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Dresdner Nachrichten : 02.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187604029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-02
- Monat1876-04
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.04.1876
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LU»». — Der Kaum einer et»- «»»lttaen rirtilzeile tollet !»» Pch'. »inoejan», »W geile s>) P,»e Eine chiuanUe sUr »»» «ächfttaaia« Lrschli» «u ber Jnierate wir» »tcht gegeden. >u»w!lrtite tlnnoneen» «asiräoc von uni u»be« tonnten Nirmen und Per sonen tuleriren wir nur »e >«n P r ti n u m e r o n d o» gahtuno durch Briet» martea »der Poftetnrah- tu»o. Acht Silben kosten IS Pchr. Inlerate tür die Montag»«Numwe« »»er noch einem sttei»«»» »ie Vellitkilk Sil Pjge. Rr. 93. Einnndzwanzinster Jahrgang. Mitredacteur: vr. Li»»» Für daö Feuilleton: LK»rto»»ii». Dresden, Sonntag, 2. April 1876. Politische-. „Der wack're Schwabe forcht sich nit." Herr v. Mittnacht hat tn der würtembergischen Kammer den alten Ruf der Tapferkeit der Schwaben, die des Reiches Sturmfahne trugen, wieder bewährt. Cr fand bezüglich des Rcichseisenbahnprojectcs das richtige Wort, dem die mannhafte That nicht fehlen wird. Würtemberg bewegt sich mit Baiern und Sachsen auf gleicher Linie. DaS ist eine erfreuliche Thatsache. Herr v.'Mittnacht aber drückt sich gegenüber dem BiS- marck'schen Eisenbahnproject zwar nicht provocirend, was nur thöricht wäre, aber entschlossen und unzweideutig aus. Nichts von jenem beschwörenden Bitten, die Kammer möge um Himmelswillen wieder einschlafen, aber ja nicht schnarchen, um nicht gewisse "Nerven an der Spree zu reizen. Sondern dis muthige Sprache eines Mannes, der die gute Sache seines Landes und Fürsten führt, und dem es deshalb nicht gleich an den Kragen geht. Besonders werth voll sind einige Erklärungen, d:e wir in der sächsischen Kammer ver mißten: einmal, daß die Verwirklichung des EisenbahnprojectcS eine Veränderung der Neichsverfassung ist ; sodann, daß die würtember- gische Regierung nichts ohne ihren Landtag thun will; endlich, daß Bismarck nicht, wie er erst zugesagt, dem Bundesrathe Vorschläge über Reform des Eisenbahnwesens auf Grund der Enquete über das Eisenbahnwesen unterbreitet hat, sondern plötzlich durch Vermit telung des preußischen Landtages seinen Willen durchzusctzen strebt. Bismarck handelt offenbar nach Mittnacht'sAngaben nicht als deut scher Reichskanzler, sondern bloS als preußischer Minister. Ihm stehen die preußischen Particularinteressen über den allgemein deut schen. Letzteres ist wohl zu beachten. Die Mittnacht'sche Ausfüh rung, daß Preußen seine Macht nicht mißbrauchen werde, wird man in Berlin als feine Industrie recht wohl verstehen. Man kann die bekannte plumpe Drohung der Eisenbahnmotive nicht graziöser als mit dieser Ironie entwaffnen. Auch darin traf Herr v. Miltnacht den richtigen Standpunkt, daß er sich bereit erklärte, für Erlaß eines einheitlichen Transportgesetzes mitzuwirken. Unter den Erklärungen der leitenden Minister der Mittelstaaten ist die Mittnacht'sche die ge diegenste, in ihrer schlichten Einfachheit festeste. Sie beleidigt nicht in Berlin wie die grobe bairische, sie wird nicht ignorirt wie die überängstlich sächsische, und sie ivchrt sich gegen den preußischen ParticulariSmuS nicht mittelst des schwächeren dairischen und säch sischen, sondern mittelst des gesammtdeutschen und darum stärkeren Patriotismus, Fast gleichzeitig discutirte man in Preußen die Eisenbahnfrage. Der Staat Preußen will der Hallo-Sorau-Gubener Bahn die Prio ritäts-Anleihen bis auf Höhe von 29,730,000 M. garantircn. Diese Bahn ist eine der nichtswürdigsten Schöpfungen der Gründungs-Periode. An der Spitze dieses bankerotten Unterneh mens steht einer der reichsten Granden Preußens, der Herzog von Ujest, der bekanntlich als Gehilfe Stroußbergs einer der Matadore der rumänischen Eisenbahnen ist. Wie Lasker diese Woche in, Abge ordnetenhause erzählte, ist s Z. bei der Halle-Sorau-Gubener Bahn mit der Zeichnung der Aktien ein förmlicher Handel betrieben wor den, Agenten wurden im Lande ausgesandt und einer der ange sehensten Männer Preußens zeichnete gegen einen Revers Aktien im Werth von 400,000 Thlr., ohne jemals ein Stück der Aktien vor Augen zu bekommen. Dieser angesehene Mann ist der kürzlich zuin deutschen Botschafter in Wien ernannte Präsident des Herrenhauses, Graf Otto zu Stolberg-Wermgerode, der dem Herzog von Ujest zu Liebe diese kleine Scheinzeichnung vorgcnommen hat. Nun stritt man sich im preußischen Abgeordnetenhaus darüber, ob der Staat Preußen dieser faulen Bahn bloS die Zinsen garantircn oder sie zum Concurs kommen lassen solle. Diese Frage hat auch für Sachsen einiges Interesse Ein Redner im Abgeordnetenhaus«: sprach näm lich von der Möglichkeit, daß, wenn die Hallc-Sorau-Gubcn zum Concurse käme, dann die königl sächs. Negierung als Käuferin auf- trcten könne. In der That verleiht der Besitz dieser Bahn eine ziemliche Macht. Preußen kann einen großen Thcil der Güter, die aus Ruß land und Schlesien nach dem Rheine gehen und welche jetzt den Weg durch Sachsen wählen, vermittelst Halle-Sorau-Guben uns längs unserer ganzen Nordgrenze, an der Nase vorüber verfrachten. Das ist so einer der Hebel, mit welchen Preußen nach dem Scheitern sei nes Projekts die andern deutschen Staaten zwingen zu wollen droht und die ihm nur das starke deutsche Reich entwinden kann, näm lich mit Hilfe eines TranSportgesctzes, das den Grundsatz ausspricht, daß bei Gütern immer der kürzeste Weg zu wählen und daß beim Transport des nämlichen Gutes unter gleichen Modalitäten in allen Verkehren der nämliche Frachtsatz berechnet werde. Denn daß Sachsen die Halle-Sorau-Gubener Bahn ankauft, wird Niemand anrathen. Kommen wir doch mit dem Ankauf der inländischen Aeipzig-Dresdncr Bahn nur sehr schwer zu Stande. Ach hätte unser sächsischer Diöraeli nach dem Einsturze der Riesaer Brücke auf den Börsen zu Berlin und Frankfurt rasch einige hundert Aktien Leipzig-Dresdner Bahn angekauft (was unter dem frischen Ein drücke des Schreckens möglich war), so hätte sich die Mehrheit auf der Generalversammlung für den von Richard Schanz mit so ancr- kennenSwerther Wärme empfohlenen Verkauf erklärt. Locales uvd Sächsisches. — Mit den Beschlüssen der Generalversammlung der Leip zig-Dresdner Bahn ist die Frage des Ankaufes derselben nicht abgethan. Vielmehr berathen jetzt die Finanzdcputationen beider Kammern im Verein mit der Negierung über diese Beschlüsse, und eS ist sehr wohl möglich, daß noch eine Vereinbarung auf diesem Landtage zu Stande kommt. Da die Verhandlungen regierungs seitig mit größter DiScretion erfolgen, wird das „Leipz. Tagebl." dar bekanntlich anderswoher inspirirt ist, sehr bald nähere Details bringen» 1 — Die fruchtbaren Folgen für die Pflanzenwelt, welche die mehrtägige milde Temperatur hervorgerufen hat, zeigen sich in überraschend schneller Weise. Schon vorgestern konnte man an ein zelnen Aepselbäumen in der Nähe von Gruna die dem Aufblühen nahen weißen Knospen wahrnehmcn. — Ein Leipziger schreibt unS: Der in der Nummer 90 Ihres Blattes angeführte Zweck des Bürgermeisters Koch (einen Oberbürgermeister giebt es in Leipzig nicht) ist durchaus nicht der für die Reise desselben nach Berlin maßgebende gewesen. Die Audienz bei dem Kronprinzen in Berlin galt vielmehr der Errich tung des SiegesdenkmaleS in Leipzig und der Einholung der Genehmigung, die Personen des Kaisers, des Kronprinzen u. A. m. auf dem projectirten Monumente anzubringcn. AuS gleicher Ver anlassung ist auch am 30. v. Nt. Herr Bürgermeister Koch mit dem Vicebürgermeister vr. Georgi und den Stadtverordneten vr. Tröndlin und Götz nach Berlin gefahren. — Eine That, wie sie mit Rücksicht auf die Person ihres Ur hebers wohl selten vorgekommen sein mag, ist vorgestern Abend gegen 9 Uhr hier versucht, zum Glück aber noch abgewendet worden, und zwar ein Raubmord, versucht von einem 20 Jahre alten Mädchen an einem 56-jährigen Manne, dem Geschäftsführer G. Gerschrl in dem Schnittivaarengeschäfte von M. Gerschel am Johannesplatz. Das fragliche Mädchen, Marie Perzgall mit Namen, aus HoSke bei Wittichcnau gebürtig, und Stieftochter eines hiesigen durchaus un bescholtenen Mannes, dient bei einer Eorsetfabrikantin in der Pirnai sche» Vorstadt, hat öferS in dem Gcrschel'schen Geschäft gekauft, soll sogar noch eine Schuld von einigen Mark für entnommene Waaren daselbst haben, und ist deshalb mit der Geschäftülocalität und den Gewohnheiten des daselbst zumeist allein anwesenden 56-jährigen Gerschel wohl vertraut. Zur angegebenen Zeit am vorgestrigen Abend erschien sie nun in dem mehrerwähntcn Geschäft, fand den alten Gerschel allein anwesend und verlangte von demselben ein Paar Manschetten; während nun der alte Mann sich herumdrehte, um das Verlangte auü einem Kasten herauszunchmen, trat daS Mädchen an ihn heran und versetzte ihm mit dem Küchenbeil ihrer Dienstherrschaft, welches sie unter ihrer Schürze verborgen hatte, einen kräftigen Schlag an den Kopf in die Gegend der linken Schläfe. Der Hieb war aber doch nicht stark genug, um den Geschlagenen stumm zu machen, derselbe schrie vielmehr laut um Hilfe, wodurch mehrere Leute herbeigelockt wurden, darunter der Hausbesitzer, bei deren Annäherung das Mädchen entfloh, ohne dem Verwundeten noch etwas Weiteres zuzufügen. Der Letztere wurde sofort von einem im Hause wohnenden Arzt in Behandlung genommen und scheint der ihm versetzte Hieb für ihn zunächst weiter keine anderen Folgen gehabt zu haben, als daß er eine starke Beule davongetragen hat. Durch seine Angilben über die Urheberin der an ihm versuchten Gcwaltthat war es möglich, derselben noch vorgestern Abend habhaft zu werden und sie in Haft zu nehmen. Sie soll die That unum wunden eingestanden haben mit der Angabe, sie habe zu ihrer be vorstehenden Hochzeit Geld gebraucht. — Repertoire der Königl. Hoftheater. Altstadt Sonntag: Margarethe. (Ans. ^7 Uhr). — Montag: Die Jung frau von Orleans. lErm. Preise. Ans. ^/z7Uhr). — Dienstag: Der Troubadur. — Mittwoch: Die Grille. Fanchon: Frau Raabe, als Gast. Donnerstag: Die Folkunger. — Freitag: Eitronen, Der hüpfende Freier. — Neustadt- Sonntag: Sie schreibt an sich selbst. Die Hagestolzen. Julie, Margarethe: Fr. Raabe, a. G. - Dienstag: Wildfcuer. Neue: Fr. Raabe, a. G. — Donnerstag: Lieschen Wildcrmulh. Die Schwestern. (Neu einstud.) Elise, Gretchcn: Fr. Raabe, a. G. — Sonnabend: Der kleine Richelieu. Die Hagestolzen. Richelieu, Margarethe: Fr. Raabe, o. l G. — Ein schreckliches Unglück meldet die gestrige Nummer des Dr. Journals aus dem sächsischen Bergstädtchcn Altenberg. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend gegen 10 Uhr ist inmitten der genannten Stadt und zwar im feuergefährlichsten Theile der selben, im Gasthofe „zum Löwen" Feuer ausgebrochen. Binnen Kurzem standen 20 Häuser in Brand und gegen 1 Uhr begann die Kirche und die Faetorei zu brennen; sämmtliche Glocken auf beiden Thürmen sind dabei geschmolzen. Sonnabend gegen 10 Uhr war der Brand beendet. Dreißig Häuser liegen in Schutthaufen dar nieder; Flammen und Rauch steigen aber noch immer aus dem Trümmerhaufen einpor. Einige hundert Einwohner sind obdachlos und die Noth und Armuth natürlich auf das Höchste gestiegen. — Daö vor dem Altstädtcr Nathhause und der Löwenapothcke vorhandene Asphalttrottoir, welches trotz vieler Ausbesserungen dem starken Personenverkehr nicht zu widerstehen vermochte, soll durch ein Cementbetontrottoir ersetzt werden. Die Arbeiten hierzu haben in der vergangenen Nacht begonnen und werden im Laufe des Sonntages beendet werden. Der Sonntag ist deshalb zur Ausfüh rung dieser Trottoirumänderung gewählt worden, weil er der einzige Tag der Woche ist, wy es nicht bedenklich erscheint, daS Publikum auf die Fahrstraße des AltmarktcS zu verweisen. - Die wohl manchem unserer Leser bekannte alte „Napole- onS-Linde" im Nittergutspark von Wachau bei Leipzig hat der letzte große Sturm auch zerstört. Nur noch ein Stumpf von dem alten schönen Baum ist übrig geblieben. — Gestern früh wurdevon derPolizci gegen zwei Leute, welche am Fischhosplatz gewohnt haben, und von) welchen der Eine Handels mann, der AndereTischler ist, wegen Falschmünzereiversuchs vorgegangcn, und sind dieselben, nachdem in ihrem Besitze die Form und eine Partie Material. Zinn, aus welchem sie die Falsifikate, Markstücke, herzustcllcn gedachten, vorgefunden worden waren, ver haftet worden. Soweit wir unterrichtet sind, ist die Sache, wie schon erwähnt, noch im Stadium des Versuchs gewesen und bereits herge stellte Falsifikate noch nicht in den Verkehr gelangt. — L a n b t a g. Die allgemeine Debatte der I. Kr. über da» Gesetz betreffs ber höheren Unterricht-an st alten leitete der Referent vx. KebischststL! M einem kurzen ResumS ein, wor aus v. d. Planitz betonte, daß daö CultuSmlnIstcrium sich durch diese Vorlage ein andcrn-citcd großes Verdienst um unser Untcr- richtöweicn erworben. Ja, cö bringe einGcsühl patriotischer Ge- nugthuung hervor, daß unsere Regierung die erste in Deutschland iel, welche die schwere Materie bearbeitet habe. Gern möchte er Beruhigung darüber haben, baß in den Gymnasien, Realschulen und Seminaren die Schüler nicht mit häuölichcnAufgaben über bürdet wurden. Auch v. Metzsch giebt der Ucberzcuguna Aus druck, daß daö Gesetz zum Gedeihen und Auidliihcn der llntcr- richwanstaltcn beitragen werde, und ill der Deputation besonders dankbar daiür, daß sie daö Gesetz durch Hercinzlehung dcS sittlich- religiösen Elementes, die Erziehung, vervollständigt habe, umso mehr, alö eö ln letzterer Beziehung in den Volksschulen nicht gut zugche. Im Gegensatz zu diesen beiden Rednern kann sich Su perintendent I)i-.Le ch l er nicht zu derselben Freudigkeit erheben; er hat noch Bcdenkcn. Der Entwurf sei nicht erschöpfend, eine Anzahl Vcstlmmnngen sei nicht nöthig oder verfrüht. Gymnasien und Realschulen bezweckten allgemeine Bildung. Lehrer- undLch- rerinnen-Seminarc Fachbildung, gehören also nicht zusammen. Viele Dinge leien schon durch Verordnungen geregelt, wir brauch, te» daher keine gesetzliche Regulirung. Man solle doch der freien Entwickelung keine Schranken setzen. Vor Allem seien die Real schule» zweiter Ordnung zu neu. um sür sie Gesetze -u machen. Hauöministcr v Fatkenstetn ist zwar früher gegen Vorlegung eineö solchen Gesetzes gewesen, sreut sich aber doch über den Ge setzentwurf, der doch einmal von etwas Anderem handle a>S von Geld und Eisenbahnen und in den „richtigen Kulturkampf" führe. Allein auch dieser Redner hat Zweifel und zwar ist ihm der ein zige „Haken" daö Wort: Gesetz. Man hemme durch ein solches die lrete Entwickelung der verschiedenen Anstalten. Erwiesen sich nun einzelne Bestimmungen a ö unyraktiich. so erschwere rS sich die Regierung, den Fehler bald wieder gut zu machen. Da be sonders bezüglich der Realschulen viele Fragen noch unentschieden, wären Regulative und Verordnungen am Platze. Warum um fasse daS Gesetz nicht auch das Polytechnikum? Daö EultuS-Mi» nistcrillm sei setzt so recht ein Unterrichtsministerium und ihm möglichst alle Unterrichts mstaltcn, die Akademien zu Tharandt und Frcibcrg. Gewerbe- und Handelsschulen rc. zu unterstellen. Minister v. Gerber: Zwischen der irühercn Erklärung der Re gierung, keine Vorlage machen zu wollen, und jetzt lägen schwer wiegende Momente, welche den Entschluß geändert hätten. DaS Volköschulgeictz sei erlassen und bei demThcitbau könne man nicht stchcn Vlcibcn. Der Etat sür Gymnasien, Realschulen und Se minare sei verdreifacht und da sei cd constitulionelie Pflicht der Negierung, aus gesetzlicher Grundlage zu sichen. Eine Summe von Erscheinungen läge vor. ES seien so viele Realschulen zweiter Ordnung entstanden, daß eine gesetzliche Regulirung nolhwcndig geworden, denn bei Bcurtbcilung der vielen erhobenen Untcr- itnhungSanlyrüche wolle die Regierung nicht den Vorwurs der Wiltkürlichkeit tragen. Dem Superintendenten 1)r. Lechlcr, der seinem Unmuts) über den Entwurf Auödruck gegeben, entgegne er, daß daö Gesetz nicht aus Experimente ausgche. sondern das Alte, Bewährte zusaminenfasse. vx. Lc.tiler möge daher den Vorwurs der Geictzmachercl an anderen Stellen anbrlngcn, aber hier nicht; in einer ganzen Reihe ton Gemeinden sei die Erlstenz von Realschulen 2. Ordnung vollständig gesichert, nicht bloS im Fluß. Der Entwurf sei eine Selbstvcschräntung der Regierung, erwidere er Herrn v. Falkenstein. durch Ausgabe der Freiheit der Regulative. Liber cS seien eben im Entwürfe die Punkte unterschieden, welche noch in Fluß und welche in feste Form gegossen werdcn sollen. Regulative würden abcr ohnedies auch künftig noch notbwcndig sein; die jetzigen seien nicht stimmt- lich aufgehoben. Er betone, daß der Entwurf gerade den Zweck habe, unv vor der Masse der andrängendcn päbageglschen Fra gen zu retten. Für die Universität könne man dergleichen Ge setze lischt geben, sic sei ein Unlcum, eine nun clnmat vorhandene großartige Anstalt, die. aus cerporativcr Autonomie entstanden, frei gewachsen zum schattigen Baum; diese Autonomie zu hem me», würde gesetzgeberisch nicht weise sc in. DaS Polytechnikum, daö demnächst unter tcm Eultuoministcrium sichen werte, taffe er aut alö eine technische Akademie, die nur in der Universität ein Analogon habe. Davon seien die Berg-Akademie. Forst- Akadcmie, Gewerbeschulen rc. ganz verschieden, das seien Fach anstalten. Die im Gesetzentwurf betroffenen Institute seien zwar verschieden, allein sic llättcn auch ihr Gemeinsames und daö solle getroffen werken. Für die erforderliche Körperbewegung der Zöglinge in den betreffenden Anstalten, soweit sie Internat, sei gesorgt. So der Minister, dessen Vorlrag ein glänzender war und um so tiefer wirkte, als der Rcdner mchr alö gewöhnlich einen fette» Ton anschlug. Ihm folgte Prof. vo. F-ricke. Er be grüßte die Vorlage mit um so größerer Freude, als die Regierung hier vor ganz Deutschland di: Initiative ergriffen habe, waö in Sachsen nicht häufig verkomme. Er fordere für die betreffenden Schulen, daß die höhere Bildung nicht bloö lnkcllcetncll auf Intelligenz gerichtet sei. sondern daß auch der sittlich-religiöse Moment stärker hervortrctc. Statt der Realschulen s. Ordnung, die Fachschulen seien, möchte er lieber höheren Volksschulen Unterstützung gewähren, welche deutsche Bildung und Erziehung förderten. Das Gesetz bade aber doch eine Lücke. cS sel^dattn nichts über den Rellgionö-Unterrlcht der Dissidenten, KathSttkcn, Juden rc. vorgesehen; d.iö müsse ergänzt werten. Supcrint. vr. Lechlcr versichert, daß er aus „Uimiulh" nicht gesprochen, sondern daß ihn sein Gewissen gedrängt habe, seinen Bedenken Ausdruck zu geben, worauf Minister v. Gerber entgegnet, er gestehe zu. lmß Lechlcr die Vorlage sorgfältig geprüft, aber daS Produkt dieser Prüfung sei „Unmuth" gewesen. Die von Fricke gefundene Lücke erlstirc nicht, daiür sorgten die früheren Bestim mungen, deren Slusrcchtcrhaltuug er beantragen werde. Die allgemeine Debatte wurde hier geschloffen und nach dem Schluß wort dcö Referenten, in welchem derselbe die ausgetauchten Bedenken, besonders die vr. Lcchicr'S, ebenfalls widerlegte, die Specialberathmig vertagt. — Vor wenig Tagen bat in unserer Stadt die Taufe eines KindcS unter Umständen stattgcfundcn. die ein grcllcö Licht aui den Geist werfen, In welchem Geistliche Reichs- und Lantes- gcsctz über die E IvilstandSrcgister auffassen. Vor wenig Wochen schloß vor dem Etankcöbcamtcn ein b'eiigerSchenkwirts) mit seiner Verlobte» die Ehe. Alö nun kurze Zelt daraus die Hebamme bei dein betreffenden Pfarramt die kirchliche Taufe dcS der jungen Eivllcbe entsprossenen KindcS anmeldete, ließ der Psarrcr den Herr» Schenkwirth zu sich bitten, um mit ihm wegen der kirchlichen Trauung Rücksprache zu nehmen, ohne daß indeß der Betreffende Folge leistete. ES kam die Stunde der Taufe teS KindcS lm Hause der Eltern. Die Tauizcugcn waren versam melt und der Herr Pastor selbst erschien zur Vollziehung des Werkes. Sofort nach seinem Eintritt tn die Stube wandte sich der Geistliche an den Vater dcö Klnteö mit dem Ansinnen, letzt doch gleich vor der Tanie erst die kirchliche Trauung vorzune' men, waS jedoch von dem Betreffenden mit dein Bemerken o' lehnt wurde, daß er den Geistlichen für setzt nur zur Tan' luna »rLeten habe. AIS ber Pastor von Neuem tn ihn :nurrr rr,unwIMa. derlei sich am daö Lidiledrgesst» v-
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