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Dresdner Nachrichten : 13.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187612130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18761213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18761213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-12
- Tag1876-12-13
- Monat1876-12
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.12.1876
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Politisches. Welche Garantien bictcn die ottomanischen Staatsmänner, daß sie die von Europa für unerläßlich gehaltenen Reformen der türkischen Verwaltung ein- und durchführen? In der Beant wortung dieser Frage liegt die Entscheidung, ob Krieg, ob Frieden? enthallen. ES ist ein allgemeines Interesse, daß mit dem Aushören nichtswürdiger Zustände in der Türkei zugleich den russischen Auf- reizungS-Agenten ihr Operationsfeld entzogen wird. Ginge es nach Rußland allein, so läge die wirksamste Garantie in dem schleunigen Einmärsche russischer Colonncn und der Besetzung Bulgariens. Natürlich sind die Großmächte nicht geneigt, den Bock zum Gärtner zu setzen. England scheint vorgeschlagen zu haben, zu beantragen, daß der Pforte eine bestimmte Frist für die Durchführung des söge nannten StaatSgrundgcsetzes gewährt werde, welches sie zu verkün digen sich soeben anschickt. Die Frist soll auf 6 Monate bis zu einem Jahre festgesetzt werden. Nach Ablauf derselben sollen die Garantiernächte nochmals in Aonstantinopcl zuiammentreten, um dm Erfolg der von der türkischen Negierung ergriffenen Maßnahmen zu controliren. Erst von dem Resultate dieser Control Confcrenz soll die Lösung der Garantiefrage abhängig gemacht werden» indem man erst dann in der Lage sein werde, die Loyalität der türkischen Absichten würdigen zu können. Rußland hingegen will eine unver- weilte Occupatio» und eine bewaffnete Controle. So liegt augen blicklich die Differenz. Die Pforte selbst aber soll bereits erklärt haben, man könne sie wohl mit Gewalt zwingen, einer von dem ge- sammten Europa beschlossenen Okkupation zu weichen, aber gut willig annehmen werde sie dieselbe nie. Nun, lange wird man nicht mehr im Unklaren über alle diese Punkte bleiben. Die erste Mittwoch des Deccmber ist vorüber, ohne daß die norbamerikanisch« Republik Klarheit darüber erhalten hatte, welcher Präsident im März in das Weiße Haus zu Washington einzieht. Die Wahlmänner haben genau so gewählt, wie sie von ihren Parteien instruirt waren. Kein einziger Elektvr ist „umgefallen." Die Demokraten hofften sich in Louisiana einen Deserteur aus der republikanischen Partei um den Preis von 100,000 Dollars, und in Süd-Carolina um 50,000 Dollars kaufen zu können; aber sei eö, paß der Preis für solch« Fahnenflucht noch zu niedrig oder die Furcht vor der Partei-Acchtung zu groß war, oie Republikaner gaben keinen Ueberlaufer ab. Und doch bedarf Tilden gerade einer einzigen lumpigen Stimme zu einer sicheren Majorität. T.ldcn erhielt näm lich 184, HayeS 163 Stimmen, deren Giltigkeit von keiner Seite bestritten wird. Von den anderen 22 angefochtenen Stimmen ge hören 19 den drei Süd-Staaten (Florida, Louisiana und Süd- Larolina) an, 3 dem Staate Oregon. Fielen die 22 dem Republi kaner zu, so hätte ihr Candidat 185 und einen Vorsprung von einer Nasenlänge. Die Demokraten wollen jedoch die 19 südlichen Stimmen überhaupt kassiren, halten aber auf alle Fälle für not wendig, daß dte eine Stimme Oregons, die ihnen zusicl, gütig er klärt werde. Oregon wählte nämlich 3 Republikaner, da einer aber, «in im Staatsdienst stehender Postmeister, als Elektor unwählbar war, kassirte der Gouverneur dessen Stimme und proclamirte einen Demokraten als gewählt, der die nächstmcistcn Stimmen hatte. Das ist vielleicht correkt gehandelt, die Republikaner schäumen aber in Wuth auf, verbrennen das Bildniß deü Gouverneurs und die neueste Mordthat im Süden zeigt, wie hoch die Erbitterung bereits gestiegen ist. Erst der Congreß wird entscheiden, wer als Ober haupt der schmachbedeckten Republik anzuscheu ist. Im Laufe dieser Woche soll nun der Reichstag über die Justizgesetze Beschluß fassen. Wie die ,Föln. Ztg." hört, hält die preußische Negierung nicht weniger als 30 Punkte der bisherigen Beschlüsse für unannehmbar; vom Fürsten Bismarck heiße es da gegen, daß derselbe nur die bekannten vier Hauptpunkte festhalten wolle: Aufrechterhaltung des Zeugnißzmanges, keine Schwurgerichte für Preßdelicte, die Bestimmung, wonach die Beamtenversolgung nur nach den in dem bekannten preußischen reaktionären Gesetz ent haltenen Maßgaben zulässig sein soll, und endlich die Forderung, daß Preßvergehen überall, nicht bloS am AuLgabcort des betreffen den Blattes, verfolgt werden können. Jedenfalls sind die hier genannten solche, auf welche der Reichstag um keinen Preis eingehen kann, bezüglich deren er vielmehr unter allen Umständen an den wohlerwogenen Beschlüssen seiner Commission und den mit so großen Majoritäten gefaßten Voten der zweiten Lesung festhalten muß. ES handelt sich in der entscheidenden Stunde nicht blos um seine Würde, es handelt sich nicht minder um die Frage, ob die zu schaffende RechtSeinhcit einen gesunden Fortschritt oder einen ver- hängnißvollen Rückschritt bezeichnen soll. Damit ist für den Reichs tag der Standpunkt gegeben, den er unbedingt fcstzuhaltcn hat. Mit Genugthuung verzeichnen wir den Erfolg, den die säch sischen Abgg. Ackermann und Günther gegen den Auch Sachstrr- Krause im deutschen Reichstage errungen haben. Die Entscheidung des Reichstages zu Gunsten der Ansichten Ackermann s und Gün- ther's bezeichnet endlich eine Umkehr auf dem durch Gewerbezucht losigkeit und Ziehschrankenlosigkeit betretenen verhängnißvollen Wege. Jeder ehrliche Geschäftsmann ist durch die Manipulationen, die mit Wanderlagrrn und Waarenauctioncn unzertrennlich ver bunden sind, aufs Innerste empört, und wenn man gesetzliche Mittel zu ihrer Abhilfe aufzufinden sich bemüht, sollte derNational- liberaliSmuS nicht mit der abgegriffenen Schablone kommen, daß dies der VerkchrSfrcihcit widerspreche. Die Abgg. Günther und Ackermann haben für ihre mannhafte Vertheidigung der Interessen des Bürger- und Handwerkerstandes sich dessen Dank erworben ; wie Herr Krause den kleinen Gcwcrbtreibenden in seinem voigt ländischen Wahlkreise eS erklären wird, daß seine Ansicht über Wanderlager den Interessen des Handwerkerstandes entspricht, ist abzuwarten. Uns aber, die aus dem Walten der nationalliberalcn Grundsätze im ivirthschaftlichen Gebiete die Förderung der Soeial- demokratie sich entwickeln sehen, gereichtes zur Befriedigung, daß endlich einmal die kleinen Leute nicht mehr den Socialdcinokratcn durch den Nationalliberalismuü in die Arme getrieben werden. Nenestr Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 12. Dccember, */,8 Uhr. Der Reichstag lehnte heute in 1. und 2. Lesung 8 1 der Vorlage über Abänderung einiger Reichstagswahlkreise in Preußen und Braunschweig ab, ge nehmigte dagegen 8 2, wonach Laucnburg den 10. schleswig-holstei nischen Wahlkreis bildet. Daraus folgte die Berathung des Gesetzes über die Retorsionszölle, das nach längerer Debatte an eine Commission ver wiesen wurde. In der Debatte erklärte der Handelsminister Achenbach: die Negierung halte unvcrrückt an der bisherigen Handels-Politik fest, müsse aber die heimische Industrie gegen Benachtheiligung durch die in anderen Staaten gewährten Ausfuhrprämien schützen. Der Minister berief sich dabei auf Zeugnisse aus freihändlerischen Kreisen. In gleichen, Sinne sprach sich der Finanzministcr Camphaufen aus, welcher namentlich auf die von Frankreich gewährten Ausfuhrprämien hinwieS, wodurch die Bestim mungen des deutsch - französischen Handels - Vertrags nicht gewahrt würden, was Deutschland nicht hinnchmen dürfe, lieber die Begrenzung der der Regierung durch die Vorlage zu ertheilenden Vollmachten seien Verhandlungen mit dem Reichs tage nicht ausgeschlossen. Werde die Vorlage verworfen, so müsse die Regierung sich mit dem Bewußtsein beruhigen, nach Kräften auf die Hebung des NothstandeS bedacht gewesen zu sein. Reichskanzler Fürst Bismarck erklärt: er habe den Retorsionszöllen nur als vor übergehende Finanzmittel das Wort geredet. Aehnlichen Fragen werde man bei Erneuerung der Handelsverträge, namentlich mit Oesterreich, gegcnüberstchen. Wenn man die Möglichkeit von Retorsionszöllen abschncide, verliere man die Einwirkung auf die Nachbarstaaten. Fürst Bismarck erklärt schließlich : für die Handels politik hätten die Bundesregierungen und der Reichstag die Initia tive; er sei als Kanzler nur für die Executive verantwortlich. Wien, 12. Dcccmbre. Tie amtlich „Politische Corcsp." bestätigt unter hochossiziöscm Zeichen aus Constantinopel, daß zwischen den Eonfercnzmächten, namentlich England und Rußland, wesentliche Annäherungen erzielt und eine vollständige Verständig ung wahrscheinlich erscheine. Konstantinopel, 12. Dezember.' Die gestrige Vor-Con- fercnz. die beim General Jgnatieff unter dessen Vorsitze stattfand, erzielte Ucbcrcinstimmung über folgende, späterhin offiziell zu sanctionircnde Punkte: Für Montenegro soll eine Grcnzbcrichtigung durch eine internationale, in Ragusa zusammentretendc Commission festgestellt werden und zwar sollen die Distrikte Zubchi, Aaniania, Piva, Babniak, Charvonsi, Kolachinc, Vasovich, Drcalovich, Kuchi, Span- und Wiksich und zwar unter der Suzeränität des Sultans, dem der Fürst von Montenegro huldigen muß, mit Montenegro verbunden werden. Das serbische Territorium soll von den Türken geräumt, die Gefangenen gegenseitig ausgetauscht werden. Der Waffenstillstand wird bis zum FriedenSschluß verlängert, der Thalweg der Drina wird die Westgrenze Serbiens, wodurch die Festung Kleinzwornik definitiv zu Serbien kommt. Die bisherigen Resultate der Besprechung ge währen günstige Aussichten. Von der Pforte selbst liegt selbstver ständlich noch keine Aeußerung hierüber vor. Gerüchtweise ver lautet: der englischeGcsandte v. Salisbury zeigte sich dem russischen Gesandten Jgnatieff gegenüber einer Okkupation Bulgariens durch ein neutrales Land nicht abgeneigt. Locale» anv SöchsischcS. — Bei den Jagden in Hubertusstock hat Se. Maj. der Kaiser 20 Nothhirsche und 13 Stück Wild, Sc. Maj. König Albert 16 Nothhirsche und 12 Stück Wild erlegt. Heute beehrt Se. Maj. derKönig die Fasanenjagd deü Hrn. Rittmeister v.Dcken auf Schloß Hof bei Riesa mit seiner Theilnahme. Morgen findet auf Schloß Jah nishausen die Hofjagd statt. — Der Staatsmintster v. Nostitz-Wallwitz hat sich in seiner Eigenschaft als Abgeordneter nach Berlin begeben, um an den RcichstagSsitzungcn theilzunchmcn. - ----- — lieber die Ursachen, welche das von unS gestern berich tete Unglück im Windbergschachte bei Potschappcl hcrbcige- führt haben, schon jetzt un« ein Urthcil zu bilden, muß uns fern bleiben; es ist eben erst das Resultat der eingeleiteten Untersuchung abzuwartcn. Der Steiger Schlick, welchem eS wohl obgclcgm hatte, den Schacht vor dem Befahren der Bergleute zu untersuchen, ist indeß in Haft genommen worden. Ob er seiner desfallsigcn Pflicht nicht genügt hat, oder ob die Bergleute, ohne vorher die Untersuch ung abzuwarten,angefahren sind, muß jetzt noch dahingestellt bleiben. Der Bergarbeiter Heinnch August Henker aus Drüben, welcher bei dem Unglück anwesend war und dem SteigerSchlick davon Mittheil - ung machenkonnte, dürfte als Hauptzeuge auszutreten im Stande sein. Er hatte sich bei Entzündung der Gase unweit des 220 Lachter tie fen Schachtes befunden, war einige Riale umgedreht worden, und hatte sich dann auf eine Bank geschleppt gehabt. Die Leitung der Rettungsarbeiten geschieht seiten des Bergfactors Rampf; zwischen 8 und 9 Uhr des vorgestrigen Abends wurde der Erste der Verun glückten an das Tageslicht befördert, der Letzte von den 27 Verun glückten gestern früh 10 Uhr. Die Ueberführung der auf dem Schachte untergebrachtcn Gctödtcten soll heute Vormittag von 7 Uhr an nach dem Kirchhofe in Deubcn erfolgen und zwar auf 8 Bahren und durch 192 Träger der Mannschaf ten der Burgkschen Werke in 3 Abtheilungen. Des Nachmit tags findet die Beerdigung statt. Der Schmerz der Hinter« laffcnen Wittwcn und der ihrer Ernährer beraubten armen Kinder soll ein wahrhaft erschütternder sein. Erbarmende und helfende Menschen werden gewiß nicht fehlen, das gräßliche Unglück zu mil dern. Schon im Laufe des gestrigen Tages wurden circa 150 Marl in unsere Hände gelegt. Die Namen der Verunglückten sind folgende: die Zimmerlinge Friedrich Wilhelm Hofmann, 55 Jahre alt und vcrheirathet, Ernst Friedrich Grießbach, 47 Jahre, verh., Beide aus Kleinnaundorf; Carl Wilhelm Kaltschmidt aus Niederhäslich, 37 Jahre, verh. ; Gotthelf Heinrich Kühn II. aus Kleinburg, 58 Jahre, verh. Die Häuer: Friedrich Wilhelm Bernhardt aus Potschappcl, 26 Jahre, verh.; Carl Gottlob Beyer I. aus Schweinsdorf, 52 I., verh.; Johann Christian Hunger aus Neucunncrsdorf, 40 Jahre, verh.; Carl Ernst Klemm II. aus Denken, 42 I., verh.; Johann Gottlieb Leuschner aus Dcuben, 57 Jahre, verh.; Fr. Benjamin Licbschcr aus Zschiedgc, 53 Jahre, verh.; Gustav Adolph Mersch aus Eckersdorf, 41 Jahre, verh.; Adolph Patzig l. aus Burgk, 28 Jahre alt; Earl Gottlob Rüdiger aus Deuben, 43 Jahre alt, verh.; Heinrich August Rüdiger aus Deuben, 41 Jahre, verh.; Eniil Gustav Schubert aus Niederhäslich, 23 Jahre, verh.; Carl Christian ThcbuS aus Deuben, 26 Jahre, verh.; Johann Heinrich Winkler aus Gitter sec, 51 Jahre, verh. Die Förderleute: Ernst Robert Andrich aus Niederhäslich, 27 Jahre, verh. ; Carl Heinrich Braun aus Gittersee, 25 Jahre, verh. ; Anton Nowotny aus Burgk, 19 Jahre; Fr. Wilhelm Samuel aus Gittersee, 22 Jahre; August Ferdinand Schiffe! auü Burgk, 51 Jahre; Carl Heinrich Ulbricht ans Deuben, 30 Jahre, und Carl Hermann Wolf aus Deuben, 23 Jahre, verh. Schwerverletzt: Johann Benjamin Gundelach aus Niederhäslich, 26 Jahre, verh., ist am Montag Abend im Kranken hause verstorben; Carl TraugottLiebisch aus Niederhäslich, 30 Jahre, verh. Leicht verletzt: Heinrich August Henker aus Deuben, 42 Jahre, verh. — JZ. MM. die Königin, sowie die Königin Marie be suchten gestern Nachmittag die WeihnachtsauSstelluna von LouiS Herrmann, gegenüber dem Victoria-Hotel, um daselbst nam hafte Einkäufe zu machen. — Dte Diäten der Mitglieder der Ortsabschätz- ungS-CommIsstonen für die Gewerbe- und Personal« stcuer iür den Tag, an welchem dieselben wenigstens <i Stunden mit der Katastrirung beschäftigt werden, sind in Ortschaften von nicht über 2000 Einwohnern am 3 Mark, in solchen von mehr als v'ooi» und nicht mehr als 19,600 aus 1 Mark, in denen von mehr als 10,000 und nicvt mehr alö .',0,000 auf 5 Mark und in solchen von n ehr alö üO,o<X) Einwohnern aus 6 Mark seslgcstcUt worden. — — Unter unseren Handel und Gewerbe »reibenden Mitbürgern wirb gegenwärtig scbr levhast die Frage dlöcuiirt, ob nicht dem Anderen billig, waö dem Einen recht ist. Unter dem letzteren Tbcllc sind dicWeihiiachtöbazarü begriffe», denen bereits am ver gangenen Sonntage die Eröffnung ihrer Lokalitäten und dteVcr- loosung wie der Verkam ihrer Waarcn gestaltet worden ist. wäh rend den ander n Kaufläden nicht einmal der Waarenvcrkauf am nächsten, a:so dem letzten Sonntage vor Weihnachten erlaubt sein soll. Soviel unö bekannt, verschaffen sich die Bazars DiSpcnö von den bestehenden Vorschriften; es ist aber klar, baß, wenn jeder Geschäftsinhaber diesen Dispens beanspruchte, man ihm denselben ebenso gewähren mühte, wie den Bazars, die doch auch nichts Anderes, alö Geschalte mache». Es wäre also viel richtiger und besser, wenn man In diesem Jahre, wo der Weih- nachts-Abenb aus den 4. Adventsonntag fällt, den Waarenvcrkauf am vorhergehenden Sonntage, von Schluß deö Gottes dienstes ab, ircigäbe, damit nicht die Gcschästötrclbenden aut die Frequenz der vom Lanke hcreinkommenden Käufer, auch zum Schaden der Letzteren uud nur zu Gunsten d^r Bazars, verzichten müssen. Am Kürzesten wäre es. die Angelegenheit in der nächsten Stadtveroidiiktensitziing zur Sprache zu bringen. In der I ii ri stis cb c n G e i cl l s cha ft z n Berlin hielt am Sonnabend der Rcichöiagsadgeordmte GeneralstaatS- anwalt 1)r. v. Schwarze einen Vortrag über die Gestaltung des Entwurfes -ur Deutschen Strasprozehordniing nach Maßgabe der zweiten Lesung im Reichstage. ES wurden die Austtwrimgeu mit um so größerer 2 hcllnabme entgegen« genommen, alö 1>r. v. Schwarze dckainmich tür den Reichs tag taö Rclcrat über die Ltralprowßorkiumg erstattet bat und dasselbe alö ein Werk höchster Wissciischasnichlcit und geistvollster Dictivn gilt. — Schon mehrfach haben wir Anlaß genommen, daö Ver halten des Publikums" auf der oberen Tribüne dcS öffent lichen Gerl cd iSsaaleö in gebührender Weise zu rügen. Ge radezu srebelbask ist cö zu nennen, wenn Frauenzimmer mit ihrem, in ein Tuch völlig eingcwickelten Wickelkinde an diesem Orte er scheinen, unbekümmert, ob bas arme wegen deö zu unterdrücken den WImmcrnö fest zusammcngcschiiürtc Wesen ersticken kann, stundcnlang I» dieser Situaüon der Verhandlung beiwohnen. So war cö an einem der letzten Tage, an welchem während einer Panse die unnatürliche Mutter daS Tuch, welches taö arme Kind umhüllte, etwas lüstete, alö ein ha'b erstickter Schrei des letzteren die Alinncrkjainkcit dcS Gerichiödicncrö erregte, dcr na ürlich die schleunigste Entfernung deö gclüh losen Frauciizuiuncrs bewerk stelligte. Abgesehen von den fortwährenden Störungen, welche die Herren Bummler durch das vorsätzliche starke Au treten wäh rend der Sitzung verursachen, legrn sich ciinrlne dieser Sublecte letzt sogar auio Pfeile n. Eo muß kann einfach, wie cö gestern der Fall war. die Tribüne geräumt werten, da die elgentiichen Schuldigen von dem anderen Theile ihrer chrenwertheii College« iilä't verratben werden. Plan weih nicht, ob man mehr die Ge duld dev Herrn Präsidenten, oder die Frechheit dcr Bummler bewundern soll. — Daö Stollenbacken spielt um die letzige Feit bekannt lich bei unseren sorgsamen Hausstauen eine Hauptrolle und so manches liebe Weibchen benutzt nunmehr den wodlabgepaßtcn Augenblick, dem gutgelaunten Gatten mit den ircundlichsten Blicken der blauen, braunen, schwarzen und gräulichen Augen schüchtern zu tragen: Wo soll ich denn diesmal das Stolle»- mehl holen? - Da wird denn dcr gutgesinnte Elaste sein Weib, chen dahin dlrlgstrn, wo dasselbe prclswürdig und reell zu finden ist - in die Landcsprodiieten- und Mehl-Handlung von H er »iann Resag, Marsenstraße, vi?-ä-vst der Hauptpost, im Hauie des viclireguentlrten FleischwaarenacichästsWokiirka. Dort findet die sorgsam prüfende Hausfrau Mchlsertcn und andere Protucie tu vorzüglichster Güte und sollte eg uns freuen, auö kompetentem Munde nach Weihnachten zu hören, daß die Stollen von Resag'sehem Mehle nicht nur wunderbar geschmeckt, sondern auch keinerlei Nachtheile iür den um diese Zeit stets gefährdeten Mage» hinterlassrn haben. — Die Angelegenheit der Bebauung des alten Schlachthof areals ist definitiv noch nicht an dem Punkte aiiaelangt, wie von uns gestern erwähnt. Obgleich Verhandlungen über den Verkauf
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