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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910926024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-26
- Monat1891-09
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Die neue russische Anleihe. ** Großes und berechtigtes Aussehen bat überall die Nach richt hervorgerufen, daß auch in Berlin, für Deutschland, die neue russische dreiprocentigeAnleihc aufgelegt werden soll. Die seit einem Mcuschenaltcr die russischen Anleihen in Deutschland vermittelnden Bankhäuser Mendels sohn L Co. und Robert Warschauer >L Co. in Berlin sollen den Auftrag übernommen haben. Gestern bereits verlautete Derartiges an der Börse, doch wollte cS Niemand für wabr kalten, mit Ausnahme weniger „Eingeweihten". Heute aber zweifelt Niemand mehr an der Richtigkeit der Meldung, statt des erwarteten Dementis ist die Bestätigung erfolgt. Tie SnbscriptionSbedingungen sollen noch heute Abend fcstgcstclll werden. Tie Thatsache wirkt zunächst wie ein Faustschlag in das Gesicht der öffentlichen Meinung. Aber cS wird von betbei- ligter Seite behauptet, daß das Auflegen der neuesten russischen Anleihe in Berlin nicht nur mit Wissen, sondern sogar auf ausdrücklichen Wunsch der deutschen Neichsregicrung erfolge. Ein Börsenblatt versteigt sich zu der Mittbeilung, eS sei dem Hause Mendelssohn L Co. auf eine bezügliche Ausrage der Bescheid geworden, daß die ossicielle Auslegung der russischen Anleihe nur dazu beitragen könne, die sich an einzelnen Stellen bemerkbar machenden Gegensätze zu mildern und von den guten Beziehungen des osficiellcn Rußland zum Deutschen Reiche öffentlich Zeugnis; zu geben. Das wenigstens hat man in Deutschland vom Fürsten BiSmarck gelernt — vielleicht mit Ausnahme der ver bissensten Demokraten, welche überhaupt nichts gelernt haben und unbelehrbar bleiben —, daß wir weder ein Recht, noch eine Möglichkeit haben, die Maßnahmen des Auswärtigen Amts zu kritisieren, da cs unmöglich bleibt, die Beweg gründe mitzutheilen. Aber vorläufig bezweifeln wir die Richtigkeit der Thatsache, wenigstens so lauge sie uns nicht besser beglaubigt ist, als durch Börsenblätter. Wir glauben, die Regierung kann und darf nicht schweigen gegenüber jener Behauptung, daß sie — wenn auch nicht die Beteiligung an der Anleihe — so doch deren Auflegen in Berti» gewünscht habe. Niemand kann wissen, wie sich in kürzester Zeit die aus wärtigen Verhältnisse gestalten werde»; wir glauben nicht, daß ein Krieg „vor der Thür steht" — denn Rußland ist mit seinen Rüstungen noch weit zurück und leidet zur Zeit tatsächlich unter einem wirtschaftlichen Notstand. Gern haben wir auch von der beruhigenden Erklärung deS Handels- Ministers Herrn von Berlepsch, welche er in Frankfurt a. M. abgab, Kcnntniß genommen, wonach Handel und Industrie ihren friedlichen Beschäftigungen auch jetzt beruhigt nachgeben können. Sicher entbehren, wie der Herr Minister sagt, die anSgestreutcn Befürchtungen vielfach einer tbatsächlichen Unterlage. Die beste Bürgschaft ist und bleibt der über einstimmend« Wille deS Herrschers mit dem der Nation, den Frieden zu erhallen. Aber wabr bleibt doch auch das Wort: „Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn eS dem bösen Nachbar nicht gefällt." Und wir bezweifeln auch, daß man dem Frieden, der Erhaltung deS Friedens dient, wenn man dem rauflustigen Nachbar die Waffen schärft, wenn man ibm das notwendigste Erforderniß zum Kriege, daS Geld, vvrschicßi. Rußland und sein Volk machen seit langer Zeit kein Hcbl aus ihrem Haß gegen Deutschland und alle ihre politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen sind seit länger als einem Jahrzehnt nickt anders zu deuten, wie als Vorbereitungen znm Kriege, welcher nach russischer Auffassung für unvermeid lich gilt, so lange oder so kurze Zeit er auch noch aus- gcschoben wird. Sollte diese unsere woblbegrüntete Auf fassung etwa durch die Kronstädter VerbriiderungSfestc er schlittert worden sein? Dir glauben nickt, daß in Deutschland ein derartiger Ucbcrsluß an baarem Gelde vorhanden ist, daß unsere Capi- talisten in Verlegenheit wären, wie es anzulegen sei; wir glauben auch nicht, daß die deutsche Regierung von einer solchen Auffassung durchdrungen ist. Die deutsche Regierung bat daS Verbot der Beleihung russischer Wertbe durch die Neicksbank erlaffen und die Empfehlung der neuesten Anleihe wäre schwer mit diesem Verbot in Einklang zu bringen. Der gegenwärtige Finanzminister Rußlands sicht cS als seine Aus gabe an, möglichst viel Baarmittel anzusammclu für einen Krieg gegen Deutschland, und wir vermögen nicht zn glaube», daß cö der Wunsch unserer leitenden Kreise sein könnte, daß die Deutschen den russischen Finanzminiskcr in diesem Be streben unterstützen. Mag also die Anlcibe in Berlin aufgelegt werden oder nickt, wir glauben, für einen Deutschen kann cs nickt zweiscl- baft-sein, wie er sich zu verkalken bade: er hat jede Bc- tbcilignng an der russischen Anleihe abznlebnen. Wir sieben nicht an. da- Zeichnen ans diese Anleihe als ein Verbrechen, als eine intirecte Unterstützung de« Feindes, als einen Verrath am Vaterland«: zu erkläre». Leipzig 26. September. * Der Kaiser »immt auch während seines Aufenthaltes im Jagdschloß Rominten in gewobnicr Weise Vorträge ent gegen und erledigt Regierungsa»gele>zc»be>ten. Zur Tafel pflegen stets einige distinguirtc Persönlichkeiten gezogen zu werden * Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind mit dtzln Großsiirsten-Thronfolgcr, der Großfürstin lcnia, dem Prinzen Waldemar von Dänemark, de» Prinzen Georg, Nicolaus und der Prinzessin Marie von Griechenland ans der Reise nach Moskau gestern Akend mit fast cinstündiger Verspätung »m !> Uhr 88 Minute» auf dem Stettiner Babn- bofe in Berlin cingetrosseii. Auf besondere» Wunsch des Kaisers von Rußland unterblieb jeder ossicielle Empfang. Ans dem Babiibese waren anwesend Prinz Friedrich Leopold in russischer Uniform mit dem blauem Bande deS Andreas Ordens »nd dessen Gemablin in Trauer, ferner die Generale v. Habnle und v. Wittich, sowie der Stadt- commantaiit Gencrallicutenaiit v. Schliefst» l. und taö Personal der russischen Botschaft. Botschafter Graf Schnwa- loff ist augenblicklich von Berlin abwesend. Bei Einfahrt tcS Schnellzuges hielt der kaiserliche Saloiiwageii am Ente des BabnsteigS, wo Prinz Leopold und dessen Gemahlin, sowie der Ckes deS MlitaircabinctS General v. Hakiikc »ud der Coiiimantant deS Hauptquartiers Gcurrallieulciialil v. Wittich mit dem Stadtkommandanten Grafen v. Schliefst'» daLKaiscr- paar empfingen. Nach erfolgter Begrüßung begab sich kcrKaiscr, welcher Civiltleirung trug, mit der Kaiserin und den übrigen Hcrrschasicn nach dem Fürskciiziinnicr. Ans dein Wege dahin grüßte der Kaiser daS zablrcich aiigcsammcllc Publicum mehrfach durch Hlitlüskcn. Im Fürslciizimmcr des BalmbofS nahmen die Herrschaften den Tbce ein. Der Kaiser vo» Rußland batte zur Rechten die Prinzessin Leopold »nd den Großsürsten-Tbronfolger, zur Linke» die Kaiserin, de» Prinzen Leopold »nd die Großfürstin .Fcnia. Tie Tafel war mit kaiserlichem Silber aefchmückt und kaiserliche Lcibiäger be dienten. Um tv Uhr 88 Minuten erfolgte die Weiterreise der russischen allerhöchsten Herrschaften in einem Sonderzuge mit 5 Salonwagen über die Station Gesundbrunnen der Verbindungsbahn und die Station Lichtender» der Ostbahn nach Alerandrcwo. De» Zug begleitet Regicrungsrath I)r. zur Niedcn. * Bor der Betheili^ung an der russischen Anleibe wird selbst in den vfficiosen „Berl. Politischen Nachrichten" gewarnt, indem sie schreiben: „Es wird bestäligt, daß die in Paris abgeschlossene russische Anleihe ebenso wie in London, Amsterdam und Kopenhagen, auch in Berlin zur Zeichnung aufgelegt werden wird. Die Bedenken gegen die Anhäufung russischer Wertbe in Deutschland, welchen wir seit Jabren Ausdruck gegeben baden, bestehen unverändert fort, und eö kann als ganz sicher gelten, daß im Hinblick hierauf, wie insbesondere auf den voraussichtlich hoben Emi)sivnseourS ein finanzieller Erfolg der Anleihe in Berlin ausgeschlossen erscheint." * Die Nachricht von einer ernstlichen Erkrankung deS Ministers Herrfurth ist durchaus übertrieben. Es ist lediglich nur eine starke Erkältung. * Die mehrfach dcmentirte Meldung von der Fertig stellung des neuen SchulgesetzentlvurfS für Preußen wird vo» den „Hamburger Nachrichten" mit Bestimmtheit aufrecht erhalte». Der Entwurf sei nickt nur sertiggestellt, cS bestehe auch die feste Absicht, ihn dem Landtag in der bevorstehenden Session vorziilcgcn. * Aus dem Gebiete der Unfallversicherung ist nach der „Voff. Ztg." eine Neuerung im Gauge ES handelt sich um die Einrichtung von ärztliche» Sachvcrständigcn- Collegien, denen eS obliegen soll, ärztliche Lbergutacbtcn in Unfallsachen abzugeben. * Die militairi scheu ZukunftSplänc, von denen »cuerdingS wieder vielfach die Rede ist, vollständige Durch führung der allgemeinen Wehrpflicht mit Herabsetzung der Dienstzeit, befinden sich, wie die „N. L. C " aus zuverlässiger Quelle mittbeilcn kann, noch ungefähr in demselben Stadium, wie im vorigen Jahr, als sic zuerst von dem KriegSminister v. Verdy entwickelt wurde», d. b. sie habe» »och keinerlei greifbare Gestalt angenommen und cS ist »och gar nicht ab- Zllschen, wann und ob sic dies je tbuii werden. Am aller wenigsten kan» von nahe bevorstehenden gesetzgeberischen Schritten in dieser Richtung die Rede sein. Ob andere neue militairiscbc und maritime Forderungen während der bevor stehenden Sitzungsperiode erhoben werten, stebt noch nicht fest. * Der LandtagSabgeordnetc Pastor Lubr echt (national liberal) hat wegen Krankbeit sein Mandat nicdcrgelcgt. Er vertrat den Wahlkreis HildeSheim seit dem Jahr 1885 und hatte im preußischen Abgeordnetenbause nnmenklich in Kirchen- »nd Schulfragc» eine erfolgreiche Tbätigkeit ent wickelt. HildeSbeim bat sonach gegenwärtig scwobl für den ReickStag als sür den Landtag Neuwahlen vorzunchmcn. * Betreffs der Aushebung dcö Paß zwange« im Reichst«» de wird ossiciöS wiederholt hervorgehobcn, daß sic keine Acndcrung in den Principic» der Regierung »nd keine Umkehr i» ihrem bisherigen Verfahren bezeichne. Als die Frage der Ausreckterbaltung oder A„fbeb»»g der Paß pflicht am 1l. Juni vorigen JabreS im Reichstage ans dem Wkge einer Interpellation zur Sprache kam, dezcick,riete der Reichskanzler als wesentlichste Erschwerung der Aushebung zwei Kategorie» von Personen, denen gegenüber man sich ganz besonders vorznsehcn haben würde: einmal alle diejenigen, die mit der sranzösischen Armee in der einen oder anderen Weise in Verbindung stehen »nd deren Zulassung in solche Gebiete, ans denen möglicherweise die nächste» Schlachten geschlagen werde» würden, a»S sebr nabelieacnden Grünte» auSgkschlossen sei, dann aber die ganze Elaste der Optanten »nd Derjenigen, die ihre deutsche Staatsangehörigkeit aufgcgcbe» baden, ebne eine andere zu erwerben, also die hetzenden lind wühlenden Elemente. Gegen diese beiten bedenkliche» Kategorien ist die Paßpslicht in vollem Umfange bestehe» geblieben, so daß ibr Ausschluß gerade so gut, wie bisher, bewikl werken kann. Daß im klebrigen die moralische W>rl»ug der Paßpflicht, welche darin bestelle» sollte, de» Elsaß Lothringer» vor Augen zu sulnen, daß die deutsch sranzösischc Grenze eine refiiiilioc sei, im Wesent lichen erhielt worden ist, bat die Adresse der Deputation des elsaß lothringischen LaiidcsauSschiisseS, die im Mär; d. I. feierlich vor dem Kaiser verlese» wurde, zur Genüge gezeigt. Was endlich die sehr zahlreichen Spione betrifft, die in Massen über die Vogesen kamen und da« ReickSlanb mit ibre» Retzen um spanne», so mußte man sich saHe», daß deren Zutritt durch die Paßpslicht, sofern si^ nicht in voller Schroffheit a» allen Grenzen der Neickslande gehandbabt wurde, dock nickt in entsprechender Weise ausgeschlossen werden konnte, da ja die Grenzen von der Schweiz und Luxemburg aus völlig offen standen und auch der Umweg über Belgien und die Rbcin- lande sehr prakticabel war. In dieser Hinsicht läßt sich die Controle im Inneren des Landes, wie sie jetzt vorgesehen ist, viel wirksamer gestalte». Die obligatorische Meldung bei der OrtSpolizci und die bei Nichtbeachtung dieser Vorschrift an gedrohte Ausweisung bietet jede Handhabe zu sorgfältiger Uebcrwachung und entsprechender Abwehr. * Nack einer Meldung der „Köln. Volkö-Zlg." aus Metz tritt die Milderung des Paßzwanges, obwohl sic erst vom I. Oktober ab gütig sein sollte, tbatsäcküch jetzt schon ei». Reisende obnc Paß kämen ungehindert über die Grenze. Eine ähnliche Nachricht verzeichnet die „Agencc Havas" a>zS Metz. * Aus Meiningen wird uns geschrieben: Zur Orientirnng über die Landtagswahl in unserem Herzogtbui», die in einigen Bezirken eine» schon nicht mehr schönen ZeitungSirieg veranlaßt bat, sei bemerkt, daß das Herzogtbui» in vier Berwaltungsbezirlc, die Krci'e Meiningen. Hiltburghanien, Souiicbcrg uud Saalfeld gegliedert ist. Der Landtag bcstcl» ans 2 t Abgeordneten, von welchen a. 4 Abgeordnete von den böchstbcsteuerten Grundbesitzern, b. 4 dergleichen vonDcnjenigc», wclck'e die höchsten Personalsteuerii zablen und v. 16 Ab geordnete von den übrigen Angehörigen deS Hcrzogthumö gewählt werden; während vo» den »iilcr n und >, Geiiaiinie» jeder Kreis nur eine» Abgeordneten wählt, ist sür die unter o Ge nannten jeder Kreis in 4 Wahlbezirke mit je einem zu wählenden Abgeordnclen eingetbeilt. Trotz der tireelcn Wahle» ist die Betbeiligung in den meisten Wahlkreisen, wie schon mii- getheilt, eine reckt schwache gewesen; in Saatfeld bezeichnet der „Anzeiger" das Ergcbniß geradezu als ein höchst jänimer- lichcS, trotzdem auch dort gleichwie in Sonnebcrg und Mei ningen die Freisinnigen alle möglichen Anstrengungen gemacht haben. Wicdcrgcwäblt sind: Bezirk Held bürg: Bürger meister v. Stoimeier-Hildburghanscn; Bezirk Hildburg- bauseii: Landrath Berlot daher; Bezirk Eisfeld: Spin »erci-Besitzcr Schmidt daher «freist; Bezirk Sonneberg (Land): Fabrikbesitzer William Swaine-Hüttc»stcinach; Be zirk Gräfentdal: Hosralk Landralk Schneider- Saalfeld. Neugewäblt sink: Bezirk Meiningen: Braiicrcibesitzcr K. Zeitz — der frühere Abgeordnete war der freisinnige Rechts anwalt Maascr-Jena, früher LaudgericktSratb inMciningcn —; Bezirk Steinach: AmtSrichlerHoßseld-Slcinach (national- liberal) mit 610 Stiuimen, die übrigen Candidaten er halten im: 84A Stnnn.ru. Im Bezirk Salzungen scheint Schuldirector Ullrich (freisinnig) die Majorität über vr. Holling (nat.-lib.) erkalten zn habe»; Stichwahlen dürften statlsinden im Bezirk Wasungen zwischen dem bis herigen Abg. Landwirtb Peyenbergcr (nat.-lib.« »nd Scknilt- bciß Otto Wernshausen (nat.-lib.), Bezirk Mein in gen (Land) Schultheiß Hcnnebc rger-Hoopf «nat.-lib.) und dem bisherigen Abg. Landwirlb Stcrtzing-Ncubrun» (nat. lib ; der bclannle freisinnige Agitator Landwirth Krug in Ober maßfeld erhielt nur '267 «Llimmen: Bezirk Tbcmar-Röm bild: Amtsrichter Köhler (nat.-lib.), bisheriger Abg. und BürgermeisterKräine r-Themar', Bez.S o n ncbcrg Statt): Commerzienratk O. Dre siel «kreis.,» bisheriger Abg. und Socialist G. Web der: Bezirk Pößneck: Bankier Richard Eberlein lfrcis.) und Friscnr P. Sci^c (Soc.); Bezirk Saalfeld: Fabrikbesitzer R. Knochund Socialist Grein er in Sonnebcrg. Im Bezirk Camburg scheint die Wieder wahl deS Bürgermeister Bock (nat.-lib.) gesichert, dahingegen die des Fabrikbesitzer Georgii im Bezirk Schal kau fraglich, da dort, wie in verschiedenen anderen Bezirken, mehrere Candidaten in Frage kommen und zuverlässige Nachrichten noch fehlen. * Am Donnerstag haben in Baden die Wahl- männerwahlen sür die Ersatzwahlen znm Landtag slattgesundcii. Das badische Landtagswahlrcchl beruht bekanntlich auf der Grundlage deS allgemeine» gleichen Wahlrecht-, jedoch erfolgt die Wahl indirekt durch Wahlmäniier. Nur durch die letztere Einrichtung unter scheidet es sich vom Reich-Wahlrecht. Eö ist also ei» höchst liberales, dem Besitz und Vermögen keinerlei Borrechl einräumendes Wahlsvslcm. Seit Monaten war eine un gewöhnlich deftige Wahlagitation vorhergegange», und die Gegner der »ationallibcralcn Partei, welche die Mehrheit in der Zweiten Kammer besaß, sowie des ebeiifallS ans dieser Partei hervorgcgangenen Ministeriums batten kein Mittel gescheut, den Haß gegen den gemäßigten Liberalismus zu schüren. Unter den Gegnern ragen in dem zu - z katholischen Großberzogtbum ganz besonders die Ultramolitaiicn hervor, aber auch Freisinnige, Demokraten und Socialdcmvkralen haben bedeutende Anstrengungen gcmacht, und wenn cs gegen die gehaßte» Nationalliberalen gebt, halten diese Parteien bei der Entscheidung allemal zusammen. Die Con servativen, die freilich in Baden nickt allzusehr in- Gewicht fallen, haben eine zum Mindesten sehr zweideutige Stellung ein genommen. Waö die bisher vorliegenden Nachrichten betrifft, >o kommt zunächst eine bedauerliche.tbundc aus Mannheim. Dieser Wahlkreis, der bisher zwei »ationalliberalc 'Abge ordnete gewählt hatte, ist an die Socialdemokralen gefallen, die in der badischen Zweite» Kammer noch gar nicht vertreten waren. Von 8lj». Wablmännern sielen 170 ans die Socialtcmo kratc», 122 auf die Nationalliberalc», 14 aus die Dcmokralen. De Herren DrceSbach und Rüdt werden somit die Mannheimer Mandate davonlragc». In Consta»; und Sckwctzingc» sollen mit Hilfe re« CenIrumS die Wahlen sür die Freisinnigen bczw. Demotralen, i» Bucken, Tau ber- bischofsbeim, Freiburg und Gcngcnbach für da« Centrum, in Psorzhecm und Heidelberg sür die National- liberalen günstig ausgefallen sein. Indessen sind die An gaben augenblicklich »och so lückenhaft und widersprechend, daß sich das Wahlergebnis; im Ganzen noch nicht bc- urlbeilcn läßt. * Bezeichnend für den Ernst, mit welchem die Ultra- montanen die BekänipsunH der Socialdemokratic trotz aller päpstlichen »nd bischöflichen Phrasendrescherei bc treibe», ist, daß die „Germania" den Sieg dieser Partei bei den badische» LandtabSwablen in Mannheim „mit Kober Gciiligtbuuiig" begrüßt. Sie haben dabei natürlich ehrlich milgeholfen. Wen» der heilige Vater sich wieder cinmal zu einer socialpolitischen Encvclica gedrungen fühlt, wird er hoffentlich die Verdienste seiner Getreuen i» Deutschland um die Wahlsiege der Socialdemokratcn nicht vergesse». Und dabei hat dies Blatt noch die Stirn, den NationallibcraliS- muS den Vater der Socialdemokratic zn nennen. * AuS BreSlan wird über einen „freisinnigen" Handstreich geschrieben: In der heutigen Stadtverordnctcn- Vcrsanimluiig brachte» die Freisinnigen niivcrmutbct den DringlickkeitSantrag ein, eine Petition an den Reichskanzler :n beschließen, in welcher nm sofortige Cinberiisling dcö Reichstage- und eine Vorlage an denselben, betreffend Sus pension der Gctrcidczöllc, gebeten wird. Da die Sache gcbcini gebaltcn worden, die freisinnigen Stadtverordneten aber sämmllich benachrichtigt und z»m Erscheinen veranlaßt waren, ging der Antrag auch durch. Die Minorität proteslirte scharf gegen diese von Herrn. Friedländer inscenirtc Uebcr- rniiipclung und bestritt die Competc»; der Versammlung zur Behandlung dieser politische» Angelegenheit. Oberbürger meister Bender erklärte sich für seine Person sür den An trag, wenn ihm auch bei der ganzen Sache nicht recht be haglich war. * * Der Kaiser von Oesterreich ist Freitag Abend 8> i Uhr mittelst Hofseparatzuges der Nordbabn in Be gleitung der General- und Fliigeladjutanlen Grasen Paar und Bolsras nach Prag abgcrcist. Der Jnstizmiiiistcr Graf Schccnbor» hatte sich bereits 'Nachmittags nach Prag begeben. Ter Ministerpräsident Graf Taasse ist durch sei» Unwohlsein verhindert, den Kaiser zu begleiten. * Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliches Handschreiben an den Grasen Taasse, welches den ReichSratb auf den 8. Octobcr wieder einbernst, ferner ein Gesetz, bctr. die Betriebssübrung der Erzherzog Albrcchlbabn für Rechnung des Staales eventuell Einlösung durch reu Staat, sowie ein Gesetz mit Bestimmungen über die Aus übung der Consular-GerichtSbarkcit. * In der Schweiz sind 76 OVO Unterschriften für daS Referendum bereits gesammelt; wahrscheinlich beträgt die Gesammtzahl 00 000 Unterschriften. * AuS Bern wird vom Internationalen Congrcß für Arbeiterun fälle weiter berichtet: Der Director des eidgenössischen Bersicherungsamts Kummer führte auS, selbst die freie Schweiz sei zu der Ueberrcugung gelangt, daß die Haftpflicht nicht auSreiche, und habe daher die staatliche Ver sicherung beschlossen. Commcrzienrath Schwarz auS Mül hausen legte dar, daß die Deutschen große Errungenschaften in der Freiheit und Selbstständigkeit gemacht hätten, und von einer übermäßigen Einwirkung deS RcichSvcrsicherungSaintcS keine Rede sein könne. Er cnipseble sowohl den Franzosen wie auch ankeren 'Nationen das deutsche Beispiel. * Die Gerüchte über Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten von 'Nordamerika wegen Ankaufs der dänisch westindischen Antillen seitens der letztere» werde» von der Kopcnhagener „Berlingskc Tidcndc" sür vollständig un begründet erklärt. ''' Der „Tcmps" meldet, die italienische Negierung, welcher durch den französischen Botschafter in Rom, Billol, eine Einladung des MuniripalrathS von Nizza zur Enthüllung deS Garibaldi-Denkmals übermittelt worden sei, werke sich bei derselben durch den Gencralconsul in Nizza, Marchese Ccntusionc, vertrete» kaffen. * Anö Paris wird gemeldet: Nibot beauftragte den sranzösischen Botschafter in Wien, der öster reichischen Regierung mitzutheilen, wie angcnchm das französische Cabinct berührt war durch die von den öster reichischen Behörden angcordncte Feier anläßlich der Uebcr- fnbrniig der Gebeine dcö Generals La Salle, insbesondere aber durch die Theilnahme der kaiserlichen Familie an der Cercinonic. * Am Donnerstag fand, nach einer Meldung der „Magde burger Zeitung", im Balican eine ärztliche Bcralbnng über den Znsland des Papstes statt. Alle Aerzte stellten eine Krästcabnabme fest. Der Leibarzt Ceccarclli verständigte den Cardinal Rampolla von dem gefährlichen Zustand des Papstes. * In Rom werden die Vorbereitungen zum inter nationale» katholische» Congreß eifrig betrieben. Der Congreß wird vor Allem^ie Bildung eines internatio nalen BiiiidcS der katholischen Jugend behandeln; ferner soll ein Bund der katholischen Universitäten mit dem Sitze in Rom gegründet werten; das Organ deS CongresscS wird die klerikale „Voce bella Verita" sein. * CriSpi wird Keule Abend in Palermo bei einem Banket zur Feier deS SiapcllauseS eines Schisses der auglo- italicnischcn SchiffsabrtSgescllschaft, welches seine» Namen tragen wird, eine Rede kalten. 120 Einladungen sind er gangen. " Der liberale englische OppositionSsübrer Job» Mörlen bat in Cambridge wieder eine Rete gehalten, i» wclcker er den Wunsch aussprach, cS möchte ein Minister des Acußcrn einmal das englische Volk darüber ausklärc», wie sehr die fortdauernde Besetzung Egyptens England ;n Wasser »nd zu Land schwäche und eS beständig in den Strudel eines continciitalcn Krieges bineinzuzicben drobe. Ein solcher englischer Minister des Aeußcr» dürfte lange ani fick warten lassen, »nd dann ist es fraglich, ob sei» Wort überhaupt ans dqS Volt und das Parlament von England mächtig genug wirken würde, um wirklich eine Ent scheidung, wie sie John Morle» wünscht, herheizusiihren. Man erinnert sich, daß, als dieser Tage ein englischer General den Suez-Canal und die Stellung »i Egyplcn samnil Capern und Malta prciSziigchc» enipialil, eine ganze Flntb von ^n- schriitkii von MilitairS und Seemänner» an die „Times" sich ergoß, welche sämniilich gegen die 'Ansicht tcS Generals sich eiliäileii. DaS Blatt der liberalen Partei, die „Daily News", übergebt die angesübrle Stelle ans der Rekc Job» Morley'S mit Schweigen — ein Beweis, daß auch die Liberalen mit derselben nickt einverstanden sind. * Die „Wjcdomosti" melden, England und Oester reich hätten der Pforte angezcigt, ibre Kriegsschiffe würden nächster Zeit unter denselben Bedingungen die Dar danellen durchfahren wie die russischen. * Die »encstcnFortschritte Rußlands in Mittel asien bereiten den Londoner ZcitungSpolitikern ziemliche Verlegenheiten. Die vollzogene Thatsache als solche einfach hinzunchmen, widerstreitet allen publicistischen Gepflogenheiten
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