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Dresdner Nachrichten : 10.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190308107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-10
- Monat1903-08
- Jahr1903
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- Dresdner Nachrichten : 10.08.1903
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Annakime von klntündlaun-ttt dt« »achmttta,« s Mir Sonn- und Sriertaa» nur Marienitrad« « von II bi» V.l Ubr Di« NvattiaeLrnnd. ,e>le lca » Silben) so Pt» . Sn- randiaunaen au! der Nrivalieile Leite 2b Dta : die 2tvaIi>ge Leile als „Sin. aetandt' oder au! rerlieite bo Via. gnNummern nach Sonn- und Kein. ta,en l be« sipalliae Brundietten so. 4v bc» so und so Lia. nach be- londerem Larü. Auswürtiae Auf träge nur acaen Vorausbejabtuna. Beleablütler werden mit rvLia. berechnet. Sernlvrcchanichlubt «mt I »Ir. U und Nr. 2090. Mmrrliiiirli ir»»> IVIvÄvn^UIir, l8travv»tr»»sv V, runüokst üor 1'rriMstr. v«e»rK ILi»»»»« » »"»«» ^ >7 pii-naisotis 81»°. pi^alsosto 811°. 17 7» oinpllodlt ra soüäon I'roiivn ^ > »tiilStl.Ill-IIIIII-t ^ Mit I>p (IÜisi' t-n. Ooblollv ^ » ^ ^ N vord. 50r^f.U!iz.'5t ruijrc-pn'ilit. n>61 RIROIIAOlVI. M 8Luvrs1oü Lllkalisrv»« »osspollielke. LeorKvotor. Ldijuaul« Neueste DraUtberichte. Losnachrichten. Einweisung des PfarreiS Kretzichmar, Wahlrechizändernng, Bogeinrbiitzcn-l H 1 eiivV» Tvl»ödl. Geiellichaft. Verband stübt. Haus- und Grundbesitzer. Techniker-Verdaiw, Gemeinnütziger Bauvereiu. Brieskaiien. j ÄdtvIIlnjl, RV» I Neueste Drahtmeldunaei» vom 9 August Kiel. Als der Werstdampfer „Bussard" gestern nachmittag nach Beendigung des Schleppdienstes in das Vaubaisin der Werft zurückkchrte. platzte aus demselben ein Dampsraiir. Durch die Explosion wurde der Maschinist Holtmann gelotet, der Heizer Meier schwer verbricht. Wien. Der Historiker Hofrat Onno Klopp ist ge» st o r b e n. Ischl. Der König von Numkinien ist heute nach mittag hier eingetrofsen und von dem Kaiser, sowie deni Prinzen Leopold von Bauern und dessen beiden Söhnen einmaligen worden. Die beiden Monarchen fuhren nach herzlichster Begrünung unter brausenden Ovationen der Bevölkerung nach der lästerlichen Billa, wo um 4>/, Uhr das Diner eingenommen wurde. Am Abend ist Festvorstellung im Theater. Marseille. Als der Ministerpräsident Combes, von dem Bankett zu Ehren des Lebrerkongrcsses znrüctkchrend, die Präfektur betrat, feuerte eine wie ein Fischer gekleidete Person zwei Revol verschlisse in der Richtung des Wagens des Ministerpräsidenten ab: Combes wurde nicht verletzt. Der Täter ist verhaftet: er ist ein Italiener namens Picolo. — Die amtliche Darstellung stellt in Abrede, das; ein Attentat ans den Mi nisterpräsidenten stattgefnnden hat. Die Ncvolverschnssc sind da nach nicht auf den Wagen des Ministerpräsidenten gerichtet ge wesen. Der Sachverhalt hat sich vielmehr folgendermaßen ab gespielt: Es wurde mit einer Tomate nach dem Wagen Combes' geworfen, die den aus dem Bocke sitzenden Lcibjägcr traf. Schutz leute verfolgten den Täter, den seine Kameraden zu schützen suchten. Einer der letzteren, namens Picolo, schoß dabei aus seinem Re volver, etwa 100 Meter vom Wagen des Ministerpräsidenten entfernt. Sowohl Picolo. wie derjenige, der die Tomate geworfen hat, sind verhaftet worden. Picolo war angetrunken und leugnet, geschossen zu haben. — Die Menge wollte Picolo mißhandeln, und die Polizei hatte Mühe, ihn nach der Präfektur zu vrtngcn. Picolo erklärte bei seinem Verhör, er sei 21 Jahre alt und brach bei der wider in erhobenen Beschuldigung in Tränen aus. Der mehrläufige Revolver war mit fünf Patronen geladen ge wesen, nur zwei Patronenhülsen steckten noch in der Trommel. Der zweite Verhaftete, der die Tomate geworfen hat, ist ebenfalls ein Italiener, 19 Jahre alt und heißt Dachino Aaoslio. Marseille. Der Kongreß der Lehrer und Lehrerinnen Frankreichs veranstaltete heute mittag ein Festbankett, an welchem gegen 3500 Personen teiluahnieu. Com bes, Pelletan und Brlsson wurden begeistert begrüßt. Die Menge begleitete den Wagen, in welchem die Minister das Bankett ver ließen. indem sie Hochrufe aus Combes und die Republik aus- brachtc und die Marseillaise anstimmte. Das Bankett, mit dem der Lehrcrkonareß seinen Abschluß fand, verlief sehr unrnhig. Die Redner, selbst Brisson, konnten sich nur schwer Gehör ver- ichassen, und schließlich mußten einige der Teilnehmer, die z» großen Lärm machten, aus dem Saale entfernt werden. Nunmehr erhob sich Ministerpräsident Combes und hielt, zu wieder holten Malen von stürmischem Beifall nnterbrochcn, eine l'/estün- dige Rede, in welcher er sagte, der ihm in Marseille bereitete Empfang sei ein Beweis dafür, daß alle Gruppe» der Mehrheit die weitere Fortsetzung der gegenwärtigen Politik der Regierung billigten. Redner schilderte sodann, was bisher zur Durchführung der Gesetze den Kongregationen gegenüber geschehen sei und was noch zu tun übrig bleibe und tadelte das Verhalten des hohen Klerus, der sich mil den Kongregationen für solidarisch erklärt habe. Demgegenüber sei festes Zusammenhalten aller Republikaner er forderlich. R o m. Heute vormittag 8'/, Uhr fand in der Pcterskirche die Krönung des Papstes Pins X. statt. Derselben wohnten etwa 50 000 Personen bei. Vor der Kirche waren Truppen aus gestellt, welche die Ordnung unter dem znströmenden Publikum austechterhlelten. In der Basilika versahen päpstliche Truppen den Dienst. Um 8»/, Uhr begab sich der Papst, begleitet von den Kardinülen. Würdenträgern und Robelgarde», zu Fuß in den Pvr- ticus von St. Peter, wo vor der kortu saut» ein Thron errichtet war. Der Papst in den päpstlichen Gewändern, ans dem Haupte die Mitra, bestieg hierauf den Thron. Sodann dielt Kardinal Rampolla, als Erzpriestcr der Basilika, umgeben vom Kapitel und der Geistlichkeit des Vatikans, eine kurze lateinische An sprache, in welcher er der hohen Eigenschaften des Papstes gedachte, und die Sänger der Sixtinischen Kapelle stimmten das „In o» katnis" an. Der Papst nahm dann auf der 8eöia t-egmtori» Platz und wurde unter dem Vortritt der Kardj- uäle und Würdenträger um 9>/r Uhr durch das Mitteltor in die Basilika getragen, begrüßt von brausenden Zurufen der Menge und Trompetenfanfaren. Die Palastgarde erwies militärische Ehren. Hierauf erteilte der Papst den Segen. Vor dem Hoch altar stieg der Papst von der 8s<tia Oostatoriu herab und verweilte einige Minuten in Anbetung des ansgestellten Allerheiligsten, wäh rend alle Kardinäle knieend Rosenkranz beteten. Daraus begab sich der Papst wieder auf die 8säia Uestatoria. und ließ sich in die Clementinische Kapelle tragen, wo ein anderer Thron errichtet war. Der Papst ließ die Kardinäle, Patriarchen. Erzbischöfe und Bifchöse zur Huldigung zu und erteilte dann mit lauter klarer Stimme dem Volke leinen Segen. Nach dem Segen begab sich der Papst zu dem unter einem Baldachin errichteten Throne, um die Messe zu zelebrieren. Auf dem ganzen Wege durch die Clementinische Kapelle bis zum Hochaltar schritt ein Zeremonicnmeister dem Papste voran, zündete dreimal Werg an, indem er rief: „Heiliger Vater, so schwindet der Ruhm der Welt". Sobald der Papst bei dem Hochaltar angekommen war, stimmten die Sänger der Sixtinischen Kapelle das „Leos saooräo, mazzua" an. Nachdem die Bischöfe und Aebte'den Eid geleistet batten — die Kardinäle, indem sie Fuß, Knie und Antlitz des Papstes küßten, während die Bischöfe nur den Fuß und das Knie und die Aebte nur den Fuß küßten — begann die Messe. Nach dem Gesänge und der Ver lesung der Epistel und des Evangeliums begab sich der Kardinal- Diakon Macchl. begleitet von den Richtern und Anwälten der Rota zum Altar und verlas, während der Papst auf die für die Krönung vorgeschriebenen be- Jn dem Augenblicke, als die Hostie gezeigt die silbernen Trompeten den Lobgesang die Waffen sich senkten und die Menge in Schweigen verharrte. Nach Beendigung der Messe bestieg der Papst wiederum die 8sclia Eostatoria und wurde nach dem vor dem Altar errichteten Podium gebracht Hier sprach der älteste Kardinal Gebete für den neueiwählten Papst. Dann nahm ein Kardinnldinkon dem Papste die Mitra ab. während der Kardinaldiakon Macchi dem Papste die Tiara aussctzte und hierbei mit lauler Stimme die JnthronisationSsormel verlas. Schließlich verlas der Papst einige Gebete und erteilte dann dem Volte seinen Segen. Die Menge ries Amen und bereitete dem Papste erneute Huldigungen. Trotzdem eine so gewaltige Zahl Menschen herbeigeströmt war, sind bemerkenswerte Unfälle nicht vorgckonnnen. Londv n. Ter König hat an Bord der Jacht des Deutschen Kaisers „Meteor" eine längere Kreuzfahrt im Svleni angcirelen. Petersburg. Der „Nowoie Wrcmja" wird unter dem 8. August ans Wladiwostok gemeldet: Die Stadt ist von deutschen Matrosen überfüllt. Schon den dritten Tag erdröhnt der Kanonensalnt von den deutschen und russischen Kriegs schiffen. Der Donner der Geschütze ist ein Svmbol des Friedens, der hier in den Gewässern des japanischen MeercS die Freund schaft des russischen Kaisers mit dem Deutschen Kaiser e,»weiht. Morgen wird Admiral Alexejew hier erwartet. Zu den hier ankernden 12 russischen und 2 deutschen Panzern mit „Rosina" und „Fürst Bismarck" an der Spitze werden noch über 30 russische und deutsche Panzer und Kreuzer und über 10 Torpedoboote er wartet. K o n st a n t i n o p c l. Nach Meldungen ans Saloniki ist eine Mo b ilin a ch u n gso rdre für 21 Redisbataillone erlassen worden. — In einzelnen Dörfern des Vilajets Monastir soll sich die Landbevölkerung den Komitatschibanden angeschlossen haben, andererseits haben sich mvhnminedanische Gcgcnbanden gebildet, welche mit den erstcrcn bereits verlustreiche Zusammenstöße hatten. Stach Monastir sind auch Artillcrieverslärknngeir abgc- gangcn. — Die Psorte erhielt Nachrichten über die Nieder- brcnnung von fünf Dörfern bei Castoria im Vilaiet Monastir durch makedonische Insurgenten. Sämtliche Einwohner dieser Ortschaften, Muselmanen und Griechen, seien getötet worden. Die Psorte wird diese Vorfälle zum Gegenstand einer Protestnote an die Großmächte machen. »i dem Throne saß, sonderen Litaneien wurde, stimmten an. während andachtsvollem OertlicheS und Sächsisches. — Der König und die Prinzessin Mathilde wohnten gestern vormittag dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nachmittags 2 Uhr nahm der König an der Familientafcl bei dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg in der Villa zu Oberloschwitz teil. — Der König hat zum Andenken an den Tag seiner An wesenheit in Auerbach der Schülerin Irmgard Gorges eine gol dene Halskette mit Kreuz zusenden lasse». — Am gestrigen Sonntag vormittags Z410 Uhr fand in der Hof- und Sophien kirche die feierliche Einweisung des zum zweiten Hofprediger erwählten ehemaligen Pfarrers der St. Markus-Kirche in Chemnitz, Herrn Krctzschmar, der übrigens vielen von seiner segensreichen Tätigkeit an der hiesigen Frauenkirche her, wo er von 1894—1901 als Diakonns amtierte, noch bekannt jein dürste, statt. Das weite Gotteshaus war von Andächtigen dicht gefüllt. Am Altar halten die Vertreter des Eoanaclisch-lutherischen Landeskonsistoriums, Herren Präsident o. Zahn, Obcrhofprediger I). Ackermann, Geheimrat Dr. Wacntig und Obcrkonsiitorialräie LoNchms und v. Kohlschülter, Platz ge nommen. Nach dem Gesänge einiger Verse des Liedes „O Jesu, Herr der Herrlichkeit", stellte Herr Obcrhofprediger v. Ackermann derKirchcngcmeinde Herrn Krctzschmar vor, worauf der Lebenslauf des letzteren vom Herrn Hosprcdiaer 1). Friedrich ver- lesen und ihm durch Herrn Geheimrat Dr. Waentig namens des Evangelisch-lutherischen Landcskonsistoriums die Anstellungsur- knnde feierlichst überreicht wurde. Herr Oberhofprediger O Acker mann wies sodann den neuen Hofprediger in sein Amt ein und ermahnte ihn in brüderlicher Weise, so segensreich wie an den Stätten seiner früheren Wirksamkeit, auch hier den Samen des Wortes Gottes auszuslreuen, worauf Herr Hofprediger Kretzschmar das Gelöbnis der treuen Pflichterfüllung ablegte. Der nun folgen den Antrittspredigt hatte der neue Seelsorger die Worte Jesu an den Apostel Paulus: „Fürchte Dich nicht, rede nur und schweige nicht" zu Grunde gelegt. Er gedachte zuerst des Geburts tages Sr. Majestät des Königs und nahm Gelegenheit, öffentlich allen denen zu danken, die ihn zu diesem ehrenvollen Amte be rufen haben. Mit von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten predigte Herr Kretzschmar den Versammelten das Evange lium Christi, das in erster Linie auch der Großstadt gehöre. Am Schluffe seiner inhaltsvollen Predigt erbat er sich das Vertrauen der Gemeinde, das ihm nach dem Eindrücke, welchen seine An> trittspredigt auf sämtliche Zuhörcrmnen und Zuhörer sichtlich ge macht hat, auch zu teil werden dürfte. — Da der von nationalliberaler Seite in Aussicht genommene L a n d ta gs w a h lka n d i d a t für den 24. städtischen Kreis, Herr Fabrikant Oskar Steeg, diele Kandidatur abgelehnt bat, so wurde in Oelsnitz in einer Versammlung liberaler Vertrauens männer beschlossen, den früheren Rittergntspächter und Vertreter des 45. ländlichen Wahlkreises, Herrn Clemens Wehncr, als Land tagskandidaten aufzuslcllen. — Ueber die Lage in Sachsen veröffentlicht das kon servative „Vaterland" einige Zuschriften von Parteifreunden, in denen die Wahlrechtsänderung teils befürwortet, teils be- kämptf wird. In der Zuschrift eines Herrn in der Loßnitz heißt es: „Ist es nun wirklich wahr, daß die mißliche Finanzlage hauptsächlich entstanden ist durch den Bau unrentabler Linien, oder ist die Behauptung nicht viel zutreffender, daß infolge des gewaltig zunehmenden Verkehrs großartige Um- und Neubauten an unsren Bahnhöfen und Eisenbahnlinien notwendig wurden, deren Kosten unsere Schuldenlast um viele Millionen vermehrten, zumal die von den Kammern genehmigten Voranschläge bedeutend überschritten wurden? Haben etwa damals die Sozialdemokraten und die Liberalen gegen solch« Ausgaben Widerspruch erhoben? Ist es endlich nicht höchst bemerkenswert, daß die Zweite Kammer sich erst dann mit voller Entschiedenheit der Aufgabe widmen konnte, Ordnung in unser Finanzwesen zu bringen und dessen Gesundung anzuoahncn, als die Sozialdemokraten ausgeschicoen waren? Kann man etwa hieraus schließen, daß die konservative Mehrheit nur aus Jasagern bestände und keine Rückenstcifhcit be säße? Anständiar wäre cs jedenfalls gewesen, wenn die liberale Presse auch den liberalen Parteien und der Sozialdemokratie den > ihnen gebührenden Anteil an der sogenannten Mißwirtschaft und ihren Folgen zugcmesscn hätte: denn stets haben die Liberalen und die Sozialdemokraten den Amwcndungen für Bahn bauten genau ebenso z u g e st i m m l. »sie die Konservativen. Jetzt bemühen sich jedoch die liberalen Blätter im Verein mit denen der Sozialrevolutionäre, den Konservativen allein die Schuld an der unbefriedigenden Finanzlage zuzuschiebcu. Dabei machen sie sich aber einer groben Inkonsequenz jchnldia. Sie reden nämlich immer von einer agrarischen, industrieieindlichen Mehrheit, die in der Zweiten Kammer herrsche. Run sind aber die Bahn linien, die bis in die entlegensten Gebirgstäler vorgetrieben wurden, in erster Linie zur Hebung der Industrie an gelegt worden, es kann also von einer Jndustrieteiudlichkeit der Mehrheit der Zweiten Kammer gar nicht die Rede sein. Ferner wild behauptet, daß zahlreiche Wähler ihren Unmut gegen das jetzige Wahlverfahren durch die Wahl eines Sozialdemokraten be kundet hätten. Gegen eine derartige Behauptung sprechen aber die in Berlin, Westfalen, der Nheinprovinz. Sachicn-Altenburg und in Württemberg und Bayern gemachten Erfahrungen. Dort sind die sozicildemokralischcn Stimmen noch weil stärker angewachsen wie bei uns, auch ohne daß eine „Wahlentrechtung" oorlag. . . Gibt es denn nun aber nicht noch eine andere Ursache für die Zm nähme der sozialdemokratnaien Stimmen? Sicher! und zwar eine, von der schon Fürst Bismarck oft mit Unmut gesprochen hat: die politische Brunnenvcrgiftuna, die jetzt wieder mehr als jemals auch in liberalen Blättern ihr Wesen treibt! Es wäre doch eigentlich onzunchmen gewesen, daß, wenn die bisher gegen die Sozialdemokratie zusammenstehendcn Kartcllparteien eines ge machten Fehlers stine würden, sie der ganz natürliche Selbst erhaltungstrieb veranlassen müßte, diesen Fehler nur in vertrauten Kreisen, nicht aber vor der Oessentlichkeit, zu besprechen und Mittel und Wege sür eine gründliche Abhilfe zu erörtern: ferner, daß sie sich nur un dringlichsten Falle dazu verständen, dem großen Publikum und zwar im Tone ernsten Bedauerns, Kenntnis davon zu geben. Wie anders wird jedoch die Sache in der liberalen oder gar der jog. unabhängigen und der sozialdemokratischen Presse betrieben! Da ist von Bedauern keine Rede! Statt seiner herrscht die unverhohlenste Schadenfreude über jede Blöße, die sie bei der Regierung einerseits, bei dem Landtage andererseits nur irgendwie zu entdecken glaubt. Man schreckt nicht zurück vor Ver unglimpfungen des Königshauses, der Minister, Beamten und Ab geordneten, selbst dann nicht, wenn dieselben sich nur mit Ver mutungen und Gerüchten begründen lassen. Alles wird den Ge nannten zum lieble» ausgclcgt, niemals zum Guten geredet! Die Frucht solchen Verfahrens erntet natürlich nur die Sozialdemo kratie, welche ihre Geschäfte nicht besser besorgt sehen kann, als durch diese Art von abfälliger Kritik. Denn diejenigen Leser, welche sich dem Einstuß der letzteren überlassen, werden entweder resignierte Pessimisten oder selbst Sozialdemokraten. Wenn bis her weder die Regierung noch die konservative Partei sich dem Ansturm gestellt haben, so ist dies nicht als Zeichen vorhandener Schwäche, wildern vielmehr als Beweis dafür anzusehen, daß beide gewillt sind, die Schäden der Zeit in ruhiger, sachlicher Arbeit zu erkennen und zu heilen!" — Bei dem H a nv ts ch ießen der Privilegierten Bogen- s ch ü tz en - G es c l ls ch a s t behauptete der Korpus des großen Vogels seinen Ansinachnngspunkt mit derartiger Hartnäckigkeit, daß es erst gestern nachmittag >/zO Uhr Herrn Rentier Satow ge lang, mit einem wohlgezielten Schuß dem Vogel das Herz zu durchschlagen, worauf das letzte Stück des Körpers von der 45 Meter hohen Stange sich loslöste: ihm siel sür diese Leistung die Königswürde zu mit einer goldenen Medaille nebst 150 Mk. in bar. Ferner erhielten goldene Medaillen: die Herren Dr. med. F. Krüger die Friedrich August-Jubelprämic taeschossen vom Vorsteher Stadtrnt Weigandt). Hofbuchdindcr Oestereich die v Polenz-Prämie (geschossen vom Deputierten Maler Schlenkrich). Hoflieferant Oiang die Meinhold-Prämie (geschossen vom Schneidermeister Römer), Restaurateur Heinrich Müller die König Albrrt-Jubiläumsvrämie (geschossen vom Kaufmann Berge) und Holzkändler Paul Schulze die Dr. Melmert-Prcimie (ge schossen vom Vorsteher Rentier Schulze»: silberne Me daillen: die Herren Rentier Kühne! die Rudolph-Prämie (selbst geschossen), Schneidermeister Heller die Kron-Prämie (selbst ge schossen). Kaufmann Beer die Reichsapfel-Prämie (geschossen von Rentier Kühnes), Kaufmann Schlesier die erste Heidenreich-Prämie (selbst geschossen», Mcchanlkus Bothseld die ziveite Heidenreich- Prämie (geschossen von Privatus Baumgärtek». Restaurateur G- Frihsche die Weindepntat-Prämie (geschlossen von PrivatuS Freher), Klemvncrmeister Wenzel die Oskar Ftschcr-Prümie (ge schossen von S bneidermeislcr Römer), Privatus Lindner die Gasse- Prämie (selbst geschossen), Kaufmann Max Schlesier die Knösel- Prämie (selbst geschossen) und Restaurateur Hustedt die Kretzschmar- Medaille (geschossen von Privatus Knauthe): Geldprämien: die Herren Bankdirektor Voigt (geschossen von Privatus Lindner), Privatus Wolf, Ihre Maiestät die Königin-Witwe Carola (Kammerherr v. Carlowitz-Maxen), Fabrikant Glöckner. Biergrosso- händler Hecht. Privatus Steiiichen, Mechanikns Bothseld, Bäcker- obernieister Bleuer, Kaufmann Breyer, Fabrikant Schuchardt. Fabrikant Albanus, Privatus Knauthe, Restaurateur Hoffman». Privatus Freyer. Kaufmann E, Jentzsch, Hofuhrmacher Ruoff, Fabrikdirektor Müller. Ihre Kaiser!. Königl. Hoheit Erzherzogin Josepha von Oesterreich (Kammerher v. Carlowik». Baumeister Lindner. Exzellenz Gras v Wallwitz, Kaufmann Bongers. Kauf mann Höser. Ratssekretär a. D. Gottschall, Fleischcrmeitter Jank, Fabrikant Hoher, Braucreidirektor Bier. Rentier Satow und Fabrikdirektor Lange. Nachdem Böllerschüsse das Fallen des Königsschusses verkündet hatten, formierten sich die Schützen zu einem Umzüge vom Schießpavillon nach dem Königszelt. wo Herr Stadtrat Weigandt als Vorsteher der Gilde die erste Ansprache auf den neuen Schützenkönig Herrn Satow hielt. Herr Kammer herr v. Carlowitz widmete dem neuen Schützenkönig ein kräftiges dreifaches Hoch und brachte daraus die Medaillen und Pämien zur Verteilung. Hierauf wurde den Schützen ein erfrischender Trunk aus dem Königl. Weinkeller durch Lakeien gereicht, worauf Herr Vorsteher Stadtrat Weigandt dem Königl. Kommissar Herrn Kammerherrn v. Carlowitz für die Ausdauer und Liebe, die er dem Feste ent wich dem -Schützeiizclte. Hier brachte"ker Versteh» ^Stadtrat Weigandt Herr» Satow seine Glückwünsche znm Ausdruck. Mit k? AZ - s-t ' U.r ! >'w -V -ij I
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