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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914022202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140222
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914022202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-22
- Monat1914-02
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Ditse» »loU wird d«n Lrstrn von Drt»d«n und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Hben<lH«rgabe zugestellt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 58. Jahrgang. As 53. Bezug»-Gebühr »ierlellithrl. für Dre». den bet «»glich zwei maliger Zutragung «an Sonn- und Monloaen nur einmal) 2.50 M., durch auswärtige ttom- misttonSre di»g,rb M. Bei einmaliger Zu- Itellung durch die Post SM.lohne Bestellgeld». Ausland: Oefter- reich-Ungarn «Zs »r., Schweiz d.KS Frk»., Italien 7.«? Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher QueNen- anaade <„Dre»dner Nachr/'izulitstig.-Un- verlangie Manustrtpl» »erd.nichlaufdrwahrl. Sonntag, 22. Februar 1914. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. KegvrLnöeL 18S6 Druck und Verlag von kicpsch Lc Reichardt rn Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraste 58/^sO. Sammelnummer für sämtliche Telephonanschlüsse: 23 241. Nachtanschius;: 2Ü011. rlnzkigen-Tarif. Annahme von Anilin, dlaungen di» nachm. 8 Uhr. Sonntags nur Marienslrah, von >1 bl» >/-> Uhr. Die einipaliige Zeile (etwa 8 Silben» SO Pi . die zwkismillige Zeile oui 2er,selte 70 Pi., die zwelipali. Rellau.ezeile I.LV M.. Familien. Vlachrichlc» aus Dres den die cinipaii. Zeile 2S Pf. — A» Num- mer» nach Sonn und Feiertage» crhöhler 2arli- — 7luswäriige Auslrlige nur gegen Borausbezahiung. Jedes Belegblatt l0Pf. vrssösn-/!. /lug. Kütinsck erf(L5öfiNe) r» Mrv orkrgo Lesev am Sonnabend abend. Der König hat «nigcvrdnet, das, die Dresdner Kasernen Namen und Aufschriften erhalten. Prinz Johann Georg wird als Ncrtrcter des Königs am 7. März der «Feier des Istiijährigen Bestehens der Königl. Alademie für graphische Künste und Buch gewerbe in Leipzig beiwohne». Die Klage M a x i m e R c n ö s gegen die Albcrt-Thcatcr- Akticngesellfchast ist al>acu>icseii worden: der Klüger hat die Kosten zu traaen. Professor Tr. 2t c st c l in c y c r , Dresden, wurde zum Stadtbanrat und weiter des Hochbauamtcö der Stadt Hannover gewählt. Die nationalen Arbeiter- und Angestellten-Organisa tionen Dresdens sprachen »sich gegen ein Koinpromisi bei der Borsitzciidenwahl der O r t S k r a n l c n k n s s e aus. Der Kaiser ist gestern aus Knrlörtchc wieder in Berlin eingetrvfscn. Im st! eichstag kam cs heute bei der ersten Lesung der Militärstrasprozestnopelle zu einem .'livischensali: die Novelle wurde an eine besondere Kvinmiision verwiesen. In Kiel erfolgte heute in Gegenwart der .Kronprinzessin und des Prinzcnpaarcs Heinrich der Stapellauf öcö Linien s lh i fs c s „K r v n p r i n z". Nerseste Drahtmeldungen vom 21. Februar. Deutscher RrichStaq. Berlin. lPriv.-Tel.) Das Haus beriet heute in erster Lesung die Militärstrasprozcf,Novelle. Kriegsmiuistcr v. Falkcuhayn führte zur Begründung ans: Auf einstimmigen Beichlnft des Reichstages soll das Mititärstiasgesetzbuch durch Herabsetzung der Mindeststrafcn und Einführinig der inildcrndcn Umstände gemildert wer den. Leider haben sich einige Unstimmigkeiten ergeben, da es sich ilin ein G c t e g c n h c i t s g e s c tz handelte, das mit besonderer Eile verabschiedet wurde. Die ttnzulräglich- keilcn daraus müssen beseitigt werde». An der Notwendig keit cmpfinöiichcr Strafe» für jedes Vergehen gegen die Disziplin, ganz gleich, ob Mildcrungögriiiide zur Leite stehen oder nicht, nnist unbedingt scstgcbaltcn werde». Eine grvste Armee kann man nicht mit Sentimentalitäten in Ordnung halten, sondern nur mit ernster, unbeugsamer Gerechtigkeit. iSehr richtig! rcchts.l Manche Bestimmun gen werden allerdings als Härten empfunden, für die in erster Linie eine Milderung geschaffen wird. Tic Heeresverwaltung ist an die durch den ReichStagsbeschlust vom 30. Juni geschossene Lage vlmc jedes Bvrurtcil herangetretcn »nd hat sich auch nicht gescheut, über de» Beschlich noch hinauszugchcn, soweit cs ohne Gefährdung der Manneszucht möglich war. Eine voll kommene Neubearbeitung des Militürslrasgesetz- burhes ist jetzt nicht möglich, dazu müssen wir erst die Gestaltung des künstigen bürgerlichen Prvzestrechtes ab- wartcn. Ich bitte das Hans, weitcrgehcndc Wünsche daher zurückzustellen und dem Entwürfe znznstimmcn. lBcisall.j — Abg. Dr. Frank lSoz.j meint die Novelle enthalte einige fragwürdige Milderungen, aber auch gleichzeitig erhebliche Verschlechterungen des geltenden Rechtes. Die Mindest- strafen seien viel zu hoch. Das Gesetz vom Sommer 1913 werde durch die Novelle teilweise wieder aufgehoben. Ter strenge -Irrest und die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes sollten überhaupt verschwinden. Wenn wir zustimmcn solle», dann würde die Vorlage so starke Acndcrungcn erleiden, dast der Kricgsminister sein Kind gar nicht wieder erkennen würde.—Abg. Dr. van Eal- kcr inatl.) erklärt, das, die Tendenz der Vvrlage den Wün schen seiner Partei entspreche. Die Vorlage sei die Folge der letzten Novelle. Eine durchgreifende Reform des Mi- litärstrafrcchts sei erst nach Reform des bürgerlichen Prozcst- rcchtcs möglich. Von der Verweisung in die zweite Klasse des Soldatenstandes sollte nur in Ansnahmcfällen Gebrauch gemacht werden. — Abg. Müller, Meiningen tVp.i sieht in der Vvrlage eine» unzweifelhaften Fortschritt. ES müsse aber geprüft werden, ob cs nicht möglich sei, den in die zweite Klasse versetzten Leuten die Rehabilitierung zu erleichtern, wenn sie sich besser führen. Die Novelle sei nur eine kleine Abschlagszahlung. Das ganze Militär strafrecht bedürfe der Modernisierung. — Abg. Gras Westarp lkons.s: Die Vorlage bestätigt, wie berechtigt unsere Bedenken gegen die Lex Erfurt waren, die den Regierungen aufgc- drängt wurde und tatsächlich nur ein Gelcgenhcitsgcsctz war. Aus der jetzigen Novelle machen wir der Regierung keinen Vorwurf, aber einige Bestimmungen sind uns bedenklich. ES fragt sich, ob der NntervsfizicrSdicnst nicht erschwert wird, wenn man in dem Umstande, dast ein Unteroffizier, nicht ein Offizier, Vorgesetzter zur Beit der Tat war, einen MildcrnngSgriind sicht. Die Sozialdemokratie reizt das Heer zum Ungehorsam auf. Ein Beleg dafür ist der Pro zess der Rosa Luxemburg. — Abg. Fchrenbach lZcntr.j er klärt, dab seine Freunde diesen Entwurf zu einer wcit- grcisendcn Umgestaltung des Militärstrafrechts nicht be nützen werden. Der Redner befürwortet die Uebcrwcisnng des Entwurfs an die Zabcrnkvmmission. Ein Zwischenfall. Abg. RoSke lSvz.j: Herr van Calkcr sprach im Zeichen der Entsagung. Damit bestärkt er die Regierung nur in ihrer Bvckbeiniglcit. lHeiterkcit: Präsident Dr. Kacmps: Ich rusc Sic zur Ordnung.j Abg. Noskc: Wer da sagt, die Sozialdemokratie untergrabe die Disziplin und den Ge horsam, den nenne ich einen bemühten Lügner. lUnruhc rechtS: Präsident Tr. Kacmps: Ich rufe Sic nochmals zur Ordnnng.i Abg. Noskc: Rosa Luxemburg hat mehr Mut bewiesen als die Prcuhenbündlcr. Die haben ge kniffen. iZuriis bei den Sozialdemokraten: Präsident Dr. Kcicmpf: Der Abg. Lcdcbour soll gerufen haben: Auch der Kriegsminister hat gekniffen. — Abg. Ledebonr ISoz.i: Jawohl, das habe ich gesagt. Präsident Dr. Kacmps: Ich rufe Sic zur Ordnung. Abg. L e d c b o u r : Ich werde das beweisen. Präsident: Das wird an den: Ordnungsruf nichts ändern Hcitcrkeit.j Kriegöiniiiister v. Falkenhayn dankt de» bürgerliche» Parteien, das; sie mit solcher Einmütigkeit mit der Heeres Verwaltung zusammcnarbeilcii wollen, um die mit der Wahrung der Disziplin verträglichen Erleichterungen mvg lichsl bald in Kraft treten zu lassen. Der Entwurf wird an eine besondere Kommis sion verwiesen Darauf wird die Beratung des Marine- Etats fortgesetzt. iFortsctziing im Morgciiblnt! c T<utfcl>er Adelsiag Berlin. Im Hotel Bristol begann heute vormittag die Sitzung des 33. ordentlichen Adclstnges der Deut schen Adclsgcnosscnschaft. Zum Besuch der deutschen Kricgsschissc in Brasilien. Berlin. Ter Besuch unserer atlantischen Division in Rio de Janeiro ist nach telegraphischen Meldungen von dort durch den Tod des M a r i n e st a b s i n g c n i c n r s Schädla vom Flaggschiff „Kaiser" getrübt worden. Wenn auch amtliche Nachrichten an hiesiger zuständiger Stelle noch nicht eiiigegangcn sind, so scheint doch scsiziisiehen, dah Schädla, als er vor einigen Tage» einen geisteskrank ge wordenen Matrosen an einem Selbstmordversuch hindern wollte, durch eine Kugel in den Unterleib getroffen wurde. Infolge der eriniltencn Verletzung in der allgemein be liebte und verdiente Marinestabsingenienr heute gestorben. Stapellauf deö Liuienschifscs „Kronprinz". Kiel. Aus der Germania-Werst fand heute mittag der Stapellauf des Linienschiffes „Ersah Vrandcnbnrg" statt. Anwesend waren untcr anderen die K r o n p r i n - zessin, Prinz und Prinzessin Heinrich, Prinz Sigis mund, Herr Krupp von Äohlcn-Halbach, die Admiralität, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden. P rinz H c i n- rich hielt die Tauiredc. Die Kronprinzessin taufte das Schiff auf den Namen „Kronprinz". Der Stapellauf voll zog sich glatt. Die deutsche Militärmisfiou in der Türkei. Strahburg. Der Standort Strahburg wird, wie auS bester Quelle verlautet, zur Deutsch-Türkischen Militär mission einen weiteren Teilnehmer stellen. Der Hanpt- mann Hunger, Kompagniechcf im Insantcric-Negiment Nr. 132, wird als Oberst in die ottvmanische Armee über treten. Hauptmann Hunger hat den Feldzug in Deutsch Südwestasrila mitgcmacht. Tödlicher Unfall eines deutschen Forsckiers. Strahburg. Bei der Erforschung einer Hohle nn- meit von Bendors vernnglücktc der durch seine Höhle» forschungcn bekannte Dr. Her rings dadurch, dah ei» herabsallendcr Stein ihm den Schädel zertrümmerte und seinen sofortigen Tod hcrbeisührtc. Kunst und Wissenschaft. !* Mitteilungen aus dem Bureau der Königl. Hos- thcatcr. Infolge Unpählichkcit des Herrn Wicckc muh die für Montag, den 23. Februar, angekündigte Vorstellung von Ibsens „Brand" abgesetzt werden. Es geht dafür das Lustspiel „Flachsmann als Erzieher" von Otto Ernst in Szene. Die Vorstellung beginnt 548 Uhr. In der morgen, Sonntag, im Königl. Opernhausc stattfindenden Aufführung „Der Narbicr von Se villa" von Rossini werden mit Ausnahme des Fiorillo sämtliche Partien von den darstellenden Künstlern zum ersten Mal gesungen. Die Besetzung des ScherzspiclS „Schi rin und Ger traude" von Ernst Hardt, das Dienstag, den 24. Februar iFastnachti im Königl. Schauspielhaus die hiesige Erst aufführung erlebt, ist die folgende: Der Gras: Lothar Mciniert, Gertraude: Gertrud Trehnitz, Schirin: Alice Verden, Vurckart, der Hausmeister: Wilhelm Hühner, Gottfried, der Hosarzt: Alfred Mencr, Jakob, ein deutscher Junge: Ernst Pröckl. Hussein, der türkische Diener des Grafen: Alexander Wicrth, Graf Lukas, ein Oheim des Grasen: Hans Wahlberg, Hans, Heinrich, Vettern des Grasen: Willy Dietrich, Rolf Roennckc, Ursula, eine Vase des Grasen: Jenny Schasscr, Bediente: Siegfried Le winsky, Rudolf Opel, Earl Iacdickc. Paul Vühlcr, Hugo Jäger. Die Vorstellung beginnt !-t!8 Uhr »nd findet anher Abonnement statt. Die ans diesen Tag fallende -kvonnc- m c n t s v v r st c l l u n g wird aus Donnerstag, den 2V. Fe bruar, verlegt. s* Spiclplan des Albcrt-TheaterS vom 22. Februar bis 2. März. Soimtag: „Der »ngetrciic Eckchari". Montag: „Die rclcgicrtcn Studenten". Dienstag: „Ter ungetreue Eckchart". Mittwoch: „Die relegierten Studenten". Donnerstag: „Der ungetreue Eckchart". Freitag: „Was Ihr ivollt". Sonnabend: „Die fünf Frankfurter". Sonntag: „Der ungetreue Eckchart". Miontag: „Was ihr ivollt". -s* Spiclplan d«ü Nesidenzthcaters vom 22. Februar bis 2. Mürz. Sonntag, nachm.: Letzte Sonntags-Ausiührung: „Rübezahl": abends „Wie einst im Mai". Miontag: „Alt Wien". Dienstag: „Wie einst im Mai". Mittwoch, nachm.: „Rübezahl": abciidö: „Wie einst im Mai". Donnerstag: „Die romantische Fran". Freitag: „Alt-Wicn". Sonnabend, nachm.: Letzte Ausführung: „Rübezahl": abends: „Wie einst im Mai". Sonntag, nachm.: „Wie einst !m Mai": abends: „Wie einst in, Mai". (50. Ausführung.! Montag: „Alt Wien". h» Spielplan des Eentral-Iheaters von Sonntag, den 22., bis Sonnabend, den 28. Februar: „Die Kinrkönigin". Am Sonn tag den 1. März: „Der liebe Augustin". Sonntags. Mittwochs. Sonnabends nachmittags Uhr: „Jung Habenichts". -s* Königl. Opernhaus. Am gestrigen Schluhtage des „Ringes", in der vor vollbesetztem Hause untcr KutzschbachS Leitung ausgesührten „Götterdämmerung", sang Herr Zador zum ersten Male den Günther. Der Künstler muhte sich gesanglich und darstellerisch recht gut dem bekannten vor treffliche» Ensemble rinzusügc», das vom Publikum mit herz lichem Beifall bedacht wurde. -s-* Residenz-Theater. „Alt-Wien". Operette in 3 Akten von Gustav Kadelburg, Julius Wilhelm und A. M. W e i k v n c. Musik nach Motiven vvn Joses Lanner für die Bühne bearbeitet von Emil Stern. In Szene gesetzt von Carl Sukfüll. Musikalische Lei tung: Friedrich Korolanyt. Biele Küche verderben angeblich den Brei —, wo wäre aber die Regel, die nicht Ausnahmen hätte. In der Erstaufführung vvn „Alt- Wicn" bewahrheitete sich der volkstümliche Ausspruch nicht: das Residenz-Theater hatte mit der frischen, reizenden Operette wieder einen arvhcn und wohlverdienten Erfolg. In den Texten macht sich neuerdings eine Tendenz zum Bessern bemerkbar, die Stoffe sind nicht mehr so aufdring lich dem Boden mondäner, von Tvllarglanz überstrahlter Kreise entnommen, sondern nähern sich wieder dem gute» alten Volksstück. Es war eine glückliche Idee, mit den musikalischen Motiven Joses Lanners auch das biedcrmcicr- lichc Wien vor 18i» »»sieben zu lassen. Viele Wiener von heute, nun auch bceiniluht von dem Geiste unserer.Zeit, sehen in jenen Tage» noch jetzt einen Hemmschuh für die Entwicklung —, sie können, ziirückschaiicnd, das goldene sinncnfrvhc Phäakcntum nicht schätzen. In die heutige Zeit paht cS ja auch nicht mehr, aber schön war's doch, als der Herrgott noch aus dem Hinlniifenster ans seine liehen Wiener abiblicktc und sich ihrer Svrglosiakcit und Lustig keit besonders freute. Die Hanptansgnbe für die Textdichter lag darin, die Stimmung von Alk-Wien in einem geschickt gezeichneten Milien zu treffen. Das ist ihnen auch auster- ordentlich gut gelungen. Die Lichtentalcr Gartenwirtschaft, wo der Heurige vcrschänkt wird, ein gräflicher Festsaal im Palais und dann der „Braune Hirsch" im Prater ergeben einen ausgezeichneten Rahme» für die echt gesehenen Volkstypcn, wie sic in den Erinnerungen der Wiener weiterleben. Mit der Erfindung einer neuen Fabel haben sie sich dagegen nicht übcrmästig angestrengt. Es ist eigent lich eine frische Auflage der vertranten „Ncgimcntstvchter". Aus der feschen Vvrstadisängerin Linerl wird plötzlich eine Komtesse Hortense, die sehr zum Entsetzen der gräf lichen Verwandtschast weder vvn ihre» frischen, unbeküm merte» Gebräuchen, noch von ihrem Liebsten, dem Ltelzcr- Franzl lassen will. Da ist cs denn ein Glück für alle Be teiligten, dast die Komtesse gar keine Komtesse ist, sondern ein völlig »nvcrlauschtcs frisches Vürgerkind, das^ vor keiner Mesalliance gehütet werden must. — Ernst Stern hat cs mit Geschick und Geschmack verstanden, den Text mit alten Lanuerschcn Motiven wirksam ansznstattcn. Die dünne, durchsichtige Farbe musttc freilich ansgcgeben wer den, in der derberen, volleren Inslrumcntaiion ist manclies charakteristische Merkmal verloren gegangen, aber die liebenswürdige melodische Linie ist nicht unterbrochen. WaS der Komponist aus Eigenem gegeben hat. fällt nir gends aus dem Stil des Ganzen heraus. Das grvste Finale des zweiten Altes, das starke echte Operettcn- wirkuug hat. ist ganz besonders gut gelungen. Eine Reihe reizender melodiöser Nummern, namentlich dnS liebe alte Wiener Lied des dritten Aktes, fand lebhaften Beifall —, einige Stücke wurden <la c.-«po verlangt. — An dem starken Erfolg hatte die frische Ausführung viel Anteil. Die szeni schen Bilder wirkten echt und gut, das Ensemble ist vor trefflich auseinander eingespielt, die »nisitalischc Leitung wirkt belebend und anfcucrnd. Dazu eine Reibe sehr hüb scher. vvn echtem Ovcrettcnbliit erfüllter Einzelleisiungc»: Wini Grabitz als Linerl »nd Komtesse Hortense gleich reizend, ihr Partner Earl Tuksüll lznglcich Regisseur! von wienerischer Echtheit und Liebenswürdigkeit, dann Ida Kattncr, Grete Brill, Riccv Langer. Robert Hellwig in sorglich diirchgesülirten Einzel- leistungcn. Die köstlichste Nltiviciier Figur jedoch bot Herr- Franz Felix mit dem starken Alois Nustbcrgcr, eine Gestalt von überzeugender Leben-.cchilicit. Das Haus war fast ausvcrkauft das Publikum kargte nicht mit Beifall. l'g- Ecntral-Theatcr. Zum '>0. Male tollte und wirbelte gestern der klingende, springende Hexenspuk der „Kino- Königin" über die Bühne, llnd das Publikum war cs scheinbar noch nicht müde. Fn heilen Scharen war cs zur Halbsäkularfeicr berbcigecilt und inbelte mit lebendigiter Teilnahinc auch den ansgcsailensten Reistern und Wort- schlagcrn zu, als wären sic sunlelnagelnen, und verlangte fast alle Hguptnummern <!a so das; Bafelt mit seiuer schlankbeinigen Amalia und Aigner mit der ausgelassenen Marlow und seinen nisten Dingerchen nach Atem gicbstcn. Nnd als am Schlüsse des zweiten Aktes sich der Inbiläums- lorbccr mit grostcn bunten Schleife» vor den Fügen der gefeierten Darsteller häufte und schlicstlich auch Herr Bradsky vom Dirigcutenstuhl vor der Rampe erscheinen mustte, da hatte der BvrhanDnann mit dem Raus und Runter keinen leichten Dienst. Es ist aber auch ein char mantes Ensemble, das nun schon seit Neujahr Abend für Abend sich mit all dem nisten Blödsinn und den niederträch tig sich eiiibvhrcndcn Rhythmen Gilberts hcrnmschlägt nnd
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