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Neueste Nachrichten : 26.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490221629-189801262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490221629-18980126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490221629-18980126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNeueste Nachrichten
- Jahr1898
- Monat1898-01
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- Neueste Nachrichten : 26.01.1898
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ap MPO «« Dresden, W. Januar 1898. 60 000 Abotmentejh MUesle Zllaclirictzxgix Die cmikkusskgk EVEN« I Dulden sub Bernh H; PLXQ åik auowd rts O« » båsiectcmetheic 50 If» ; · en- uy compl ten as entfvteseenden u« I« luiwätttqe Auftreeke nur gegen Vokau Hpzahlu verlangte Manns pte können nur zuku can t »: en, wenn franktktes und cdkessirtes Couvcrt He liegt. Unabhängige und gelefenste Tageszeitung des Kiiiiigreichs Sachsen D v! sieht« muss( o Dkxsæseneuygstzkotte itzt-Hättst 50 THAT; M Dosten-Ursein vlerteliähclizkk .sO. Den ehe Post« a bt slxäkiklfsttflkllec 49 Jernsprksetz Redattzon Nr. ISZL Nr. Löst. und Mitteldeutfchlandä Verliuee Kenntniss-Puppen: Berlin, Letpstkerstrase Um, Ecke ver sticht-Winke, gesamte· bis! Sankt« teswebäudr. Arboiiarsohutzgeräihe u. sichorheitsvorrichtungen carl Wenclschuoly struvestn 11. list« Abs! Z STIM- yDte heutige Uns-mer eint-äu l( Seiten. Roman siehe stilasez Y großen Kornwucherern seitens des Staates auf die Finger gesehen würde. Einer der schlimmsten darunter ist der römisehe Bürgermeister. Fürst Ruspoli. Während der Biedermann von Nächstenliebe und soeialen Reformen predigt (A proz-as, nur ~predigt«, denn als Egoist! ersten Nanges zieht er es vor, den Grund Seigneur zu spielen und! sechs bis sieben Monate im Jahr in Paris und sonst im Auslande sich zu amüsiren) während er also in Rom den platonischen Volks-« freund spielt, treibt er in Sinigallia Korn...,,sveeulation«, d. h. er sveiehert Unmassen von Getreide aus, um mit dem Verlauf desselben so lange zu warten, bis der Preis eine unerschwingliche Höhe erreicht hat. Und der Mann ist noch immer Sindaco von Romil Notabene als er aus die Nachricht von der Plünderung seiner Kornsveicher sich sofort zu Rudini begab, um sieh zu beklagen und energische Maß lnahmen gegen die Volksmenge zu fordern, da erwiderte ihm der Premier sehr vernünftig: »Aber ich kann auf die Leute, die Jhr Korn wegnehmen, doch nicht gleich schießen lassen . . .« Die Aufgabe der Regierung ist nun sieher keine leichte. Sie hat jede Hilfsaction seit Jahren Vernachliissigt und ihre kostbare Zeit mit elendem varlamentarischen Krimäkrains verschleudert und wird jetzt, wo es an allen Ecken und Enden gährt, schwer einen definitiven Ausweg aus der allgeineinen Misdre finden. Die vromvte Er« mäßigungder Eingangszölle für Getreide von W« auf 5 Frcs. war zwar eine glückliche Idee, die auch voraussichtlich für den Augenblick Beruhigung schaffen wird, aber diese Maßregel ist nur als eine vor übergehende gedacht, - vorläusig für drei Monate - und im Ganzen wird dadurch nicht viel erreicht werden. Jedenfalls kann die Zoll ermiißigung allein für eine Beilegung der schweren wirthschaftlicheir Krisis, die das vielgeprüfte Land, neben manchem Anderen, zur Zeit durchmachh nicht genügen, nnd man muß daher der weiteren Ent wicklung der Situation mit einiger Bcsorgiiiß entgegensehem gyiinsiigeø Dmouatticheø Yost-Jtbonnement! K Nur 1 Mark G kosten die ~Neuesten Nod-richten« Ohne Witzblaty bei allen Post« Anstalten für die Monate « Februar und März. PostbestellsNummer küss- Für Dresden und Vororte 50 Pf» für Provinzfilialeu 65 Pf. IF· ucouatlich Ohne Wißt-lett) frei ins Hans. K Die Hnngmßevolten in Italien. Wo« unseren: Eorrefvondentend « d. c. Rom, 28. Januar. Traurige Nachrichten find aus der Mark eingetroffen, Nach richten, die ein merkwürdiges Pendant zu denen aus Sizilien bilden, wo unlänsfh wie erinnerlich, auch das ausgehungerte Volk, wie Wiss, zur Selbsthilfe gegriffen hat, freilich nicht mit solcher Energie der Verzweiflung, wie in jenem noch verhiingnißoolleren Jahre. Nun also geht der Tanz mitten in Italien los, in Provinsem die bisher als nicht gar su unglücklich galten , wo seit längerer Zeit Putsche des lieben täglichen Brodes wegen gar nicht vorgekommen waren. Allerdings, wenn man näher zusteht, erkennt man, daß die Lage der Bevölkerung von Anton« Stnigallim Fano und wie die reisenden Orte an der Udria alle heißen, nicht viel besser ist, als die der ungliickliehen Sizilianen Der absolute Mangel an Arbeit ein allmälig über ganz Italien sich erstreckendes Elend! ferner die wiederholten schweren Ueberschweinmnngen der letzten Jahre, im Bunde mit einer Mißernte und einem überaus strengen Winter: alle diese Umstände mußten die darbeude Menge ungiinstig beeinflussen. Dazu kam —- als letter Tropfen, der den Becher überlausen ließ die gleichzeitig in Italien eintretendh in der Mark von Ankona aber dovvelt hart emdfundene Brod-Vermutung, deren wahre Ursachen weniger in Zbllen und dergleichen, als in den Sveculationen der großen Korn wucherer liegen. Daher also die wirklich redolutioniiren Charakter tragenden Putscbe von Ancona, wo dem fteinreichen Kornspecitlanten Gagliardi feine Billa über dem Kopfe angezündet wurde, und die noch weit ernsteren lkrawalle in Sinigallia, wo die sämmtlichen liornfveicher gepliindert wurden. In beiden Orten hatten die Sdcialisten (die mit ihren deutschen Genossen im Allgemeinen nur den Namen gemein haben) Maniseste vertheilt, die übrigens sehr ruhig und klar gehalten waren und auf die Nothwendigkeit hinwiesen, daß die Kornzölle aufgehoben und den Aus dem Reichstag. Jm Mittelpunkt der geftrigen Reichstagsverhandlungen stand die Debatte über den Artikel ~Alters- und Jnv aliditäts - Versicherung« aus den! Hauehalt des Reichsakiitsk des Jnnern. Sie war genau eine Wiederholung der vorjährigen Debatte über den selben Gegenstand. Die Socialdemokraten wünschten Herab: setzung der Altersgrenze für Rentenernpfänger und Erhöhung der Renten selbst; die Rechte betonte die Belastung der Landwirthfchaft durch die saciale Gesetzgebung, aber auch ihren guten Willen, sie zu ertraFm as Centrum endlich trat nochmals mit dcr vorjiihrigen Forderung hervor, die landtvirthschastlichen Arbeiter, Handwerker und Dienstboten» aus den Versicherungsgesetzen wieder ausznscheidem Gras v. Posadoivsly erklärte dagegen klipp und klar, daß von den: nachträglichen Ausschluß irgend einer Voltsklassh die heute den Segen der Versicherungsgesetze genieße, nicht die Rede sein könne. Ein solcher Vorschlag sei fiir die Rcgierungen nicht didcutabeh Eine längere Debatte tniivfte sich an Antrages: und Ausstellungen des Abg. Dr. Hahn über Zustände auf dein »Norddeutschen Llayd«. Jtn letzten Theil der Sitzung wurde über die Börse und das Börsem gesetz verhandelt. « Nachfolgend der Sitzungsbericht- 24. Sitzunq vom 24. Januar 2 Uhr. Die Bgrathunä des» Etatg des Rcichsanxts des Innern with fort gesetzt. Be! dem bfchnitt Invaliditäts- und Altersversicher ung wünscht Abg. v. Czarcinsti Pole) Revision. - Abg. Graf Stall-ers (cons.) rechnet ebenfalls daran , daß dem ncichften Rcichstage ein Reotsionsgesetz vorgelegt werde. Schlimm sei besonders biegt-he Belastun , noch schlimmer aber te ungleiche Belastung. - Abg. oinken dies. Volks« befiirwortet.» daß au den Geldern des snvalidenion s· Mitte! herzkgeben werden sur landltehe Hypotheken gegjen puoillarische Sicherheit. « vg. v, Hertting (Centr.) ist sur e ne Neoion des Invalidität - und Altersverxsicheruiigsgesess und ur Aussihåidun der Landwirthn der gandiver er und» der ienstboten ans der ersichqerunxspflicht Abg; inger Gan) widerspricht den» Wünschen des Centrum und will auih d selbst tandigen gandwerker in die liipattditatsversieherung einbezogeii wissen. Abg-« Graf toll-ers (cons.) erklart, er und seine Freundeivurden ein Ausscheiden der Landioirthschaft aus der Versicherunsspflicht nicht zustimmen kennen. Ab . sitze (Centr.) meint man könne e Ia der Landwirt schilt giiheiNgflickexi, åeiäoilldig dåbei·zussbleiben. ; Abs. sah; tg er ni , a ie -ees ier von er er erung v e werden müßten, weil sie selr selten das Alter für die Altersrente erreichten und auch se r selten die Jnoalidenrente erlan ten. —- Staatsseeretär Gras sosadoivskh bemerkt zunächst, das; schon seht die Anstalten in Preußen befugt seien, ihre Mitte! auf Hypotheken auszuleihen natiirlich gegen en landesüblcheii Zinsfuß. —- Lcr sei aber bereit, die Versicherungsansialten nochmals diirih Rundsihreiben darauf hinzuweisen. Betreffs des Wunjiheschie Dienstboten te. möchten von der »Beifigseruåigsxzikhitteiitliuiidfeg ipetzrdediiså müsse seidertlåizrerstszbdasz der Gedanke, ir en ive )e cu« en, ie i set e Seen er « eri erun er reuen nofeder auszuschalteiy vollkommen indiscugtabel sei. Abg. Eintritt« Pieichsph warnt davor, die Altersk und Invaliden-Renten noch zu er . ohen, denn Handwerk und Laiidwirthschaft würden dadurch ungemein be· ilastet Abg. Singer sSoeJ kann sich ftur eine Einbeitsrente nicht be- Zittern, weil sie zu nedrig ausfallen onnte. - Staatssecretan Graf i osadowskn Jegt dar, wieaußerordentlich die Mehrausfgaben sein würden, menn man die dttenten erhohen oder die Altersgrenze itr die Altersrente hnerabsetkeii wolle. Und» was würde erst die Nelictenoersåeßerun kosten! ach einer kurzen versonlichen Peinerkung zwischen den gg. Bat-sehe und Siiiger wird der Titel genehmigt. Bei Titel Reithseoimnissartatq unitchst für Ueberwaihung des Aus« wanderungswesens, beniiingelt Abg. Zahn (b. i. Fvr.), daß in Antweroen der Ladungsof ·cier hinterher von dem Lloyd wie er in einen Laduizgss inspector verwaspijdelt worden sei. Nothivendisg sei ferner eine bessere n iichtung der Ofsiciersziniiiier auf· der Barbaros aklasse des Llohd und wissen niochte er,»ob es wahr sei, daß lungge Aer te auf Seereisen ohne Gehalt an« gestellt· wurden. Aug erbitte er» uskiint wie es mit den Sicherheits vSiirsxhiåilften stehe. - l taatsseczetarhtyrasd osskoigsszky ezitgkgtnezj was dte i emannung an ange, oe e ein eut an arii er en e lement. VI? gen Schiffen· des Norddeutghen Llohd seien be üglirh Handhabking der Itettungsboote wiederholt unter etsein von Commissuren Froben abgehalten worden. Wegen der Sxhotten beZtinden ganz ausg ebige orsihriften der bei treffenden Bcrufsgenossenschaft te Bedienung der Schatten habe tganz ausser« ordentliche Fortschritte gemacht. iks Ab . Ferse (frets. Verein g.) wendet sich gegen den» Abg, Hahn» der jedes Fahr mit einer Reihe von Fra en Lavinia, die geeignet seien, Differenzen zwischen Arbeitgebern und ihren än gestellten herbeizufiihrein Die jun en Aekzte des Norddeiitsihån Uo d be amen pro Monat 120 Mk. und zu: W sche usw. noch 55 k., aäo u« Izu-Zank 575 Wirth— Lgotgtgskxtiiiliina er·cgiti;it.-ltlit· betet-is? die Liede Fels Abg. a aenii em a ie garni u un. eer err aeniir sein Müthchen an einem privaten Institut« kü len wollen. Er erhebe fite eine Person hiergegen grundskitzlichen Wtdeiävrucln - Abxg Dahn (b. s. Fr.) bestreiten daß er Aniinositat gegen den orddeutsiben lohd bekundet habe. Abg· Fieber (Centr.) er lart, seine Freunde seten mt den Aus· erstes-Iris.- kiggsisxgseiigriitnzscsss Mssspssdsss - DE· »M- Bvim Titel «B3tfeiiausschusz und Qeeiifnn staut-net in rea . ert te a en een iir enbe u er« er ette . . ewig. i. ..,.5..;i..»-.i..k-S.i.ii.33i .e«n7?s-;:s. lßörsengesehes und speciell der ufhebung des Bikrsenterminhandesik —- sAbg Gainp (Reichsp·) wendet sich gegen A g. Barth, der über das Börseni kzesetz nicht sowegwerfend urtheilen Bitte; dazu se das Geseh noch nicht ; ange genug m Kraft— Abg. Graf ruim ( etc-sie) betont, in Folge des Verbotes des Terminhandels set eine ruhige stetige Entwtcke ung der JCHetreidepreise bei uns erzielt worden. Jn dem Proceß e en die Feenvalasts «Zins,Hier«ksspsxkziggrsssuggikkdsiissgskigiixxtkiiisiiiiiprs Dur« Paasxhe (nat.-lib.) bezeichnet es als eine Uebertreibunkzgalke Uebelstitnde trsn Gesckxitssverkegr autf das Borseäigegetz W strhißbenib a au ver ag nunme r ie eer era un au mor 2 . Schluß etjs Uhr. « f «« U« Kunst und Wissenschaft. « Die Feier von gelte« 100 jähri em Geburtstage fchloß Bch am Montag im eustiidter Poftzeater der am Sonn abend vorangegangenen Geburtstckgsfe er Le sin s an. Jn Breslau, wo der Mitbegriinder von Den chlands clasfischer Literaturperiode einst seine Minna von Bat-usw« geschriebem wurde am 24. Januar 1798 der Verfasser· von dem tr den Montag Abend zur Ausführung gewählten Sclzauspiele »Lorbeerbaum und Bettelstab« ge oren, einer dusteren dramatischen Satire auj die Stellung, welche wohl eine seit lang die deutschen »Versefc·hreiber « einem bureaukratischen und kavita istischen Lkhilisterthum gegenuber eingenommen haben. Es mag in einer ikerio e wo noch der Schimmer des hbchsten Dichter rubmes leben ig über Weimars Mauern schwebte, in der That nicht gerade leicht gewesen fein, den Anspruch auf das stolze Wort »Auch ich bin ein Dichter« zu erheben, ebenso wie es in der Ge enwart, um einen staatsmännischen Vergleich R: gebrauchem fYhwer ist ,» der Nachfolger eines Bismarck zu heißen. lsäine Tragödie des EvigpnenthumQ dem wohl der Kranz Tassos vors webt, welchem aber te Kraft gebricht, ihn zu erreichen, wird komit das romantisckpsentimental angehauchte Lebensbild ~Lorbeera um und Vetteltzak nachft feinen historiscben Reminiscenzen an einen nicht gera bocherfreulichen Abschnitt der deutschen Literatur ßeschichte stets aktuell deeibetn Daß dcr Dichter außerdem pcrsönliche ittere Erfahrun en, die das Erdenwallen eines jeden Künstlers kennt, in sein Scgauskel web, macht dasselbe auch biograpbisch werth voll und zu einer Ge iichtnißauffiihrung besonders geeignet. Freilich muthet dieser verkannte Poet in der Dalfijtube die egenwart bereits sehr fremd an. Die Zeiten des Perle rs und des Materialismus haben den Typus des literarifchen Anfängers und Dichters bei Weitem verändert. Das junge Poetenthum Neu-Deutschlands wohn: Mr anfänglich manchmal auch in der Dachstubh aber in se geht es gewbhnlicb lustiger zu, als in der Heinrichs, des bedauernswerthen ge den des Holtei chen Schaufviels Man hat sicb von der deutschen entimentalitiit so ziemlich freigemacbt und huldigt In r der grazibsen Leiebtlebigkeit des Quartier latin, dem Murgers geunerleben« nnd eine Trilbv'« ibren Ursprung verdanken. Auch de Chronik der deutschen Zieichshauptftadt vermag hierüber Manebes tu berichten. Und da? man. im Gegenfatze zu dem armen Heinrich er Vergangenheit, est bureaulratische Bürden mit dichterischen Würden re? gut vereinen kann, zeigt wohl am Besten ein Wildw brueh, der uesationsrath ist und außerdem die goldene Kette eines hofdichtets at. unzweifelhaft bat aber Boltei auch vielfach tendenzibs iibertriebem und das ist es, was den Werth seines Schaitipieles stellenweise sehe Mal-drückt. Seine melodrmnatifcben Gefühle sind nicht immer echt· und machen einen gesuchten Eindruck. Weiß man doch, daß Carl v. Heini, dem das unruhige Dusarenblut des Vaters in den Adern spukte, bereits ein recht fideles literarifches Zigeunerlehen in den verschiedensten Gauen Deutschlands als ge seierter Vvrleser geführt. Die Eriunerungen an dasselbe spiegeln sich wahrheitsgetreuer als in feinen traurigen drei Winteradenden des Dichters Heinrich in seinen Romuuen wieder. Dieser kleine Tadel foll uns indessen die Erinnerung an den Poeten, dessen Liedersuiel ~Lenore« u. A. einst neben »Minna von BarnhelsM im Jahre 1866 zur Feier des Einzugs der Armee als natiasia es Feststück auf der Königlirhen Hofbühne in Berlin gegeben wurde, nicht schlnälern. Seine engere Heimath Schlesierr ist mit Recht stolz auf sein vielfeitiges Talent, und er würde un weisclhast der Nachwelt angehören, wenn er nur der Verfasser seiner allbekannten Lieder ~Denkst Du daran, mein »tavi’rer Lagienka« und des noch be kaunteren Mantelliedes »Schier dreißig Jahre bist Du alt« wäre! - Die Hauvtfigrir des Heinrich in dem Holteischen Stücke, in der Dresden schon manchen hervorragenden Darsteller gesehen, lag am Montag zum ersten Male in den Händen des Herrn Wuchers. Daß eine derartige Charalterrolle einem Heldendarsteller weniger liegen würde, stand eigentlich zu ersparten. Herrn Waldecks ganze Dar ßellung blieb eine äußerlich» deelaniatorischr. Von den Sturmtvellem ie das gequälte Herz diesesunglücklichesi Poeten tobend zerreißen, fah man nur den leichten Schaum, den sie an der Oberfläche auf tvirheln. Das seelische Grollen in der Tiefe trat nur andeutungsi weise hervor. und damit wurde die ganze Rolle ihres besten Eindrucks entkleiden Der literarisch» aus dem K nigreiche der Poesie und von seinen Musenkmdern verstoßene Lear am Schlusse wurde auf diese Weise zu wenig vorbereitet und verliert an erschiitternder Tragit Auch Herrn Bauer als Chevalier Fedor v. St. Erval hätte Fu eine Verinnerlicbung der Figur dieses gutmüthigen Franzosen lvüns en können. Für die Nolle der Agnes paßt Fräulein Tut inger doch wohl nicht mehr ganz. Nach dem Ausscheiden von Frau Basis aus dem Nollensache der naiven Liebhaber-innen ist in dem elhen ein Ersatz sehr von Ndthew Unter den sonstigen Mitwirkenden sind noch Fräulein Politz als Mathilde und die Ferren Slvododa als ärtner Batzen Winds (Geheitnrath v. rund), Paul Elssessor v. Grund) besonders lebend hervorzuheben. Bruno sludeickx ·« Residenztheatetn Eine neue Wiener Po e ~Der HeirathsschtvindleA von Bernhard Buchbinder ging gestern vor einem leider nur sehr svärlich besuchten Hause in See-re. Dieser für eine Preinidre recht unhehagliede Anhlick hatte seinen Grund natürlich in dem taltfeuchten Sehne« und Regåntdettey sonst wäre der flotten Ausführung ein umfangreieheres uditorium tvohl zu wünschen getve en. Bernhard Buchbinder, der bekannt· Wiener zttritikm Feuilletonist und Ronianschriftstellery hat die Bühnen seiner Vaterstadt mit vielen dramatischen Werten beschenkt, so auch vor snunmehr 2 Jahren mit dem übercniithigen Possensviel »Der helrathss ischwindlerc das Mo: v. etnzierl mit einer leichten, aber gefälligen urwienerischen Musik ausstattete. Ein niedltcher Woher, ein fescher Marsch und einige gut pointirte Couplcts dürften vielleicht bald povulär werden, wenn auch nicht in dem Maße wie der ~Sect Walzer" te. der ~Tollen Nacht«, weil dieser befcheidenen schlichten Wiener Pinsik die effectvolle Mache der Berliner Muse fehlt. Der Titel des Stückes litßt ungefähr den Genre der Handlung ahnen. Niemand wird bei dem Titel an einen »Heiraths schwindler« im strafgesetzlichen Sinn denken. Es läuft die ganze, etwas comvlirirte Geschichte eines Wieuer iLebemannth der in Karlsbad, fern von feiner treuen Gattin, den Don Juan spielt, auf eine Reihe von Blamagen hinaus, als das energische, schlagfertige Weiber! hinter feine vielen Missethaten kommt, die sich im Jnteresfe der Moral zuguterletzt als Aufschneidereien und Niiszverftändnisfe hecausstellem Soweit stellt sich die Handlung also lsebr harnilos dar, dennoch muß man allzu strenge Prüderie hier lieber lzn Hause lassen: denn der Dialog, so drastisch und witzig er ist, svariirt das Thema von Untreue in der Ehe geradezu fugenartig »Wenn dies vikante Lied ausgesungen, so tauchte es sofort in modulirier sForm anderswo auf, bis der Chor der Rache den Helden gänzlich Tüberstimmt und blainirh bis das ~Maß der Schuld« erreicht ist und ",,die Hölle fordert mit heiseren! Lachen den Lohn«. Die Darsteller thaten sicb eininüthig zusammen, uin die Handlung durch umher-tatenl volles Spiel zu beleben, natürlich Alles im Wienerischen Die-lett. Allen voran ging Herr Fries« der in seiner Rolle als Franzl Burgey der Träger der Handlung, das Publikum geradezu elettrisirtr. Zriiulein Kronthah But· ers Gattin, die wider Willen von ihres atten Svezi (Busenfreund) Felbinger CHerr SukflilU angeschwärmt wird, war nach deutschen Begriffen äusserst heißblütig Jst drittes Wort ist »hauen'«, aber der »Weanerische Damm-« stand r doch vortrefflich. Fräulein Gers a als grüner Junge (Josef Hubinger), der sich aber mit Liebesgedanken und Duellvlänen trägt; war eine sehr drollige Erscheinung, Josevhs Cousinrhen Nein, stark angejithrter Backsisch von 89 Jahren, fand in grau Hiinsel eine ebenso überrascbende als geistreiche Darstellung. as langjiihrige Mitglied des weiblichen Gefchlechts, mit dem SrhwermutEblsfzopf und der Schwärmerei für Burgerfranzl war eine ganz andere Geisti als die tomistbe Alte nach dem herkömmlichen Recevt Bortreffli im Spiel wie im säcbfischen Dialekt war Herr Hungar als sächsi cder Professor Linse. Sein Couvlet »Was; mr ch denn ?« zündete mit allen Versen. Carla Ernst als dessen ~unverstandene« Frau trug auch viel zur Heiterkeit bei. Herr Bauer als Leopold Hubinger attete den alten dicken Fleischertneister mit natlirliehem urwüchsigen umor aus. Eine boehelegantq liebenswürdige »Er-Meinung war Fr lein Adine Nenß in ihrer weiblichen Charakter-tolle als Millh Lax, die vielumworbene Pseudogriisin mit der fchofeln Gesinnung nud den be harrlichen BorgsExverimenteir. Von den kleineren Rollen ist besonders Herr Janda als der ewig uniufrledene türtiscbe Badeaos Inst:
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