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Sächsische Volkszeitung : 11.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190310113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-11
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.10.1903
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Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 18 Pf berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Nhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1866. Rv. 232. Katholiken: Nikasius. Tönning, den 11. Oktober 1903. Protestanten: Burkhard. 2. Erscheint tiiglich nachm, mit Ausnahme der Soun« u. Festtag«. Bezugspreis: Vierteljährl. 1 Mk. 8O Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6888. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-PreiSliste. Einzelnummer 1v Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. L«cl»«lnicllerel, beaalttio« «na SercbSNrrieller Presde», Pillnitzer Straße 43. Die Wahlen in Sachsen nnd Preußen. Mit größter Spannung wartete inan in Preußen auf den Ansgang der Wahlmännerwahlen für den sächsischen Land tag. Die Sozialdemokratie tritt bekanntlich im ersteren Staate ganz energisch in die Agitation. Es frngsich, ob die Land lagswahlen gemäß den Neichstagswahlen mehr rot sein werden. Sachsen beweist, daß man sich in Preußen vor den Sozial demokraten noch nicht zu fürchteu habe, so lange das alte Wahlgesetz fortbestehen bleibt. In Sachsen, das die Sozialdemokraten bei den Reichstagswahlen bis auf einen einzigen Wahlkreis erobert haben, vermochten sie bei den Landtagswahlen nur im Wahlkreise Zwickau-Land gerade die absolute Mehrheit der Wahlmänner zu gewinnen, und auch da scheint ihr Sieg noch zweifelhaft, da die Wahl eines sozialdemokratischen Wahlmannes angefochten wird. Allerdings steht jetzt nnr ein Drittel der Landtagsabgeord neten zur Neuwahl, aber das Wahlergebnis kann gleich wohl denselben Wert beanspruchen, als wenn der ganze Landtag erneuert würde. Sind doch unter den Ort schaften, wo gewählt wurde, die großen Städte Dresden und Leipzig, die Industriestadt Reichenbach usw. Bekanntlich gilt in Preußen auch das Dreiklassenwahl shstem lvie bei uns, es ist den minder Bemittelten aber weit weniger günstiger als das sächsische. Nach dem letzteren wählt in der ersten Klasse schon jeder, der 300 Mk. Grund- und Ein kommensteuerentrichtet, in der zweiten jeder, der über2800Mk. Einkommen hat, während es in Preußen Vorkommen kann, daß jemand, der viele Tausende an Stenern zahlt, in der dritten Abteilung wählt. Die Sozialdemokraten sind in der zweiten Abteilung fast durchgängig unterlegen. Nur in einzelnen Wahlkreisen brachten sie ein paar Wahlmänner durch; in den kleinstädtischen Wahlkreisen nirgends. Mit dein Mißerfolge in der zweiten Abteilung war ihr Schicksal schon besiegelt. Aber auch in der dritten haben sie längst nicht die Erfolge errungen, die die Neichstagswahlen er warten ließen. Die Wahlbeteiligung war dort, wo die Sozialdemokratie ernstlich in Frage kam, allerdings erheb lich höher als bei den Preußischen Landtagswahlen, sie war aber vielfach noch schwächer als 1807, wo die Sozialdemo kraten über die Beteiligung uneinig waren, sie stieg aber auch nicht über 00 Prozent, in Dresden waren es nur 30, anderswo nur 25 oder 20 Prozent. In Reichenbach, wo die Sozialdemokraten, wenn sie wollten, die dritte Ab teilung beherrschen würden, war die Beteiligung so schwach, daß neben zwölf sozialdemokratischen 4 bürgerliche Wahlmänncr gewählt wurden. Noch empfindlicher als der Mangel an Wählern scheint der an Wahlmännern gewesen zu sein. Die sozialdemo kratische „Leipz. Bolksztg." klagt, daß es in einigen Städten nicht einmal möglich gewesen sei, die notwendigen Wahl männer zu finden; in den vier ländlichen Wahlkreisen sind die Bemühungen der Wahlmänner fast ganz vergeblich ge- ! wesen. Kurz Mißerfolge und Täuschung überall. Wohl ist das Wahlrecht in Sachsen in der 3. Abteilung nicht so allgemein wie in Preußen. Dafür kommt der Sozialdemokratie hier außer der günstigen Abgrenzung der i Klassen ganz besonders die geheime Abstimmung zugute. Die Urwähler wagen nichts mit der Abgabe eines sozial demokratischen Stimmzettels. Ist gleichwohl die Wahl beteiligung schwach, so eröffnet das für die Sozialdemokraten sehr ungünstige Aussichten zu den preußischen Landtags wahlen, wo die Stimmenabgabe öffentlich ist. Und wenn sich im sozialdemokratischen Königreiche nicht einmal die notwendigen Wahlmänner auftreiben ließen, wie wird es dann erst in Preußen werden? Sollten dort die Genossen mutiger sein als in Sachsen? Hier geht man ja vielleicht schärfer gegen sie vor; allein im Großen und Ganzen hat in Preußen ein Arbeiter, der sich offen als Sozialdemokrat bekennt, dieselben Unannehmlichkeiten zu befürchten wie hier. Hier sind in den großen Städten und den Industriebezirken > die Sozialdemokraten ebenso mächtig, um einen gemäß regelten Genossen zu schilpen, lvie in Preußen. Vielleicht war man in Sachsen, wo man doch weiß, i daß man die „Ordmmgsparteien" nicht veldrängen kann, lässiger; vielleicht wirkte die Aussicht auf eiue Wahlresorm, die den Massen wieder mehr Einfluß verschafft, insofern lähmend, als inan sich sagte: vorläufig lohnt sich die Wahl beteiligung nicht; warteil wir ab, bis das neue Wahl- ! gesetz da ist. Umgekehrt wirkt in Preußen der Mangel ! linaiigenehmer Wahlerfahrnngen nnd die Hoffnung, den „Rcak tionärcn" einen tüchtigen Denkzettel verabreichen zu können, vielleicht anspornend auf die Sozialdemokraten. Trotzdem sind große Erfolge für sie ausgeschlossen. In einzelnen Wahl- j kreisen können sie in der dritten Abteilung ja eine Anzahl Wahlmänner durchbringen; unter ganz besonders günstige» Umständen auch einmal in der zweiten. Aber ans eigener Kraft können sie kein einziges Mandat erobern. Sie bleiben auf die Gnade der Freisinnigen angewiesen. Ob I diese sich in der Not da. wo die Sozialdemokraten den Ausschlag zu ihren Gunsten geben können, herbeilassen ! werden, ihnen einen Mandat abziitreten, ist sehr zweifelhaft. Politische Nuudschau. Deutschland. — Der neue Marincrtlitsvorlilischlng, der zur Zeit mit dem gesamten Etatsvoranschlag für das Jahr 1004 dem Reichsschatzamt zur Nachprüfung vorliegt, enthält, wie ver schiedene Blätter melden, bei der Forderung der geplanten Schiffsbauten lLinienschiffe und Panzerkreuzer» keine Titel für Ersatzbauten, sondern nur solche zu Vermehrimgsbauten. Dagegen sind bei den kleinen Krenzerforderungen zwei solche für Ersatzbauten, in Anrechnung gebracht. Von enteren wurden bisher Ersatzbantcn für die großen Kreuzer „Ersatz König Wilhelm". „Kaiser" und „Deutschland", von letzteren solche für „Zielen" und „Merkur" gefordert. — Gegen Graf Biilow. Die „Kreuz Ztg." schreibt: „Die Ernennung und Verabschiedung von Ministern muß der Initiative des Königs Vorbehalten bleiben. Es gibt aller dings einige agrarische Kreise und auch leider vereinzelte konservative, die ans verschiedenen Gründen ans Einsetzung eines anderen Ministerpräsidenten dringen. Konservativ ist dieses Verhalten nicht, und die Partei muß sich verbitten, für solche Wünsche verantwortlich gemacht z» werden. — Die Verhandlungen mit der Schweiz wegen Ab schlusses eines neuen Handelsvertrages haben am 0. d. M. in Berlin begonnen. — Die Lage des Arlicitsmarktcs hat im Monat Sep tember eine ganz überraschend günstige Wendung erfahren. Nach der Statistik der öffentlichen Arbeitsnachweise kommen auf je 100 offene Stellen nur 111,7 Arbeitsuchende gegen 136,7 im September 10« >2. Damit ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf einem Niveau angelangt, auf dem es etwa im Sepien,ber 1000 stand, wo auf 100 offeue Stellen 1lo.ü Arbeitsuchende kamen. Die Gunst der Lage wird noch dadurch erhöht, daß der Andrang auf dem männlichen Arbeitsmarkte beträchtlich zurückgegangen ist. und zwar von 166,3 j,n September 1002 auf 128,2 im September dieses Jahres. Sehr viel zu der überaus günstigen Gestaltung des Arbeitsmarktes hat die Herbst- konjunktnr im Baugewerbe bcigetragen, die zum Teil so lebhaft war, daß die Nachfrage nach Arbeitskräfte» in Orten, >vie in Berlin, Magdeburg, Altona, Solingen, vor übergehend stärker war, als das Angebot. Auch der Berg bau nahm eine große Zahl neuer Arbeitskräfte auf. Gntschädignng unschuldig Verhafteter. Die hessische Regierung hat dem Bnndesrat einen Gesetzentwurf vorgelegt, betreffend die Entschädigung unschuldig verhafteter Personen. Ter Bnndesrat wird voraussichtlich schon in allernächster Zeit zu dem Entwürfe Stellung nehmen, zumal der Reichs tag in wiederholten Entschließungen eine Regelung dieser Frage verlangt und als dringend bezeichnet hat. — Die Landes Vcrsainnilnttg der badischen Zcntrnms- partci tagte diese Woche in Rastatt. Der langjährige Fraktions-Vorsitzende, Geistlicher Rat Wacker, hatte das Referat über die kommenden Landtagswahlen über nommen. Der Kampf gegen die gewalttätigen National liberalen müsse fortgesetzt werden, zumal diese eine Stütze an höchster Stelle gefunden haben, von einer gerechten Behandlung aller Katholiken aber nicht die Rede sein kann. Gerade in der Ordenssache suche der Liberalismus die Negierung daran zu hindern, Gleichberechtigung eintreten zu lassen. In der Schnlgesetzgebnng handle es sich darum, zu verhindern, daß die Ziele der Inngliberalen in das Gesetz Eingang finden. Was die Stellung zur Negierung selbst betrifft, so sei diese die alte. Man verlange, daß die Regierung nicht die Geschäfte einer bestimmten Parte Blei in: Herzen. Erzählung von I. N. von der Sans. AnS dein Holländischen übersetzt von L. van He ernste de. <2a. Fortsetzung.) sNachdrulk verboten.) Das viele Bier, das inan ihm anfuötigte, stieg ihm zu Kopfe und machte ihn unwohl; das Bewußtsein seiner Ohnmacht drückte ihn nieder, während er vor innerem In grimm knirschte, daß er seinen Quälgeistern nicht gewachsen war und sich all ihre Albernheiten und Gemeinheiten wehrlos gefallen lassen mußte. Der Aufenthalt unter dieser vielversprechenden npv» pnti-iao ward ihm zu einer wahren Hölle, aber er sah keinen Ausweg. Von einem Wirtshaus ging es zum andern, bis sich schließlich die ganze Gesellschaft auf der „Bude" des „Donnerers" zusammenfand, wo der Spektakel erst recht los ging. Glücklicherweise war er hier nicht allein die Zielscheibe des studentischen Uebermutes, drei oder vier andere Leidens- genossen wurden mit ihm in das Treiben der „edlen" Burschenschaft eingeweiht. Aber der wüste Lärm der halb trunkenen Schar und die Atmosphäre des Zimmers, worin man trotz der geöffneten Fenster vor Zigarrengualm fast erstickte, hätten allein genügt, ihn, der an ein so ruhiges und geregeltes Leben gewöhnt war. krank zu machen. Die Tollheit nahm immer mehr überhand, die armen Füchse mußten sich allen möglichen Unsinn gefallen lassen, was der eine nicht wußte, wußte der andere; bald mußten sie über Stöcke springen, bald wie Frösche im Zimmer ^ Hüpfen, daß ihnen der Schweiß über de» Rücken rieselte. ^ Endlich wurde cS ein wenig ruhiger. Fleischpastetchen wurden herumgereicht und von den init Bier übersättigten Magen gierig hinabgeschlungen. Wie bei mausenden Katzen verstummte auch hier Plötzlich das Miauen. Alö die Reihe an Adolf kam, erinnerte er sich plötzlich, daß eö Freitag war, und so ließ er die Schüssel unberührt vorübergchen. „Friß Vogel oder stirb!" rief mau ihm zu. „Danke, ich mag nicht!" „Was, Du willst nicht fressen?" polterte der „Donnerer", „Du willst meine Gastfreundschaft verschmähen, am Ende gar noch, weil es heute Freitag ist. Na, mach' nur gar keine Umstände; was in den Mund eingeht, beflecket das ^ Herz nicht, ich erteile Dir vollen Ablaß für alle Ueber- tretungen des Fastengebots." Und mit Gewalt wollte er ihm ein Pastetchen auf nötigen. Nim aber hielt Weever nicht länger an sich, er sprang auf und schlug ihm mit aller Gewalt das Ding aus der Hand, daß es in weitem Bogen durch das Zimmer flog. Er war kreideweiß vor Zorn, und mit einer Stentor stimme. die er sich selbst nicht zugetraut hatte, und die den verlotterten Zechkumpanen lvie eine Posaune in's Ohr dröhnte, fuhr er den Lassen, der ihn in so schmählicher Weise gepeinigt hatte, an: „Wenn Du Dich noch einmal unterstehst, mich wegen meiner Religion anfzuziehe», so Hane ich Dich mit dem ersten besten, was mir in die Hände fällt, nin die Ohren!" ..Bravo!" ließ sich bei der allgemeinen Stille, die auf diese Worte folgte, eine Stimme im Hiudergruude vernehmen. Sie gehörte einem stattlichen jungen Manne mit dunklen Angen und feinen Gesichtszügen an. der gerade hereingekonunen » nnd zufälliger Weise Zeuge des letzten Auftrittes gewesen war. ..Jemanden wegen seines Glaubens anfzuzichen, das ^ ist einfach gemein", fügte er Hinz», „und in meiner Gegen wart wird das ferner nicht geschehen!" „de Vries hat recht" ließ sich Dieser oder Jener vernehmen, „bravo Konrad!" „Oiemein sagst Du?" brauste jetzt der Gastherr, mit vollem Munde sprechend, auf, indem von dem Sopha, wo- rauf er uiedergefallen war. aussprang. „und das auf meiner eignen Bude! Das laß ich mir, hol mich der T nicht bieten!" „Nimm Dich nur in Acht, tmunm, daß Du au deinen Pastetchen nicht erstickst, die Fück'se möchten sonst morgen alle um Deine Leiche tanzen!" erwiderte Kourad lachend. , indem er ihm den Rücken znkehrte, während in der allge meinen Verwirrung Keiner recht wußte, wessen Partei er ergreifen sollte. „Kein Krakeh! am späten Abend!" kamen einzelne Stimmen begütigend dazwischen. Konrad de VrieS aber kümmerte sich weiter um Nie mand, sondern nahm Weevers Arm. drückte ihm den ersten besten Hut. dessen er habhast werden konnte, in die Augen nnd sagte: „Komm nur mit Freundchen, in diese Gesellschaft gehörst Tn nicht hinein!" Und ehe noch die andern recht zur Besinnung gekommen waren und sich von ihrer Ueberraschnng erholt hatten, war er mit Adolf schon die Treppe hinunter gegangen und auf die dunkle Straße hinansgeschritten. di. „Ich freue mich herzlich, daß die Ferien bald ansangen, nnd Kourad wieder zu Hause kommt!" sagte Henriette beim Frühstück, das unter der Veranda eingenommen wurde. Es war Mittsommer; unter dem von Schlingpflanzen umsponnenen Glasdach saß man vollständig wie in einer grünen Laube. „Ja. es freut mich nicht minder", stimmte die Mutter bei, „nur haben ihn in letzter Zeit selten genug gesehen, alle 1-1 Tage nnr und dann nnr im Fluge mit einem Re- tourbillet." „Na, mir scheint, das dürfte gerade genügen", bemerkte der Doktor lächelnd, mit dem einigen Hermnslatteln wird ei» Student es schwerlich weit bringen, er muß sich an regelmäßige, mnmterbrocheue ernste Arbeit gewöhne», nnd daraus wird nichts, wenn man jeden Augenblick ans den Rädern sitzt." „Du möchtest den Jungen am liebsten zu einem Bücherwurm und Mülleresel machen", sagte seine Frau schmollend. ..der Bogen kann doch nicht immer gespannt bleiben, man wird einem Studenten doch wohl eine Er holung gestatten dürfen!" „Gewiß!" entgegnete der Doktor, „aber dafür sind die Ferien da. und »nenn Konrad im letzten Semester ordentliche Fortschritte gemacht hat, null ich ihm gerne alle möglichen Vergnügungen gönnen." (Fortsetzung folgt.)
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