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Dresdner Journal : 20.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-20
- Monat1880-04
- Jahr1880
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- Dresdner Journal : 20.04.1880
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^90. Dienstag, den 20. April. 1880 l» ss«»«« L«ve»«d»s d«devt»cd«Q dLdrlick: . . 18 keiotle» tritt?o»t- uoä ^^Ldrlicd: 4 il»r^ bv?s. 8eeu»p«l»u»etd»^ tumv. LiuL»Io«Xunm>«ril: 10 kl lasenttenprelser ktlr d«v k»uw sill«r Kv«p»lt«llso kvtitreil« so ?k. voter „Lu^Eutt" di« 2aila bO kk. Lr,ell«l»«ur I^IicN mit XainLkm« der 8oim- vvd keiertk^e ^veod» tür den folgenden 1'»^. DreMlerImmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»8era1ena»n«I>m« »»»«ttrt»» /-> Lrundstetter, Lommi»»iooLr ds« Oreedoer dourmti»; -Ssrit» Visa l.»ip»tx S»»«I -Lr„l»u ^runksm t ». N : Aaa»en«/r»n L kvAter, >«^Im Vi-a - N-undarz kr»^-L«tp»tss rrUllktml ». N Aüoekoll^ dtud L«rN»: §. dtvrrii cl', /nr«/i dendan/r, Lr«m«i»: L' §e/i/utte Ur«»i»a: I,. ÄanAe» , Uüre^u; 0d«amt»: d> koiAt; knmklurt «. N.: F daeAer'^etl« u. d (?. //err,n«»n- »eüe tiueliknridliin^; OörUli: AliMrr,' 8»imov«r! §c/>ü^/<r,- k»r>, »«rli»-?r»okeurr ». ». 8lutt^»rt: Daub« äk Od.,- llsmdmx: I». L7e«dAen, Fd. Ste,»er. U v r a » 8 x « k e i-: ^öviel. Expedition de» i>re»dner dourn^I», I)re«deo, i^vin^erslrit»«« Ho. zo. Ämtlicher Tl>nl. Dresden, 14. April. Se. Königliche Majestät hat dem OrlSrichter Karl Gottlob Dathe in Gröbschütz daS allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen allergnädigst geruht. Dre-dev, 14. April. Se. Königliche Majestät hat dem OrtSrichter Johann Gottlieb Stieler in Gröba da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlichtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, IS. April, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Reichstags wurde die zweite Berathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Verlängerung deS SocialistrngesetzeS, bei - L8 fortgesetzt. Bei der Berathung über den Antrag des Abg. vr. Windthorst, nach welchem der Belagerungszustand nur über Berlin und den 4meiligen Umkreis von Berlin verhängt werden kann, und über den Antrag des Abg. Kayser, den tz28 aufzuheben, rechtfertigte der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, die Verlängerung deS über Berlin verhängten Belagerungszustandes. Die Bedingungen, an welche die Verhängung de» Belagerungszustandes zu knüpfen ist, seien vorhanden gewesen. Der TerroriSmuS der socialdemokratischen Agitation habe die Ruhe und Ordnung gefährdet. Im Geheimen dauere die Agitation noch heute fort; des halb sei ein Verzicht auf die schneidige Waffe deS Be lagerungszustandes jetzt unthunlich. Gegenüber dem Anträge des Abg. Or. Windthorst erklärt der Minister, es sei denkbar, daß auch anderwärts die Zustände sich so zuspitzen könnten, daß die Verhängung des Be lagerungszustandes sich nöthig erweise. Leichten Herzen» spreche man dieselbe nicht aus; man brauche die scharfen Waffen des Gesetze- zögernd und ungern, dürfe aber darauf nicht verzichten. Die Anträge Windthorst und Kayser werden abgelehvt. Paris, Sonntag, 18. April, AbendS. (W. T. B.) Bei der Henle in Limoges stattgehabten Neu wahl eines Senators au Stelle des verstorbenen Pryramont wurde Ninard (Republikaner) gewählt. Eine Note deS „TempS" dementirt formell da» Gerücht, daß die Deputirtenkammer vor Ablauf ihre» Mandates aufgelöst werden solle. Lausanne, Montag, 19. April. (W. T. B.) DaS BundrSgrricht hat die Ostsection der verstei gerten Nationalbah« der eidgenössischen Bank, die Westsection derselben der Nordostbahn zugrschlagen. London, Montag, 19. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Königin hat gestern den Premier Earl Beaconsfield in Audienz empfangen. Wie der „Standard" erfährt, übermittelte Beaconsfield die Demission deS CabinetS, welche von der Kö nigin angenommen wurde. Am Mittwoch findet ein CabinetSrath Statt. St. Petersburg, Sonntag, 18. April, Mit tags. (W. T. B.) Rach dem heutigen Bulletin über Feuilleton. Stedigirt von Otto Baue». K. Hoftheatrr. — Neustadt. — Am 17. April: „Geben ist seliger als Nehmen", Proverbe in 1 Act von Alfred Friedmann. — „Sodom und Gomorrha", Schwank in 4 Acten von Franz v. Schönthan. (Beides zum 1. Male.) Die Form de» ProverbeS, die ehemals in Frank reich, und zwar ganz besonders als eine Dilettanten arbeit deS SalonS und seiner höheren Kreise gepflegt wurde, war al- eine Zeiterscheinung charakteristisch und hat manche geistvolle Piecen und AugendlickS- productionen aufzuweisen. Die Bühne griff schon, wenn auch vereinzelt und unter anderer Benennung, verschiedene Male auf diese FassungSart scenischer Plaudereien zurück, und die Aufmerksamkeit dasür wurde neuerding- durch die Baudlssin'schen Ueber- tragungen ausgewählter Originale speciell rege ge macht. Im Ganzen eignet sich das alte Proverbe- rrcept au» der Liebhavertheaterküche, nach welchem Fisch wie Fleisch von warmblütigen Thieren zubereitet werden, aber dabei doch durchaus stiller harmloser Fisch verbleiben soll, ganz und gar nicht dazu, um ein schmackhafte- Gericht herzustellen. E- bleibt ein spielerische- Schauessen, ähnlich der Torte, welche in Friedemann'- Proverbe die jungen Mädchen als Ge- durtStag-kuchen in Form eines mitteralterlichen Schlosses backen. Man kann davon essen, doch der Magen bleibt nüchtern, wie die Kost, und daS Auge sieht sich nach etwas Ordentlichem um. daS Befinden deS Kürsten Gortschakow war der Kieberanfall in der vergangenen Nacht minder stark; die Schlaflosigkeit hielt jedoch an, und ist da» Allgemeinbefinden und die Schwäche, trotz der leichten Wendung znm Bessern, unverändert. Konstantinopel, Montag, 19. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die türkisch-montenegrinische Convention und daS dieselbe betreffende Zusatz protokoll find von den Botschaftern ratificirt worden. Washington, Sonntag, 18. April. (W. T. B.) Eine der chilenischen Gesandtschaft zugegangene Depesche auS Panama vom 10. d. M. meldet, daß Callao von 6 Dampfern blokirt sei. In Callao und Lima herrscht große Brsorgniß; die Einwohner fliehen. Dresden, 19. April. Im Vertrauen auf die Liebenswürdigkeit des so genannten stärkern Geschlechts haben neuerdings einige Frauen in Frankreich wieder einen jener großen Feld züge begonnen, deren die Weltgeschichte meist nur mit einem Lächeln auf den Lippen Erwähnung thut. Wir meinen die merkwürdige Gtelchderechtigungsblzarrerie, welche sich in der Forderung deS politischen Stimmrechts der Frauen hier und da immer wieder in verschrobenen Köpsen zeigt. Dies Mal ist es der sogenannten schwächer» Hälfte des Menschen- geschlechieS gelungen, das radicale Journal „Rappel" als Bannerträger zu gewinnen; aber die belreffenden französischen Frauen forschten auch nach drastischen Mitteln und Wegen, die männlichen Gesetzgeber zu zwingen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Acht Weib hoch haben sich zusammengethan, um eine Steuer verweigerung im großen Stile ins Werk zu setzen. „Da wir nicht" sagen sie pompös in ihrem Schreibe- dnefe an den Seinepräfecten, „bas Recht haben, über die Verwendung der uns abverlangten Summe zu Gerichte zu sitzen, so wollen wir sie auch nicht hergeben; da wir keine Rechte haben, wollen wir auch der Lasten enthoben sein. Wir stimmen nicht, folglich gedenken wir auch nicht zu zahlen." Für unsere deutsche Anschauung hat diese Logik nur daS Interesse der Curlosität, und auch in Frankreich, obschon dort Manches möglich ist, dürfte eS vor der Hand nicht so weit kommen, daß die Frauen „mitstimmen" dürfen, wenigstens nicht in den Parla menten. In den Vereinigten Staaten von Nord amerika ist man aber schon einen Schritt weiter. Allerdings üben dort die Frauen daS Stimmrecht bis jetzt auch noch nicht aus, weder diejenigen, welche Steuern bezahlen, noch diejenigen, welche sie nicht be zahlen. Aber es ist Aussicht vorhanden, daß, wenn auch nicht Repräsentantenhaus und Senat in Washington, doch vielleicht die Legislatur im Staate WtSconsin nächstens nur mit Hilfe von Frauenstimmen wird zusammentreten dürfen. Man schreibt der „Neuen Preußischen Zritukig" darüber aus New-Aork: Die Frauenrechtlerinnen haben bei uns einen glän zenden, wenn auch erst vorläufigen Sieg errungen, und zwar in dem vorwiegend deutschen Staate Wisconsin. „Klein-Deutschland" Wisconsin ist auf dem besten Wege, der erste FrauenrechtSstaat der Union zu werden, da dessen in Madison tagende Legislatur die Ver leihung des Stimmrechts an die Frauen beschlossen hat, was die englischen Blätter des Staates „tbe kest joüv ok tbs Session" nennen. Als man vor etwa 7 Jahren in dem dünn bevölkerten Terri torium Wyoming das erste FrauenstimmrechtSexpe- riment in Scene setzte, wurde es als eine Carnevals- errungenschast angesehen, und man hat ja auch bisher nicht viel mehr daraus machen können. Nun aber soll in WiSconsin aus dem Scherz bitterer Ernst werden. Doch das liegt an der Norm und vorgeschriebenen Methodik und es erscheint schmeichelhaft für den Ver fasser daß man bei jener Umschau den hoffnungsvollen Gedanken nicht auszuschließen braucht, Alfred Fried mann dürfte selbst im Stande sein, bei der außerhalb deS antiquirten ProverbeS herrschenden ProductionS- freihett jenes Bedürsniß nach etwas Gesunderem zu befriedigen. Der sauber gearbeitete Dialog und die Oekonomie innerhalb der kleinen Scenen unterstützen diese Aus sicht. Dieser Anerkennung des gewissermaßen zwischen den Zeilen Gebotenen folgte wohl auch ein beträcht licher Theil des einsichtsvolleren PublicumS und man nahm dre besonders durch Frl. Ulrich undHrn. Dett mer (als Baronin und Graf) liebenswürdig gespielte Novität freundlich auf. Frl. Diacono wirkte auch mit; eS fehlt dieser jungen Anfängerin nicht an Be rücksichtigung, doch trotzdem sind die ihr zugewiesenen Rollen nicht so zahlreich, um ein gründlichere- Ein üben verständnißvoller Rede zu beeinträchtigen. So lange die Stimmmittel so schwach sind und eine Ent scheidung über etwa vorhandene- Talent noch im Dunkeln verblieb, sind die dramatischen Turnübungen im Sprechen die besten Gefährten de- jugendlichen Theatereifers. Haben diese Studien doch sogar schon eine große Zahl Derer, die ohne wirkliches Talent und höchsten- mit etwa- Naturell und Ehrgeiz au»- gestattet waren, zu brauchbaren Schauspielern gemacht. Die zweite Novität „Sodom und Gomorrha" ist ebenso leicht hingearbritet, w,e de»selben Verfasser» „ Mägdlein au» der Fremde". Die jetzt in der Welt der jungen Theaterproducen- trn herrschende Kühnheit, e» mit der Grundlage eine» Bei Gelegenheit einer Resolution betreffs Abänderung des Wahlgesetze-, welche nur beabsichtigte, daS Stimm recht auch an die civilisirten Indianer zu verleihen, beantragte der Abgeordnete Simpson, das Wort „mala" (männlich) auszustreichen. Eine Anzahl Mitglieder der Assembly hörte das Amendement nicht und stimmte mit „ja", andere stimmten dafür aus Scherz, ohne daran zu denken, daß die Sache durchgehen könne. Da auf einmal verkündete der Secretär zur großen Ueber- raschung des HauseS, daß das Frauenstimmrecht mit 55 gegen 33 Stimmen beschlossen sei. Sofort warf sich die ganze Frauenrechtsbrigade mit ih^er Blumen- spender-Lobby auf den Senat. Die Führerin Mrs. Dudley hielt eine Inständige Rede. Ein Senator donnerte dagegen, andere galante Senatoren aber sprachen dasür, indem sie ausführten, es sei ein Unrecht gegen die Frauen, ihnen weniger Rechte zu verleihen, als Indianern und „Fremden". Um nicht hinter der galanten Assembly zurückzubleiben, nahm denn auch der Senat diesen Schaltjahrsscherz schließlich an. Allerdings ist dieser Sieg erst ein vorläufiger, denn da das betreffende Gesetz eine Abänderung der Staatsverfassung involvirt, so hat erst das Volk deS Staates darüber abzustimmen. — Uebrigens beschäftigten sich im bisherigen Verlaufe der diesjährigen Legislaturperiode auch die Legislaturen mehrerer anderer Staaten mit der Frage der Frauen- rechte und liehen den verschiedenen Damencomite», von denen sie umlagert sind, ein williges Ohr. Ein Artikel der „New-Aorker Staatszeitung" weist auf das gemeinsame Vorgehen der Agitatoren für das politische Stimmrecht der Frauen und der Mäßigkeitsapostel hin und sagt in dem, der amerikanischen Presse eigen- thümlichen kaustischen Tone hierüber Folgendes: „Die Fmuenrechtlerei und Wassersimpelei sind hier zu Lande Geschwisterkinder. Wo die Frauenrechtler siegen, da folgt die Temperenzgesetzgebung aus dem Fuß. Westliche Staaten wie Wisconsin und Iowa liefern jetzt wieder den besten Beweis dafür. In dem ersten dieser Staaten hat ein Verfassungsamende- menr beide Häuser der Legislatur passirt, welches den Frauen Stimmrecht verleiht, und ein Temperenz- amendement ist unterwegs; in dem andern ist ein sehr scharfes Temperenzamendement angenommen worden, und das Frauenstimmrechtsamendement harrt der An nahme seitens der Legislatur. In Connecticut hat man dieser Gevatterschaft zwischen Frauenrechtlerei und Lemperenzlerei noch deutlicher Ausdruck gegeben. Hier lag ein Antrag vor, den Frauen in Accisefragen das Stimmrecht zu verleihen. Das Repräsentanten haus nahm denn auch diesen Vorschlag ohne viel Murren an und in den Blättern, von denen jetzt, weil es gerade zur Mode zu gehören scheint, eine große Zahl weiber rechtlich angehaucht sind, wurde Langes und Breites über die Weisheit dieses Beschlusses philosophirt. „Die Frauen", sagt man, „nehmen mit Recht das größte Interesse an der Regelung des Verkaufs berauschender Getränke, weil sie am meisten unter der Trunksucht ihrer Männer leiden. Mit Recht giebt man daher in Connec ticut (wo das „Local-Optionsgesetz" in Krast ist) den Frauen die Erlaubniß, dabei mitzustimmen, ob in einem Bezirke Trinklocale geduldet werden sollen oder nicht." Es ist wunderbar, daß der Senat des Staates Connecticut die Richtigkeit dieser Folgerung nicht ein- seheu konnte und mit bedeutender Majorität den An trag verwarf. Aber es will uns scheinen, als habe er damit den Frauen ein größere- Compllinent gemacht, als alle die Körperschaften, welche den Wünschen der Damen so bereitwillig Folge leisteten. Es müßte allerdings um die Anziehungskraft unserer Damenwelt sehr schlecht stehen, wenn sie des gesetzlichen Zwanges bedürfte, die Männer von den Kneipen fern zu halten. Die Frauen, welche jetzt nicht dringend genug die Unterdrückung des Verkaufs berauschender Getränke bisürworten können, „damit die Männer wieder ihren Stückes nicht eben genau zu nehmen und die seltsam sten Voraussetzungen gelten zu lassen, erleichtert ihnen allen Anfang und noch mehr das Weiterbauen auf dieser willkürlichen Grundlage recht sehr. Eine solche Methode herrscht sogar im Lustspiel, minder verletzend ist sie im Schwank, mit dem es Franz v. Schönthan dies Mal zu thun hat. Er hat bei dieser Leistung ver söhnt das bunte Wirrwarr der Situationen, das er bietet durch manche srische Einfälle und gesunde Be merkung, wenn dergleichen Naturalismus auch nicht immer mit feinem Geschmack dargebracht ist. Dem Stücke, das Hr- Regisseur Richelsen um sichtig einstudlrt hatte, kam eine muntere Darstellung sehr zu Gute. Nicht das Wenigste trug dazu auch die plötzlich wieder hervortretende Betheiligung von Frl. Klinkhammer an den jugendlichen naiven Rollen bei, denen sie selbstverständlich mehr natürliche Wirkung abzugewinnen vermag, als unser übriger, im Talente zuweilen recht fragwürdiger junger Theaterzuwachs. DaS zeigte sich auch in dieser Partie deS Fränzchen. Realistisch richtige Töne schlug seiner Frl. Löffler als Bauernmagd an. Frl. Guinand, Frau Wolfs und die Herren Richelsen, Bauer, Matkowsky, Büller und Löber beschäftigten sich mit den übrigen Rollen, von denen nicht mehr zu sagen ist, als bereit» auf dem Theaterzettel steht. O. B. „Mit Dank zurückgrstellt." Unter diesen, für viele davon betroffene Autoren so niederschlagrnden Worten bringt nach interessanten englischen Vorlagen die „W. Abdp." eine Zusammen stellung merkwürdiger Fälle au» der Welt der eng- Familien zurückgegeben würden ic. rc.", erklären ein fach, daß die große Mehrzahl unserer Frauen nicht im Stande ist, ein Heim so anziehend zu machen, daß der Mann dort und nicht in der Kneipe seine Erholung sucht; die jungen Damen, welche Karten, Tabak und berauschende Getränke für fo gefährliche Rivalen halten, daß sie durch Gesetze verbannt werden sollten, beweisen wenig Zutrauen auf den Zauber ihrer Erscheinung und das Fesselnde ihrer Unterhaltung. Vielleicht sollte man nicht so eifrig nach Zwangsmitteln fuchen, die Herrenwelt zu reformiren, sondern ein wenig in den eigenen Kreisen an der Reform arbeiten: vielleicht könnte man durch theilweiseS Eingehen auf die Wünsche der Männer mehr gewinnen, als durch Zwangsmaßregeln. Ein Mann, der so schwach ist, daß er nicht der Versuchung widerstehen kann, die in einem WirlhS- hausschilde liegt, ist gewiß nicht so schwer zu leiten, daß eine liebenswürdige kluge Frau keinen Einfluß auf ihn haben sollte. Wo Temperenzbewegungen populär werden, wo man, wie in Mame, eS sür nothwendig hält, die Temperenzgesetze bis auf die Prwathäuser auszudehnen, Jeden zu bestrafen, der innerhalb der eigenen vier Pfähle einen „Schwipps" bekommt, da muß das Familienleben, der Familienverkehr m Verfall gerathen sein, der sittlich veredelnde, sittenverfeinernde, erziehende und doch stets anziehende Verkehr mit Frauen ein unbekannter Factor >m socialen Leben sein. Gewiß sind die Männer nicht allein daran Schuld, wenn dem so ist, und noch sicherer wird man sie nicht zurück zwingen können, wenn man selbst zugesteht, man sei außer Stande, sie zurückzulocken. Es wäre viel besser, wenn die Damen, welche jetzt so eifrig für Frauen- rechte und Temperenzzwang kämpfen, ihre Zeit und Mühe darauf verwendeten, ihren jungen Schwestern die Künste zu lehren, das Haus und ihre Gesellschaft dauernd anziehender, als das WirthshauS und das Bierglas zu machen. Vielleicht wäre es klüger, wenn sie nicht so hartnäckig auf neuen Rechten beständen, sondern sich bemühten, die Vorrechte sich zu erhalten, welche ihnen als dem „schwächern" Geschlecht überall zugestanden werden. Wir sprechen gewiß nicht gegen die besonderen Rücksichten, welche man in der Gesell schaft überall gegen die Frauen nimmt; aber wir halten es für einen großen Fehler, wenn, wie jetzt zu häufig der Fall, die Legislaturen den Frauen, welche in den Comitazimmern und Lobbies für ihre Rechte kämpfen, Ausnahmestellungen gewähren und womöglich aus Höflichkeit, als ein Tribut der Liebenswürdigkeit, un sinnige Gesetze passiren oder wichtige Reformen ver zögern. Die Frau, welche sür Gleichstellung kämpft und Gesetzgebung in ihrem wirklichen oder vermeint Uchen Jmeiesse verlangt, geht der Sonderstellung ver lustig, und die Gesetzgeber haben kein Recht, sich durch irgend welche Nebenrücksichten leiten zu lassen." Tayesgeschichte. Dresden, 19. April. Der hiesige königl. bayrische Gesandte, Frhr. v. Gasser, ist nacheinemmehrtägigen, in Familienangelegenheiten in Bayern verbrachten Ur laude auf seinen Posten zurückgekehrt. * Berlin, 18. April. Ihre Majestät die Kaiserin begiebt sich, der „Nat.-Ztg." zufolge, zum Gebrauch der Molkencur am 26. d. Mts. nach Baden-Baden und siedelt später nach Cobleuz über. — Der Ankunft Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der Frau Kron prinzessin im neuen Palais bei Potsdam wird in der zweiten Maiwoche entgegengesehen. — Die ver einigten Ausschüsse des BundesratHS für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß desselben sür Justizwesen hielten gestern Sitzungen. — Der Reichskanzler hat dem Bundesrath eine Uebersicht des Standes der französischen Kriegs kostenentschädigung vorgelegt. Die Gesammtein- lischen Literatur der Presse und des Buchhandels, welche die Verweigerung de- Abdrucks bei später schnell berühmt gewordenen Arbeiten constatiren. Diese räthsel- hasten Erscheinungen, die Mißlichkett und Schmierig keit des richtigen Urtheils über die Zeltgenossen- production beleuchtend, ließen sich aus der deutschen und französischen Literatur ansehnlich vermehren. Wir wählen hier nur von den englischen Mißgeschicken die srappantesten aus. Traurig erging es Thackeray und zwar gerade mit seinem Meisterwerke. „Vuuit^ tuir" war von vielen Verlegern zurückgewiesen worden, ehe der Roman endlich in Druck erschien, um alsbald eben so populär zu werden, wie cs „kickwiok" gewesen. Daß ein Werk von so viel pikantem Reize wie hohem Werthe dieses Geschick erfahren konnte, erscheint jetzt, wo sein Ruhm so jeststeht, beinahe unglaublich. Gar unzählige Male aber war „3anv „mit Dank zurückgestellt" wieder an den Psarrhof der BrontiäS zurückgelangt. Doch muß man auch sür die Manuscript- leser der Buchhändler einige Entschuldigungen gellen lassen. Es ist eigenthümlich, wie ganz anders sich etwas im Drucke als im Manuskripte liest. Der Redacteur der „Saturday Review" ließ daher bi- vor wenigen Jahren noch jeden Artikel, der ihm nur irgend eines Versuches werth erschien, in Druck setzen, ehe er über die Annahme oder Ablehnung entschied. Charles Lamb pflegte zu sagen, daß sich im Manu- scripte Alles schlecht lese, und Moore und Macaulay behaupteten, über ihre eigenen Arbeiten dann erst ein Urtheil zu gewinnen, wenn sie ihnen im Drucke vor lägen. Alexander Kinglake'S „Lütben", das seither, wie Lockhardt mit Recht ausstellt, der elastischen Lite ratur in England zugezählt wird, hatte so viele Zu-
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