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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051209025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905120902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905120902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-09
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Diese« Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereu« al« Abend-Ausgabe zugestellt. während e« die Post-?lbom:c:>!e:l a« Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeMr: «krtelMrlt»««» »»»« » bei «Klick, U—imIKer «»«w,»», durck, unier» v«»» »»»»»« und »»v>«. an Sonn- nnd N,nt-,eu nur einmav » VN. ««H>. dar» LUtwärligk »om- mtM-nLr, , «I du. » Mt. ,o Dl. «ei «tu«ali,er Znbeliun, durck, die «ot»»M». i,bn»ve«ell«eld>. imiilu«- land «N «ntlvreckikndem Sullblaie. Siackdruckaller»rttkel u. Oriatnal- MtiteUuuie» nur mit deutlickier Ouetienauiade i.Dredd. Na»r."> «ILIIt«. RaLtrckalicbe Leus rar- «nivriickie bleiben uiibmicklickMM: «wertem« te «»unttrivte werde» «»« «ulvewabrt. keletrammUbrelle: _ l««l »achrtch»«« »««»de» GegvLLrrSeL L8SV Uevlag von Kiepsch L Ueichardt. Mreigen-Lanl. >»nalnne von Aulü»diau»«e» bi» nacknniiaod L Utir Loun- und veikriaeS nur Manemimin s« von II bid '/»rUlir. Di« i ivaliiaeülnmo- ieile <ca. s Silben! 20 PI,.. An- itindi»u»,en aus der Privaiieiie Zeile ssPi»., dieLivaliiaeÄiieautLerl- teile so Pi«., als E>n»va»dt Zeile K0 Ps,. In Nummer« »och Eoon- und Feier»,,«« r Walu,e Trundjeil« so Pi, . aui Privaiieiie « Pi,.. 2ivai»,e Zeile a»i Dertieite und a>« Emaeiandi so Pig Äuswärliac Aul- träoe nur gegen Borauobetablun,. Belegbiiitier werden mit to PI,, berechnet. kternivrechanichluk: «M» t Nr. U und Nr. L«»L Uki-sn 8»,1« — oar »0 ^«I>8. IrvppvndAuvi', «lealtbar I»ret«v — onr »olltt« k^adrNt»te 8l168<rtt88v 1 Lvtlv Lttmnrltl. eovime apaitor I Ireppvnliuuvr, eo«ime apaiter Akeolttstte» 8068trU886 1 lüells Xltm»rtzt. 87k Lnick»»!' Sozialdemokratische Heraussorderung. Neueste Drahtberichte. Hvsnachrichtcu, Landtagsverhandlungen, I 4g 1 «-Ns» TssslUtl. Gerichtsverhandlungen Echo der Bülow-lliedc. Klavielabend Mark Hanibvurg. Berliner Leben. s v» Sozial-emokratlsche Heransforderung. . Unter dieser Ueberschrist schreiben die „Sachs. Pol. Nachr.", die konservative Korrespondenz sür das Königreich Sachsen: „Die Führer der sächsischen Sozialdemokratie sind eifrig am Werke, der durch die angczettclten Wahlrechts-Demonstrationen heroor- germenen künstlichen Erregung der Indusiric-Arbeitcrmassen einen revolutionären Charakter zu geben. Die sozialdemokra tischen Blätter drohen der Regierung und dem Landtage, die Stroßenknndgebungen würden in verjchärster Form wiederholt werden. Einzelne radikale Heißsporne gehen sogar so weit, für den Gedanken des politischen ManenstreikS Stimmung zu machen. So frivol und provozierend dieses Auftreten auch ist, übertrotsen wird alles bis letzt Geschehene von der frechen Herausforderung, die der sozialdemokratische Landtagsabgeordnele Goldslein sich in einer Interpellation gegenüber der Regierung und dem Landtage leistet. Goldslein besitzt die unglaubliche Keckheit, sich darüber zu beschweren, das; die Polizei den zweifel haften Elementen gegenüber, welche die Straßenkundgebungcn gar zu gern zur Störung der öffentlichen Ordnung benutzt hätten, die Staatsautorität mit Nachdruck zu wahre!! verstanden hat. Der sozialdemokratische Abgeordnete richtet an die Regie rung die heuchlerische Anfrage, welche Maßregeln sie zu ergreife» gedenke, um der Wiederkehr gewalttätiger Handlungen der Polizei vorznbcugen. Man ist erstaunt über das hohe Maß politischer Unverfrorenheit, über das der Interpellant verfügen muß. Herr Goldstein scheint zu wünschen, daß die Polizei die zur Gewalttat neigenden Demonstranten, unter denen sich ge wöhnlich die Auswüchse des Janhagels befinden, mit ausgesuch. tester Menschlichkeit behandele. Das wäre natürlich gleich bedeutend mit einer polizeilichen Aufmunterung zu Ausschrei tungen der aller-bedenklichsten Art. Die Antwort, die aus diese unverfrorene sozialdemokratische Provokation vom Minister- tische aus erfolgen dürfte, wird ieoensalls die Aufwiegler nicht darüber im Zweifel lassen, daß die Staatsgewalt gesonnen ist. im Interesse der Gesamtheit der Bevölkerung auch fernerhin die öffentliche Ordnung mit unerbittlicher Strenge aufrecht zuerhalten. Ergeben sich daraus üble Folgen für die verführten Massen, so fällt die Verantwortung sür das Unheil den gcwissen- lcken füzialdemokratischcn Demagogen ganz allein zu. Besser ist es, die Massen werden rechtzeitig über den ganzen Ernst der Läge aufgeklärt. Dadurch werden die besonnenen und ruhigen Elemente veranlaßt, einmal ernstlich darüber nachzudenken, welchem Abgründe sie von den sozialdemokratischen Volksaus- wieglern entgegengeführt werden. Die weitere Anfrage Gold- stcins an die Regierung, ob sie angesichts der sozialdemokratischen Straßenkundgebungen>-noch glaubt, an ihrer in der Kammer- sitzung vom 27. November 'dargelegten Auffassung über die W a hlrechlsresorm feffhalten zu sollen, läßt erkennen, daß die sozialdemokratische Parteileitung der Anschauung ist, bei uns in Sachsen seien die Verhältnisse bereits so Mit gediehen, wie seinerzeit in Frankreich, wo Massendemonstrationen den Re- gierungsaeschäften des Convents die bestimmende Richtung gaben. Man sieht es ist die höchste Zeit, daß durch scharfe Maß nahmen hie sozialdemokratischen Aufwiegler zur Vorsicht ge- mahnt werden. Den wohlmeinenden Warnungen und den ein- schücktternden Androhungen muß jetzt Schlag auf Schlag die scharfgezielte Tat folgen. Empfehlenswerter ist ein energischer chirurgilcker Eingriff, als daS Geschwür noch länger um sich fressen und jetzt noch gesunde Volkstcile ergreifen zu lassen." Ferner wird in der nächsten Nummer des „Vaterland" ein längerer Aufsatz erscheinen, der der genannten Korrespondenz im Bürstenabzug zur Verfügung gestellt worden ist und in dem ^.ii^an lasse sich ja nicht einschüchtern durch die Drohung, daß durch entschiedenes Handeln die Massen zu Unbesonnen heiten sortacrissen werden könnten. Im politischen Leben wird ein ängstliches Zuwarten, das zivar alle möglichen Sicherheits- Vorkehrungen in Erwägung zieht, aber nie zum Entschluß kommt, mit Recht als Schwäche ansgeleat. Man bat noch nie ge hört, daß Negierungen, die ihre skrupellosen Gegner rücksichts voll behandelten und dann auch noch zauderten, als die Feinde bereits zum offenen Angriff übergegangen waren, Herr der Situation geblieben wären. Auf dem politischen Kampfseide gilt nur die entschlossene Tat, die den Gegner an der rich tigen Stelle zu treffen weiß. Ist die öffentliche Ordnung be droht und das allgemeine Wohl in Gefahr, dann hat die Re gierung sich lediglich von der Sorge um die Geiamtwohlsahrl leiten zu lassen und nicht erst ängstlich zu fragen, ob diese ooer jene Maßnahme auch ganz genau dem Buchstaben des Gesetzes entspricht. Werden nach dieser Richtung Mängel in der Gesetzgebung offenbar, so wäre cs falsch und gefährlich, daraus den Schluß zu ziehen, die Regierung sei nun der Pflicht übcrhoben, so ihre Schuldigkeit zu tun, wie es das all gemeine Interesse erfordert. Die Staatsgewalt muß in solchen Fällen ruhig weiter mit konscguenter Tatkraft Vorgehen und darauf dringe», daß die fehlenden Schubwehren schleunigst auf geworfen werden. Denn Straßentumnlte wurden nie durch Zuwarten und kraftloses Znrückweicheu vor den Wünschen der aufgewiegelten Massen verhütet, sondern nur durch rechtzeitige tatkräftige Vorbcugungsmaßregeln der Negierung. Wenn wir uns auf den Standpunkt stellen, daß den sozialdemokratischen Straßenkundgebungen rücksichtslos vorgcbeugt werden muß, so stellen wir diese Forderung im allgemeinen Interesse und auch im Interesse der verführten Massen, welche die Folgen ihres revolutionären Beginnens nicht abznseken vermögen. Wir sind aber nicht so kurzsichtig, zu glauben, daß damit alles in schönster Ordnung sei. Hand ui Hand m>t der tatkräftigen Bekämpfung der ungesetzlichen Neigungen der verhetzten Massen muß das Bestreben gehen, die Ursachen der berechtigten Un zufrieden heit zu beseitigen. Dieses Ziel wird sich auch bei dem sächsischen Landtagswahl- rechtevlelleicht in nicht zu ferner Zeit erreichen lassen. Natürlich wird man nur so viel zngesteheu können, was im Interesse einer gesunden staatlichen Entwicklung auch zugcstaiiden werden kann. Natürlich ist es ganz selbstverständ lich, daß auf dem Gebiete der W ah Irsch tsgeseh- aebung jede Tätigkeit zu ruhen hat, so lange die Demonstrationen und Straßenkundgebungen an- danern. Es lieat im allgemeinen Interesse, daß der in 88 14 und 16 des Vereins- und Bersammlungsrechtes nieder- erlegte Grundsatz nicht außer Geltung kommt und peinlich be folgt wird. Darnach ist rede Art von Zwang oder Bedrohung von der Staatsgewalt und ihre» Organen fern zügelten: weiter ist zu verhüten, daß ein ungehöriger Einfluß auf die Beratungen des Landtages versucht werden kann. Es hieße aber diese vom Gesetzgeber errichtete Schuhwebr gegen den politischen Terroris mus vreisgeben, wenn die Regierung unter dem Eindrücke der sozialdemokratischen Demonstrationen dem Landtage Vorschläge zur Reform unseres Wahlrechtes machen würde. Davor möge uns aber der Himmel gnädig bewahren, daß Landtag und Re gierung sich gezwungen säben, nach der Pfeife sozialdemokra tischer Jakobiner-Klubs und nach dem Gewhle sozialdemokra tischer Ballonmntzenträger zu tanzen. Das wäre der Anfang vom sicheren Ende." Neueste Drahtmel-nngen vom 8. Dczbr. Preffstinimen über die Rede Bulotvs. Rom. Die „Tribuna" schreibt zur Rede des Fürsten Bülow, diese beweise, daß der Reichskanzler Koalitionen gegen Deutschland für nicht ausgeschlossen hält und besorg! ist, daß auch der Dreibund an der Klippe neuer poli tischer Interessen scheitern und Deutschland zwingen könne, allein für seine eigenen Angelegenheiten zu sorgen. Das Blatt hält die Besorgnis für nicht begründet. Kein politischer Ver trag sei allerdings ewig: alle seien bestimmt, ein Ende zu neh men mit den Umständen, die sie veranlaßt hätten. Auch der Dreibund könne sich diesem Gesetze nicht entziehen, oder nichts lasse vermuten, daß der Tag nahe sei, an dem der eine oder andere der drei Kontrahenten aus seine eigenen Angelegenh-iten das ultra passe nemo »blirrntur anwenden müßte. Paris. „Journal des Tebats" sagt: Die Rede des deutschenReichskanzlers fällt vor allem durch den miß- iranischen Ton, der seit Jahresfrist alle amtlichen und halb amtlichen deutschen Kundgebungen kennzeichnet, aus. Viel ver ständlicher und ehrlicher, als die neuerlichen Rekriminationen wäre cs, ein Mittel zu finden, um die deutsche und französische Politik m Nordwestairika miteinander zu vereinigen. Die Frage ist nur, ob man eine Lösung oder Fortsetzung des Streites sucht. Es wäre beklagenswert, wenn diese Frage bei allen deutsch - sranzösischen Beziehungen in der Zukunft Mitspieler sollte. Dir öfseittttchc Meinung würde nachgerade glauben, dos. die marokkanische Angelegenheit ein Vorwand sür Konflikte wer den solle. Eine ehrliche Politik müßte einer solchen Situation ein Ende machen. Tie royalistische „Gazette de France" sagt: In diplomatischer Form sei die Rede des Reichskanzlers eine deutliche und formelle Aufforderung an die sranzvsischc Republik, sich abermals vor Deutschland zu demütigen. London. Zu der Rede des deutschen Reichs kanzlers bemerkt der ./Standard": Wenn Empfindlichkeit und Spannung vorhanden ist, so ist dies aus die Beharrlichkeit zurückzusühren, mit der »ns Deutschland eine Eifersucht oder eine Feindseligkeit zuschrcibt, deren wir uns nicht bewußt sind. Gegenseitige Höflichkeit wird nicht gefördert, nicht eine der Parteien wird geneigt gemacht, daß die andere Abneigung gegen sic hegt. Der gewöhntiche Engländer kann keinen Punkt aus der Weltkarte entdecken, an dem ein Gegensatz der politischen Interessen zwischen ihm und dem deutschen Konkurrenten u» Vandcl besteht. Eins der Mittel, die Verstärkung der deutschen Flotte zu empfehlen, ist das, glauben zu machen, daß die eng. lische Politik den Vorsatz Deutschlands übel nehme, eine anac mcssene Seestreitmacht zu unterhalten. Für diese Annahme be steht keine Berechtigung. — Der „Daily Telegraph" meint, indem er ücs Kanzlers Anspielung aus trübe Tage und den Dreibund bcipricht, eine derartige Sprache sei wenig Zuversicht erweckend. Befriedigend sei die Bezugnahme auf das englisch- japanische Bündnis, doch müsse die Behauptung, Deutschlands Politik im fernen Osten sei identisch mit der Englands, mit Zurückhaltung ausgenommen werden. Aber die Erklärung über die gegenwärtigen Absichten sei durchaus befriedigend. Wir können, schließt das Blatt, die Rede als ein Anzeichen nehmen, daß Deutschland keinen Wunsch hegt, den Status guo im fernen Osten zu stören. In bezug aus Marokko tadelk der Reichs kanzler die nicht zu rechtsertiacnde Art, die Interessen anderer zu ignorieren, aber er tadelt in einer Weise, die wenig dazu bei tragen wird, ein glattes Arbeiten der Konferenz zu fördern. Die „Times" sagen, sie können es kaum sür staatsmünnisch er achten, die nationalen Vorurteile zu taktischen Zwecken onzu- rufen. Das gute Einverständnis in England mit Deutschlands Wünschen würde mehr Aussicht auf Verwirklichung haben, tvenn die deutschen Staatsmänner andere Methoden als Angriffe und Verdächtigungen gegen England aussinnen könnten, um ihre Kassen zu füllen. England werde erfreut fein, wenn die guten Beziehungen mit Deutschland an Kraft gewännen. Die Wieder herstellung sei ebenso möglich wie wünschenswert, aber möglich nur unter Bedingungen. Wenn ein vaar Jahre hingegangen sein würden, ohne daß ein neuer Grund entstanden sei, Deutsch land im Verdacht zu baden, daß es Pläne gegen Frieden und Wohlfahrt seiner Nachbarn mache, dann werde unter den Eng ländern das Vertrauen als natürliche Saat hcrvorlprießen. wie es mit Frankreich der Fall gewesen sei. Zur Lage in Nustland. Petersburg. Die bestimmte Haltung der Regierung und der Anschluß des Verbandes der Post- und Tele'- gr o p h e n b e a in t e n an den Rat der Arbeuerdcpulierten, welche eine Spaliung unter den ausständigen Post- und Tele- aravhenbcamten hervorriesen, scheinen dem Altsstande ein Ende bereiten zu wollen. Diese Meinung tvar auch im gestrigen Minislerrat vertreten, der bei dem Beschlüsse zu verharren be schloß, den Verband der Post- und Tclegraphenbeamlen nicht zu genehmigen. Ter hiesige Postdirektor ordnete die Ausweisung von über 200 Postbeamten ans ihren in Postgcbäuden befind lichen Wohnungen, sowie die Entlassung von 323 Beamten der Postbureaiis und 800 Briefträgern an. Die Briefträger werden ohne weiteres wieder ausgenommen, die Beamten auf ein Bittgesuch hin, falls es der Grad ihrer Teilnahme an dem Ausstandc gestattet. Am 6. Dezember Hai e i n T e i l d e r B e - amten die Arbeit wieder ausgenommen. Die sinn ländischen Post- und Telcgraphenbeamten haben kategorisch Kunst und Wissenschaft. Dochen-Spielplan der KSnigl. Hoftheater. Opernhaus: Sonntag: „Carmen." Montag: „Der Ratten fänger von Hameln." Dienstag: „Salome." Mittwoch: „Hänsel und Gretel. Donnerstag: „Salome." Freitag: 3. Suffvnie- konzert (Serie L), solisttsche Mitwirkung: Fräulein Sugaia lCello.s Sonnabend: „Das Rbcingold." Sonntag l17.s: „Der Freischütz." — Schauspielhaus: Sonntag: „Tranmulus." Montag: „Was ihr wollt!" Dienstag: „Agnes Bernaucr." Mitt woch: „Der Privatdozent." Donnerstag: „Hamlet." Ircitag: „Weh' dein, der lügt." Sonnabend: „Zar Peter." Sonntag <17.j: „Der Äüttenbesitzer." 7* Irl. Pa ulinc Ulrich hat aus ihr Anstiche» von der Generaldirektion der König!. Hoftheater einen kurzen Urlaub erhalten, der in der Hauptsache dazu diene» soll, die Künstlerin den zu ihrem 70. Geburtslage geplante» Ovationen zu entziehen. Sie fühlt sich, wie sie »ns selbst mittelst, dem a» dielen, festlichen Tage zu erwartenden Ansturm pbysilch doch nicht gewachsen, vb- woyl sie erfreulicherweise gerade in dieser Saiion in aller Frische ihrem Beruf obliegen kann. Auf Wunsch Frl. Ulrichs nnlcrbleibt auch die sür diesen Abend vorgesehene Vorstellung mit ihr in einer tragenden Rolle sowie jede offizielle Feier im Theater. s* Herr Mark Hambonrg gab gestern abend im Muscnhaiise einen eigenen Ltavter-ktbrn», nachdem er bereits in der vorigen Saison und zwar in dem vornehmen Rahmen der Könlgl. Hof oper. im ersten Sinfonie-Konzert der Kvnigl. Kapelle, mit außer ordentlichem Erfolge sich batte hören lassen. An dem damals über den Künstler gefällten Urteil ist heute kaum etwas zu ändern. Herr Hambonrg ist als Pianist vornehmlich Techniker, ein glän zender Virtuose, dem gerade das Schwerste für seine Zwecke leicht genug dünkt. Z» bewundern ist und bleibt dabei seine bravouröse Kraft, die ohne Frage erstaunlich ist. leider »der den Künstler zu allerhand pianistlschcn Krastineicieicn veranlaßt, wie z. B. am Schluffe der ti-nwl! Ballade von Gttcg, bei dem mir der kostbare Bechstci» herzlich leid tat. Noch eine andere Un manier ist Herr» Hambonrg eigen, das Heranssicche» der Melodie, das offeiisichllichc Betone» der markanlen Linie in jeder Komposition, daS überdies in einer mätzchenhaste» Weise geschieht, wie sie ein Pianist von seinen Qualitäten wahrhaftig nicht nötig hat. Am meisten litt unter diesem Forcieren gestern Chopin, bei dessen Interpretation auch die vielen Teuwo-Willkürlichkeiten störten. Bei dem Des-äui-Walzer schlug der Pianist icdeu Rekord: mau sab ihn ordentlich hinter einem geheimnisvollen Schrittmacher einhenascn, so daß die Noten in kaum faßbarer Geschwindigkeit an den Obren vorbeiflogen. Zu einer technischen Glanzleistung allerersten Ranges wurde der Vortrag von Hainbourgs eigenen Variationen über ei» Thema von Paganini: cs verging einem bei diesem „Gewitterstnrm ans dem Mcerc" — so sollte das Stück eigentlich beißen — zwar bisweilen Horen und Scben, aber die koinposilorische Begabung lies; sich bei aller Velwegenheit des Ganzen nicht verkennen. Wenn in absehbarer Zeit in Hambonrg noch der durchgeistigte Musiker erwacht, wenn er weniger auf Acußerlichkciten, den» auf tiefes Eindringen in den Geist der Werke acht zu geben gelernt haben wild, dann ist Her, »Hambonrg die große Zukunft sicher, die ihm sein Talent schon jetzt ver spricht. IV. f* Die sonst gut unterrichteten Stockholmer „Dagens Nyhcter" wollen wissen, daß Baronin von Suttner den Nobel-Friedenspreis erhallen wird. Berliner Leben. L. Berlin. 7. Dezember. Wir feiern so viele Jubiläen in unserer scstfreudigen Zeit, daß es nicht wnndernehmen kann, wenn dabei einmal ausnahms weise Ereignisse, die wirklich der Erinnerung wer! sind, mit Slillschmeigeii übergangen werden. So ist jüngst der 75. Ge burtstag einer tapferen, tatkräftigen Berlince Frau, die wohl e'ne Huldigung in weiteren Kreisen verdient hätte, ziemlich un beachtet gemieden. Am 26. November waren 75 Jahre ver gangen, seitdem die „Mutter der Berliner Volksküchen", Lina Morgenstern, in Schlesiens Provinzialhauptstadt das Licht der Welt erblickt hat. Es ist bezeichnend für unsere schnelle Entwicklung auf fast allen öffentlichen Gebieten, nicht zum wenigsten aus dem Ge biete der modernen Frauenbewegung und Frauenbctätigung, daß diese Frau, die nocy vor einem Menschenalter als kühne, vor wärts stürmende Vorkämpfcrin der Emanzipation des weiblichen Geschlechts von alten Vorurteilen und Fesseln galt, von den heutigen „Frauenrechtlerinnen" mitleidig als eine rückständige Erscheinung betrachtet wird. Und doch bat sie mehr, als die>e zusammen vielleicht, an gemeinnützigem Schaffen und wirklichen Erfolgen auszuweisen. Wenn inan sie gemeinhin als die Be gründerin der Berliner Volksküchen preist, die seit ihren sajt vierzigjährigen Bestehen geradezu vorbildlich geworden und und in allen größeren Städten des In- und Auslandes Nachahmung gesunden haben, so nennt man zwar ihre populärste Schöpfung, vielleicht auch ihre bedeutendste. Aber daneben hat sie noch un endlich viel gewirkt und zahlreiche andere lebenskräftige und segensreiche Vereine, Anstalten und sonstige öffentliche Ein richtungcn begründet. Sie hat außerdem durch ihr ganzes Leben bewiesen, daß man eine miisterhaite, ansopsernde Gattin mW Mutier sein und doch zugleich auch neben dein Glück des eigenen Hauses die allgemeine Wohlfahrt fördern kann. Eine iolche Frau gereicht ihrem Geschlecht zur Zierde und der Menschheit zum Heil. Sie hat Anspruch aus die .Hochachtung und die An erkennung ihrer Mitmenschen. „Edel sei der Mcnjch, hilfreich und gut!" Diese Mahnung des,großen deutschen Dichters scheint Lina Morgenstern zum Leitsätze ihres arbeitsreichen Lebens gewählt zu habe». Der Drang, wohlzntun und den Armen »ach Kläffen zu Helsen, „Leid zu mindern und Tränen zu lindern", äußerte sich bei ihr schon in früher Jugend. Kaum 18 Jahre alt, begründete sie in ihrer Vaterstadt mit anderen gleichgesinnten Mädchen und Frank» einen „Psennigperein" zur Ittfferstützung armer Schul kinder. Er war aus dem damals völlig neuen Grundsätze aus- gebaut, durch die Bitte ui» kleinste Gaben weiteste Kreise zum Wöhllnn heranzuziehcn, sodaß es schließlich die Masse brachte. Der Verein besieht heute noch in Brcsiau und bat in zahlreichen anderen Städten ebenfalls Nachahmung gesnnden. Bald daraui Ihr Galle war ein braver, aber recht unbedeutender Mann, der eigentlich beständig mit Nabrungsjorgen zu kämpfen hatte. Wohl von Anfang an mußte die kluge, tüchtige Frau mit Hand onl«-«n,
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