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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-05
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1884
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"" Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. 8 rö artton uoö (trPe-ttioa IohanueSgaffe 3S. Aprechftundrn der Uedaction: Vormittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. klitt» »ML««»« «i»»«i»ndier Momilcript« ««cht «ch dt« »k»«c<i«» nicht »«rdradUch. V«»«h«« »er für die nSchstfolge«»« Rümmer drfttmmten Inserate an Wachentagen bis S Uhr Nachmittag», an Sann- und Festtagen früh bis ,,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: Otto Ulemm, UniversitStSstrabe 31, Lanis Lösche, Katharinnistraße 18, p. nur bi» '/.» Uhr. WpMer Tllgtblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 18,6V«. ^bonnementspreis oiertelj. 4'/» Kl fl. incl. Bringrrlohn 5 Mk., durch die Post bcrogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt ahne Postbesürderuilg 39 Mt Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltcne Petitzeile 20 Pf. Gchrister Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffcrnsatz nach höherm Taris. Lerlamru unterem Ne-arüonsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet» an die tiAmbition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ziniellunwramlo oder durch P.st- nachnahme. ^- 249. Freitag ven 6. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. . Bekanntmachung. Da» 25. Stück des diesjährigen ReichSgesetzblatteS ist bei un« eingegangen und wird btS zum LS. September dieses JahreS auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1564. Bekanntmachung, betreffend den Berkehr mit Erzeugnissen und Gcräthschasten deS Weinbaues m den deutsch.schweizerischen Grenzbezirkcn. Bom 24. August 1884. Leipzig, den 1. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumm vr. Georgi. biegel. Bekanntmachung, die RetchStagSwahl betreffend. Behuf- Ausstellung der Reichstag-Wahllisten werden in den nächsten Tagen in die einzelnen Grundstücke der Stadt von un-Fragebogen gesendet werden, in welche alle die jenigen hier wesentlich wohnhaften, wenn auch vorübergehend abwesenden männlichen Personen mit Vor- und Zunamen nach Stand und Gewerbe einzuzeichnen sind, welche da- 25. Lebensjahr erfüllt haben und Angehörige de- Deutschen Reiche- sind. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter haben diese Frage bogen den Abmiethern, letztere aber ihren etwaigen After- miethern zuzustellen; die Fragebogen sind genau nach der denselben vorgedruckten Anweisung auLzusüllen und bei Ver meidung von 10 Geld- beziehentlich entsprechender Hast- strafe längsten- binnen 2 Tagen, vom Tage der Zusendung an gerechnet, von 8—12 Uhr Vormittags und von 2—6 Uhr Nachmittag- entweder im hiesigen Meldeamt I. Ab theilung (Einwohnerbureau) ReichSstrasie SS/S4 oder in den Meldestellen der Polizeiwachen von den HauSeigeuthümern oder deren Stellvertretern persönlich oder durch Beauftragte, welche über die Hausbewohner genaue Auskunft zu ertheilen vermögen, abzugeben. Jeder Wähler bat sich übrigen» nur in den Fragebogen de» Hauses, in welchem er wohnt, einzutragen. Leipzig, den 4. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. N. Bekanntmachung. Im Anschlüsse an eine anher ergangene Beiordnung der Königlichen Kreishauptniannschaft zu Leipzig, betreffend'Vor sichtsmaßregeln zur Verhütung einer Einschleppung der Asiatischen Cholera, verordne» wir und machen hierdurch Alle diejenigen, welche eS angcht, darauf besonders aufmerksam, dag die Abortgruben und Pissoirs in Anlagen, die, wie auf Eisenbahnstationen, in Gasthäusern und Restaurationen dem öffentlichen Verkehre zugänglich sind, ingleichen in Schulen, Herbergen, Logir- und Kosthäusern, Massenquartieren. Fabriken und gewerblichen Anlagen und dergleichen öfter» gehörig deS- inficirt werden müssen. Als zweckmäßigste- DeSinfectionSmittel wird eine Mischung von 1 Theil roher, flüssiger Carbolfäure und 9 Theilen Wasser empfohlen. Die Organe unserer Wohlfahrt-Polizei haben wir an gewiesen. streng darüber zu wachen, daß dieser Vorschrift allenthalben nachgekommen wird. Zu diesem Zwecke ist den mit der Ueberwachung beauf tragten Beamten der Zutritt zu den gedachten Oertlichkeiten unweigerlich zu gestatten. Wir geben uns der Erwartung hin, daß Alle, die eS an gehl, in Erkenntniß der Wichtigkeit dieser Anordnung für da» allgemeine Beste derselben gehörig Nachkommen werden, behalten un« aber für den unerwarteten Fall nicht allseitigcr gehöriger Beachtung derselben weitere Maßregeln gegen die Säumigen vor. Leipzig, den 28. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Schecker. Bekanntmachung. An die sämmtlichen Aerzte hiesiger Stadt richten wir Angesicht- der nicht ausgeschlossenen Möglichkeit einer Ver schleppung der Cholera nach Deutschland, da eS für die Medicinalpolizei von höchster Wichtigkeit ist. von jedem cholera artigen und choleraähnlichen Erkrankungsfalle so schnell als möglich Kenntniß zu erhalten, um schleunigst die erforderlichen Schuhmaßregeln Vorkehren zu können, da- dringende Ersuchen, un- eventuell von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Er- krankungSfalle der gedachten Art, insbesondere bei Erwac unverzüglich in Kenntniß setzen. Leipzig, am 28. Augu» 1884. Der Rats I)r. Georgi. Schrcker Erwachsenen, )er Rath der Stadt Leipzig. Schicker. Bekanntmachung. Aus Antrag der Erben des verstorbenen Stadtkoch» Earl LouiS Leopold Ltndemann in Leipzig soll da» denselben gehöriqe, hier in dem Gewandgäßchen unter Nr. 2 gelegene Hau-grundstück Fol. 61 de« Grund- und Hypothekenbuches für die Stadt Leipzig, welches am 30. Mai d. I. auf S8.4V0 ^ gewürdert worden ist, freiwillig versteigert werden. Hierzu ist »er 23. September ». I. 11 Uhr vormitta,« al» Bietungstcrmin. der a» hiesiger Amtsgericht-stelle, PeterSsteinweg Nr. 56. Bureau Nr. 88 Part., abgchalten werden soll, anberaumt worden, was unter Bezugnahme aus den am Gerichtsbrete au»- hingenden Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, am 3. September 1884. Königliche» Amt»gericht V., 3. Schenkel. ^ v«lk»ar»»«rs »et Leipzig, «»fl- «n» virh««rtt zn v»lk»«r»»«rs »et Leipzig ««»tag. »e« 8. Srptem»rr ». I. EtiH»>el» »tr» nicht erhoben. Der Gemeinberath. Lehmann. X Bekanntmachung, die Rückzahlung der städvtschen Anleihe von» Jahre 18«8 betreffend. Unter Bezugnahme auf unsere, die 4'/,°/» städtische An- Jahre 18s ' leihe vom Jahre 1568 betreffende Bekanntmachung vom gebohrt wurden, vis ^ bölzernc 11. März 1869 (vgl. Nr. 73 de- Leipziger Tageblattes und -Werst gebaute Panzercorvelte Kampf unbrauchbar Nr. 62 der Leipziger Zeitung vom Jahre 1869) kündige» wir hiermit unter Zustimmung der Stadtverordnete» und mit Genehmigung der Königlichen Mmistcrien de- Innern und der Finanzen de» noch nickt getilgten Betrag dieser Anleihe für de» 81. December 1884. Die Rückzahlung erfolgt nach dem Nennwert!) der Schuld scheine gegen Rückgabe der letzteren, der dazu gehörigen ZinS- jeisien und der »och nicht fälligen ZinSscheine bei unserer Stadtcasse (RalhhauS, I. Etage, Nr. 3). Von Lcmsetben Tage ab findet eine weitere Verzinsung de- HauptstammcS nicht mehr statt. Gleichzeitig stellen wir denjenigen Inhabern von Schuld scheinen der vorstehend gekündigte» Anleihe vom Jahre 1568, welche dieselben gegen Schuldscheine der neuen städtischen 4°/, Anleibe von 15 Millionen Mark (vgl. Bekanntmachung vom 15. Mai 1884, Leipziger Zeitung Nr. 116 und Leipziger Nachrichten Nr. 138) umzutauschcn wünschen, den entsprechen den Betrag in AppointS der letzteren bis zu den» 81. De cember d. I. al pari zur Verfügung. Der Umtausch wird ebenfalls bei unserer Stadtcasse be wirkt und kann bereits srüher, und zwar vom 1. September I. an erfolgen. In diesem Falle haben die Inhaber der umzutauschende» 1868er Anleihescheine den am 31. December d. I. fälligen Zinöcoupon ihrer Scheine zurückzubebatten, dagegen die cin- getauschten Sckrine der 4"/« Anleihe von 1884 sammt Zins- leisten und ZinSscheinen. abzüglich deS ebenfalls am 31. De cember d. I. fälligen Coupons in Empfang zu nehmen. Leipzig, den 14. Juni 1884. Der Rath der Stadt I)r. r Stadt Leipzig. Georgi. Hentschel. vacante Bltrgeruttiüerüclle in Zerbst. Die Vürgrrmeisterftclle in hiesiger Stadt wird wegen Pensio- niruna des jetzigen Inhaber- mit dem 1. October d. I. vacant und soll möglichst bald ne» besetzt werden. Mit dem Amte sind ein pensionSbcrechkigteS jährliche» Einkommen von 4500 und ca. 600 Nebeneinnahmrn verbunden. Bewerber, welche den Nachweis der Befähigung für da» Richter amt oder für den höheren Verwaltungsdienst zu sühreu haben, werden ersucht, sich unter Einreichung ihrer Zeugnisse bis 2V. September o. bei dem Unterzeichneten zu melden. Zerbst, den 30. August 1884. Sitzcnstock, Stadtvcrordnelen-Dorsteher. Nichtamtlicher Theil. Der Krieg in China. Zur See sind die Franzosen unbestritten siegreich, alle Städte Chinas, welche an der Küste liegen, sind de» Kanonen der französischen Flotte verfallen, wenn einmal der Entschluß der Beschießung feststeht, das hat der Fall von Fvutschvn un widerleglich bargethan; aber ob die Erfolge zu Lande den Operationen der Flotte entsprechen werde», bleibt abzuwarten. Die Chinesen sind, weit entfernt, durck die Zerstörung eines TheileS ihrer Flotte und des Arsenals und der Befestigungen von Foutsckou cntmutbigt zu sein, dadurch nur in ihrem Haß gegen Frankreich bestärkt und zur Fortsetzung des Kriegs mehr als je zuvor bereit. Für die Niederlage von Foutschon hat zunächst Li Hung Chang büßen müssen, man hat ihn seiner Würde als Viceköuig entkleidet und ihn dadurch de- ferneren Einflusses aus die Geschicke Chinas beraubt. Die französische Negierung war also vollständig un Jrrthum» als sie an nahm, daß Li Hu»g Chang ebenso schnell wieder zur Macht gelangen könne, wie er sie verloren habe. Die AmtSentsctzung deS einst so mächtigen Mannes ist auch nicht als ein Act der üblen Laune der jetzige» Machthaber anznsehcn, sondern hat. vom Standpunkte der Krieg-Partei betrachtet, ihre Berechtigung. Ten Bestrebungen deS ehemaligen VicckönigS von Petschili war eS zu verdanken, daß der Befehlshaber von Foutschon die französische Flotte an den Forts des Minfluffes unbehindert vorüberfahren ließ. Wäre Li Hung Chang auf Seiten der Mehrheit deS Tsung Li Namen gewesen, so würde Eourbet wahrscheinlich den Zugang zum Arsenal von Foutschon erst nach namhaften Verlusten erkämpft haben, wenn er eS überhaupt für ratbsam erachtet hätte, die Flotte der Gefahr auSzusetzen, am Rückzuge ins Meer verhindert zu werden. Wenn die Chinesen den Krieg mit Kraft und Ausdauer zu führen ent« schloffen sind, dann muß vor Allem Einigkeit unter den die Negierung bildenden Männern herrschen; diese Einigkeit wurde durch Li Hung Chang gestört, also mußte er auch beseitigt werden. Das ist jetzt geschehen und damit ist daS Haupt- hinderniß für eine energische Kriegführung aus dem Wege geräumt. Für die Absicht, den Krieg bis auf- Messer zu führen, spricht bei den Chinesen daS Verhalten, welche» sie nach dem Abzüge Courbet'S von Foutschon beobachten. Sie sind mit der Wiederherstellung der zerstörten Befestigungen beschäftigt und hatten die Pagode besetzt, welche den Zugang zur Stadt ver- theidigt. Wären die Cbinesen noch die Soldaten vcn ehedem, so würden sie nach den Kämpfen der letzten Augusttage von panischem Schrecken ergriffen in ko» Jnnere deS Landes geflüchtet sein und die Fort» in de». Zustande gelassen haben, in welchen sie durck die französischen Kugeln gebracht worden sind. Aber der Sieg Courbet'S ist keineswegs so vollständig gewesen, wie eS nach den sranzösischen SiegcStcpcschrii scheinen könnte. Sagt doch Conrbet in seiner Depesche aus Pic Aign an der Mündung de« MinflnffeS vom 29. August selbst: .Wir haben mittelst Schießbaumwolle die meisten Kanonen der Fort- ver nichtet. Bei einzelnen mußte ich daraus verzichten, da unsere Leute ohne jede denkbare Gegenwehr einem sehr starken M»S- ketenseuer au-gesctzt gewesen wären, welches durch chincsischc Reguläre, aus allen Anböhe» hinter den zerstörte» Fort» postirt. unterhalten wurdr." Bei dem Rückzüge an- dem Minfliiffe haben die Franzosen überhaupt nickt uiibeteutcntc Verluste erlitten. Admiral Conrbet girbt dieselbe» ans 51 Tvdte und Verwundete an; dazu kommen die Verluste vom 23. August mit 33 Todten und Verwundeten, da- macht zu sammen schon 84. Genauere Feststellungen iberten wahrschein- >«» di-,- Zch. -°K ist der Kessel eines Torpedoboote- lp ^ Verlust SM ist' «-t ", an Material ans ^ ^z ^ Grund LA"-«-«r: Werst gedauie , unbrauchbar Dschonken, die sur /inen rrnsth > Kanonenboote sind Xren. Die beide., m Eng and glücklich entkommen. u>>v s°ns'gem auchv^^ material besitzen die Ehmese ch 5 ^ Panzer. Bei den gesam.nte.. n v°r ^ außer Acht gelaffen werden, daß die chinesische ' den b" ?^"ba?"'Zi? w'ird'Ld Kr "Lligen^ Er a'hl.mg MZZMW erkennt schon auS den iveügestecktcn Grcii»e,i ver .. g welchen Werth sie haben. Die französischen Berichte spreck, von 2 bis 3000 gefallenen Chinesen. Wen» ( älmlick verhält wie mit den grinsten.^Ich- ^XV in^Allem^ die He.den.haten Courb-^S vom 23 bis z»,n 28. August auf di-Inflörung e.n-S wcrth- vollcn Arsenals und einer Anzahl chme,,scher SchM- und au Unbrauchbarmachung von etwa 50 Kanonen. DaS reicht dm > aber sicher nicht hin, um die Chinesen »um Fncde.'zu Zwtngeu oder ihnen auch nur die Neigung zu fernerem W-dersta de zu nehmen. Die Franzosen sehen das auch sehr wohl ein, wie aus der Mittheilung deS ossiciösen .Pari»" hervorgeht, nach welcher die Absenvu.ig einer Division frischer Truppen »ach China vorbereitet wird, bestehend auS 2500 Manu Mariue- truppen und 6000 Mann Linlemnsanterie. Mit den bl«her nach Lonkin gesandten Truppen würde das 15-20000 Mann ergeben, eine recht achtbare Zahl m Anbetracht er bisher errungenen Erfolge! In Peking ist durch Anschläge der Bevölkerung milge- lheilt, daß der Krieg gegen Frankreich erklärt sei; wenn also auch Kisker die formelle Kriegserklärung China« gegen Frank reich nicht erfolgt ist, so wird dadurch die ^.hatsache, vaß der Krieg im ganzen Sinne deS Worte» au-gebrochen ist. nicht geändert. Der Krieg wird demgemäß nicht durch die Flvttendemonjtrationeu de» Admiralö Conrbet ge ehrt und entschieden werden, sondern der Schwerpunkt der entscheidenden Kämpfe liegt in Tonkin, wohin die chinesischen Truppen von Nünnan und Kwangsi aus dem Marsche sind und bald eintrefsen werden. Der einstweilige OberbeschlSbaber in Tonkin ist an Stelle de» erkrankten General« Millot Briöre de l'JSle, aber eS besteht die Absicht, diesen General durch einen bereit» al« Führer großer Truppeiimaffen bewährten General zu ersetzen. Der Name des Generals Gallifct wurde bereit» genannt. Dieser Ccmmandowechscl in Tonkin hat in Pari« zu Streitigkeiten im Schoße der Regierung Anlaß gegeben, i» Folge deren der Kriegsminister (sampenon zurücktreten wolltr. ES sind da offenbar radikale Einflüsse thätig gewesen, weil die Frage aufgeworfen werden mußte, ob Angesichts der Erfahrungen von Langson die fernere Verwendung republikanischer Generale angezeigt erscheine oder nicht, vielmehr das Zurückgreisen aus monarchisch gesinnte Fübrer geboten sei, in denen der mili- tairische Geist unverfälscht geblieben. General Millot war der Günstling des Generals Thibaudin, und deshalb war seine Ernennung den Radikalen genehm; jetzt, da er zurück- berufen wird, kommen die alten Meinungsverschiedenheiten wieder zur Geltung, welche in inilitairischen Angelegenheiten schon so viel Unheil gestiftet haben. Die in Tonkin befindlichen Truppen werden wahrscheinlich in nächster Zeit mit den Chinesen handgemein werden, die Erfolge von Langson habe» den Muth derselben angefeuert, und wenn sie bei der gegenwärtigen für die Franzosen uner träglichen Hitze den Angriff mit großer Uebermacht erneuern, so könnte eS leicht kommen, daß die Franzosen eine Schlappe erleiden. Die Verträge mit den Anamitcn sind unter den gegenwärtigen Verbältniffen werthloS; denn eS versteht sich von selbst, vaß der neue Kaiser oder König von Anain die erste Gelegenheit benutzen wird, um daS verhaßte Joch der Franzosen abzuwersen. Hanoi und Hue möge» al« Verthei- digung-puncte in Betracht kommen, als Centren de« neu- erworbenen Besitze» wird man sie kaum betrachten können. Von der Besetzung LangsonS ist eS still geworden, die Fran zosen haben ihr Hauptquartier jetzt in Bacninh. In dieser Gegend werden sich also voraussichtlich die neusten Kämpfe abspiclcn, und es kann leicht kommen, daß die Chinesen, ihrer alten Taktik getreu, die Franzosen wieder in einen Hinterhalt locken und dort vernichte», wie e- bei Hanoi dem H.iiiptman» Niviöre und bei Langson dem Oberstlieutcnant Dligeune mit seinem famosen Stabschef Crütin ergangen ist. unsere Universitäten beherrsche und die besonders vom Fürsten BiSmarck aufs Energischste verfochtene m-i„n vreußische StaatSidee. Ter NvdbcrtuS"fche Socialstaat sei unvereinbar mit der christliches Weltanschauung. Fürst Bismarck betrachte die Socialresorm lediglich als einen staat liche». wirthschastlichen Act; er wolle dabei die Kirche nickt als u'nqebelenen Gast haben. Indem aber die Kirche in jeder Beziehung daS christliche Princip dec Unabhängigkeit und Freiheit der Personen hoch halte, hänge der Cutrur kamps zugleich zusammen mit der Lösung der ocialen Frage. Indem dciöCentrum gegenüber dem visiliarck-Ro'dbertuS'schen Socialstaate die pcr- önlichc Freiheit hochhatte, sei eS geradezu unentbehrlich i>» Reichstage, und die Wähler sollten dafür sorgen, das; eS in alter Stärke inS Parlament zuriickkchre." Das ist ein Programm, welches an Klarheit nichts zu wünschen übrig lLßt und bofsentlich auch verständlich für die „Kreuzzcitung", welche sich fortgesetzt bemüht, den alleinigen Beruf deö Centrures für die Uiilor- 'tützung der BiSmarck'schcn Socialresorm, nachzuwciscil. Hossentlick versteht sie auch, waS eS politisch bedeutet, wenn Winvthorst am Abend desselben Tages in einer fanatischen Kampsrede erklärte, cs gelte einen Kampf nicht nur für die kirchliche, sondern auch für die „bürgerliche Freiheit", denn beide seien nickt zu trennen. Die politischen Ideale der ..Krcuzzciiung" dürften eS schwerlich sein, Iras Ver CentromS- iihrer unter der „bürgerlichen Freiheit" versteht. Daß Windthorst der Gruben'schcil Rede attcstirte, sie sei hoch- bedeutsam, kann ihren Werth für die Beurthcilung der -olitischcn und socialpolitischcn Ziele der CentrumSpartei gewiß nicht vermindern. — Ein cigenthjjmlicheS Zusammen treffen ist es, daß gerade kürzlich ein liberale« Blatt, die „Nationalzcitnng", den Ultramontanen mit einem Artikel über die Berdieiistlichkeit ihrer socialen Agitation beispringt. Es ist gewiß schön, Verdienste auch beim Gegner anzuerkrnne», und wir wären die Letzten, dicS zu tadeln. Daß aber die ..Nationalzeitung" Uber den Pferdefuß der „propagandistischen klerikalen Tendenz", der dabei deutlich hervorschaut, freundlich den Maiitcl christlicher Nachsicht breites ist de» aufrichtigsten Dankes der „Germania" Werth, deren Freude wir begreifen» die Artikel am Tage der Amberger Versammlung wörtlich abdruckcn zu können. * In der am Montag Abend stattgefundenen „Geselligen Unterhaltung" de» Katholikentages hielt Windthorst sodann eine Ansprache, welcher wir folgende Stellen entnehmen: Tic Nationalliberalen wollen aus unsere Kosten Com- proiniff« schließen. Wir müssen sie deshalb unbarmherzig bekämpfen, wie sie uns bekämpfen. Unter keinen Umständen dürfen wir für einen Nationaltiberaleu eintreten. Wenn wir unverdrossen arbeiten, wenn wir den Nationalliberalen, die unS mit Füßen treten wollen» daS Concept verderben» wenn wir unsere Pflicht thun, dann ist der Sieg nicht fern. In Süvdeutschland müssen mindestens noch fünf bis sechs Sitze erobert werden. Wenn die Wahlen gut gehen, dann erlebe ich daS Ende de» Kampfes vielleicht noch. Der Sieg hängt zum guten Theil von Bayern ab. Windthorst sprach ziemlich unverhohlen sein Mißfallen über da« häufige Fort- blcibcn der CentrumSmitglieder aus den ReichStagSsitzungen auS und trank schließlich aus daS Wohl der Bayern. * Die bemerkenSwerthe Kundgebung der Kieler Handelskammer z» Gunsten der Dampfersub vention kommt den deutschfreisinnigen Gegnern der überseeischen Regierungspolitik begreiflicher Weise höchst un gelegen, und eS fehlt nicht an Versuchen, ihre Bedeutung heräbzusetzen. Man bedient sich vazu namentlich des Mittels, die Unbefangenheit einzelner Mitglieder der Kammer als zweiselhasl hinzustellen. Doch dürfte man damit um so weniger Erfolg haben, als die Eingabe an den Reichskanzler von der Kammer einstimmig beschlossen worden ist. Außerdem läßt eS die Eingabe, welche nunmehr im Wortlaut vorliegt, nicht an einer eingehenden sachlichen Begründung ihres Stand- punctcs fehle», welche durchweg die gründlichste Sachkenntnis Leipzig, 5. September 1884. * Die Katholikenversammlung in Amberg hat gleich am ersten ^age die längst durchscheinende Tendenz ^ Ocialen Resormbestrebunaen völlig enthüllt. Für die seit mehreren Jahren in svstema- tischer Vorbereitung begriffene Action. welche daraus abzielt, da« sociale Gebiet snr die Kirche zu gewinnen und den Staat davon „ach Möglichkeit zu verdrängen, soll die gegenwärtige Versammlung durch ihre Beschlüsse die Bast« fest legen. Be- zeichnend in dieser Richtung ist die bedeutsam an den Anfang dlmberger Verhandlungen gestellte Rede des Fr-iherrn Stblagworle „StaatSsocialiSn.nS" imd „StaalSomn,Potenz", durch welche die Lösung der socialen Frage ln staatlichem Sinne verdächtigt werden soll spielen -rttä"rI."^'ÄH^P'roNe. StaalSsoci'aliSmuS. erklärte der Redner, bedeute die Einsargung der verlön- di?X,nte?Xm"XX"X katholische ^crialpolinker. Eindrücke deS Rodbcrtus'sche,, Social- u v Maßregeln ans wirlschastliche.» n "sähen,^ daß die Staat«. nnve'^nbEr"!!! Anssaffung'der oldnnng woraus die ganze Bewegung'ü,,!^uX"X'imd"i'Xnnn"' Iun Uh,na. .lapa». Korea u. w.) Schwrigen gekrackt.) „Vorschub werde v-n I sick> immer mcbr die Thore, um dem europäischen in»» gclristrt durch die "Heacl'jche Vinlosvvbie ^ aa^koc,al,S'I Markte Zutritt zu gewähren. Wenngleich sich nach einzelnen ^ Vege, ,che Philosophie, d.e „och „nmer > Gegenden hin der deutsche Absatz in, Lanse de- letzten De- beweist und nicht so leicht mit einigen allgemeinen krittelnden Bemerkungen abzutlnm ist. „Norddcutschland", heißt eS darin, „war in seinen AiiSsuhrbczichungen nach Cbina, Australien :c. seit jeher wesentlich auf ciiglijche Schisssgelegcnbeit angewiesen. Ganz naturgemäß konnte dabei eine gewisse Abbängigkcit der dculschen Industrie von England gar nicht ausbleibcn. DaS Ausland bestimmte einseitig die Frachtraten; die sremke Verschiffung bewirkte aus naheliegenden Gründen den Durch gang der Waare durch die Hand sremdcr Commissionciire, Spediteure und Agenten soiuchl am Abgangs- wie am Be- stinimungSplahe. Hiermit bängt, viel näher wie der erste Anschein ergeben mag. die Thalsache zusammen, daß deutsche Provucte guter Qualität im AuSlandc unter fremder Marke verknust worden sind. Dcnlschland wird unseres ErachtcuS eS niemals vermögen, diesem Unwesen ganz ein Ende zu machen, so lange die englische Vermittelung in so weitem Umsange eine nothwendigc Voraussetzung sür die Zusnhriiiig der deutschen Produkte aus den ausivärtigcn Markt bleibt." Ferner wird auSgesührt, daß der indirekte Versandt der Waaren auch eine der Ursachen sein dürste. auS denen sich die voriichnilich auS Ostasicn und Australien kommenden Klagen über unpünctliche Lieferung und inangelhaste Packung der deutschen Waaren hertciten. Die bestehenden deutschen Dampferlinien, welche einzelne der inS Auge gefaßten Plätze bereits anlaufcn, seien nickt anSreichend, wo eS sich um schnelle, an bestimmte Termine gebundene Lieferungen handle, und gerate dies sei ein Punct, der im kommerziellen Leben mehr und mehr an Bedeutung gewinne. Bezüglich der concurrirenten Rhederei-Jiitcresseii führt die Handels kammer auS: „Die neuen Postvampserlinien werden «inen ganz svecicllen Theil deS Verkehr- an sich ziehen, wesentlich einen solchen, der heute vorwiegend den in regelmäßiger Fahrt befindlichen (d. b den fremden) Postschiffen, nicht aber de» gewöhnlichen (deutschen) Frachtvampfern zufällt. Eben deshalb glauben wir nicht, daß ein ungünstiger Einfluß auf die bestellenden deutschen Linien in dem von gewisser Seite befürchteten Maße sich geltend machen wird. ES mag ja lein, daß zunächst und vorübergehend ein Brucktheil de» TrafikS derselben aus die neue Linie übergeht, dafür aber steht ein Ersatz in anderer Richtung sicher zu erwarten. Ist der Verkehr mit de», Osten, soivie mit Australien doch einer unendlichen Ausdehnung säbig! Hier (in Australien, Neu seeland u. s. w.) nimmt Production und Coiisuintion mit jedem Jahre zu, dort (in China, Japan, Korea u. s. w.) r -
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