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Dresdner Nachrichten : 28.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-28
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.01.1871
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Tageblatt für Unterhaltung und GeschästM'-kchr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Iditpskh öc Rtllhardt. — Verantwortlicher Ncdacteur: ^UllUS ^killjlltzrlt. Nr. 28. Lech rzehuter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Droinsch. Brüssel («allonnachrlchten auS Paris». 24. Januar. Verflossene Nacht stürmten elne Anzahl Personen Mazas, befreiten FlourenS und die übri gen politischen Verbrecher daselbst, gingen dann nach der Mairie des 20. Arrondissements, wo sic Haupt quartier einrichteten, bemächtigten sieb 2000 Natio nen Brod, großer Wcinvorräwc. Die Nationalgarde bewirkte Naumung der Mairie obuc Blutvergießen. Vlorgens O'/r Uhr Ruhe in Bcilevillc hcrgestellt, sonstige Anzeichen von Ruhestörungen nickst vorhan den. zur 'seit Icdoch, wo die Negierung im Stadt- Hause'zur Beratbung znsamincistrat, bedeckte sich der Platz vor demselben mit zahlreichen Mcnschenarup- vcn. Eine angeblich 150 Nlann stark., Abtvcilnng 'Rationalgardc marschirte auf, schoß aui dort stehende Mobilgartc. auf beiden Seiten lebhaftes Feuer,die Nubeslorcr schossen namentlich auf die Fenster deö Statthauscs. Das Einschreiten der Gardes-Repu- blicains brachte die 'Ausrührer zum Weichen. 5 Todte, t8 Verwundete und etwa 20 Verhaftungen. Durch Proklamation wurde die Nationalgarde auf- geiortert. zur Unterdrückung der Emcute kräftigst mitzuwirken. SommliciiS, 28. Januar 1871. Dresden, 2^. Januar. — Sc. K. H. der Prinz Georg hat von Sr. Nlaj. dem Könige von Württemberg dao Grvßkreuz des Nlilitärbcrdicnst- ordenü verliehen erhalten. Neben ivm sind noch andereK. L. Ofstzierc mit Württcnwergisctw» Drdcn bedacht ivorde». Die Tage von Ehamplgiw, VilllerS und Brie und die damals bc standcne Waneiibrtldcrsck'ait zivischcn Sachse» und Wttrttcm- bcrgern scheint jonact' i» Stuttgart nicht vergessen worden zu sein. — Aus Anlas; des gestrige» Geburtstages 2- Mai. der Königin Marie fand gestern Morgen große Neveillc der Militärmusik statt. Die hier anwesenden (Nieder der königlichen Familie waren Nachmittags bei II. MM. zum Diner vereinigt. Die Wachi»auilschafte» batten den ParaScanzug angelegt; Abends festliche Bcieuchtuug der öffentliche» Plätze. Königl. Sachs. ErfindungSpatciit aui 5 Jahre crtbcilt: 27. Dcccmber 1^70 Herrn Ernst Nobcrt Scliwabn, 'AZerkiührcr in Dcuven, auf einen verbesserten Maisch- und Kühlapvarat. — Die neue Emiisiou der dcutscl'cn 'Anleihe ist in London vollständig übcrgezeichnct worden. — (^ e wc rvcvcrci n. (Forts.» 'Außerordentlichen üln klang fand der Vortrag des Prof. .Eetlw.r „über das Dresdner Kuustlcbcii im 17. und >»>. Jabrl'." üieducr gebt davon ans. baß man von der alten Elbbrückc aus eines der schönsten Städtebilder der Welt genieße und dort zugleich den Eindruck empfange, daß Dresden erst im Mime der lotste» Jahrhundersc entstanden sei. Die Nbei»brücken und die Meißner Elbbrücke .zeigen uns mittelalterliche Ltädtebildcr. Als 124«-« der Grund stein zum Kölner Dom gelegt wurde, war Dresden noch ein armseliges Fischerdorf und als der große Lutbcr IM:! geboren wurde, zählte es nicht mehr gls :>t»»E Einwohner. Es enthält außer der nun restaurirtcn Sophientirche kein Baudenkmal aus jener Zeit. Seitdem cs die Fürsten der albcrtinischcii Linie zur Residenz wahln», begann fein Steigen und Auswachsen. Jeder Fürst hat Vaudcnkmalc hintcrlassc», welche zugleich die Bil- dungS und Sittengeschichte jener Zeit verkünden. AW Dresden in die Reihe der nci.ncnSwerthcn Siädtc cintrat, befand sich daö Kunstlcbe» in der Krisiö. Der mittelalterliche .stirchcnstil, 'der im tl. und 12. Jahrhundert die Formen des AltcrthumS, Len romanischen Stil, dem christlichen Geiste anpaßtc, die Rich tung nach oben, die Wölbung, den Tbunnbau cinsührte, ent wickelte sich im 12. und 14. Jahrhunderte zum gotbischen Stile, von welchen! der Meißner Dom ein herrliches Muster ist; denn die durch die Krcuzzügc herbeigcsührte strengere, ernstere, christ liche Auffassung, das 'Abscheiden von der Welt und das Klostcr- wcsc» riesen jene starren, durchbrochene» Mauern hervor, liefen die Strebepfeiler sich immer Höver erheben, die Gewölbe und die Tbürmc immer höher anwachscn und aus letzteren die Bunne dcö.grelles hcrvorsprosscn. Den Formen des .girchenbaucs schlossen sich die fürstlichen und bürgerlichen Bauten an. 'Als im 15». Jahrhundert der Forsämngstricb erwachte, alö neue Seewege, neue Insel», neue Erktbeile entdeckt wurden, da wen dete man fiel, wieder zurück zur Erde, Zur 'Natur, Aus der Anschauungsweise, daß der Mensch nicht bloS für das Jenseits bestimmt se>, sondern auf Erden in freierer Menschlichkeit wirken und leben solle, entstand ein veränderter Baustil. Plan griff wieder in s Altertbum zurück, zum Friedlich horizontal lagern den und so entstand die Wiederbelebung des Altertbums, die Renaissance. Sie bildete sich besonders am Palast und am bürgerlichen Wohnbause aus, und bei den Kirchen entstand die kühngeschwungenc Kuppel, die wobt nach dem Himmel am- Neigt, aber sich sanft zuriickbcugt zur Erde, wo der Mensch seine Hcimath hat. Da dieser Stil dem Denken und Empfinden der damaligen .Zeit entsprach, so verbreitete er sich von Italic» aus. wo er entstand, rasch über Europa. In dieser .Zeit der abtrc trüben Gothik des Mittelalters und der neueintretendcn italic Nischen Renaissanec trat Dresden in die lebendige .zzimstgc- schichte ein. Die ttcuaufgclcbtc Ltilart wurde in Deutschland schnell angccignet und mit schöpferischer Selbstständigkeit fort- gcstaltct. 'Reben dem Dito Hcinrichobau des Heidelberger Schlvnes, der nur von eeutschcn Künstlern ausgeführt wurde, entstanden noch zahlreiche Kunstwerke ersten »langes, unter ihnen das Schloß in Bricg. Leider überwucherte die Mist der Fürsten am Fremden die heimische Kunst. So wurd-e z. B. der Hrad schin iu Prag von Italienern gebaut, Die Renaissance sand unter Kurfürst Moritz auch Eingang in Dresden; wir sehen sic in den Schloßbösen, besonders auch im Hofe des Stallgcbäutcs auf der Auguslusstraßc, welcher zu den schönsten slcrdc» der Stadt gehört und ferner in Moritzburg. Bei Vater August's Lust am Italienische» konnte die heimische Kunstweisc nicht zur Geltung kommen. Die Italiener hatten nicht nur die Musik, sondern auch die bildende Kunst ln den Händen. 'Auch das Denkmal, waö 'August seinem Bruder Moritz im Frciberger Dome errichten ließ, rührt von Italiener» her. Nur im zumstgewcrbe hielt sich das deutsche Nationalgcmhl rege. DaS Kunstgcwcrbc fand sich schnell in die italienische Renaissance hinein und trug die deutsche Idee hinzu. Davon zeugen noch zwei Schränke und einige Lchmuckgegcnständc im historischen Museum. Da kam der :ro jährige Krieg, aus Rcligivnsgcstihl entsprungen, aber der elendeste» dynastische» Zwecke ivcgen fortgciübrt.' an dessen Nachwchcn wir noch beute leiden. Dcutichkaiid zerfleischte sich selbst und wurdc von Fremden zerfleischt; es kam um alles selbstständige BildungSlcben, wurdc barbarisch und mußte sich mit den Brosamen von srcmtcm Tische begnügen. In derselben Zeit gewann Frankreich durch stolze und kluge Herrscher eine neue und despotische Staatssorm: das Bürgertbum wurde ver- mckstet, der 'Adel gebrochen. Ludwig XIV., dieses Genie des fürstlichen Absolutismus, dessen Wabltprych eö war: l'ötat Eost moi fder Staat bin ichs und der seinen Zweck: u» roi, un loi, mw toi (Ein Kbuig. ein Gesetz, ein Glaube) erreichte, brachte cö dahin, daß «stuckicv. I-, . o»r tstudiere den Hon iür äStudicre die Menschen" gesetzt wurde, „Dev falschen An stands prunkende Gcbcrde", die »Rote, entstand und die Baulunst jener Zeit gicbt davon beredte Kunde Um Alles nur seiner eignen Macht und seiner Willkür zu denken, schuf er in einer Einöde fiel) ein eigenes Eden, Ver sailles. Selbst die Natur mußte sich seinem Ecrcinonirngesetz beugen; die Bäume und Hecken wurden verschnitten, säiinniliche Nettestes Telegramm an Gänge gerade gelegt, damit die Natur seinem Fuße kein Hin dernis; biete, ^-eine StaatSidce fand sofort in Europa Wieder- hall; jeder Fürst wollte ein LouiS XIV. m seinem Staate sei», die Residenzen nahmen moderne Physiognomie an. Berlin wurdc nach einer Schablone von Versailles gebaut und die Häuserreihen mußten so grab stehen, wie die Garde-Regimenter. Der unnatürliche Kaserncnstil machte sich breit in Darmstatt, im fächerartigen Karlsruhe, im linealen Mannheim; nickst das Bedürfnis; entschied die Art des Baues, sondern die Marotte des Fürste», das Prinzip. Da griff Andreas Schlüter bei Erbauung dcö Berliner Schlosses wieder zurück i» die italienische Renaissance teS 10. Jahrhunderts und schuf eines der stolzesten Werte der Welt. Mil ihm wetteiferte Dresden, welches damals andere Residenzen an Glanz und künstlerischer Vollendung weit überragte. 'August der Starke, dieser Virtuos der Lchenökunst, dieser hochbegabte Dichter seines eigenen Lebens, wollte ein Ludwig XIV. in Dcutfchland sein. Er legte bei dem von seinem Vorgänger erbauten Palais den Großen Garte» an, vornehm, aristokratisch, schuf abgeschlossene Gärten un, Moritz bürg, Scdlitz, wandelte das japanische Palais um und schuf den. >71 l ganz nach eigenen Ideen begonnenen Zwinger, als Vorhof eines zu bauenden großen Schlosses, welches den ganzen Raum bis an die Elbe euniehmen sollte. Dieser Zwinger, den ein Zeitgenosse „ein verzaubertes Märchen aus kein Dricnt" nennt, sollte zu Festlichkeiten, Aufzügen, Maskerade», Turnieren dienen. Das lüsterne, üppige Hoflcben fand in diesem Baue und seiner Ucbcrfüllc der Drnainelitc seinen 'Ausdruck. Giebt cs auch in dem ganzen Baue keine ruhig auslaufcntc Linie, so bleibt doch die maßvolle Rythmik, die frische Keckheit des Baues bcwundcrnswerth. Der geniale Meister spielt mit Stein und kokettlrt mit Meisterschaft. Es ist der Zwinger das vollendetste Werk des Roeoeco in Deutschland, und selbst in Frankreick' kann sich mit seiner Vollendung keines vergleichen. Die Bauphysiognomicn trugen sich auch auf Gerätbc, »Röbel, Tapete», Gefäße über. In dieser Zeit wurde dao Porzellan er funden, welches sick' für Recoccoiormci, unübertrefflich eignet, und heute noch werden allerhand Kunstgegcnständc auö Por zellan in diesem Stile hcrgestellt, in welchem die Meißner Fabrik noch keinen ebenbürtigen Eoncurrentcngcfuntcn hat. Der Ro- eoecostil scheint wie mit dem Porzellan notl'wcndig verbunden, und Semper behauptet geradezu, daß der Zwingcrstil alt» dem Stile des Porzellan hervorgegangcn sei. (Schluß folgt.» — Gleichwie in Lachsen der Albcrtvcrcin, so ist zur Zeit für DMrcich ein „Gisela-Verein" unter denselben Tendenzen im Entstehen, Wie wir hören, ist der in Dresden bekannte Eom- ponist Herr Westmever, der sich zur Zeit in Wien aufhält, eifrig daselbst bemüht, diesen Fraucnvcrcin für Oestrcich in's Leben zu rufen, indem er von den hervorragendsten Mitgliedern des österreichischen patriotischen Vereins warm unterstützt wird. Dem Vernehmen nach soll die Kaiserin Elisabeth daS Protceto- rat und die Fürstin Schwarzenberg das Präsidium des Vereins übernehmen. — Dcr Großenhainel Gewcrbcvercin wird nächsten Montag lütt» Mann stark nach Dresden kommen, um am Morgen die Museen zu besichtigen und daun dem Dresdner Verein einen Besuch abzuslattcn. Im Gcwerbcbausc wird Mittag gemacht und am Nachmittage bleiben einige Stunden übrig, damit Jeder Gelegenheit hat, etwaige Geschäfte zu besorgen. Am Abende wird inan sich wieder im Gewerbebause versammeln, wo von ' >-7 Ubr an Eonecrt abgchaltc» und wo von > 28 Uhr an Herr Prof. Finn eine Anzahl seiner glänzendsten phvsikalisck'en Er- perimentc vorsühren wird. Gewiß finde» sich die Mitglieder des Dresdner Vereins recht zahlreich dabei ein. Gestern Vormittag wurde aus der Langestraßc ei» dem Arbcitcrstaiitc angchörigcr Mann bewußtlos aufgeiundcn und einstweilen in einem Hause nutergebrackst. Später, durch seine hinzugckommenc Ehefrau reeognoseirt, wurdc der Erkrankte nach seiner nahe gelegenen Wohnung gebracht. — Einige Soldaten haben vor mehreren Wochen unweit Gorbitz auf freiem Felde eine verschlossene Truhe aufgefunden. Ihr Inhalt soll bald dahin geführt haben. ihren Eigcnthünicr zu ermitteln. Auch scheint festzufteben, daß sie von der Bahn, der sic als Frachtgut übergeben gewesen, gestohlen worden ist. — Wie wir bezüglich unseres gestrigen, die 'Ausweisung der paßloscn Pole» aus Dresden betreffenden Artikels aui cin- gezogenc Erkundigung a» eompctcntcr Stelle nachträglich er fahren haben, beruht die fragliche Mittbeilung, welche zuerst eine Posencr Zeitung gebracht, nicht in Wahrheit. — Wie wir hören, ist bei Gelegenheit des von uns bereits gemeldeten Brandes eines Arbeitsschuppens an der Lcipziger- straßc eine große Menge Werkzeug nebst vielen Fensterladen und Tbürcii, sowie Kleidungsstücken, die darin auibcwahrt waren und zu», Tbeii dem betreffenden Baumcistcr, tbeils den aus dem dortigen Neubau beschäftigten Arbeitern gehörten, mit verbrannt. Den Schaden ^ der dadurch verursacht worden, schätzt man aus mehrere Hundert Tbaler. lieber die Entsteh- ungöursack'e des Feuers ist noch nichts ermittelt. — „Zu kurz!" Der Krieg bat auch seinen Humor im Zufall. In Pan befinden sich drei gekangenc sächsische Distziere, die alle drei de» kurzen Vornamen „Kurt" haben. Ein Kriegs sprachsorschcr bat nun den Sah ausgestellt, daß die Franzose», seitdem sie diese drei sächsischen Difizierc gefangen, zu kurz — tzu Kurts» gekommen sind. — Wir komme» »och cimmst aus den i» Plaue» bei DrcS den aretirte» Schwindler zurück, der in Dresden mehrfache Betrügereien verübt. ES handelt kick' darum, zu constatiren, mit welcher Frechheit Snbjeetc noch auckrctc». die dem Gesetz verfallen sind und denen die Behörde bereits aus der Ferse folgt. Der von uns erwähnte Gauner bat sich bei eincm i» Plauen wohnenden Agenten als Kaufmann geriet, der nur von seine», Vermögen lebe und nach Befinden sich wohl auch dazu herab lassen würde, eine ibm zusagende Stellung anzunchnien. Unter solchen Auspicicn batte er sich In gewandter und eleganter Weise bei dein 'Agenten Eintritt in dessen Bureau, ja auch in dessen Familie vcrscl'afft. bis er sich endlich alö Dieb entlarvte lind später sogar, wie wir wissen, auS dem behördlichen Gewaltsam verschwand. Seine Frechheit hatte indeß rwch nicht khr Ende. Nach seiner Flucht an, Dienstag Abend kam er wieder in die Behausung des 'Agenten, den er schon ost betrogen und ge- Kopfe. täusckst, uni bei ihm sogar Zuflucht und die Mittel zur Reise zu finden. Selbstverständlich wurde er abgewicscn und näch tigte dann i» einem Wirthshausc des Plaucnschcn Grundes. Wissend, daß Vormittags der Agent nicht daheim sei, kam er am folgenden Vormittag wieder in dessen Behausung und ging die anwesende Frau um Geld und Kleider zur Flucht an. da er nur mit eincm dünnen Rock versehen war. Die Polizei hatte indes; schon Nachricht vo» dem wahrscheinlichen Aufenthalt des GauncrS und ergriff ihn in der Wohnung des 'Agenten, als er eben beschäftigt war. sich eine falsche (Legitimation anznsertigen. Leine Unschädlichkeit ist jetzt eine gesicherte. — In der Mathildenftraße wurde gestern ein Mann, der einen Handwagen zog. plötzlich von Krämpfen befallen. Zwei hinzugekommcnc Soldaten erbarmten sich seiner, legten ihn auf den Wagen und fuhren ihn »ach seiner Wohnung. — In Plauen wird seit dein 15. Januar ein Handarbeiter vermißt. Er ist am genannten Tage noch in der an der königl. Holzstöße befindliche» Lchankwirthschast gesehen worden. Die selbe hat er 'Abends verlassen, um nach Hause zu geben. AuS dem Umstande, daß man später feine Mütze bei der sogenannten Spiegelschlcifc aufgefunden, glaubt man schließen zu müssen, daß er an jenem 'Abend beim Passiren des dortigen Stegs in die Weißcritz gestürzt und unter die Eisdecke gerathen bez. dort hängen geblieben ist. A», 2. Januar wurdc in Wicsenburg bei Zwickau die vcrehcl. Grüncwalt, Mutter von 4 Kinder», infolge eingcath- mctcn Kohlenorvdgases in ihrer Wohnung erstickt aufgesunten. Ai» 15. sind in Wurgwitz bei Dresden das T..sehe Wohn haus sowie das Pahlitzffchc Seitengebäude nebst Scheune durch Feuer zerstört worden. — Vorgestern früh gegen 4 Ubr bemerkte eine die Victoria- skraßc passircnkc Frau aus einem dortigen Laden »Rauch hcrvor- dringkn. Schnell wurden die Bewohner des Hauscö geweckt und iand 'ich beim Dcffnen des von einem Tapezierer benutz ten Gewölbes, daß i» dcmsclbcn eine Partie Vcinwand, Plüsch u. s. w. aut noch unerwartete Weise in Brand gerathen war. Glücklicherweise konnte das Feuer sehr bald gelöscht werden, indes; soll der dem Besitzer erwachsene Schaden immerhin nicht unbedeutend sein. — Dciicntli ch e G crichtSsitzu n g am 25. Januar. Ein gefährliches Snbiect, Anna Marie Schwarze von hier, Näherin, 40 Jabrc alt, steht beute vor Gerietst, um auf ihr Ltrasconto eine verdiente, noch rückständige Strafe wegen Be trugs cintragcn zu lassen, welche sie verbüßen muß, nachdem sic am 14. Juni 187'.» auö de», Zucksthausc zu Brandenburg entlassen sein wird. Von 1><,:i bis 1X-8 ist die Angeklagte schon über U» Jabrc ihrer Freiheit wegen verübten mehrmaligen Diebstahls, wegen Betrugs, Unterschlagung, Beleidigung und Beilegung eines falschen Namens, beraubt gewesen. Im «vm- mcr I R',8 kam sic »ach in Preußen verbüßter fünfjähriger Zucht hausstrafe i» ihre Heimath Dresden, beging während ihres un gefähr vicrmonatlscheu 'Aufenthalts mehrfache Betrügereien Anklagen liegen heute vor», verließ dann heimlich die Stadt, legte fick, wieder einen falschen 'Rainen bei, ging nach Leipzig und Berlin, in welch' letzterer Stadt sic lR'M abermals wegen schweren Diebstahls und versuchten Raubes zu IO Jahren Zuchthaus verurtbeilt ward. Während ihres hiesigen Aufent halts kam die Schwarz im Monat Juni oder Juli mehrmals in daS Wäschegeschäft des Fräulein Rietz «Maricnstraßc) und bat um Näharbeit. Ihrer Redekunst und ihrer aus den vor- aclegtcn Proben ersichtlichen Nähgesck'icklleistest gelang cö, die Bedenken seiten der Gcschästoinhabcrin zu verscheuchen und ihr endlich 'Arbeit zu gebe». Die Schwarz bekam ein Dutzend zu- geschnittenc seine Frauciihcnidcn und kurz darauf, da sie ver gab, sic habe Nähgchilsinnc», noch ein halbes Dutzend dcsgl. Einige Zeit nachher kam sie mit den Worten: „Es ist Alicö fertig, nur die Spitzen fehlen noch!" und ließ sich die dazu ge hörigen 55 Elle» Spitzen geben; darauf, am Tage ihrer heim lichen Abreise, kam sic noch einmal und lieb von der Arbeit geberin 4 Tblr. zum Ankauf einer Nähmaschine. Die Betrü gerin batte bei diesem Besuche die Frechheit, der Gcschästsdame, welche höchst ungehalten war, daß noch immer keine Ablieferung der Arbeit erfolgte und daher mit der Polizei drohte, daraus zu erwiedern: „Sic glauben wolst, ich sei eine Betrügerin und eine Lügnerin? Sic werden die sämmtlichen Hemden fertig bekommen; aber ich bitte Sic tnun lenkte die Falsche ein und hat tcmüthig und wcbmütl'ig», geben Sic mir lccute nur noch eine Vorausbezahlung von in Tbalcrn; es bietet sich eine zu gün stige Gelegenheit dar, eine Nähmaschine billig anzukaufcn, mor gen ist cs damit zu spät." Zeugin Fräulein Rietz hätte sich den Vorwurf der Hartherzigkeit gemacht, wen» sic diesen instän digc» Bitte» ganz widerstanden hätte, sie händigte, wenn auch nickst IO, doch die oben erwähnte» 4 Thlr. aus. 'Roch an dem selben Tage verschwand die Angeklagte auS der Stadt und mit ihr ist die Leinwand verschwunden, so daß derGcsannntschadcn der Verletzten sich auf 42 Thlr. beläuft. Die Angeklagte gicbt an. sic habe die Leinwand wegen Mittellosigkeit verpfändet ge habt und da Fräulein Rietz gedroht, habe sic aus Furcht vor der Strafe die Stadt verlassen. - Fast zu gleicher Zeit schä digte die Angeklagte auf ganz gleiche Weise die GcschästS- Jiihabcrin Frau vcrwittw. Fritzschc hier. Dao Probchemd war prächtig genäht. Allein auch diese Dame hat von dem der Schwarze übergebenen l Dutzend zugeschnittcneii Herrenhemden und dem I Sutzend zugeschnitlcncn Kindcrhcmtcn nebst eincm Probchemd lau Gc'ammtwcrth gegen:!0 Thlr.», sowie von dem vorschußweise zu Zwirn gegebenen 1 Thlr. nickstS weiter zurück- bekominen, als die kleineren Tbeile zu den Herrenhemden tan Wcrtb Tl'lr.», welche zwei Nähniätchc», die in Wirklichkeit für die Schwarze gearbeitet, au, der Polizei abgegeben hatten, indem ihre Arbeitgeberin verschwunden war. Die Angeklagte will auch diese Leinwand verpfändet haben. — Eine dritte Wcißwaarcngcfchästs Inhaberin, Zeugin F-räulci» Scholle hier, für welche die Angeklagte einige Wochen gearbeitet bat, ist von der Letzteren um :,:! Ellen weiße Leinwand-, angeblich zu einem halben Dlwciid bestellter Herrenhemden (an Werth ca. 12 Thlr.) und um :r Stück zuacsck'ntttcnc Herrenhemden (Werth 4 Thlr.) hetrogcn worden. Die Angeklagte gesteht zu, auch diese Lein wand verpfändet zn haben; was auS dem halben Dutzend Herrenhemden geworden sei, das wisse sie nicht; soviel str sich
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