Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192612055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-12
- Tag1926-12-05
- Monat1926-12
- Jahr1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.12.1926
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer 276- 25. Jahrgang Kmal wöch. Bezugspreis für Dezbr. 3,00 einschl^ Lellcllgelo Anzeigenpreise: Die lgesp. Pelitzeile »Ü^.< Stellengesuche 2ü L. Die Pelitreklamezeile, 98 Milli- meler breit, 1 Oklertengebühren für Selbstabholer. 20 L, bei Uebersenöung ourch die Post außervem^ Portozuschlag, Einzel-Nr. IS Sonntags-Nr. l5 Dcjchäsll. Teil: Frteürich Nieser in Dressen. SiiMMe Sonntag, 5. Dezember 192 ii Im Falle liöherer Gewalt erlischt jede BerpsllcAung aus Lieferung sowie Erfüllung o Anzetgenausträaen u. Leistung v Schadenersatz. Für undeutl u, d, Fermt ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir Heine Ver-j antwortung. Unverlangt eingesandte u. m Nückporlej nicht versehene Manuskripte werk, nicht aulbeivahrt,! Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag» Hauptjchristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresdenj voWettung pelrrvsren tlüte -lltilren O frieOrick ivreslten ?Utnitrer 8t r. 4d 9ut 2747» (S.ichnjtSstclle, Truck und Verla«! Saronm- Bnchdruckerei wmbH-, Dresden A, l. Pnlierslrntze 17» Fernrus 91012. Postscheckkonto Dresden 14797. Bankkonto: Dresdner Ban», Dresden. ^ Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeltung Dresden-Altstadt 1, Poitelstraste l k. Fernrus s/kil und rl0>2. Xsrrsnmoeisn vsmenkoLtüms UsrI 5ckü1re Ink. Ut. r^uirnen Sclineickei-melstei- vreskten - tt.» Scklollstrake 17, I. Livreen Polnische Geographie Frankreichs Politische Konsequenzen? Nach -er Annahme -es Gesetzes gegen Schmutz un- Schund — Sozial-emvkralte und Regierung — Einspruch Preutzens im Reichsrat? Paris, Anfang Dezember 1926. Es herrscht eine sehr gemischte Regierung in Frank reich. Gemischt aus links und rechts, Leute ans dem Sü den, ans Lothringen und eingeborene Pariser. Aber sonst, wenn ausschließlich eine Partei oder eine Partei gruppe die Führung in Händen hat. so kann man dem eigenartigen Schauspiel beiwahnen, das; fast sämtliche Minister aus denselben Provinzen stammen. So war die National-Black-Negiernng fast ausschließlich nordsran- zosisch und nach dem Umschwung 1924. zur Zeit der ersten Herriot-Negierung, waren alle, aber auch alle von jen seits der Loire, sprachen einen wunderbaren halbspani schen, halbitalienischen Akzent, über den sich der Pariser so gerne lustig macht. Und in der Tat hat auch jede Provinz ihren eigenen politischen Anstrich, und der ausgesprochenste Gegensatz besteht natürlich zwischen dem Norden und dem Süden. Wie schon angedeutet, ist der Norden sehr konserva tiv, aber nicht etwa monarchistisch, sondern republi kanisch. Am bezeichnendsten hierfür ist die Normandie. Dieser schwere nordländische Bauer kann sich für südlän dische, demokratische Rhetorik kaum begeistern. Schwer bleibt er sachlich gemäßigt, nur an sich selbst und seine Güier denkend, egoistisch, Kanin religiös, etwas abergläu bisch, nicht mehr antiklerikal, seit ihm die Kirche seine Güter nicht mehr streitig macht. Viel tiefer religiös ist die sanfte Bretagne, auch leich- ler; sehr katholisch aber in einem gewissen Sinne sehr demokratisch. Daher stammt mich die junge demobra- »>>>! «i! i« N li ,>»i»»i»>! > > i Mil«!»» U,«« Das fünfte Tausend oes Sl. Benno-Kalenders kommt seit gestern ZNIN Versand Preis -es Einzplexemplars nur 1,59 Mk. tische Partei, die im Parlament ans Bretonen, Elsässern und Deutsch-Lothringern besteht. Fn diesem Geiste wird der „Ouest-Eclair", vielleicht das beste katholische Pro vinzblatt Frankreichs in Rennes, von einem Priester ge leitet. Wohltuend ist hier für jeden die Atmosphäre, so fern von jeder Bergnickung der christlichen Religion und eines Kulturnationalismns. Dieser ist gerade in Lothrin gen zu Hanse im Lande Barres, Louis Berirands, des neuesten Akademikers. Stramme Leute, übrigens, harte Gienzländer, Soldaten wie General Mangln, der es ver- siichie. in der Rheinprovin; die Kulturgrenw Frankreicbs nach Osten zu verlegen, der Marschall Lpautep. der die Durchdringung Marokkos vollbrachte, garte Advakaten- büpse, wie Poincare, und heute im Ministerium Marin, Tardieu. Ein eigenartiger Fleck in diesem Bilde ist die Bendee. immer fanatisch, sich ganz drangebend, hier sitzen die heißesten Monarchisten und die verbissendslen Repu blikaner, antiklerikal, patriotisch: Es ist das Land Clc- iiienceaus. Die anderen Provinzen des Nordens. Flandern, die Ehampagne, dann das mittlere Frankreich, sind fast alle gemäßigt bürgerlich, nur hier und da unterbrochen von ewigen Fleckchen der Radikalen. Nur Lille, die Hasen städte, St. Etienne bilden eine Ausnahme, und dann Paris. Hier in den Indnstriegegeuden tritt das mar xistische Element zutage. Denn während gerade im Sü den der Sozialismus nur als eine fortgeschrittene Form der Demokratie aufgeiaßt wird und auch größtenteils mehr eine kleinbürgerliche Sache ist, bestimmt im Norden das reine Arbeiter-Element den Charakter des Sozia lismus. Hier in Paris, oder vielmehr in den Vororten von Paris, herrscht der Kommunismus fast unumschränkt, in de» andereil Arbeitszentren bilden sie den extremistischen Berlin, I. Dezember. Das Gesetz zu», Schutze der Fuge d vor Schund und Schmutz ist gestern vom Reichstage mit 25» gegen 158 Stimmen n »ge il o m m e n worden. Kege» das Gesetz stimmte» mir die Sozial demokraten, Kommunist»,i nno die Mehrheit der Demokrat»». — Das Schicksal des Gesetzes ist »i!t der Abstimmung »ach nicht entschiede». Ta gegenüber der ursprüngliche» Fassung wesent liche Be>.ä»der»»ge» vvrgenaimne» worden sind, geht das Gesetz an den Reichsrat zurück!. Es mutz abgewartel werden, ob die preutzischc Regierung ihre Absicht, im Reichsrat Einspruch gegen das Gesetz zu erheben, verwirlrlichen wird. Da die von der preu- tzischcn Regierung vorgebrachtcn Bedenken durch die neue Fassung des Gesetzes nicht ats völlig beseitigt gelten, mutz mit der Möglichkeit des prcutzische,, Einspruches gerechnet werden. Ob im Reichsrat sür diesen Einspruch eine Mehrheit zu sind?» wäre, kann nach nicht abgesehen werden. Käme allerdings eine solche Mehrheit zustande, dann wäre das Gesetz damit so gut wie erledigt, denn der Reichstag Kann ein Gesetz entgegen den. Ein» spnich» des Reichsrales nur zur Durchführung bringe», wen» er es mit Zweidrittelmehrheit beschlietzt. Eine Zweidrittelmehrheit ist aber in, Reichstag für das Gesetz nicht vorhanden. Es würde jedcnsnlls den weiteren (äang der Dinge weiter sehr verein fachen, wen» die prentzische Regierung ans Grund der Perbesse rungen, die an dein Gesetz vorgenomnien worden sind, van vorn herein ans einen Einspruch verzichten würde. Bei der dritten Lesung, die gestern der Schlutzobsümmnng voronging. wurden nochmals heftige Angrisse von seiten der Linken gegen das Gesetz gerichtet. Der Sozialdemokrat Dr. Breilicheid be'eichnete es als etwas Ungewöhnliches, datz der Minister Tr. Külz, ein Mitglied der Demokratischen Partei, ein von dieser Pentes abgelehntes Gesetz durchbringt, gestützt ans die Parteien von Rechts, die zu ihm und seiner Regierung in schors- ster Opposition gestanden haben. Durch diese Borgäng» sei d!e Borkige zu einer eminent parteipolitischen Angelegenheit gewor den Ein Teil dar Regierungsmüg'ieder babe de» Anschlntz nach rechts gekocht und qcsnndcn unter der Aegide eines demokra tischen Innenministers. Das würde natürlich seine pol!ti- s ch e ii K o n s e g n e n z e n habe», Tie Vorlage sei das Produkt ganz le'chtfertiger Gesetzesniaeherei, Wen» man, wie Minister Kül'. ne:» Stand mnkt des Ronno: men'eben anvek.'. dann könne inan Wilhelm Poschs „Max und Moritz", Schillers „Räuber" ja sogar das Alle Testament verbieten, Das Gesetz müsse die Wir kung habe», das geistige Seha'smi zu lähmen und die Intellek tuellen dem Staate zu entfremden, Frau Akg, Gertrud Bäu me r sDem.j, verteidigte dos Ge setz, Die Haupt-,..irkung des Gesetzes soll cs nicht sein, datz eü>- -cbie Bücher verboten würden, sondern datz hie Massen' crste!Iung von Sch indliterat-ir von vornberein unterbleibe. Die Geiohr der Ausnutzung des Gesekes in kulturkäinpserischem Sinne bestehe natürl ch, Es handle sich aber darum, de» Beweis zu erbringen, klassenkäinpferiscl'en Flügel der sozialistische» Partei. Und ständig bestebl in dieser Bortes eine Snaminng 'wi schen dem eigentlich vroletarische» Eleineuien des Nor dens und den mehr ideologischen, kleinbürgerlichen So zialismus des Südens. Doch die Partei, die hauptsächlich de» Süden be herrscht, ist die radikalsanale, die Bartei Hernals. Ihre ganze egalitäre, demokratisch-republikanische Geisteshal- tung trifft dort auf ante Stü-'e bei dem ausgesprochene» Kleinbauer, und besonders die Weingegenden, die in Kieinbesitz geteilt sind, bilden dazu den geeignetsten Bo den. Nur Bordeanr, die Gegend mit Weinbau größeren Stils, bildet eine Ausnahme, und auch vielleicht einige protestantische balvinistische Städte, die mehr großbürger lich sind und ans denen der bcntige Präsident Donmergne stammt. Die Radikalen besitzen auch das beste Provinz- orgcm Frankreichs, die Depechc de Toulouse, eines der sehr wenigen Blätter, die, was geistige Höhe betrifft, einen Vergleich mit der Presse der Hauptstadt vertragen kann. Hierher kommen Herriot, Sarrant, dann Moro- Giafferi. Ideologen übrigens, Logiker, gute Redner, diese Leute ans dem Midi. Hier blüht auch der Sozialismus, eben eine abgeschlossene logische Ideologie, sür die sich datz die Demokratie sählg ist, Organe zu schassen, tite solcher Ge fahr nicht unterliege». Die E i » z e Ib e ra t u »g wurde ziemlich rasch erledigt. Der H t wurde in der ursprüngliche» Fassung mit 849 gegen 158 Stimmen aiigeuommen. Zu dem Paragraphen 8 und ck. die in der zweite» Lesung abgelehnt worden waren, lag ein von som:- lichen bürgerliche» Parteien Unterzeichneter Antrag vor, nach dein die Prüfstellen vom Reichsministcr des Inneren im Einver- nehmen mit den Landesregierungen nach Bedarf errichte! weiDen sollen. Zur Entscheidung über Einsprüche und Beschwerden soll eine Oberprnsstelle in Leipzig gebildet werden. Jede Pnnslelle soll sich zusammcnsehcn ans einem beamtelen Vorsitzenden und acht Sachverständigen ans den Kreisen der Kunst und Literenur, des Buch- und Kuuslhandeis, der Iugendwohlsohrt und der Jugendorganisation, der Lehrerschaft und der Volksbüdnngs- organisationen. Nur bei Uebereinstimmung von mindestens sechs Mitglieder» Vars eine Schickst aus die Liste gesetzt werden. Den Oberpi ükstellei, gehören autzer dem Borsitzeuden und den Sach verständigen sechs vom Reichsrat gewählte Beisitzer an. Ein Appell an die Oberprnsstelle ist nur aus Beranlassung des Reiches oder eines Landes möglich. In dieser Fassung wurden die Paragraphen mit 237 gegen l lli Stimme» angenommen, die De mokraten enthielten sich der Stimme. Ein Antrag der Senat- denwkraten, nach dem »nr eine Reichsprnsstelle eingerichtet werden sollte, wnrde abgelehnl. — Die Paragraphen l bis 7 wurden ln der ursprünglichen Fassung entsprechend dem Vesehlntz der zwickten Lesung angenommen. Bor der Schlntzabsliwinnng gab dann der Sozialdemokrat Dr. David eine soemulierte Erklärung seiner Fraktion ab. Diese Erklärung besagt: Ter Reichstag will e<n Gesetz verab schiede», das sür das literarische und künsllcrisck)« Schossen grotze Gesahren heransüeschwört, und daher de» leidenschaftlichen Pro test des geistigen Denlschtnnd wachgerusen hat. Es heitzt nur eine Rebencrscheinung tressen. wenn mein mit großem gesetz geberischen Ausweind einer gewissenlos an die Jugend heran getragenen Schnndüleralnr enlgegenlritt. Leider sind keine S'eherheilen gegeben, das; ei» solches Gesetz wirklich nur gegen Schmutz und Schund und nicht gegen das lrele künstlerische Schossen angewandt wird. Der Künstler, der Dichter, mutz Dinge gestatten dnrsen. vor denen der Dnrehsehnittsniensch von heule noch versiondnwlos piriiekschreekl Das Gesetz in seiner setzigen Form ist e»e händige Bedrohung von Literatur und Knust Be- der Einrichtung der Prüsslellen ist der Geist elender Klein, staaterei matzaebend gewesen. Die Schlntzabstiminnng wnrde zunächst noch ausgeselz:, weil der Kompromitzanlrag zu den Paragraphen 2 und 3 noch nicht gedruckt Vortag, Inzwischen wurde der Gesetzentwurf über die Erivcrbs'vseiNürsorge beraten. Reichslnbeitsminister Dr. Brauns begründete die Bor- löge. Das Gesetz solle klarslellen, datz Bezüge aus der Wockien- sülsorge nicht aus die Erwerbstoseusüisorge angerechnet werden ein Eüdlänöcr begeistern Hann, wenn er auch nicht eben znin Proletariat gehört und den eiaentlichen Charakter des Sozialismus, der im industrialisierten Norden ge- scbasfe» n»d vorbereitet wurde, nickt ersaßt. Das ekla tanteste Beispiel bleibt Ianres selbst, ans dem Süden, Universitätsprofessvr, bäuerliche» Ursprungs. Sozialis mus als bleinbüraerliche Angelegenheit, als natürliche Fortsetzung der radikal-demokratischen Doktrin. Ans dein ideologischen Süden stammt auch der Neo- Nopalisiiius. der nicht etwa konservativ Ist, sonder» sich revolniionär und rechtsradikal gebärdet, geboren ans dein logischen Kavse des Römers Maurras In all dem hat ja Paris eine Sonderstellung AU eingesessene Pariser über drei Generationen gibt es ja kaum. So bildet sich keine strenge politische Tradition, Aber es spiegelt vielleicht besser als die traditionelle schwerere Provinz die neuesten geistigen Strömungen wider. Die Umgebung ist kommunistisch, außer einigen Mittelstands-Barvrtcn. Das Innere schickt killerdstws auch den Soziaiistenfnhrer Blum in die Kammer, ab i deniwch vor allem die nationaiislisch-republikanisc. i lllmbte: Francois Poncet. Millerand. ^ ^ Friedrich Veith. 7
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite