Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.09.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185909309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-09
- Tag1859-09-30
- Monat1859-09
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1859
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ä-S26. AdmmEtt-ffrrtst: Tildrllek: Pktr 1V ttxr. lo I» LKÜ»L» >/,Z!lkeI.: 1 ,, 10 ,, ,, ,, ltviN k'ort - nack Uvn»t»«'I> kn v'»«ckM! tk> IV^r. ( de«wp«Iru- Ltureln« b,aww«n>?1 ttxr. ) »ct>I,x klvrv. »isrrattrprrisr; Ktlr <tv» 8»uw <>ia«r kk«l>!ctr«nb» r«u«: 1 Is^o. L,-».r st« A»it«: 2 »xr. erscheinen- DL^Iivl», mit sn»»»b»o <i«r 8vnn- nn« k'elertejxr, Akonä» Nir <t«u kol^snNeu D»«e- i,. 7-1.- n-r.i.i, »»»ttzr,- - -»durch» r,i§ r«>» 7,1 r -c x»H r:L .7. Dres-nerÄmnml Freitag, de« 30. September. 4. "u > ,'<IV /» - n j . Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18SN. Jilstratrnannahmc auswärts: I.«ip»tzr: t'n. NuxxvsiLrrii», Comwlexionllr " <Is« t)o«»iin»r ckc.urnnt«! - <.1><-».i->"-»>i'1: tt. 11«*«»-«; Lltoo»: L Vi».,.»:»; S»rU»: <ino«r»'»«kt- ttu-M.ULU»»«r»-^s Ar«»«»: i> gcn^orr»; renmuuet ». tt-'- a-tt Nün'-eb« 1tu> >>lt»uäl»nix; Ast»: Adoc^ «»»»»»»; rLii«: v. (28, ru« >le« bon« ensnon); kr«x: r«. U»»«.io» » Nn<M,:u»<1Iavjk. Herauogelur: Xi.u:^t. Lipeckicion <><!» I-k<i«üv«r ckoura»!», x)rv<»>Ieii, SIicrieuLte»»»« )tr. 7. Monnemmts - Einladung. Mit de« 1. Oct. beginnt ein neuer Abon nement auf dar „Dresdner Journal". Be- strlkmgen für auSmärtr sind an die nächst- geieaeneuPostanstalten, für Drerdeua« die k Expedition der Drerdner Journatt zu richte». — Der Preis beträgt vierteljähr lich in Sachfen 1 Thlr. 10 Ngr, in Preußen 2 Thlr., in Oesterreich 3 Fl. 12Kr. österr. Währung in Silber. Inserate im „Drerdner Journal" »er- deu unter „Eingesandt" mit 2 Ngt-, im In- seratentheile mit 1 Rgr. für die Aelle oder deren Raum berechnet. 'V -.HIN.— - Ämtlichrr LtzeU. Dresden, 1. Septencbcr. Seine Königliche Majestät haben de» Kammerherrn Grafe» Kleist vom Loß, seit her Geschäftsträger am Großherzoglich ToScanischen Hofe, zu Allerhöchstihrem Minister-Residenten bei Seiner Ma jestät dem Könige beider Sizilien zu ernennen geruht. Dresden, 18. September. Se. Majestät der König haben dem 0r. meck., vormaligen char. Asfistenzarzte Fe- dotoff, unter Ernennung zum wirklichen Assistenzärzte, den Wiedereintritt in die Armee aüergntdigst -u geneh migen geruht. Dresden, 22. September. Seine Königliche Majestät habe« dem Präsidenten deS AppellationSgerühtS zu Leip zig Vr. Beck, Komthur II. Klasse deS CivilvadieastordeuS, auS Anlaß seines fünfzigjährige» Doctorjubiläums das Komchurkreuz t. Klasse deS gedachten Orden- zu verleihen atterantdigst geruht. Drnsben, 23. Scptenlber. Se. Majestät der König haben allcrgnädigst geruht, dem Postverwaltrr Johami Georg« Hänsel in Hirschfeldc in Anerkennung seiner fünfzigjährige» treuen Dienstleistung bei der Postvrrwal- tung das Ehrenkreuz vom Albrechtorden zu verleihen. Dresden, 30. September. Seine Königliche Majestät haben den zeitberigen Director de- BezirkNgertchtß Zittau Justizrath 1>o. Hermann Römisch, zum ObrrappeLalionS rathe z« ernenne», ferner dem gegenwärtig mit der Ver waltung des Äerichtsamts Werdau beauftragten vorherigen Direktor de» Bezirksgericht« Augustusburg Alexander Eduard von Wüct« die Stelle des Direktor« de« Be zirksgerichts Zittau zu übertragen und die Versetzung deS GerichtSamtmaunS Ottomar Friedrich August von Petrikowsky zu Sebnitz zum GerichtSaml Werdau, des G richtsamtmannS Gustav Adolph Fritzsche zu Zschopau zum Gerichtsamte Sebnitz und des Gerichts amtmannS Heinrich Wilhelm Buchner zu Gottleuba zum Gerichtsamte Zschopau, zu genehmigen gnädigst geruht. Dresden, 3«. September. Seine Königl. Majestät habe» dem zeitherigen Actuar beim Gerichtsamte Groß schönau KurtWoldemar von Gottschalck die Stelle eines GerichttamtmannS bei dem GerichtSamtc Gottleuba zu übertragen gnädigst geruht. Dresden, 30. September. Seine Königliche Majestät haben den Aktuar bei dem Bezirksgerichte Pirna Ewald Opitz zum GerichtSrathe bei demselben zu ernennen gnädigst geruht. Nichtamtlicher Scheit. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. Zettnngsschau. (Wiener Zeitung. — Speuersche Zei tung. — Preußische- Wochenblatt. — Weser-Zeitung. — Ost-Deutsche Post.) Tagesgrschichtr. Dresden: Minister v. Beust nach Wien. — Wien: Tagesbericht. Proklamation des neuen BanuS von Kroatien. — Triest: Pestfälle in Beirut. Eisenbahnprojecte. Marinebrrathungen. — Berlin: Reskript bezüglich der Lehrerdisciplin. Mi nister nach Köln. — Freienwalde: Insertion poli tischer Anzeigen verboten. — Liegnitz: Freigemeind- liche Provinzialspnode. — Meiningen: Ein Prinz geboren. — AuS Thüringen: Eine koburger Ant- wort-note nach Wien. Gesetz über das Brau- und Schankwesen. — Frankfurt: Ein Bild der „Ger mania". — Paris: Die Moniteurnote über die Journalpolemik. Zur Congreßfrage. Preßverwarnung. RenöeS Rücktritt. General Martimprey. Die chine sische Expedition. Parmesanischc Deputation. Beschlag nahme iti Tv-eana. Admiral de.Vassey -j-. Rüstungen. — Bern: Da- Urtheil in dem österreichischen Bank notensälschungsprocesse. — Turin: Steuererhebung. — Neapel: Reise des Königs. Keine Ruhestörun gen. — London: Lord Palmerston. Einschreiten Lyrd Derby's gegen irische Pächter. Eine schottische Deputation bei Hofe. Nachrichten vom Cap. — Kopenhagen: Die Eröffnung deS RrichSrath. — Kragujewatz: Die Skupschtin» eröffnet. — Ost indien und China: AuS der neuesten Post. Ernennungen, Bersetzuvgeu re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialaachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Großen hain. Lößnitz. Löbau.) Wissenschaft, Tunst und Literatnr Telegraphische Nachrichten. Zürich, Mittwoch 28. September. Gestern bst eine rinstüadtge «Hnferenz zwischen den Ge sandte, Frankreich« und Herr, v. Mryseabua statt- geftmden. Der Prinz Rapolrru hat heute Schloß «reueuberg besucht und wird heute «be»d nach Marseille, Dienstags 27. September, Abends. Der „Judöpeadance belge" »ird telegraphirt: Laut hier einqetroffene« Nachrichten aus Sorten ist Mischen deu Maroniten und Drusen durch Ber- mitteluua der Cousnlu Friede geschlossen. Nach deu Bestimmungen des Vertrags sollen die Dru sen di« von ihnen »iedergebrannten Häuser der Christen wieder aufbaueu. — Reue anarchische Auftritte haben iu dem Distrikte Fethan stattge- fuudeu Das Volk, ermuthigt durch die Abwesen heit des Gouverneurs, deu die Türken in Beirut zurückhalt«», hat die Besitzungen der Rotadeln des Otts verwüstet, unter denen fich auch ein Franzose beßudet. Der französische Geueralconsul bat eine Eskorte abgeschickt, um diese Familie uack Beirut zu geleiten. London, Donnerstag, LV. September. Lord John Russell hielt gestern in Aberdeen, woselbst er das Ehrenburgerrecht empfing, eine Rede, in welcher er versickerte, so lange er Minister sei, werde England keinen Congrrß zur Negnlirung der Angelegenheiten Italiens beschicken, der den Italienern rhrSelbstbestimmungsreckt vorenthielte. Der edle Lord sprach hierbei die Ueberrrngung aus, daß Oesterreich und Frankreich nickt gewaltsam interveniren werden. Dresden, 29. September. Die „Wiener Zeitung" behandelt in einem fünf ten Artikel über die Bundesreform das Partei-Pro jekt, ein Deutschland ohne Oesterreich zu constituiren. „Der Gothaer Gedanke, ein Deutschland ohne Oesterreich zu bauen", — heißt es in dem Artikel — „verdankt seine erste Entstehung vor einem Decennium und seine heutige Wiedererweckung einer großen nationalen Bewe gung. Diese war im Jahre 1848 mehr mit Fragen der innrrn, im Jahre 1859 mehr mit Fragen der äußern Politik verbunden und von ihnen beeinflußt. Der An stoß zur Eisenacher Versammlung vom 17. Juli d. I. war die Gefahr eines Angriffs von außen. War die Kriegsgefahr das Motiv, die Sicherheit und die Wahrung der Integrität des Vaterlandes der Zweck, so darf man um so mehr über das Mittel erstaunen, daS von der Versammlung empsohlen wurde. Sie beschloß nämlich in erster Linie eine Combination, die der größten Militär macht des Bundes nicht mehr gestatten würde, ip diesem zu bleiben; man schrieb Oesterreich ^en Absagebrief nnd schloß eine halbe Million Bayonnete von der Verthestigstng des Gesammtvaterlandes aus. Wir haben unbeschadet unsrer politischen Ueberzeugung, vor den Urhebern des Gothaer Programmes von 1848 jene Hochachtung, die man rhrhaften Charakteren und einer redlichen Gesinnung zu zollen schuldig ist. Wir glauben: das Programm wäre damals von diesen Männern nickt ausgestellt wor den, wenn sie zu jener Zeit Deutschland von einem mäch tigen Feinde bedroht gesehen hätten. Den minder be kannten Namen, die wir 11 Jahre später unter dem Eisenacher Programm finden, gebührt das traurige Ver dienst, eine namhafte Verminderung der Wehrkraft Dcutsck- landS in einem Augenblicke votirt zu haben, wo, nach ihrer eigenen Behauptung, Hannibal vor den Thoren stand. Als man 1848 in Deutschland den Gedanken erwog, auf Oesterreich zu verzichten und, je nach Umständen, Deutsch land in Preußen, oder Preußen in Deutschland ausgehen zu lassen, war Oesterreich durch Krieg nach außen und Revolutionen im Innern gelähmt und beschäftigt; Frank reich hatte seinen Einfluß auf die europäischen Händel eingebüßt, es war unmächtig als europäische Großmacht; England war einer Schwächung Oesterreichs günstig; Deutschland hatte nichts von einem äußern Feinde zu fürchten. Und unter solchen Umständen, günstiger als sie je für die Etrichtung ein Klein-Deutschlands sich ge stalten konnten, hat die Idee der Gothaer eine vollstän dige Niederlage erlitten. Wie anders ist seither die Con- stellation geworden. Wir halten uns nicht für berufen, sie auszumalen. Die Gothaer Koryphäen des Jahres 1848 wollten wenigstens die jetzt dem Deutschen Bunde ange hörigen Länder des österreichischen Kaiserstaates im Bunde belassen, freilich unter Bedingungen, die einer faktischen Ausweisung der Deutsch-Oesterreichcr aus dem Bunde fast gleichkamen. Den Eisenachern gebührt das Verdienst, auch die deutschen Bundesländer Oesterreichs in die Schanze geschlagen zu haben. Und dock ist so eben in Frankfurt a. M. der Versuch gemacht worden, die demo kratisch-gothaische Partei, die zwar den Namen Dcutsck- land im Munde führt, aber ihren Stolz darein seht, Deutschland kleiner und schwächer zu machen, als es seit mehr als einem Jahrtausend gewesen, als die „nationale Partei" zu constituiren. Dagegen müssen wir als Deutsche Protest einlegrn. Die Partei usurpirt nur den Namen einer nationalen, in der That ist sie die wahrhaft anti nationale Partei in Deutschland." Die „Spener'sche Zeitung" in Berlin ist verständig genug gewesen, sich von der jetzigen „deutschen Agitation" nicht fortreißen zu lassen. Sie spricht auch heute wieder gegen das Neu - Gothaerthum und sagt dabei unter Anderm Folgendes: „Die nahe Verbindung mit dieser doktrinären Partei, als sie in Deutschland noch einen unzweifelhaft großen Einfluß hatte, brackte die preußische Monarchie tm Jahre 1859 in die allerpeinlichste Lage, und es wäre gewiß eine sehr seltsame Verblendung, wenn heute unter viel ungünstiger« Verhältnissen, als die von 1849 und 185V waren, die doktrinäre Partei der Meinung sein spüle, sie könnte mit ihrem ehemaligen, wenn auch etwas abgeblaßten Programm sich ein Verdienst um Preußen erwerben! Ganz Deutschland weiß, daß eine andere Po litik jetzt am Platze ist, als die, welche von jener doktri nären Partei zur ungelegensten Stunde wieder ausge nommen worden ist. Ganz Deutschland hat auS der ernsten Gefahr, die uns erst noch vor kurzem bedrohte, da» Gefühl mitgenommen, daß nur da« engst« Verstand niß zwischen Preußen, Oesterreich und den andern deut schen Staaten den Gefahre» der Zukunft gewachsen ist. Das ernstlichste Bestreben deS deutschen Volkes und aller Derer, die sich berufen fühlen, in seinem Namen das Wort zu nehmen, kann kein anderes sein, als das Vertrauen zwischen Preußen, Oesterreich und den andern deutschen Staaten zu heben, zu mehren und zu einer gemeinsamen Politik hcranzubilden.... Die doktrinäre Partei konnte nicht zu ungelegnerer Zeit wieder auf den Schauplatz treten; diesem Umstande hat sie es zu danken, daß sie in Süddeutschland höchst unsanft behandelt und in Nvrddeutschland kaum gehört wird, wie viel sie auck Aufhebens von sich in einzelnen Blätter» macht.... Dir Aufgabe Preußens ist gerade das Gegentheil von Dem, was die doctrinärc Partei erstrebt; die Aufgabe ist nicht VerfaffungSbau, theoretischer Primat Preußens und deutscher Parlamentarismus, sonder» die kriegerische Bereitschaft Preußens zum Schuhe deutscher Unabhängig kett, Vcrständniß mit Oesterreich und den Mittelstaaten und darum Achtung der Bundcsform, in welcher diese bis jetzt ihr Palladium erblicken." AuS einem Artikel des „Preußischen Wochen blattes" gegen „liberale Tendcnzpolitik" scheint hcrvorzugehen, daß gewisse Kreise in Berlin, welche bisher für die Eisenach-Frankfurter Agitation nur Worte der Ermunteruug hatten, jetzt einiges Bedenken gegen eine Parteilichtung gefaßt haben, deren doktrinäre Tendenz im deutschen Volke keinen Boden findet und welche Preu ßen neuen traurigen Verwicklungen in Deutschland ent- gegensührcn müßte. Eine liberale Tendcnzpolitik, sührt das „Preuß. Wochenblatt" aus, sei um kein Haar besser, als die rn der Zeit befolgte, wo die „Solidarität der konservativen Interessen" das Stichwort der Anhänger der abgetretenen Verwaltung gewesen sei. In unsrer Zeit seien die Machtbestrebungeu der Reiche nicht blos das oberste, sondern fast das alleinige Gesetz ihrer aus wärtigen Politik; wer da auf Durchführung von Ten denzen ausgehen wolle, mögen es liberale oder konser vative sein, der komme zu kurz. — Die in diesem Auf sätze deS „Pr. W." gemeinten Parteiblätter fühlen den ihnen zugedachten Stich recht gut. Es antwortet des halb unter Anderm die „Weser-Zeitung": „Wohin zielt daS Wochenblatt? Es kann nur entweder die ita lienischen Angelegenheiten oder die deutsche Resormbe- wegung im Sinne haben. Was Italien angeht, so hat di« preußische Presse sich fast einstimmig für Berücksich tigung der Wünsche der Hcrzogthümer ausgesprochen, und es ist nicht abzusehen, wie die genaueste Erwägung des Interesses, welches der preußische Staat an der Sacke zu nehmen hat, zu einem andern Resultate führen könnte. UnS kann es doch nur recht sein, wenn die Italiener immer fester auf eignen Füßen stehen und sich dem fran zösischen Druck entziehen; ein Italien, das sich zu vcr- theidige» im Stande wäre, würde in Zukunft stets der natürliche Verbündete Deutschlands gegen Frankreich sein. Doch vielleicht denkt das „Preuß. Wochenblatt" nicht an Italien, sondern an die deutschen Rcformfrcunde. Da möchte nun erst recht zu behaupten sein, daß das Inter esse Preußens mit dem Interesse des Liberalismus zu sammenstimmt. Angesichts des unpopulären Regiments, das in Nord- und Mitteldeutschland mit wenigen Aus nahmen geführt wird, kann Preußen nicht besser für seine Zukunft sorgen, als wenn es diesen kleinern deut schen Staaten zu liberalen Regierungen verhilft. Wie käme sonst die Bevölkerung dieser Staaten dazu, einen deutschen Bundesstaat mit einer erhöhten Stellung Preu ßens zu wünschen, wenn sie sich davon keine Besserung ihrer Landcszustände versprechen dürfte? Die Stellung Deutschlands dem Auslände gegenüber ist es ja nicht allein, um deren willen ein deutscher Bundesstaat begehrt wird, jedenfalls trägt die Sehnsucht nach bessern innern Zuständen viel zu dem Begehren bei." Die geistreiche, von einer profunden historischen Erudition zeugende Bemerkung in diesen Sätzen der „Weser-Zeitung", daß Italien stets „natürlicher Verbündeter" Deutschlands gegen Frankreich sein würde, steht in demselben Werthrange mit dem Hinweise aus die „unpopulären" Regierungen in Nord- und Mitteldeutschland. Die „Ost-Deutsche Post" enthält einen Artikel über die neuesten „außereuropäischen Verwicke lungen", dessen wesentliche Ausführungen wir in Fol gendem wicdergeben: „Der blutige Konflikt, in welchen China mit England und Frankreich gcrathen ist, wird schwerlich ohne ernste Folgen bleiben. Wenn man auch nach den vorliegenden Thatsachcn durchaus nicht von einem Verrath der Chinesen sprechen darf, was selbst englische Blätter unparteiisch anerkennen, so liegt daneben doch auch die Thatsache klar vor, daß dem Hof von Pe king die Friedensbestimmungen, zn denen er sich in der Noth hcrbeigelassen, im höchsten Grade widerwärtig sind. Und wenn auch der Kaiser selber wirklich aufrichtig ge neigt wäre, den Vertrag zu erfüllen, so stößt er dabei doch gewiß auf den entschiedensten Widerwillen deS Vol kes und noch mehr der Mandarinen. Daraus folgt aber, daß England sich nothwendig Genugthuung verschaffen muß. Eben weil cs sich um das Volk von China han delt und weil das Beispiel dieses Volkes auf die Asiaten, welche der britischen Herrschaft unterliegen, einen auf regenden Eindruck machen würde, muß England auS den wichtigsten politischen Gründen und ganz abgesehen von der militärischen Ehre, sein Ansehen in China wieder Herstellen. Dazu kommt noch die Rücksicht auf Rußland und Amerika. Die russische Gesandtschaft ist in Peking bereit- vollständig etablirt, während die englische mit blutigen Köpfen zurückgewiesen wurde. Rußland hat, wie jetzt offenbar wird, im himmlischen Reiche Begün stigungen erhalten, welche weit über den Vertrag von Tien tsin hinauSgrhen. Amerika, welches im letzten Kriege eine Auschaucrrolle gespielt und sich auch bei dem Kampfe in der Peihomündung lediglich auf humane Hilfeleistung beschränkt hat, befindet sich mit der chinesischen Regie rung in so gutem Einvernehmen, daß der amerikanische Gesandte bereits in Peking eingetroffen sein soll. Es bedarf gewiß keiner Worte, um daS Gefühl zu bezeich nen, von welchem England dem russischen und amerika- Tagesgeschichtr. Dresden, 29. September. Se. Erkkllenz der Herr Staatsminister Freiherr v. Beust hat sich heute Mittag nach Wien begeben und wird in einigen Tagen von dort zurückerwartet. Wien, 28. September. (W. Dl.) Der Erzherzog Franz Karl ist am 26. d. M. Mittags nach 1 Uhr von Ischl in Salzburg zum Besuche I. M. der Kaiserin Karoline Augusta eingetroffen und in der Winterresidcnz ab gestiegen. — Der Finanzminiftcr Freiherr v. Bruck ist gestern Morgen von seiner Urlaubsreise wieder zurückgekchrt. — Das Justizministerium hat eine allgemeine Grund- buchsordnnng bereits ausgcarbeitet und wird dieselbe demnächst Sr. Maj. dem Kaiser vorgelrgt werden können. — Der FML. Graf Coronini hat am 24. d. M. als BanuS von Kroatien seinen feierlichen Einzug in Agram gehalten. — Die „Agramer Zeitung" vom 25. d. M. veröffent licht die nachstehende Proklamation des netren BanuS: „An dl« Bewohner de« Kdnigreikd« Kroatiin und Klavonien! Von Gr. MayftLt unserm ollcrgnädigsten Kinser und Herrn zum Banut von Kroatien u»d Slavonien ernannt, saae ich «Such meinen herzlichen NruK. Durch diese historische Wurde höchst geehrt, soll r« meine unablässige Aufgabe sein, die Verwaltung diefr« Kronlande« dem allerhöchsten Willen und dem ausdrücklichen hochherzigen Auftrage unser« erhabenen geliebtesten Kaiser« gemäß nach meinen besten Kräften zu Euerm allseitigen Wohl« zu führen. Ich halt« tr«u an m«in«n Pflicht«», fordere dasselbe von allen Andern und bin strenge und unerbittlich gegen Pflichtver gessene. Kommt meinen wohlwollenden und festen Absichten mit Vertrauen entgegen, haltet fest an den echten Bürgrrtuqenden. Lreue dem Kaiser und Gehorsam dem Meseste, und es wird sich mit Gotte« Hilfe allmählich jener Wohlstand kntwickelo u»«lchcr der Natur diese« Kronlande« entspricht. Agram, am 24. T>p- tember Iftü9. Der Lanu«: Graf Soroninl n>. p., FML " oc Triest, 27. September. Briefe aus Beirut vom 15. sprechen sich in Betreff angeblich dort vorgekommcner Pestfälle sehr beruhigend auS. Nischen Nebenbuhler gegenüber gepeinigt sein muß. Man darf als gewiß annehmen, daß Rußland, seiner alten exclusiven Politik getreu, den chinesischen Schauplatz gern für sich allein occupiren möchte, daß es denselben jeden falls nicht mit England thcilen will, dem eS überall in Asien als entschiedener Gegner entgegentrrtt. Da nun die Russen eben jetzt im Kaukasus Erfolge errungen ha den, welche ihnen Persien und die andern angrenzenden Länder buchstäblich zu Füßen legen, so entspringt für England daraus eine um so dringendere politische Noth- wendigkeit, mit allen Kräften zn verhüten, daß Rußland nicht im Osten Asiens dieselbe Stellung erringe, die es im Westen bereits erobert hat. Die zusammentreffenden kaukasiscken und chinesischen Ereignisse haben daher die Spannung zwischen England und Rußland jedenfalls gesteigert, und daß diese beiden Mäckte in ihrer astati schen Politik in nicht ferner Zeit zum offenen Bruck ge langen, ist mehr als wahrscheinlich. Dabei drängt sich nothwendig die Erwägung auf, wie Frankreich sich zu den beiden Rivalen verhalten werde. Es liegt nun gewiß auf der Hand, daß Frankreich mit seinen wirklichen reellen Interessen in Asien in einem ganz nnvcrhältnißmäßig geringen» Grade engagirt ist als England. Für die Haudclsinteresscn Frankreichs genügen die Positionen, ckje es in Asien inne bat, vollkommen, und die politische Macht stellung Frankreichs ist von Asien ganz unabhängig, währestd dagegen die Größe Großbritanniens gerade in Asten er schüttert werden kann. Frankreich hat allerdings an dem Kampfe im Peiho Theil genommen und ist mit geschlagen worden, aber die Verhältnisse dabei waren auffällig ver schieden und es unterliegt keinem Zweifel, daß cs für Frankreich ein Leichtes wäre, die Schuld des unglücklichen Gefechtes ganz auf England zu schieben, und es würde dann sicher von den Chinesen sowohl die nothwendige fvr melle Genugthuung, als auch dieselbe Begünstigung erlan gen, deren sich die Russen und Amerikaner bereits er freuen. Ueberhaupt wird Frankreich Alles, was eS für seine asiatischen Beziehungen noch wünscht, auf friedlich freundschaftlichem Wege leichter und sicherer erreichen, als wenn eS den herrschsüchtigen Terrorismus der Engländer nachahmt. Es scheint, daß diese Erwägungen in Frank reich nicht fehlen. Der „Moniteur" Hal zwar im ersten Momente verkündet, daß Frankreich in China gemein same Sache machen werde, die Verständigung darüber scheint jedoch nicht glücklich ausgefallen zu sein, denn es ist in Frankreich in Betreff der chinesischen Frage 'eine merkwürdige Kühle und ein bezeichnender Stillstand ein getreten. Ein neuer Krieg mit China dürfte auch in der That in Frankreich nichts weniger als populär sein. Der chinesische Conflict kann daher sehr leicht die Kluft, die sich zwischen Frankreich und England bereits anf- gethan hat und über welche nur sehr schwankende diplo matische Brücken gelegt sind, zur völligen Trennung erwei tern, und zwar um so leichter, da auch in Afrika zu den alten Differenzen neue hinzuzukommen droben. Die ägyp tische Frage, für welche der Suezcanal der scheinbar ganz unschuldige Vorwand ist, verwickelt sich unter der diplo malischen Verhüllung immer mehr, und daneben taucht schon eine marokkanische Frage auf. Frankreich und Spa nien sind durch Marokko fortwährend bedroht, weniger durch den Willen der marokkanischen Negierung, als durch die Unfähigkeit derselben, in ihren entlegenen Grenzge bieten Ordnung zu halten. Längst hätten Frankreich und Spanien sich vereinigen sollen, um dem maurischen Un wesen ein Ende zu machen, und bekanntlich hätte sogar Preußen gerechte Ursache, dabei mitzuwirken. Sicher aber würde eine solche Unternehmung für die Engländer ein Greuel sein. Ob England wirklich schon jetzt die Mau ren zu Angriffen auf das französische und spenische Ge biet ausheht, mag dahin gestellt bleiben, gewiß aber ist es, daß die Briten Algier gern als die immertvährend blutige Wunde Frankreichs betrachten möchten und daß es ihnen im höchsten Grade unangenehm wäre, wenn etwa die Spanier aus Ceuta ein Trutz-Gibraltar machen würden."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite