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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.05.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194005098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19400509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19400509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1940
- Monat1940-05
- Tag1940-05-09
- Monat1940-05
- Jahr1940
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.05.1940
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WRMer WWW Nr 107 I ««-.Sachsen I Donnerslaa. den 9. Mai 1940 Drahtanschrift: »-»-freund «uesachsen I gernrnf: vauptaeschäftsstell« «n. Sammel. Nr. A4l I 12ahrg. gg „England ist sehr mel Die Parlamentarier find unzufrieb Bei der Aussprache, dl« sich im Unterhaus an die kümmer lichen Erklärungen Thamberlains anschloß, wurde der Pre- mierminister von allen Seiten In einer Form angegriffen, die bewies, wie tief das Ansehen dieses Kriegsanstisters auch bei seinen bisherigen Nachläufern gesunken ist. Die Labourp artet hatte sogar beschlossen, diesmal ein« Abstimmung zu erzwingen, die man bisher im Interesse des sog. Burgfriedens immer ver mieden hatte. Vielfach wird damit gerechnet, daß eine Mehr- heit Chamberlain das Mißtrauen ausspricht. Das wäre vom deutschen Standpunkt zweifellos recht bedauerlich, denn der Herr Premier ist doch infolge seiner Unfähigkeit unser Bundes, genoss« wider Willen. Und wenn das Mißtrauensvotum auch den eben mit neuen Ehren überhäuften W. C. erfassen sollte, so würden wir noch trauriger sein, weil wir uns doch so an den Herrn Gallipolitaner gewöhnt hatten. Nein, die Eng- länder mögen mit diesen Herren nur noch recht lange gestraft sein, das ist unser Wunsch in Deutschland, und dazu mit Eden, Halifax und wie die Gentlemen drüben alle heißen. Zunächst sind also die Abgeordneten recht böse gewesen. Morrison von der Arbeiterpartei sagte z. B., man müsse fragen, ob die Regierung überhaupt die Fähigkeit habe, Eng- larä zu führen. Diese Frage sei so schwerwiegend, daß sie nicht in einem Kompromiß enden könne. Die Reden Cham berlains urü> des Kriegsministers Stanley hätten einen so peinlichen und gefährlichen Eindruck der Schwäche und Un sicherheit hinterlassen, daß man sich nun die Frage stellen müsse, ob sie sich selbst noch zutvauen, diesen Krieg zu ge winnen. Es sei erschütternd, wie tief bei dieser Regierung das Ansehen Großbritanniens in der Welt gesunken sei. Schließlich erklärte er, daß einige Minister des Kabinetts eine Gefahr für England geworden seien. Chamberlain, Simon und Hoare müßten weg, bevor es zu spät geworden sek, „denn sie sind eine regelrechte Gefahr geworden". Deshalb werde die Opposition die Abstimmung erzwingen. Daraufhin raffte sich Chamberlain zu der Mitteilung auf, daß er die Heraus- . Forderung annehm«, setzte aber gleich hinzu, innerpEtische Krisen seien doch augenblicklich untunlich. Dem alten Lloyd George war diese Auffassung des Grstmknisters völlig schnuppe, denn er geißelte rücksichtslos die „verbrecherische Rückständigkeit, Entschlußarmut und Planlosigkeit" der Kriegführung durch die Regierung Chamberlain. England sei auf der ganzen Linie von Deutschland überrannt worden. Es stehe nun in einer strategisch ungünstigen Lage da. Wenn England den Krieg gewinnen wolle, müsse Chamberlain zurücktreten. Der Abgeordnete Amery schloß seine Kritik an der Regierung mit einem Wort, das Cromwell an das sog. „lange Parla ment" gerichtet hatte: „Ihr HM zu lang« hiergesessen, um etwas Gutes tun zu können. Geht, sage ich, wir sind fertig mit euch. In Gottes Namen geht!" Dann setzten wieder Spvechchöre ein mit der zeitgemäßen Frage: „Wer hat denn den Autobus verpaßt?" Die Antwort gab Luftfyhrtminister Hoare, der schlicht erklärte, das Unternehmen in Mittelnorwegen habe abgeblasen werden müssen, weil sich trotz verzweifelter Versuche keine Möglichkeit fand, der deut- schen Luftwaffe wirksam an Ort und Stelle entgegenzutreten. Sobald einmal diese Unmöglichkeit feststand, sei der Rückzug unvermeidbar gewesen. Auch im Oberhaus wurde die Regierung scharf angepackt. U. a. stellte der alte Admiral Keyes die peinliche Frage nach dem Verbleib der Flotte. Andere Redner verlangten einen Untersuchungsausschuß, der die militärischen und politischen Schuldigen an der Katastrophe in Norwegen feststellen solle. In d«r gesamten Londoner Presse spiegelt sich die Unzu friedenheit mit Chamberlain wider. Selbst die „Dimes" geben zu, daß die Rede nicht befriedigt habe. Die „Norwegen- Episode" bleibe ein Rückschlag der Westmächte. Das Vertrauen der Neutralen zur Gründlichkeit der englischen Vorbereitungen für „Sonderfälle" wie Norwegen sei nicht erhöht worden. England sei sich bewußt, daß es in seiner Geschichte — nicht« inmalvor25Iahren — vor keiner ähnlichen Bedrohu ng gestanden habe. „Daily Herald" hält den Rücktritt Chamberlains für unver- meidlich, dessen Rede die eines verlierenden Mannes gewesen sei. Die Rede sei als Todesanzeige bezeichnet worden. Der Premierminister sei von den Ereignissen übermannt worden. Er stehe vor der Nation als verurteilt und hab« ihr Vertrauen vingebüßt. England sei sehr weit vom Siege entfernt. „Daily Mail" erklärt, Englands Lag« könne nur durch eine Regierung gebessert werden, die sich ver- pflichte, den Krieg mit unbarmherziger Energie zu führen. „Daily Expreß" schreibt u. a., die gestrige Aussprache im Unterhaus habe das Ansehen der Regierung schwer geschädigt. Selbst norwegische Zeitungen, die noch vor wenigen Tagen für England schwärmten, üben heftige Kritik an dtzr Londoner Regierung. U. a. finden sie es skandalös, in welch unverfrorener Art auch Chamberlain di« englischen Soldaten auf Kosten der norwegischen herausgestrichen hat, und erklären es für unvornehm, aus innerpolitischen Gründen den Versuch zu machen, die „höchst gefährliche englische Niederlage" zu beschönigen. Auch die Press« der Neutralen t vom Sieg entfernt." en mit Lhamberlain und Genossen. geht mit Chamberlain scharf ins Gericht. Wenn die» den hartgesottenen britischen Premier vielleicht auch weniger berührt, so wird ihm doch das peinlich sein, was sich heute ,Lavoro Fasvista" aus Paris melden läßt, nämlich, daß ein flußreiche Kreise in Paris fordern, die Leitung aller künftigen Operationen müsse den Franzosen überlassen werden. Das ist eine Ohrfeige, wie sie eine britische Regierung seit den Märztagen das Jahres 1918 nicht von ihrem Bundesgenossen erhalten hat. , , - E. D. Es« neues Opser -es britischen Geheimdienstes. Ein amerikanischer Journalist war gefLhrlich geworden. Amsterdam, 8. Mai. Der Chefkorrespondent der ameri kanischen United-Preß, Miller, wurde gestern früh neben -en Gleisen einer Londoner Vorortbahn mit einer Kopfverletzung tot aufgefunden. Am Dienstag hatte er noch an der Unter- Haussitzung teilgenommen und darüber auch am Rundfunk berichtet. Anschließend wollte er sich aufs Land begeben. Dabei soll er ,/ms dem Zuge gefallen" sein. Miller galt keineswegs als deutschfreundlich, er übte aber in den letzten Monaten immer schärfere Kritik an der englischen Regierung, was bei der großen Verbreitung der United-Preß zu einer ernsten Gefahr für die Kiiusausweitungspläne der Westmächte wurde. So schilderte Miller in seinem Bericht das Auftreten Chamberlains vor dem Unterhaus mit folgenden Worten: „Mit müder Stimme, ost den Klemmer ab- und wieder auf setzend, hab« er seine Rechtfertigung vorgebracht, während Churchill gleichzeitig ungeduldig in den Zähnen herumge- stochert habe. Oftmals seien jedoch seine Worte durch ironisches Gelächter übertönt worden. Seit Kriegsausbruch habe er, Miller, Lhamberlain nicht so unruhig gesehen. Seine Hände seien ständig in nervöser Bewegung gewesen und es sei ihm nicht gelungen, die Abgeordneten von seinen Ausführungen zu überzeugen." Auf diese Berichterstattung kam die Ant wort. Der britische Geheimdienst hat wieder einmal grllnd- liche Arbeit geleistet. Wer den Interessen der britischen Puttokraten im Wege steht, wird rücksichtslos beseitigt. * * England wollte die schwedische« Erzgruben zerstöre«. Stockholm, 9. Mai. Zu der Sabotagesache, die kürzlich hi«r aufgedeckt wurde, meldet „Aftonbladet", daß der ange klagte englisch« Agent Rickmann im Herbst v. Is. in London ein Buch über das schwedische Eisenerz herausgegeben Statte« befindet sich i Die Droh««g mit Gibr« Senator Maraviglia führt in seinem Bericht über den Voranschlag des italienischen Innenministeriums für 1940/41 aus, daß die Bezeichnung „nichtkriegführendes Land" für Italien nicht mehr zutreffend sei, sondern daß man heute mit Hinsicht auf die Stimmung des Landes sagen müsse, das italienische Volk betrachte sich in einer Lage von Vorkriegs, führung befindlich. Es sei nicht gewillt, den Frieden mit einem auch nur geringfügigen Opfer seiner Interessen und seiner Ansprüche zu bezahlen, und deshalb schon jetzt fest ent- schlossen, jeder Möglichkeit zu begegnen. Das Volk wisse, daß der Duce unermüdlich gearbeitet habe, um die europäischen Fragen einer gerechten Lösung durch Verhandlungen entgegen zuführen. Dunkle Machenschaften des Hasses und Rache- geistes wollten aber die europäische Unordnung verewigen und vertiefen. Andererseits seien die ernsten Besorgnisse und mannigfachen Vorsätze des italienischen Volkes vollauf gerecht- fertigt angesichts der Möglichkeit, daß das verwerflich« Sank- tionssystem zum System des europäischen Lebens erhoben werden könnte, sowie angesichts des wohlbegründeten Der- dachts, baß man durch die Garantierung kleiner Staaten, die dadurch zu Vasallen geworden seien, die großen Völker, die sich nicht der plutokratischen Hegemonie beugen wollten, zu schwächen und zu unterdrücken trachte. „Popolo di Roma" erklärt, das Telephongespräch zwischen Reynaud und Lhamberlain habe allenthalben tiefsten Einvruck gemacht, zumal es eine klare Bestätigung der Angriffspläne der Westmächte im Mittelmeer sei. Wenn in den Londoner Blattern behauptet werde, schreibt „Messaggero", daß Eng- land die italienische Regierung aufgefordert habe, ihre Haltung bis zum 18. Mai mitzuteilen, so sei es überflüssig, diese dummdreiste Fälschung zu widerlegen, denn die faschistische Regierung habe seit dem 1. September ihre Haltung festgelegt. Ueberdies habe Italien nichts zu klären und es sei nicht ge- willt, sich von irgend jemand vor eine Entscheidung stellen zu lassen. Das italienische Volk wisse, was es wolle, und stehe geschlossen wie nie zuvor hinter dem Duce. * „Giornale d'Italia" weist darauf hin, daß Gibraltar heute das große Drohwort sei, welches von den Demokratien gegen Italien geschleudert werde, um es in der freien Aus- Übung seiner Außenpolitik zu entmutigen. Ihre Berechnung gehe dahin, das Durchgangstor zwischen Mittelmeer und Atlantik zu schließen, um Italien von seinen lebenswichtigen Zufuhren abzuschneiden und damit leicht kleinzukriegen. „Dies ist eine neue und verhängnisvolle Illusion. Es gibt Feindliches «-»ost Lnrch Bombentreffer vernichtet. 7000-ro»«e«-rra«»porter versenkt. — Unsere Luftwaffe greift bei Narvik «etter erfolgreich in den Grdtampf ei«. Berlin, 9. Mai. Das Oberkommando der Wehr, macht gibt bekannt: Deutsche Kampfflugzeuge griffen feindliche See- streitkräst« bei Narvik an. Dabei wurde ei« Tran», porter von 7V00 Tonnen dvrch eine Bombe mittlere« Kaliber» zum Sk«ke« gebracht. Nördlich Narvik griffe« Kampfverbände wiederholt ia de« Erdkamps ei«, belegte« Marschkolonne« mit Bombe« vnd bekämpfte« feindliche Batteriestellungelt. Die Lnftwaff« vernichtete im Glazer» rak eia feindliche» U-Boot durch Bombe«, treffer. A« der Westfront verlief der Tag ruhig. * 2000 Kilometer norwegische Eisenbahn wieder benutzbar. Unsere Eisenbahnpioniere haben in Norwegen die Eisen- bahnstrecken in größerem Umfange wiederhergestellt, so daß bereits jetzt die Mehrzahl der Hauptverbindungs. strecken wieder benutzbar ist. Diese deutschen Spezial- truppen haben bisher 2000 Kilometer Strecke zum Verkehr freigemacht und allein über 700 Meter Eisenbahn« brücken wiederhergestellt. Das britische Kohlenschiff „Brighton" (5359 BRT.) ist bei Dünkirchen infolge einer Explosion gesunken. Ein Motor- schiff rettete die aus 34 Mitgliedern bestehende Mannschaft, von der zehn Mann verletzt sind. hat. Aus der Arbeit geht hervor, daß er all« Einzelheiten des schwedischen Eisenerzes genau studierte. U. a. sind in dem Buche Angaben enthalten über die Ausschiffungsver- hältnisse in jedem Erzhafen, bis auf die Einzecheiten der Länge der Kais, der Hafentiefe und der Ladungskapazttät; weiter auch Angaben über die Eisenbahnverbindung. Von amtlicher Seite liegt zu der Angelegenheit zur Stunde noch keine nähere Mitteilung vor. Aus den bisher veröffentlichten Mitteilungen kann man jedoch schließen, daß die Sabotageakte, die der englische Agent plante, den schwedischen Erzgruben gelten sollten. m Borkriegszustande. ttar hat keine Wirkung. keine Blockade gegen eine starke und kriegstüchtige Großmacht, die nicht gebrochen werden kann. Die 15 Millionen Tonnen, die Italien alljährlich durch die Straße von Gibraltar erhält, sind keineswegs unersetzbar. Kohlen und Koks, die mehr als die Hälfte der Einfuhr durch Gibraltar ausmachen, kommen heute schon aus Deutschland, und Mineralöle können wenig, stens teilweise aus Albanien und südosteuropäischen Ländern geliefert werden. Getreide, Zellulose, Baumwolle, Wolle und Oelsamen, werden in immer größeren Mengen auf italieni schem Boden, in Albanien und in Jtalienisch-Nordafrika er- zeugt und können auch von den Balkanländern geliefert wer den. Gibraltar kann also die Beschlüsse Italiens nicht ändern. Es zeigt sich aber, daß Gibraltar und Suez, diese beiden Vor posten der britischen Gendarmerie im Mittelmeer, der offen kundige Ausdruck einer untragbaren Vorherrschaft sind, die, wenn auch im Kriegsfälle erfolgreich angreifbar, mit der Ge- rechtigkeit unvereinbar ist. * De« Balkairstaaten sind die Augen geöffnet. „Tribuna" schreibt, auf dem Balkan und in den Donau- staaten herrsche die Ueberzeugung, daß England und Frank- reich zur Wiederherstellung ihres durch die schwere Schlappe in Norwegen gesunkenen Ansehens ein Abenteuer in Südost europa im Schilde führen. Die Erregung über die u. a. in Sofia unternommenen englischen Druckversuche sei in steigen- dem Wachsen, wobei die Völker des Balkans und des Donau raumes auf Rom blickten. Ob das Ziel nun Kreta oder Salo niki sei, bleibe sich gleich, Hauptsache sei, daß den Balkan- staaten heute die Augen geöffnet seien. Sie hätten die augen blickliche italienisch-deutsche Bedrohung als Propagandalüge erkannt. * Die Unruh« i« Südosteuropa. Sofia, 8. Mai. Nach der Zeitung „Utro" bestärkt die Er, klärung Thamberlains über die Möglichkeit neuer Fronten die Besorgnis, daß durch die Kriegsausweitungspläne der West- möchte der Friede auf dem Balkan gestört werden könne. — „Mir" erklärt, die Kriegspolitik habe sich endgültig in da» Gebiet des Mittelmeeres und Südosteuropas verlagert. Belgrad, 8. Mai. Die hiesigen Blätter sind der Meinung, daß die englischen Kriegsmaßnahmen gegen SUdosteuropa nur zur Tarnung für Unternehmungen an anderen Fronten dienen.
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