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Wilsdruffer Tageblatt : 13.05.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193605137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19360513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19360513
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1936
- Monat1936-05
- Tag1936-05-13
- Monat1936-05
- Jahr1936
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.05.1936
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KW Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» „WUSdrusser Tageblatt" erscheint werttags nachm. 4Uhr. Dezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bet Postbestcllung 1,80 RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer Ili Rps. Alle Postanslalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- ftellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk WllsVlUfs U. UMgegeNd sonstiger B-trtebsstörun- gen besteht lein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolg« nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Ar 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rplg. — Vorgeschrie bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahm« bis vormittags 10 Uhr .. Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermit- Fernfprechert Äknt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. '" — ' - — - — Bei Konkurs nah Zwangsvergleich erlischt leder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 111 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264N Mittwoch, den 13. Mai 1936 Das größere Italien. Was bedeutet die Annexion Abessiniens für Italien? Am 9. Mai hat Rom und mit ihm Italien seine große historische Stunde erlebt. Mussolini hat vom Balkon des Palazzo Venezia König Viktor Emanuel II. zum Kaiser von Abessinien ausgerufen und bekanntgegeben, daß Abessinien annektiert worden sei. „Italien hat endlich sein Imperium", das war der Höhepunkt der Proklama tion, die immer wieder die Hunderttausende von Ita lienern, die vor dem Palazzo oder überall innerhalb und außerhalb der Grenzen diese Stunde am Rundfunk mil erlebten, zu tosender Begeisterung Hinriß. Das römische Imperium ist also wieder eine Tatsache geworden, nach dem es im Strudel der Völkerwanderung untergegangen war. Aber das alte Imperium Roms bildete den Ab schluß einer Entwicklung von Jahrhunderten, es war das Ende des Kampfes des Stadtstaates Nom, der langsam in wechselvollem Schicksal seine Macht immer weiter aus- dehnte, der sich durch keinen Rückschlag abschrecken ließ, der vielmehr durch jeden Mißerfolg neue und bessere Kräfte bekam. Nun setzt Mussolini an den Anfang einer für Italien neuen Zeit wieder das Wort vom römischen Imperium. Und wirklich, es sind imponierende Zahlen, mit denen dies Imperium aufwarten kann, hat es doch, einschließ lich des Heimatlandes, eine Gesamtfläche von über 3 860 000 Quadratkilometer und eine Einwohnerzahl von fast 57 Millionen. Jedenfalls ist der heutige ostafrikanische Kolonialbesitz fast sechsmal so groß wie Italien selbst, es gehört somit zu den Kolonialgroßmächten und kann sich neben England und Frankreich, seine beiden großen Konkurrenten, stellen. Es ist ein gewaltiger Land komplex, der, nur durch ÄgypteMund den Sudan ge trennt, vom Mittelmeer bis zum Indischen Ozean reicht, Libyen und Tripolis umfaßt, Eritrea und Somaliland und jetzt auch Abessinien. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie läßt Ver gleiche zu; so erinnert die Proklamation des Königs von Italien zum Kaiser von Abessinien lebhaft an die Über nahme der Kaiserinwürde von Indien durch die Königin Viktoria von England. Aber bei näherer Betrachtung sind doch lediglich einige Äßerlichkeiten beider Vorgänge einander ähnlich. Denn als der englische Premierminister Disraeli damals seiner Herrscherin diesen Titel über reichte, bedeutete es den Abschluß einer langen kriegeri schen Entwicklung. Der Welt sollte dadurch zur Kenntnis gebracht werden, daß die englische Herrschaft in Indien endgültig als so gefestigt anzusehen sei, daß man mit dem Riesenlande als einem Stück des gaüzen Britischen Welt reiches rechnen könne. Und Abessinien? Mussolini will mit dieser Prokla mation unbedingt das gleiche erreichen. Er will damit eins unabänderliche Tatsache schaffen, die auch die anderen respektieren sollen. Damit nimmt sich Italien das, was ihm nach seiner Auffassung auf Grund der Versprechun gen der Entente beim Eintritt in den Weltkrieg zukam, was ihm aber die Gegenseite bei Abschluß des Weltkrieges nicht gegeben hat. Englands afrikanischer Besitz vermehrte sich nach dem Kriege um 2 Millionen Quadratkilometer mit sechs Millionen Einwohnern, der Frankreichs um eine Dreiviertelmillion Quadratkilometer mit 2'/- Millionen Einwohnern. Damals hat sich Italien mit einem sehr be scheidenen Zuwachs an Land und kaum lOOOOO Ein wohnern begnügen müssen. Außerdem hatten England und Frankreich auch in anderen Erdteilen nicht unerheb lichen Zuwachs, an dem man Italien aber überhaupt nicht beteiligte. <Ä> sieht heute jeder in Italien die Annexion Abessiniens als eine selbstverständliche Maßnahme an, als eine zwangsläufige Berechtigung, um dem übervölkerten Land Luft und Raum zu schaffen. Bevor man sich mit A b e s s i n i e n selbst als Wirt schaftsfaktor beschäftigt, muß man einen Blick auf die dem Lande bis zum Meer vorgelagerten Küstenstriche werfen, auf die italienischen Kolonialländer Eritrea am Roten Meer und Somaliland am Indischen Ozean. Sie sind Wüstenkolonien, ohne fruchtbaren Boden und ohne ein Klima, in dem der Europäer leben kann. So ist es kein Wunder, daß der Italiener nur ungern in diese Striche auswanderte, daß sich die Zahl der seßhaft Ge wordenen nur sehr langsam vermehrte. Nun sind durch die Annexion des äthiopischen Kaiserreiches diese beiden Küstenkolonien ein einheitliches riesiges Gebiet geworden, das durch das abessinische Mittelstück außerordentlich wert voll ist, bietet doch Abessinien eigentlich alles, was dem bisherigen italienischen Kolonialbesitz fehlte. Da ist zunächst der Badendes Landes, der dank seiner Güte zwei Ernten im Jahr gibt. Außer den üblichen Bodensrüchten wächst aber dort Baumwolle, Kaffee, Rohrzucker, alles hochwertige Ausfuhrartikel. Allerdings muß man die Einschränkung machen, daß, ehe man in den fruchtbaren Teil des Landes kommt, wüsten artige wasserarme Landstriche vorgelagert sind, die Pro vinzen Danakil im Norden und Ogaden im Süden, Namen, die bei den kriegerischen Ereignissen der letzten: Zeit häufig genannt wurden. Weiter gibt es gewal" Appell zu VeWSigW und Riede». Französische Frontkämpfer an die deutschen Kameraden Der Generalsekretär des Spitzenverbandes der fran zösischen Frontkämpfervereinigungen, der ConfSdöration nationale des anciens combattants, der nationalen Ver einigung der alten Kämpfer, Rivollet, empfing Ver- rreier oer deutschen und französischen Presse und über reichte ihnen eine Botschaft, in der es u. a. heißt: Deutsche Kameraden! Die französischen Frontkämpfer wenden sich an euch. Die gegenwärtigen Tage und die Tage, die kommen werden, können entscheidend sein für die Zukunft Europas und für die Zukunft unserer beiden Länder. Wir haben 52 Monate hindurch hart und ohne Falsch gegeneinander gefochten. Sehen wir uns gerade in die Augen und sprechen wir offen zueinander! Wir sind Gegner des Krieges, weil wir Menschen sind und weil ein allgemeiner Weltenbrand den Untergang der europäischen Kultur besiegeln würde, die durch Jahrhunderte währende Mühe und Arbeit ge schaffen wurde, und für die unsere beiden Länder ihr Bestes hergegeben haben. Die Regierungen unserer Länder haben Friedens- Pläne veröffentlicht. Was müssen wtr Deutsche und Fran zosen sebnlichst wünschen? Einen würdevollen und dauer haften Frieden für Deutschland, für Frankreich und für ganz Europa, einen Frieden, in dem das Recht geachtet und die Ordnung gesichert ist, einen Frieden, in dessen Schoß jede Nation die Verantwortung für die Sicherheit aller anerkennt. Wir rufen euch deutschen Kameraden zu. daß die Stunde der aufrichtigen Versöhnung endlich schlagen muß, daß nufere Interessen und unsere Pflichten es erfordern, gemeinschaftlich auf ihr Nahen zu drängen durch eine gleiche und wechselseitige Anstrengung im Geiste des Einvernehmens, das es uns ermöglicht, uns gegen seitig zu verstehen und kennenzulernen. Wir müssen in unseren Nationen den guten Willen Wecken, von dem die freimütige Gegenüberstellung der beiderseitigen Wünsche und Belange beseelt sein muß. So wird das gute Einvernehmen geschaffen werden, das unsere Zukunft sichern wird. Wir französischen Frontsoldaten sind bereit zu diesem Werk, das unsere Länder versöhnen und Europa befrieden soll, und aus diesem Grunde bieten wir euch die Hand und richten an euch diesen feierlichen Aufruf. In einer kurzen Erläuterung, die Generalsekretär Rivollet den anwesenden Pressevertretern gab, wies er darauf hin, daß a l l e in der Spitzenorganisation der fran zösischen Frontkämpferverbände zusammengeschlossenen Gruppen den Aufruf an die deutschen Kameraden ein stimmig beschlossen hätten. Er gebrauche bewußt den Aus druck Kameraden. Denn seit dem Ende des Krieges hätten stets höfliche Beziehungen zwischen den französischen und den deutschen Frontkämpfern bestanden. Die fran zösische Regierung kenne den Wortlaut des Auf rufes und billige ihn. Bedauerlicherweise habe die Re- - gierung es allerdings abgelehnt, die Verbreitung dieses ' Aufrufes durch Rundfunk zu gestatten. Jie WMe AwdnW mW Gens Die Sanktionen gehen vorläufig weiter. Am Dienstagnachmittag teilte der Vertreter Italiens beim Völkerbund, BaronAloisi, dem Generalsekretär Avenol mit, daß die italienische Abordnung von Musso lini die Anweisung erhalten habe, sofort von Genf abzu reisen. Er könne also an den Arbeiten des Rates nicht mehr teilnehmcn. Dieser Schritt Italiens hat in Völkerbundskreisen Überraschung ausgelöst. Man weiß noch nicht recht, ob Italien damit denAustritt aus dem Völkerbund ein- leiten will, oder ob darin nur eine Unterstreichung des Protestes gegen die Anwesenheit eines abessinischen Ver treters zu erblicken sc' Die Haltung Italiens wird in einem Artikel der Turiner „Gazetta del Popolo" festgelegt. Das Blatt stellt fest, daß die Gründung des Imperiums eine unwiderruf lich vollzogene Tatsache sei. Man möge in Gens oder anderswo sagen oder tun, was man wc^ Unmittelbar nach der Ausrufung des Königs von Italien zum Kaiser von Abessinien habe der Duce die Vertreter der Nichtsanktionsstaaten empfangen. Italien habe in seinen Beziehungen zu den verschiedenen Ländern damit zum ersten Male eine Unterscheidung auf Grund der Sühnemaßnahmen vorgenommen. Es habe die wirt schaftlichen Beziehungen zu den Sanktionsstaaten abge brochen und neben den wirtschaftlichen auch die politischen tige Viehherden, der Landeseinwohner eigentlicher Wohlstand, deren Häute einen erheblichen Anteil an der Ausfuhr bilden. Das sind die bekannten wirtschaftlichen Grundlagen, die zwar an sich günstig sind, die aber doch nicht überall im Lande dem Europäer ein erfolgreiches Siedeln ver sprechen. Unbekannt ist noch der Mineralreichtum Abessiniens. Zwar hat man Anhaltspunkte, daß Ol vor kommt, doch ist praktisch noch nichts gewonnen. Etwas wurde an Gold, Platin und Kali geschürft, wenn auch in bescheidenen Grenzen, das gleiche gilt von Kohlenvor kommen. Aber diese Bodenschätze waren nur schwer zu gewinnen, es fehlte bisher an Transportmöglichkeit, an gelernten Arbeitern und vor allem an Geld. Abessinien bietet zwar viel Raum, aber der Italiener wird durch das Klima nicht überall die Möglichkeit haben, sich niederzulassen. Vor allem werden riesige Mittel nötig sein, um dort mit Erfolg festen Fuß zu fassen. Beziehungen zu den Nichtsanktionsstaaten ausgebaut. Die endgültige Haltung Italiens werde auf Grund der An erkennung der vollendeten Tatsache in Abessinien ent schieden werden. Oie übliche Vertagung. Gemeinsame Sitzung der Restlocarnomächtc. Den Dienstagvor Mg füllten die Vertreter der Weft- mächte damit aus, um cme Vertagungsformel zu finden, die sie dem Völkerbundsrat vorlegten. Es wurde auch eine Einigung erzielt, der die Neutralen zustimmten. So wird also die Abessinien frage erst auf dernächstenRatstagung behandelt werden. Dabei hofft man natürlich, daß bis dahin ein gutes Geschick die Lösung leichter gemacht hat. * Sanktionen gehen vorläufig weiter. Wiederzusammentritt des Völkerbundsrats am 15. Juni. Dann Beschlußfassung über die Abessiniensrage. Der Völkerbundsrat hat Dienstag nachmittag in öffentlicher Sitzung — in Abwesenheit der italienischen Delegierten — folgende Entschließung angenommen: „Der Rat, der berufen ist, den italienisch-abessinischen Konflikt zu untersuchen, erinnert an die Feststellungen und Entscheidungen, die in dieser Sache seit dem 3. Ok tober 1935 getroffen worden sind. Er ist der Ansicht, daß eine Frist notwendig sei, um seinen Mitgliedern die Prü fung der Lage zu ermöglichen, die durch die schwerwiegen den neuen Schritte der italienischen Regierung entstanden ist. Der Rat beschließt, am 15. Juni seine Beratungen über die Angelegenheit wiederauszunehmen und erachtet, daß es nicht angebracht sei, die Maßnahmen ab- zuändern, die durch die Völkerbundsmitglieder gemeinsam getroffen worden sind." Der Vertreter Chiles hat an den General sekretär des Völkerbundes folgende Mitteilung gerichtet: „Meine Regierung ist der Ansicht, daß es auf Grund der letzten Ereignisse, die den Krieg zwischen Italien und Abessinien beendet haben, angebracht sei, die wirtschaft lichen, finanziellen und anderen Maßnahmen, die in diesem, Konflikt ergriffen worden sind, aufzu heben. Ich bitte Sie, den zuständigen Organen diese Initiative meiner Regierung zur Kenntnis zu brinaen. damit das Erforderliche veranlaßt werde."
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