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Dresdner Journal : 23.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186809235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-09
- Tag1868-09-23
- Monat1868-09
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1868
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.V 221. Mittwoch, dm 23. Scptcmber. I8«8. IksmwmcMmwrtfcr L» >,«»«! ?»t>kli-d: «rklr-«»r »chMrN-k: I „ »» „ ttoo«tNcl>: — „ ld Li»-«»"« K umworo: 1 „ l» ?-.«»»«» trlt»jld-llok i l'dlr. 8t«mp*Ijx«bütte, »o»»«rk»lk a«. Kor<l<t. Lov6«» k»«t uoä Uiu««. S«serate«prrisr: kür ck«a N»um «ioor L«»p»It«nen Leit«: 1 ktxr vot«k „Lioxeiuoät" äi« LeU«: » Kxr. Lrschrlnrn: lAzllek, wlt 4o«l»I»m« äer 8ovv- vvü k«!«rt»ss«, ad«»4» Nir 6«o kolxsock«» l'.x DreMerMtmal. VerantwoEcher Redacteur: I. G. Hartmann. rnskra«,»»mi«hmr «uswSN«: I». , 6»u>a»i«»loaUr <Ie» Orexüasr ^oar«»I, z tt 7)««».««, kkvo«!- koiv; N»md«r^-I.rU». V»ai.r«, L.rlu». U»u^iv»'«et>« Nnolik., Nor»»o, Iivvai.ru ZI»«,»: Nr«»«. L 8c«^»r«s Nr«»I«o: l,_ Xnnuneenknr«»», »>.» 4 kirvuv: kr^olrkurt » N.: .»«.„».'»eil« Unedk.; LU»: 4» KLocniit, N»ri»: Uxv»«, Nvi-l.:«» L6o., (8, ?I»e« äv I» Nonr««»; kr».^ k». k«,l.ivt»'» ttuaük.i ' Vi«»: iZv. Orr,v>«. qeranagtdtr: ^Lvi^i. kipoüitiav <i«, Dre,üa«r Ionra»!«, vrsiäou, Zl»ri«v»tr»,»« U«. 7. .r i Amtlicher Theil. DreSdni, 22. September. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Heinrich der Niederlande und Seine Hoheit der Prinz Gustav von Sachsen- Weimar sind am 18. Koj. Abends von Eisenach hier eingktroffen und im Victoriahotel abgetreten. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Heinrich ist gestern Nachmittag A3 Uhr nach Alten burg, Seine Hoheit der Prinz Gustav von Sachsen- Weimar heute früh 1 Uhr nach Wien abgereist. Bekanntmachung, die Geschäftszeit in den Untergerichten betr. Nachdem sich neuerdings die Mehrzahl der Vertre ter der in das GerichtSamt Pausa gehörenden Gemein den für Beibehaltung der durch die Generalverordnung vom 9. Mai 1867 versuchsweise eingcfübrtcn ununter brochenen Gerichtszeit ausgesprochen, die sämmtlichen Vorstände und OrtSrichter der Landgemeinden deS Ge- richt-amtes Kirchberg aber den Wunsch nach Rückkehr zu der früher bestandenen Einrichtung zu erkennen ge geben haben, so har das Justizministrrlum, beziehent lich nach Massgabe der Bestimmungen der Verordnung vom 9. Juli 1868 (Justtzministerialblatt Jahrgang 2 Nr. 7, S. 78), bei dem Gerichtsamte Pausa die un unterbrochene Gerichtszeit bis auf Weiteres fortbcste- hen zu lassen, bei dem Gerichtsamte Kirchberg da gegen die früher bestandene, durch die Mittagszeit ge- theilte Gerichtszeit vom 1. October dieses Jahres an wieder einzuführen beschlossen, und wird Solches zur Nachachtung für Alle, die es angrht, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den 19. September 1868. Ministerium der Justiz. I)r. Schneider. Manitius. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, vom 18. September 1868. Nach einer dem unterzeichneten Ministerium zuge- kommenen offiziellen Mittheiluna hat die kanadische Regierung neuerdings Maaßrcgeln getrosten, um mittrlose Einwanderer an der Ausschiffung im Hafen von Ouebek zu verbinden,, indem ihnen hier nach letztere in der Regel überhaupt nicht mehr gestat tet sein soll. - 4 —— Es wird dies für das betheiligte Publicum hier durch zur öffentlichen Kenntuiß gebracht. Dresden, den 18. September 1868. Ministerium des Innern. vo» Nostitz»Wollwitz. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Prüfungen im Hufbeschlage betreffend. Durch daS Bundesgesetz vom 8. Juli dieses Jab- res, den Betrieb der stehenden Gewerbe betreffend, ist zwar der 8 16 des hterländischcn Gewerbcgesetzes vom 15. Oktober 1861 dergestalt aufgehoben worden, daß uutcr Anderem auch d:e Ausübung des Hufbeschlagcs nicht mehr von dem besonder» Nachweise der Befähig ung dazu abhängig ist, und die durch die Verordnung des Mmifteriums des Innern vom 15. April 1863 (G. u. V.-Bl. von 1863 S. 362) eingerichteten Prü fungen im Hufbeschlrge aufgehört haben, für die be treffenden Gewerbtreibendcu obligatorisch zu sein. Es darf jedoch erwartet werden, daß es auch in Zukunft nicht an Hufbeschlägern fehlen werde, welche sich durch das Bestehen einer besonder»» Prüfnng im Husbeschlage ein Zcugniß ihrer Geschicklichkeit und Tüch tigkeit in demselben zu ihrer besondern Empfehlung dem Publikum gegenüber zu erwerben wünschen. Mit Rücksicht hierauf ist beschlossen worden, die bis herigen Hufbeschlags-Prüfungscommissionen bei der Thierarznetschule zu Dresden, sowie in Leipzig und Zwickau bis auf Weitere- noch fortbcstehcn zu lasten. Auch werden dir bei der landständischcn Commission in der Oberlausitz für Einführung eines correcten Huf- FeuiUeton. I» Ketteahon». Eine Erzählung von VanUut Schau;. (Fortsetzung auS Nr. 220.) Daheim ging Alles seinen stillen, ebenen, gleich mäßigen Alltag-gang fort. Bella thrilte ihre Pflichten zwischen ihrem Vater und ihrem alten Freund, den sie al- ihren zweiten Vater, als ihren Lehrer ansah, von dem sie wohl wußte, wie theuer und unentbehrlich sie ihm war, wie sie sein Leben erhellte und verschönte, wenn er es ihr auch nur selten oder kaum jemals in Worten sagte. Sie verstand ihn, und wenn er auch ihr gegenüber da- Siegel seiner Vergangenheit und seine- Kummer- nicht löste, so sah sie doch tiefer in sein innerste- Herz, al- irgend rin andere-, sterbliche- Auge. Sie zürnte ihm wohl wegen feiner Härte und Lieblosigkeit gegen Georg, aber sie rechnete rS mit zu seinen Sonderbarkeiten und Seltsamkeiten, die sie täg lich an ihm gewahrte und um deretwillen sie ibn be dauerte, da er unter ibren Einflüssen litt, wie alle Hypochonder und Menschcnhafler. Allmählich glitt auch durch dm wohlthucnden Ein fluß, welchen der Umgang mit dem geliebten Kinde auf ihn auSübte, manche Schroffheit und Härte von dem Wesen deS altm Manne- ab, er war unmerklich ein Anderer geworden, al- damals, da er durch Francois die Kinder von seinen Ketten fortjagen oder tinfangen ließ, um sie zu strafen Kinde, lachen, KtndersUmmen waren ihm nicht mehr etwa» so Entsetzliches, al» zu jener Zett, seitdem er Btlla'S silberhelle Stimme und ihr hettert» Gelächter lieben gelernt hatte. Endlich kamen auch Geora's Ferien, die alte Zeit kam wieder, wo zwei heitere Kinder in dem alten Gar beschlageS eingerichteten Prüfungen wie bisher fort bestehen. Es wird die- für die betheiligten Kreise mit der Eröffnung andurch bekannt gemacht, daß auch für die nunmehr nur noch freiwilligen Prüfungen im Husbe- schlagc vor den Prüfungs-Commissionen zu Dresden, Leipzig und Zwickau bis auf Weiteres die Bestimmun gen in 88 2 bis mit 11, 13 und 14 der ungezogenen Verordnung vom 15. April 1863 maaßgebend bleiben. Dresden, den 7. September 1868. Ministerium de- Innern » Nostitz-Wallwitz. fForwerg. Nichtamtlicher TheU. Telegraphische Nachrichten. Hamburg, Montag, 2l. September, Nachm.*) (W. T. B.) Se. Majestät der König von Preußen rr- schien sammt Gefolge heult Nachmittag um !43 Uhr in brr vörstuhallt und verweilte daselbst etwa zehn Minuten. Nahezu ^000 Menschen waren in der Börse erschienen, welche Se. Majestät mit donnerndem sich»- fachen Hurrah begrüßten. Zu dem Präses der Han delskammer, A. Schön, äußerle Se. Majestät: „Was Sie, meine Herren, brauchen, brauchen wir Alle: den Frieden, und daß dieser nicht gestört werde, habe ich vie sicherste Hoffnung. Meine Worte in Kiel sollte»» dieser Frieden-zuvcrsicht schon den kräf tigsten Ausdruck geben, »»nd unerklärlich bleibt es mir, wie die entgegengesetzte Auffassung auch nur einen Augenblick eintreten konnte." Altona, Montag, 21 Septembrr, AbrndS. (W. T B.) Zur köaiglichtn Tafel im Commandanturge- bäude waren die Spitzen der Brhördk« au» Alto» «nd Hambnrg zugezogen. Um Uhr Abrnd» er folgte mittelst Extrazug« dir Rückfahrt des König» nach Berlin. Am Bahnhöfe war eine Ehrrnrompngnic aufgrstellt, lang» der Verbindungsbahn bi» zum Ber liner Bahuhafe bewegte» sich zahlreiche Menschenmas- st«. Nrben dem Könige saß der Oberprisident o. Scherl- Plrffeu. Wien, Montag, 21. September, Abend». (W. T. B.) Die Abendblätter melden dir Ernrnnung de» öster- rrtchischen Gesandten in München, Grafen v. Trautt» mannddorss, zum Botschafter in Rom. Lemberg, Montag, 21. September. (Corr.-Bür.) Landtag. Die Adreßkommisfiou beantragt die An nahme der bekannten Adresse und Resolution. Die Nuthencnpartei verklärt, sich wegen der Ver werfung ihrer Adresse von der Discussion und Abstim mung zu enthalten, und verläßt den Landtagssaal. Für die Commissionsaiiträge sprechen Borkowski, welcher blos die Adresse, keine Resolution wünscht, Ziemial- kowski, welcher die guten Seiten der bestehenden Ver fassung, besonders die erweiterte Landesautonomie ber- vorhcbt und vor einer allzu gewagten Politik warnt. Dagegen Smolka, welcher Oesterreichs Heil nur im Föderalismus findet, und Krzcczunowicz, welcher die gegenwärtige Regierung tadelt. Adam Sapieba wünscht rin klares Programm der national-polnischen Politik und kündigt diesfälligc Rcsolutionsvorschläge an. Mor gen Fortsetzung der Debatte. Triest, Sonntag, SO. September. Mit der neur- stru Uedrrl»dpost find folgrude Nachrichten ringe- trofien: Kalkutta, 20. August. In Mandal») wurden die Söhne des Birmanenkönigs und die Onkel des gewe senen Fürsten wegen Theilnahme an einem neuen re volutionären Anschläge eingrkcrkert. — Die Königin von Bhopal bot dem Kaiser der Franzosen den Tbor- weg des berühmten Buddhistentcmpcls bei Bhilsa zum Geschenkt an. Bombay, 25. August. In Erwartung neuer Unruhen sind zahlreiche Truppen nach Hazara aus- aerückt. Am 12. August fand ein Gefecht statt. Die Unruhestifter wurden aus dem Agrorthale zurückgetrir- ben und dreißig derselben getödtet. Oberst Rothnev *) Für onsrr gestriges Blatt zu spät tingtlroffen. D. Rtd. ten lachten, plauderten, sich erzählten oder sich neckend durch daS dichte Rankengcwirr jagten.» Und je öfter und oster diese Ferien kamen und mit ihnen Georg zu seinem Großvater kehrte, desto größer und schöner wurden jene Kinder, und sie sahen sich erstaunt und verwundert nach jeder Trennung an. Die kleine Bella, der Georg einst über die Garten mauer klettern lehrte, war nun ein fast erwachsenes Mädchen, wenn auch ihr Kindcrherz noch ebenso harm los froh und unbefangen dem lieben Spielkameraden cntgegcnschlug, wie sonst. Auch Georg hatte sich verändert; er war groß und stark geworden und überragte fast um eine- Kopfes Länge da- alte gebückte Männchen, welches mit Gieß kanne und Gartenmesser in der grünen Wildniß hinter dem alten Kcttenhaus herumhantirte. Die weiche»» Züge des hübschen Knabengesichts hatten festere und bestimmtere Formen angenommen und trugen die Farbe gesunder, blühender Jugendfrischc und den Au-druck von Grist und Energie. Je älter Georg ward, je schwerer drückte ihn daS Verhältntß seinem Wohlthätcr gegenüber, je mehr bäumte sich sein Stolz, der bei dem arme»» Waisenknaben so unarrrchtfertigt war, dagegen auf. Hätte er dem Ca pita»» danken, ihn lieben dürfen, dafür, daß er ihm die Möglichkeit gewährte, einen Weg durchs Leben einzu- fchlagen, der seinen Neigungen und geistigen Anlage»» entsprach, so hätte dies Vrrhältniß ein freundliche», minder drückende» sein können, aber der harte, reiche Mann wir» ja jeden Dank, jedes LicbcSzcichcn ver ächtlich von sich ab für da» Almosen, nxlw s er dem armen Enkel seine» allen Gärtner» zuwarf, und so waren dir Gaben der Barmherzigkeit vergiftet, die Ge org empfing, und ließen Gram und Groll in feinem Herzen aufioachsen, und nur der Gedanke, daß die Zeit wurde leicht verwundet. Schir AaliKhan besetzte Ka bul und »vurdc zu»» Emir proclamirt. Azim Khan in Turkestan hat sich geflüchtet. Hongkong, 7. August. Das Haus des preu ßischen Generalconsnls in Schanghai wurde ein geäschert. — Der Taontai von Schanghai richtete einen Protest an die Consuln der Vertragsmächte, damit sie ihren Land-leuten verbieten, die Goldlager von Chrfu zu besuchen. Die Consuln erließen Kund machungen in diesem Sinne. — Der Stotsbaschi von Mito wurde nach Thurunga versetzt, um ihn dem Sammelpunkle der Rebellen zu entziehen. — Osaka wird zum Eingangshafen erklärt werden. — Die Ja panesen beantworteten die Vorstellungen der Con suln wegen der Absicht, die cingeborncu Christei» hin- zurichtcn, dahin, daß sie dieselben nur in die Gebiete ande rer Fürsten »»»»ter der Obsorge derselben schicke»» werden. Pari», Montag, 21. September, Abend». (W T. B.) Au» Madrid wird vom 20. v. gemeldet: Der »ene Premierminister General de la Concha, Marquis do» der Havana, ist gestern Morgen hier ringetros- fe«. Die Truppen zeigen sich gewillt, die Regierung zu unterstützen. Sevilla uno Valladolid wa,en bi» gestern Abend ruhig, dagegen sind Ruhestörungen in Barcelona au»gebrochcn. Dir Einwohner von Cadix haben dem revolutionären Versuche der Fregatte» „Stadt Madrid" und „Saragossa" Widerstand gelei stet. (Vgl. die „Tagcsgeschichte" unter Madrid.) Pari», Dienstag, 22. September. (W.T.B.) Der „Moniteur" meldet au« Spanien: Der Premiermini ster de la Concha hat energische Maßregeln gegen die Insurrektion ergriffe»; überall wurde der Kriegtzu- stand prorlamirt. Der Marqui» del Duero erhielt da» Truppeueommando in den Mittelproviuzeu, Gras Eheste in Eatalanie», Aragonien und valeneia, RovalichrS in Andalusien. Haag, Montag, 21. September, Vormittag«. (W. T B.) Die neue Session der Kammern wurde heute, nachdem vorgestern die bi»herige Sitzung der General staaten durch den Minister de« Innern geschloffen wor den war (vgl. unter „Tagcsgeschichte"), vom Könige in Person eröffnet. Die Thronrede erwähnte zunächst die günstige»» Be ziehungen zum Arrslande und kündigte die Abschaffung des Zehnten und der Stempelsteuer, sowie die Ein bringung eines Gesetzes über den höher»» Unterricht UNd den CuttuS an; es wnrdefernrr bervorgehobrn, daß das nächstjährige Budget ohne Anleihe oder Ver mehrung der Steuern balancire. K»»sta»tinopel, Sonnobend, 19. September, Abend». (W. Abdp.) Der Bicrkinig von Aegypten ist heuteMorarn nachAlrxondriea abgereist: gestern stattete ihm drr Vroßwefir eiuen Besuch ab. Tagksgeschichte. * Berlin, 21. September, lieber den Besuch des Königs in Hamburg liegen von dort in den hiesi gen Blättern folgende telegraphische Nachrichten vor: Die von der Stadt für Se. Majestät arrangirte Elb- fahrt ans dem Dampfer „Hammonia" begann präcis 4 Uhr Nachmittags, leider bei starkem Gewitter und Regen. Auf die um '»8 Uhr Abends festgesetzte Rück kehr Sr. Majestät harrte»» trotz des foitwährend herab- strömenden Regens Tausende von Menschen mit immer steigender Unruhe, bis endlich um 10 Uhr statt der „Hammonia" ein kleiner Elbdampfer mit dem Könige und einem großen Theil der Gäste cintraf, da die „Hammonia" bei Finkenwärder auf den Sand gcrathen war. (Nach einer andern Meldung lief bei der Rück fahrt zuerst drr die „Hammonia" begleitende Dampfer „Kurhafen" und eine Viertelstunde später die „Ham monia" selbst bei Finkenwärder auf den Sand. Ein zur Herbeiholung eines Ersatzschiffcs ausgcsaudtcs Boot traf rin klcinrs, dem Hamb. Hause S. Robinow gc- hörendrs Schiff an, welches von dem Besitzer Sr. Ma- jestät drm Könige und dessen Gefolge bereitwilligst zur Verfügung gestellt und auf welchem die weitere Rück fahrt nach Hamburg fortgesetzt wurde.) Auf drr „Ham monia" war ein Diner von circa 80 Gedecken arran näher und näher rückte, wo er selbst ein freier Manir, auf eignen Füßen in der Welt stehen würde, ließen hin das Unerträgliche dieser Abhängigkeit erdulden. Die Jahre glitten weiter. Georg hatte die Uni versität bezogen und Bella »var ein erwachsenes Mäd chen geworden. Aber wie ihr Einfluß in gewissem Sinne besänftigend und mildernd auf die Härten ihres alten Freundes cingcwirkt hatte, so »var gleichermaßen drr tägliche Verkehr mit demselben, mit einem alten, menschenfeindlichen, verbitterten Sonderling nicht ohne Wirkung auf da- junge Mädchen geblieben. Seine Ansichten, seine Lehren, sein Unterricht, seine Bücher, die trübe, freudlose Umgebung, das Geheimmßvollc, welche- so zu sagen in der Luft des alten HauscS steckte, hatten gleichsam einen wehmüthigen Schleier über das frische, blühende Wesen gebreitet, der cS doppelt an ziehend und rettend erscheinen ließ. Sie war ernst und verständig über ibre Jahre hinaus, aber durch ihren Ernst und ihre äußere Ruhe schim merte doch der heitere, ungetrübte Sinn ihre- Innern wie goldene Kiesel durch da» Narr Wasser eines Hellen Bache» schimmern. Nur im Umgänge mit Georg hatte sic bi»her ihre ganze frische, kindliche Fröhligkeit wie der gefunden. Bisher, aber auch dieser fand sie seit Kurzem verwandelt; sie war schüchterner, stiller, be fangener im Umgang mit ihm geworden, sie gin^ nicht mehr so heiter plaudernd oder singend Hand in Hand mit ihm in dem alten Garten umher, Blumen oder Früchte pflückend; seltener saß sie mit ihm unter dem tiefschattenden Fltederbaum auf dem kleinen Strinbänk- chen vor der Gärtnrrwohnung, oder drinnen in dem winzigen Stübchen mit drm Bücherbret und dem wack- lichen Tisch al» einziges Mobiliar, in welchem Georg; seine Knabrnjahre verlebt hatte. War sie endlich doch noch von ihrem allen Freund, der ihn haßte, beeinflußt girt. Uebcr die bei demselben ausgebrachten Toaste wird (etwas abweichend von dem Inhalte der gestrigen Telegramme) ausführlicher folgendermaßen berichtet: Der Bürgermeister Sieveking brachte einen Toast auf den König Wilhelm, den Schirmherrn der deutschen Einheit, dem wir zu Dank verpflichtet seien, weil er das Werk der deutschen Einigung vollbracht und demselben in fernsten Ländern Anerkennung verschafft habe. Das Schiff „Hammonia", auf welchem wir uns unter norddeutscher Flagge befinden, liefere den Be weis, daß das wirklich der Fall sei. Der Redaer schloß mit einem dreimalige»» Hoch auf den Schirmherr» der deutschen Einheit. Se. Majestät sprach in seiner Erwiderung zunächst seine»» Dank aus für die Aner kennung des vollbrachten Werkes und hob alsdann hervor, daß unter den Mitteln und Wegen, welche das Gelingen des ruhmgekrönten Werkes ermöglicht hatten, die Unterstützung, welche er, wie in andern norddeut schen Staaten, so auch hier gefunden, viel bcigetragen habe; hierdurch sei man einander näher gebracht, als cs früher der Fall gewesen. Der König trank alsdann ans das Wohl der Festgcbcr wie auf das Wohl Ham burgs, welches ihn so gastlich ausgenommen habe. Bei der Landung Abends ii» Hambnrg wurde der König auf seinem ganzen Wege durch die Stadt von der Be völkerung mit Hurrah und Hochrufen empfangen. Die Stadt war brillant illuminirt, und die Illumination und andere Festlichkeiten sind trotz dcs Regenwetters höchst glänzend verlaufen. Das an der Binnenalster erbaute Babelsberg en minisliire bildete m»t seiner ben galischen Beleuchtung den Glanzpunkt. Auch die Ni- kolaikirche, die Börse, die Hotels und zahlreiche Privat- gcbäude waren brillant illuminirt. Trotz drr Ungeheuern Menschenmenge und dem stellenweise Ungeheuern Ge dränge sind l»ur vereinzelte unbedeutende Unglücksfälle vorgekommen. Um dieselbe Zeit, als die Illumination stattfand, brannte die Kauffahrteifährc ab, welche den Verkehr der beiden Elbufcr vermittelte. Auf der Soirse des Senators Hayn äußerte der König wiederholt sein Bedauern über die Störung der prachtvollen Arrange ments an der Alster und Elbe durch das ungünstige Wetter, fügte jedoch hinzu, ihm genüge der allerort- bcthätigte Wille, ihm Freude zu bereiten, den er dank bar anerkennend mit sich nehme. Der König war in der heitersten Stimmung und verweilte H Stunde auf der Soiröe. Heute (Montag) Nachmittag !42 Uhr besucht der König die geschmackvoll auSgeschmückte Börse und wird Abends die Rückreise nach Berlin antreten. Berlin, 21. September. Wie die „N. A. Z." ver sichert, ist die Mittheilung des Pariser Corresponden- ten der „Jud. bchc" vom 18. d. M., daß der preu ßische Geschäftsträger in Paris eine Unterredung mit dem Minister de Moustier in Betreff der Rede Sr. Maj. des Königs in Kiel gehabt hätte, vollstän dig erfunden. — Abgesehen von den Studienreisen, welche kürzlich unter der Leitung dcs Chefs de- Gc- neralstabes dcs Heeres, Generals der Infanterie Frei- Herrn v. Moltke, unternommen worden sind, finden, wie die „K. Z." meldet, auf Anordnung des Kriegs ministers Generalstabsreisen einzelner ArmeecorpS in dem Bereiche ihrer resp. Bezirke statt. — Nach den neuern Bestimmungen haben die in heimathlichen Ver hältnissen lebenden Militäranwärter, d. h. die ge dienten Unteroffiziere u. s. w., welche im Besitze eines Civilvcrsorgungs - oder Civilanstellungsschrines sind, sich um ein, ihre»» Kräfte»» und Fähigkeiten entsprechen des Unterkommen im Civildienste bei den betreffende»» Behörden selbst zu melden. So lange sie jedoch noch keine Versorgung, beziehungsweise Anstellung erhalte»» haben, sollen ihnen die betreffenden heimathlichen Mi litärbehörden, nach Maßgabe der Bestimmungen, zur Erlangung einer Versorgung oder Anstellung möalichst behilflich sei»». — Für die beiden nordschlrswigschen Wahlbezirke, deren Abgeordnete, Krüger und Ahl mann, wegen ihrer Weigerung, den Eid auf die Ver fassung zu leisten, bekanntlich vom Abgeordnetenhausc ihres Mandals verlustig erklärt wurden, sind jetzt auf den 1. October Neuwahlen in Hadrrslebrn und Gravcnstein anberäumt worden. — Der General der worden, fing sie nun noch an, seine Abneigung zu theileu, nachdem sie Jahre lang in treuer Freundschaft und Kameradschaft zu ihm gestanden hatte, und ihm so oft und so lange vergessen gemacht, daß er ein armer Waisenknabe »var, geduldet und erhalten von fremder Gnade? Gcorg hätte Bella gern offen darum gefragt, aber cs kam immer nicht dazu, und dann sah sie ihn doch ja wieder mit den alten, lieben Augen an, und sein Zweifel an ihrer Freundschaft verflog und er ertrug ruhig, was er für vorübergehende Mädchenlaunen hielt. Und welche Frage wollte er auch an Bella richten, was wollte er ihr sagen? Wohl schwebte»» jetzt in immer klarer» Umrissen aoldne Zukunftsbilder vor seiner Seele, in welchen er Bella nicht nur als die treue Freundin »»nd Gefährtin seiner Knabenjahre sah, sondern von einem Hellern, glückseligern Lichte umstrahlt, ihr holdrS Bild ihm zu- winkte. Aber durfte und konnte er fragen, vielleicht durch rin kübnes, fremdes Wort den Zauber stören, der sie Beide noch in schöner Unbefangenheit umschlang? Noch lag er ja in drückenden Ketten einer schweren, peinigenden Abhängiakcit, noch war er ein unfreier, durch quälende Verhältnisse gebundener Mensch. So verfloß abermals eine Ferien»ett und bald stand Georg der Abgang von drr Universität und die Aus sicht auf die srhnlichst erwartete Selbstständigkeit bevor. Bella hatte ritten geheimen Kummer, eine Angst, die sie quälte, und diese betraf ihren Vater. s Am 14. Septembrr l. I., als dem JahrrStaae von Altx. v. Humboldt'» Geburttfefi, wurde »n Goldkronach (Frankrn), eine drm berühmt«» Natur, forscher errichtete Gedenktafel feierlich enthüllt.
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