Deutsche allgemeine Zeitung : 11.02.1846

Mittwoch Nr. 42 — 11. Februar 184». MM Deutsche Allgemei« Zeitung. AM . «Wahrheib-und Recht, Freiheit und Gesetz!» *Ulm, 8. Fkbr. In der benachbarten Oberamtsstadt Biberach, dem Geburtsorte des Dichters Wieland, haben leider ültramontane Einflüsse große Mißstimmung verursacht, den bisherigen Frieden der verschiedenen Konfessionen wesentlich gestört und recht ärgerliche Scenen hervorgerufen. Die Regierung hat zwar diese Mißstände zu heben gesucht, indem sie den Haupturheocr der Zerwürfnisse, Dekan Kauzer, als Kaplan nach einem andern Orte verfehle; allein die einflußreichen Katholiken geben sich alle Mühe, diese Versetzung wieder rückgängig zu machen, und haben zu diesem Zwecke sogar eine eigne Deputation an den König abgesendet. Hoffen wir, daß sie ohne Erfolg bleibt. Schon seit einer Reihe von Jahren lebten hier mehr als hundert Mischehe» in glücklichster Einigkeit, und doch hat sich Dekan Kauzer neuerdings mehrfach,geweigert, gemischte Ehen cinzusegnen oder Kinder zu taufen, für welche die Aeltern prote stantische Wathen ausgewählt hatten. — Ein Erlaß des Konsistoriums dcß Königreichs Württemberg, die Feier von Luther'ß Todestag am t8. Febr. betreffend, läßt den Geist lichen die Art und Weise der Einrichtung der Feier je nach örtlichen Ver hältnissen und Rücksichten frei und beschränkt sich auf die Ermahnung, daß die Feier mit Vermeidung Desjenigen, was die brüderliche Liebe ge gen die nicht zur evangelischen Kirche gehörigen Mitbürger und Mitchri- stcn verletzen würde, geschehen werde. — IN dem Kreisgefängnisse von Rottenburg sind seit dem 30. Jan. t t von St weiblichen Strafgefangenen in der Art erkrankt, daß zum Theil Raserei ausgebrochcn ist. Obgleich die Gefangenen abgeschieden von einander wohnen, fangen dieselben, und das ist das den Aerztcn am meisten Unerklärliche, zu gleicher Zeit an zu weinen, singen, fluchen re. In ihren Hellen Zwischenräumen befragt, schrieben die Kranken ihren Zu stand dem Einfluß eines Kobolds zu. — Von den Studirenden Heidelberg» soll eine Bittschrift an die II. Kammer um Abschaffung der für die beiden Landeshöchschulen Heidel berg und Freiburg geltenden akademischen Gesetze abaehrn. Schon wenige Stunden, nachdem sie vergeblich an den Ministertisch ge richtet war, kannte sie in der^ganzen Stadt Alt und Juna. Nichts hätte gelegener für Alle kommen können: M wenige en gere Kreise nicht, weil man in diesen das dringende Bedürfniß einer Reaktion gegen die Adreßbestrebungen empfunden hatte, und noch we niger für das hiesige große Publicum, weil dieses sich des zu einer De monstration im Sinne der katholischen Bevölkerung Augsburgs gege benen Signals doppelt freute. Eine Adresse, auch eine'Adresse^ das war das improvisirte Losungswort, und bald werden Sic diese münchener Adresse zu lesen bekommen, wenn es anders bei einer einzigen bleibt. Der bekannte Akatholikenfcind und hier so beliebte wie einflußreiche Pfarrer Eberhard (der feine Dorfpfarre längst niedergclegt und wieder hier sein' Domicil aufgeschlagen hat) war der Anfertiger eines ersten Entwurfs, wenn die deßfallsigen Angaben sich anders als wahr erweisen, soll aber selbst den Eifrigsten in derselben zu weit gegangen sein. Deshalb wurde Prof. 0r. v. Moy um einen andern Entwurf angegangen, und dieser wird nun als eine von Tausenden unterzeichnete Adresse an den König gelan gen. An vielen andern Orten sollen ebenfalls Adressen vorbereitet wer den, und zwar keineswegs alle in demselben anti-Wrcde'schen Sinne, sondern auch mit entgegengesetzter Richtung. So wären, wir denn wie der inmitten einer confessionellcn Bewegung begriffen, und wo ist der ° -^on jetzt mit Sicherheit bezeich- heutige Sitzung der Abgeord netenkammer ihren Anfang nehmen, in welcher zu erscheinen der Minister deö Innern eingeladen worden ist, um auf die Interpellation des Barons v. Lerchenfeld zu antworten. lung derl. Kammer (Nr.it) war die BerathungdeS Berichts der erstem Deputation über denEntwurf des Gesetzes, die Bestellung vönSchieds- männern betreffend. Die Deputation empfahl der Kammer denselben mit nur wenigen Veränderungen zur Annahine; sie empfahl daher im Wi derspruche rmt den Beschlüssen der II. Kammer die Beibehaltung des Wortes „Schirdsemmu" sowie ferner die der Bestimmung: „daß an Orten, wo solche-gewünscht'wird, besonder« Schiedsmänncr bestehlt wer den". Diese Anträge" wurden nach Massgabe des Gesetzentwurfs einstim mig angenommen. . - . , (T A-) oLetpfig; tv, Febr. Unter den mehrfachen Diebstählen, die neuerer Zeit hier verübt wurden, macht ein durch den Ort des Verbrechens fast komisch gewordener daß meiste Aufsehen. Am 6. Febr. Abends wurde näm lich, laut Bekanntmachuna des Polizeiamts, aus dem unter hiesigem Ge- fanaenhause befindlichen Nachtwächterlocale die Summe von 93 Thlr. t o Rar. entwendet. Die Bekanntmachung verspricht Dem, der über den Diebstahl oder den Dieb Auskunft zu ertheilen vermag, eine Belohnung von 39 Thlr. Ueber-lick. Lautschlwnd. -München- Kirchliche Aufregung. Landtag. Adressen. ' Dresden. Landtag, o Leipzig. Bestohlene Nachtwächter. * Ulm Die Kacholiken in Biberach. — Daß Lutherfest. — Die Strafgefangenen in HMtnburg. — Die Heidelberger Studirenden. — Die badischen Pe titionen.-^ Freilassung Baumann'«. *Äassel. Der Hurprinz. Hofbällc. Hr. Nickell. Die Deutsch-Katholiken. fDarmstadt- Das Lutherfest. — Der Herzog von Augustenburg, x ^rannkurt a. M- Der Lutherverein. ^*Aerlin- Die evangelische Conferenz. Die Kirche im Waadt- , lande. Bürgergesellschaft. Humboldt. Hr. Lepsius. ** Breslau- Hr. Wander. Das Seminar. Mördergrube. Feuer. Verhaftungen. Die Res source. ^Königsberg. Duellsache. — Maßregeln in Ahorn. — Die Of fiziere. — Hundesteuer. — Wassersnoth. - Pater Goßler. — Preßproceß. kvesserretch. *ÄUS Ungarn. Die magyarische Sprache und die Juden. iG*»Ebvttannie«. Die Zeitungen über Pecl's Maßregeln. Die Eisen- , bahnbillß. Confcssionswechsel. Kranr»»lch. Deputirtenkammer. Der Polenball. Algerien. Sir G. Sey mour Uuf Otaheiti. Sß Paris Die Deputirtenkammer. VekgieA. Räuber. Schweiz. Di« waadtländische Geistlichkeit. Der Bahnhof in Zürich. Dresden, 6. Febr. Der zweite Gegenstand der heutigen Verstand lung der l. Kammer (Nr.it) war die BerathungdeS Berichts der erster Deputation über denEntwurf des Gesetzes, die Best," . De«tfchks»«d. ^--München, s. Febr. Ein großer, man darf mit Recht sagen der größte Theil der Bevölkerung Münchens befindet sich wiedev «Deral isiemer nicht geringen Unruhe und.Aufregung. Doch handelt es sich der- mälen nicht um einen erhöhten Bittpr«S und andere dergleichen Ursachen; vielmehr schweigen alle materielle Fragen, und allein die kirchlichen sind «s., d»j plötzlich wieder erwacht sind. Geht eS so fort wie seit drei oder vierMgen, dann wird sich voraussichtlich die jetzt in'den Hökern und Mitt lern Ständen geweckte Bewegung auch der untersten bemächtigen, und welche Folgen in diesem Fall emzutreten pflegen, das , ist bekannt, eben so bekannt, ühch, daß sie sich schwör im voraus bemessen lassen. Schon ,st djt dyMpfe'Rkde gegangen, daß man eine Bedrohung der Kirche durch deren Fchnde nicht leiden dürfe, und wenn diese noch so vornehm seien! Doch verlassen wir diese Betrachtungen erst einen Augenblick lang, um noch einmal auf die Sitzung dcrAbgeordnetenkammer vom 3. Febr. zu- rstckzukommen. Die Gpecialreferate über die Geschäftsführung der ständi schen Kommissare bei der Staatsschuldentilgungskasse boten theils gar ckein allgemeine» Interesse dar, theils müßte icdcr auch noch so kurze Aus zug als eine vergebliche Arbeit erscheinen, da ja in einer später» Sitzung dgß 'Hauptreferat zur Berathuna kommt. Auch die Kammer selbst ging rasch über dies« Referate hin, Alles der später» Zeit vorbehaltend, was bezüglich derselben zu erinnern fein dürfte. An sich hat auch das dann -angenommene Gesetz über die Fixirung einer Berufungssumme in civil- rechtlichcn Streitigkeiten nur eine ganz locale Bedeutung, man müßte cs denn außerhalb der Grenzen Baierns als ein beachtenSwerthcs Zeichen der Zeit ansehen, daß unsere Abgeordnetenkammer im Iahte des Heils ist« und in einem Moment, wo eine Gesetzgebungscommission über der Aus arbeitung neuer Gesetzbücher sitzt, einem von der Rcichsrathskammer vor- her angenommenen Gesetz ihre Zustimmung hat geben können, durch wel ches die adeligen und sonstigen Besitzer grundherrlicher Rechte den nicht hu berechnenden Vortheil erhalten, von einer Berufungssumme in den fraglichen Streitigkeiten befreit zu werden, also von einem Hindernisse, däS sie bi» jetzt neun Mal unter zehn Fällen abgehalten hat, als Kläger gegen ihre Grundholdcn die Proteste durch alle Instanzen zu verföchten. Eine jener Bestimmungen des Gesetzes vom Jahr 1837 (welches seiner liberalen Grundsätze halber häufiger noch als wegen seiner allerdings un verkennbaren Mängel gescholten wird), welche vom Principe der Gleich heit Aller vor dem Gesetz üus gegeben worden sind, ist durch diesen Kam Meldeschluß aufgehoben worden. Möchten andere ähnliche Beschlüsse nur nicht Nachfolgen! Darin liegt aber natürlich weit weniger etwas Pikan tt- als ein Ernstes und allenfalls Trauriges, und so ist es denn auch kein Wunder, dass nur von der von uns schon ausführlich erwähnten Jn- terpellationdeß Baronsv. Lerchenfeld (Nr. 39) die Rede ist, wenn der Sitzung vom 3. Febr. überhaupt Erwähnung geschieht. Sie gleicht, diese Inter pellation, der brennenden Lunte, die m ein Pulverfaß geworfen wird. Rußland und Polen. * Odessa- Der Lscherkcssenkrieg. Persien. — Der Tscherkeffenkrieg. — Die religiösen Verfolgungen. weise Mann, der uns deren Endpunkt sch Atürkai. ^Konstantinopel-Die Amtsveränderungen. — Dch Verkehr mit'arte? In einer Stunde etwa wird die Tscherkessien. , Wissenschaft und «unss. Expedition zur Erforschung de« australi- : schen ContinentS.— Arabischer Unterricht in Algier. Haüdwl und sUndUfttie. * Leipzig. Börsenbericht.: — Köln-.Mindener Eisenbahn. — Eisenbahnen der Vereinigten Staäton — Berlin.