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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-04
- Monat1891-11
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Abormemerrtspreis tz t« Hanptrrpeditton oder de» im Stadt- tqtck und den Bororten errichteten SluS- 2eft»ven abgeholt: vierteljährlich 4.50. lei zweimaliger täglicher Zustellung in« H«s > 550. Durch die Post bezogen sur jeriichlaod und Oesterreich: vierteljährlich -l6—. Direkte tägliche Krenzbandjendung tat Ausland: monatlich 9.—. NeMorgen-Autgabe erscheint täglich '/,7llhr, di« Abead-Auegab« Wocheatagt 5 Uhr. Lr-artion und Lrpkditioa: Zodannesgaffe 8. Ae Expedition ist ununterbrochen ge» Wet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Klemm'« Lsrtim. tAlfre- Hahn), UniversititSstraße 1, LoiiiS Lösche, kathariaeustr. 14, pari, und König-Platz 7. Track a»d Verlag von >k. Polz kn Leipzig. Morgen-Ausgabe. ripMr.TllMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd J«sertio»spreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petit- »eile 20-^, Reklamen unter dem Rcdactions- stnch ^gespalten) i>i^, vor den Fainilien- uachrichier. (6 gespalten) 40/H. Abend-Ausgabe: die 6gespaltcne Petitzell« 40 RecIainen unter dem RedaetionSstrich l4 geipalten) 1 >l, Familiennachrichten unb Anzeigen verlorener t»egensla»de liigespaltens Ä) Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zißernjatz nach höherem Tarif. »rlra-veilagni (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbewrderung 60—, mit Poslbejorderung Gt 70.—. ÄnuatMkschlllß für Inserate: Abeud-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Lei deu Filialen und Annabmestelleu je eins halbe Stund» früher. Inserate sind stets an di« Ertzetztlisa zu richten. F« 3Kl. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachung. In tkeilweiser Abänderung unserer Bekanntmachung vom SV. August 1889 bringen wir hiermit Folgendes zur öffentlichen trmilniß. Die Kettin-Vrncke über di« Elster am Dorfe Möckern fielst im Eigenlhum der Stadigemeind« Leipzig als Privatdrücke; wir geslallen jedoch deren Benutzung durch Fußgänger, mit Kutsch- geschirren und leichten Handwagen; ausgeschlossen bleibt demnach die Benutzung mit schwerem Lastsuhrwerte, beladen wie unbe- laden, und mit OmnibuSwagen. Nur wollen wir denjenigen Besitzern und bez. Pächtern der zwischen dem linken Elster- nier bei Möckern und der Marienbrücke gelegenen Feld- und Licicngrundstücke, welche zu den Kosten deS Baue-, bezw. der Unter- Haltung der LcNin-Brücke einen entsprechenden Antheil beigciragen luden, bezw. noch beitrage», die Benutzung der Brücke zur Bewirlh- schaiiung dieser Grundstücke als Wiese oder Feld, insbesondere zur Ab- jnhr deS Heues und Grummet-, sowie der Feldernte erlauben; auf schwerere landwirlhjchastliche Maschinen erstreckt sich dies« Erlaubnis dagegen nicht. Inwieweit den bezeichneten Besitzern und bez. Pächtern die Be nutzung der Brücke auch zur Abfuhr von Ziegelerde von deren Srnadstücken dajelbst gegen von denselben an unS zu zahlende Bei- träge zu den Kosten d«S Baues und der Unterhaltung der Brücke »u geslallen sei, darüber behalten wir »nS für jeden einzelnen Fall freie Entschließung vor. Leipzig, am 27. Oktober 1891. Der Rat- der Stadt Leipzig, le. 4486. 4645. vr. Georgi. Rüting. Lekauulmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 26. Lctober bis 1. November 189l im Argandbrenner bei 2.5 Milli meter Druck und 150 Litern stündlichem Toniuin LaS I8,9fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Tai specisische Gewicht stellt sich im Mittel ans 0,457. Leipzig, am 2. November 1891. Sc» Raths Deputation r» de» Gasanstalte». Viedkahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: I) eine silbrrnc Vylinder-Rrmantvir-Ilhr mit Goldrand, Sekunde und Fabriknummer 20801, sowie mit kranzartiger Ver> zierung und Schildchen auf der Rückseite, am 28. vor. M.; 2> ei» Vlcchkastc», ca. 25 ow lang, 12 om breit »nd 10 cm doch, schwarz lackirt, mit gelb bronzirten Kanten und Messinggriff, darin ein grauieincneS Lackchr» mit ca. 15 in Nickel, und Kupfermünze, sowie eine sildrr«c Vyltnderuhr, sehr flach, mit Cecunde und langgliedrigcr Stadikrtte, am 90. v M.; 3 ein goldenrr Ring mit Tiamantrolettc, am 11. v. Nt.; 1 ktiir goldene Tamrn-Nrmontotr-Uhr mit verzierter glück seite und einigen eingedrückten Stellen am Rande, sowie andängender kurzer Nickcltkttk mit Perlmutterstcinen, ein Nickel-Armband mit Tiger» uae, am 29. v. M.; 5) rin Operngucker niit Doppelgläsern und schwarzem Leder bezug, am 25. v. M.; 6) ein Adrrhdnch vom Jahre 1891, mit dem Stempel ,.siesi»urLvt b'urlc-I, Inb. L. Reiwann, Leiprix, Lübrexlacr 1" auf der Schnittfläche, am 15. v. M.; 7) rine Tyroler Geige mit einem mit Handschuhleder und Tuch überzogenen Kinnhalter, in schwarzem Kasten mit Nickel- beschlagen, Nickelgriff und blauem Ausschlag im Juli oder August d. I,; 8> ein Nrgenschirm mit schwarzseidenem Bezug und geriestem Elsenbeingrisf und ein ebensolcher Sonnenschirm mit schwarzem Hornkugelgriff, am 26. vor. M.: 9) ei» Kraurnllrid von roth-, braun- und gelbcarrirtem Barchent mit rothen Steinnußknöpfen und gelbem Spitzenbesatz, am W. vor. M: IG ein Winterüberiiehrr von hellgrauem Stoff, mit schwarzem Eammelkragen, hellcarririem Futter und «ettchenbenkel, ein Spazier stock, von braunem Rohrgesiecht mit Horngriff und ein grauer ckllzlstit mit grauem Band und der Firma: „A. 1>. Schäker, vroscken' im Futter, am 30. v. M.; II) ein Jaquet von hellgrauem rauhen Stoff, mit schwarzem ffutter und einer Reihe grauer Steinnußknöpfe, sowie eine ebensolche Weste mit weißem Futter, vom 22. bis 25. v. M.; lS> ein Winteruberztehcr von braunem rauhen Stoff, mit dunklem Sammetkragen, schwarzem Futter und übersponncnen Knövtcn; während der letzten 3 Monate: 13) rin Wintrrüberzieher von grünllch-blauem Stoffe mit wtbgewürseltem dunklen Futter und ein kleiner schwarzer Filzhut, am 25. v, M.: ll, ei» Lommernherztrhrr von braunem gestreiften Stof mit Stoffkragen und einer Reihe Perlmutlerknüpsen, gelbem Kettchen- Henkel und der Firma ,F. L l-'runr, keuänits" am Kragen und ein kleiner weicher schwarzer Ailjhut ohne Futter, am 27. v. M. 15) ein Holzktftchrn, 10 Kilo schwer, signirt „k. 3. >o. 2 ' Lymphonie» enihaltend, am 27. v. M.; I6> 12 Stück sogen. Glasplattensockrl von Messing und ein ciselnier Messing-Adler, vom l—9. September d. I.; 17> rin Handwagen, 2rädrig, mit Sastrnaufsatz, blauem An strich und eisernen Trägern, am 27. v. M.; 16t rin Winteriiderziever von braunem glatten Stoff mit braunem Sammetkragen, hellcarrirtem Futter, Kettchenbenkel und einem Brandfleck am unleren linken Vordertheile, am 1. d, M,: 19 eine Blechslaschr. ziemlich groß, mit der Aufschrift -h. dSll Outtur üeuckl« kinobl", enthaltend ca. Lv Kilo Ausz bodrniack. am 14. v. M,; 20) eine alte Zinkadewanne am 21. v. M Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind uugefäumt bet unserer Irinünal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2 November 1891 Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretfchneider. W Lekaniitmachuilg. In den Monaten September und October ». e. empfing der An zeichnete Verein von Herrn Friedensrichter Frrtzrr ^l S Sühne in Sachen H. G. '/. «. H. von Herrn Friedensrichter Aua. Strdert » 5 bühne in Sachen M. A. V- Dt. K- - 5 do. do. H. u. M «. -/. « L. - 2 do, do. «. H /. F. R. - 4 Geschenk von «. V. u. H. F. 21. worüber hierdurch dankend qnittirt wird. Atpztg, den L November 1891. Der Vorstand de« Sawaritrr-Verein». Gchnoor, Schatzmeister. Mittwoch! den 4. 9kovember 1891. 85. Jahrgang. Das der Wilhelmine Amalie Minna Hartung auS Ringlcben hieramks am 29. September 1874 anSgeslellle Dienstbuch ist er statteter Anzeige zufolge abhanden gekommen »nd wird zur Ver hütung von Mißbrauch hierdurch sür uugillig erklärt. Leipzig, am 30. Lctober 1891. Das Polizciamt der Stadt Leivzig. II. 5632. Bretfchneider. Tr. Die Spaltung in -er Locialdemokratie. Die schroffe Haltung der Majorität des Erfurter Partei tages gegen die Mitglieder der Opposition bat zu der iängst vorbereiteten Spaltung geführt, die Herren Werner und Wildberger laden durch ein m 10 000 Exemplaren verbreitetes Flugblatt zur conftituirenden Versammlung deS Vereins un- abbäugiger Socialislen für den 8. November ein. In dem Flugblatt wird die Notkwendigkeit bervorgcboben, daß die selbftdenkendcn Socialistcn sich organisircn müssen, um der Tictalur deS Parteivorstandes eine Grenze zu setzen. Freie Bewegung ist die Losung deS neuen Vereins und Befreiung deS Proletariats aus re» Fesseln der Knechtschaft der Zweck, lieber das Ziel der socialdcmokratischcn Bewegung sind die Opponenten mit dem Partcivorstand einverstanden, aber nicht über die Mittel, durch welche eS erreicht werden kann. Die Zabl der Anhänger von Werner unv Wildberger mag gegenwärtig noch klein sei», aber der Grundgedanke, welcher die Opposition belebt und durchdringt, ist wohl ge eignet, einen Keil in die socialdcmokratische Partei zu treiben. Bisher waren die Massen gewobnt, der Führung von Bebel und Liebknecht blindlings zu folgen, seit einem Jahre ist in dieser Beziehung aber eine Veränderung eingetreten. Schon auf dem Congreß in Halle suckle die Opposition ibre Mei nung gellend zu machen, daß die Fraktion zu gebieterisch austrete gegen die Genossen »nd zu freundlich gegen die Bourgeois. Die Opponenten verschmähen jede Vcrbandlung aus dem Boden der parlamentarischen Formen mit den Vertretern de- Elassenstaaleö, sie wollen im Parlament nur eine agitatorische Thätigkeit entfalten unter Aus schluß jeglichen CompromisseS und ohne jegliche beengende Schranke direct auf das Ziel der Befreiung des Prolctariat« ^oSgchrn. LaS dünkt den älteren und erfahrenen Genossen unzweckmäßig und unklug, sie glauben durch Anbequemvng an die bestehenden Verhältnisse sicherer zum Ziele gelangen zu können als durch die schroffe Geltendmachung des revo- lutionairen Standpunktes, ihre Devise lautet: „Durch die politische Macht zur Socialisirnng dcS Staates." Gegen diesen Satz bat die Opposition nicht- cinzuwendeii, aber der EntwickclungSgang, aus welchem das Ziel erreicht werden soll, erscheint ihr zu langsam, und außerdem sürcklet sie, daß aus dem parlamentarischen Wege schließlich der SociaiiSmuS in die Brüche gehen wird. Diese Befürchtung ist nickt als grundlos von der Hand zu weisen, denn das Erfurter Programm, soweit es bestimmt sormnlirtc Forderungen an de» Elassenstaat enthält — und nur ein solches Programm verdient diese Bezeichnung —, ist swar sehr radikal und enthält die Grundlagen der denkbar freiesten Demokratie, aber es ist nicht socialistifch. In richtiger Erlenntniß dieser Tbatsache nennen sich die Opponenten auch nickt Socialdemokralen, sondern unabhängige Socialistcn. Dabei begeben sie aber die Jnconsequcnz, in dem Flug blatt zu erklären, daß sie auf dem Boden deS ProgrammS stehcn, während sic den Haupttbeil des Programms ver werfen und nur die nicht formulirte Einleitung dazu als wichtig anerkennen. Es herrscht in dieser Beziehung noch Unklarheit, die aber auf die Dauer nickt bestehe» kann. Eine Partei, welche die parlamentarische Kampfcöwcisc als un zweckmäßig ablcbnt, kann sich nicht mit den Vertretern des ElassenstaaleS über Zugeständnisse einigen, welche die Dcmo- kratisirung als UebcrgangSstusc zur Socialisirnng dcS Staates als Ziel verfolgen. Die Werner und Wildbcrger wollen die Socialisirnng ohne Zwischenstufe durch Gewalt. Tie Bebel und Liebknecht wollen genau dasselbe, aber sie halten cS für zweckmäßig, ibre Absicht nicht offen zu ver künden, sondern den günstigen Augenblick abzuwarten, in welchem sie die Kralle» hcrvorstrcckcn. Im Grunde genommen ist der Unterschied nicht allzu groß, die Opposition geht bloö ehrlicher und mutbiger zu Werte als die Fraktion, und dadurch ist ein Streit entstanden, der durch geschicktes Entgegenkommen der Führer halte leicht ausgeglichen werden können, der aber zum Bruch geführt bat, weil die Bebel und Genossen ihre Alleinberrschast sür gcsäbrdct hielten. TaS Recht ist zweifellos aus Seiten der Opposition, aber die Führer der Socialdemokratie treffen darin mit den Vertretern dcS Elasscnstaale« zusammen, daß sie da- Hauptgewicht aus die Macht legen. Die Opposition fragt auch nicht nach dem Recht, sie ist nur darauf bedacht, die Macht schneller zu er ringen al» die Fraction, und dazu erscheint ihr die grund> sätzlicke Verneinung dcS RcchtSstaiidpuncteS durch die Ber tündung der roden Gewalt als der allein richtige Weg. Gegen diese Logik läßt sich nicht- einwcndcn, eine revolutionaire Partei ist jedenfalls weniger gefährlich, wenn sie kein Blatt vor den Mund nimmt und Da-, wa« sie will, durch jede- ihr Zugang liche Mittel anstrebt. Herr v. Vollmar hat sich bemüht, die Aufmerksamkeit nach einer anderen Seite zu lenken, er hat die auswärtige Politik der socialdemokratischen Partei in ihren Gruntzügen sestgestellt Nach seiner Anschauung ist der Zusammcnbang der deutschen Socialdemokratie mir deni deutschen Volke in nationaler Beziehung durchaus nicht zerrissen, die internatio nale Seile de- S-ocialiSmuS hat auf die deutschen Socialdemokraten keineswegs soviel Macht gewonnen, um sie im Falle eine- Krieges zum Waffenstreik zu veranlassen. Im Gegentheil hält Vollmar die Be kämpfung deS RuffenlhumS für eine Aufgabe, die auch den Mitgliedern der socialdemokratischen Partei zur Erreichung ihrer Zwecke nur dienlich sein kann. Da« ist ein Punct, worin Vollmar mit den Mitgliedern der Opposition nicht übereinslimmt, dagegen besindrt er sich mit ibnen im Einklang über die Gewährung voller Rede- und Meinungs-Freiheit Natürlich! Denn wenn diese Freiheit nicht gewährt wird kann Vollmar auch nickt auf eigene Hand autwärtige social demokratische Politik treiben. I E« bestehen gegenwärtig centrifugale Bestrebungen inner I bald der socialdemokratischen Partei, dat heißt: e» machen I sich Kräfte geltend, welche der einheitliche» Leitung Hinder nisse bereiten. DaS ist das nothwcndige Ergebniß der bis herigen Entwickelung, welche die straffste Handhabung der Partei - DiSciplni alö oberste Richtschnur der gc- ämmten socialdemokratischen Bewegung zur Voraussetzung iLlte. Die Entwickelung geht den Jüngeren zu laiig- am, sie wollen Ergebnisse baden, sie merken noch nichts von der Zertrümmerung deS Elassenstaat- und von der Herrschaft deö Proletariats, und deSbalb drängen sie zur Eile und zur Gewalt. Wir finden daö ganz natürlich, wie die Aussaat, so die Ernte. Tie Führer der Socialdemokratie baden Hoffnungen erregt, die sie inckl zu befriedigen vermochten, der alte Elafsenstaat, der als morsch und lebensunfähig beseitigt werden sollte, hat sich als widerstandsfähig erwiesen in einem Maße, welche- die jüngere Generation der Socialdemokratie nach den ihr in Aussicht gestellten Erfolgen nicht erwartet hatte. Daher das Drängen der Opposition »ach Entscheidung, die von den bisherigen Führern aus unbestimmte Zeit vertagt worden ist. Die Herren Bebel und Liebknecht möge» jetzt scbcu, wie sie mit dem von ihnen selbst großgezogenen Nachwuchs fertig werden. * Leipzig, 4. November. * König Albert und Königin Earola sind gestern Abend 6 Uhr von Baden-Baden »ach Dresden adgcreist. * Zur LebcnSgeschichte deö Propste- v. Stablcwöki, welcher Erzbischof von Posen werden soll, sind folgende Daten zu verzeichnen: Florian v. Stablewski ist im Jahre l84l geboren; seil 1876 vertritt er den Wahlkreis Schrimm- Sckroda-Wrefchen. Er widmete sich nach bestandener Reife prüfung der Theologie im geistlichen Seminar zu Pose», darauf auf der Universität zu München, wo er zum Doclor der Theologie promovirte. Im Jahre l866 wurde er Vicar u Schrimm und gleichzeitig Religionslcbrcr und Lcbrcr der febräischen Sprache am Gymnasium daselbst. 1873 Über nahm er die Propstci in Wrcschcn, ließ ini Truck erscheinen in deutscher Sprache eine Monographie über den Kirchenvater PetruS Ehrvsologus, in polnischer mehrere Predigten. Er ist päpstlicher Geheimkämmerer. * In welchem Umfange die bisherigen Verhandlungen über dir des höheren Schulwesen« in Preußen greifbare Gestalt gewinnen möchten, ist zur Zeit »och gar nicht abzusehen Bi- jetzt ist »och kein einziger Punct de- Programm«, übcr welchen man verhandelt hat, vollkommen zum Abschluß gelangt. Man hatte bei Verringerung der Anzahl von Eom- missionSmitgliedcrn zweifellos erwartet, daß vorher gellend gemachte McinuiigSvcrscdiekenbeiten über Principicn-Fragcn weniger als zuvor die ms Auge gefaßten Ziele beeinträchtigen würden. Wie eS heißt, hätte sich diese Voraussetzung keines wegs als zutreffend ergeben, und blieben noch recht erbebliche Fragen zum AnStrag zu bringen. Selbst über die viel be sprochenen Lcbrpläne für die Höheren Schulen ist, wie sich jetzt bcrauSstellt, entgegen osficiöser Mitteilung ein endgiltigcr Beschluß noch nicht gefaßt. Es sollen in jüngster Zeit über angeregte Abänderungen erneute Erwägungen stattgesundcn kaben. Jedenfalls ist eS richtig, daß die amtliche Veröffcnt lichunz der Lehrpläne von lctztgiltiger Feststellung aller Ent würsr abhängig gemacht worden ist. * Wie der „Reichs Anzeiger" betreffs der Bewegung der Fleischpreise in Berlin scststellt, sind seit dem l. Lctober l890 bi« einschließlich September l89l die Preise im Groß handel für Rindfleisch von lOl,l für den Doppclcentner auf 85,80 -ck', von Kalbfleisch von 102,2 aus 99,6 von Schweinefleisch von ll«»,9 .ck auf >09 zurückgegangcn, während nur der Preis für Hammelfleisch von 95,3 au' 97,3gestiegen ist; Hammelfleisch kostete im Juni 103^3.^, im Juli 104,9 ^ und im August sogar 105,2 ^ Wir glauben kaum, so sagt die „Nordd. Allg. Zlg ", daß die Ber liner Hausfrauen i» der Lage sein werden, einen annähernd gleichwerlbigen Preisabschlag sür den Dctailverkehr aus tbren WirtbschaftSbiicherii fcftzustellen. Für die Theuerungs- klagen läge auf diesem Gebiete ein lohnende-Unlersuchungs- object vor. * Der Großherzog von Baden empsing gestern den serbische» Juslizministcr Gersic, welcher alsdann am Dejeuner im Schloß tbcilnabm. Gerste sludirt daö Gcsäiigiiißwcscn Deutschlands nutz, besichtigte zunächst die Strafanstallcn in Bruchsal. * Die im Schlachthaus« in Düsseldorf vorgcnommcnc Untersuchung der ersten a»S 100 Seilen bestehenden Seudniig amerikanischen Specks ergab sechs Seiten als trichinös Der Speck war laut Attest in Amerika ans Trichinen unter sucht worden. * In Frankreich ist die „große" Opposition« Partei, die sogenannte ,.I.i>ruv iu1rn>it>i8«'nltt« tiuvialintv", bereits gebildet. Henri Rochrsort ist Führer der neuen Partei, welche alle Socialistcn verschiedener Fraciioncn, von den Anarchisten angefaiigen bis zu den Blanguisten, Radical- Socialiitcn unb EoUcctivistcn umfaßt, die sich einstens um den Ex-General Boulanger gesammelt hatten. In einer kürzlich stattgehabtcn Versammlung gelangte ein Schreiben Rochefort'S zur Verlesung, in welchem derselbe da- Pro gramm der Partei in folgende Sätzen zusammenfaßt: „Weit davon entfernt, uns entmnthigcn zu lassen, müssen wir den schmerzlichen Tod des Generals Bculangcr als ein Band betrachten, welches alle republikanischen Gruppen, alle Socialisten-Revisiomsten, ohne Unterschied der Nuance, vcr einigen soll. Heute gilt es den Kamps zwischen anständige, Leuten und Mördern. Diese Letzteren von der äußersten Linkcn bi« zur äußersten Rechten haben sich um das blutige Banner ibre- Führers Constan« gesammelt. Theurc Freunde, verliert den Muth nicht, ich verliere ihn gewiß nie." — Die sechsundzwanzig ehemaligen Anhänger BoulangcrS, die sich in der jetzigen Teputirten-Kammer befinden, werden wohl allein der Regierung kaum gefährlich werden. Im Hinblick darauf aber, daß die Radikalen am Sonnabend durch Elemrnceau ihren Abfall von der Regierung verkünden ließen und daß auch die Monarchisten wegen der gerichtlichen Verfolgung de« Erzbischof« von Aix sehr verstimmt sind, gewinnt die Bildung jeder Oppositions-Partei Bedeutung. * Der französische Ministerrath beschäftigte sich gestern mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Zählung der m Frankreich bchndlichen Brieftauben. Nach dem Ent würfe kann die Einführung von Brieftauben durch Decrei verboten werden. — Anlangcnd die Meldung englischer Blätter, betreffend die Errichtung sralizöjistbcr Stationen ans den Fidschiinseln, so sind der französischen Regierung bisher keinerlei Nachrichten zugegangcn. * Der frnbere Ministerpräsident EriSpi ist in Nom cingetrosfen und stattete dem Minister de« Aeußercn di Rukiiii einen Besuch ab. * Tic „Agenzia Stefan!" meldet im Widerspruche mit kcn im Auslaute verbreiteten gegcntbciligcn Gerückte», der ^apsl befinde sich wo bl und bade PormitlagS mit dem Secretair der auswärtigen kirchlichen Angelegenbctteu Scgna längere Zeit conferirl. Später habe der Papst wegen res chlcchtcn Wetter« einen Spaziergang in den Bogen deö Vatikans gemacht. * I» Petersburg ist das erwartete Ausfuhrverbot rsch ienen. Durch kaiserlichen Ukas ist das im August sür Roggen ergangene Ausfuhrverbot aus alle Gclreidearlc» mit Ausnahme de« Weizens, sowie aus Kartoffeln, Mehl, Malz, Grütze, Teig und gebackene« Brod ausgedehnt worden. Das Verbot trat schon gestern in Kraft, doch ist in den nächsten drei Tagen die Ausfuhr der davon betroffenen Nahrungs mittel noch gestattet, wenn letztere zur Beendigung einer vor dem l. Novcmber begonnenen Schiffsbefrachtung bestimmt, oder wenn sie vor diesem Zeitpunkte auf der Eisenbabn ur Ausfuhr über Landzollämlcr abgcferligt worden sink. Roggen und Roggenmehl, Gerste, Hafer, Mais, Erbsen, Buchweizen, Kartoffeln, Gclreidcabsällc aller Art, Malz, Grütze, Teig, gebackenes Brod — alles darf also ans Rußland nickt mebr ausgefübrt werden. Es gab, als das Roggen- auösuhrverbot verkündet wurde, einzelne vcrtrauciisfelige Beobachter, welche die Ucberzeugung aussprache», in wenigen Wochen werde die Maßregel zurückgenommen werden, wen» nur erst die Ernte Rußlands vollendet und eine Uebersicbt über die Vorräthc möglich sei. Wir hegte» die eittgeacngcfctzle Erwartung und sind darum von dem neuen Utas nicht über rascht worden. Wir werden auch nicht überrascht sein, wenn in kurzer Frist da« bisher unterlassene Verbot der Aossubr von Weizen erfolgt. Denn wer A gesagt bat. muß B und E sagen. Ist einmal die schiefe Ebene betreten, so giebt cs aus ihr keinen Halt mehr. Man berechnet die finanziellen Folgen der AuSsuhrverbolc sür Rußland auf Hunderte von Millionen. Sic genau zu beziffern, ist unmöglich. Aber daß die Tragweite der wirthsckafilichen Verfügungen eine außer ordentliche ist, liegt auf der Hand. Unter der Beschränkung des Verkehrs leiden die Einnahmen der Eisenbahnen. Wenn Rußland einen großen Thcil seines Ausfuhrhandel« cinslelll, lo muß allgemach auch ein großer Theil der Einuahmeil rntcrblcibe», da große Völker Waarcn nicht ans die Dauer iür Geld kaufen tonnen, sondern nur indem sic Waaren in Zahlung geben. Unter dem Rückgänge de« Handel« muffen die Zvlleinnabinen dcS Staate« beträchtlich leiden. Die HungerSnvth, welche bereits zu Hilferufen nicht mir in Ruf; land, sondern selbst in Staalen geführt hat, zu denen Rußland sich wenig freundschaftlich stellt, legt dem Staate große Opfer aus und vermehrt seine AuSgaden um viele Millionen. Dieselbe Hungcrüiivlb aber schwächt die Stencrlraft des Volkes und stellt daher einen großen Ausfall in den Ergeb nissen der Finanzverwaltung in Aussicht. So bäiisc» sich die Folgen der russischen Mißernte sür da« SlaatSwcsc», zumal die wirlhschastliche Krisis einen steten Rückgang de« RnbclcourseS bewirkt, und dieser Rückgang, den auch die Künste deö Herrn WuschnegradSli nickt ausznbalteu vermögen, de» russischen Staatsschatz mit erhöhte» Ausgaben sür die Verzinsung der russischen Goldaiilcihcn belastet. Ver fügte da« Zarenreich, wie es vor Jahr und Tag schien, über „heidenmäßig viel Geld", so wären diese Tinge nicht be sonders hoch anznschlagen. Indessen heute ist Rußland in ernster Verlegenheit; die letzte Anleihe ist sichtlich vernnglückl; der Finanzmmistcr hat den Versuch, den Rubclconrö zu batte», mit Millionen bezahlen müsse», und nirgends Winkl ihm die Aussicht aus Abnahme einer neuen großen Anleihe, für welche da« Bcdürfniß nicht maiigell. Unter diesen Umständen muß man der weiteren Entwickelung der wirthschasllichcn und finanziellen Verhältnisse des Zarenreiche« mit Spannung ent- gcgensehen. * Der UkaS» betreffend die Ausdehnung de« russischen Ausfuhrverbotes, hat in Warschau, wie unS ein Privat telegramm meldet, eine förmliche Panik bervorgcruse». Ganz bedeutende Posten Sommergetreide und Kartoffeln, auf Ve> schluß »ach Deutschland verkauft, müssen infolge sofortige» Inkrafttretens de« UkascS zurückgebalten werden. * Der gewesene und wahrscheinlich auch zukünftige rii mä niscke Minister Earp erklärte einer politischen Persönlich kcit in Bukarest entgegen der ihm zugeschriebciici, Aciißeniua. daß er de» Nutzen einer festen Abmachung Rumänien- mit den FriedenSmächl en nicht einschc, ausdrücklich, die jetzige Weltlage lasse ikm eine solche vertragsmäßige Regelung der Beziehungen Rumäniens zum Dreibünde als geradezu nvtbwendig erscheinen. - Bei einer zwischen dem Präsidenten Harrisou und dem Staalösecrclair Blaine slattgehablcn Eonscrcii; wurden verschiedene von Egan eingelausene Telegramme beratben. Es wurde, wie verlautet, beschlossen, de» Ebilene» eine angemessene Frist zu gestatten. Es wird seilen« der Bereinigte» Staalen bis zum Eintreffen der Antwort nichts gegen Ebilc unternommen werden. Man betrachtet dies als ein Zeichen deS Friedens * Abdul Keriu, Pascha ist in Skutari eingctrossen und bat einen Mililair-Grcnzcorbon gezogen, weil man die Racke der Montenegriner wegen de« letzten UcbrrfallS bei Bielopolfc befürchtet. Musik. * Für da« am Montag, den 9. November, Abend» 7 Uhr in der Albertballc stattflndende Eoncert dci Leipziger Singakademie, in welchem Händel'c Oratorium „Juda« MaccabäuS" zur Aussührum gelangt, bekundet sich ein rege« Interesse in den musil liebenden Kreisen unserer Stadt. Es sei an dieser Stell, noch besonders darauf bingcwiesen» daß, im Gegensatz zr anderen Eoncerten, bei den Ausführungen der Smgakademu
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