme. „Ach, dieser Schrei, er macht einen erstarren. Es ist schrecklich. Sehe» Sie dort." und sie zeigte ans die Stiegenflnr, „dort ist ein Blutfleck, der nicht wegznwaschen ist. Er ist von dem Herzblut der Dame, die mit dem Degen ihres Mannes in der Brust dort tot ziisammenstürzte. Wollen Sie die Ge schichte hören mein Kätzchen?" „Warum brachteil Sie uns in dieses scheußliche Hans?" fragte Madge. Teresa winkte ihr zn. Madame anznsehen, die dastand, so bleich, daß man unter der dicken, roten Schminke die Leichenfahle ihres Antlitzes bemerken konnte. „Parblen, weshalb Mnm nicht?" erwiderte Madame, „wir befinden uns hier so gut. Es ist ruhig, so ruhig wie nur möglich." „Wann gehen »vir nach England?" „Ja, ja, nach England," erwiderte Madame, und ihre Angen lachten höhnisch am. „Doch jetzt sprechen Sie nicht mehr so närrisch, mein Kätzchen. Zuerst »vollen »vir Paris genießen und uns alles ansehen, was zn sehen ist. das Palais Royal, den Louvre, die Boulevards, das Bois, alles werde ich Ihnen zeigen. Allons mein Kätzchen!" Und froh, aus dem düsteren Hause und der häßlichen Straße zn entkommen, beeilten Madge und Teresa sich znm Ausgange bereit zn machen. Ans diesem Spaziergänge war es geschehen, daß Jean Kcdar Madame Dnval getroffen hatte. Am Nachmittag suchte er also seine alte Freundin ans. und, nachdem er eine Weile von den Erinnerungen an Baden Baden gesprochen hatte, hegaim er in zaitvoller Weise ans die Schuld hinnberziilenten, die der selige .vwni'i bei ihm hinterlassen hatte. „Mon Dien, Monsieur, ick», würde Ihnen das Geld ja gern gehen, aber ich befinde mich augenblicklich selbst in Verlegenheit und habe nichts zn erwarten, bevor uickil mein Auftraggeber, Mr. Dormaim, in dessen Diensten ich augenblicklich stehe, nach Paris kommt." Es mußte schon etwas ganz Anßergeivöhnliches sein, das Jean Kedar veranlassen konnte. Gemütsbewegungen zu zeigen. Vei der Erwähnimg des Namens Tormann aber tonnte er einen Ausruf des Staunens nicht unter drücken. „Tie kennen diese» Man»? fragte er. „Natürlich, ans seine Veranlassung bin ich ja nach Paris gekommen. Mil diesem imansstehlichen Mädchen, das Sie in meiner Gesellschaft gesehen haben." (Fortsetzung folgt.)
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