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Dresdner Journal : 18.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820818
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-18
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1882
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W191 Freitag, den 18. August. 4l»«o»t>mei»1»prvl»r k» x»»r«o Soutierl»» : 6U»rtict»: .... 18 LlorL. '^Mrlict.: 4 bO kk. Liarola» ^urnworo : 10 Ok. Lo»««rI>»Id üe» äsotoekev k«icl»s» tritt ko»t- uod Ltswpelruoclü»^ liiwou. loiorotevproloer kür 4»n k»um eivor ^«8p»1teo«il pstitrsil« 20 kk. Ontsr „Kiv8«»>tn6t" äi« Teils 50 kk. Lsi 1'»boUsll- uuä TiLsrasitt« LO >-b XufoeU»^. Lroodeiiie»: I4^1iei> mit Xu»v!»lims 6er 8ovv- und ^eiortv^v >k«n6» für 6so sol^vu6en Nres-nerIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. loseroleaovnotlme «»«vLrt«: I^ipotU: n Lranct«tetter, (lowwi«tio»Lr äs» Dresdner 6ourr»»I«; L»wdsrM - IsrU» Vi«v l^ipni^ L»»»I-vr««I»arr»iiiirurt ». U ^aaoen-tein ct er, N«rUo-Vi«o Uuvdurx- kr»ss-I,«jp,tU kr»»Ilkiir1 ». It.-Nüvedso: /c<«6. LsrUa: /-»vali6e->tianlt, Lrsmso: Lr»»I»r>: /> Lta»iAs«'» Lureau <Lm«i Xaba1/>-,' kr»o^furt » H : ^aeArr'sek« 6nct>t»»n6Iuv8; OörUti: (/. ^küU«r,- Snvoonir: 0. kort, Ssriio-xrollktur» » H Stvtr^»rt: Da«i»e <S (?<>., L»mdorg: llvran«xed«rr LSoiet. klrpeäition 6e» Ore,60er 6ouri»»I»> Drv»6eo, Tvio8«r»tr»s»s tlo. 20. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 16. August, Abend». (Tel. d. Schles. Ztg.) Die Schwierigkeiten in den avglo- türkischen Verhandlungen dauern infolge deS von der Pforte geübten BerschleppungtsystewS an. Bezüglich der Frage, betreffend die Evtschä- digung der während deS Bombardements von Alexandrien zu Verlust gekommenen Europäer, beabsichtigen die Mächte gemeinsam Schritte zu thun. . Triest, Mittwoch, 16. August, AbendS. (Tel. d. Boh.) Heute früh wurden politische Hausdurch suchungen vorgknvmmen. Der Steinmetz Ferdinand Spaiui, der Wirth Alois Drechsler, der Mecha niker Franz Antoniani und der Handelsagent Fer dinand Ongaro wurden verhaftet. Man sieht mit großer Spannung dem mor gigen Kackelzug deS LeteranrnvereinS entgegen. Die bisherigen Erhebungen sollen ergeben haben, daß dir Bombe ursprünglich bei der Eröffnung dir Ausstellung geworfen werden sollte, wegen der Wachsamkeit der Polizei jedoch in daS Ausstellung», gebäude nicht eingeschmuggelt werden konnte und daß sie deshalb beim Kackelzuge geschleudert wurde. Paris, Donnerstag, 17. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) General Ducrot ist gestorben. In Monceau-leS mineS (Hennegau) haben gestern Ruhestörungen stattgefunden. Die Thüre der Kirche wurde mit Dynamit gesprengt, das Pfarrhaus be droht. ES sind Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen. London, Mittwoch, 16. August, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses beantragte anläßlich der dritten Lesung der Kinauz- bill Lawson, die Bill nicht zu genehmigen, biS die Regierung versichert, daß sie von den äs kaetv in Aegypten bestehenden militärischen Behörden dir Niederlrgung der Waffen zu erlangen versuchen werde gegen Zusicherung deS Rechtes, ihr Budget zu votireu. Der Premier Gladstone erklärt, bei Erwägung der Forderung der Aegypter, ihr Budget zu votiren, müsie man sich erinnern, daß seit Jahrhunderten die Aegypter die Macht und die Verantwortlichkeiten einer Natron nicht besessen haben; man könne ihnen daher nicht sofort die unbegrenzten Privilegien freier Leute geben. Man könne ihnen vielmehr nur allmählich den Genuß der Privilegien deS Selfgovernments und der Freiheit wieder verschaffen, und daS sei der Wunsch England-. Gladstone hofft, daß, wenn eS im euro päischen Ralhe wieder zur Erörterung der ägyptischen Frage komme, England im Stande sein werde, an diese DiScussion mit dem moralischen Anspruch heran zutreten, den eS aus einer energischen und wirksamen, aber gleichzeitig ehrenhaften und uneigennützigen Action ziehe. DaS Unterhaus verwarf Lawson'S Antrag ohne besondere Abstimmung und nahm die Kinanzbill in dritter Lesung mit 57 gegen 4 Stimmen an. Dublin, Mittwoch, 16. August, Nachmittag». (W. T. B.) DaS Asfisevgericht hat gestern da» ParlamentSmitglied und High-Therif von Dublin, Gray, alSEigrnthümer von „ArermanS Journal", wegen mehrerer, durch dieses Organ der Agrar liga veröffentlichten Artikel und Schreiben, die gegen zur Aburtheilung von Agrarverbrechen be rufene GerichtSpersoaen gerichtet »areu, zu 3 DreSden, 17. August. Neuerdings au» Italien eingegangenen Nachrichten zufolge soll von dem Ministerralh die Auslösung der monatige« Gefängniß und 566 Pfd. Sterl. Geld buße vrrurthrilt. Die Gemeindebehörden der Stadt verliehen beute den Parlamentsmitgliedern Parnell und Dillon daS Ehrevbürgerrrcht. Der Bürgermeister gedachte in seiner Rede der Verhaftung Gray'S, dessen Erwähnung laute BeifallSbezeugungen der Anwesenden hrrvorrief. Dublin, Mittwoch, 16. August, AbendS. (W. T. B.) Heute Abend wurde ein öffentlicher Auf- ruf erlassen, welcher die Unterschriften deS Lord- mayorS von Dublin und der Parlamentsmitglieder Parnell, Dillon und Davitt trägt und in welchem die Bürger der Stadt aufgrfordert werden, trotz der Verurtheilung Gray'S eine ruhige und wür dige Haltung avzunehmrn und die Ordnung auf recht zu halten. St. Petersburg, Donnerstag, 17. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die ReichSeinnahmen biS zum 1. Juni laufenden JahreS betragen 246,4 Millionen, 15,8 Millionen mehr al» in der gleichen Periode deS Vorjahre». Die Eisenbahnen vereinnahmten bi» zum 1. Juni 81,6 Millionen, gegen daS Vorjahr 13,7 Millionen mehr. Eine Verfügung de» Finanzministers hebt die seit 1881 bestehenden Bestimmungen über die zoll freie Einfuhr von Säcken auf. Zollfrei bleibeu fortan nur Säcke russischen Ursprung», die von ausländischen Märkten unverkauft zurückkehren. Konstantinopel, Mittwoch, 16. August. (Tel. der Pvlit. Corr.) Die türkischen Bevollmächtigten sprachen in der vorgestrigen Conferenzfitzung den Wunsch au», man möge zunächst von der Ver tagung der Conferenz noch Umgang nehmen. Mehrere Bevollmächtigte erklärten, hierüber ihren Regierungen referirev zu müssen. Konstantinopel, Donnerstag, 17. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie versichert wird, ist die Verzögerung de» englisch-türkischen Militär- Vertrag» und dir Aechtung Arabt Bey» darauf zurückzuführen, daß der vom Sultan zu Nathe gezogene Schrik ul-J»lam, entgegen den günstigen Anordnungen der Pforte, eine ungünstige Mei nung abgegeben habe; die Pforte hoffe jedoch, die Schwierigkeiten zu überwinden. Nach einer andern Angabe ist die Verzögerung durch die Beira«»- feste veranlaßt worden. Alexandrien, Mittwoch, 16. August, Nach- mittag». (W. L. B.) General Wolseley hat eine Proclamation an da» ägyptische Volk verfaßt, in welcher gesagt wird, der Zweck der englischen Expedition sei die Wiederherstellung der Ordnung, die Truppen würden für alle Bedürfnisse Zahlung leisten, die Bewohner möchten daher ihre Lorräthe au Leben»mitteln hrrbribringeu und auch den eng lischen Behörden Mittheilungea über die Rebellen zugrhen lassen. (Bgl. umstehend die Rubrik »Zur ägyptischen Frage".) Der Khedive hat an Riaz Pascha, welcher sich in Nizza aufhält, telegraphtrt, er möge hierher zurückkehren. Man glaubt, derselbe werde sich schon morgen in Marseille eiaschiffea, und hofft, mit der Eoalition Scherif Pascha und Riaz Pascha unter dem Vorsitz de» Khedive ein neue» Ministerium zu Stande zu bringen. Omar Lufti würde Krieg»minister und OSmaa Rifki Ober befehlshaber der Truppen bleiben. jetzigen Kammer, sowie die Vornahme von General wahlen auf Grund de» neuen Gesetze» in Erwägung gezogen worden fein. Vorausgesetzt, daß nicht sehr ernste Zwischenfälle in der äußern Politik noch im letzten Augenblicke davon abrathen, wird die Auflösung der Deputirtenkammer gegen Ende September ein treten; die Generalwablen dagegen dürften erst am 22. October, die Stichwahlen am 29. October stattfinden. Um der sehr bedenklichen Agitation der radicalen Parteien, namentlich in der Romagna, wo die Wah len von denselben mit zäher Energie seit geraumer Zeit vorbereitet werden, rechtzeitig entgegen zu treten, wurde eine Anzahl von Präfekten uä Luäisoäuin rsrbnm nach Rom beschieden, während m einigen Städten, wo e» einer besonder» geschickten und energischen Hand be darf, um den Umsturzparteien den Sieg mit Erfolg streitig zu machen, die Präfecten gewechselt wurden. Diese Wendung in der inner» Politik der italienischen Regierung kann, im Falle die Nachricht sich bestätigen sollte, nur mit Befriedigung erfüllen. Abgesehen davon, daß die unbeschreiblich verwirrten Parteiverhältmsse i>er Deputirtenkammer dringend Neuwahlen erheischen, sind im öffentlichen Leben Italiens Zustände zur Schau getreten, auS welchen hervorgeht, daß sich da» italienische Königreich auf dem geraden Wege zur Anarchie befindet. Schon in früheren Artikeln hatten wir Gelegenheit, die in den verschiedenen Theilen de» Lande» auftauchenden anarchischen Bestrebungen zu be rühren, und namentlich zeigt das Comitienunwesen, dem gegenüber dem Ministerpräsidenten Depreti» eine unverantwortliche Nachsicht Schuld gegeben wird, neuerdings wieder einen bedenklichen Aufschwung. Der beabsichtigte Congreß der „Freidenker" in Rom wird zwar auS verschiedenen Gründen nicht stattfinden; unter Anderem wurde von Edmond Lepelletier, dem Generalcommiffar de» vorbereitenden Tamils», bei einer Besprechung derselben in Paris geltend gemacht, daß „Monsieur Umberto" ganz im preußischen Fahrwasser sich bewege und unter der Pickelhaube sogar Schutz suche, weshalb die Vertreter der französischen Republik und de» Freidenkerthum» — lie» Revolution und Atheismus — eS für zweckmäßig halten, dies Jahr nicht nach Rom zu gehen. Statt der Freidenker regen sich jedoch andere Elemente. Am 13. September wird im Allighieritheater in Ravenna ein großer Socia- listencongreß stattfinden. Die anarchischen Par teien streben mehr und mehr nach Einfluß. Im rothen Heerlager scheinen überhaupt die extremsten Elemente neuerdings insoweit die Oberhand gewonnen zu haben, al» sie alle gemäßigteren Candidaten entschieden von den Deputirtenlisten ausstreichen. Mehrere hervorragende Moderatiblätter bringen dies bezügliche Alarmartikel, in welchen sie die ordnungS- freundlichen Elemente dringend zur gemeinschaftlichen Abwehr gegen die radikale Hochfluth ausfordern. Be- merkenSwerth ist übrigen» die Position, welche die Familie Garibaldi in diesen socialistischen Partei wirren einnimmt. Sie steht nach wie vor auf der extremsten Linie. Ricciotti hat durch sein Leiborgan „Ezio Secondo", da» in Rom erscheint, die ganzen gebildeten Gesellschaftsklassen alarmirt. In voriger Woche kam e» zwischen seinem Redacteur Coccapieller, dem Sohne eines päpstlichen Schweizersoldaten namen» Guggenbühler, und einigen Anhängern der gegnerischen Partei in einem Cafö zu einer blutigen Auseinander setzung, wobei Ersterer eine Reihe von Revolverschüssen abgab uud schließlich wegen Mordversuchs verhaftet wurde. Alle römischen Blätter sind voll von diesem neuen Garibaldinischen Skandal, der sicherlich noch viel Staub aufwirbeln wird. Dieser Revolverconflict hat zunächst die Wirkung gehabt, daß ein sür den 12. August be- absichtigte» radicaleS Banket abbestellt wurde; aber daß damit die Radicalen ihre Pläne nicht aufgeben, ver- räth ein in der „Lega della Democrazia" erschie nener Artikel. „Am Sonntag Nachmittag", so heißt e» in demselben, „werden die Radicalen Rom» bei einer großen Tafel sich zahlreich einfindeu, um den Tag der Gründung der antl - klerikalen Vereine festlich zu be gehen. Wir schreiben am Sonntag den 13. August. ES sind also genau 1 Jahr und 1 Monat vergangen seit jener Nacht, in welcher die letzten Reste de» Papst- thum» zu Grabe getragen wurden. ES ist im Vatikan nur noch eine gesetzliche MaSke zurückgeblieben, welche aber nicht verdient, daß man sich noch mit ihr beschäftige. Bei der ersten Gelegenheit wird diese MaSke ver schwinden, wenn sie nicht schon in Fäulniß verfallen ist, bevor man sich ihrer bemächtigt. Auf jeden Fall muß man Chlorkalk bereit halten, um da» Local zu deSlnficiren. Da» Fest am Sonntag wird großartig sein, wie alle Siegesfeste. Die EinzeichnungSlisten sind mit zahlreichen Unterschriften bedeckt, und die Theilnahme würde noch größer sein, wenn nicht viele Freunde Rom der Hitze wegen verlaffen hätten. Am Sonntag, dem 13. d., werden, wie auf dem bekannten Gelage Alboin'S, die mit Champagner gefüllten Gläser Hirnschädel darstellen, ein Symbol der Negation der Menschheit, welche sich Papstthum nennt." Die Revolveraffaire hat den entsetzlichsten mora lischen Schlamm zu Tage gefördert. Die „Capitale" und die „Lega" klagen Depreti» offen als Anstifter deS Messerkrieges in der radicalen Presse an, weil er sich dadurch der republikanischen Partei, deren er sich diSher häufig bediente, bei den bevorstehenden Parla- mentSwahlen gründlich zu entledigen gedenke, indem er ihren Einfluß in Rom, wo derselbe bedeutend war, durch diesen Skandal zu rumiren Hefft. „Vielleicht gehen die radicalen Blätter in dieser schweren An klage zu weit", bemerkt eine Correspondenz der „We ser-Zeitung" auS Rom vom 12. d.; „da» aber steht sest, daß Depreti» sich bei diesem schmachvollen Schau- spiele höchst verdächtig benommen hat, indem er seiner Pflicht, demselben schon beim Entstehen ein Ende zu machen, absolut nicht gerecht wurde. Heute stehen wir infolge diese» Verfahren» der Regierung vor der Ge fahr eine» Bürgerkrieges mit bewaffneter Hand zwifchen den niederen Volkiklassen Rom», die, wenn e» sich darum handelt, die Hand an die Waffe zu legen, sich nicht zwei Mal besinnen. Aber außer der schuldvollen Pflichtveraessenheit der Regierung, welche die Dinge biS zum Blutvergießen kommen ließ, ist an den Vor gängen noch jemand Ander» schuld, und zwar Jemand, der sich hinter der Coulisse hält, nämlich Ricciotti Garibaldi, der zweite Sohn deS General», der von der republikanischen Partei, al» er mit Mario die Führer schaft al» Erbe feine» VaterS zu theilen beanspruchte, zurückgewiesen wurde au» Gründen, welche in der durchaus nicht spiegelhellen Vergangenheit de» jungen Garibaldi zu suchen sind. Hinter Coccapieller steht, wie in ganz Rom versichert wird, Ricciotti Garibaldi. UebrigenS ist die Besorgniß vor einem blutigen Con- flicte, sowie die Entrüstung der ruhigen Bevölkerung angesichts diese» schamlosen Treiben» bereits eine so große geworden, daß eine Deputation, bestehend au» dem Exminister und Senator Mamiani, den pensio- nirten Generälen Lopez und Cerroti, in Abwesenheit der Minister die UnterstaatSsccreläre des Ministerium» de» Innern und der Justiz in aller Form aufgefor dert hat, ihre Pflicht zu thun und nunmehr ohne Verzug diesem heillosen Zustande auf gesetzmäßigem Wege ein Ende zu machen." Die Vorgänge in Rom und Italien gewinnen noch mehr an Bedeutung, wenn man sie mit der offenbar von denselben Urhebern in Triest in Scene gesetzten Bewegung in Zusammenhang bringt. Bei dem Triester Bombenattentat offenbart sich die neuer dings mehrfach zu Tage getretene Solidarität der anarchischen Interessen, die Gemeinsamkeit der Revo lutionäre aller Länder. ES ist bemerkeniwerth, daß gerade Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mr. Timsen der Spekulant. Stoman von Lonrad Fischer-Eollftei». (Fortsetzung.) Mürrisch wie immer, stand die Johanne an der Thüre, während Lieutenant Stamm immer noch auf dem Sofa saß und mit Ungeduld aus die Heimkehr Franziska'» harrte. Endlich hörte man sie kommen. Frau v. Leuteritz bat den jungen Offizier, etwa» im Garten zu promeniren; sie müßte erst mit Franz über diesen Punkt conferiren, ohne Franz könne sie nicht» thun. Nicht» konnte dem Angeredeten erwünschter sein, und so huschte er mit einem hastigen Gruß au» dem Zimmer. Ll» Franziska mit Franz im Hause ankamen, schlich sie sofort auf ihr Zimmer, denn sie hat ge- weiot — und da» soll ihr Niemand ansehen, am aller wenigsten die Mutter. Frau v. Leuteritz empfing ihren heute wieder sehr schwermüthigen Sohn in alter Herzlichkeit und sagte ihm mit einer Art von Genugthuung, daß nun doch ihr Traum io rasch wahr geworden sei und Lieutenant Stamm ihr Kind liebe. Dabei hoffte sie die Schwer- muth au» seinem Antlitz, au» seiner Stirn mit diesem glücklichen Bekenntnisse zu verscheuchen. Sie nahm ihn am Arm und führte ihn auf den selben Platz, den Lieutenant Stamm soeben verlassen, Frau v. Leuteritz schmiegte sich innig an seine Seite an. E» lag etwa» Kindliche» in ihrem Blicke, mit dem sie jetzt zu ihm aussah. Welch ein Contrast zwischen beiden Menschen, Mutter und Sohn! Franz verschlossen und ernst, in Angst, al» wäre er auf ein» Folter gespannt, eine Nachricht von so liebenswürdigen Lippen hinnehmen zu müssen, bei der sein Herz bebe. Und sie — in ihrem Antlitz lag eine süße Poesie der Freude, de» stillen Glücke», wie eine Verklärung hingehaucht. „Franz", sagte sie leise, al» habe sie erst eine kind liche Scham zu überwinden, „Lieutenant Stamm hat sich erklärt — sei nicht so ernst, mein Sohn, ich war sehr streng gegen ihn, ich habe ihm gar keine Hoff nungen gemacht, im Gegentheil, ich tadelte ihn, daß er so geheimnißvoll mit seiner Neigung gegen Dich that; ich sagte ihm, daß Alle» von Dir abhänge, daß ich nicht» ohne Dich thun würde. Bin ich Venn nicht schon eine recht alte Frau, und zu einem so ernsten Schritte möchte ich mir den Beistand eine» so scharssin nigen Manne», wie Du bist, erbitten — aber sagtest Du nicht selbst, e» sei ein brachtentzwerther Mann, Franz? Und mir will e» bedünkrn, daß er sie wirklich von Herzen liebt?" „Liebt?" gab der Gequälte tonlo» zurück. „Wenn Du da» erkannt hast, Franz, wenn Du bedenkst, daß auch die Franziska ein gute» Recht hat, eben so glücklich zu «erden, wie Du mit Sofie Locher — und Du kannst Dir gar nicht denken, wie dankbar ich Dir dafür bm — so wäre e», denke ich, ein wenig Deine» Amte», der Schwester den Gatten zu freien. — — Sei nicht fo erschreckt, nicht so finster, Franz sage mir, welche Bedenken Du hast, und sie sollen mir heilig sein." Sie legte hier bewegt und voll Unruhe die Hand auf sein Haupt und sah ihm beinahe flehend in» bleiche Gesicht, in dem der stumme Aufschrei eine» ver zweifelten Herzen» lag. „Weißt Du, daß Du mich sehr unruhig maäst, Franz?" fuhr sie fort, den Blick voll unsagbarer Be- sorgmß aut sein Antlitz heftend, ich weiß, wie sehr Du Deine Mutter liebst, mein Sohn, und Du wirst gewiß Alle» thun, um ihr die alten Tage so glücklich, wie möglich zu gestalten; ich müßte ja Dein edle» He z nicht kennen — Du bist ja ganz wie Dein Vater. Guter Gott, sage mir, wa» hast Du für einen Kummer, mein Sohn? Eine Mutter steht doch dem Kinde so nahe, seine Wünsche, sein Sehnen und sein Hoffen sind ihr immer so heilig. Denkst Du, ich könnte Dich nicht verstehen, ein Mutterherz könnte nicht mit dem Sohne fühten?" „O Mutter", rang e» sich von seinen Lippen lo». „Möchtest Du denn nicht Alle» für da» Glück Deines Mütterchen» thun, Franz?" .Alle», AlleSI" Er erhob sich hier vom Sofa, al» wolle er sich au» dem Zimmer stürzen, aber Frau v. Leuteritz hielt ihn zurück. „Um GotteSwillen, wa» willst Du thun, mein Sohn?" „Der Schwester den Gatten freien! — Laß mich e» allein thun, Mütterchen — ich bitte Dich, bleibe zurück, ich will e» allein thun!" Er eilte nach der Thür, aber Frau v. Leuteritz trippelte ihm nach; eine Thräne glänzt dabei wie eine Thauperle in ihrem Auge. So ging eS hinüber in da» nahe Appartement FranziSka'S. Diefe lag auf dem Bette und war fo bleich — und doch versuchte sie zu lächeln, al» Franz eintrat und ihm die Mama folgte. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Friedrich Bodenstedt'S neueste Dichtungen. Zwei Gruppen von Lyrikern haben sich von jeher in der Literatur unterscheiden lassen: jene Naturen, die nur in einzelnen geweihten Momenten und Stunden den Vollgehalt ihre» Wesen» und Er lebens in da» klangreiche Wort prägen können und deren lyrische Dichtung ihr Leben und ihr sonstige» Schaffen nur begleitet, und jene anderen, denen sich gleichsam ein ganze» Dasein und Erlcben in Lyrik wandelt. Zu den Dichtern letzterer Art gehören Friedrich Rückert, Emanuel Geibel und Friedrich Badenstedt. Der innere Gehalt paart sich bei ihnen mit der Sprachvirtuosität, die e» gestattet, daß der Poet ein- und dieselbe Stimmung, die gleichen poetischen Gedanken in neuer uud überraschender Fassung mehr fach wiederholt, daß gelegentlich die Freude an der Form, an bestrickendem Rhythmus und dem sprachlichen Schliff überwiegt. Lyriker der letztem Art scheinen nicht zu altern, jede neue Anregung de» Leben» er weckt ihnen die Jugend wieder, und der Born ihrer Dichtung quillt wenigsten» lange unerschöpft. Emen sprechenden Bewei» dafür gewähren im Großen und Ganzen die neuesten lyrischen Veröffentlichungen
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