Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-08
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«MW Erscheint täglich stütz 6'/,Uhr. Reffsrtisa und LrpedMo» Johaa»e«gaff« 83. Zprkchüulldrn -er Ledartt»»: Bormittog« 10—IS Uhr. Nachmit.ag« ö—8 Uhr. «in-ei-oderr «cht sich d!» Ned»cU«» »ich« »adintNch, s«r för sie >Schsts«l,n»de N»«»«r sestt««tra Inserate a» Wschentnpe« tt» 8 Utzr Nachmittags, »»<«««»«»» Festtagen früh bi»Utzr. 2» den /Malt» für Zns.-^nnahme: vtts stiem». UnioersilätSstraße 21, Laut» titsche» Katharmmstraße 18, p. «ar »t» '/,8 Utzr. MpMer.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Gcschiiftsverkehr. Metz-Auflage L8,»0W. Ädonurmrntsprris Viertels. 4'/,. inci. Bringerlohn b Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuimner 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblail-Forniat gesalzt) ahne Vostbesörderung 30 MI. »lt Postdesörderung 48 Mt. Inserate 6geipaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schrisirn laul unserem Prers- verze>chn>h. Tabellarischer u. Ziffcrnsatz »ach höherm Tarif. Ueclamru unter dem Uedactionostrich die Spaltzeile SO Ps. Jnlerale sind stets a» die Cixprditt«« z» senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung prneuuioeralnlo oder durq Post« Nachnahme. ^ 129. Don«er-tag den 8. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vckannlmachung. DK LrvttoirhersteUuufl iu der iSustav-Affolph, Str«tz« ist vergeben und werden die underücksicblial ae- bliebenm Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerte« entbunden. Leipzig, am 29. April 1884. Dar Rath dar Stadt Hatdjta. ckicko I)r. Georg». borius. WaldgrSlerrr-verpachtung. Freitag den s. Mat dieses Iabre« sollen im Forst revier« Burgaue die diesjährige» GraSnutzuugeu unter den im Termine »och näher bekannt zu »lachenden Bedingungen und argen sofortig« Bezahlung der Pachtsumme nach tze« Zuschläge p-iiccllemreise «ncisibietend verpachtet »erden. Zusammenkunft: l. vormittags 9 Uhr an der der» schloffenm Brücke am neuen Schiitzenhause nnd U. Vormittag- '/.I t Ubr an der Leutzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 1. Mai 1884. De» Rath» Forst-Daputatio». ValdgrSlrrti-ver-achtuug. T« Forstreviere Connewitz soll Moutag, den Iv. Mai er. die diesjährige GraSnutzung unter den im Termine noch näher belannt zu gebenden Bedingungen und gegen sofortige Besohlung de« Gebote» nach dem Zuschläge Parzellen» weis« membretend ve, pachtet werden. Zusammenkunft: 4. Vorwitlag» 9 Ubr am Streitteiche bei Connewitz, II. vormittags 11 Uhr an der weißen Brücke auf der Eounewitzer Linie. Leipzig, am 6. Mai 1884. De» Rath» Forst. Deputation. Vekanntmachnn-. Dl« Pflasterung der Hillerslraße zwischen der Gebastian- Bach- und BiSmarckstratze Nijt Schlackensteine« soll a» einen Unternehmer in Aceord verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verwallnng. Rathbau», Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst ringesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Hlllerstrahe" »eefkhen ehmkasrlbsi und zwar bis zum 18. lausende» Mouat» Rachmtttag» S Uhr einzureichen. Leipzig, am 2. Mai 1884. De» Rath» der Stadt Leipzig Die Herstellung versetz ebener Fußwegübergänge und er höhter Fußwege in dem Iobanna-Park soll an einen Unter nehmer in Accorv verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dtes« Arbeiten liegen in «tnserer Liesbau-Benvaltung. RatbbauS. Zimmer Nr. >4. au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten und versiegelt nnd mit der Aufschrift: „Fuhmegilbergäuge tu dem Johauua-Parke" verseyen rbciieaselbn und zwar t-i« zum 17. laufenden Monat» Rachmittag» 8 Uhr einzureichen Leipzig, am 6. Mai l884. De» Rath» der Stadt Letp-lg Stra-enban-Deputatio». Vekamltnwchllng. Montag, dea Ist. ds». Mt»., Vormittag» 1» Uhr. sollen nn städtischen Armrnhause am Täubchenwege nach» benannt« Gegenstände gegen Baarzahlung und unter den vor 7rr Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen öffentlich versteigert werden: .. Ilst hölzerne AbtrittösLlote, gußeiserne Piffoirbecken, - auSewandergenietete schmiedeeiserne Bassin», kupferneTuSguß decken, alte« Bleirobr. Strinzeugrohre und dergl. Leipzig, den 7. Mai 1884 Da» Armen-Dtrectorln«. Ludwig-Wolf. dckimllmiching. . Der a» 17. Juni 18öS allhier geborene, im ktestgr» Georgen- Haus« detinirie Handarbeiter Karl Gustav Kittler »ft vo» dem ihm am IS. vor. Ml«, verftattetea AuSgaug« nicht zurückgekehrt »ud treibt sich vermuthlich arbeitslos and bettelnd amber. ^ «» rchnften. gedachten «Mer tm vetretnagSsalkk Pt verhaften »nd schleunigst Nachricht anher zu gebe». Lestyig, am S. Mat 1884 De« Palizeta«» der ES»« Leipzig. ^ Bretschuetder. Rjdr. Faldtz. An nnserrr Berwahruug befindet sich eia aoldener Dtamentriug — »ach der ouk der Innenseite ersichtlichen Eingravirung eia Drou- bdw Srrlobnngsrina —, welcher am 21. varigen Monats t» hiesiger GSadt» Röhe der Nirolaistraße, gesunden worden sein soll. . Wir snrdarn den rechtmL» gen Eigrnthümer anf, sich alsbald bei naS zu melden, und werden, soll» eine solche Meldung nicht erfolgt, hau gesetzlich«» Bestimmungen gemäß über den Ring verfüge». Leipzig, a« L Mai 1884. Da» Polizei-Amt der «t»dt Leifyla. Vretsch»rtder. «. Richtamtttcher Thetl. Vie Entscheidung über dnr Locialistengesetz. Heute beginnt die Verashuna der vorlag«, weiche die Verlängerung der Geltung de« Docialistenaesetze« vorschlägt, j« Plenum de« Reichstage«. Allgemein ist du Spannung, Kit «elchar mau dem Prgebniß dieser Brratlmng entgegea« ßth^deon noch immer ist der AuSgang der Abstimmung un« obwvhl die Annahme de« Gesetzentwurf« »ach VeS der Windlhorft'schen Amendrrunge» a» Wahr« ! gewonnen hat. Ei» Rückblick aus die Zeit, »eich« i der eßsten «nd zweiten Berathnng de« Gesetzentwurf« liegt, zeigt, daß die Verweisung desselben an eine Commission dem Zwecke, größere Klarheit über die Sachlage zu bringen, nicht gedient hat. Klar ist nnr geblieben. wa- von Anfang an klar gewesen ist, daß der Antragsteller Windthorst Zeit gewinnen wollte, um für die Zustimmung de« Eentrum« zur Verlängerung der Geltungsdauer de« Gesetze« neue Zu- geständniste an die Kirche zu erreichen. Der Vertreter de« BundeSratbe« hatte schon in der Sitzung de« Reichstage« vom 29. März erklärt, daß der Bundr-rath aus keinerlei Amendirung de« Gesetze» «ingehen könne, e« handle sich lediglich um Annahme oder Ablehnung desselben. Obwvbl diese Aeußernng an Bestimmtheit nicht» zu wünschen übrig ließ, verfehlte sie dennoch ihre Wirkung, und dir Mehr heit de» Reichstage« verwir» den Entwurf am 2l. Marz zur Vorberathung an eine Commission. In der Commission«, sitzung vom 27. März wiederholte der Minister v. Pull- kamcr al« Bevollmächtigter de« BundcSrath« seine bereit« >n> Plenum de« Rcichetagc- acht Tage zuvor abgegebene Er klärung, daß der Bunde»ralh auf keine Abänderung der Vor lage eingehe« werde, worauf der Abg. Winbltwrst erwiderte, daß in diesem Falle auch die Bundesregierungen für da« etwaig« Scheitern der Vorlage die vcraalwortlichkeit trügen. Hiermit leitete Windlhorst seine Abänderungsvorschläge «in, welch« wegen des Osterfeste« erst einen Monat später zur Berathuna gelangen konnten. Tie Zeit vom 27. März bi« zum 24. April, von der lrtzten Eoinmissionssitznng vor bi« zur ersten nach Ostern, ging also für die Fortentwickelung der Frag« verloren. Nicht« desto weniger verwahrt sich Windthorst gegen di« Zumulhung, daß er die Entscheidung varschleppeu «olle. Die Freisinnigen stellten leine eigenen Anträge, leisteten aber den vrrschleppiingsbestrcbunqen de« Eentrum« Vorschub, weil sie aus Beratbung von Änlrägen eingingen, von deren Nutzlosigkeit sie überzeugt sein mußtrn. Als dann die Windlhorsl'ichen Anträge zu Ende veralhen waren, wurden sieim Ganzen verworfen, rin neuer Beweis für ihreNutz- losigkai». DaSeniiig» positiv« Crgebniß derEonimission«brrathun- gen war die Resolution, welche der RrichSregicrung die Ein bringung eine» Vorlage noch in dieser Session empfiehlt, zur Abwehr de« Mißbrauch« von Sprengstoffe» und rin zn diesem Zweck von der freisinnige» Partei auSgearbeiteker Gesetzent wurf. welcher i» der vorliegenden Form schwerlich zur An nahme gelangen wir». . Der Reichstag würde aach sine dies« Resolution ^der Commission für da« Socialistenaesetz in seiner THörigkeit nicht gehemmt worden sei», de, Aogeorbnrte Richter hätte seine Enthüllungen Uber da« Ltznamit-Attentat aus dem Riederwald auch i« Plenum de« R»ich»tng«« machen kö„n»n, nachdem di» Frage llber di« Verlängerung de« Eoeialistengesetze« bereit» entschiede« »«. Ob «zwischen »i« Anslösnng »nd Nenwabl de« Reich«togeS nothweudig geworden wäre, ist eine Frage, welche von der Haltung de« Eentrum» nnd der freisinnigen Partei in dieser wichtige» Angelegenheit völlig unabhängig ,st. Bester sür dir Gesammtlagr de« deutschen Reich«« wäre e» sicherlich gewesen, wenn die Vorlage de« BunbeSrathS am 2t. März gegen die Stimmen der Freisinnigen, de« Eenkrum« und seiner Drpendenzen. sowie der Socialbeinokraten adgelehnl und der Reichstag aufgelöst worden wäre, al» daß lediglich, um den ParleizweckeN de« Centrum« und der Kreisinaiaen zu dienen, die Enlscheidung verschleppt und einer Commission zur nutzlosen Verhandlung überwiesen wurde. Die Dindlhorst'sLrn Anträge sind sämmkNch der Lr7. daß sie eine wesentliche Veränderung der Sachlage nichl herbri- grsübrt hätten, da« Prlnclp dt« AuSnabmeznstande« wurde dadurch, wie von freisinniger Seile srstgestellt worden ik. nicht geändert. Schon dadurch kennzeichnen sich die Windt- horstffcben Anträge al« Mittet zur Verschleppung der Eni- schcidung, und deshalb wäre e« richtiger gewesen, wenn dir Commjsnon«brratt>ugg. ahgrlehyt.worben, chäre.^ .Durch An nahme derselben hat sich die. freisinnige Partei. zur Helfer«» heisrrin de« Eentrum» gemacht, und diese Tbalsach« wiegt um so schwerer, weil -dw freisinnigen Mitglieder der Com mission selbst kein Hehl dann»« geinacht haben, daß durch die Umgestaltung der Vorlage i« Sinne Windthorst'« so gut wie nicht« erreicht worden wärt. Selbstständige Abänderung». Vorschläge hat di« freisinnig, Partei in der Eommffsion nicht gestellt, also war es ihr. wie schon daraus erhellt, Überhaupt nicht »m Amendirung der Vortage zu lhun. Di« Frei sinnigen benutzten nur den Windthorst'jchen Antrag, um die Zwischenzeit zu Agitationen zu venoerthe», bei welchen sie di« brennend« Frag« der verlängkruna de« Socialisten- gesrtze« entweder gänzlich unberührt ließen oder sie mit allgemeinen Redensarten in wenigen Worten absertigte« wie in Leipzig: „Gleich«« Recht sür All«, gtso keine LuSnahm»- ön« Obigem erhellt die sür das Gesammkinteresse des deutsche» Reiche« wichtige Tbatsache, daß die beiden zahl- reichste» Parteien de« Reichstag», da« Eentrum und die „freisinnige" Partei, bei ihrer Slellnngnahme zu grundlegenden Fragen nicht di« Wohlfahrt de« deutschen Reiche«, sondern da« Parteiinterrfle zur Richtschnur nehmen. Der Abgeordnete Richter stellte an den Abgeor»n»ten Windthorst in einer der letzten Rrich»tag«fitzun,e« di« Frage» ob wir vor dem Schluß der Session steh» oder nicht, weil nur der Gefragte darüber Gewißheit geben könne» und Windthorst antwortet«, daß er darüber keine Au«kunst zu geben vermöge, weil er zur Zeit nicht zur Regierung gehöre. Dieser Vorgang ist bezeichnend sür die gegenwärtige Lag«. Die Freisinnigen und da» Eentrum rechnen nnt der Auslösung de« Reichstage« im Sinne eines Schachzuges» welcher für die Parteiintereffen auSgrnutzt werden wüste, das höhere Interesse des Gesammtstaates und semer Existenz kommt für sie entweder gar nicht oder doch nur ganz nebensächlich i» Betracht. E« steht schon heute fest, daß eine Roh« von Mitgtiederu beider Parteien, der Freisionigrn wie de« Ueutrums, für die vertängernna de« Socialistengesetzes stimmen »erden, »nd di« Leite« hinve» Parteien sind sich auch der Wichtigkeit dieser Abstimmung wohl bewußt, aber trotzdem wünschen sie. daß die Verlänge- rueg des Gesetzes «bse di« Mithilfe beider Parteien als solche zu Stande käme» das Abspringen einzelne» Partei genosse« bei »er Abstimmung bleibt außer Ansatz bei Beur» thril»»g der Parteiinterest«». Ein solches Schauspiel gebe» di« beiden zahlreichsten Parteien des deutschen Retchstsgs ter Welt, und wir können nicht umhin, dieses Scbcnitviel als «« schmachvolle« ru br- zeichnen. Was hat die Sicherstellung de« denlschen Reiches gegen die Umtriebe der Umstnrzpartei «lt dea Parleiint,reffen de« Eentrum« und der Freisinnigen zu thun? Oder ist e« viellejcht »»» höherer Wichtigkeit, de« Reichskanzler ki« Macht einer Partei zum Bewußtsein zu dringe«, al- die Leben-brdinaunqen de« Reiche« auf eine feste Grundlage zu stellen? Die Bekenner de« Heidelberger Programm« folgen dem Grundsatz: Zuerst da» ReichSinleresse und dann da« FractionSinlcrcste; da« Eentrum und die Freisinnigen sagen dagegen: ?orv»1 rcgnum, äominont panes! Mag auch da« Reich zu Grunde gehen, wen» nur die Parteien die Ober hand behalten. * Leipzig, 8. Mai 1884. * In der unter dem Vorsitz de« Staat-minister« v. Bötticher und demnächst unter dem Vorsitz de« königl. bayerische» Gesandte» Grasen von Lerchenseld-Kösering am 5 Mai abgel,allein-» Plenarsitzung br« BunbeSrathS wurde der milleisl Antrag Preußen« vorgelcgte Entwurs eine» GcictzeS gegen de» verbrecherischen und gemeingesährlichen Gebrauch von Sprengstoffen den zuständige» ÄuSictMen zur Borderatbuiig überwiesen. Die Versammlung ertheilte dein Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Anfertigung und Ber,olluiig vv» Zünd hölzer». in der von dem Reichstage beschioffcnen, veränderten Fassung, sowie dem von der königlich sächsischen Slaais- reaierung beantragten Entwürfe diese» Gesetzes, betreffend die Abänderung der Maß- und Gewichtsordnung vom l7. August 1898, gemäß den Vorschlägen der Au-schuff« dir Zustimmung. Schließlich wurde für die Beralhuagen im Rcichslage ein Commissar gewählt. * Die Frage der Erhöhung der Getreidezölle hat in den letzten Wochen die süddeutschen Kam mern lebhaft beschäftigt. Nachdem die bayerische und die badische Kainincr Aufforderungen an ihre Regierungen beschlossen halten, i»> BnndeSrath aus eine Gcsctzesvorlage diese- Inhalt« binzu- wirken, ist jetzt auch in der zweiten ivürttembergiilben Kammer der Gegenstand Verbandelt worden und der Staal-mi»,ster von Hölber gab dabei die deachtenSwerthe Erklärung ab. die Frage liege bereit« den zuständigen Reichsorganen vor. Näheres darüber scheint der Minister nicht mitgeiheilt zu haben. Man wird wohl annehmcn dürfen, daß e« sich vor läufig nicht um einen von einer der Bunde«rrg>erungcn auS- gebenden förmlichen Antrag, sondern nur um Petitionen aus laadwirthschastlicheo Kreisen handelt, wie sie auch de« Reichstag zahlreich vorliegeu. Indessen wird doch nicht daran pl zweiselu sei», baß die Frage demnächst sebr praktisch «ustrilen wirb «nd daß verschiedene Reaie, ungen diesen Bestrebungen sehr sympathisch gegenüderft hen. In der Wablbewegnna wird auch diese Angelegenbrit ohne Zweifel eine wichtige Rolle spielen. Wie sich der BnndeSrath. falls seine Mehrheit geneigt Ist, aus diese Vorschläge eiiizugeben. zu brr durch die Bindung des Roggenzoll« im deutsch-spanischen Handel-Vertrag geschaffenen Schwierigkeit verhallen wird, muß vorläufig dahingriielll bleiben. * Da« an« de» Corvetten »Baden", »Sachsen", .Württemberg", »Bayern" nnd dem Aviso „Blitz" bestehende Panzer ge sw wader bleibt zwar znnächst noch in Kiel stationirt, doch gehen die Schiffe jetzt täglich frühmorgens zur Abhaffung von Einzelübungen m Ser, so daß da« Ge schwader nur Nacht« im Kieler Hasen ankert. Im Lause der vergangenen Woche mochten sämmtliche Schiffe ihre Prvbe- jahrlen in der Kieter Bucht; da« stürmische und regnerische Wette, hatte dem interessanten Schauspiel« nicht so viele Zuschauer zugesuhrt, al« e« verdiente. Die kolossale» Schiffe der Sacdsenclaff«. tie nach ihrem Raumgehall fast so groß sind al« di« Panzersregatten „Kaiser" und „Deutsch land". imponiren allein durch ihre MastenhajliHkeil; von den äußeren Vorzügen, weich« da» Auge de« «Lcemann« der alten Schule entzückt, haben sie nicht«, vollkommen gleich werden sie nur unterschieden durch gewisse Ab reichen. welche, die vier Schornsteine der gelrennten Toppelmaschinea führen. Jede Takelage sohlt, nur eine Cignalsiange ist vor dem Hinterlheil angebracht; sic wird von einem mächtigen Mastbaum getragen, der unt einer rr- höhten und umgitterten Plattform verselirn ist, von wo ans die Rcvolverkanonen und die Scharfschützen im Gefechte ihr verheerendes Feuer aus vorbeipassiread« Gegner richten. Die Probefahrten, welche mit dem Schiffe gemacht sind, habe», soiveit man aus äußeren Wahrnehmunaeu schließen darf, ein recht günstige« Resultat geliefert. Da« ist um so er freulicher. al« auch die Maschinen «m Inlanke hergestcllt sind. „Bayern" und „Baben" sind aus der kaiserlichen Werst in Kiel, „Sachsen" und.LLürttrmbrrg" bei dem vulcan in Bredow erbaut wordru. Di« Maschinen sind nicht so stark al« diejenigen unserer schwerste» Fregatten, sie indiciren SS99 Pferdekräst« und werden dem Schisse wohl kaum «in« Geschwindigkeil von vollen k4 Knote» arben, die aber immerhin ganz refprclabet ist. Ein großer vortheit ist es. daß die schweren Schiffe gut unter Steuer liegen; schon in der vorigen Woche konnte man sehr kurze Drehungen beobachten. — Die Panzerkanonenboole gleichen iu ihrer äußeren Erscheinung insofern den Panzer- corvetten. als sie wie diese einen Typ der nruesien schwiin- menden Batterie darstellen und al« Schiffe jeder Poesie daar sind. Aber di« Kanonenboote sind sehr viel kleiner al« die Corvetten; nach Raumgehalt und Offensivkrasl kann man sechs Kanonenboote aus eine Panzercorvette rechnen. Aller dings führe» sie da« schwerste Geschütz, welche« in der deutschen Manne geführt wird, da« Krupp'sche ZO'/.-Erutimeter-Geschlitz. aber da« Probe» und GesrchtSschirßrn muß erst darüber be lehren, ob in dieser schwere« Bewaffnung ein vortheil liegt, »er de« Nachtheil der Kleinhril de« Fahrzeug« auffviegt. * In parlamentarischen Kreise« nimmt man an, da« preußische Herrenhau« werde der Iagdordnuug iu der vom Abgeordneten-Hause deschlostenen Fassung die Zu stimmung nicht ertheilen und da« Gesetz werde danach für dies« Session als gescheiter» zu betrachten sein. * von einem au» dem Sudan zurückgekehrtrn katholischen Missionär gebt der »Politischen Correspondrnz" nnt der letzten Post an« Glypten folgende Zuschrift zu: Der -erlauf der Begebenheiten reedtsrnlift nur allzu rasch die Behauptung meiner ersten, a» dieser Stelle verSstentlichten Zu'chrift, daß die sudanesisch» Ausftan», nachdem er den ganzen Kndon er- griffen hat, »uu auch i« Karde« ln Ober-Egypten bedenklich« Er- jcheluuu«» hervorzurusen beginnt. Ja der Zwilchen,,>t ist di« Einschließung Khartum« s, weil vorgelchrstwu. daß «ordon selbst seine Mission ffir gänzlich gescheitert ansieht nnd verzw-ikelte Hilfe- rnf, nach England richte». äbulichrr Lag« befindet sich die Negierung in Berber, da» gleichsall« »on Feiuden umgeben ist, »bwohl e« dt« Drahwrrbindnng mit Egypten noch genießt. Für die Person d«S Gouverneur« Hussein Pascha Ehalffah, Scheich der Nbabdutz, «tuen Neffen de« vv» Mohamed All 1819 rn»- thronten Tlbabdali-Köiiig«, herrscht indessen keine Gefahr, da di» dortigen Araber ihren H uptüng gewiß >» Schutz netiniea werden. Sehr möchte ich, nebenbei gesaut, die Zuverlässigkeit diese- Gouverneur« bezweiseln. Nicht al« ob Hussein Pascha ein Berräther wäre, sonder» weil von Egqvte» auS dir entthronte Dynastie nicht iniiiicr vertrag«» mäßig tehaubelt wurde, wie ich die- von Mohamed llhalisah, dem Sonne de« entthronte» König«, selber weiß. Der gegen Mohamed Ali sich ohniiiächiig südleude Ababbah-Köiiig halte Letzterem »ämlich sein Reich gegen gewisse Bedingungen selbst angetragen, um ,tl renen, wa« noch zu r-tlen war. Diele Bcdinguilgen wurden aber in den letzten Jahren nicht innegehalten. Nun bietet sich »ine Pc tressüche Gelegenheit, die Egyptcr die längst ersehnte Rache kühle« zu lassen. atS daß mein oben geäußerter Argwohn nicht gerechtst, l>gt wäre. Ober wurde vielleicht mit der Verleihung de« PaschalitelS im Februar und mit der Ernennung zum Mudir in dieser Stuhlung schon vorgesvrgl? Daß der von jeder al« Ultra-Mo-lim bekannte Mudir von Doa- golah anaesichtS der Aeiabr im Süden »in Urlaub «um Bahuse seiner Pilgeriahrt »ach Mekka ansucht, muß sehr autsallend er scheinen. Be, solcher Fahrlässigkeit ist cs dann nicht zu verwundern, wenn der vom Mabdi au-geslreule Same so rasch zur Frucht reist, daß seine Partei selbst in Assuan den Math hatte, die Behörde» und die Bevölkerung zur Uebergabe auizuforder», widrigenfalls ei» Massacre statthabc» würde. Dadurch sah sich auch die auS Khartum nach Schrllal bei Assua» g sluchlclc katholische Mission gezwungen, diesen letzlea Posten ihre« beimgeiuchte» VirarialS mit Karro z» »erlausche». WaS die übrige» Missionaire betrifft, die, l3 an der Zahl, im Jahre l883 i» Kordoian in Gcsangenschast aerieth»», s» in da« ihrer darrende LooS bi« zur Slund» höchst zweilelhoft. Ei», Befreiung derselben durch LoSkaus war d>« heute »in Diug der Un möglichkeit, und die lrtzte Hoffnung beruht nur noch aus diplomati schen Verwendungen, mit denen aber »ur Oesterreich im Sudan woblkling-nder Name durchdriugcn kann, wie ja Oesterreich al« protegirende Macht diese Mission seit l8öl beschützte. Wen» die englische Regierung sich nicht endlich oufrastt, di« Dhalenge von Assua» obzusperre», dann sind ihre Tage in Egypten gezählt. Assuan, das alte Syene. bildete schon unter den Pharaonen de» befestigten Grcnzpunct gegen Aetdiovien und mußte oft blutig behauptet werden. Hernach hielten die Perser dort strenge Grenz wache. und als unter Augustu« die Landace von Acthiopiea Syen« vernichtete, wurde die 2l. Cohorte als Grenzwache dahin oerlegt. ,l.l»u-tr» oliw imparii koumm" wird Syene von Liviu« genauah Während in alle» egyvlischrn Dependenzen «nd ia Egyvte» selbst der Mahdi on Sympothien mit jrdem Tag« gewinnt, fehlt es nicht on Meldungen über iunrre Streitigkeiten, ja Kämpfe» in sei»«» unmittelbaren Domaine, An Gründen, diese» Nachrichten Glanbe» bkizumessen. fehlt et keineswegs., Seit Herbst 188l wurde» i» kvrdojan dir Felder nlcht mehr oder doch nur ia sehr geringe» Maß« bearbeitet und so ln allen Provinzen seit dem Frühjahr« l883. Di« »otbwendigen Folgen sind Theueruna »nd Hunaer n«h in zweiter Linie Raubzügr, an denen ja her Sudan Ni« Mangel litt. Dan» bleibt im Auae zu behalten, daß »ie Proclomatln« Mabdi'S zum Sultan von Kordoian unter der früheren Königs- Partei (von l820) Eifersucht erwecken mußte. Endlich will ja auch Adder Rahman. Sohn de« 1874 entthronten Sultan« van Dar» Für, dort drn Dhron seiner Väter neu ausrichlen, wa« ihn in Gegensatz zur Mahdi-Portei bringen muß. Sei e« um diese Sen» salionSiiachrichten wie immer bestellt, da- Eine ist gewiß, daß »n» vom Sudan her für Egypten selbst Grsahr droht, wie die« in alten Zeiten Io oft der Fall war und daß diese Gefahr selbst dann »och iortbestehen wird, wenn auch der Mahdi seine Blicke direct noch Mekka richte» sollte, ohne Egypten vorher erobern zu wollen. Ein« knischeideiide Wendling in der »gypisschen Politik Englands ist nn» nothwendiger denn je, wenn srin Zaudern nicht unheilbringend auch sür Europa werden soll. * Tie Opposition de« englischen Unterhauses h«- treibt ihre Campagne gegen da« Ministerium Glavstone wi« ein« FuchSbetze. Sie giebt weder Rast noch Ruhe; so oft ihre Angriffe zurlickgeschlcigen werken — sie ermüdet nicht, und jede Wiederholung macht die Wucht de- Angriffe« nach haltiger. die Energie der vertbeidigung hinfälliger. In wie rekucirten Verhältnissen da« Cabiiict zur Zeit lebt, ersieht man an dem sabcnscheinigrn Amendement, womit da« gouvcrnemenlnle UntcrhanSi»italiev Lausson dem Tadel«- anlrage HickS-Brach, kessen Berathung auf nächste» Montag festgesetzt ist, die Spitze abzuhteclien vermeint. ThatsLchlich läuft das Laivsoii'sche Ainendeinent auf dasselbe huiau«, wa« Hicks-Beach »nt seinem Anträge bezweckt: auch Lawson leugnet nicht dm Mißerfolg der Senkung Gorron'S, und wenn er e« trotzdem ablehnt, Giadstone'S Politik für diese» Mißerfolg verantwortlich zu machen, nun so >st da« wvbl parleitaktisch, aber nicht logisch In der öffent lichen Meinung England« hat Giadstone'S epyptiiche Politik gründlich verspielt und gerade, daß die parlamentarischen Vertbciviger des Ministerium« krinc anderen Argumente vor» ,»bringen wissen, al« da« schwächliche Anienvcinent Lawson. ist ganz danach angrthan. dem Fasse der Glakstone'scben Popularität den Boden auSzuschlagcn. Ungleich beredter aber noch, als alle Manöver der Parteien, muß die ver- nichlende Kritik wirken, welche Gerden in seine», neuesten Telegramm an Baring an der Haltung de« Cabinet« übt. ES muß schon die tiefste moralische Depression über Gorbo« gekommen sein, wenn er, als Specialbcoellmächtigter und intimster DeilrauenSmann seiner Regierung. >br vor Aller Welt die Worte .Schmach" und .Schande" in« Angesicht werfen kann, wo kiese Regierung obnebi» mit drn schlimmsten Verlegenheiten kämps«. Natürlich ist das Telegramm Gordon'« Master aus die Miible der Opposition, und die Anhänger der Regierung werden Alle- ausdletrn müssen, um am nächsten Montag mit einem blauen Auge davonzutommen. * AuS dm vereinigte» Staaten wird geschrieben: Der 48. Tongreß ist nun beinahe sü»s Monate beisammen — nabezu zwei Monate länger denn in einer gcwöhnlichen kurze» Session — aber von die>er «inSlöinmlicheii BrrailuugSzei» sind erst die letzten Wochen dazu benutzt worden, um wichtige Finanz- und HandelSseagcn, sowie VerwaitungS-Angelegenhene» ernstlich z» er wägen. Dir Republikaner batten bisher viel Zeit »ur Ilniersuckung von Wabluinikikben und Wahlau-schrcitiinae» im Süden vergeudet und die Demokraten hinaege» zur Untersuchung der uuveraniwort« lichen M ßbräuche bei Führung ter reiuliailo» verlausen«» Stern« rouiM'Process«. Solch« Untersuchungen ki ften viel Geld, ei komme» dabei bäßiiche Jniriguen und widerwärtige« Parlcigezänke zum Vor schein und schließlich erweisen sie sich nn Allgemeinen doch al« ganz unnütz. Daß auch noch eine Unierluckiung über die Jeannette-Ep- peditioa angestelli wuide, läßt sich ebenfalls nur bedauern, da dnr» dieieibr nicht allein gegen die Opskr der Expedition, sonder» anch gegen einige der Uekerlebeiide», wie z. B- den Lhef-Jngenle« Melville. grobe, indrß völlig unerwieseue verdächligungen erhnb«» Wurden. Da< Ende ter kronkbasten Sucht, dir Fedler, di« in de« Bergrssenbeit licgen, aulzustöbern, scheint aber endlich herangerückt und dir Zeit gekommen zu sein, in der sich unsere Herren Geseü-rb« in Washington wenigstens mit nothwendigeren Dingen besahen, wenn die betresfeude» Beschlüsse hierüber «st auch viele« zu wüasche, übrig lassen. ^ So hat da« Repräsentantenhaus Ende Avril ein», «n»er»ekh. kichm Streich dem Lande damit gespielt, daß e« mit 148 g»g«> 99 Stimmen seine Weigerung auSiprach, da- veralteie Gesetz va» 1820 zu widerruiea. durch welche« dem jcweiügm Präsidentm
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite